Amboßprothese und Verfahren zu ihrer Herstellung ===========================
Die Erfindung betrifft eine im Mittelohrbereich zwischen Steigbügel und Hammergriff bzw. zwischen Steigbügel und Hammergriff und Trommelfell implantierbare Amboßprothese.
Aufgrund pathologischer Veränderungen bzw. chirurgischer Eingriffe im Mittelohrbereich kann es erforderlich werden, zur Rekonstruktion der akustomechanisehen Funktion der Gehörknöchelchen-Kette, zu der der Hammer (malleus), der Amboß (ineus) und der Steigbügel (stapes) gehören, mindestens ein Gehörknöchelchen durch ein Implantat zu ersetzen.
Die vorliegende Anmeldung betrifft speziell eine Prothese für den teilweisen oder ganz entfernten Amboß, welche in der Paukenhöhle zwischen Hammer und Steigbügel implantiert werden kann.
Dabei besteht die Aufgabe darin, eine solche Prothese vorzusehen, die trotz des anatomisch bedingten geringen Abstandes zwischen dem Hammergriff und dem processus cochleariformis bzw. der Sehne des musculus tensor tympani eine den jeweiligen örtlichen anatomischen Raumverhältnissen optimal anpaßbare Raumform aufweist, daß sie dauerhaft in situ positionierbar ist und daß sie die Schwingungen innerhalb der Gehörknöchelchen-Kette als künstliches Zwischenglied zwischen Trommelfell und Steigbügel reizlos weiterleitet. Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe zu gründe, bei der vorgeschlagenen Amboßprothese diejenigen Oberflächenteilbereiche, die nicht für den eigentlichen Verbund mit dem Knochen (Verwachsungszone: Implantat/knöchernes Hartgewebe) vorgesehen sind, derart auszubilden, daß sie biochemisch vollkommen resistent und bioinaktiv sind. Darüber hinaus besteht die Aufgabe darin, ein Verfahren zur nachträglichen Bioinaktivierung von ausgewählten Teilbereichen an sich bioaktiver Prothesen bzw. Prothesenteile anzugeben.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Amboßprothese eine sich verjüngende, geschlossene geometrische Raumform aufweist, bestehend aus zwei als Basis- und Deckfläche ausgebildeten Abschlußflächen und einer diese verbindende Mantelfläche, wobei zusätzlich noch die Beziehungen gelten, daß die Basisfläche größer als die Deckfläche, der größte
Durchmesser der Basisfläche kleiner als die Distanz zwischen beiden Abschlußflächen und der größte Durchmesser der Deckfläche größer als der größte Halbmesser der Basisfläche ist, und daß die Amboßprothese aus bioaktivem Material besteht. Dabei weisen beide
Abschlußflächen zweckmäßigerweise analoge geometrische Formen, wie Kreis, Ellipse, regelmäßiges Vieleck, unregelmäßiger Polygonzug, bzw. Kombinationen davon, auf. Es ist aber auch möglich, daß die geometrischen Formen beider Abschlußflachen nicht analog sind, sondern daß beispielsweise die Basisfläche einerseits eine modifizierte Kreisfläche darstellt, von der zwei Kreisabschnitte abgetrennt sind, und die Deckfläche andererseits eine vollständige Kreis- oder Ellipsenfläche darstellt.
Es ist möglich, daß beide Abschlußflächen in zueinander parallel verlaufenden Ebenen liegen und daß die Verbindungslinie der geometrischen Mittelpunkte beider Abschlußflächen auf diesen senkrecht steht.
Nach einer besonderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung besteht die Raumform aus einem Kegelstumpf, von dem längs seiner Mantelfläche zwei paraboloidförmige symmetrische Abschnitte entferntwurden derart, daß die Konturen der dabei entstandenen Schnittflächen jeweils die Form einer auf der Spur der Deckfläche aufsitzenden und sich zur Basisfläche öffnenden Parabel aufweist.
Vorteilhaftervreise beträgt der größte Durchmesser der Basisfläche 2,3 bis 3,0 mm - vorzugsweise 2,6 mm -, der größte Durchmesser der Deckfläche 1,5 bis 2,0 mm - vorzugsweise 1,7 mm - und die Distanz zwischen beiden Abschlußflächen 3,0 bis 4,8 mm - vorzugsweise
4,0 mm -. Die erfindungsgemäße Prothese kann zusätzlich - vorzugsweise im Bereich ihrer beiden Abschlußflächen - mindestens eine Ausnehmung, beispielsweise eine Mulde, eine Abschrägung, eine Rille usw. aufweisen. Nach einer bevorzugten Ausführungsform ist das bioaktive Material, aus dem die Amboßprothese besteht, eine Bioglaskeramik. Als weitere bioaktive Materialien können alternativ apatithaltige Sinterprodύkte oder andere bioaktive Verbundmaterialien verwendet werden. Auch ist es prinzipiell möglich, die vorgeschlagene
Prothese aus einem - beispielsweise bioinerten - Kernmaterial zu fertigen, das eine Beschichtung mit bioaktiven Substanzen aufweist.
Die Aufgabe wird bei einer Prothese der eingangs genannten Art weiterhin dadurch gelöst, daß sie zusätzlich in mindestens einem Oberflächen-Teilbereich unlösliches bioinertes Material enthält bzw. partiell eine Beschichtung aus unlöslichem bioinerten Material aufweist. Dabei kann die Beschichtung aus mindestens einer additiv aufgebrachten Schutzschicht mit einer
Dicke zwischen 0,25 und 10 μm oder aus mindestens einer subtraktiv erzeugten Konversionsschicht mit einer Dicke zwischen 0,25 und 5pm bestehen. Es ist auch möglich, daß die Beschichtung aus mindestens einer
prothesenkernseitig erzeugten Konversionsschicht und mindestens einer auf dieser aufliegenden, additiv aufgebrachten Schutzschicht besteht. Mit Vorteil besteht die Prothese zumindest in ihrem Mantelbereich aus unlöslichem bioinerten Material. Es ist indes auch möglich, eine beschichtete Prothese vorzusehen, bei der lediglich die Abschlußflächen - also die Basisfläche und die Deckfläche - aus bioaktivem Material bestehen.
Das bioinerte Material bzw. die bioinerte Schicht kann aus mindestens einer der folgenden Substanzen bestehen: Metalle, wie Gold, Platin, Titan, sowie Metallegierungen; Kohlenstoff in geeigneten Modifikationen, wie pyrolytischer Kohlenstoff (Graphit); KohlenstoffVerbindungen, wie Siliziumkarbid (SiC), Titankarbid (TiC), Borkarbid (B4C); Sonderkeramische Werkstoffe, wie hexagonales Bornitrid (BN), Titannitrid (TN), Siliciumnitrid (Si3N4); teilkristalline anorganische Verbundsysteme, wie Emails; anorganische Einkomponenten- (z.B. Kieselglas) oder Mehrkotπponenten-Gläser; Oxide, wie Titandioxid (TiO2), Zirkondioxid (ZrO2) und Aluminiurnoxid (Al2O3). Nach einer vorteilhaften Ausführungsform besteht das bioinerte Material bzw. die bioinerte Schicht aus einer(m) apatitfreien Residual-Bioglaskeramik bzw. -Biokeramik bzw. Bioglas, welche(s) gegebenenfalls zusätzlich eine Silan-Schicht aufweist.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Mantelfläche dieser Prothese unter gezielter Stoffzufuhr einer Oberflächen-Nachbehandlung zur Erzeugung mindestens einer additiv aufgebrachten, dauerhaft festsitzenden, in vivo als biochemische Sperrschicht wirkenden, bioinerten Schutzschicht unterworfen. Es ist aber ebenso möglich, ein Beschichtungsverfahren vorzusehen, bei dem die Mantelfläche dieser Prothese unter gezielter Stoffabfuhr bzw. Stoffaustausch einer chemischen Nachbehandlung zur Erzeugung mindestens einer subtraktiv erhaltenen, permanent festhaftenden, in vivo als biochemische Sperrschicht wirkenden, bioinerten Konversions-(Auslaugungs-)Schicht unterworfen wird. Die additive Schutzschicht kann vorzugsweise durch mindestens einen der folgenden Verfahrensschritte aufgebracht werden: Galvanisieren oder Bedampfen; Aufsputtern; Abscheiden aus organischen Lösungen oder Aufdampfen im Vakuum; Tauchen, Sprühen oder Aufstreuen mit nachfolgender thermischer Behandlung; Eintauchen in Wasserglas mit anschließendem Aufheizen auf ca. 400ºC bzw. Tauchglasieren aus ein- oder mehrkomponentigen Schmelzgemengen; Simultan-Aufdampfen oder Aufdampfen der Metalle mit nachfolgender Oxidierungsbehandlung.
Die subtraktive Schutzschicht kann gemäß der vorliegenden Erfindung erhalten werden, indem die zu beschichtende Mantelfläche mit vässrigen, sauren Lösungen oder mit wassrigen Salzlösungen mit Normalitäten zwischen 0,001 und 0,1 zwischen 5 Minuten und
3 Stunden bei Temperaturen zwischen 20 bis 100ºC behandelt wird. Dabei kann als wässrige, saure Lösung 0,1 - 0,001 normale Salzsäure (HCl) oder als wässrige Salzlösung 0,001 bis 0,25 normale Standard-AzetatPuffer-Lösung verwendet werden. Schließlich ist es möglich, die beschichteten Teile der Prothese anschließend einer thermischen Versiegelungs- und/oder Silanisierungsbehandlung zu unterwerfen.
In den Zeichnungen sind Ausführungsbeispiele der Erfindung schematisch dargestellt. Es zeigen
Fig. 1 einen Schnitt durch den MittelohrTrakt mit implantierter Prothese;
Fig. 2a und 2b zwei perspektivische Ansichten der erfindungsgemäßen Prothese; Fig. 3 die in Fig. 1 dargestellte Prothese, welche im Mantelbereich eine additive Schutzschicht aufweist;
Fig. 4 die in Fig. 1 dargestellte Prothese, welche in ihrem Mantelbereich eine subtraktive Schutzschicht aufweist;
Fig. 5 eine perspektivische Ansicht gemäß
Fig. 2b der erfindungsgemäßen Amboßprothese mit partieller additiver Beschichtung.
In Fig. 1 sind als natürliche Gehörknöchelchen der Steigbügel 9 und der Hammer 11, dessen Griff 10 am Trommelfell 13 anliegt, vorhanden. Es fehlt der Am
böß, der normalerweise einen Kontakt zwischen dem Hammerkopf 12 und der Bügelpartie des Steigbügels 9 herstellt. Die erfinduhgsgemäße Amboßprothese 4 überbrückt die defekte Verbindung zwischen dem Steigbügel 9 und dem Hammer 11, genauer: dem Hammergriff 10.
Wegen der individuellen anatomischen Situation am Implantationsort ist es erforderlich, die Prothese 4 - insbesondere im Bereich ihrer beiden Abschlußflächen 1 bzw. 2 - mit nachträglich anzubringenden Ausnehmungen, beispielsweise mit einer Mulde 14, einer Abschrägung, einer Rille 15 usw. zu versehen.
Es ist natürlich auch möglich, mindestens eine Ausnehmung, beispielsweise eine schwach konturierte Rille, von vorne herein an der Amboßprothese vorzusehen, so daß sie während des Implantationsvorgangs im Bedarfsfall lediglich etwas nachgearbeitet werden muß, um paßgenau positioniert werden zu können. Das verwendete Biomaterial, insbesondere auch die bioaktive Glaskeramik, läßt alle bekannten Materialabtragungsverfahren und -behandlungsverfahren, wie Fräsen, Schleifen, Bohren, Schneiden, Sägen, Schmirgeln, Polieren usw. zu.
In den Fig. 2a und 2b ist die Raumform einer erfindungsgemäßen Amboßprothese 4 in zwei perspektivischen aAnsichten dargestellt. In Fig. 2a erkennt man die
Deckfläche 2, die im dargestellten Fall als Kreis mit dem Mittelpunkt 6 ausgebildet ist. In Fig. 2b ist die
Basisfläche 1 mit dem Mittelpunkt 5 zu erkennen. Sie stellt eine Kreisfläche dar, von der zwei gleichgroße und diametral gegenüberliegende Kreisabschnitte abgetrennt wurden. Beide Abschlußflächen 1 und 2 liegen in zueinander parallelen Ebenen. Die Distanz zwischen beiden entspricht der Länge der die Mittelpunkte 5 und 6 verbindenden Geraden, die gleichzeitig die Symmetrieachse dieser Ausführungsform der erfindungsgemäßen Prothese darstellt. Natürlich ist es auch möglich, daß die Ebenen beider Abschlußflächen 1 und 2 nicht parallel verlaufen, so daß die die Mittelpunkte 5 und 6 verbindende Gerade auf wenigstens einer der Abschlußflächen 1 und 2 nicht senkrecht steht. Schließlich ist auch eine abgewandelte Raumform möglich, bei der beide Abschlußflächen 1 und 2 zwar in zueinander parallelen Ebenen liegen, bei der aber die Verbindungslinie beider Mittelpunkte auf keiner der Abschlußflächen 1 und 2 senkrecht steht.
In den Fig. 2a und 2b stellt die die Abschlußflächen verbindende Mantelfläche 3 einen Kegelstumpfmantel dar, von welchem zwei zueinander symmetrische Abschnitte entfernt wurden. Die längs der gesamten Mantelfläche verlaufenden Schnittkonturen beider Abschnitte weisen jeweils die Form einer Parabel 7 bzw. 8 auf, die sich zur Basisfläche 1 hin öffnen und deren Scheitelpunkte die Begrenzungslinie der Deckfläche 2 tangieren.
Wie aus Fig. 1 ersichtlich wird, ist die Anboßprothese 4 am Implantationsort jeweils so orientiert, daß ihre Basisfläche 1 zum Hammergriff 10 und somit ihre Deckfläche 2 zum Steigbügel 9 gerichtet ist.
Eine bioaktive Glaskeramik ist in der DE-PS 23 26 100 ausführlich beschrieben. Andere geeignete Werkstoffe auf der Basis apatithaltiger Sinterprodukte sind aus den DE-PS 2346739 und DE-PS 2434979 bekannt. Polymere bioaktive Verbuήdmaterialien sind durch die DE-PS 2501 683 geschützt. Die Beschichtung eines Kernimplantates mit bioaktivem Material geht beispielsweise aus der AT-PS 347 023 hervor.
Der Einsatz des Biomaterials als Werkstoff für die erfindungsgemäße Prothese bietet gerade im Bereich der Mittelohrchirurgie besondere Vorteile, die in der deutschen Patentanmeldung P 30 36 245.9 ausführlich beschrieben wurden.
Es ist bekannt, daß bioaktive Knocheήersatzmaterialien - insbesondere Bioglas oder Bioglaskeramik - eine gewisse Oberflächenlöslichkeit aufweisen, welche vermutlich eine für das Zustandekommen des Knochen/Implantat - Verbundes notwendige Voraussetzung darstellt. Andererseits kann diese spezielle Eigenschaft unter besonders ungünstigen lokalanatomischen Bedingungen, wie sie insbesondere bei der Implantation einer Prothese im Weichgewebelager bzw. bei Kontaktierung einer derartigen Prothese mit Weichgewebe gege
ben sind, dazu führen, daß die Langzeitstabilität des Implantates beeinträchtigt wird. Da die Eigenschaft die Bioaktivität durch besondere chemische Zusammensetzung des Implantatmaterials erzielt wird, ist ein solches Material für die Implantation in andere Gewebe nicht besonders vorteilhaft. So kann z.B. beobachtet werden, daß die Implantation von bioaktivem Material stärkere empfindliche Reaktionen im Weichgewebe auslöst als ein bioinertes Material.
Wie aus Fig. 1 zu erkennen, berührt die Amboßprothese 4 in situ nur im Bereich der Basisfläche 1 und der Deckfläche 2 knöchernes Gewebe (10,11; 9), während sie im Bereich ihrer Mantelfläche 3 mit nicht dargestelltem Weichgewebe in Berührung kommt. Es ist daher von Vorteil, in diesem Bereich eine die Mantelfläche 3 umhüllende bioinerte, unlösliche Schutzschicht vorzusehen. In Fig. 3 ist eine derartige Schicht - und zwar eine additive Schutzschicht S(+) - dargestellt. Im Bereich der Deckfläche 2 kann diese Schutzschicht S(+) partiell auch vorhanden sein, insbesondere dann, wenn die als Rille 15 bezeichnete Ausnehmung geometrisch so klein bemessen ist, daß noch Teilbereiche der Deckfläche 2 existieren, die nicht in direktem Kontakt zum Stapes stehen.
In Fig. 4 ist. die Prothese 4 mit einer geometrisch nicht auftragenden, bioinerten, unlöslichen, subtraktiven Schutzschicht S(-) versehen. Die Fig. 5 gibt die mit einer additiven Beschichtung S(+) ihrer Man
telfläche 3 versehene Prothese 4 in perspektivischer Darstellung wieder.
Beide - die additive und die subtraktive - Schutzschichten S(+) und S(-) sind hinsichtlich ihrer Funktion gleichwirkeήd. Sie stellen gewissermaßen biochemische "Korrosions"-Schutzschichten dar, die komplette Transport- und Durchlaß-Barrieren für jedweden Stoff-(Ionen)Austausch zwischen den chemischen Bestandteilen des Implantates und den Bestandteilen der physiologisch-biochemischen Körperflüssigkeiten gewährleisten.
Beispielsweise kann eine subtraktive Schutzschicht S(-) in vitro dadurch erhalten werden, daß bei einer aus bioglaskeramischem Yoll-Material oder aus Bioglas-Material bestehenden Amboßprothese diejenigen
Oberflächen-Teilbereiche, die zwangsweise - also aufgrund anatomischer Gegebenheiten - oder vom Otochirurgen gewollt - also beispielsweise bei dem Auskleiden bestimmter Implantatbereiche mit Epithelgewebe - mit Weichgewebe in Dauerkontakt kommen, chemisch in der Weise vorbehandelt werden, daß wässrige saure Lösungen und/oder wässrige Salzlösungen in Normalitäten zwischen 0,001 und 0,1 die ursprüngliche bioglaskeramische Oberfläche attackieren, wobei Angriffs-(Auflösungs- bzw. Auslaugungs-) und Austausch-Reaktionen nebeneinander ablaufen mit der Folge, daß es zunächst zu einer Verarmung und schließlich zu einer vollständigen Zerstörung (Umwandlung)
einer Phase - insbesondere der kristallinen Komponente(n) - des glaskeramischen Verbundsystems kommt. Zum chemischen Angriff können aber auch Basen und Puffersysteme verwendet werden, die in Abhängigkeit von ihrem konkreten Chemismus, ihrer Konzentration und ihrem PH-Wert gezielt auf bestimmte Phasenkomponenten des Bioglaskeramik-"Verbundsystems" einwirken und so die gewünschte Eigenschaftsänderung der Implantatoberfläche bewirken.
Die nach dieser kombinierten chemischen Behandlung verbleibende Glaskeramik, die ihrer Apatitanteile beraubt ist, sei mit "Residual-Bioglaskeramik" bezeichnet. Sie ist bezüglich ihrer chemischen Eigenschaften unlöslich, porenfrei und stoppt jeglichen Ionentransport; sie ist bezüglich ihrer biochemisch-physiologischen Wirkung bioinaktiv, also bio-"inert", und bezüglich ihrer mechanischen Eigenschaften abriebresistent und auf dem Prothesenkernmaterial festhaftend. Wie aus Fig. 4 ersichtlich, wird durch die Erzeugung einer subtraktiven Schicht S(-) das Gesamtvolumen des Implantates nicht verändert. Es finden vielmehr chemische Austausch- bzw. Umwandlungsvorgänge in den Oberflächenbereichen statt, die gewissermaßen "nach innen" - also zum Prothesenkern hin - gerichtet sind. Dagegen befindet sich die in Fig. 3 dargestellte additive Schicht S(+) auf der Prothesenmantelfläche 3, so daß das Gesamtvolumen der beschichteten Prothese 4 (Fig. 3 bzw. Fig. 5) etwas vergrößert wurde.
Im Bedarfsfall kann die subtraktive Schicht S(-) zusätzlich auf thermischem Wege verdichtet bzw. versiegelt werden. Darüber hinaus ist auch eine Silanisierungsschicht zusätzlich aufbringbar.