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Technisches Gebiet der
Erfindung
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Die vorliegende Erfindung stellt
eine Gattung von Verbindungen und pharmazeutischen Zusammensetzungen
bereit, die eine anti-infektiöse
therapeutische Wirkung gegen HIV aufweisen und die die Kernlokalisation
("Nuclear Localization") des HIV-Präintegrationskomplexes
hemmen.
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Allgemeiner Stand der
Technik
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Im vergangenen Jahrzehnt haben Infektionen
mit dem humanen Immundefizienzvirus Typ 1 (HIV-1) pandemische Ausmaße angenommen.
Es wurde nicht nur ein überwältigender
Anstieg der Anzahl der mit HIV-1 infizierten Menschen in Afrika
südlich
der Sahara beobachtet, sondern auch in Europa und Nordamerika hat
die Anzahl der neuen Infektionen signifikant zugenommen. Ebenfalls
Besorgnis erregend ist die Emergenz von HIV-1 in südostasiatischen
Ländern,
wie z. B. Thailand und Malaysia. Ausgehend von der derzeitigen Infektionsrate
wird erwartet, dass Südostasien
in naher Zukunft Afrika als Krisenherd der Welt noch übertreffen kann.
HIV-1-Infektionen und die Entwicklung von AIDS schreiten daher unvermindert
voran. Mangels eines Impfstoffs zum Schutz gegen eine Infektion
ist die Therapie im Anschluss an eine Infektion das einzige Behandlungsmittel,
das den Gesundheitsfürsorgern
zur Verfügung
steht.
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Die Identifikation der sog. "Long-Term Non-Progressors" (LTNP; auf Langzeit
nicht progrediente Patienten) hat eindringlich nahe gelegt, dass
die Behandlung einer HIV-I-Infektion den Ausbruch der Krankheit nach
einer Infektion hinauszögern
kann. Bis jetzt waren die primären
Angriffspunkte bei einer HIV-1-Therapie die viralen Enzyme, Reverse
Transkriptase (RT) und Protease, die für den Lebenszyklus des Virus
wichtig sind. Hemmer für
einen dieser Enzyme haben die Viruslast (Virus Load) bei Patienten
erfolgreich herabgesetzt und zu einer Erhöhung der CD4+ T
Lymphozyten-Subsets
geführt,
was zur Folge hatte, dass sie zu im Handel erhältlichen Medikamenten zur Behandlung
der HIV-Infektion avancierten. Für
beide dieser Endpunkte wurde der Nachweis geführt dass sie gut mit einer
positiven Prognose korrelieren. Ganz wichtig ist, dass Kombinationstherapien,
die RT Hemmer zusammen mit Proteasehemmern in verschiedenen Behandlungsplänen einsetzen,
eine Reduktion des zirkulierenden Virus im Blut auf Niveaus, die
unter der Nachweisgrenze lagen, zur Folge hatten. Diese klinischen
Prüfungen
haben gezeigt, dass eine Erhaltungstherapie für HIV-1-Infektion und AIDS
erreichbar ist.
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Es wird jedoch vorausgesagt, dass
das Auftreten von Virusisolaten, die gegen die angewandten Anti-Virus-Medikamente
resistent sind, sowie das Auftreten von Kreuzresistenzen gegen mehrere
Medikamente innerhalb einer Klasse von Hemmern die Anwendung von
Kombinationstherapien einschränken
wird. Diese Ergebnisse haben die Notwendigkeit der fortgesetzten
Entwicklung neuer Medikamente und die fortgesetzte Ermittlung neuer
therapeutischer Angriffspunkte, neben den Virusenzymen, eindringlich
aufgezeigt.
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Der humane Immundefizienzvirus Typ
1 und andere Lentiviren infizieren sich nicht teilende, terminal differenzierte
Zellen, wie z. B. primäre
Makrophagen (Gendelman et al., J. Virol. 58: 67–74, 1986; Gartner et al.,
Science 233: 215–219,
1986), primäre
denritische Zellen (Langhoff et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA
88: 998–8002,
1991) sowie epidermale Langerhansche Zellen (Ramazzotti et al.,
Immunology 85: 94–98,
1995). Dies wird durch den aktiven Import des HIV-1 Präintegrationskomplexes
(PIC; pre-integration complex), der das Virusgenom enthält, über die
intakte Kernhülle
(Nuclear Envelope) der sich nicht teilenden Zelle gefördert (Bukrinsky
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 6580–6584, 1992; Bukrinsky et al.,
Nature 365: 666–669, 1993;
und von Schwedler et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91: 6992–6996, 1994).
Außerdem
kann HIV-1 eine produktive Infektion in aktivierten primären T Zellen
in allen Phasen des Zellzyklus, vor und einschließlich der M-Phase,
wo die Auflösung
der Kernhülle
stattfindet, herbeiführen.
Der aktive Zellkernimport verhindert daher die Bedingung für die Zellteilung
und ermöglicht
damit HIV-1, sowohl nicht proliferierende Zellen als auch proliferierende
Zellen (Lewis et al., EMBO J. 11: 3053–3058, 1992), die normalen
Angriffziele von Retroviren (Roe et al., EMBO J. 12: 2099–2108, 1993;
und Lewis und Emerman, J. Virol. 68: 510–516, l 994) zu infizieren.
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Zusätzlich zur viralen genomischen
RNA besteht der PIC-Komplex aus dem von gruppenspezifischen Antigenen
(gag) abgeleiteten Matrix-Antigenprotein (MA), Nukleokapsid-Protein
(NC), Reverse Transkriptase (RT), Integrase (IN) und dem viralen
vpr-Gen ("Viral Protein R"). Die reverse Transkription
und Produktion der naszierenden cDNA werden im Zusammenhang des
PIC-Komplexes im Zellplasma der infizierten Zielzelle, d.h. vor
dem Kerneintritt, abgeschlossen. Vor kurzem wurde aufgezeigt (Gallay
et al., J. Virol. 70: 1027–1032, 1996;
und Popov et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93: l 1859–11864,
1996), dass sich der PIC-Komplex von HIV-1 mit Karyopherinen, den
an dem aktiven Zellimport beteiligten Zellproteinen (rezensiert
in Adam, Trends Cell Biol. 5: 189–191, 1995), verbindet. Karyopherin α wird an
Zielproteine über
ihre Kernlokalisationssequenz (NLS; nuclear localization sequence)
gebunden, während
Karyopherin β das
Docking des Karyopherin-α-Zielproteinkomplexes
an Kernporenstrukturen vermittelt (Radu et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 92: 1769–1773, 1995;
Moroianu et al., Proc. Natl. Acad. Sci USA 92: 2008–2011, 1995;
Görlich
et al., Nature (London) 377: 246-248,
1995; Adam und Gerace, Cell 66: 837–847, 1991; Görlich Mattaj,
Science 271: 1513–1518,
1996; und Hurt, Cell. 84: 509–515,
1996).
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Das HIV-1-Matrix-Antigenprotein enthält ein definiertes
(K26KKYK) und ein putatives (K110SKKK)
NLS und stellt eine wichtige karyophile Struktur innerhalb des PIC-Komplexes
dar (Bukrinsky et al., Nature 365: 666–669, 1993; von Schwedler et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91: 6992–6996, 1994; Gallay et al.,
J. Virol. 70: 1027–1032,
1996; und Bukrinsky et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90: 6125–6129, 1993).
Synthetische Peptide, die eine der beiden MA NLS ("Nuclear Localization
Sequence") umfassen,
banden sich an beide identifizierte humane Karyopherine α, die in
B-Zell- und T Zell-Lysaten vorhanden sind (Nadler et al., J. Biol.
Chem. 272, 4310–4315,
1997). Mutationen im KKKYK NLS von MA, allein oder in Verbindung
mit der Deletion von vpr, reduzieren den Kernimport des HIV-1 PIC
und hemmten die Infektion von primären Makrophagen-Kulturen (von
Schwedler et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91: 6992-6996, 1994; Heizinger
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91: 7311–7315, 1992) sowie die wachstumsarretierten
T-Zellen (Bukrinsky et al., Nature 365: 666–669, 1993) und CD4+ -HeLa-Zellstrukturen
(Emerman et al., Nature (London) 369: 107–108, 1994). Einfache Aminosäuresubstitutionen
innerhalb des KKKYK NLS reduzierten ebenfalls die Bindung des HIV
1 PIC an Hefe-Karyopherin a in vitro (Popov et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 93: 11859–11864,
1996) und stellten somit eine Verknüpfung der Bindung des PIC an
Karyopherin α,
des Kernimports und der viralen Replikation in sich nicht teilenden
Zellen dar.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung stellt
eine Verbindung mit der Formel 1 bereit:
die dadurch gekennzeichnet
ist, dass A unabhängig
ein geradkettiges oder verzweigtes C
1-6-Alkyl,
ein geradkettiges oder verzweigtes C
2-6-Alkenyl
oder ein C
1-6-Alkoxyl ist; dass Y -S-A ist,
wobei A unabhängig
wie oben definiert ist; und dass Z und X unabhängig N, -(CH
2)
n-NH
2 sind, wobei
n eine ganze Zahl von 0 bis 6 ist, eine geradkettige oder verzweigte
C
1-6Alkyl-, eine geradkettige oder verzweigte
C
2-6 Alkenyl- oder ein C
1-6 Alkoxyl ist.
Vorzugsweise ist A ein Methyl, X ist -NH
2 und
Z ist H oder Amino. Die vorliegende Erfindung stellt ferner eine
pharmazeutische Zusammensetzung bereit, die eine Verbindung nach
Formel I in einem pharmazeutisch annehmbaren Trägermaterial enthält.
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Die Erfindung stellt weiterhin ein
Verfahren zur Synthetisierung einer Verbindung gemäß der Formel
I bereit, das die folgenden Schritte umfasst:
- (a)
Bereitstellung einer Acetylchloridlösung in einem kurzkettigen
("shortchain") Alkohol;
- (b) Zugabe eines substituierten 6-Halogen-Methylmercaptopyrimidins
und eines 3,5-Dialkylanilins zu der Lösung zur Bildung einer Mischung;
- (c) Rückflusskochen
der Mischung, um das Anilinderivat an der Position 6 des Pyrimidinderivats
anzufügen; und
- (d) Trocknen der Mischung, um ein festes Endprodukt gemäß der Formel
I zu erhalten.
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Das substituierte 6-Halogen-Methylmercaptopyrimidin
ist vorzugsweise ein 4-Amino-6-Chlor-2-Methylmercaptopyrimidin
und das 3,5-Dialkylanilin ist vorzugsweise ein 3,5-Diacetylanilin.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen
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l zeigt
ein Diagramm, in dem – in
einem Assay von Anti-HIV-Aktivität
in Makrophagen-Kulturen – die
Anti-HIV-Therapiewirkung der erfindungsgemäßen Verbindung 53 (2-Methylmercapto-4-Amino-6-(3',5'-Diacetylphenyl)Aminopyrimidin)
mit einer strukturell ähnlichen
Verbindung („cni-h0294") verglichen wird,
wobei sich Letztere von der Verbindung 53 der vorliegenden Erfindung
dadurch unterscheidet, dass sie eine positive Ladung im Pyrimidin-Anteil
aufweist und sie keine vorgegebene Schwefelgruppe hat, die am Pyrimidinanteil substituiert
wurde. Der Assay misst die Reverse-Transkriptase-Aktivität in den Überständen aus
infizierten Makrophagen-Kulturen
als Maß der
Virusproduktion. Diese Daten lassen sich direkt mit der Wirksamkeit
der Behandlung der HIV Infektion korrelieren. Diese Daten zeigen,
dass die erfindungsgemäße Verbindung
53 wirksamer war als die strukturell ähnliche Verbindung 2.
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2 zeigt
ein Diagramm, in dem die Anti-HIV-Therapiewirkung – in einem
Assay von Anti-HIV-Aktivität
in Makrophagen-Kulturen – der
erfindungsgemäßen Verbindung
62 (2-Methylmercapto-6-Amino-6-(3',5'-Diacetylphenyl)
Aminopyrimidin) mit einer strukturell ähnlichen Verbindung („cni-h0294") verglichen wird,
wobei sich Letztere von der Verbindung 62 der vorliegenden Erfindung
dadurch unterscheidet, dass sie eine positive Ladung im Pyrimidinanteil
aufweist und sie keine vorgegebene Schwefelgruppe hat, die am Pyrimidinanteil
substituiert wurde. Der Test misst die Reverse-Transkriptase-Aktivität in den Überständen aus
infizierten Makrophagen-Kulturen als Maß der Virusproduktion. Diese
Daten lassen sich direkt mit der Wirksamkeit der Behandlung der
HIV-Infektion korrelieren. Diese Daten zeigen, dass die erfindungsgemäße Verbindung
62 ein wirksames anti-infektiöses
Mittel gegen HIV war.
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3 zeigt
eine weitere Analyse der therapeutischen Wirksamkeit von Verbindung
62 in aktivierten (anti-CD3- und anti-CD28-monoklonalen Antikörpern) PBMC-Kulturen (PBMC =
mononukleäre
Zellen aus peripherem Blut), die mit dem HIV-1-Virus infiziert wurden und mit verschiedenen
Konzentrationen der Verbindung 62 (μM) behandelt wurden. Der Assay
misst p24 als ein Index der Virusreplikation und lässt sich
direkt mit der Wirksamkeit der Behandlung einer HIV-Infektion korrelieren.
Diese Daten zeigen eine antivirale Wirksamkeit von Verbindung 62
anhand der Dosis-Wirkung ("Dose
Response") auf.
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4 zeigt
auf, dass die Verbindung 62 auch die Virusreplikation in PBMC von
einem mit HIV-1 infizierten Patienten hemmte, wenn die PBMCs in
vitro mit Anti-CD3 mAb [monoklonale Antikörper] aktiviert wurden. PBMCs
von einem seropositiven Patienten wurden gesammelt und, wie oben
beschrieben, einer Depletion der CD8+ T
Lymphozyten unterzogen. Die Zellen wurden in einem Kulturmedium
suspendiert und mit Anti-CD3 mAb (1 μg/ml) aktiviert. Nach 6 bis
10 Tagen wurde die Virusproduktion evaluiert, indem die p24-Konzentrationen
in den Kulturüberständen gemessen
und die behandelten Kulturen mit den unbehandelten Kulturen verglichen
wurden. 4 zeigt eine
Dosis-Wirkung-Beziehung ("Dose-Response
Relationship") für Verbindung
62 („cni-h6297") unter den oben
dargelegten experimentellen Bedingungen in diesem prädiktiven
Test für
anti-HIV-infektiöse
Eigenschaften.
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Beschreibung der Erfindung
im Einzelnen
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Die vorliegende Erfindung stellt
eine Verbindung mit der Formel 1 bereit:
die dadurch gekennzeichnet
ist, dass A unabhängig
ein geradkettiges oder verzweigtes C
1-6 Alkyl,
ein geradkettiges oder verzweigtes C
2-6 Alkenyl
oder ein C
1-6 Alkoxyl ist; dass Y -S-A ist,
wobei A unabhängig
wie oben definiert ist; und dass Z und X unabhängig H, -(CH
2)
n-NH
2 sind, wobei
n eine ganze Zahl von 0 bis 6 ist, eine geradkettige oder verzweigte
C
1-6 Alkyl-, eine geradkettige oder verzweigte
C
2-6 Alkenyl- oder ein C
1-6 Alkoxyl ist.
Vorzugsweise ist A ein Methyl, X ist -NH
2 und
Z ist H oder Amino. Die vorliegende Erfindung stellt ferner eine
pharmazeutische Zusammensetzung bereit, die eine Verbindung gemäß Formel
I in einem pharmazeutisch annehmbaren Trägermaterial enthält.
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Die Erfindung stellt weiterhin ein
Verfahren zur Synthetisierung einer Verbindung mit der Formel I
bereit, die die folgenden Schritte umfasst:
- (a)
Bereitstellung einer Acetylchloridlösung in einem kurzkettigen
("shortchain") Alkohol;
- (b) Zugabe eines substituierten 6-Halogen-Methylmercaptopyrimidins
und eines 3,5-Dialkylanilins zu der Lösung zur Bildung einer Mischung;
- (c) Rückflusskochen
der Mischung, um das Anilinderivat an der Position 6 des Pyrimidinderivats
anzufügen; und
- (d) Trocknen der Mischung, um ein festes Endprodukt gemäß Formel
I zu erhalten.
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Das substituierte 6-Halogen-Methylmercaptopyrimidin
ist vorzugsweise ein 4-Amino-6-Chlor-2-Methylmercaptopyrimidin
und das 3,5-Dialkylanilin ist vorzugsweise ein 3,5-Diacetylanilin.
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Die vorliegende Erfindung stellt
eine Verbesserung im Aufbau kleiner organischer Moleküle bereit,
die in der Hemmung einer HIV-Infektion wirksam sind, indem sie einen
integralen, Schwefel enthaltenden Substituenten bilden (siehe „Y" in der Formel I).
Die Präsenz
dieses Substituenten, die in alternativen HIV-Hemmern nicht offenbart
oder vorgeschlagen werden, hat Verbindungseigenschaften von verbesserter
Zelladsorption und, als Ergebnis davon, eine verbesserte Wirksamkeit,
die nicht durch die Strukturen der alternativen HIV-Präintegrationskomplex-Hemmer
offenbart oder vorgeschlagen werden.
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Die erfindungsgemäßen Verbindungen waren wirksam
in der Hemmung des rezeptor-vermittelten Kernimports bei der Infektion
von PBMC-Kulturen (PBMC = mononukleäre Zellen aus peripherem Blut).
Es wird angenommen, dass die Verbindung, cni-h0294, mit dem HIV-1
PIC (Präintegrationskomplex)
interagiert, indem sie partielle Schiff Basen mit Lysin-Nachbargruppen
in der MA NLS bildet (Popov et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93:
11859–11864,
1996; Dubrovsky et al., Molec. Med. 1: 217–230, 1995). [Die Verbindung]
enthält
eine positive Ladung in ihrem substituierten Pyrimidinanteil, die
möglicherweise
dazu dient, ihre zelluläre
Bioverfügbarkeit
und ihre oralen Resorptionseigenschaften einzuschränken. Es
wurde bereits zu einem früheren
Zeitpunkt nachgewiesen, dass cni-h0294 die Vereinigung des HIV PIC
mit dem Hefe-Karyopherin α behindert
(Popov et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93: 11859–11864,
1996) und die Infektion der primären
Makrophagen-Kulturen mit dem Makrophagentropischen Isolat HIVADA (IC50 = 10 nM–50 nM)
(Dubrovsky et aL., Molec. Med. 1: 217-230, 1995) wirksam hemmt.
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Es ist anzumerken, dass ein therapeutisches
Mittel intrazellulär
wirken muss, um als PIC-Hemmer wirksam zu sein. Die Wirksamkeit
steht daher in direkter Beziehung zur zellulären Bioverfügbarkeit. Weiterhin ist oral
der bevorzugte Verabreichungsweg zur Behandlung einer HIV-Infektion
auf Dauer, um die Compliance des Patienten zu verbessern. Daher
ist es höchst
wünschenswert,
dass eine anti-infektiöse
Verbindung gegen HIV oral verabreicht werden kann und eine hohe
orale Bioverfügbarkeit
hat.
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Synthese der Verbindung
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Die beispielhafte Verbindung, 2-Methylmercapto-4-Amino-6-(3',5'-Diacetylphenyl) Aminopyrimidin (Verbindung
53), wurde synthetisch hergestellt. Es gibt zwei Verfahren zur synthetischen
Herstellung der Verbindung 53. Das erste Verfahren beginnt mit der
Zugabe von Acetylchlorid (0,8 ml; 11 mmol) zu 60 ml absolutem Ethanol.
Diese Mischung wurde 15 Minuten lang gerührt, so dass sie eine Salzsäure-Ethanol-Lösung ergab.
Dann wurden nacheinander l ,75 g (10 mmol) 4-Amino-6-Chlor-2-Methylmercaptopyrimidin
(Aldrich) und 3,5-Diacetylanilin (1,8 g; 10 mmol) (Aldrich) hinzugefügt. Diese
Reaktionsmischung wurde für
einen Zeitraum von 24 Stunden unter Rückfluss gekocht und sie nahm
schließlich
eine braune Farbe an. Das Ethanol wurde bis zur Trockne eingedampft
und 20 ml CHCl3 wurde dem Rückstand
hinzugefügt
(ein grauer fester Rückstand) und
getrennt. Der graue Feststoff wurde gefiltert und ergab nach der
Trocknung 1,7 g Rohprodukt. Eine TLC-Analyse (TLC = Thin-Layer-Chromatography/Dünnschichtchromatographie)
ergab, dass das nicht reagierte Ausgangsmaterial in der CHCl3-Schicht verblieben war. Ca. 0,5 g des Rohproduktes
wurde in Methanol wieder auskristallisiert und ergab 370 mg analytische
reine Probe (Ausbeute: 39,8%).
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Es gibt noch ein zweites Verfahren
zur Herstellung der Verbindung 53. In diesem Verfahren wurde HCl (90 μl) einer
Mischung hinzugegeben, die 4-Amino-6-Chlor-2-Methylmercaptopyridin (1 mmol) und 3,5-Diacetylanalin
in 5 ml H2O (1,1 mmol) enthielt. Die Reaktionsmischung
wurde l Stunde bei 90–100°C erhitzt
und dann im Eisbad abgekühlt.
Zur Neutralisierung der Säure
wurden 2 ml 1N KOH-Lösung
(Kalilauge) hinzugefügt.
Diese Mischung wurde 10 Minuten gerührt; es bildete sich ein Niederschlag.
Dann wurde der Niederschlag ausgefiltert und es ergab sich 285 mg
trockenes, blassbraunes Rohprodukt (Ausbeute: 90%). Eine TLC-Analyse (MeOH
: CH2Cl2 = 10 :
0.6) ergab nur einen Spot für
ein reines Produkt. Die erneute Auskristallisierung aus einer Methoxyethanol-Lösung lieferte
267 mg analytisch reines Produkt (Ausbeute: 84,5%). Das wieder auskristallisierte
Produkt wurde im Vakuum bei einem Schmelzpunkt von 264,8°C–268,6°C getrocknet
(78°C).
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Die analytischen Spezifikationen
der Verbindung 53 sind ein Molekulargewicht von 316,4 und C15H16N4O2S. Außerdem: 1HNMR (DMSO-d6, 270
MHz): δ 2,46
(s, 3H, SMe), 2,6 (s, 6H, 2 COCH3), 5,52
(s, 1H, C5-H), 6,52 (br s, 2H, NH2), 8,01 (s, 1H, Ar-H), 8,45 (s, 2H, Ar-H), 9,41 (s, 1H,
NH). Im Zuge der weiteren Analyse des Endproduktes wurde die gemessene
Elementaranalyse mit der berechneten Elementaranalyse verglichen:
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Die veranschaulichende Verbindung
62 (2-Methylmercapto-6-Amino-6-(3',5'-Diacetylphenyl) Aminopyrimidin)
wurde synthetisch hergestellt, indem 803 mg (5 mmol) 2-Methylmercapto-4-Chlorpyrimidin
und 886 mg (5 mmol) 3,5-Diacetylanilin in 20 ml Wasser vermischt
wurden. Außerdem
wurde 0,42 ml konzentrierte Salzsäure hinzugefügt. Diese
Reaktionsmischung wurde 4 Stunden bei 90–100°C erhitzt und dann im Eisbad abgekühlt. Der
gekühlten
Mischung wurde 5 ml 1N KOH hinzugegeben, um den Säure-pH der
Salzsäure
zu neutralisieren. Die Mischung wurde 10 Minuten im Eisbad gerührt, so
dass sich ein Niederschlag bildete. Der Niederschlag wurde herausgefiltert
und ergab 1,44 g trockenes, blassbraunes Rohprodukt. Eine TLC-Analyse (Thin-Layer-Chromatography; Dünnschichtchromatographie)
in Methanol: CH2Cl2 (1
: 25) ergab nur einen Spot. Der Rohniederschlag wurde aus dem Methoxyethanol
wieder herauskristallisiert und im Vakuum getrocknet, was 1,42 g
reines 2-Methylmercapto-4-(3',5'-Diacetylphenyl) Aminopyrimidin (Verbindung
62) mit einer Gesamtausbeute von 94% ergab. Die NMR-Analyse ergab
die Formel C15H15N3O2S mit einem Molekulargewicht
von 301,38.
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Pharmazeutische Formulierung
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Der erfindungsgemäße pharmazeutische Komplex
oder die erfindungsgemäße pharmazeutische Kombination
kann einem Patienten entweder allein (Komplex oder Kombination)
oder in pharmazeutischen Zusammensetzungen, in denen es mit geeigneten
Trägersubstanzen
und Arzneistoffträgern
vermischt wird, verabreicht werden. Die erfindungsgemäße Verbindung
oder die pharmazeutische Zusammensetzung kann parenteral verabreicht
werden, z. B. intravenös
durch Injektion oder Infusion, intraperitoneale Injektion, subkutane Injektion
oder intramuskuläre
Injektion. Die erfindungsgemäße Verbindung
oder die pharmazeutische Zusammensetzung kann oral oder rektal durch
eine entsprechende Formulierung mit Trägersubstanzen oder Arzneistoffträgern zur
Herstellung von Tabletten, Pillen, Kapseln, Flüssigkeiten, Gels, Sirupen,
Breis, Suspensionen und ähnlichem
verabreicht werden. Die erfindungsgemäße Verbindung oder die pharmazeutische
Zusammensetzung kann topisch angewendet werden, z. B. mit Haut-Pflaster
(Skin Patch), um gleichmäßige systemische Konzentrationen
des Wirkstoffes zu erzielen. Die erfindungsgemäße Verbindung oder die pharmazeutische Zusammensetzung
wird in topischen Cremes, Haut- oder Schleimhaut-Pflastern, Flüssigkeiten
oder Gels formuliert, die zur topischen Anwendung auf der Haut oder
Schleimhautoberflächen
geeignet sind. Die erfindungsgemäße Verbindung
oder die pharmazeutische Zusammensetzung kann auch mit einem Inhalator
zur lokalen oder systemischen Behandlung einer HIV-Infektion über die
Atemwege angewandt werden.
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Die Dosierung der erfindungsgemäßen Verbindung
oder der pharmazeutischen Zusammensetzung, die zur Verwendung mit
der vorliegenden Erfindung geeignet ist, kann von Fachleuten aufgrund
dieser Offenbarung ermittelt werden. Die pharmazeutische Zusammensetzung
wird eine effektive Dosierung (je nach dem Verabreichungsweg und
der Pharmakokinetik des Wirkstoffs) der erfindungsgemäßen Verbindung
oder der pharmazeutischen Zusammensetzung und der geeigneten pharmazeutischen
Trägersubstanzen
und Arzneimittelträger
enthalten, die für
den jeweiligen Verabreichungsweg der Formulierung (d. h. oral, parenteral,
topisch oder durch Inhalieren) geeignet sind. Die wirksame Verbindung
wird mittels Vermischen, Auflösen,
Granulieren, Dragee-Fertigung,
Emulgieren, Verkapseln, Einschluss oder Lyophilisierungsverfahren
in der pharmazeutischen Formulierung vermischt. Die pharmazeutischen
Formulierungen zur parenteralen Verabreichung umfassen wässrige Lösungen des
aktiven Komplexes oder der aktiven Kombination in wasserlöslicher Form.
Außerdem
können
Suspensionen der aktiven Verbindung als ölige Injektionssuspensionen
hergestellt werden. Geeignete li pophile Lösungsmittel oder Vehikel umfassen
Fettöle,
wie z. B. Sesamöl,
oder synthetische Fettsäureester,
z. B. Ethyloleat oder Triglyceride, oder Liposome. Wässrige Injektionssuspensionen
können
Stoffe enthalten, die die Viskosität der Suspension erhöhen, z.
B. Natriumcarboxymethyl-Cellulose, Sorbitol oder Dextran. Die Suspension
kann auch optionale Stabilisatoren oder Wirkstoffe zur Erhöhung der
Löslichkeit
des Komplexes oder der Kombination enthalten, um konzentriertere
Lösungen
zu ermöglichen.
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Pharmazeutische Formulierungen zur
oralen Einnahme können
durch Kombination der aktiven Verbindung mit festen Arzneistoffträgern, wie
z. B. Zuckerarten (z. B. Laktose, Sucrose, Mannitol oder Sorbitol), Cellulosepräparaten
(z. B. Stärke,
Methylcellulose, Hydroxypropylmethyl-Cellulose und Natrium-Carboxymethyl-Cellulose),
Gelatine, Gummi oder Polyvinylpyrrolidon erhalten werden. Außerdem kann
ein Zersetzungsmittel hinzugesetzt werden. Auch ein Stabilisator
kann hinzugefügt
werden.
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Dieses Beispiel veranschaulicht mehrere
in-vitro-Experimente in prädiktiven
Modellen zur Behandlung von HIV-Infektion, um den therapeutischen
Nutzwert der erfindungsgemäßen Verbindungen
aufzuzeigen. Makrophagen – isoliert
und gereinigt, wie von Schumandt-manesalla et al. (Virology, 1997)
beschrieben – wurden mit
HIV-1 mit einer an den p24-Gehalt angepassten Multiplizität infiziert
(10 ng p24 pro 106 Zellen). Die Verbindung
(53 in 1 oder 62 in 2)
wurde in verschiedenen Konzentrationen hinzugegeben. Außerdem wurde
die positive Kontrollverbindung 2 (in 1 als "CNI-H294" und in 2 als „cni-h0294" bezeichnet) in den angegebenen Konzentrationen
hinzugefügt.
Nach einer zweistündigen
Inkubation zur viralen Adsorption wurden die überschüssigen Viren weggewaschen und
die Zellen wurden vor der Analyse für die weiteren angegebenen
Zeiträume
inkubiert. Die RT oder Reverse-Transkriptase-Aktivität wurde
mit Hilfe von Standardverfahren in 7–11 Tagen gemessen.
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1 zeigt
ein Diagramm, in dem – in
einem Assay von Anti-HIV-Aktivität
in H9-Zellkulturen – die
Anti-HIV-Therapiewirkung der erfindungsgemäßen Verbindung 53 mit einer
strukturell ähnlichen
Verbindung ("Verbindung
2") verglichen wird,
wobei Letztere eine positive Ladung im Pyrimidinanteil aufweist
und sie keine erforderliche Schwefelgruppe hat, die am Pyrimidinanteil
substituiert wurde. Der Assay misst die Reverse-Transkriptase-Aktivität in den Überständen aus
infizierten Makrophagen-Kulturen
als Maß der
Virusproduktion. Diese Daten lassen sich direkt mit der Wirksamkeit
der Behandlung der HIV-Infektion korrelieren. Diese Daten zeigen,
dass die erfindungsgemäße Verbindung
53 wirksamer war als die strukturell ähnliche Verbindung 2.
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2 zeigt
ein Diagramm, in dem die Anti-HIV-Therapiewirkung – in einem
Assay von Anti-HIV-Aktivität
in Makrophagen-Kulturen – der
erfindungsgemäßen Verbindung
62 mit einer strukturell ähnlichen
Verbindung ("cni-h0294") verglichen wird,
wobei Letztere eine positive Ladung im Pyrimidinanteil aufweist
und sie keine erforderliche Schwefelgruppe hat, die am Pyrimidinanteil
substituiert wurde. Der Assay misst die Reverse-Transkriptase-Aktivität in den Überständen aus
infizierten H9-Zellkulturen als Maß der Virusproduktion. Diese
Daten lassen sich direkt mit der Wirksamkeit der Behandlung der
HIV-Infektion korrelieren. Diese Daten zeigen, dass die erfindungsgemäße Verbindung
62 ein wirksames anti-infektiöses
Mittel gegen HIV war.
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Beispiel 2
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Dieses Beispiel veranschaulicht,
dass die Verbindung 62 die HIV-1-Virusreplikation
in akut infizierten PBMC-Kulturen, die mit Anti-CD3- und Anti-CD28-monoklonalen Antikörpern aktiviert
wurden, hemmt (3). Mononukleäre Zellen
aus peripherem Blut wurden von einer nicht infizierten Person isoliert
und die CD8+ T Lymphozyten wurden unter
Verwendung eines CD8-spezifischen monoklonalen Antikörpers gemäß dem von
Smithgall et al. (J. Immunol. 156: 2324–2330, 1996) beschriebenen
Verfahren depletiert. Das Verfahren verwendet, kurz gefasst, Trennung
mit Magnetic Beads anstelle der Komplement-vermittelten Lyse von
antikörpergebundenen
Zellen. Die restlichen PBMC-Anteile wurden in einem RPMI-Kulturmedium
suspendiert, das mit 10% hitzeinaktiviertem Humanserum mit einer
Rate von 2 × 106 Zellen/200 μl ergänzt wurde. Die Zellen wurden
mit Anti-CD3 mAb (1 μg/ml)
zusammen mit Anti-CD28 mAb (1 μg/ml)
in Gegenwart verschiedener Konzentrationen der Verbindung 62 aktiviert.
Diese Form der Zellaktivierung zielt speziell auf CD3+ T
Lymphozyten in der Population ab.
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Die Zellen wurden 2 bis 3 Stunden
vor der Hinzugabe des Virusinokulums mit Antikörpern und der Testverbindung
vorbehandelt. Der in diesem Experiment verwendete Virus, HIV-1M1, ist ein von einem Patienten stammendes
Isolat und wurde mit einer ungefähren
MOI (Multiplicity of Infection) von 5 TCID50 verwendet. Nach
2 Stunden Inkubation zur Virusadsorption wurden die Zellen gewaschen
und vom Inokulum befreit und anschließend in 200 ml eines Kulturmediums,
das mit-Anti-CD und Anti-CD28 mAb zusammen mit verschiedenen Konzentrationen
der Verbindung 62 (um eine Dosis-Wirkung-Beziehung
aufzuzeigen) ergänzt
wurde, erneut suspendiert. Die Zellen wurden dann in 4–6 Replikaten
zu 1,5 × 105 Zellen/Well in eine 96-Well-Kulturplatte
mit u-förmigem Boden
gegeben. Die Virusproduktion wurde am Tag 6–10 nach der Infektion unter
Verwendung der p24-Produktion als Endpunkt gemessen. Der p24-Antigenerfassungstest
wurde gemäß den Empfehlungen
des Herstellers ausgeführt.
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Die in 3 gezeigten
Daten zeigen eine Dosis-Wirkung-Beziehung bei 0, 0,01 μM und 1,0 μM Konzentrationen
der Verbindung 62 („CNI-H6297") auf, wenn p24 als
ein Maß der
Viruskonzentration verwendet wird.
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Die Verbindung 62 hemmte ebenfalls
die Virusreplikation in PBMC von einem mit HIV-1 infizierten Patienten,
wenn die PBMCs in vitro mit Anti-CD3 mAb aktiviert wurden. PBMCs
von einer seropositiven Person wurden gesammelt und die CD8+ T Lymphozyten wurden, wie oben beschrieben,
depletiert. Die Zellen wurden in einem Kulturmedium suspendiert
und mit Anti-CD3 mAb (1 μg/ml)
aktiviert. Nach 6–10
Tagen wurde die Virusproduktion evaluiert, indem die p24-Konzentrationen
in den Kulturüberständen gemessen
und die behandelten Kulturen mit den unbehandelten Kulturen verglichen
wurden. 4 zeigt eine
Dosis-Wirkung-Beziehung für
Verbindung 62 ("CNI-H6297") unter den oben
dargelegten experimentellen Bedingungen in diesem prädiktiven
Test für
HIV-anti-infektiöse
Eigenschaften.