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Zweistufiges Abstreifverfahren für Horizontal-Lackiermaschinen zur
Lackierung dünner Drähte Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein zweistufiges
Abstreifverfahren zur Lackierung dünner Drähte, dessen Wesen darin besteht, daß
der Draht einen senkrecht zur Laufrichtung angeordneten Spalt passiert, über den
eine genau dosierte Lackmenge in Form eines dünnen Films hinwegfließt, wobei der
Draht die obere Kante des schneidenförmig ausgebildeten Spaltes berührt, und daß
anschließend der auf den Draht aufgebrachte überschüssige Lack mittels einer mit
Abstreifer ausgestatteten, im Sinne der Laufrichtung des Drahtes angetriebenen Walze
entfernt wird.
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Es ist bekannt, daß die erzielbaren Fahrgeschwindigkeiten bei der
Lackierung von Feindrähten im Einbrennverfahren von der Art der angewandten Lackauftragsmethodik
sehr stark abhängen. Es lassen sich unter Anwendung des normalen Abstreifverfahrens
erheblich höhere Fahrgeschwindigkeiten erreichen als bei einem einfachen Tauch-oder
Cberlaufverfahren. Das bisher übliche normale Abstreifverfahren besteht darin, daß
der in irgendeiner Weise auf den Draht aufgebrachte überschüssige Lack mittels einer
geeigneten Vorrichtung mechanisch abgestreift wird. Als Abstreifmaterial werden
im allgemeinen Filz, Feinleder o. dgl. verwendet.
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Bei der Einführung des bisher üblichen Abstreifverfahrens wurde gleichzeitig
mit einer Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit eine ganz wesentliche Lösungsmitteleinsparung
erreicht. Neben diesen Vorteilen weist das Verfahren aber auch stark ins Gewicht
fallende Nachteile auf. Ein wesentlicher Nachteil besteht darin, daß der Lackdrahtabfall
relativ hoch ausfällt, da bei jedem Durchgang einer Verbindungsstelle die Abstreifvorrichtung
gelöst und wieder neu eingestellt werden muß. Wird der
Lacküberzug
beim Weiterlackieren bei der ersten gefühlsmäßigen Einstellung der Abstreifvorrichtung
rauh, so muß die Abstreifvorrichtung abermals gelockert werden.
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Ein weiterer Nachteil des normalen Abstreifverfahrens ist die geringe
Lebensdauer des Abstreifmaterials, das infolge von Abnutzung und Verschmutzung,
z. B. durch Kupferstaub, sowie sonstige Veränderungen, z. B. durch Eindicken des
Lackes, in kurzen Zeitabständen erneuert werden muß. Schließlich ist die Brauchbarkeit
dieses Verfahrens auch von der Bauart der Drahtlackiermaschinen abhängig. So hat
diese einen starken Einfluß auf den beim Abstreifen mit Filz, Rehleder o. dgl. auftretenden
Abfall, der sich natürlich mit der Baulänge der Maschinen und der Zahl der Drahtdurchgänge
erhöht.
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Da ferner bei jeder neuen Einstellung der Abstreifvorrichtung die
Höhe des Lackauftrages während des Laufens kontrolliert werden muß und hierzu eine
gewisse freie Mindestlauflänge gehört, stößt die Vornahme dieser Kontrolle bei solchen
Feindrahtlackiermaschinen, bei denen der Draht im Ofen zurückgeführt wird, auf.
gewisse Schwierigkeiten.
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Durch die vorliegende Erfindung werden die Nachteile der bisher üblichen
Abstreifmethode praktisch beseitigt und unter Umständen noch höhere Fahrgeschwindigkeiten
erreicht.
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Es handelt sich bei der Erfindung um ein zweistufiges Abstreifverfahren,
das sich vor allem für die Lackierung von Feinstdrähten bis zu 0,4 mm 0 bewährt
hat. Im Prinzip beruht das Verfahren darauf, daß in der ersten Stufe der Draht einen
relativ engen Spalt passiert, über den eine genau dosierte Lackmenge hinwegfließt.
Der Lackzufluß wird so reguliert, daß sich über dem Spalt ein sich kontinuierlich
erneuernder Lackfilm bildet. Der durch den Film laufende Draht wird infolge der
geringen Dicke der Lackschicht nur äußerst kurzzeitig benetzt. Er wird durch den
Spalt in der Weise hindurchgeführt, daß er die obere schneidenförmig ausgebildete
Kante berührt, wodurch ein Teil des aufgetragenen Lackes abgestreift wird. Erfahrungsgemäß
sind aber trotz der sehr geringen Benetzungsdauer die mitgenommenen Lackmengen zur
Erzielung eines glatten Lackauftrages im allgemeinen noch zu hoch. Es erwies sich
daher als notwendig, in einer zweiten Stufe eine kleinere Menge des aufgetragenen
Lackes durch eine besondere Vorrichtung von dem Draht abzunehmen. Dies geschieht
mittels einer rotierenden Walze, über die der mit Lack benetzte Draht nach Passieren
der Spaltanordnung hinwegläuft. Diese Walze ist mit einer Abstreifvorrichtung ausgestattet,
die den mitgenommenen Lack weitgehend von der Walze entfernt und so eine gleichmäßige
Verringerung der Lackmenge auf dem lackierten Draht gewährleistet. Die Umfangsgeschwindigkeit
der im Sinne der Laufrichtung des Drahtes angetriebenen Walze wird zur Verringerung
des Bremswiderstandes zweckmäßig etwas höher gewählt als die Laufgeschwindigkeit
des Drahtes. Obwohl bereits die beiden Stufen für sich allein angewendet gegenüber
dem Tauchverfahren eine Erreichung höherer Abzugsgeschwindigkeiten gestatten, bringt
doch erst die Kombination beider Stufen das günstigste Ergebnis.
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Die Zeichnung veranschaulicht die Horizontal-Lackiermaschine nach
der Erfindung in einer schematischen Darstellung. Es zeigt Abb. i eine Seitenansicht
der Anordnung an einer Horizontal-Lackiermaschine, Abb. 2 eine Vorderansicht derselben.
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Bei der ersten Stufe des neuen Verfahrens fließt der Lack durch das
Rohr a in den mit einem Üherlaufrohr b ausgestatteten zylindrischen Raum c. Die
Regulierung des Lackzuflusses erfolgt mittels zweier horizontal angeordneter ineinandergeschobener
Hohlzylinder d, die im unteren Teil der einen Seite eine der Anzahl der Drahtdurchgänge
entsprechende oder höhere Zahl von Bohrungen c besitzen. Diese Bohrungen, deren
Abstand der Entfernung der Drähte voneinander entspricht, können mittels einer seitlich
angebrachten Verstellschraube f so zueinander verschoben werden, daß diese sich
mehr oder weniger überdecken, wodurch die ausfließende Lackmenge genauestens dosiert
werden kann. Für die Praxis genügt aber unter Umständen wegen der weitgehenden Unempfindlichkeit
des Verfahrens gegenüber geringen Schwankungen in der Lackzufuhr auch eine einfache
Anordnung, bei der nur ein mit Bohrungen versehener Zylinder verwendet wird und
die austretende Lackmenge von der Höhe des Überlaufrohres im Zylinder abhängt. Der
aus der zylindrischen Anordnung ausfließende Lack läuft über eine Metallplatte g
dem Spalt h zu, durch den der zu lackierende Draht i geführt wird. Die schneidenförmige
Gestaltung des Spaltes hat den Vorzug, daß einerseits der Durchgang einer Drahtverbindungsstelle
sehr erleichtert wird und andererseits der über den Spalt fließende Lack eine möglichst
geringe Filmdicke besitzt. Für den Fall, daß die obere Kante des Spaltes vom Draht
allmählich eingeschnitten wird, ist die Schneide k auswechselbar gestaltet, so daß
man diese lediglich von Zeit zu Zeit nachzuschleifen braucht und dann ohne weiteres
wiederverwenden kann. Das Auswechseln der Schneide erfolgt ohne Schwierigkeiten
unter Zuhilfenahme einer Lehre beim Wiedereinsetzen. Bei der unteren Schneide des
Spaltes ist diese Maßnahme jedoch nicht erforderlich, da der durchlaufende Draht
diese nicht berührt. Die Spaltbreite kann innerhalb weiter Grenzen schwanken. Sie
wird zweckmäßig so gewählt, daß der Durchgang einer Verbindungsstelle ohne weiteres
möglich ist. Nach oben hin ist allerdings die Spaltbreite dadurch begrenzt, daß
die zur Filmbildung erforderliche überfließende Lackmenge mit wachsender Spaltbreite
zunimmt. Als Anhaltspunkt sei erwähnt, daß sich die Drahtstärken von o,io bis 0,20
mm einwandfrei mit einer Spaltbreite von o,5 bis o,8 mm lackieren ließen. Die Spaltbreite
wird also so bemessen, daß sie ein Vielfaches des Drahtdurchmessers beträgt.
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Bei der zweiten Stufe des neuen Verfahrens besteht die Anordnung aus
einer im Sinne der Laufrichtung des Drahtes angetriebenen Walze i aus gehärtetem
Stahl,
die die zur Erzielung eines glatten Lackauftrages noch vorhandene überschüssige
Lackmenge vom Draht abnimmt.
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Die Walze ist zweckmäßig zur Erreichung einer möglichst langen Berührungsdauer
so angeordnet, daß eine kleine Ablenkung in der Laufrichtung des Drahtes heim Passieren
der Walze erfolgt. Wenn die Umfangsgeschwindigkeit der Walze etwas höher gehalten
wird als die Laufgeschwindigkeit des Drahtes, z. B. etwa ioo/o, wird mit Sicherheit
keine Bremswirkung auf den Draht ausgeübt. Der von der Walze mitgenommene Lack wird
mittels der Abstreifvorrichtung m weitgehend entfernt. Diese Abstreifvorrichtung
besteht aus einem mit Federdruck gegen die `Falze gedrückten Plättchen aus Hartpapier,
Hartgummi oder aus einem Rasiermesser o. dgl. Sie kann auch in entgegengesetzter
Richtung angeordnet sein. Der ganzen Anordnung ist eine nicht angetriebene, vom
Draht mitgenommene `Falze n vorgeschaltet, die den Zweck hat, ein Hinundherpendeln
der Drähte zu verhindern bzw. ein ruhiges Laufen zu bewirken. Zu diesem Zweck sind
die beiden Walzen so angeordnet, daß die Berührungsstelle o des Drahtes mit der
Schneide der Auftragsvorrichtung unterhalb ihrer gemeinsamen Tangentialebene p liegt.
Infolge der hierdurch bewirkten geringen Ablenkung des Drahtes wird eine gewisse
Zugspannung innerhalb der gesamten Lackauftragsvorrichtung erreicht, die ein Abweichen
des Drahtes von der Laufrichtung verhindert.
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Für die Verwendung im Betrieb läßt sich das ganze Aggregat schwenkbar
so anordnen, daß das Einfahren des Drahtes und das Anfahren kaum mehr Zeit erfordert
als bei dem normalen Tauchverfahren. Damit entfällt auch die Notwendigkeit der Neueinregulierung
der Lackauftragsvorrichtung, die einen entscheidenden Nachteil des bisherigen Verfahrens
darstellte.
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Das beschriebene zweistufige Abstreifverfahren hat gegenüber dem Tauchverfahren
den wesentlichen Vorzug, daß bei etwa gleicher Lackkonsistenz ganz erheblich höhere
Lackiergeschwindigkeiten erreicht werden.
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Dies gilt insbesondere für sehr dünne Drähte (erreichbare Geschwindigkeiten
bei Drahtstärken von o,i mm 6o m/Min., 0,2 mm 25 m/Min.). Dabei geschieht die Einregulierung
des Lackauftrages genau so wie beim Tauchverfahren, also am einfachsten durch die
Einstellung einer bestimmten Lackkonsistenz von einem einzigen Vorratsgefäß aus
für alle Gänge.
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Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß die gleichen billigen schwerflüchtigen
Lösungsmittel verwendbar sind, die beim bisher üblichen Abstreifverfahren verarbeitet
werden.
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Gegenüber dem normalen Abstreifverfahren mittels Filz, Rehleder o.
dgl. sind zusammenfassend an Vorzügen zu nennen: i. der ganz wesentlich reduzierte
Drahtabfall, 2. die weit geringere Abnutzung des Abstreifmaterials, 3. die bequemere
Handhabung, 4. Fortfall einer Neueinregulierung an der Einstellung der Lackauftragsvorrichtung
nach Stillständen, 5. Vermeidung einer beim normalen Abstreifverfahren möglichen
starken Bremswirkung durch den Abstreifvorgang.