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Mittel zur Raum- und Umgebungsdesinfektion Die Erfindung bezieht sich
auf Mittel zur Raum-und Umgebungsdesinfektion. Die Mittel nach der Erfindung sind
flüchtige Substanzen, die in Nebel-, Gas- oder Dampfform geeignet sind, Mikroorganismen
jeglicherArt (Protozoen, Bakterien, Pilze, Hefen, Viren) - besonders pathpgene -
im feuchten wie im trockenen Zustand zu schädigen oder zu töten.- Die Desinfektion
erfolgt durch Verdampfung mittels Wärme bei höherer Luftfeuchtigkeit,. etwa in einer
Porzellanschale auf einer elektrischen Platte, oder durch Sprühapparate (Raumdesinfektion,
insbesondere als SchluB-desinfektion), ferner durch Inkorporation der Substanzen
in Fette, Wachse, Puder, Öle und andere fettige wie staubförmige, flüssige oder
feste Träger, z. B. auch als Geruchskorrigentien zu anderen Wirkstoffen (Umgebungsdesinfektion).
Aus bzw. mit den Trägern werden sie kontinuierlich gasförmig an die Umgebung abgegeben
und desinfizieren diese.
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Es ist bereits bekannt, daB z. B. Propylenglykol oder Triäthylenglykol,
die in vitro praktisch keine desinfizierende Wirkung haben, in der Luft befindliche
Keime, inbesondere bei hohem Feuchtigkeitsgehalt der Luft, zu schädigen vermögen.
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Die Mittel wirken nicht gegen an Staub haftende Mikroorganismen oder
auf am Boden oder an Gegenständen haftende Keime. - Es ist ferner seit langem bekannt,
daß die-Hitzeverdampfung von Formaldehyd zur Raumdesinfektion verblendet werden
kann.
Formaldehyddämpfe lösen aber die bekannten heftigen Reizerscheinungen aus und sind,
wie die meisten Aldehyde, schlecht verträglich. Weiter sind als Desinfektionsmittel
Alkyläther des Diäthylenglykols (deutsche Patentschrift 853 634), Aroyläthylenverbindungen
(deutsche Patentschrift 869q.87), Cyclohexy1-monocarbonsäuren und einige ätherische
Öle (USA.-Patentschrift 2546895) bekannt.
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Es wurde nun gefunden, daß die als Desinfektionsmittel an sich bekannten
Ester aus aliphatischen Carbonsäuren mit vorzugsweise 2 bis 6C-Atomen sowie deren
Cyan-, Hydroxyl- und Halogenderivate oder Benzoesäure und Zimtsäure sowie ihren
Halogenderivaten oder Oxyhalogenderivaten, vorzugsweise der Konfiguration 2-Oxy-4,
5- oder -6-halogen, einerseits und Alkoholen mit vorzugsweise 2 bis 6 C-Atomen anderseits,
desgleichen die einfachen, hydroxylierten sowiehalogeniertenEinzelkomponenten dieser
Ester sowie auch synergistisch wirkende Mischungen der Stoffe unter sich oder mit
anderen schon bekannten, in Dampfform wirkenden Desinfektionsmitteln, z. B. Thymol,
Eugenol, Isoeugenöl, bei der Raum- und Umgebungsdesinfektion eine besonders starke
Wirkung auf patogene und andere Mikroorganismen ausüben.
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Der Feuchtigkeitsgrad der Luft spielt für die Wirkung eine gewisse
Rolle. Er kann durch vorheriges Verdampfen von Wasser, z. B. auf einer Heizplatte,
gegebenfalls erhöht werden.
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Die Substanzen wirken nicht- nur auf in der Luft befindliche Keime
im feuchten wie im trockenen Zustand, sondern auch auf fest an Glas oder sonstige
feste Stoffe und Körper angetrocknete Bakterien, z. B. Tuberkelbakterien, Strepto-
und Staphylokokken, Typhusbakterien, Proteusbakterien und andere gramnegative wie
gram-positive Keime, sowie auch auf einige Viren und Pilze.
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Gegenüber der bekannten schwachen desinfizierenden Wirkung in vitro
steht die überraschend hohe baktericide Wirkung in Dampfform auf die an der Oberfläche
von im Raum befindlichen Gegenständen (vgl. unten Beispiel i bis 7) haftenden Organismen.
Die als hochwirksame Desinfektionsmittel bekannten Alkyldimethylbenzylammoniumchloride
zeigen z. B. nicht diesen überraschenden Unterschied bei Anwendung in flüssiger
Phase und in Dampfform. Sie wirken gegen Staphylokokken sowohl in wäßriger Lösung
als auch in Dampfform in der Konzentration i : 5o ooo abtötend. Der unten im Beispiel
6 angeführte Benzoesäureäthylester tötet aber Staphy lokokken in vitro erst bei
höheren Konzentrationen ab, währender in Dampfform schon bei einer Konzentration
von i : ioo ooo abtötend wirkt.
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In UllmaniZ, Technische Enzyklopädie, Bd. 5, 3. Auflage, S. 768, findet
sich der Satz: »Das Ziel neben der Raumluftentseuchung auch Oberflächeneffekte zu
erreichen, um die Schlußdesinfektion. mit Formalin mit dessen unangenehmen Begleiterscheinungen
zu ersetzen, wird heute noch nicht erreicht.« Dieses Ziel lag der vorliegenden Erfindung
zugrunde, und es ist mit diesem Satz bewiesen, daß mit den alten und bekannten auch
hochwirksamen Desinfektionsmitteln für diese Anwendungsart nicht auszukommen war.
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Beispiel i a-Oxy-isobuttersäure-butylester wies bei der Versuchsanordnung
in geschlossenen Verdampfungsräumen folgende desinfektorische Wirkungs-Grenzkonzentrationen
auf:
Paratyphus-B-Breslau-Bakterien .... i.: 50 000 |
Staphylokokkus aureus . . . . . . . . . . . . x : 5o 000 |
Proteus vulgaris................... i : 500 000 |
Mycobakterium Rabinowitsch........ i : 5o ooo |
Verträglichkeit: Die Substanz wirkt im Verhältnis i : io ooo bei 2q.° q. X q. Stunden
lang auf weiße Mäuse ohne wesentliche Schädigung ein.
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Beispiel 2
i, 4-Chlorbutanol: |
Milzbrapdbakterien bzw. Sporen..... i : io ooo |
Paratyphus-B-Breslau-Bakterien .... i : -5o ooo |
Staphylokokken aureus . . . . . . . . . . . . i : io ooo |
Proteus vulgaris................... i : So ooo |
Penicillium glaucum . . . . . . . . . leichte Hemmung |
Mycobakterium Rabinowitsch....... i : ioo ooo |
Beispiel 3 Glykolsäurebutylester wies bei der Versuchsanordnung in geschlossenen
Verdampfungsräumen folgende desinfektorischen Wirkungs-Grenzkonzentrationen auf.
Die Konzentrationen beziehen sich auf verdampfte Menge (ml) pro Raumeinheit (m1)
Paratyphus-B-Breslau- |
Bakterien . . . . . . . . . . i : 5o ooo bis i : ioo ooo |
Staphylokokkus aureus . . . . . . . . . . . . i : 50 000 |
Proteus vulgaris . . . . . . . . . . . . . . . . . . i : ioo
ooo |
1Vlycobakterium Rabinowitsch |
(saprophytär, säurefest) . . . . . . . . . i --50000 |
Weitere Prüfungen ergaben schließlich im Raumversuch eine starke Schädigung von
Streptokokken, Tuberkelbakterien, wobei bei Abimpfupg auf Meerschweinchen der Sektionsbefund
erheblich hinter dem der Kontrollen zurückstand. Die Paratyphus-Bakterien waren
abgetötet. Staphylokokken wurden schwächer beeinflußt.
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Verträglichkeit: Die Substanz wirkt im Verhältnis _ : io ooo bei 2q.°
q. x q. Stunden lang auf weiße Mäuse ohne wesentliche Schädigung ein.
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Beispiel q. 4-Chlor-2-oxy-benzoesäure wies bei der Versuchsanordnung
in geschlossenen Verdampfungsräumen folgende desinfektorische Wirkungs-Grenzkonzentrationen
auf
Paratyphus-B-Breslau- |
Bakterien . . . . . . . . i : 500 ooo bis i : i ooo ooo |
Staphylokokkus aureus............ i:ioo 000 |
Proteus vulgaris . . . . . . . . . . . . . . . . . . i : 5o
ooo |
Penicillium glaucum . . . . . . . . . . . . . . i : 5o ooo |
Mycobakterium |
Rabinowitsch .... i : 5o ooo bis i : 5oo ooo |
Deutliche Schädigung. |
Beispiel 5 |
2-Chlor-Zimtsäure |
Paratyphus-B-Breslau-Bakterien .. i : i ooo ooo |
Staphylokokkus aureus . . . . . . . . . bis i : ioo ooo |
Hemmung, d. h. Schädigung |
Proteus vulgaris . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 : 500
000 |
Mycobakterium Rabinowitsch ... bis i : ioo ooo |
Leichte Schädigung. |
Beispiel 6 Benzoesäurebutylester wies bei der Versuchsanordnung in geschlossenen
Verdampfungsräumen folgende desinfektorische Wirkungs-Grenzkonzentrationen auf
Paratyphus-B-Breslau-Bakterien .... i : ioo ooo |
Staphylokokkus aureus . . . . . . . . . . . . i : ioo ooo |
Proteus vulgaris . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 : 50
000 |
Penicillium glaucum . . . . . . . . . . . . . . 1 : 50 000 |
Mycobakterium Rabinowitsch ...... 1:: 50 000 |
Beispiel 7 Mischung von a-Oxy-isobuttersäure-butylester mit 30 % Thymol.:
Paratyphus-B-Breslau-Bakterien .... i : ioo ooo |
Staphylokokkus aureus . . . . . . . . . . i : i ooo ooo |
Proteus vulgaris . . . . . . . . . . . . . . . . i : i ooo
ooo |
Penicillium glaucum . . . . . . . . . . . . . . i : io ooo |
Mycobakterium Rabinowitsch ...... i : io ooo |
Louping-ill-Virus . . . . . . . . . . . . . . . . . i : ioo
ooo |