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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren für DNA-basierte Immuntherapie
an mit Hepatitis-B-Virus infizierten Patienten.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Virale
Hepatitis ist eine allgemeine Bezeichnung, die für Infektionen der Leber verwendet
wird, die durch einen von zumindest fünf verschiedenen Hepatitis-Viren – den Hepatitis-Viren
A, B, C, D und E – ausgelöst werden.
Abgesehen von der Ätiologie
ist der Ablauf akuter viraler Hepatitis ähnlich und kann in vier klinische
Phasen unterteilt werden: (a) die Inkubationszeit, die der Zeitspanne
zwischen der Aussetzung und den ersten Tagen der Symptome oder der Gelbsucht
entspricht, (b) ein Prodromalstadium oder präikterisches Stadium, (c) das
ikterische Stadium und (d) die Genesungszeit. Die Inkubationszeit
für virale
Hepatitis Typ B ("HBV") liegt im Bereich
von 45 bis 120 Tagen und wird durch mehrere Faktoren wie die Größe des Inokulums
und Wechselwirkungen zwischen dem Virus und dem Wirt beeinflusst.
L.F. Barker und J.E. Maynard, Am. J. Med. Sci. 263, 27–33 (1972).
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In
den Vereinigten Staaten zählt
chronische Lebererkrankung zu den zehn Haupttodesursachen unter
Menschen. Beinahe 50 % dieser Todesfälle sind Personen unter 60
Jahren. Unglücklicherweise bleibt
die große
Mehrheit der Patienten mit chronischer Hepatitis B zahlreiche Jahre
symptomlos, obwohl biochemische Beweise für die Erkrankung möglicherweise
vorliegen. Virale Hepatitis ist immer noch ein zentrales Problem
der Volksgesundheit. Im Jahr 1993 wurden 43.012 Fälle von
Hepatitis-Erkrankungen
gezählt,
was eine statistisch belegte Häufigkeit von
17 Erkrankungsfällen
pro 100.000 Menschen ergibt. (Centers for Disease Control and Prevention.
Final 1993 Reports of Specified Notable Diseases. MMWR 43, 597–603 (1994).)
Etwa ein Drittel dieser Fälle
wurde als Hepatitis B bestimmt.
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Chronische
Infektionen mit HBV betreffen mehr als 200 Millionen Menschen weltweit.
Diese tragen ein großes
Risiko in sich, Zirrhose und Leberzellenkarzinome zu entwickeln.
M. Feitelson, Clin. Micro. Rev. 5, 275–301 (1992). Das Stoppen chronischer Hepatitisinfektion
könnte
die Entwicklung dieser Schäden
unterbinden. Nucleinsäure-basierende
Vakzinen haben das Potential, im Rahmen von Massenimmunisierungen
eingesetzt zu werden, da sie kostengünstig sind und einfach kombiniert
werden können,
um vielwertige Immunogene herzustellen. Die hohe Rate vertikaler Übertragung
von HBV in Asien und Afrika stellt ein großes Problem dar, wie chronische
HBV-Infektionen zu behandeln sind bzw. ihnen ein Ende zu setzen
ist.
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Mit
gewissem Erfolg wurden Versuche unternommen, um der chronischen
HBV-Infektion mit herkömmlichen
HBV-Vakzinen ein Ende zu setzen. In zwei Berichten von Studien,
im Rahmen derer herkömmliche
Drei-Dosen-Immunisierungstherapien verwendet wurden, wiesen 3 von
14 und 11 von 42 Patienten negative Resultate in Bezug auf HBV-DNA auf.
S. Pol et al., C.R. Acad. Sci. III 7, 688–691 (1993); und S. Pol et
al., Lancet 344, 342 (1994); S.M. Fazle Akbar, J. Hepatology 26,
131–137
(1997), berichteten, dass wiederholte monatliche Immunisierung von
HBV-transgenen Mäusen
mit HBsAg in Freundschem komplettem Adjuvans, das intraperitoneal
verabreicht wurde, HBsAg bei 25 von 32 Mäusen abbaute. Diese Strategie
kann jedoch aufgrund der Toxizität
von Freundschem komplettem Adjuvans nicht direkt auf Menschen umgelegt
werden.
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Mancini
et al. berichteten von Abbau von zirkulierendem HBsAg und von Leber-HBV-RNA von transgenen
Mäusen,
die für
das HBV-Genom mit deletiertem Kerngen kodiert, worauf Immunisierung
mittels einer einzelnen Injektion von Plasmid folgte, das für S- und
Prä-S2-Determinanten
von HBV kodiert. M. Mancini, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93, 12496–12501 (1996).
Auch rekombinantes Enten-Hepatitis-B-Virus-Vakziniavirus wurde in
einem Versuch eingesetzt, chronische Enten-Hepatitis-B-Infektion
zu beenden. Z.M. Ma, Y.Y. Kong, Y. Wang, Y.M. Wen, Acta Virologica
40, 311–314
(1996). Es konnte zwar ein kurzfristiges Abfallen des Oberflächen-Antigentiters,
jedoch keine permanente Auflösung
beobachtet werden.
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Davis
et al. untersuchten die Wirkungen der Immunisierung von Mäusen mit
Plasmid-DNA-Expressionsvektoren, die für HBsAg kodieren (Vaccine, Bd.
14(9), 910–915
(1996)), und sie verwendeten Mäuse,
die für
HBsAg transgen waren, als ein Modell für chronische Infektion mit
HBV (Vaccine, Bd. 15(8), 849–852
(1997)). Weiters untersuchten Prince et al. die Entwicklung von
Antikörper-Reaktionen
in neugeborenen Schimpansen, die mit für HBsAg kodierenden Plasmid-DNA-Expressionsvektoren
immunisiert wurden (Vaccine, Bd. 15(8), 916–919 (1997)).
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Immuntherapeutische
Behandlung von chronisch infizierten Versuchspersonen nach Verabreichung
von DNA-basierter Immunisierung, um HBV-DNA-Replikation mit HBsAg-Determinanten
zu stoppen, wurde hiervor an chronisch infizierten Säugetieren
noch nicht noch nicht durchgeführt
oder ausgewertet.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von DNA-Transkriptionseinheiten
nach Anspruch 1 bei der Herstellung einer Immuntherapie zur Verwendung
bei Verfahren für
DNA-basierte Immuntherapie von Säugetieren
im Rahmen der Behandlung chronischer Hepatitis-B-Infektion. Insbesondere umfasst
die DNA-basierte Immunisierung die Injektion von DNA-Transkriptionseinheiten,
die für
zumindest eine Hepatitis-B-Oberflächenantigen- (HBsAg-) Determinante
kodieren, woraufhin Booster-Injektionen von DNA-Transkriptionseinheiten
folgen, die für zumindest
eine HBsAg-Determinante kodieren.
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Das
Verfahren zur DNA-basierten Immuntherapie umfasst das Verabreichen
einer ersten DNA-Transkriptionseinheit, die DNA, die zumindest für ein Hepatitis-B-Oberflächenantigen
(HBsAg) und eine Leadersequenz zur Sekretion von translatiertem Protein
kodiert, umfasst, an eine chronisch infizierte Versuchsperson. Die
Aufnahme der DNA-Transkriptionseinheit durch die Wirtszellen führt zur
Expression und Sekretion des Hepatitis-B-Antigens oder der Hepatitis-B-Antigene,
wodurch eine Immunreaktion hervorgerufen wird. Die hervorgerufene
Immunreaktion sorgt für
immunthera peutische Behandlung chronischer Hepatitis-B-Infektion.
Im Anschluss an die Verabreichung der ersten Transkriptionseinheit
wird eine zweite DNA-Transkriptionseinheit verabreicht, die für zumindest
ein HBsAg kodierende DNA umfasst. Die Aufnahme der zweiten DNA-Transkriptionseinheit durch
Wirtszellen führt
zur Expression des Hepatitis-B-Antigens oder der Hepatitis-B-Antigene,
wodurch eine zweite Immunreaktion hervorgerufen wird. Nach der Verabreichung
der zweiten Transkriptionseinheit wird eine dritte DNA-Transkriptionseinheit verabreicht,
die für
zumindest ein HBsAg kodierende DNA umfasst. Die dritte DNA-Transkriptionseinheit ist
in einem attenuierten Vakzinevirus enthalten, das in der Lage ist,
Säugetierzellen
zu infizieren, sich in diesen jedoch nicht zu replizieren. Die dritte
Transkriptionseinheit umfasst zumindest eine Expressionskassette,
die für
zumindest ein Hepatitis-B-Oberflächenantigen
kodiert. Die Aufnahme der dritten DNA-Transkriptionseinheit durch
Wirtszellen führt
zur Expression des Hepatitis-B-Antigens oder der Hepatitis-B-Antigene,
wodurch eine dritte Immunreaktion hervorgerufen wird.
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KURZBESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 stellt
die Ergebnisse der Immunisierung und Booster-Impfungen bei einem
mit HBV chronisch infizierten Schimpansen dar.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung werden Säugetiere,
die mit HBV chronisch infiziert sind, gegen Hepatitis-B-Antigen
oder -Antigene immunisiert, wodurch eine Immunreaktion hervorgerufen
wird, die für
immuntherapeutische Behandlung chronischer Hepatitis-Infektion über das
Stoppen von viraler HBV-DNA-Replikation sorgt. Die Verfahren DNA-basierter
Immuntherapie lösen
bei chronisch infizierten Säugetieren,
besonders bei Menschen im Kindes- bis Erwachsenenalter, schützende immuntherapeutische
Behandlung aus.
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Direkte
Genübertragung
kann unter Verwendung viraler Vektoren oder rekombinanter Plasmid-DNA,
die in sich klonierte Gene trägt,
die in situ zu exprimieren sind, durchgeführt werden. Die Verwendung
reiner Plasmid-DNA bietet im Vergleich zu viralen Vektoren zum Zweck
der Immunisierung Vorteile, z.B. einfachere und raschere Herstellung,
leichtere Qualitätskontrolle,
Nicht-Integration der DNA, mangelnde Immunogenität des Vektors selbst, einfache
und günstigere
Herstellung zur Verwendung in Entwicklungsländern und die Hitzebeständigkeit
von DNA, die in lyophilisierter Form oder bei 4°C gelagert werden kann.
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Die
hierin verwendete Bezeichnung "Immunisierung" bezieht sich auf
das Hervorrufen einer Immunreaktion, die für verbessernde (teilweise oder gänzliche)
Behandlung chronischer Infektion sorgt.
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Die
hierin verwendete Bezeichnung "DNA-basierte
Immunisierung" bezieht
sich auf das Auslösen
einer Immunreaktion auf ein in vivo exprimiertes Protein-Antigen
nach der Verabreichung von Plasmid- oder Vektor-DNA, die für die Polypeptidsequenz
kodiert. Die resultierende In-situ-Produktion des Proteins kann
biosynthetisches Processing und posttranslationelle Modifikationen
einbinden. Dieses Immunisierungsverfahren unterscheidet sich von
der Verwendung klassischer Vakzinen, die sich aus dem Antigen in
Form eines ganzen Pathogens, eines getöteten Virus oder getöteter Bakterien,
eines attenuierten Virus oder attenuierter Bakterien oder einer Untereinheits-Komponente
(z.B. gereinigte oder rekombinante Proteine oder synthetische Peptide)
zusammensetzen.
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Die
hierin verwendete Bezeichnung "chronisch
infiziert" bezeichnet
jene Personen, die zumindest ein Jahr lang nach Infektion mit dem
Virus-durchwegs positive Ergebnisse hinsichtlich der Gegenwart von
HBV-DNA, gemessen mittels Standard-PCR-Testverfahren (siehe nachstehend unter Materialien
und Verfahren) und hinsichtlich des Hepatitis-B-Oberflächenantigens
(HBsAg), gemessen mittels Standard-Antikörper-Testscreenens, aufweisen.
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Die
hierin verwendete Bezeichnung "schützende immuntherapeutische
Behandlung" ist
als das Stoppen von HBV-DNA-Produktion im Anschluss an DNA-basierte
Immunisierung mit HBsAg-Determinanten definiert.
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Ultrastrukturelle
Untersuchung von Seren aus Hepatitis-B-Patienten zeigen drei unterschiedliche
morphologische Formen: das komplette Hepatitis-B-Virion (HBV), ein
42-nm-doppelschaliges Partikel, das aus einer aus Hepatitis-B-Oberflächenantigen
(HBsAg) zusammengesetzten Hülle,
einem Hepatitis-B-Kernantigen (HBcAg) als innerem Kern, das eng
mit dem Nucleocapsid assoziiert ist, das sein eigenes bestimmtes
Antigen enthält,
und dem Hepatitis-Be-Antigen (HBeAg) besteht.
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HBsAg
wird durch ein einzelnes Gen mit einem großen offenen Leseraster kodiert,
der drei Startcodons enthält,
die das Gen in S, pre-S1 und pre-S2 teilen. Die drei Polypeptide
mit unterschiedlichen Längen,
die hergestellt werden können,
sind als die kleinen (S), mittleren (M, pre-S2 + S) und großen (L,
pre-S1 + pre-S2 + S) Proteine bekannt. Die Hülle des infektiösen Partikels
von HBV enthält
alle drei Formen. H.L. Davis et al., Vaccine 12, 1503–1509).
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Das
immuntherapeutische Verfahren der Erfindung umfasst: die Injektion
einer immuntherapeutisch wirksamen Menge eines ersten sekretorischen Plasmids,
das eine DNA-Transkriptionseinheit umfasst, die für das HBsAG-S-Protein
kodiert, worin das Plasmid in der Lage ist, sich in einer Säugetierzelle zu
replizieren, und eine Transkriptionseinheit enthält, die für eine translatierte Leadersequenz
kodiert, die das translatierte HBsAg-S-Protein mit der Fähigkeit bereitstellt,
aus der Zelle nach der Proteinproduktion sekretiert zu werden. Das
für das
HBsAg-S-Protein kodierende Gen wird in die Transkriptionseinheit
so insertiert, dass es im Raster mit den Promotor- und Leadersequenzen
ist, die im Plasmid enthalten sind, und dass der offene HBsAg-S-Leseraster
des Proteins im Raster hergestellt wird.
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Das
erste sekretorische Plasmid wird am Tag 0 durch intramuskuläre Injektion
verabreicht.
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Eine
immuntherapeutisch wirksame Menge eines zweiten Nicht-Sekretorplasmids
wird anschließend
injiziert, wobei das Nicht-Sekretorplasmid eine DNA-Transkriptionseinheit,
die für
HBsAg-S-Protein kodiert, enthält,
worin das Plasmid in der Lage ist, sich in einer Säugetierzelle
zu replizieren, und worin das Plasmid keine einzige Transkriptionseinheit
enthält,
die für
eine Leadersequenz kodiert, die zur Sekretion translatierter Proteine
erforderlich ist. Das für das
HBsAg-S-Protein kodierende Gen wird so in die Transkriptionseinheit
insertiert, dass es im Raster mit der im Plasmid enthaltenen Promotorsequenz
ist, sodass der offene HBsAg-S-Leseraster des Proteins im Raster
hergestellt wird.
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Das
zweite Nicht-Sekretorplasmid wird 2–6 Wochen nach Tag 0 durch
intramuskuläre
Injektion verabreicht. Eine besonders bevorzugte Zeit für die Injektion
des zweiten Nicht-Sekretorplasmids ist Woche 4.
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Nach
Verabreichung der ersten und der zweiten Plasmidtranskriptionseinheiten
wird eine immuntherapeutisch wirksame Menge einer Boosterinjektion
eines attenuierten Vakzinevirus verabreicht. Das attenuierte Virus
ist in der Lage, Säugetierzellen zu
infizieren, kann sich jedoch nicht in ihnen replizieren, und es
enthält
zumindest eine Expressionskassette, die für zumindest eines der folgenden
Hepatitis-Oberflächenantigene
von HBV kodiert: die L-Form, bestehend aus HBsAg(S), pre-S1 und Pre-S2; und die M-Form,
bestehend aus HBsAg(S) und Pre-S2.
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Booster-Injektionen
der nicht-replizierenden Vakzine können sowohl intramuskulär als auch
intravenös
verabreicht werden, z.B. in den Wochen 13–17 und 26–30. Besonders bevorzugte Zeiten
für Booster-Injektionen
der nicht-replizierenden Vakzine sind Woche 15 und 28.
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Jedes
beliebige, passende, physiologisch kompatible Medium ist zur Einführung des
Plasmids oder für
Booster-Injektionen in eine Versuchsperson geeignet. Ein besonders
bevorzugtes Medium ist phosphatgepufferte Salzlösung (PBS).
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Eine
geeignete Immunisierungsdosierung für den Beginn der immuntherapeutischen
Behandlung chronisch infizierter Versuchspersonen ist wie folgt definiert:
auf der Grundlage einer Dosis pro Kilogramm erhält eine Versuchsperson intramuskuläre Injektionen
von 0,004 bis 0,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht pro Injektion,
sowohl für
die erste Sekretorplasmid-DNA und die zweite Nicht-Sekretorplasmid-DNA,
die für
das HBsAg-S-Protein kodiert. Jede Injektion wird in einem Volumen
von 1–3
ml verabreicht. Ein besonders bevorzugtes Volumen beträgt 2,0 ml.
Die nichtreplizierende virale Booster-Vakzine wird in einer Dosis
von 106–108 PFU pro Kilogramm Körpergewicht verabreicht. Jede
intramuskuläre
oder intravenöse
Booster-Injektion wird in einem Volumen von 0,25–1 ml verabreicht. Ein besonders
bevorzugtes Volumen beträgt
0,50 ml.
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Bei
intramuskulärer
Injektion von Plasmid-DNA-Transkriptionseinheit und Booster-Injektionen
wird jede Verabreichung an 1–20
verschiedenen Stellen verabreicht. Eine besonders bevorzugte Anzahl
an Stellen für
intramuskuläre
Injektionsverabreichung beläuft
sich auf 4 unterschiedliche Stellen.
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BEISPIEL
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Dieses
Beispiel illustriert die Behandlung eines Säugetiers, das mit Hepatitis-B-Virus
chronisch infiziert ist, d.h. das sich im chronischen Trägerzustand
befindet. Immunisierung mit für
HBsAg kodierenden Plasmiden, gefolgt von Boosts mit einer Kanarienvogel-Pocken-Vakzine,
die für
HBsAg kodiert, resultiert im Verschwinden nachweisbarer HBV-DNA, das
eine Woche nach dem Kanarienvogel-Pocken-Booster einsetzt und die
gesamte Dauer der Nachbehandlung anhält.
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Plasmidkonstrukte
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Plasmid
pJW-So, das für
das Produkt des S-Gens von HBV kodiert und es sekretiert, wird für die erste
DNA-basierte Immunisierung verwendet. Das pJW-So-Plasmid basiert auf pJW4303, das Gene
enthält,
die für β-Lactamase,
SV40-Repli kationsstartpunkt, CMV-iA-Promotor und die Rinder-Wachstumshormon-TPA-Leadersequenz kodieren.
Das S-Gen von HBV-Strang ayw wurde unter Verwendung einer PCR-Sequenz
mit einem Stromauf-Primer, der eine Nhel-Stelle enthielt und an
das zweite 5'-Aminosäurecodon
des S-Gens hybridisiert, in die Polylinker-Nhel/Bgl-II-Stelle insertiert.
Ein Primer wurde für
das 3'-Ende des
S-Gens verwendet, das eine BgI-II-Stelle enthielt. Die für 225 Aminosäuren kodierende
Sequenz wurde mittels des obigen Verfahrens insertiert, was im 5'-Ende im Raster mit dem
TPA-Leader an der Nhel-Stelle resultierte.
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Plasmid
pIII-So, das für
HBsAg kodiert, jedoch nicht HBsAg sekretiert, wird für die zweite DNA-basierte
Immunisierung nach 4 Wochen verwendet. Dieses Konstrukt basiert
auf dem pCDNA3-Plasmid (Invitrogen Corp., San Diego, CA), das Gene
enthält,
die für
B-Lactamase, SV40-Replikationsstartpunkt, frühe Haupt-Zwischenprodukt-CMV-Promotor/Enhancer-Region
und das Rinder-Wachstumshormon-Polyadenylierungssignal kodieren.
Das Plasmid weist keine Leadersequenz zur Sekretion auf. Das S-Gen
von HBV-Strang ayw wurde nach dem zuvor für das pJW-So-Plasmid beschriebenen
Verfahren unter Verwendung einer PCR-Sequenz mit einem Stromauf-Primer,
der eine HindIII-Stelle aufwies und an das zweite 5'-Aminosäurecodon
des S-Gens hybridisierte, in die Polylinker-HindIII/BgI-II-Stelle
insertiert. Ein Primer wurde für
das 3'-Ende des
S-Gens verwendet, das eine BgI-II-Stelle enthielt. Die für 225 Aminosäuren kodierende
Sequenz des S-Gens wurde mittels dieses Verfahrens insertiert, was
im 5'-Ende im Raster
an der HindIII-Stelle resultierte.
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Die
Plasmide wurden durch Doppelbanding in CsCl-Ethidiumbromid-Gradienten
gereinigt.
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Kanarienvogelpocken-Konstrukt
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Das
Kanarienvogelpocken-Konstrukt: ALVAC HBV L;M (vCP 157) verwendet
als einen Vektor den ALVAC-Vakzinenstamm von Kanarienvogelpocken.
Virogenetics Corp., Troy N.Y.; und J. Tartaglia et al., Virology
188, 217–232
(1992). ALVAC HBV L;M enthält
zwei Expressionskassetten, die für
zwei verschiedene Formen des Oberflächenantigens des ayw-Stamms
von HBV kodieren: die L-Form, bestehend aus HBsAg(S), pre-S1 und
Pre-S2; und die M-Form, bestehend aus HBsAg(S) und Pre-S2.
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Chronisch
infizierter Schimpanse
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Schimpanse
292, Fr. Thatcher, wurde im Jahr 1981 geboren und wurde durch ein
Experiment, bei dem im Jahr 1985 HBV geimpft wurde, chronisch mit
HBV infiziert. Das Tier blieb 12 Jahre lang ohne Infektion HBsAg-positiv.
Nach der akuten Infektionsphase waren Leberhistologie, PCR-HBV-DNA-Tests und
HBsAg-Proteintests bis zum Ende der Nachbehandlung charakteristisch
für chronische,
persistierende Hepatitis.
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Immunisierung
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Dem
chronisch infizierten Schimpansen 292 wurden 2 ml, die 2,0 mg pJW-So-Plasmid-
(Sekretor-) DNA in phosphatgepufferter Salzlösung(PBS) enthielten, intramuskulär in den
Deltamuskel und den Quadrizeps an 4 verschiedenen Stellen in Woche
0 injiziert.
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In
Woche 4 wurden dem Schimpansen 292 2 ml, die 2,0 mg pIII-So-Plasmid-
(Nicht-Sekretor-) DNA
in PBS enthielten, intramuskulär
an 4 verschiedenen Stellen, wie zuvor bei der pJW-So-Immunisierung
beschrieben, injiziert.
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In
Woche 15 wurde Schimpanse 292 mit ALVAC HBV L;M 4 × 108 PFU in 0,50 ml PBS intramuskulär (bilateral)
an 4 verschiedenen Stellen und 4 × 108 PFU
in 0,50 ml PBS intravenös
geboostet. Dieses Boost-Verfahren wurde in Woche 28 wiederholt.
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Hauttests
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In
den Wochen 17 und 30 wurden Hauttests durch intradermale Injektion
von 10, 1 und 0,1 μg
von gereinigtem, inaktiviertem HBsAg durchgeführt. (Wuhan Institute of Biological
Products, Wuhan, China.) Dieses Antigen wird aus infiziertem Plasma
mittels Ammoniumsulfatfällung,
CsCl-Banding und Pepsinverdau hergestellt. Das Antigen wird mit
Formalin inaktiviert, ihm wird jedoch kein Alaun zugesetzt.
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PCR-Test für HBV-DNA
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DNA
wurde unter Verwendung des QiaAmp-Sets (Diagen, Hilden, Deutschland)
laut Anleitung des Herstellers aus Serum isoliert.
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Quantitative
HBV-DNA-Tests wurden unter Verwendung des AmpliSensor-Testsystems
laut Anleitung des Herstellers durchgeführt (Biotronics, Lowell, Mass.).
Das AmpliSensor-System überwacht die
Amplifikation der PCR-Reaktion über
einen Fluoreszenz-Resonanz-Energie-Transfer (FRET). Ursprünglich wurde
eine Sequenz aus dem HBsAg-Gen auf asymmetrische Weise hergestellt, wodurch
eine 241 Nucleotide lange, einzelsträngige DNA gebildet wurde. Diese
wurde dann auf halbverschachtelte Weise in Gegenwart eines fluoreszierenden
Primerduplex reamplifiziert, woraus ein 66 bp langes Amplicon entstand,
das unter Verwendung des Amplisensor Minilyzer (Biotronics) quantifiziert wurde.
Biotronics stellte ein für
das HBsAg-Gen kodierendes Plasmid zur Verwendung als Quantifizierungsstandard
zur Verfügung.
Reihenverdünnungen dieses
Plasmids wurden in jedem Durchgang doppelt laufen gelassen. Das
Accugene-System basiert auf Reihen-Fluoreszenz-Messungen, die zwischen
dem 22. und dem 41. Durchlauf durchgeführt werden. Hierbei wurden
die Mikroplatten im gesamten Durchlauf- und Leseverfahren abgedichtet.
Dies trug hauptsächlich
der Kontrolle von Verunreinigungen bei. Die PCR-Anordnung wurde
in einer Laminarbox in einem dafür
bestimmten Raum zum Einsatz gebracht, aus dem Plasmide und Amplicone
ausgeschlossen waren.
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Quantifizierung
von HBsAg
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Quantitative
Bestimmungen von HBsAg wurden mittels des Verfahrens nach Hollinger
et al. unter Verwendung des WHO International HBsAg Standards als
ein Standard zur Wirksamkeit durchgeführt. F.B. Hollinger, C.L. Troisi,
P.E. Pepe, J. Infect. Dis. 153, 156–159 (1986).
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Tests für HBeAg
und Anti-HBE
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HBeAg
und Anti-HBe wurden mit Sets nachgewiesen, die von Abbott Laboratories
(North Chicago, III.) zur Verfügung
gestellt wurden.
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Ergebnisse
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1 fasst
die Ergebnisse für
diese Studie zusammen. HBV-DNA-Konzentrationen fluktuierten zwischen
5,0 und 5,4 log10 HBV-DNA-Moleküle/ml bis Woche
14, also genau vor Injektion des ALVAC-Boosters. Eine Woche nach
dem Booster fiel die HBV-DNA-Konzentration auf 2,8 log10 HBV-DNA-Moleküle/ml. Danach
war HBV bei der Empfindlichkeit des Tests (< 2,5 log10 DNA-Moleküle/ml) die
gesamten 22 Wochen der Nachbehandlung lang nicht mehr nachweisbar.
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Der
HBsAg-Gehalt fiel nur geringfügig
nach dem ALVAC-Booster und stieg anschließend wieder auf eine normale
Konzentration an. Hinsichtlich der Transaminase- (ALT, AST) Konzentrationen konnten keine
Anomalien festgestellt werden (Daten nicht dargestellt).
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Vor
der Behandlung wies das Tier sowohl für HBeAg als auch für Anti-HBe
positive Werte auf. Kurz nach der ALVAC-Behandlung wurde der HBeAg-Wert negativ,
während
Anti-HBe positiv blieb, wobei jedoch in den Wochen 28 und 30 HBeAg
wieder aufschien und Anti-HBe nicht mehr nachweisbar war.
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Die
Hauttests wurden nach 24 und 48 Stunden ausgewertet und wiesen bei
keiner der Konzentrationen Indurationen auf, d.h. es wurde keine
Empfindlichkeit beobachtet.
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Die
vorliegende Erfindung dient somit der Behandlung chronischer viraler
Hepatitis-B-Infektionen
durch die lang andauernde Inhibition von HBV-Replikation. Diese
therapeutische Immunisierung dient der Behandlung und der Kontrolle
von HBV-Replikation bei Patienten mit chronischer Hepatitis-B-Infektion.
Eine derartige Kontrolle der Virusreplikation kann das Entstehen
chronischer Schäden des
chronischen Trägerzustands
unterbinden.
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Die
vorliegende Erfindung ist durch die hierin beschriebenen, spezifischen
Ausführungsformen oder
Modelle nicht im Schutzumfang beschränkt: Fachleuten werden aufgrund
der obigen Beschreibung zusätzlich
zu den hierin beschriebenen Ausführungsformen
verschiedene Modifikationen der Erfindung zugänglich sein. Solche Modifikationen
fallen selbstverständlich
in den Schutzumfang der beiliegenden Patentansprüche.