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Diese Erfindung bezieht sich auf
eine Neutronenverstärkeranlage,
die eine leicht unterkritische Anordnung von Spaltmaterial umfasst,
das einem primären
Neutronenfluss ausgesetzt ist.
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Der Neutronenfluss wird nicht nur
für Forschungszwecke,
sondern auch zur Lebensmittelbestrahlung, Krebsbehandlung und sogar
zur Regelung eines Kernkraftgenerators verwendet. Beispielsweise
wäre eine hohe
Neutronenintensität über 1017 s–1 für viele Zwecke nützlich.
Ein solch hoher Fluss liegt jenseits der praktischen Möglichkeiten
moderner Beschleuniger, sogar in Verbindung mit einem Spallationstarget.
Es ist daher ein Ziel der vorliegenden Erfindung, eine Neutronenverstärkeranlage
bereitzustellen, die einen intensiven und leicht regelbaren Neutronenfluss
liefert.
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Dieses Ziel wird gemäß der Erfindung
mit der in Anspruch 1 definierten Neutronenverstärkeranlage erreicht. Für weitere
Verbesserungen dieser Anlage wird Bezug auf die abhängigen Ansprüche genommen.
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Die Erfindung wird nun anhand einiger
bevorzugter Ausführungen
und der beiliegenden Zeichnungen im Detail beschrieben. Es zeigen:
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1:
eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Ausführung der
Vorrichtung im Querschnitt;
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2:
das Verhältnis
zwischen der Masse und Schichtdicke des Spaltmaterials in der hohlen
zylindrischen Anordnung mit vorgegebenen Größen für keff =
1;
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3:
eine Variante, die dafür
konzipiert ist, einen hohen Fluss schneller Neutronen zu erzeugen;
und
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4:
eine verbesserte Ausführung
mit zwei unterkritischen Anordnungen hintereinander.
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Gemäß einer in 1 dargestellten ersten Ausführung ist
Am242m, das Spaltmaterial. Dieses Material bildet
eine dünne
Schicht 1 auf der inneren Oberfläche eines Hohlzylinders 2 mit
kreisförmigem
Querschnitt, der aus einem Neutronen-Moderatormaterial wie Graphit
oder Beryllium besteht. Entlang der Achse dieses Zylinders ist ein
Spallationstarget 3 angeordnet, auf das ein Protonenstrahl
aus einem Beschleuniger (nicht dargestellt) längs der Axialrichtung des Zylinders 2 gelenkt
werden soll. Beispielsweise betragen die Höhe und der Innendurchmesser
des Zylinders beide 1 m, während
das Target 3 einen Durchmesser von 30 cm aufweist.
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Die Dicke der Schicht 1 liegt
im Mikrometerbereich und wird später
spezifiziert. Diese Dicke hängt
von der Art des Spaltmaterials und dessen Konzentration in der Schicht
ab. In jedem Fall muss die Dicke ausreichend klein genug sein, um
schnelle Neutronen ohne Wechselwirkung durchlassen und stattdessen
thermische Neutronen einfangen zu können.
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Die vom Target 3 startenden
Neutronen können
entweder thermische oder schnelle Neutronen sein.
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Thermische Neutronen reagieren sofort
mit der Schicht 1 und erzeugen schnelle Neutronen, während schnelle
Neutronen ohne Wechselwirkung die Schicht passieren. Schnelle Neutronen
dringen in beiden Fällen in
den Graphitzylinder 2 ein und werden moderiert. Wenn diese
Neutronen erneut in die Schicht 1 eindringen, lösen sie
mehr Kernspaltungen aus. Die Neutronen, die aus dem Zylinder an
dessen Außenseite
entweichen, bilden die Leistung der Verstärkeranlage.
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Es ist anzumerken, dass die Spaltmaterialschicht
auf der inneren Oberfläche
des Graphitzylinders so dick sein sollte, dass die Anordnung nicht
kritisch wird; es sollte jedoch ein Kritikalitätsfaktor keff nahe 1 erreicht werden,
um den Neutronenverstärkungsfaktor
zu steigern.
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Die nachfolgenden Tabellen zeigen
für einen
Zylinder, bei dem der Innendurchmesser Φ der Höhe gleicht, die Dicke einer
Schicht aus Am242m bzw. U235,
die für
verschiedene Innendurchmesser Φ des
Zylinders erforderlich ist, um das System kritisch zu machen.
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Tabelle
1: Schichtdicke von metallischem Am
242m und
die entsprechende Masse, die für
Kritikalität
bei verschiedenen Zylinderdurchmessern Φ erforderlich sind.
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Tabelle
2: Schichtdicke von metallischem U
235 und
die entsprechende Masse, die für
Kritikalität
bei verschiedenen Zylinderdurchmessern Φ erforderlich sind.
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Diese Werte sind auch im Diagramm
von 2 als kleine Kreise
bzw. Kreuze dargestellt. Daraus kann man beispielsweise ableiten,
dass Kritikalität
mit einer Am242m-Schichtdicke von 4 μm auf der
inneren Oberfläche
(Durchmesser 60 cm) eines Graphitzylinders (Axiallänge 60 cm)
erreicht wird. Die gesamte kritische Masse des Spaltmaterials beträgt unter
diesen Umständen
nur 80 g, was beträchtlich
weniger ist als die (bloße) kritische
Masse einer vollen Kugel gleichen Materials (4,7 kg).
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Demzufolge wird die Anordnung subkritisch
sein, wenn eine Dicke unter 4 μm
gewählt
wird. Beträgt der
Kritikalitätsfaktor
keff beispielsweise 0,95, dann ergibt sich
für seinen
Neutronenverstärkungsfaktor
ein Wert von 20.
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Ein herkömmliches Zyklotron mit einem
Protonenstrahl von 150 MeV produziert in einem Spallationstarget
aus Blei ungefähr
1 Neutron pro Proton.
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Bedingt durch die Spaltmaterialschicht
erzeugt dieses Neutron durchschnittlich M Neutronen, wobei M = 1/(1 – keff). Bei keff =
0,95 ist M ungefähr
gleich 20.
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Die Erfindung ist nicht auf die oben
beschriebene Ausführung
beschränkt.
Man könnte
andere Spaltmaterialien wie z. B. U235 verwenden
(siehe Tabelle 2 und 2).
Es ist ferner anzumerken, dass die Erfindung nicht nur auf reine
Spaltmaterialien, sondern auch auf andere Materialien anwendbar
ist, bei denen das Spaltmaterial in der Schicht in wesentlich geringerer
Menge vorhanden ist.
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Die innere Spaltmaterialschicht 1 kann
auch mit einer Moderatormaterialschicht 6 bedeckt werden,
um die durch hochenergetische Neutronen bedingten Schäden an der
Spaltmaterialschicht zu reduzieren.
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Die Neutronenquelle kann statt eines
Spallationstargets aus einem Neutronenstrahler wie z. B. Californium
bestehen.
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Der Zylinder 2 muss nicht
unbedingt einen kreisförmigen
Querschnitt wie in den Zeichnungen haben. Der Querschnitt könnte quadratisch
sein oder innen eine gerippte, sternähnliche Form aufweisen. Im
letzteren Fall kann der Gesamtdurchmesser des Zylinders 2 verkleinert
werden, solange beim Spaltmaterial eine gleich große Oberfläche erhalten
bleibt.
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Die Wärmebildung ist in der Anordnung
ziemlich gering: Bei dem obigen Beispiel mit einem 150-MeV-Beschleuniger,
der bedingt durch die Spaltmaterialschicht 1 einen Protonenstrom
von 2 mA (entspricht 300 kW Abgabeleistung) und einen Neutronenverstärkungsfaktor
von 20 liefert, ergibt sich für
die Neutronenintensität
ein Wert von ungefähr
2,5·1017 s–1. Da die Neutronenerzeugungsrate
ungefähr
der Spaltrate gleicht, beträgt
die Wärmeerzeugungsrate
etwa 8 MW. Diese Wärme
kann leicht durch Kühlkanäle im Graphitzylinder
entzogen werden.
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Falls kein Fluss thermischer Neutronen,
sondern ein Fluss schneller Neutronen gewünscht wird, sollte die in 1 dargestellte Anordnung
wie in 3 mit einer weiteren
Spaltmaterialschicht 4 auf der äußeren Oberfläche des
Graphitzylinders 2 und optional mit einer diese Schicht
umschließenden
Metallummantelung 5, die hauptsächlich aus Wolfram besteht,
ergänzt
werden. Diese zweite Schicht 4 ist ebenfalls für schnelle Neutronen
durchlässig,
da sie nur mit Neutronen interagiert, die im Graphitzylinder moderiert
wurden. Diese Neutronen verursachen Spaltungen, woraus schnelle
Neutronen resultieren. Ein Teil dieser schnellen Neutronen entweicht
durch die Ummantelung, wohingegen andere in den Graphitzylinder
zurückkehren
und weitere Spaltungen in einer der Spaltmaterialschichten verursachen.
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Gemäß einer weiteren Ausführung der
vorliegenden Erfindung sind zwei oder mehr Spaltmaterialschichten
zwischen dem Spallationstarget und dem Innendurchmesser des Graphitzylinders
angeordnet, vorzugsweise in einer konzentrischen axialen Konfiguration.
Ein solches Beispiel ist in 4 dargestellt.
Hier ist eine zusätzliche
Spaltmaterialschicht 6 vorhanden, die entweder selbsttragend
oder auf einem Metallrohr aufgeschichtet ist, das beispielsweise
aus Wolfram besteht (nicht dargestellt).
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Zur weiteren Verbesserung können eine
oder mehrere Moderatorstäbe
(nicht dargestellt) kontrolliert in den freien Raum im Graphitzylinder
eingefahren werden. Dieses Einfahren steigert den Kritikalitätsfaktor und
ermöglicht
eine Feineinstellung des Neutronenverstärkungsfaktors und des Kritikalitätsfaktors,
um Inhomogenitäten
in den dünnen
Schichten und deren Abbrand einzukalkulieren.