-
Heißgaskolbenmaschine Die Erfindung betrifft eine Heißgaskolbenmaschine
mit gekühlten Kaltzylindern und geheizten Heißzylindern, zwischen denen vorgespanntes
Gas, durch die Kolbenbewegung veranlaßt, zwischen Kühler, Regenerator und Erhitzer
hin und her strömt und bei der jeder Kolben mittels einer Rolle mit einer auf der
Welle der Heißgaskolbenmaschine angeordneten, diese Welle drehenden Hubscheibe kraftschlüssig
verbunden ist.
-
Die früher viel verwendeten Heißgasmaschinen sind durch die Entwicklung
der Otto- und Dieselmotoren immer mehr verdrängt worden. In bezug auf Leistung und
Wirkungsgrad ist ja die Heißz21 alter Bauart den modernen Brennkraftmaschinen nicht
mehr gewachsen. Sie besitzt aber immerhin auch gewisse Vorzüge, wie z. B. die Verwendbarkeit
billiger Brennstoffe.
-
Ein wichtiges Bauelement des Heißgas- oder Heißluftmotors ist der
Regenerator. Durch die Verwendung dünnster hitzebeständiger Drähte als Regeneratorfüllung,
die sich beim heutigen Stand der Technik herstellen lassen, ist man heute in der
Lage, Regeneratoren zu schaffen, die bei kleinem Gewicht doch sehr wirksame Oberflächen
erheblicher Größe besitzen. Es sind deshalb in letzter Zeit wieder Heißgasmaschinen
konstruiert worden, die unter Benutzung solcher Regeneratoren und durch die bereits
bekannten besonderen Vorteile der Heißgasmaschinen die Möglichkeit bieten, auf gewissen
technischen Gebieten die anderen Brennkraftmaschinen zu ersetzen. Die praktische
Einführung der Heißgasmaschinen ist aber dennoch nicht gelungen. Der Grund hierfür
liegt, auf Grund der Erkenntnisse durch die vorliegende Erfindung, darin, daß die
thermodynamischen Kreisprozesse, die von den bisher bekannten He.ißgasmaschinen
durchgeführt werden, zu ungünstig sind.
Die Erfindung stellt sich
zur Aufgabe; eine Heißgaskolbenmaschine zu schaffen, die solche thermodynamische
Kreisprozesse durchführt, die dem Kreisprozeß des Diesel- .oder Ottomotors überlegen
sind.
-
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß die bisherige Heißgasmaschine
darum nicht diese günstigen Kreisprozesse durchführen konnte, weil man stets versucht
hat, diese mittels kontinuierlicher Kolbenbewegungen durchzuführen, sei es nun durch
den allgemein üblichen Kurbeltrieb mit seiner Bewegung, die annähernd dem Sinusgesetz
folgt, sei es durch Verwendung von Taumel- oder Hubscheiben, die sinusförmige Bewegungen
der Kolben veranlassen.
-
Hochwertige Kreisprozesse, die annähernd den Carnotwi.rkungsgrad erreichen
sollen, verlangen Verdichtung des Arbeitsgases bei konstanter tiefster Temperatur
und Ausdehnung des Arbeitsgases bei konstanter höchster Temperatur. Der Heizgasmotor
besitzt nun bekanntlich einen kalten und einen heißen Raum, - -deren Volumen durch
die Kolbenbewegungen rhythmisch :geändert wird. Es. muß darum erreicht werden, daßsich
während der Verdichtung das gesamte Arbeitsgas im Kaltraum befindet. Während dieses
nun durch einen Kolben, den Kaltkolben, verdichtet wird, darf der Kolben im 'heißen
Raum, der Heißkolben, keine Bewegung ausführen. Umgekehrt muß der Kaltkolben stillstehen,
solange das Arbeitsgas im Heißraum expandiert. Eine kontinuierliche Kolbenbewegung
etwa nach Art des Sinusgesetzes wie beim Kurbeltrieb oder eine kontinuierliche Bewegung,
veranlaßt durch Taumel.scheiben oder Hubscheiben oder irgendwelche Umlaufscheiben,
läßt diese notwendigen periodischen Wartezeiten der Heiß- oder Kaltkolben in den
jeweiligen Totpunkten nicht zu. Denn hierzu ist es nötig, daß die Kolben in den
Totpunkten nicht etwa nur während -kurzer Zeit, während einiger Gradel Kurbelwinkel,
annähernd stillstehen, sondern für längere Zeit voll-, ständig stillstehen, z. B.
über einen Kurbelwinkel von 9o°. Bei der Heißgaskol#benmaschine nach der Erfindung
ist es möglich, die Kolbenbewegungen einschließlich der Stillstandsperioden, genau
wie die Theorie sie fordert, durchzuführen. Erfindungsgemäß besitzt die Hubscheibenahe
an Ihrem Umfang entgegengesetzt und verschieden geneigte Schrägflächen, so daß die
mit der Hubscheibe durch Kegelrollen kraftschlüssig verbundenen Kolbenstangen entgegengesetzte
oder bleichgerichtete, jedoch voneinander unabhängige Bewegungen ausführen, die
das Arbeitsgas veranlassen, entweder einen Kreisprozeß aus zwei angenäherten Isothermen
und zwei angenäherten Isochoren oder einen Arbeitsprozeß, bestehend aus zwei Isothermen
und zwei im logarithmischen P-v-Diagramm oder :im Q-L-Diagramm parallelen Zustandslinien,
zu vollziehen.
-
Durch diese Erfindung wird die Heißgaskolbenmaschine befähigt, trotz
der verhältnismäßigniedrigen Spitzentemperatur, z. B. 12oo°'K statt 2ooö°K wie beim
Dieselmotor, erstaunlicJh 'hohe Wirkungsgrade und große Hubraumleistungen zu erreichen.
Ihre weiteren Vorteile gegenüber den anderen Verbrennungskraftmaschinen, wie z.
B. die Ventillosigkeit, Geräuschlosigkeit, die Verwendungsmöglichkeit billiger fester
Brennstoffe, die Dauerflamme, der minimale Schmierölverbrauch und andere, bleiben
dadurch voll gewahTt. Dadurch wird die Heißgaskolbeninaschine gegenüber den anderen
Verbrennungskraftmaschinen wieder voll -wettbewerbsfähig.
-
Die Erläuterung erfolgt am Beispiel der Zeichnungen, die, dem Zweck
entsprechend, nur vereinfachte und schematische Darstellungen enthalten..
-
Fig. I zeigt einen -der erstrebten Kreisprozesse der Heißgasmaschine
nach der Erfindung, und zwar den Kreisprozeß, der aus zwei Isothermen und. zwei
Isochoren besteht, im Vergleich mit dem idealen Prozeß des Dieselmotors im bekannten
P-v-Diagramm.
-
Fig.2 zeigt die Gesamtanordnung der vorgeschlagenen Heißgaskolbenmaschine
in schematischer Form in Seitenansicht.
-
Fig. 3 zeigt den gleichen erstrebten Kreisprozeß wie Fig. I im logarithmischen
P-v-Diagramm und Fig.4 denselben im Q-L-Diagramm. Der Maßstab für letzteres ist
hierbei I mm = 2,581 WE/Ncbm. Das Q-L-Diagramm ist in der Zeitschrift »Maschinenbau
und Wärmewirtschaft«, Heft 5, 1949, Springer-- Verlag, Wien, ausführlich beschrieben.
-
Fig.5 zeigt die verschiedenen Stellungen der Kolben im Verhältnis
zur Hubscheibe. Die geschlossene Raumkurve der Ber'ü'hrungslinie zwischen den Kegelrollen
an den Kolbenstangen und der Hubscheibe ist dabei in Abwicklung aufgezeichnet, ebenso
die um die Achse auf einem Kreis angeordneten Zylinder und deren Kolben. Dreht sich
die Hubscheibe, von oben gesehen, im Uhrzeigersinn, so erfolgt die relative Bewegung
der Hubscheibe gegenüber den Kegelrollen in Pfeilrichtung. Der Pfeil ist eben und
nicht :gekrümmt eingetragen, da es sich ja um eine Abwicklung, also um eine Ebene
handelt.
-
Fig. 6 zeigt einen Längsschnitt durch die Hubscheibe und zwei gegenüberliegende
Kolbenstangen, um die Art der Kraftübertragung durch die Rollbewegung der Kegelrollen
auf der Hubscheibe zu schildern.
-
Fig. 7 zeigt den Querschnitt der ineinandergeführten Kolbenstangen
nach Fig. 6.
-
Fig. 8 zeigt den Längsschnitt durch eine bestimmte Ausführungsart
des Zylinders in der Nähe dessen Bodens.
-
Fig. 9 zeigt den dazu passenden Kolben im. Längsschnitt.
-
Fig. 1o zeigt eine beispielsweise Anordnung der Zylinder mit den Erhitzern
über der Hubscheibe parallel zur Welle.
-
Es ist bekannt, -daß der »Carnotprozeß« denjenigen Kreisprozeß darstellt,
der bei einem gegebenen Temperaturgefälle den bestmöglichen Wirkungsgrad besitzt.
Er besteht aus zwei Adiabaten und zwei Isothermen. Es ist aber weniger bekannt,
daß alle Kreisprozesse, die aus zwei Isothermen und
zwei im O-L-Diagratnm
parallelen Linienzügen bestehen, den gleichen Wirkungsgrad haben, sofern die -Möglichkeit
des vollkommenen Wärmeaustausches besteht. Ein solcher Kreisprozeß ist auch derjenige
aus zwei Isothermen und zwei Isochoren, wie er in den Fig. 1, 3 und .4 dargestellt
ist. Gerade dieser kann mit der vorgeschlagenen 'Maschine mit großer Annäherung
durchgeführt werden.
-
Im P-v-Diagramm der Fig. i zeigt a. die Arbeitsfläche des idealen
verlustlosen Dieselmotors und b diejenige der vorgeschlagenen Heißgaskolbenmaschine.
Der Vergleich der beiden Flächen zeigt deutlich, daß in bezu.g auf die Leistung
pro Hubraum die vorgeschlagene Heißgaskolbenmaschine dem Dieselmotor weit überlegen
ist. Beim vorgeschlagenen Isochorenprozeß folgt auf die isotherme und kalte Verdichtung
c die isochore Erwärmung d, dann die isotherme'heiße Expansion e und dann die isochore
Temperaturermäßigung f. Dieser ideale Kreisprozeß kann durch den vorgeschlagenen
Heißgasmotor fast genau verwirklicht werden, dessen schematischer Aufbau sich aus
der Fig. 2 ergibt.
-
Auf dem Gestell A ruht in einer druckfesten Trommel der heiße Teil
B, der Getriebeteil C, der auch die Regeneratoren enthält, und der kalte Teil
D. Im heißen Teil. B hängen die Heißluftzylinder, deren Achsen parallel
zur Welle liegen, sowie die Erhitzer in einem Bad von heißem Blei. Teil C enthält
die drehende Hubscheibe, deren kraftschlüssige Rollenverbindung mit den Kolbenstangen
und die Regeneratoren. Teil D enthält die Kaltluftzylinder, die in einem kalben
Wasserbad hängen. Die Kraftentnahme erfolgt am oberen Ende der senkrechten Welle
E, die aus dem Gehäuse 'herausragt, z. B. über eine nicht eingezeichnete Riemenscheibe.
Zur Rückkühlung des Kühlwassers dient der Kühler F (Wärmeabgabe vom Wasser an die
Luft). Zur Heizung des heißen Teiles B .dient der Ofen G, der z. B. mit Blei, Woodmetall
oder einem anderen flüssigen Metall gefüllt ist, also mit einem geschmolzenen Metall,
das durch T'hermosiphon:wirkung nach oben strömt und die Erhitzer und die Heißzylinder
anheizt. H ist der Vorwärmer für die Verbrennungsluft. Bei J erfolgt die Zuführung
des festen oder flüssigen Brennstoffes, bei K die der Verbrennungsluft, und bei
L treten die abgekühlten Abgase wieder ins Freie. 31 ist die Leitung für die vorgewärmte
Verbrennungsluft, V für die Abgase, R ist die Heißbleileitung und O die Kaltblei.leitung.
Alle heißen Teile sind wärmeisoliert, wo sie mit der Außenluft in Berührung kommen,
um Wärmeverluste nach außen lein möglichst klein zu halten. P und 0 sind die Leitungen
für das zur Kühlung dienende Wasser. Gegebenenfalls kann hierbei noch eine Umwälzpumpe
verwendet werden.
-
Auf die an sich bekannten Kühler F, den Ofen G und den Vorwärmer für
die Verbrennungsluft II muß hier nicht näher eingegangen werden.
-
Vorgespanntes Gas, Luft oder Stickstoff oder am besten Argon wird
durch Kolbenbewegung veranlaßt, zwischen dem kalten Teil D und dem warmen Teil'B
abwechselnd, jedoch unter periodisch wechselndem Druck, hin und her zu strömen.
Dadurch kommen die erstrebten Zustandsänderungen zur Geltung. Diese liegen z. B.,
wie in Fig. 3 dargestellt, zwischen den Temperaturen von 3oo° absolut und 12oo°
absolut. Also Punkt i bis 2 = Linie c = isotherme Verdichtung bei 30ö°' K. Punkt
2 bis 3 = Linie d = isochore Erhitzung. Linie e zwischen Punkt 3 und .4 = isotherme
Expansion und Linie f zwischen Punkt 4 und i = isochore Abkühlung auf den Ausgangszustand.
Der Wirkungsgrad dieses Idealprozesses wäre nach Fig. 4
Die Hubraumleistung wäre bei einer Vorspannung von 5 ata Spitzendruck also = ioo
ata, demnach
= 59,5 PS/Nebm/min. Der Dieselmotor ist damit nicht nur bezüglich des Wirkungsgrades,
sondern auch betreffend der Hubraumleistun:g weit übertroffen, wenn es .gelingen
sollte, diesen Prozeß praktisch annähernd zu verwirklichen. Der geschilderte Kreisprozeß
kann mit der erfindungsgemäßen Maschine ziemlich genau durc'hgefü'hrt werden, wenn
auch natürlich die unvermeidlichen Verluste durch Reibung und ungewollten Wärmeabfluß
das praktisch erzielbare Resultat entsprechend vermindern.
-
Die Bewegungsvorgänge am Motor zeigt die Fig. 5. Zum besseren Verständnis
sind hierbei die in Wirklichkeit rund um die Motorelle angeordneten Zylinder und
die geschlossene Berührungslinie zwischen den Kegelrollen der Kolben und der Hubscheibe
abgewickelt gezeichnet, also in einer Ebene dargestellt. Die von oben gesehene Bewegung
der Hubscheibe relativ zu den Kegelrollen der Kolbenstangen im Uhrzeigersinn wird
damit zu einer Bewegung von rechts nach links, wie der eingetragene Pfeil angibt.
Die Hubsdh"eibe bewegt sich also sozusagen zwischen den Zylindern nach links. Durch
den Gasdruck in den Zylindern werden die Kolben, dadurch die Kolbenstangen und die
Kegelrollen fest an die Hubscheibe angepreßt. Beträgt der Winkel zwischen Kolbenstange
und der Berührungslinie mit der Hubscheibe go°', so wird keine Kraft in der Drehrichtung
ausgeübt. Ist dieser Winkel hingegen kleiner oder größer als go°, so wird auf die
Hubscheibe eine Kraft wirken, die diese entweder zu drehen oder deren Drehung abzubremsen
trachtet. Man 'hat es nun in der Hand, durch entsprechende Neigung der Berührungslinien
und durch entsprechende Wahl der Durchmesser der Kaltkolben im Verhältnis zu denen
der gegenüberliegenden Heißkolben die Gasbewegung in den Zylindern so zu steuern,
daß bei einer Umdrehung der Hubscheibe, also in der abgewickelten Darstellung bei
einer seitlichen Bewegung, am Gas genau der Kreisprozeß durchgeführt wird, den die
Theorie verlangt. Die Bewegung der Hubscheibe nach links in Fig. 5 bedeutet also
eine Umdrehung der Hubscheibe um die nicht eingezeichnete Welle ig im Uh.rzeigersinn,
von oben gesehen. Die Kolbenstangen selbst sind an einer seitlichen Verschiebung
verhindert, also geführt auf irgendeine an sich bekannte
Art oder
nach der Darstellung in Fi:g.6 und 7.
-
Bei Drehung der Hubscheibe 8 in der gezeichneten Pfeilrichtung werden
also die Kegelrollen 7 auf der Berührungslinie abrollen. Hierbei werden die Kolbenstangen
5 und 5a nach oben gepreßt, die Kolbenstange 5b behält ihre Höhe bei, die Kolbenstange
5c wird sich nach unten bewegen. Entsprechend führt die Kolbenstange 6 keine Bewegung
durch, die Kolbenstangen 611 und 6b .bewegen sich nach oben, die Kolbenstange 6c
nach unten. Haben nun alle Kolben 3 bis 3c die gleichen Durchmesser wie die Kolben
4 bis 4c, was der Fall ist, wenn der Kreisprozeß aus zwei IsocJhoren und zwei Isothermen
bestehen soll, so gleichen sich die Kräfte der Kolbenstangen, die die Hubscheibe
8 nach oben und unten drücken, aus, falls die gegenüberliegenden Zylinder stets
gleichen Druck haben, was sehr annähernd der Fall ist. Die Hubscheibe unterliegt
also nur Kräften, die sie in der abgewickelten Darstellung der Fig. 5 nach links
oder rechts oder tatsächlich im Raume im Uhrzeiger- oder im Gegenuhrzeigersinn zu
drehen traften. Die nach links drehenden Kräfte überwiegen die nach rechts drehenden.
Dadurch wird die Hubscheibe nach links gedreht; sie überträgt diese Drehbewegung
auf die mit ihr fest verbundene Welle ig (Fig. io) und leistet damit Arbeit.
-
Die Heißzylinder i bis ic werden von flüssigem Blei umspült, also
stets aufgeheizt, die Kaltzylinder 2 bis 2c von kaltem Wasser benetzt, also stets
abgekühlt. Komprimiert wird nur in den Kalt zylindern 2, 2a, 2b, 2c, expandiert
wird nur in den Heißzylindern i, ja, 1b, ic. Jeder Kaltzylinder ist mit dem
darunter befindlichen Heißzylinder durch eine - Kaltgasleitung g, durch einen Kühler
i i, durch einen Regenerator 12, durch einen Erhitzer 13 und durch eine Heißgasleitung
io ventillos verbunden. Der Druck kann sich dadurch stets ausgleichen. Der Deutlichkeit
halber sind diese Teile g, io, 11, 12, 13 in Fig. 5- nur bei dem linken Zylinderpaar
2 und i gezeichnet. Während sich die Hubscheibe 8 dreht (in der abgewickelten Darstellung
nach links in Pfeilrichtung bewegt) bewegen sieh die Kolben zeitweilig nach oben,
zeitweilig nach unten, zeitweilig gar nicht. Die dabei auftretende Reibung besteht
in der rollenden Reibung der Kegelrollen 7 auf deren Berührungslinie mit der Hubscheibe
8, in der gleitenden Reibung der Kolbenringe der Kolben und schließlich in der gleitenden
oder rollenden Reibung der Kolbenstangen an ihren Führungen.
-
In der in Fi,g. 5 dargestellten Lage dreht sich die Hubscheibe, von
oben gesehen, im Uhrzeigersinn oder in der Darstellung von rechts nach links, und
dadurch wird im Kaltzylinder 2 das darin befindliche Gas unter Wärmeabfuhr, also
kalt verdichtet, im Heißzylinder ib heiß expandiert, aus dem Zylinder 2a strömt
es in den Zylinder ia bei konstantem Volumen, aus dem Zylinder je strömt es. in
den Zylinder 2c bei konstantem Volumen. Dadurch entstehen die -beiden Isothermen
und die beiden Isochoren. Hat sich die Hubscheibe 8 um einen Quadranten nach links
bewegt (im Uhrzeigersinn gedreht), so vollziehen sich die Isothermen in den Kolbenpaaren
ja und 2a sowie ic und 2c, die Isochoren aber in den Kolbenpaaren i und 2 bzw. 1b
und 2b usw. In der gezeichneten Stellung leistet der Kolben 4b Arbeit, denn er drückt
die Hubscheibe über die Kolbenstange 6b und deren Kegelrolle nach links. Der Kolben
3 wird durch die Kegelrolle 7 und die Kolbenstange 5 nach oben gedrückt, benötigt
also Arbeit. Infolge des Kreisprozesses überwiegt aber der Druck während der Expansion
den während der Kompression, die Differenz ergibt die nutzbare Tangentialkraft nach
links und führt zur Arbeitsleistung durch die Drehung der Hubscheibe und der damit
fest verbundenen Welle ig (Fig. io). Die Bremswirkung des Kolbens 3a ist in der
dargestellten Lage offenbar gleich der Treibwirkung des Kolbens 4a; diese Kräfte
heben sich also gegenseitig auf, ebenso ist es mit den Kräften der Kolben 3c und
4c.
-
Bei diesen Bewegungsvorgängen wartet also gleicJhsam jeder Kaltkolben
ab, bis sein heißer Gegenkolben mit der Expansion fertig ist, und der Heißkolben
wartet ab, bis sein Gegenkaltkoliben mit der Kompression fertig ist. Nur durch diese
zeitweiilig und periodisch immer abgestoppte Bewegung jedes Kolbens ist es möglich,
die idealen Kreisprozesse, wie die Theorie sie erfordert, durchzuführen. Solche
abgestoppte Bewegungen sind aber bisher bei Heißgaskolbenmaschinen unbekannt. Sie
können mit den bekannten Kurbeltrieben oder den Taumelscheiben oder den Hubscheiben
mit den üblichen Sinusformen der Berührungslinien zwischen Kolbenstangenende und
Hubscheibe auch nie erreicht werden. Deswegen ist die erfindungsgemäße Heißgasmaschine
allen bekannten Wärmekraftmaschinen weit überlegen. Ein Teil dieser Überlegenheit
geht natürlich dadurch wieder verloren, daß es bei der Heißgaskolbenmaschsne nicht
möglich ist, solch hohe Temperaturen im Arbeitsgas zu verwirklichen wie etwa beim
Ottomotor oder beim Dieselmotor. Durch die stetige Entwicklung der hitzebeständigen
Stähle verschiebt sich aber dieses Verhältnisdauernd zugunsten der Heißgasmaschinen.
Günstig auf die Leistung der Heißgasmaschinen wirkt schließlich deren Eigenschaft,
daß man das Verdichtungsverhältnis beliebig wählen kann. Ein Verdichtungsverhältnis
von z. B. 3,5 ergibt aber bei gleichem Spitzendruck von z. B. ioo ata wegen der
.größeren Vorspannung des Gases - der höheren Aufladung - ein bedeutend flächenreicheres
P-v-Diagramm als beim Dieselmotor oder Ottomotor (Fig. i).
-
Fig. 6 und 7 zeigen, wie die gegenüberliegenden Kolbenstangen 5 und
6 miteinander in Längsrichtung verschiebbar verbunden sind, nämlich durch die Nut
14 und die Feder 15. Sie stützen sich dadurch aufeinander ab. Zwischen den Kegelrollen
7 bzw. 16 und der Hubscheibe 8 herrscht nur rollende Reibung mit Linienberührung.
Die Hubscheibe 8 ist auf der Welle ig fest aufgekei.lt.
-
Zwecks starker Wärmezufuhr oder Wärmeabfuhr während der Isothermen
ist es nicht genügend, die
Zvlinder mit einer Flüssigkeit entsprechender
Temperatur nur zu umspülen. Es ist notwendig, in ihnen auch große innere Oberflächen
zu schaffen, an denen das Gas während der Expansion und während der Kompression
entlang gewirbelt wird. Dieses wird z. B. dadurch erreicht, daß nach Fig. 8 im Boden
des Zylinders i Kammern 22, die durch eine Trennwand 23 in der Mitte geteilt sind,
vom flüssigen Blei oder vom kalten Wasser, je nachdem, ob es sich um den Heiß- oder
um den Kaltzylinder handelt, durchflossen werden. In der Leitung 24 tritt z. B.
das heiße Blei zu, in der Leitung 25 läuft es ab, während das Gas bei Leitung To
(s. auch Fig. 5) zutreten kann. Der Kolben q. erhält dann rippenartige Vorsprünge
21, die sich den Kammern 22 anpassen. Oberhalb der Vorsprünge befinden sich die
üblichen Kolbenringe 2o.
-
Ein verstärkter Wärmeübergang kann auch erreicht werden durch Flüssigkeitsnäpfe
am Zylinderboden, in die die Kolbenrippen bei jedem Hub eintauchen, oder durch direkte
Einspritzung von z. B. flüssigem Blei in den Heißgaszylinder oder von kaltem Wasser
in den Kaltzylinder.
-
Bei der Zylinderanordnung nach Fi:g. To oder abgewickelt gezeichnet
nach Fi:g.5 führt bei einer vollen Umdrehung der Hubscheibe 8 jeder einzelne der
Kolben 3 bis 3c und q. bis q.° eine volle Aufwärts- und Abwärtsbewegung durch. Die
Hubzahl pro Minute jedes Kolbens und die Dre'hza'hl der Welle 1g sind also gleich,
z. B. 300 Hübe pro Minute und 30o Umdrehungen pro Minute. Der große Vorteil
der Verwendung dieser Hubscheibe ist aber der, daß sich die in Fig. 5 dargestellte,
für einen Kreisprozeß benötigte Flucht der Berührungslinien mit den entsprechenden
Neigungen auf dem Umfang einer Hubscheibe mehrere Male periodisch auftragen läßt.
Man kann also eine Hubscheibe darstellen, deren Anwicklung die schraffierte Fläche
der Fig. 5 mehrere Male hintereinander aufweist. Dann wird die Drehzahl der Welle
1g z. B. zwei-, drei- oder viermal kleiner als die Hubzahl eines jeden Zylinders.
Das Drehmoment an der Welle wird dann aber entsprechend stärker. Diese Übersetzung
ins Langsame erspart also eine eventuell sonst nötige zusätzliche Übersetzung ins
Langsame durch Zahnräder, die ja bei Brennkraftmaschinen oft notwendig ist.
-
Die Regelung der Drehzahl erfolgt am besten sowohl durch die Regelung
der Brennstoffzufuhr als auch durch Füllungsregelung. Letztere wird dadurch ermöglicht,
daß z. B. der Druck in der druckdichten Trommel C so hoch gewählt wird, als dem
kleinsten benötigten Druck nach dem Diagramm entspricht. Ist nun außerdem noch ein
Behälter mit höherem Druck vorhanden, so kann man durch nicht eingezeichnete Ventile
die Leitung g entweder mit der Trommel C oder mit dem Gefäß mit dem hohen Druck
verbinden. Dadurch wird sich die Vorspannung entsprechend einstellen und damit proportional
auch die Leistung anwachsen oder abfallen. Es läßt sich doch ohnehin nicht ganz
vermeiden, daß etwas Druckgas durch die Undichti:gkeit der Kolbenringe in das Getriebegehäuse,
also in die Trommel C, gelangt. Dieses wird dann zweckmäßig durch einen kleinen
Verdichter -immer wieder in das Druckgefäß gedrückt.
-
Durch die Heißgaskolbenmaschine nach der Erfindung wird die gestellte
Aufgabe gelöst, einen Kreisprozeß unter Verwendung einfacher, durchaus erprobter
Maschinenelemente zu verwirklichen. Durch ausschließliche Verwendung von Kugellagern
für die Rollen 7 und 16 und auch für die Abstützung der Kolbenstangen lassen sich
die Verluste dieser Maschine in bezug auf Reibung recht klein halten. Auch das Schwungrad
kann leicht werden, falls mindestens vier Kolbenpaare verwendet werden.
-
Je nach der Wahl der Kolbenhübe, der Kolbendurchmesser und der Neigungen
der Berührungslinie an der Hubscheibe läßt sich jeder beliebige Kreisprozeß mit
dieser Heißgaskolhenmaschine durchführen. Verwendet man z. B. die geschilderte Hubscheibe,
macht aber die Durchmesser der Heißkolben doppelt so groß wie die Durchmesser der
Kaltkolben, so ergibt sich der ebenfalls oft sehr günstige Kreisprozeß, der aus
zwei Isothermen und Isobaren besteht und sich ebenfalls zwischen den Temperaturen
von T2oo und 300° K abspielt. Dieser ist dann besonders erstrebenswert, wenn bei
gegebenem Maximaldruck eine möglichst große Hubraumleistung, bezogen auf die Kaltzylinder,
gefordert wird.
-
Ferner kann man die in Fig. 6 zur Motorwelle 1g parallel gezeichneten
Kolbenstangen auch nach außen hin immer mehr abneigen, bis sie schließlich zur Motorwelle
senkrecht stehen. Dann geht die Hubscheibe in einen Nocken mit bestimmten Schrägflächen
über, und die Verwendung des Nockens zur Erzeugung ungleichmäßiger Bewegung ist
ja für den Antrieb der Ventilstößel bekannt.
-
Konstruktiv ließen sich schließlich auch alle Zylinder auf der gleichen
Seite der Hubscheibe unterbringen, z. B. die Kaltzylinder auf einem inneren Kreis,
die Heißzylinder auf einem äußeren Kreis. Es ist ferner zweckmäßig, die Länge der
heißen Kolben q. bis q.c so groß zu wählen, daß die Kolbenringe nicht mehr in den
heißen Teil des Zylinders i eintauchen.
-
Die Schmierung der Kolbenlaufbahn erfolgt einfach durch Spritzschmierung
aus dem Getriebegebäuse, also aus der Trommel C, in der die Hubscheibe umläuft.
Kolbenbolzen sind ja bei dieser Maschine nicht vorhanden. Ihre Schmierung, die oft
ein Problem ist, fällt also ganz fort. Die Schmierölverbrennung wird auf einfache
Weise dadurch verhütet, daß ein Arbeitsgas ohne Sauerstoff benutzt wird, z. B. Stickstoff
oder am besten Argon.