-
Verfahren zur Herstellung von Knöllchenbakterienkulturen für die Boden-
und Saatgutimpfung von Leguminosen enthaltenden Trockennährböden Beim Anbau von
Leguminosen bewirkt die Impfung der Saat oder des Bodens mit den der betreffenden
Leguminosenart zugehörigen Knöllchenbakterien eine wesentliche Ertragssteigerung.
Besonders beim Erstanbau ist eine Impfung erforderlich, wenn eine zufriedenstellende
Ernte erhalten werden soll. Sie ist besonders notwendig bei der Aussaat landfremder
Leguminosenarten, wie z. B. der Sojabohne, da deren arteigene Knöllchenbakterien
in den betreffenden Böden nicht heimisch sind und erst angesiedelt -werden müssen.
Eine Impfung vor jeder Aussaat erhöht aber den Ernteertrag nicht nur, sondern reichert
den Erdboden auch mit gebundenem Stickstoff an, der dann einer Nachfrucht zugute
kommt und als biologische Düngung bezeichnet werden kann.
-
Es ist bereits bekannt und wird in der Praxis angewendet, den Leguminosenarten
zum besseren Wachstum Bakterienaufschwemmungen zuzugeben. So «-erden Agrarkulturen
benutzt oder eine mit Knöllchenbakterien durchtränkte Masse aus indifferenteu
Stoffen,
wie z. b. Erde, Torfmehl, Sand usw. Diese Verfahren haben jedoch den Nachteil, daß
bei den jungen Leguminosenpflänzchen nach einer Zeit guter Entwicklung ein gewisser
Wachstumsstillstand eintritt. Die Pflänzchen machen den Eindruck, als ob sie sich
in einem sogenannten Hungerstadium befänden. Die gesamte Entwicklung verzögert sich
um ,4 bis 6 Wochen. Hierdurch bedingt tritt eine zeitliche Herausschiebung der Ernte
ein, die sich besonders ungünstig bei Leguminosen von langer Wachtstums- und Reifezeit
auswirkt, so daß mit einem nutzbringenden Anbau dieser Arten, wie z. B. den spätreifen
Sorten der Sojabohne, nicht zu rechnen ist.
-
Wird also dieses Hungerstadium der jungen Pflänzchen verhindert, so
ist die Voraussetzung für frühen und vermehrten Blüteilansatz, für einen besseren
Ertrag und völlige Ausreifung gegeben. Bei Kleearten kann der erste Schnitt früher
stattfinden, wodurch der zweite infolge längerer Entwicklungsmöglichkeit ertragreicher
ausfällt. Gründüngung und Leguminosenmischfutter entwickeln sich schneller, der
Boden wird für die Herbstbestellung früher saatfertig und die Aussaat hat Zeit,
bis zum Beginn des `'Winters kräftig heranzuwachsen.
-
Erfindungsgemäß wurde gefunden, daß es möglich ist, dieses Hungerstadium
auszuschalten, so daß die Leguminosenpflanzen sich schnellundgleichmäßiggut entwickeln.
Dieses Hungerstadium wird dadurch überbrückt, daß bei der Herstellung des Bakteriennährbodens
erfindungsgemäß diesem der Wirtspflanze arteigene Nährstoffe zugegeben werden. Mit
I-Iilfe dieser Nährstoffe tritt zunächst eine Vermehrung der Bakterien nach der
Impfung unter Schonung der späteren Wirtspflanze ein, so daß diese sich in der Zwischenzeit
so weit kräftig entwickeln kann, daß eine Inanspruchna"hme der Wirtsnährstoffe durch
die Bakterien keine Störung des Wachstums der `'Wirtspflanze beim Eingehen der Symbiose
hervorruft.
-
Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung von
Knöllchenbakterienkulturen für die Boden- und Saatgutimpfung von Leguminosen enthaltenden
körnigen, streufähigen Trockennährböden, nach welchem Nährböden üblicher Zusammensetzung
und Herstellungsart mit aufgeschlossenen Leguminosenpflanzen und/oder frischem Leguminosensaft
innig vermischt und zu einer homogenen Masse verarbeitet werden.
-
Der Aufschluß der Leguminosenpflanzen erfolgt mit Kalkmilch oder ähnlichen
Aufschlußmitteln, worauf die Aufschlußmasse noch neutralisiert und getrocknet wird.
DerLeguininosensaft wird durchAbhressen der frischen -zerkleinerten Leguminos,#npflanzen
und Filtration des atisgepreßten Safts gewonnen.
-
Der auf diese Art Hergestellte Nährboden wird finit Kulturen von bestimmten
Bakteriumradicicola-Stälnmen geimpft, die sich während der Herstellung derartig
in dein Nährboden vermehren, daß dieser vollständig v011 den Bakterien durchsetzt
ist. Es müssen für jede Leguminosenart die spezifischen Bestandteile eingearbeitet
werden, die dann finit den zugehörigen radicicola-Keiinen beimpft «erden.
-
Die Anwendung dieses Inipfstofies in der praktischen Landwirtschaft
lia.4 sich auf zwei Arten durchführen. Entweder wird der körnige, mit Bakterien
durchsetzte \ährboden über das mit Leguminosen bestellte Feld eingesät oder nach
Aufschweinmung des Nährbodens mit etwas Wasser wird er dc r Saat direkt untermischt,
so daß jedes Saatkorn mit Bakterien in Berührung kommt. Ausfülirtings1)eisl)iel
i. Aus i kg guter Kulturerde mit .2 1 Wasser wird durch zweistündiges Kochen im
Autoklaven ein Bodenauszug hergestellt. Der Auszug wird filtriert, der Rückstand
getrocknet und nach 5 weiterverwandt.
-
2. Artspezifische frische Leguininosenpflanzen werden zerkleinert
und abgepreßt. Der Pflanzensaft wird keimfrei filtriert und in Flaschen aufbewahrt.
Der Filterrückstand wird getrocknet und wie bei 5 verwertet.
-
3. Trockenes Leguminosenlieu, -stroh mit Wurzeln werden nach feinster
Häckselung a) in einer Schrotmühle geschrotet, b) auf einer Feinmühle weiter zu
Pulver vermahlen.
-
.4. Das geschrotete Stroh nach 3a) wird mit einer 8o/oigen Kalkmilch
24 Stunden aufgeschlossen, danach die Masse durch Einleiten von Kohlensäure neutralisiert
und getrocknet.
-
5. Das Trockengut wird mit Rückstand aus 1, 2 und 6 zu gleichen Teilen
vermischt und die Mischungen mit der doppelten Gewichtsmenge Gips, dein i o/o kohlensaure
Magnesia zugegeben ist, vermengt.
-
6. 2o g arteigenes Leguininoseilinelll, 2o g arteigenes Leguminosenstrohmehl
nach 31>) und io g Trockenhefe werden mit 7,50 cilt" des nach i hergestellten
Bodenauszuges ?.4 Stunden ausgezogen und abfiltriert. Das Filtrat wird mit a50 cm3
des nach 2 gewonnenen Leguininosensaftes versetzt, niit -2.5 g Kaliumphosphat (K.,
H P 04) und 2o g Traubenzucker vermischt und a) je 5 crn3 solcher Nährlösung in
Reagenzgläser abgefüllt und sterilisiert, b) der Rest in Vorratsflaschen abgefüllt
und ebenfalls sterilisiert. Der Filterrückstand wird nach 5 verwertet.
7.
In Nährlösung nach 6b) wird. das nach .5 hergestellte Gemisch zu einem steifen Brei
angerührt, flach ausgestrichen und die ?Masse erstarren und trocknen gelassen. Die
erstarrten Platten werden zerkleinert, gemahlen und auf Korngröße von 1 mm ausgesiebt,
in Flaschen von 75 cm3 Inhalt mit je 50 g abgefüllt und 1l/2 Stunden bei
ioo° im Autoklaven sterilisiert.
-
B. Einige Teilmengen Stammkultur werden in Reagenzgläsern mit je 5
cm@ der Nährlosung nach 6a) verrieben und 6 Stunden im Brutschrank aufbewahrt.
-
g. Diese: Verteilungskultur wird in die nach 7 hergestellten Flaschen
mit Trockennährboden gegossen, gut durchgeschüttelt und 5 Tage im Brutschrank gehalten.
-
1o. Nach Bebrütungwird diese feuchte Kultur durch Zusatz von Kieselgel
getrocknet und somit in den streufähigen Zustand übergeführt und weiterhin mit Zwischenprodukten
5 a) auf Zoo g aufgefüllt, in wasserdichte Dosen verpackt und mittels Paraffin luftdicht
verschlossen. ' Vor der Aussaat wird diese Trockenkultur mit physiologischer Kochsalzlösung
aufgeschwemmt und dem Saatgut entweder im Saatkasten der Drillmaschine oder gesondert
in einem reinen Holzkasten beigemengt. Sie reicht zu der Aussaat von 7,5 kg kleinkörnigem
und 5o kg großkörnigem Saatgut bei 1/2 ha Anbaufläche.