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Verfahren zum Vergießen, vorzugsweise von Leichtmetallen In der Gießereitechnik
hat während des letzten Jahrzehnts auch das Spezialgebiet der sogenannten Anschnittechnih
eine gesteigerte Aufmerksamkeit gefunden. Nur ein Teil der Bemühungen der Praktiker
ist bisher in der Literatur bemerkbar geworden, da die vorliegende Problematik sich
nicht leicht in prägnanter Kürze darstellen läßt. Sie ist vielmehr so schwierig
in eine übersichtliche Form zu bringen, daß auch :die von wissenschaftlicher Seite
vorliegenden Beiträge sowohl im einzelnen als auch insgesamt die wünschenswerte
Klarheit und Vollständigkeit bisher noch vermissen lassen.
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Die Erfindung bedeutet einen weiteren Beitrag zur Erkenntnis der tatsächlichen
Zusammenhänge auf dem genannten Gebiet, und ihre Beschreibung kann daher zur erfolgreicheren
Lösung der praktischen Aufgaben anleiten.
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Am häufigsten findet man in der Fachliteratur Angaben über das vermeintlich
richtige Querschnittsverhältnis zwischen Einlauf, Zulauf (früher meist nur als Schlackenlauf
bezeichnet) und Anschnitt, wie z. B. 4:3 : 2 oder to : 9 : 5 oder roo : 95 : 90
oder neuerlich auch 3,6 : 4. : 2. Die eben genannten Zahlenrelationen kann man nun
zwar nicht geradezu als falsch bezeichnen; aber ihre Anwendung führt zu einer ganz
bestimmten Wirkung. Diese besteht darin, daß infolge der ihnen entsprechenden fortlaufenden
Verengung der durchströmten Querschnitte nahezu der volle Druck aus der Fallhöhe
auch .im Anschnitt, also beim Eintritt in die eigentliche. Form, noch wirksam ist
bzw. daß die Einströmung,des Metalls in die Form sich mit einer der vollen Fallhöhe
entsprechenden hohen Geschwindigkeit vollzieht. Eventuelle Energieverluste des strömenden
Metalls im gesamten System durch hydrodynamisch ungünstige Umlenkungen usw. machen
sich dabei natürlich bemerkbar und setzen die Endgeschwindigkeit etwas
herab.
Trotzdem bleibt sie hoch genug, um Wirbel und Strömungsstöße innerhalb der Form
selbst mit allen bekannten schädlichen Folgen für die Qualität der Gußstücke unausbleiblich
werden zu lassen. Dieses ist um so mehr der Fall, als man sich bisher immer. bemüht
hatte, möglichst keine hydrodynamisch ungünstigen Umlenkungen zu haben, sondern
alle Übergänge zwischen Einlauf, Zulauf und Anschnitten recht zügig und verlustfrei
zu formen.
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Diese Methode, nämlich die möglichste Erhaltung und Nutzbarmachung
der kinetischen Energie .des strömenden Metalls für die Überwindung der bei der
Formfüllung auftretenden Widerstände, wird sogar noch nach einer neueren Veröffentlichung
bewußt angestrebt. Des weiteren bleibt bei den dargestellten Rechenregeln völlig'
unbemerkt, daß eigentlich der Begriff Querschnitt des Einlaufs sehr problematisch
ist. Was man nämlich bezüglich der Geschwindigkeitsverhältnisse erreichen will,
würde erreicht werden, wenn der angenommene Querschnitt zunächst einmal am Fuße
des Einlaufs in rechnungsmäßiger Größe vorhanden, dann aber nach oben hin gemäß
bestimmten Gesetzmäßigkeiten erweitert werden würde, wie es bereits vorgeschlagen
ist., Aus der Tatsache, daß dieses übersehen wurde, erklären sich weitere Mängel
der Methode.
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In der Praxis der letzten ro Jahre hat man nun fast in völliger Umkehrung
des eben beschriebenen Prinzips Zahlenrelationen angewendet, für ,die etwa die Zahlenfolge
z :2,5 : ro ein charakteristisches Beispiel wäre. Hier liegt also eine Erweiterung
der Querschnitte im Wege der Strömung statt einer Verengung vor. Man ist dabei von
der Überlegung ausgegangen, daß es günstig sein müßte, das Metall mit einer möglichst
niedrigen Geschwindigkeit in die Form eintreten zu lassen, um wenigstens in der
Form dem Idealzustand der laminaren Strömung nahezukommen. Dieser Gedanke ist zweifellos
richtig. Aber diese Methode weist ebenfalls einige nicht unerhebliche Mängel auf.
So gilt z. B. hinsichtlich der rechnerischen Einbeziehung des Einlaufquerschnittes
das oben schon einmal Gesagte in gleicher Weise. Darüber hinaus sind die Zuläufe
und die Anschnitte wegen der übergroßen Querschnittserweiterungen gar nicht von
Anfang an voll zu halten. Sie lassen somit auf den zeitweilig entstehenden freien
Oberflächen des Metalls die Bildung von Oxydhäuten zu, deren Einwirbelung in das
Metall mit nachfolgender Einschwemmung in die Form zunächst auch nicht verhindert
wird. Die in Rede stehende Rechenregel zeitigt aber auch noch weitere Mängel, welche
erst dann auftreten, wenn die Läufe sich gefüllt, haben und wirklich, wie vorgestellt,
schon als Schlackenfänger funktionieren.
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Es ergibt sich nämlich bei einer genaueren Betrachtung, daß die Stoßwirkungen,
welche infolge der großen und- plötzlichen Geschwindigkeitsverminderungen bei gefülltem
Zulaufsystem auftreten, einen Teil der kinetischen Energie als statische Energie
erneut zur Wirkung bringen. Dieser Energieüberschuß kann dann naturgemäß erst in
der Form selbst vernichtet werden, was erneut ungleichmäßige Farmfüllung; Turbulenz
und Schaumbildung zur Folge hat.
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Die Gedankengänge hingegen, welche zur Bemessung des schon vorgeschlagenen
Einlaufs geführt hatten, leiteten in ihrer folgerichtigen Anwendung auf das Zulaufsystem
ebenfalls zu neuen Einsichten. Danach ist es wichtig, besonders dem Beginn des Gieß-
und Füllungsvorgangs größte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es ergibt sich dann die:
Notwendigkeit, dafür zu sorgen, daß das Zulaufsystem zwei Bedingungen gleichzeitig
erfüllen kann.
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Es muß einsmal so gestaltet sein, daß es möglichst von Anfang an auch
die Spitze des beginnenden Metallstromes zusammenhält und daß dieser somit nur eine
möglichst geringe freie Oberfläche bildet, und es muß zweitens so gestaltet sein,
daß in ihm genau soviel an kinetischer Energie .des strömenden Metalls durch Stoßwirkungen
oder andere energieverzehrende Vorgänge vernichtet wird, als erforderlich ist, um
die Eintrittsgeschwindigkeit in die eigentliche Form unter eine empirisch erkannte
oder auch aus entsprechenden Überlegungen als nötig erkennbare Maximalgrenze abzubremsen.
Dabei dürfen sich die erlittenen Geschwindigkeitsverluste jedoch nicht in äquivalenten
Druck umsetzen, wie es bei hydrodynamisch günstiger Strömung nach den Bernoullischen
Gleichungen der Fall sein würde und wie es in unkontrollierter Weise auch in den
hydrodynamisch ungünstigen. Laufsystemen der bisherigen Gießereipraxis noch der
Fall ist.
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Mit diesem Prinzip liegt also eine bewußte Abkehr von jenem erwähnten
Grundsatz vor, die volle, aus der Fallhöhe erzielbare -Bewegungsenergie zur Leistung
der Formfüllungsarbeit (Überwindung der Reibüngs- und sonstigen Widerstände) heranzuziehen.
Es wird vielmehr zum Grundsatz erhoben, den weitaus größten Teil der ursprünglich
vorhandenen potentiellen Energie im Zulaufsystem planmäßig, und zwar sofort mit
dem Gießvorgang selbst beginnend, zu vernichten und auf seine Mitwirkung bei der
Formfüllung zu verzichten: Es hat sich auch praktisch gezeigt, daß das Bestreben
nach Erhaltung oder gar nach einer Vergrößerung der potentiellen Energie durch Überhöhung
der Gießhöhe im Bereich der üblichen Gießereiaufgaben meistens überflüssig ist.
Man kommt vielmehr in den meisten Fällen mit einem Bruchteil in der Größenordnung
von etwa 25 bis 61/o und noch weniger aus. Man gewinnt dabei den Vorteil, die günstigsten
Verhältnisse zur Erzielung sehr ruhiger, etwa laminarer Strömung in der Form selbst
zu erreichen. Parallel damit läuft der weitere Vorteil des geringsten Metallaufwandes
für das Zulaufsystem, welcher bei Quälitätsgüß überhaupt möglich ist.
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Die Lösung der formullertern Aufgabe sieht gemäß der Erfindung folgendermaßen
aus : Vom Fuße des Einlaufs an wird der Metallstrom mehrfach nacheinander kurz um
einen Winkel umgelenkt. Dabei
tritt bekanntlich in jed,-r Umlenkung
ein Stoßverlust auf, dessen Größe z. B. bei einem Winkel von 9o°' einem Rückgang
der Geschwindigkeit um etwa 3o% äquivalent ist. Das heißt also, es verbleiben jeweils
etwa 7o% der Geschwindigkeit der vorhergehenden Stufe. Will man nun nicht die vorbestimmte
Menge des Metallflusses vermindern, so muß man den Ouerschnitt bei jedem Schritt
auf etwa 100/7o, also auf das i,d.3fache erweitern. Die aufeinanderfolgenden Stufen
sind daher gemäß der Erfindung z. B. bei Umlenkungswinkeln von 9o° jeweils um nicht
mehr als 43'/o erweitert. Der Erweiterungsfaktor ist also im Falle dieses Beispiels
gleich oder kleiner als etwa 143, im allgemeinen kleiner als .1,5. Die Stufen brauchen
dabei nicht länger zu sein, als es zur Erzielung einer vollständigen Umlenkung in
dem gewollten Sinne nötig ist. Sie können daher, und weil hierfür wenige Zentimeter
völlig ausreichen, so extrem kurz sein, als es die konstruktive Anlage der Form
und die Notwendigkeit ihrer zweckmäßigen Speisung überllaupt erlauben.
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Selbstverständlich wird man die umströmten inneren Ecken etwas abrunden,
um die Ausflußzahl recht hochzuhalten bzw. um die Strömung nicht zu drosseln, aber
wiederum nicht so stark, daß der gewollte Effekt der Umlenkung, eben die Energieverminderung,
wieder verlorenginge. Aus dem letzteren Grunde sind die äußeren Ecken möglichst
nicht auszurunden, sondern so scharf auszubilden, als es praktisch zu machen ist.
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Für die durchschnittlichen Fälle der Praxis empfiehlt es sich, mit
etwas kleineren Relationen für die Stufenerweiterung bis herab zu 3 : q. = 1,33
zu arbeiten, «-elches Verhältnis Geschwindigkeitsverminderungen. um etwa 25% entsprechen
würde. Aus den dabei vorhandenen Energieüberschüssen der Vorstufen verbleiben dann
kleine, sich summierende statische Überdrücke in den Nachstufen, deren Höhe man
aber in ihrer Wirkung beobachten und nötigenfalls auch noch korrigieren kann.
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Das Verfahren nach der Erfindung liegt, wie ein Vergleich der Zahlenverhältnisse
erkennen läßt, gleichsam in der Mitte zwischen den beiden bisher vorgeschlagenen
bzw. praktisch gehandhabten Extremen. Es vermeidet deren Nachteile und verwirklicht
die weitgehendste Annäherung an den Idealfall der gleichzeitigen Erfüllung aller
Forderungen, die man an ein Zulaufsystem stellen kann, nämlich: geringstes Metalleinsatzgewicht,
Vermeidung von Oxyd- und Schaumbildung im Zulauf und in der Form selbst infolge
beliebig niedriger Einströmgeschwindigkeit beim Eintritt in die eigentliche Form,
und zwar in völliger Unabhängigkeit von der .mit dem Gußstück gegebenen Gießhöhe.
Durch Variation der Zahl und der Art der Stufen, z. B. auch durch andere Umlenkwinkel
als 9o°, ist jedes gewünschte Ziel je nach den qualitativen Anforderungen und den
sonstigen Besonderheiten der jeweiligen Gußstücke erreichbar. Die Durchbildung im
einzelnen -kann leicht nach den formtechnischen Gegebenheiten eingerichtet werden.
Die Abb. i und 2 zeigen das Schema einer Gestaltung für Sandformen mit waagerechter
Trennungsebene. Abrundungen und Schrägen sind hier wie auch bei allen folgenden
Abbildungen fortgelassen. E bedeutet das untere Ende des Einlaufs, dessen Gestalt
und Größe außerhalb des Bereiches der Erfindung verbleiben. :Maßgebend für die Aufnahmefähigkeit
des Zulauf systems ist in erster Linie der Ouerschnitt des ersten, mit I bezeichneten
Laufteiles. Die vor ihm wirksame Druckhöhe bestimmt die in ihm sich bildende Geschwindigkeit
vl beim Anfang des Gießvorgangs, wobei vorausgesetzt ist, daß die aus dieser Geschwindigkeit
und dem Querschnitt fl sich ergebende Metallmenge pro Zeiteinheit auch tatsächlich
von dem Einlauf beigebracht wird. Der Laufteil II ist in der Trennungsebene um 9o°'
gegen I abgewinkelt und um die aus der zugehörigen Relation errechnete Querschnittsdifferenz
erweitert. Laufteil III ist wiederum gegen II abgewinkelt und erneut in derselben
Relation erweitert. Dann folgt in gleicher Weise Laufteil IV!, an welchen sich die
Anschnitte A anschließen, deren Höhe zweckmäßig nur einen Bruchteil der im Lauf
noch vorhandenen äquivalenten Druckhöhe ausmacht, damit die Sicherheit dafür gegeben
ist, daß das Metall sich auch so gleichmäßig verteilt, wie es Lage und Querschnitt
der Anschnitte vorschreiben.
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Dasselbe Beispiel sei nochmals in Zahlen erläutert. Unter der Annahme,
daß der Umlenkverlust in jeder Stufe 29,3% der Geschwindigkeit beträgt (seine genauere
Größe unter den jeweiligen Umständen muß gegebenenfalls durch Versuche ermittelt
werden) und unter der weiteren Annahme, daß die Strömung im übrigen verlustfrei
sei, stellen sich bei einer Anfangsdruckhöhe von 32 cm folgende Verhältnisse ein:
Wenn fI = ioo qmm, so werden fII = 141 qmm, f111 = Zoo qmln, fIV = 283 qmm und FA
= .Ioo qmm. Die Geschwindigkeiten in Zentimeter pro Sekunde werden: vI =
250, vii = 177, vllI = 125, vIV = 88, VA = 62,5.
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Die diesen Geschwindigkeiten äquivalenten Druckhöhen sind: hi = 32
cm, IzII = !1ß cm. hin = 8 cm, hiv = q. cm, hA = 2 cm.
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Freie, d. h. nicht in Geschwindigkeit umgesetzte statische Überdrücke
sind im Beginn der Formfüllung nicht vorhanden. Sie stellen sich erst mit zunehmendem
Füllungsgrad bei gleichzeitiger Abnahme der Geschwindigkeiten ein. Im freien Niveau
des Metallspiegels in der Form bleiben jedoch die günstigen Anfangsbedingungen erhalten,
und damit ist die angestrebte, völlig beruhigte Formfüllung über den ganzen Verlauf
des Vorgangs, vor allem aber vom ersten Beginn an gewährleistet. Denn schon im Beginn
kann die Rückstauhöhe des in die Form fließenden Metalls den Wert von hA, also im
gewählten Beispiel 2 cm, nicht übersteigen. Es ist also so, als ob das Metall von
vornherein mit dieser geringen Fallhöhe eingegossen werden würde.
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Die Höhenabmessungen der einzelnen Stufen brauchen übrigens durchaus
nicht, wie in Abb. i und 2 der Einfachheit halber angenommen,
untereinander
gleich zu sein. Sie können auch sukzessive abnehmen oder sogar zunehmen oder auch
abwechseln je nach dem Ziele, das unter an-.derem durch eine günstige Annäherung
an Gestalt und Lage des oder der Anschnitte bestimmt ist, die ihrerseits im wesentlichen
durch das Gußstück selbst beeinflußt werden. Die Abb. 3 und 4 zeigen ,das Schema
eines Zulaufsystems mit abnehmenden Höhen in der Lauffolge und einem einzigen breiten
Anschnitt. Gleichzeitig zeigen sie eine Variante zu 1 und 2, die darin besteht,
daß in an sich bekannter Weise die nachfolgenden Stufen kurz vor .dem Ende der vorhergehenden
angeschlossen sind. Auf diese Art wird die volle Wirkung der Umlenkung noch sicherer,
vor allem im Anfang des Stromes, erreicht, wo sie ganz besonders wichtig ist.
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Wenn man für das Abfangen von eventuell im Metall enthaltenen Schlacken
und Qxydhäuten noch etwas Besonderes tun will, so kann man eine oder mehrere Stufen
in der Folge als Schlackenlauf ausbilden. Zweckmäßig nimmt man dafür die letzte
Stufe vor den Anschnitten, weil hier die Geschwindigkeiten am geringsten und die
Oberflächen ohnehin am größten sind. Die Abb. 5 und 6 zeigen ein Beispiel, bei welchem
die als Schlackenlauf verwendete vorletzte- Stufe wegen des Vorhandenseins mehrerer
Anschnitte gleichzeitig Verteilungslauf ist. Ein solcher Schlackenlauf oder Zwischenlauf
nun muß in seiner eigenen Hauptstromrichtung mindestens den Querschnitt aufweisen,
der seinem Platz in der Lauffolge entspricht. Er kann jedoch ohne abträgliche Folgen
sogar größer sein, wenn die richtige Relation zwischen seiner Vorstufe und senner
Nachstufe gewahrt bleibt; d. h. also '1 : 2 [aus 1 : (i,412)], wenn das Schrittverhältnis
1 : 1,41 ist, oder 1 : 1,77 [aus 1 : (r,332)], wenn das Schrittverhältnis 3 :4 sein
soll. In solchen überdimensionierten Stufen können zusätzliche Richtungsänderungen
bzw. zusätzliche Stoßverluste auftreten, die dann bei der Konzeption des ganzen
Zulaufsystems im Sinne des Grundprinzips berücksichtigt werden müssen.
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Bei Kokillen für Formguß liegt die Haupttrennungsebene meistens senkrecht;
wie bekanntlich auch häufig im Schwermetallsandguß. Dann werden die erforderlichen
Umlenkungen zweckmäßig abwechselnd horizontal und nach oben steigend gerichtet,
um auch hier im horizontalen Strom die Geschlossenheit seiner Spitze und in vertikaler
Richtung die Ausbildung eines geschlossen vorschreitenden Metallniveaus zu erzielen.
Die Abb. 7 und 8 sollen das hier Gemeinte verdeutlichen und zugleich im Beispiel
zeigen, wie man das Zulaufsystem auch verzweigen kann. Letzteres wird nötig, wenn
das Gußstück größere Dimensionen aufweist oder wenn mehrere gleiche oder auch verschiedene
Gußstücke . in einer Kokille angeordnet sind. Dabei sichert die Durchführung des
Grundprinzips auf jeden einzelnen Zweig der Verteilung die richtige Speisung der
Einzelstücke oder der verschiedenen Partien eines größeren Gußstückes mit einer
bisher in der Gießereitechnik unerreichbaren Genauigkeit und Zuverlässigkeit. Das
sonst mit Recht so gefürchtete ungleiche Ziehen der einzelnen Anschnitte wird völlig
überwunden.
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In den Abb. 7 und 8 ist die Folge der Läufe des Zulaüfsystems wieder
mit I, II und III bezeichnet. Die Verzweigungen tragen die Indizes a und
b. Es ist zu beachten, daß nunmehr die Summe der Querschnitte III4 und IIIb
mit dem Querschnitt II in die Beziehung .gemäß der Erfindung gesetzt werden muß.
Die gleichzeitig als Verteilungsläufe wirkenden Läufe I,IIa und IIIb1zönnen dannnach
der Abzweigung der Anschnitte A1 und Bi im Querschnitt abnehmen, wie es an sich
schon bekannt ist, wobei jedoch diese Abnahme ohne schroffen Sprung erfolgen soll,
damit die Anschnitte A2 und B2 'den gleichen Druck wie A1 und Bi bekommen..
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Wenn in verzweigten Systemen, z. B. aus Unsicherheiten in der Vorherberechnüng
der zu speisenden Volumina, ein Druckausgleich zwischen verschiedenen Zweigen erwünscht
ist, so kann eine Wiedervereinigung derselben ohne jede Gefahr von Wirbel- und Schaumbildung
erfolgen, wenn man diese auf einer späteren Stufe in der Lauffolge, also nach Erreichung
genügend niedriger Geschwindigkeiten bzw. Rückstauhöhen vornimmt. Dieses gilt -
natürlich sowohl für Formen und Kokillen mit senkrechter als auch mit waagerechter
Trennungsebene.
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Übersteigen bei senkrechter Trennungsebene die Höhenmaße des Gußstückes
eine bestimmte Größe, so daß seitliche Anschnitte nötig werden, dann kann .die Summe
aller Anschnittsquerschnitte sinngemäß das sonst einzuhaltende Verhältnis überschreiten,
weil die Anschnitte erst nacheinander zur Funktion kommen. Schon der oder die -in
solchen Fällen im wesentlichen nach oben aufsteigenden VLerteilungsläufe dürfen
dann sofort nach der letzten Umlenkung in die vertikale bzw. eine schräg aufsteigende
Richtung oder auch erst im weiteren Verlauf über die bis dahin eingehaltene Relation
hinaus vergrößert werden, was wegen der mit den relativ niedrigen Steiggeschwindigkeiten
besonders bei Kokillen verbundenen Einfriergefahr zu empfehlen ist. Denn bis zu
diesem Punkt hat das gemäß der Erfindung ausgebildete Zulauf system seine Aufgabe
als gefahrenfreier und exakt beherrschbarer Bremsmechanismus bereits abgeschlossen.
Ähnlich verhält es sich bei Formen und Kokillen mit waagerechter Haupttrennungsebene,
.die eine vertikale Nebentrennungsebene besitzen; von welcher aus zusätzlich gespeist
werden soll. Allgemein sei hinzugefügt, daß es sich vorteilhaft auswirkt, wenn;
einerlei, ob senkrechte oder waagerechte Trennungsebene, längere Horizontalstrecken
des Zulaufsystems leicht ansteigend angeordnet werden, wo dies formtechnisch möglich
ist. Der Erfolg hinsichtlich der Geschlossenheit des Metallstromes wird dadurch
unterstützt. Dieser Hinweis gilt sinngemäß auch für horizontal liegende, breite
und flache Anschnitte, vor allem dann, wenn sie für eine besonders niedrige Ausflußgeschwindigkeit
gedacht sind.
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Bisher war in der Schilderung unausgesprochen nur vom sogenannten
steigenden Guß die Rede, d. h. von derjenigen Gießmethode, bei welcher das Metall
der Form möglichst an den tiefsten Stellen zugeführt
wird und darauf
in der Form von unten nach oben steigt. Im Gegensatz dazu steht der sogenannte fallende
Guß, bei welchem das Metall von oben her direkt in die Form gegossen wird. Diese
Methode ist bei Leichtmetallen im allgemeinen ungebräuchlich, weil im Hinblick auf
die Güte des Gusses bedenklich. Jedoch läßt sich auch hier auf dem vorgeschlagenen
Wege manches verbessern; denn mit seiner Hilfe kann erreicht werden, daß das Metall
am oberen Rand der betreffenden Gußstücke den Absturz in die Form mit sehr geringer
Anfangsgeschwindigkeit und in genau gerichteter und verteilter Weise beginnt.
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Weitere Kombinationen der dargestellten Erfindung z. B. mit dem bereits
vorgeschlagenen Einlaufkanal oder mit anderen, in der Gießereitechnik bereits bekannten
Methoden sind in so mannigfaltiger Weise möglich, daß auf eine Wiedergabe im Rahmen
dieser Beschreibung verzichtet werden muß. Das beschriebene Prinzip ist fernerhin
auch auf Druckgießformen anwendbar und wird auf diesem Sondergebiet zu einer merklichen
Qualitätssteigerung der Erzeugnisse führen, vor allem durch eine weitere Zurückdrängung
,der Blasenbildung aus eingewirbelter Luft.
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Es dürfte aus der Beschreibung selber klar geworden sein, daß in der
Terminologie unterschieden worden ist zwischen dem Einlauf im engeren Sinne, also
der Fortsetzung des Gießtrichters, die das Metall nach unten führt, dem Zulauf,
als einer Folge bzw. einem System von Läufen, welches das Metall, eventuell unter
Verteilung, weiterführt zu den Ausschnitten im engeren Sinne, durch welche es letztlich
in die eigentliche Form eintritt. Die beschriebene Erfindung bezieht sich auf den
Zulauf bzw. auf das Zulaufsystem in seiner Gänze oder doch. jedenfalls in seinem
wichtigsten und entscheidenden Teil.