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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf antivirale Proteine (die
allgemein als Cyanovirine bezeichnet werden) sowie auf Konjugate
davon, Antikörper
dazu, DNA-Sequenzen,
die für
diese kodieren, Zusammensetzungen, die diese umfassen, Wirtszellen,
die zur Erzeugung derselben transformiert sind, Zusammensetzungen,
die diese umfassen, und Verfahren zur Verwendung und zum Erhalt
derselben, insbesondere bei klinischen Anwendungen, wie bei antiviraler
Therapie und Prophylaxe.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Das
erworbene Immunschwächesyndrom
(AIDS) ist eine tödliche
Erkrankung, deren Anzahl an bekannten Fällen in den letzten zwei Jahrzehnten
dramatisch angestiegen ist. Das Virus, das AIDS hervorruft, ist 1983
zum ersten Mal identifiziert worden und ist unter mehreren Namen
und Abkürzungen
bekannt. Es handelt sich dabei um das dritte bekannte T-lymphotropische
Virus (HTLV-III), das die Fähigkeit
besitzt, sich innerhalb von Zellen des Immunsystems zu replizieren,
wodurch eine schwerwiegende Zellzerstörung verursacht wird. Das AIDS-Virus
ist ein Retrovirus, d. h. ein Virus, das während der Replikation die Reverse
Transkriptase verwendet. Dieses besondere Retrovirus ist als Lymphadenopathie-assoziiertes
Virus (LAV), AIDS-verwandtes Virus (ARV) und derzeit als menschliches
Immunschwächevirus
(HIV) bekannt. Zwei unterschiedliche Familien von HIV sind bisher
beschrieben worden, nämlich
HIV-1 und HIV-2. Die Abkürzung
HIV wird hierin verwendet, um allgemein auf menschliche Immunschwächeviren
zu verweisen.
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HIV übt eine
schwerwiegende zytopathische Wirkung auf die CD4+-Helfer/Induktor-T-Zellen aus, wodurch
das Immunsystem stark beeinträchtigt
wird. Eine HIV-Infektion
führt auch
zu einem neurologischen Verfall und letztendlich zum Tod der infizierten
Personen. Millionen von Menschen weltweit sind mit dem HIV-Virus infiziert,
und ohne wirksame Therapie sind die meisten von ihnen zum Tode verurteilt.
Während
der langen Latenz, d. h. dem Zeitraum von der Erstinfektion bis
zum Auftreten von Symptomen oder dem Tod aufgrund von AIDS, verbreiten infizierte
Personen die Infektion durch sexuelle Kontakte, den Austausch von
verunreinigten Nadeln während
i. v.-Drogenkonsum, Transfusionen von Blut oder Blutprodukten oder
durch die Übertragung von
HIV auf einen Fötus
oder ein Neugeborenes durch die Mutter weiter. Es besteht daher
nicht nur ein dringender Bedarf an wirksamen therapeutischen Wirkstoffen,
um das Fortschreiten der HIV-Erkrankung
bei bereits infizierten Personen zu hemmen, sondern auch an Methoden
zur Prävention
der Ausbreitung der HIV-Infektion von infizierten Personen auf nicht
infizierte Personen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Suche
nach einem wirksamen prophylaktischen Anti-HIV-Viruzid, um die weitere
Verbreitung der AIDS-Pandemie einschränken zu helfen, zu einer dringenden
internationalen Priorität
ernannt (Balter, Science 266, 1312–1313 (1994); Merson, Science
260, 1266–1268
(1993); Taylor, J. NIH Res. 6, 26–27 (1994); Rosenberg et al.,
Sex. Transm. Dis. 20, 41–44
(1993); Rosenberg, Am. J. Public Health 82, 1473–1478 (1992)).
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Das
Gebiet der viralen Therapie hat sich in Reaktion auf den Bedarf
an Wirkstoffen entwickelt, die gegen Retroviren, insbesondere HIV,
wirksam sind. Es gibt zahlreiche Wege, in denen ein Wirkstoff anti-retrovirale
Aktivität
zeigen kann (siehe z. B. DeClercq, Adv. Virus Res. 42, 1–55 (1993);
DeClercq, J. Acquir. Immun. Def. Synd. 4, 207–218 (1991); Mitsuya et al.,
Science 249, 1533–1544
(1990)). Nucleosid-Derivate, wie AZT, die die virale reverse Transkriptase
hemmen können,
gehören
zu den wenigen klinisch aktiven Wirkstoffen, die derzeit zur Anti-HIV-Therapie
im Handel erhältlich
sind. Obwohl sie bei manchen Patienten sehr nützlich sind, ist die Verwendbarkeit
von AZT und verwandten Verbindungen durch ihre Toxizität und unzureichende
therapeutische Beweise, dass sie als Therapie vollständig geeignet
sind, begrenzt. Angesichts jüngster
Enthüllungen
in Bezug auf die Dynamik der HIV-Infektion (Coffin, Science 267,
483–489
(1995); Cohen, Science 267, 179 (1995); Perelson et al., Science
271, 1582–1586
(1996)) wird es nun immer offensichtlicher, dass Wirkstoffe, die
so früh
wie möglich
im viralen Replikationskreislauf wirken, benötigt werden, um die Infektion
von neu produzierten, nicht infizierten Immunzellen, die im Körper in
Reaktion auf die Virus-induzierte Abtötung infizierter Zellen produziert
werden, zu hemmen. Zudem ist es essentiell, von infizierten Zellen
produzierte neue infektiöse
Viren zu neutralisieren oder zu hemmen.
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Die
Infektion von CD4+-Zellen durch HIV-1 und
verwandte Primaten-Immunschwächeviren
beginnt mit der Wechselwirkung der jeweiligen viralen Hüllglykoproteine
(im Allgemeinen als „gp120" bezeichnet) mit
dem Zelloberflächen-Rezeptor
CD4, gefolgt von Fusion und Eintritt (Sattentau, AIDS 2, 101–105 (1988);
Koenig et al., PNAS USA 86, 2443–2447 (1989)). Produktiv infizierte,
Viren-erzeugende Zellen exprimieren gp120 an der Zelloberfläche. Die
Wechselwirkung von gp120 der infizierten Zellen mit CD4 auf nicht
infizierten Zellen führt zur
Bildung von dysfunktioneller multizellulärer Synzytia und einer weiteren
Verbreitung der Virusinfektion (Freed et al., Bull. Inst. Pasteur
88, 73 (1990)). Die gp120/CD4-Wechselwirkung stellt somit ein besonders
attraktives Ziel für
die Unterbrechung der HIV-Infektion und der Zytopathogenese, entweder
durch Verhinderung der anfänglichen
Virus-Zell-Bindung oder durch Blockierung der Zell-Zell-Fusion (Capon
et al., Ann. Rev. Immunol. 9, 649–678 (1991)), dar. Virus-freies
oder „lösliches" gp120, das in vivo
von Viren oder von infizierten Zellen abgestoßen wurde, stellt ebenfalls
ein wichtiges therapeutisches Ziel dar, da es ansonsten zu nicht
infektiösen
immunpathogenen Vorgängen
im Körper,
einschließlich
des Zentralnervensystems, beitragen kann (Capon et al. (1991), s.
o.; Lipton, Nature 367, 113–114
(1994)). Ein Großteil
der Impfstoffforschung hat sich auf gp120 konzentriert. Der Fortschritt
wurde jedoch durch die Hypervariabilität der gp120-neutralisierenden Determinanten
und der folglichen extremen Stammabhängigkeit der viralen Empfindlichkeit
gegenüber
Antikörpern
gegen gp120 behindert (Berzofsky, J. Acq. Immun. Def. Synd. 4, 451–459 (1991)).
Nur wenig Medikamententdeckungs- und -entwicklungsforschung hat
sich speziell mit gp120 beschäftigt.
Eine bemerkenswerte Ausnahme sind die beträchtlichen Anstrengungen, die
trunkierten, rekombinanten „CD4"-Proteinen („lösliches CD4" oder „sCD4") gewidmet wurden,
die gp120 binden und HIV-Infektiosität in vitro hemmen (Capon et
al. (1991), s. o.; Schooley et al., Ann. Int. Med. 112, 247–253 (1990);
Husson et al., J. Pediatr. 121, 627–633 (1992)). Klinische Isolate
haben sich jedoch im Gegensatz zu HIV-Laborstämmen als hoch resistent gegen
die Neutralisierung durch sCD4 erwiesen (Orloff et al., AIDS Res.
Hum. Retrovir. 11, 335–342
(1995); Moore et al., J. Virol. 66, 235–243 (1992)). Anfängliche
klinische Versuche mit sCD4 (Schooley et al. (1990), s. o.; Husson et
al. (1992), s. o.) und sCD4-gekuppelten Immunglobulinen (Langner
et al., Arch. Virol. 130, 157–170
(1993)) und ebenso mit sCD4-gekuppelten Toxinen, ausgebildet zum
Binden und Zerstören
von Virus exprimierenden Zellen (Davey et al., J. Infect. Dis. 170,
1180–1188
(1994); Ramachandran et al., J. Infect. Dis. 170, 1009–1013 (1994)),
waren enttäuschend.
Neuere Gentherapie-Ansätze,
sCD4 direkt in vivo zu erzeugen (Morgan et al., AIDS Res. Hum. Retrovir.
10, 1507–1515
(1994)) werden sich wahrscheinlich als ähnlich enttäuschend erweisen.
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Für eine wirksame
antivirale Therapie gegen AIDS werden daher neue antivirale Wirkstoffe
benötigt, die
alleine oder in Kombination mit AZT und/oder anderen erhältlichen
antiviralen Wirkstoffen verwendet werden können. Neue Wirkstoffe, die
zur Verhinderung einer HIV-Infektion eingesetzt werden können, sind
ebenso für
die Prophylaxe wichtig. In beiden Bereichen des Bedarfs würde der
ideale neue Wirkstoff so früh
wie möglich
im viralen Lebenszyklus wirken, wäre so Virus-spezifisch wie
möglich
(d. h. er würde
ein molekulares Ziel angreifen, das für den Virus spezifisch ist,
jedoch nicht für
das infizierte oder infizierbare Wirtstier), würde den intakten Virus nicht
infektiös
machen, den Tod oder die Dysfunktion von mit dem Virus infizierten
Säugetierzellen
verhindern, die weitere Produktion von Viren durch infizierte Zellen
verhindern, die Ausbreitung der Virusinfektion auf nicht infizierte
Säugetierzellen
verhindern, wäre
hoch wirksam und aktiv gegen den breitest möglichen Bereich von HIV-Stämmen und
-Isolaten, resistent gegen Abbau unter physiologischen und harten
Umweltbedingungen und könnte
problemlos und kostengünstig
in großem
Umfang hergestellt werden.
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Die
vorliegende Erfindung möchte
antivirale Proteine und Konjugate davon bereitstellen, die zumindest
manche der vorhergehend erwähnten,
besonders vorteilhaften Attribute besitzen, sowie Zusammensetzungen,
die dieselben umfassen, und Verfahren zur Herstellung und Verwendung
derselben. Diese sowie weitere Ziele der vorliegenden Erfindung
und auch zusätzliche
Erfindungsmerkmale gehen aus der hierin bereitgestellten Beschreibung
hervor.
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KURZZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung stellt antivirale Wirkstoffe, insbesondere
antivirale Proteine (im Allgemeinen als Cyanovirine bezeichnet)
und Konjugate davon bereit. Die vorliegende Erfindung stellt ebenfalls
Verfahren zum Erhalt eines Cyanovirins und eines Konjugats davon,
von Nucleinsäuremolekülen, die
für die
Cyanovirine und Konjugate davon kodieren, von Wirtszellen, die die
vorhergehend erwähnten
Nucleinsäuremoleküle enthalten,
ein Verfahren zur Verwendung eines Cyanovirins, um ein Effektormolekül auf ein
Virus zu zielen, sowie ein Verfahren zum Erhalt eines im Wesentlichen
reinen Cyanovirins oder eines Konjugats davon bereit. Das Cyanovirin,
ein Konjugat davon und die Wirtszellen, die transformiert wurden,
um ein Cyanovirin oder ein Konjugat davon zu produzieren, können in
einer Zusammensetzung wie einer pharmazeutischen Zusammensetzung
verwendet werden, die zusätzlich
einen oder mehrere antivirale Wirkstoffe umfassen kann. Die vorliegende
Erfindung stellt auch die Verwendung von Cyanovirinen, Konjugaten
davon, zur Produktion eines Cyanovirins oder Konjugats davon transformierten
Wirtszellen und Zusammensetzungen davon alleine oder in Kombination
mit anderen antiviralen Wirkstoffen in der therapeutischen und/oder
prophylaktischen Behandlung eines tierischen Lebewesens, wie eines
Menschen, der infiziert ist oder gefährdet ist, mit einem Virus
infiziert zu werden, sowie in der Behandlung von unbelebten Objekten,
wie medizinischen Geräte
oder Laborausrüstungen und
-materialien, und Suspensionen oder Lösungen, wie Blut oder Blutprodukte
und Gewebe, bereit, um die virale Infektion eines tierischen Lebewesens,
wie z. B. eines Menschen, zu verhindern. Die vorliegende Erfindung
stellt weiters Verfahren zur therapeutischen oder prophylaktischen
Behandlung eines tierischen Lebewesens wie eines Menschen, der infiziert
ist oder gefährdet
ist, mit einem Virus infiziert zu werden, bereit, umfassend die
Verabreichung oder Applikation eines oder mehrerer Cyanovirine,
Konjugate, zur Erzeugung eines Cyanovirins oder Konjugats davon
transformierter Wirtszellen und/oder von Zusammensetzungen davon.
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KURZBESCHREIBUNG
DER ABBILDUNGEN
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1A ist eine graphische Darstellung
der OD (206 nm) gegenüber
der Zeit (min), die ein HPLC-Chromatogramm von nicht reduziertem
Cyanovirin-N darstellt.
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1B ist ein Balkendiagramm
der maximalen Verdünnung
für einen
50%igen Schutz gegenüber HPLC-Fraktionen,
das die maximale Verdünnung
jeder HPLC-Fraktion
veranschaulicht, die einen 50%igen Schutz vor den zytopathischen
Auswirkungen der HIV-Infektion für
nicht reduzierte Cyanovirin-N-HPLC-Fraktionen bereitstellten.
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1C ist ein SDS-Polyacrylamidgel-Elektrophoretogramm
von nicht reduzierten Cyanovirin-N-HPLC-Fraktionen.
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1D ist eine graphische Darstellung
der OD (206 nm) gegenüber
der Zeit (min), die ein HPLC-Chromatogramm von reduziertem Cyanovirin-N
darstellt.
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1E ist ein Balkendiagramm
der maximalen Verdünnung
für einen
50%igen Schutz gegenüber
der HPLC-Verdünnung,
das die maximale Verdünnung
jeder Fraktion veranschaulicht, die einen 50%igen Schutz vor den
zytopathischen Auswirkungen der HIV-Infektion für reduzierte Cyanovirin-N-HPLC-Fraktionen
bereitstellten.
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1F ist ein SDS-Polyacrylamidgel-Elektrophoretogramm
von reduzierten Cyanovirin-N-HPLC-Fraktionen.
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2 zeigt ein Beispiel einer
DNA-Sequenz, die für
ein synthetisches Cyanovirin-Gen
kodiert.
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3 veranschaulicht einen
ortsgerichteten Mutagenese-Vorgang, der eingesetzt wird, um Codons für ein FLAG-Octapeptid
und einen Hind-III-Restriktionsort von der Sequenz aus 2 zu entfernen.
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4 zeigt ein typisches HPLC-Chromatogramm
der Reinigung von rekombinantem nativem Cyanovirin-N.
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5A ist eine graphische Darstellung
der % Kontrolle gegenüber
der Cyanovirin-N-Konzentration (nM),
die die antivirale Aktivität
von nativem Cyanovirin-N von Nostoc ellipsosporum veranschaulicht.
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5B ist eine graphische Darstellung
der % Kontrolle gegenüber
der Cyanovirin-N-Konzentration (nM),
die die antivirale Aktivität
von rekombinantem Cyanovirin-N veranschaulicht.
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5C ist eine graphische Darstellung
der % Kontrolle gegenüber
der Cyanovirin-N-Konzentration (nM),
die die antivirale Aktivität
von rekombinantem FLAG-Cyanovirin-N veranschaulicht.
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6A ist eine graphische Darstellung
der % Kontrolle gegenüber
der Cyanovirin-N-Konzentration (nM),
die die relative Anzahl der mit HIV-1 infizierten lebensfähigen CEM-SS-Zellen
in einem BCECF-Test darstellt.
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6B ist eine graphische Darstellung
der % Kontrolle gegenüber
der Cyanovirin-N-Konzentration (nM),
die den relativen DNA-Gehalt der mit HIV-1 infizierten CEM-SS-Zellkulturen darstellt.
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6C ist eine graphische Darstellung
der % Kontrolle gegenüber
der Cyanovirin-N-Konzentration (nM),
die die relative Anzahl an mit HIV-1 infizierten lebensfähigen CEM-SS-Zellen
in einem XTT-Test darstellt.
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6D ist eine graphische Darstellung
der % Kontrolle gegenüber
der Cyanovirin-N-Konzentration (nM),
die die Wirkung einer Reihe von Cyanovirin-N-Konzentrationen bei
Anzeichen eines infektiösen
Virus oder viraler Replikation darstellt.
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7 ist eine graphische Darstellung
der % der nicht infizierten Kontrolle gegenüber der Zugabezeit (h), die
die Ergebnisse von Studien zur verzögerten Zugabe von Cyanovirin-N
zeigen, wobei die Anti-HIV-Aktivität in mit HIV-1RF infizierten
CEM-SS-Zellen dargestellt
ist.
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8A ist eine graphische Darstellung
der OD (450 nm) gegenüber
der Cyanovirin-N-Konzentration (μg/ml), die
die Cyanovirin/gp120-Wechselwirkung veranschaulicht, wobei gp 120
als ein molekulares Hauptziel der Cyanovirine definiert ist.
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8B ist ein Dot-Blot der
Bindung von Cyanovirin-N an ein gp120-HRP-Konjugat, der zeigt, dass
Cyanovirin-N in Abhängigkeit
der Konzentration insbesondere an ein Meerrettichperoxidasekonjugat
von gp120 (gp120-HRP) bindet.
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9 veranschaulicht schematisch
eine DNA-Kodierungssequenz, die eine für FLAG-Cyanovirin-N kodierende
Sequenz umfasst, die an eine für
Pseudomonas Exotoxin kodierende Sequenz gekuppelt ist.
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10 ist eine graphische Darstellung
der OD (450 nM) gegenüber
der PPE-Konzentration (nM), die das selektive Abtöten virales
gp120 exprimierender (H9/IIIB) Zellen durch ein FLAG-Cyanovirin-N/Pseudomonas-Exotoxin-Proteinkonjugat
(PPE) veranschaulicht.
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11 ist ein Western-Blot
aus einem SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophoretogramm lysierter COS-7-Zellen,
die gentechnisch verändert
und transformiert wurden, um ein FLAG-Cyanovirin-N zu exprimieren,
wobei die Detektion durch einen Anti-FLAG-Antikörper erfolgte.
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12 ist ein Western-Blot
aus einem SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophoretogramm sekretierter
Produkte, die mit Peptid-N4-(N-acetyl-β-glucosaminyl)asparaginamidase
verdaut wurden, aus Pichia pastoris, gentechnisch verändert und
transformiert, um ein Cyanovirin zu produzieren, wobei die Detektion
durch einen polyklonalen Anti-Cyanovirin-N-Antikörper erfolgte.
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13 ist ein SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophoretogramm
(A) und ein Western-Blot (B) eines Ganzzellen-Lysats von E. coli,
die gentechnisch verändert
wurden, um Cyanovirin-N zu produzieren, wobei die Detektion durch
einen polyklonalen Anti-Cyanovirin-N-Antikörper erfolgte.
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BESCHREIBUNG
DER BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Die
vorliegende Erfindung basiert zumindest teilweise auf der Beobachtung,
dass bestimmte Extrakte von kultivierten Cyanobakterien (Blaualgen)
in einem Anti-HIV-Screen
antivirale Aktivität
zeigten. Der Anti-HIV-Screen wurde 1986 entwickelt (von M. R. Boyd
vom National Institutes of Health) und seit 1988 vom U. S. National
Cancer Institute (NCI) weiterentwickelt und durchgeführt (siehe
Boyd, in: AIDS, Etiology, Diagnosis, Treatment and Prevention, DeVita
et al., Hrsg., Philadelphia: Lippincott, 305–317 (1988)).
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Cyanobakterien
(Blaualgen) wurden im Speziellen für das Anti-HIV-Screening ausgewählt, da
sie dafür
bekannt waren, eine große
Vielfalt an strukturell einzigartigen und biologisch aktiven stickstofffreien
und von Aminosäuren
abgeleiteten natürlichen
Produkten zu erzeugen (Faulkner, Nat. Prod. Rep. 11, 355–394 (1994); Glombitza
et al., in Algal and Cyanobacterial Biotechnology, Cresswell, R.
C., et al., Hrsg., 211–218
(1989)). Diese photosynthetischen prokaryotischen Organismen sind
wichtige Produzenten cyclischer und linearer Peptide (Molekulargewicht
im Allgemeinen < 3
kDa), die häufig
hepatotoxische oder antimikrobielle Eigenschaften aufweisen (Okino
et al., Tetrahedron Lett. 34, 502–504 (1993); Krishnamurthy
et al., PNAS USA 86, 770–774
(1989); Sivonen et al., Chem. Res. Toxicol. 5, 464–469 (1992);
Carter et al., J. Org. Chem. 49, 236–241 (1984); Frankmolle et
al., J. Antibiot. 45, 1451–1457
(1992)). Sequenzierungsstudien cyanobakterieller Proteine mit höherem Molekulargewicht
haben sich im Allgemeinen auf die mit primären metabolischen Prozessen
in Zusammenhang stehenden Proteine konzentriert oder auf jene, die
als phylogenetische Marker dienen können (Suter et al., FEBS Lett.
217, 279–282
(1987); Rumbeli et al., FEBS Lett. 221, 1–2 (1987); Swanson et al.,
J. Biol. Chem. 267, 16146–16154
(1992); Michalowski et al., Nucleic Acids Res. 18, 2186 (1990);
Sherman et al., in: The Cyanobacteria, Fay et al., Hrsg., Elsevier:
New York, 1–33
(1987); Rogers, in: the Cyanobacteria, Fay et al., Hrsg., Elsevier:
New York, 35–67
(1987)). Im Allgemeinen sind Proteine mit antiviralen Eigenschaften
nicht mit cyanobakteriellen Quellen assoziiert worden.
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Der
cyanobakterielle Extrakt, der zur vorliegenden Erfindung führt, war
unter vielen Tausenden unterschiedlichen Extrakten, die anfangs
willkürlich
ausgewählt
und in dem oben beschriebenen Anti–HIV-Screen blindgetestet wurden.
Eine Anzahl dieser Extrakte war vorher bestimmt worden, um Anti-HIV-Aktivität im NCI-Screen
zu zeigen (Patterson et al., J. Phycol. 29, 125–130 (1993)). Aus dieser Gruppe
wurde ein wässriger
Extrakt aus Nostoc ellipsosporum zur genauen Untersuchung ausgewählt, der
wie beschrieben (Patterson (1993), s. o.) hergestellt worden war
und der im NCI-Primärscreen
eine ungewöhnlich
hohe Anti-HIV-Wirksamkeit und einen ungewöhnlich hohen „therapeutischen
In-vitro-Index" zeigte.
Eine spezielle, durch einen Biotest geführte Strategie wurde herangezogen,
um ein homogenes, gegen. HIV hochwirksames Protein zu isolieren und
zu reinigen.
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Bei
der vom Biotest geführten
Strategie wurden die anfängliche
Auswahl des Extrakts für
die Fraktionierung sowie Entscheidungen in Bezug auf das anzuwendende
allgemeine chemische Isolierungsverfahren und die Art der einzelnen
Schritte darin durch Interpretation der biologischen Testdaten bestimmt.
Der Anti-HIV-Screening-Test
(siehe z. B. Boyd (1988), s. o.; Weislow et al., J. Natl. Cancer
Inst. 81, 577–586
(1989)), der herangezogen wurde, um den Isolierungs- und Reinigungsprozess
zu steuern, misst das Ausmaß des Schutzes
menschlicher T-Lymphoblastoidzellen von den cytopathischen Auswirkungen
von HIV. Fraktionen des Extrakts von Interesse werden mittels einer
Vielzahl von chemischen Mittel hergestellt und im Primärscreen
blindgetestet. Aktive Fraktionen werden weiter getrennt und die
resultierenden Subfraktionen ebenso im Screen blindgetestet. Dieser
Vorgang wird so oft wie nötig
wiederholt, um die aktive(n) Verbindung(en), d. h. die die reine(n)
Verbindungen) reprä sentierende(n)
antivirale(n) Fraktion(en), zu erhalten, die dann einer detaillierten
chemischen Analyse und strukturellen Aufklärung unterzogen werden können.
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Unter
Verwendung dieser Strategie wurde entdeckt, dass die wässrigen
Extrakte von Nostoc ellipsosporum ein antivirales Protein enthalten.
Es muss festgestellt werden, dass der Begriff „Protein", wie er hierin zur Beschreibung der
vorliegenden Erfindung verwendet wird, nicht auf eine Aminosäuresequenz
mit einer bestimmten Länge
beschränkt
ist und Moleküle
mit 100 oder mehr Aminosäuren
sowie Moleküle
mit weniger als 100 Aminosäuren
umfasst (die manchmal als „Peptide" bezeichnet werden).
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Die
vorliegende Erfindung stellt dementsprechend ein isoliertes und
gereinigtes antivirales Protein von Nostoc ellipsosporum, insbesondere
ein isoliertes und gereinigtes antivirales als Cyanovirin-N bekanntes
Protein, bereit. Die vorliegende Erfindung stellt auch andere Cyanovirine
bereit. Der Begriff „Cyanovirin" wird hierin verwendet,
um im Allgemeinen ein natives antivirales von Nostoc ellipsosporum
isoliertes Protein („natives
Cyanovirin") und
jegliche funktionell äquivalenten
Proteine oder Derivate davon zu bezeichnen.
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Im
Kontext der vorliegenden Erfindung enthält ein solches funktionell äquivalentes
Protein oder Derivat davon (a) eine Sequenz von zumindest 9 (vorzugsweise
zumindest 20, noch bevorzugter zumindest 30 und insbesondere zumindest
50) Aminosäuren,
die mit einer beliebigen Untersequenz aus 9 aneinandergrenzenden
Aminosäuren,
die innerhalb eines nativen Cyanovirins (insbesondere Cyanovirin-N)
enthalten sind, direkt homolog sind (vorzugsweise dieselbe ist)
und ist (b) antiviral, kann vorzugsweise spezifisch an ein Virus,
noch bevorzugter an ein Primaten-Immunschwächevirus und insbesondere an
HIV-1, HIV-2 oder SIV oder an eine infizierte Wirtszelle binden,
die ein oder mehrere virale Antigene, genauer gesagt ein Hüllglycoprotein
wie gp120, des jeweiligen Virus exprimiert. Zudem kann ein funktionell äquivalentes
Protein oder Derivat davon die Aminosäuresequenz eines nativen Cyanovirins,
insbesondere von Cyanovirin-N (siehe Seq.-ID Nr. 2) umfassen, bei
der 1–20,
vorzugsweise 1–10,
noch bevorzugter 1, 2, 3, 4 oder 5 und insbesondere 1 oder 2, Amino säuren von
einem oder von beiden Enden, vorzugsweise nur von einem Ende und
insbesondere vom Aminoterminus, des nativen Cyanovirins entfernt
worden sind.
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Das
vorliegende Cyanovirin der Erfindung umfasst vorzugsweise eine Aminosäuresequenz,
die im Wesentlichen homolog zu der eines antiviralen Proteins von
Nostoc ellipsosporum, insbesondere eines nativen Cyanovirins und
im Speziellen Cyanovirin-N ist. Im Kontext der Cyanovirine der vorliegenden
Erfindung bedeutet der Begriff „im Wesentlichen homolog", dass eine ausreichende
Homologie vorliegt, um das Cyanovirin antiviral zu machen, vorzugsweise
mit einer antiviralen Aktivität,
die für
ein von Nostoc ellipsosoporum isoliertes antivirales Protein charakteristisch
ist. Vorzugsweise liegt eine Homologie von zumindest etwa 50%, bevorzugter
von zumindest etwa 75% und insbesondere von zumindest etwa 90%,
vor.
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Die
vorliegende Erfindung stellt somit ein isoliertes und gereinigtes
Protein bereit, das durch ein Nucleinsäuremolekül mit einer für ein Cyanovirin
kodierenden Sequenz kodiert ist, wie z. B. ein isoliertes und gereinigtes
Protein, das durch ein Nucleinsäuremolekül mit einer
Sequenz aus Seq.-ID Nr. 1, ein Nucleinsäuremolekül mit einer Sequenz aus Seq.-ID
Nr. 3, ein Nucleinsäuremolekül, das für eine Aminosäuresequenz
der Seq.-ID Nr. 2 kodiert, oder ein Nucleinsäuremolekül, das für eine Aminosäuresequenz
der Seq.-ID Nr. 4 kodiert, kodiert ist.
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Die
vorliegende Erfindung stellt weiters ein Cyanovirin-Konjugat bereit,
das ein Cyanovirin umfasst, das an ein oder mehrere ausgewählte Effektormoleküle gekuppelt
ist, wie z. B. ein Toxin oder ein immunologisches Reagens. Der Begriff „immunologisches
Reagens" wird hierin
verwendet, um einen Antikörper,
ein Immunglobulin und ein immunologisches Erkennungselement zu bezeichnen.
Ein immunologisches Erkennungselement ist ein Element, wie ein Peptid,
z. B. die FLAG-Sequenz des rekombinanten Cyanovirin-FLAG-Fusionsproteins,
das durch die immunologische Erkennung die Isolierung und/oder Reinigung
und/oder Analyse des Proteins, an das es gebunden ist, ermöglicht.
Ein Cyanovirin-Fusionsprotein ist eine Art Cyanovirin-Konjugat, worin ein
Cyanovirin an ein oder mehrere andere Proteine mit den jeweils erwünschten
Eigenschaften oder Effektorfunktionen, wie cytotoxische oder immuno logische
Eigenschaften oder andere erwünschte
Eigenschaften, gekuppelt ist, um die Isolierung, Reinigung oder
Analyse des Fusionsproteins zu ermöglichen.
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Die
vorliegende Erfindung stellt zudem ein Verfahren zum Erhalten eines
Cyanovirins aus Nostoc ellipsosporum bereit. Das Verfahren der vorliegenden
Erfindung umfasst (a) das Identifizieren eines Extrakts von Nostoc
ellipsosporum mit antiviraler Aktivität, (b) gegebenenfalls das Entfernen
hochmolekularer Biopolymere aus dem Extrakt, (c) durch einen Biotest
geführtes
antivirales Fraktionieren des Extrakts, um einen teilweise gereinigten
Extrakt des Cyanovirins zu erhalten, und (d) das weitere Reinigen
des teilweise gereinigten Extrakts durch Umkehrphasen-HPLC, um ein
Cyanovirin zu erhalten (Beispiel 1). Das Verfahren beinhaltet vorzugsweise
die Verwendung von Ethanol, um hochmolekulare Biopolymere aus dem
Extrakt zu entfernen, sowie die Verwendung eines Anti-HIV-Biotests,
um die Fraktionierung des Extrakts zu steuern.
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Das
gemäß der vorliegenden
Erfindung isolierte und gereinigte Cyanovirin, wie z. B. Cyanovirin-N (CV-N),
kann herkömmlichen
Verfahren unterzogen werden, die üblicherweise zum Bestimmen
der Aminosäuresequenz
eines gegebenen reinen Proteins verwendet werden. Das Cyanovirin
kann daher durch N-terminalen Edman-Abbau intakter Proteine und überlappender
Peptidfragmente, die durch Endoproteinase-Verdau erzeugt worden
sind, sequenziert werden. Die Aminosäure-Analyse erfolgt wünschenswerterweise
in Übereinstimmung
mit der abgeleiteten Sequenz. Ähnlich
zeigt auch ESI-Massenspektometrie von reduziertem HPLC-gereinigtem
Cyanovirin-N einen Wert des Molekülions, der mit dem berechneten
Wert übereinstimmt.
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Diese
Studien deuteten darauf hin, dass Cyanovirin-N aus Nostoc ellipsosporum
eine einzigartige Sequenz von 101 Aminosäuren mit nur geringer oder
keiner signifikanten Homologie zu den vorhergehend beschriebenen
Proteinen oder Transkriptionsprodukten bekannter Nucleotidsequenzen
umfasst. Nicht mehr als 8 aneinandergrenzende Aminosäuren von
Cyanovirin sind in beliebigen Aminosäuresequenzen bekannter Proteine
zu finden, und zudem gibt es keine beliebigen bekannten Prote ine
einer beliebigen Quelle, die mehr als 13% Sequenzhomologie mit Cyanovirin-N
aufweisen. Anhand der chemisch abgeleiteten Aminosäuresequenz
von Cyanovirin-N
wurde ein entsprechendes rekombinantes Cyanovirin-N (r-Cyanovirin-N
oder r-CV-N) erzeugt
und verwendet, um definitiv festzustellen, dass die abgeleitete
Aminosäuresequenz
tatsächlich
gegen Viren wie HIV (siehe Beispiele 2–5) aktiv ist.
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Die
vorliegende Erfindung stellt weiters ein isoliertes und gereinigtes
Nucleinsäuremolekül und ein synthetisches
Nucleinsäuremolekül bereit,
das eine für
ein Cyanovirin (im Speziellen ein natives Cyanovirin, insbesondere
Cyanovirin-N) kodierende Sequenz umfasst. Solch ein Nucleinsäuremolekül schließt ein isoliertes
und gereinigtes Nucleinsäuremolekül mit einer
Sequenz aus Seq.-ID Nr. 1, ein isoliertes und gereinigtes Nucleinsäuremolekül mit einer
Sequenz aus Seq.-ID Nr. 3, ein isoliertes und gereinigtes Nucleinsäuremolekül, das für eine Aminosäuresequenz
der Seq.-ID Nr. 2 kodiert, ein isoliertes und gereinigtes Nucleinsäuremolekül, das für eine Aminosäuresequenz
der Seq.-ID Nr. 4 kodiert, und ein Nucleinsäuremolekül, das im Wesentlichen homolog
zu einer beliebigen oder mehreren der vorhergehend erwähnten Nucleinsäuremoleküle ist,
ein. Im Zusammenhang mit dem Nucleinsäuremolekül der vorliegenden Erfindung
bedeutet der Begriff „im
Wesentlichen homolog",
dass eine ausreichende Homologie besteht, um das durch das Nucleinsäuremolekül kodierte Protein
antiviral zu machen, und zwar vorzugsweise mit einer antiviralen
Aktivität,
die für
ein aus Nostoc ellipsosporum isoliertes antivirales Protein charakteristisch
ist. Vorzugsweise ist eine Homologie von zumindest etwa 50%, noch
bevorzugter zumindest etwa 75% und insbesondere zumindest etwa 90%,
vorhanden.
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Das
vorliegende erfindungsgemäße Nucleinsäuremolekül umfasst
wünschenswerterweise
eine Nucleinsäuresequenz,
die für
zumindest 9 (vorzugsweise zumindest 20, noch bevorzugter zumindest
30 und insbesondere zumindest 50) aneinandergrenzende Aminosäuren der
Aminosäuresequenz
der Seq.-ID Nr. 2 kodiert. Das vorliegende erfindungsgemäße Nucleinsäuremolekül umfasst
wünschenswerterweise
auch eine Nucleinsäuresequenz,
die für
ein Protein kodiert, das die Aminosäuresequenz eines nativen Cyanovirins,
insbesondere Cyanovirin-N, umfasst, von dem 1–20, vorzugsweise 1–10, noch
bevorzugter 1, 2, 3, 4 oder 5 und insbesondere 1 oder 2, Aminosäuren von
einem oder beiden Enden, vorzugsweise nur von einem Ende und insbesondere
vom Aminoterminus, des nativen Cyanovirins entfernt worden sind.
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Angesichts
der vorliegenden Offenbarung ist es für Fachleute auf dem Gebiet
offensichtlich, dass eine partielle Cyanovirin-N-Gencodonsequenz
wahrscheinlich ausreichen wird, um für ein vollständig funktionelles, d.
h. antivirales, wie z. B. Anti-HIV, Cyanovirin zu kodieren. Eine
minimal notwendige DNA-Kodierungssequenz oder minimal notwendige
DNA-Kodierungssequenzen für
ein funktionelles Cyanovirin können
durch Fachleute auf dem Gebiet problemlos bestimmt werden, und zwar
z. B. durch Synthese und Evaluierung der Untersequenzen, die das
native Cyanovirin umfassen, und durch ortsgerichtete Mutageneseuntersuchungen
der Cyanovirin-N-DNA-Kodierungssequenz.
-
Unter
Verwendung einer geeigneten DNA-Kodierungssequenz kann durch gentechnische
Verfahren ein rekombinantes Cyanovirin erzeugt werden (siehe z.
B. für
allgemeine Hintergrundinformationen, Nicholl, in: An Introduction
to Genetic Engineering, Cambridge University Press: Cambridge, S.
1–5 & 127–130 (1994): Steinberg
et al., in: Recombinant DNA Technology Concepts and Biomedical Applications,
Prentice Hall: Englewood Cloffs, NJ, S. 81–124 & 150–162 (1993); Sofer, in: Introduction
to Genetic Engineering, Butterworth-Heinemann, Stoneham, MA, 1–21 & 103–126 (1991);
Old et al., in: Principles of Gene Manipulation, Blackwell Scientific
Publishers: London, S. 1–13 & 108–221 (1992);
Emtage, in: Delivery Systems for Peptide Drugs, Davis et al., Hrsg.,
Plenum Press: New York, S. 23–33
(1986)). Es kann z. B. ein Nostoc-ellipsosporum-Gen oder für ein Cyanovirin
kodierende cDNA indentifiziert und subkloniert werden. Das Gen oder
die cDNA können
dann in einen geeigneten Expressionsvektor eingebaut werden und
in einen geeigneten Proteinsynthetisierenden Organismus abgegeben
werden (z. B. E. coli, S. cerevisiae, P. pastoris oder andere Bakterien-,
Hefe-, Insekten- oder Säugetierzellen),
wo das Gen unter der Steuerung eines endogenen oder exogenen Promotors
entsprechend transkribiert und translatiert wird. Solche Expressionsvektoren
(einschließlich, jedoch
nicht ausschließlich,
Phagen, Cosmidvektoren, virale Vektoren und Plasmidvektoren) sind Fachleuten auf
dem Gebiet bekannt, wie auch für
den Gentransfer geeignete Reagenzien und Verfahren (z. B. Transfektion,
Elektroporation, Transduktion, Mikroinjektion, Transformation etc.).
Folglich kann das rekombinant hergestellte Protein mittels auf dem
Gebiet bekannten Standardverfahren (z. B. Chromatographie, Zentrifugation, differentielle
Löslichkeit,
isoelektrische Fokussierung etc.) isoliert und gereinigt werden
sowie auf antivirale Aktivität
untersucht werden.
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Alternativ
dazu kann ein natives Cyanovirin durch nicht rekombinante Verfahren
(siehe z. B. Beispiel 1 und die vorhergehende Erläuterung)
aus Nostoc ellipsosporum erhalten und durch herkömmliche Verfahren sequenziert
werden. Die Sequenz kann dann dazu verwendet werden, die entsprechende
DNA zu synthetisieren, die in einen geeigneten Expressionsvektor
subkloniert und in eine Protein-erzeugende Zellen abgegeben werden
kann, um das erwünschte
Protein in Massen rekombinant herzustellen.
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In
dieser Hinsicht stellt die vorliegende Erfindung auch einen Vektor
bereit, der das vorliegende erfindungsgemäße Nucleinsäuremolekül, z. B. eine DNA-Sequenz wie
eine Nostoc-ellipsosporum-Gen-Sequenz für Cyanovirin, eine für ein Cyanovirin
kodierende cDNA oder eine für
ein Cyanovirin kodierende synthetische DNA, umfasst. Die vorliegende
Erfindung stellt auch eine Wirtszelle, die das vorliegende erfindungsgemäße Nucleinsäuremolekül oder den
Vektor umfasst, sowie ein Verfahren zur Verwendung eine solchen
Wirtszelle bereit, um ein Cyanovirin herzustellen.
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Die
isolierte und gereinigte oder synthetische DNA oder für ein Cyanovirin
kodierende cDNA kann entweder für
das gesamte Cyanovirin oder einen Teil davon (vorzugsweise den antiviral
aktiven Teil davon) kodieren. Wenn die DNA oder cDNA nicht die gesamte
für das
native Cyanovirin kodierende Sequenz umfasst, kann die DNA oder
cDNA als Teil einer Genfusion subkloniert werden. Bei einer Transkriptionsgenfusion
enthält
die DNA oder cDNA ihre eigene Steuerungssequenz, die die entsprechende
Herstellung des Proteins (z. B. Ribosomen-Bindungsstelle, Translationsinitiationscodon
etc.) leitet, und die Transkriptionssteuerungssequenzen (z. B. Promtorelemente und/oder
Enhancer) werden durch den Vektor bereitgestellt. Bei einer Translationsgenfusion
werden die Transkriptionssteuerungssequenzen sowie zumindest einige
der Translationssteuerungssequenzen (d. h. das Translationsinitiationscodon)
durch den Vektor bereitgestellt. Bei einer Translationsgenfusion
wird ein chimäres
Protein erzeugt.
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Es
können
auch Gene für
spezielle Fusionsproteine erzeugt werden, die eine funktionelle
Cyanovirin-Komponente plus eine Fusionskomponente, die dem zusammengesetzten
Protein ein zusätzliches
erwünschtes
Attribut oder Attribute verleihen, enthalten. Beispielsweise kann
eine Fusionssequenz für
ein Toxin oder ein immunologisches Reagens, wie es obenstehend definiert
ist, zugesetzt werden, um die Reinigung und Analyse des funktionellen
Proteins (wie z. B. das in den Beispielen 2–5 beschriebene FLAG-Cyanovirin-N-Fusionsprotein)
zu erleichtern.
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Gene
können
speziell dafür
konstruiert werden, um für
Fusionsproteine zu kodieren, die ein an ein Effektorprotein gekuppeltes
Cyanovirin enthalten, wie z. B. ein Toxin oder immunologisches Reagens
zum spezifischen Targeting virusinfizierter Zellen wie HIV und/oder
HIV-infizierte Zellen. In diesen Fällen dient die Cyanovirin-Gruppierung
nicht nur als neutralisierender Wirkstoff, sondern auch als Zielwirkstoff,
um die Effektoraktivitäten
dieser Moleküle
selektiv gegen ein gegebenes Virus wie HIV zu lenken. So kann z.
B. ein therapeutischer Wirkstoff erhalten werden, indem die HIV-Targetingfunktion
eines funktionellen Cyanovirins mit einem Toxin kombiniert wird,
das auf das Neutralisieren infektiöser Viren abzielt, und/oder
indem Zellen, die infektiöse Zellen,
wie HIV, produzieren, zerstört
werden. Ebenso kann auch ein therapeutischer Wirkstoff erhalten
werden, der die Virus-Targeting-Funktion eines Cyanovirins mit den
Multivalenz- und Effektorfunktionen verschiedener Immunglobulin-Unterklassen
kombiniert. Beispiel 6 veranschaulicht weiter die Virus-Targeting-Eigenschaften,
insbesondere die gp120-Targeting-Eigenschaften, eines Cyanovirins.
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Ähnliche
Grundprinzipien liegen den umfassenden therapeutischen Entwicklungsbemühungen,
die die HIV-gp120-Targeting-Eigenschaften von sCD4 ausnutzen, zugrunde.
Beispielsweise wurden sCD4-Toxin-Konjugate hergestellt, in denen
sCD4 an eine Pseudomonas-Exotoxinkomponente (Chaudhary et al., in: The
Human Retrovirus, Gallo et al., Hrsg., Academic Press: San Diego,
S. 379–387
(1991); Chaudhary et al., Nature 335, 369–372 (1988)), eine Diphtherietoxinkomponente
(Aullo et al., EMBO J. 11, 575–583
(1992)) oder eine Ricin–A-Kettenkomponente
(Till et al., Science 242, 1166–1167
(1988)) gekuppelt ist. Ebenso wurden sCD4-Immunglobulinkonjugate
bei Versuchen hergestellt, die In-Vivo-Clearance der funktionellen
sCD4-Aktivität
zu verringern, den Planzentatransfer zu verstärken und eine zielgerichtete
Verstärkung
immunologischer Mechanismen der Pathogen-Eliminierung, wie phagozytische
Aufnahme und Abtötung
durch Antikörper-abhängige zellvermittelte
Zytotoxizität,
zu bewirken, um HIV-infizierte Zellen und Viren zu töten und/oder
zu entfernen (Capon et al., Nature 337, 525–531 (1989); Traunecker et
al., Nature 339, 68–70
(1989); Langner et al. (1993), s. o.). Obwohl derartige CD4-Immunglobulinkonjugate
(manchmal auch „Immunoadhäsine" genannt) in vivo
tatsächlich
vorteilhafte pharmakokinetische Eigenschaften und Verbreitungseigenschaften
sowie in vitro Anti-HIV-Wirkungen
gezeigt haben, waren die klinischen Ergebnisse enttäuschend
(Schooley et al. (1990), s. o.; Husson et al. (1992), s. o.; Langner
et al. (1993), s. o.). Dies ist nicht überraschend, da klinische Isolate von
HIV im Gegensatz zu Laborstämmen
hoch resistent gegen die Bindung an und Neutralisierung durch sCD4
sind (Orloff et al. (1995), s. o.; Moore et al. (1992), s. o.).
Die außergewöhnlich breite
antivirale Aktivität und
Targeting-Eigenschaften eines funktionellen Cyanovirins gegen Viren,
wie z. B. Primatenretroviren, im Allgemeinen und klinische sowie
Laborstämme
im Besonderen (siehe z. B. Beispiel 7) sind besonders vorteilhaft für die Kombination
mit Toxinen, Immunglobulinen und anderen ausgewählten Effektorproteinen.
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Auf
Viren gerichtete Konjugate können
entweder durch gentechnische Verfahren (siehe z. B. Chaudhary et
al. (1988), s. o.) oder durch chemisches Kuppeln der Targeting-Komponente
mit einer Effektorkomponente hergestellt werden. Das am besten durchführbare oder
geeignete Verfahren, um ein gegebenes Cyanovirin-Konjugat oder Fusionsprotein
zu konstruieren, wird auf Basis der Berücksichtigung der Eigenschaften
des jeweiligen zum Kuppeln an ein Cyanovirin ausgewählten Effektormoleküls ermittelt.
Ist z. B. ein nicht proteinisches Effektormolekül ausgewählt worden, stellt chemisches
Kuppeln anstelle von gentechnischen Verfahren die am besten geeignete
Möglichkeit
zum Erzeugen des erwünschten
Cyanovirin-Konjugats dar.
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Demgemäß stellt
die vorliegende Erfindung ein Nucleinsäuremolekül, das für ein Cyanovirin-Fusionsprotein
kodiert, zusätzlich
zu den Cyanovirin-Fusionsproteinen selbst bereit. Im Speziellen
stellt die vorliegende Erfindung ein Nucleinsäuremolekül bereit, das Seq-ID. Nr. 3
und im Wesentlichen homologe Sequenzen davon umfasst. Die vorliegende
Erfindung stellt ebenfalls einen Vektor, der eine für ein Cynovirin-Fusionsprotein
kodierende Nucleinsäuresequenz
umfasst, und ein Verfahren zum Erhalt eines Cyanovirin-Fusionsproteins
mittels Expression eines für
ein Cyanovirin-Fusionsprotein kodierenden Vektors in einem Protein-synthetisierendem
Organismus, wie oben beschrieben, bereit.
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Die
vorliegende Erfindung stellt weiters ein isoliertes und gereinigtes
Nucleinsäuremolekül bereit,
das eine erste Nucleinsäuresequenz
umfasst, die für
ein Protein der vorliegenden Erfindung, z. B. eine für ein Cyanovirin
kodierende Sequenz wie eine der vorhergehend erwähnten Nucleinsäuren der
vorliegenden Erfindung, kodiert, das an eine zweite für ein Effektorprotein,
wie ein Toxin oder immunologisches Reagens, wie oben beschrieben
worden ist, kodierende Nucleinsäure
gekuppelt ist. Die vorliegende Erfindung stellt weiters ein isoliertes
und gereinigtes Protein bereit, das durch ein solches Nucleinsäuremolekül kodiert
ist.
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Das
gekuppelte Molekül
(Konjugat) ist wünschenswerterweise
auf ein Virus, noch bevorzugter HIV und insbesondere Glykoprotein
gp120, gerichtet. Die Kupplung kann auf DNA-Niveau oder durch chemisches
Kuppeln erfolgen, wie obenstehend beschrieben worden ist. Ein Cyanovirin-Effektorproteinkonjugat
der vorliegenden Erfindung kann z. B. durch (a) Auswählen eines
erwünschten
Effektorproteins, (b) Synthetisieren einer zusammengesetzten DNA-Kodierungssequenz,
die eine erste DNA-Kodierungssequenz
umfasst, die eine der vorhergehend erwähnten Nucleinsäuresequenzen
enthält,
die für
ein funktionelles Cyanovirin kodiert, gekuppelt an eine zweite DNA-Kodierungssequenz
für ein
Effektorprotein, z. B. ein Toxin oder immunologisches Reagens, (c)
Exprimieren der zusammengesetzten DNA-Kodierungssequenz in einem
geeigneten Protein-synthetisierenden Organismus und (d) Reinigen
des erwünschten
Fusionsproteins, bis es im Wesentlichen rein ist. Alternativ dazu
kann ein Cyanovirin-Effektormolekülkonjugat der vorliegenden
Erfindung erhalten werden, indem (a) ein erwünschtes Effektormolekül und ein
Cyanovirin oder Cyanovirin-Fusionsprotein ausgewählt wird, (b) das Cyanovirin
oder Cyanovirin-Fusionsprotein an das Effektormolekül chemisch
gekuppelt wird und (c) das erwünschte
Cyanovirin-Effektormolekülkonjugat
in im Wesentlichen reiner Form isoliert wird. Konjugate, die ein
funktionelles Cyanovirin enthalten, das an eine erwünschte Effektorkomponente,
wie ein Toxin, immunologisches Reagens oder ein anderes funktionelles
Reagens, gekuppelt ist, können – gemäß den folgenden
Beobachtungen – noch
spezifischer daraufhin konstruiert werden, um die einzigartigen
gp120-Targeting-Eigenschaften eines Cyanovirins auszunützen.
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Beispiel
6 offenbart neuartige auf gp120 gerichtete Wirkungen eines Cyanovirins.
Zusätzliche
Erkenntnisse können
aus Festphasen-ELISA-Versuchen gewonnen werden (Boyd et al., 1996,
unveröffentlicht).
Es kann z. B. aufgezeigt werden, dass der C-terminale Epitop-spezifische
Einfang oder CD4-Rezeptor-Einfang von gp120, wenn dieses entweder
mit polyklonalem HIV-1-Ig oder mit Mäuse-MAb gegen das immunodominante
dritte hypervariable (V3) Epitop detektiert wurde (Matsushita et
al., J. Virol. 62, 2107–2114
(1998)), durch Cyanovirin-N wesentlich gehemmt wurden. Im Allgemeinen
behindert die Einbindung des CD4-Rezeptors die Antikörpererkennung
des V3-Epitops nicht, und umgekehrt (Moore et al., AIDS Res. Hum.
Retrovir. 4, 369–379 (1988);
Matsushita et al. (1988), s. o.). Cyanovirin-N kann jedoch offensichtlich
umfassendere Konformationswirkungen auf gp120 ausüben, wie
durch den Verlust der Immunoreaktivität bei zahlreichen verschiedenen nicht überlappenden
Epitopen demonstriert werden kann.
-
Die
Bandbreite der antiviralen Wirkung (Boyd et al. (1996), s. o.) von
Cyanovirin-N gegen unterschiedliche tropische CD4+-Immunschwächevirusstämme in verschiedenen
Zielzellen ist bemerkenswert. Diverse Stämme von HIV-1, HIV-2 und SIV
reagieren ähnlich
empfindlich auf Cyanovirin. Klinische Isolate und Laborstämme weisen üblicherweise
eine im Wesentlichen äquivalente
Empfindlichkeit auf (für
eine weitere Darstellung siehe Beispiel 7). Die Co-Kultivierung
von chronisch infizierten und nicht infizierten CEM-SS-Zellen mit Cyanovirin-N
wird zeigen, dass das Protein die virale Replikation nicht hemmt,
sondern eine Konzentrations-abhängige
Hemmung der Zell-Zell-Fusion und Virusübertragung verursacht. Ähnliche
Ergebnisse aus Bindungs- und Fusionshemmungstest mit HeLa-CD4-LTR-b-Galactosidase-Zellen
stimmen mit der Cyanovirin-N-Hemmung von Viruszellen und/oder der
Zell-Zell-Bindung überein
(Boyd et al. (1996), s. o.). Beispiel 8 veranschaulicht die Konstruktion
einer Konjugat-DNA-Kodierungssequenz und die Expression davon, um
ein Cyanovirin-Toxin-Konjugat
bereitzustellen, das auf HIV-infizierte Zellen abzielt und diese
tötet.
-
Die
antivirale, z. B. Anti-HIV-, Aktivität der Cyanovirine und Konjugate
davon der vorliegenden Erfindung kann in einer Reihe von zusammenhängenden
antiviralen In-Vitro-Tests veranschaulicht werden (Gulakowski et
al., J. Virol. Methods 33, 87–100
(1991)), die die antivirale Aktivität im Menschen einigermaßen voraussagen.
In diesen Untersuchungen wird die Fähigkeit der Verbindungen gemessen,
die Replikation von HIV und/oder die zytopathischen Wirkungen von
HIV auf menschliche Zielzellen zu verhindern. Diese Messungen korrelieren
direkt mit der Pathogenese der HIV-induzierten Erkrankung in vivo.
Die Ergebnisse der Analyse der antiviralen Aktivität von Cyanovirinen
oder Konjugaten, wie in Beispiel 5 erläutert und in den 8, 9 und 10 veranschaulicht,
sagen die antivirale Aktivität
dieser Produkte in vivo beim Menschen voraus und begründen dadurch
zudem die Nützlichkeit
der vorliegenden Erfindung. Da die vorliegende Erfindung auch Verfahren
der Ex-Vivo-Verwendung von Cyanovirinen und Konjugaten (siehe z.
B. die in Beispiel 5 und den 6 und 7 dargestellten Ergebnisse)
bereitstellt, besitzen die Cyanovirine und Konjugate davon eine
noch breitere Verwendbarkeit.
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Es
kann gezeigt werden, dass die vorliegenden erfindungsgemäßen Cyanovirine
und Konjugate davon ein Virus, insbesondere ein Retrovirus wie das
menschliche Immunschwächevirus,
d. h. HIV-1 oder HIV-2, hemmen. Die Cyanovirine und Konjugate der
vorliegenden Erfindung können
dazu verwendet, um andere Retroviren sowie andere Viren zu hemmen.
Beispiele von Viren, die gemäß der vorliegenden
Erfindung behandelt werden können,
schließen,
jedoch nicht ausschließlich,
Typ-C- und Typ-D-Retroviren,
HTLV-1, HTLV-2, HIV, FLV, SIV, MLV, BLV, BIV, Pferdeinfektionsviren,
Anämieviren,
Vogelsarkomviren, wie Rous-Sarkomviren (RSV), Hepatitis-A-, -B-,
-nicht-A- und -nicht-B-Viren, Arboviren, Varicella-Viren, Masern-,
Mumps- und Rötelnviren
ein.
-
Cyanovirine
und Konjugate davon umfassen Proteine und sind als solche besonders
anfällig
für die Hydrolyse
von Amidbindungen (z. B. katalysiert durch Peptidasen) und das Aufbrechen
essentieller Disulfidbindungen oder das Ausbilden inaktivierender
oder unerwünschter
Disulfidbindungen (Carone et al., J. Lab. Clin. Med. 100, 1–14 (1982)).
Es gibt mehrere Wege, um die Molekularstruktur falls notwendig zu
verändern, um
dem Cyanovirin oder Konjugat davon eine verstärkte Stabilität zu verleihen
(Wunsch, Biopolymers 22, 493–505
(1983); Samanen, in: Polymeric Materials in Medication, Gebelein
et al., Hrsg., Plenum Press: New York, S. 227–242 (1985)), die in manchen
Fällen
für die
Herstellung und Verwendung von pharmazeutischen Zusammensetzungen,
die Cyanovirine und Konjugate davon enthalten, für die therapeutische oder prophylaktische
Anwendung gegen Viren, wie z. B. HIV, wichtig sind. Mögliche Optionen
für nützliche
chemische Modifikationen eines Cyanovirins oder Konjugats davon
schließen,
jedoch nicht ausschließlich,
die Folgenden ein (übernommen
von J. M. Samanen (1985), s. o.): (a) Olefin-Substitution, (b) Carbonyl-Reduktion,
(c) D-Aminosäure-Substitution,
(d) N-α-Methyl-Substitution,
(e) C-α-Methyl-Substitution,
(f) C-α-C'-Methylen-Insertion,
(g) Dehydroaminosäure-Insertion,
(h) retro-inverse Modifikation, (i) N-terminale bis C-terminale
Zyklisation und (j) Thiomethylen-Modifikation. Cyanovirine und Konjugate
davon können
auch durch kovalente Bindung von Kohlenhydrat- und Polyoxyethylen-Derivaten
modifiziert werden, von denen angenommen wird, dass sie die Stabilität und die
Resistenz gegen Proteolyse stärken
(Abuchowski et al., in: Enzymes as Drugs, Holcenberg et al., Hrsg.,
John Wiley: New York, S. 367–378
(1981)).
-
Auch
andere wichtige allgemeine Überlegungen
bezüglich
der Gestaltung von Abgabesystemen und Zusammensetzungen sowie zu
Verabreichungswegen für
Protein medikamente wie Cyanovirine und Konjugate davon kommen zum
Tragen (Eppstein, CRC Crit. Rev. Therapeutic Drug Carrier Systems
5, 99–139
(1988); Siddiqui et al., CRC Crit. Rev. Therapeutic Drug Carrier
Systems 3, 195–208
(1987); Banga et al., Int. J. Pharmaceutics 48, 15–50 (1988);
Sanders, Eur. J. Drug Metab. Pharmacokinetics 15, 95–102 (1990);
Verhoef, Eur. J. Drug Metab. Pharmcokinetics 15, 83–93 (1990)).
Das geeignete Abgabesystem für
ein gegebenes Cyanovirin oder Konjugat davon hängt von dessen Beschaffenheit,
der jeweiligen klinischen Anwendung und dem Wirkungsort des Medikaments
ab. Wie bei jedem Proteinmedikament bringt die orale Verabreichung
mit Wahrscheinlichkeit spezielle Probleme mit sich, und zwar in
erster Linie aufgrund der Instabilität des Gastrointestinaltrakts
sowie der geringen Absorption und der Bioverfügbarkeit des intakten bioaktiven
Medikaments aus diesem. Es ist daher insbesondere bei der oralen
Verabreichung, aber möglicherweise
auch bei anderen Verabreichungswegen, notwendig, einen die Absorption
verstärkenden
Wirkstoff in Kombination mit einem gegebenen Cyanovirin oder Konjugat
davon zu verwenden. Eine große
Anzahl an absorptionsverstärkenden
Wirkstoffen ist untersucht worden und/oder in Kombination mit Proteinmedikamenten
zu oralen Verabreichung und zur Verabreichung auf anderen Wegen
verwendet worden (Verhoef (1990), s. o.; van Hoogdalem, Pharmac. Ther.
44, 407–443
(1989); Davis, J. Pharm. Pharmacol. 44 (Suppl. 1), 186–190 (1992)).
Typische Verstärker fallen
normalerweise in die allgemeinen Kategorien (a) Chelatbildner, wie
EDTA, Salicylate und N-Acyl-Derivate
von Collagen, (b) Tenside, wie Laurylsulfat und Polyoxyethlyen-9-laurylether,
(c) Gallensalze, wie Glycholate und Taurocholate sowie Derivate
wie Taurodihydrofusidat, (d) Fettsäuren, wie Oleinsäure und
Caprinsäure
sowie deren Derivate wie Acylcarnitine, Monoglyceride und Diglyceride,
(e) Nicht-Tenside, wie ungesättigte
zyklische Harnstoffe, (f) Saponine, (g) Cyclodextrine und (h) Phospholipide.
-
Andere
Ansätze,
um die orale Verabreichung von Proteinmedikamenten, wie die Cyanovirine
und die Konjugate davon der vorliegenden Erfindung, zu verbessern,
können
die vorhergehend erwähnten
chemischen Modifikationen einschließen, die die Stabilität der gastrointestinalen
Enzyme und/oder erhöhte
Lipophilie verstärken.
Alternativ dazu kann das Proteinmedikament in Kombination mit anderen
Medikamenten oder Substanzen verabreicht werden, die Proteasen und/oder
andere mögli che
Ursachen eines enzymatischen Abbaus von Proteinen direkt hemmen.
Ein weiterer alternativer Ansatz, die gastrointestinale Absorption
von Proteinmedikamenten, wie Cyanovirine oder Konjugate davon, zu
verhindern oder zu verzögern,
besteht darin, sie in ein Abgabesystem zu integrieren, das so gestaltet
ist, dass es das Protein vor dem Kontakt mit den proteolytischen
Enzymen im Darmlumen schützt
und das intakte Protein nur dann freisetzt, wenn ein für dessen
Absorption geeigneter Bereich erreicht worden ist. Ein spezifischeres
Beispiel für
diesen Ansatz ist die Verwendung von biologisch abbaubaren Mikrokapseln
oder Mikrokugeln, um anfällige
Medikamente vor dem Abbau zu schützen
sowie eine längere
Freisetzung des aktiven Medikaments zu bewirken (Deasy, in: Microencapsulation
and Related Processes, Swarbrick, Hrsg., Marcell Dekker, Inc.: New
York, S. 1–60,
88–89,
208–211 (1984)).
Mikrokapseln können
auch einen nützlichen
Weg bereitstellen, nach der Injektion eine verlängerte Abgabe eines Protein-Medikaments,
wie eines Cyanovirins oder Konjugats davon, zu bewirken (Maulding,
J. Controlled Release 6, 167–176
(1987)).
-
Angesichts
der vorhergehend erwähnten
möglichen
Komplexitäten
bei der erfolgreichen oralen Verabreichung eines Proteinmedikaments
wird in vielen Fällen
bevorzugt, die vorliegenden erfindungsgemäßen Cyanovirine und Konjugate
davon auf einem der zahlreichen anderen möglichen Verabreichungswege
für ein Proteinmedikament
zu verabreichen. Diese Wege schließen intravenös, intraarteriell,
intrathekal, intrazisternal, buccal, rektal, nasal, pulmonal, transdermal,
vaginal, ocular und dergleichen ein (Eppstein (1988), s. o.; Siddiqui
et al. (1987), s. o.; Banga et al. (1988), s. o.; Sanders (1990),
s. o.; Verhoef (1990), s. o.; Barry, in: Delivery Systems for Peptide
Drugs, Davis et al., Hrsg., Plenum Press: New York, S. 265–275 (1986);
Patton et al., Adv. Drug Delivery Rev. 8, 179–196 (1992)). Auf jedem dieser
Wege oder in der Tat auch auf jedem anderen Verabreichungs- oder
Anwendungsweg kann ein Proteinmedikament, wie ein Cyanovirin oder
Konjugat davon, eine immunogene Reaktion hervorrufen. Es kann in
solchen Fällen
notwendig sein, die Moleküle
zu modifizieren, um die immunogenen Gruppen zu maskieren. Es ist
zudem möglich,
durch wohlüberlegtes
Auswählen
des Formulierungs- und/oder Verabreichungsverfahrens vor unerwünschten
Immunreaktionen zu schützen.
Beispielsweise kann eine ortsgerichtete Abgabe sowie Maskierung
von Erkennungsstellen aus dem Immunsystem durch Verwendung oder
Bindung eines so genannten Tolerogens, wie Polyethylenglycol, Dextran,
Albumin und dergleichen, verwendet werden (Abuchowski et al. (1981),
s. o.; Abuchowski et al., J. Biol. Chem. 252, 3578–3581 (1977);
Lisi et al., J. Appl. Biochem. 4, 19–33 (1982); Wileman et al.,
J. Pharm. Pharmacol. 38, 264–271
(1986)). Derartige Modifikationen können auch vorteilhafte Auswirkungen
auf die Stabilität und
Halbwertszeit sowohl in vivo als auch ex vivo haben. Andere Strategien
zur Vermeidung von unpassenden Immunreaktionen können auch das Herbeiführen von
Toleranz durch die anfängliche
Verabreichung von lediglich geringen Dosen umfassen. Für Fachleute
auf dem Gebiet geht aus der vorliegenden Offenbarung jedenfalls
deutlich hervor, dass für
die jeweilige erwünschte
medizinische Anwendung oder Verwendung eines Cyanovirins oder Konjugats
davon jede aus einer Vielzahl von möglichen Zusammensetzungen,
Verabreichungswegen oder Anwendungsstellen ausgewählt werden
kann, was immer vorteilhaft ist.
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Dementsprechend
können
die antiviralen Cyanovirine und Konjugate davon der vorliegenden
Erfindung in verschiedenen Zusammensetzungen formuliert sein, um
entweder in therapeutischen Behandlungsmethoden für virusinfizierte,
z. B. HIV-infizierte, Personen oder in prophylaktischen Methoden
gegen die virale, z. B. HIV-, Infektion von nicht infizierten Personen
verwendet zu werden.
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Die
vorliegende Erfindung stellt somit eine Zusammensetzung bereit,
die das vorliegende erfindungsgemäße Cyanovirin oder Cyanovirinkonjugat,
insbesondere eine pharmazeutische Zusammensetzung mit einer antiviralen
wirksamen Menge eines isolierten und gereinigten Cyanovirins oder
Cyanovirin-Konjugats und einem pharmazeutisch annehmbaren Träger, umfasst.
Anstelle oder zusätzlich
zum vorher angeführten
isolierten und gereinigten Cyanovirin oder Cyanovirin-Konjugat kann
die Zusammensetzung lebensfähige
Wirtszellen umfassen, die transformiert wurden, um ein Cyanovirin
oder Konjugat davon direkt in vivo zu exprimieren. Die Zusammensetzung
kann weiters eine antivirale wirksame Menge zumindest einer zusätzlichen
antiviralen Verbindung, die kein Cyanovirin oder Konjugat davon
ist, umfassen. Geeignete antivirale Verbindungen schließen AZT,
ddI, ddC, Gancyclovir, fluorierte Didesoxy nucleoside, Nevirapin,
R82913, Ro 31-8959, BI-RJ-70, Acyclovir, α-Interferon, rekombinantes sCD4,
Michellamine, Calanolide, Nonoxynol-9, Gossypol und Derivate davon
sowie Gramicidin ein. Das in der pharmazeutischen Zusammensetzung
verwendete Cyanovirin kann aus natürlich vorkommenden oder gentechnisch
veränderten
Organismen isoliert und gereinigt werden. Ähnlich können Cyanovirin-Konjugate aus
gentechnisch veränderten
Organismen oder durch chemisches Kuppeln gewonnen werden.
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Die
Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung können zur Behandlung eines virusinfizierten tierischen
Lebewesens wie eines Menschen verwendet werden. Die Zusammensetzungen
der vorliegenden Erfindung sind besonders nützlich, um das Wachstum oder
die Replikation eines Virus, wie ein Retrovirus, insbesondere eines
menschlichen Immunschwächevirus,
im Speziellen HIV-1 und HIV-2, zu hemmen. Die Zusammensetzungen
sind in der therapeutischen bzw. prophylaktischen Behandlung von
tierischen Lebewesen, wie z. B. Menschen, von Nutzen, die mit einem
Virus infiziert sind oder die gefährdet sind, mit einem Virus
infiziert zu werden. Die Zusammensetzungen können zudem zur Behandlung von
Gegenständen
oder Materialien, wie medizinische Ausstattung, Materialien oder
Fluide, einschließlich
biologischer Fluide wie Blut, Blutprodukte und Geweben, eingesetzt
werden, um eine virale Infektion eines tierischen Lebewesens, wie
z. B. eines Menschen, zu verhindern. Derartige Zusammensetzungen
sind auch dazu nützlich,
die sexuelle Übertragung
von Virusinfektionen, wie HIV, zu verhindern, was den weltweiten
Hauptübertragungsweg
von AIDS darstellt (Merson (1993), s. o.).
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Mögliche Viruzide,
die gegen die sexuelle Übertragung
von HIV verwendet werden oder in Betracht gezogen werden, sind sehr
begrenzt. Derzeit verfügbare
Wirkstoffe dieser Kategorie schließen z. B. Nonoxynol-9 (Bird,
AIDS 5, 791–796
(1991)), Gossypol und Derivate davon (Polsky et al., Contraception
39, 579–587 (1989);
Lin, Antimicrob. Agents Chemother. 33, 2149–2151 (1989); Royer, Pharmacol.
Res. 24, 407–412 (1991))
und Gramicidin (Bourinbair, Life Sci./Pharmacol. Lett. 54, PL5-9
(1994); Bourinbair et al., Contraception 49, 131–137 (1994)) ein.
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In
einem neuartigen Ansatz zur Anti-HIV-Prophylaxe, der derzeit unter
der Schirmherrschaft des US National Institute of Allergy and Infectious
Diseases (NIAID) untersucht wird (wie z. B. von Painter in USA Today
am 13. Februar 1996 berichtet wurde), wird in einer Studie mit 900
Frauen die Einführung
von Lactobacilli-Lebendkulturen als Vaginalzäpfchen evaluiert. Diese Untersuchung
basiert insbesondere auf Anti-HIV-Wirkungen gewisser H2O2-produzierender Lactobacilli in vitro (siehe
z. B. das von Hilier veröffentlichte
Abstract von der vom NIAID gesponserten Konferenz zum Thema „Advances
in AIDS Vaccine Development" in
Bethesda, MD, 11.–15.
Februar 1996). Lactobacilli bevölkern
rasch die Vagina und sind die bei den meisten gesunden Frauen dominierende
Bakterienpopulation (Redondo-Lopez et al., Rev. Infect. Dis. 12,
856–872
(1990); Reid et al., Clin. Microbiol. Rev. 3, 335–344 (1990);
Bruce and Reid, Can. J. Microbiol. 34, 339–343 (1988); Reu et al., J.
Infect. Dis. 171, 1237–1243
(1995); Hilier et al., Clin. Infect. Dis. 16 (Suppl. 4), S273–S281; Agnew
et al., Sex. Transm. Dis. 22, 269–273 (1995)). Lactobacilli
sind auch vorherrschende, nicht pathogene Bewohner anderer Körperhöhlen wie
Mund, Nasenrachenraum, oberer und unterer Gastrointestinaltrakt
und Rektum.
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Es
ist weithin bekannt, dass Lactobacilli problemlos mittels verfügbarer gentechnischer
Verfahren transformiert werden können,
um eine erwünschte
fremde DNA-Kodierungssequenz zu inkorporieren, und dass diese Lactobacilli
so ausgebildet werden können,
dass sie ein entsprechendes erwünschtes
Fremdprotein exprimieren (siehe z. B. Hols et al., Appl. and Environ.
Microbiol. 60, 1401–1413
(1994)). Im Zusammenhang mit der vorliegenden Offenbarung versteht
es sich daher für
Fachleute auf dem Gebiet, dass lebensfähige Wirtszellen, die eine
DNA-Sequenz oder einen Vektor der vorliegenden Erfindung enthalten
und ein Protein der vorliegenden Erfindung exprimieren, direkt als
Vehikel zur Abgabe eines Cyanovirins oder Konjugats davon an die
erwünschte(n)
Stelle(n) in vivo verwendet werden kann. Bevorzugte Wirtszellen
für eine
derartige Abgabe von Cyanovirinen oder Konjugaten davon direkt an
die erwünschte(n)
Stelle(n), wie z. B. eine ausgewählte
Körperhöhle, können Bakterien
umfassen. Noch bevorzugter können
solche Wirtszellen geeignet hergestellte/n Stamm/Stämme von
Lactobacilli, Enterococci oder anderen üblichen Bakte rien wie E. coli,
deren normale Stämme
bekannterweise häufig
Körperhöhlen bevölkern, umfassen.
Insbesondere können
derartige Wirtszellen einen oder mehrere ausgewählte nicht pathogene Stämme von
Lactobacilli, wie die von Andreu et al. (1995, s. o.) beschriebenen,
umfassen, und zwar v. a. solche, die starke Adhäsionseigenschaften an Epithelzellen,
wie z. B. Adhäsion
an Vaginal-Epithelzellen, aufweisen und mittels der DNA-Sequenzen
der vorliegenden Erfindung geeignet transformiert worden sind.
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Wie
von McGroarty (FEMS Immunol. Med. Microbiol. 6, 251–264 (1993))
berichtet wird, ist die „probiotische" oder direkte therapeutische
Anwendung von Lebend-Bakterien, insbesondere von Bakterien, die
normalerweise in der Natur vorkommen, genauer gesagt Lactobacilli,
zur Behandlung oder Prophylaxe von pathogenen Bakterien- oder Hefepilzinfektionen
des Urogenitaltrakts, im Speziellen des weiblichen Urogenitaltrakts, ist
ein weithin bekanntes Konzept. In jüngster Zeit ist die Verwendung
einer herkömmlichen
probiotischen Strategie, insbesondere die Verwendung von Lebend-Lactobacilli,
zur Hemmung der sexuellen Übertragung
von HIV nahe gelegt worden, und zwar insbesondere auf Basis der
normalen endogenen Produktion von viruziden Mengen an H2O2 und/oder Milchsäure und/oder anderen gegebenenfalls
viruziden Substanzen durch bestimmte normale Stämme von Lactobacilli (z. B.
Hilier (1996), s. o.). Die vorliegende erfindungsgemäße Verwendung
von Nicht-Säugetierzellen,
vorzugsweise Bakterien, noch bevorzugter Lactobacilli, die vorzugsweise mit
einem Fremdgen, insbesondere einem Cyanovirin-Gen, gentechnisch
verändert
wurden, um eine antivirale Substanz, genauer gesagt ein Protein
und insbesondere ein Cyanovirin, zu exprimieren, ist ein bisher
noch nicht dagewesenes Verfahren zur Behandlung eines tierischen
Lebewesens, insbesondere eines Menschen, um die Infektion durch
ein Virus, im Speziellen ein Retrovirus, insbesondere HIV-1 oder
HIV-2, zu verhindern.
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Elmer
et al. (JAMA 275, 870–876
(1996)) haben vor kurzem die Vermutung angestellt, dass „Gentechnologie
die Möglichkeit
bietet, Mikroben zur Übertragung
spezifischer Wirkungen oder Produkte auf den Dickdarm oder andere
Schleimhaut–Oberflächen zu
verwenden. [...] Weitere fruchtbare Bereiche für zukünftige Untersuchungen schließen das
Definieren von Wirkungsmechanismen verschiedener biotherapeutischer
Wirkstoffe ein, mit der Möglichkeit,
Gentechnik anzuwenden, um die Wirkungen zu verstärken." Elmer et al. (1996, s. o.) haben weiters
aufgezeigt, dass die Begriffe „probiotischer" und „biotherapeutischer
Wirkstoff" in der
Literatur dazu verwendet wurden, Mikroorgansimen zu beschreiben,
die in vivo eine antagonistische Wirkung gegen Pathogene haben.
Diese Autoren bevorzugen im Speziellen den Begriff „biotherapeutischer
Wirkstoff", um „Mikroorganismen
mit spezifischen therapeutischen Eigenschaften" zu bezeichnen.
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Angesichts
der vorliegenden Offenbarung versteht es sich für Fachleute auf dem Gebiet,
dass die vorliegende Erfindung einen komplett neuartigen Typ „probiotischer" oder „biotherapeutischer" Behandlung lehrt, bei
der speziell gentechnisch veränderte
Stämme
von hierin bereitgestellten Mikroorganismen verwendet werden, die
in der Natur nicht vorkommen. Trotzdem können in Zusammenhang mit der
vorliegenden Erfindung vorliegende Lehren in Bezug auf die Auswahl
von optimalen Mikrobenstämmen,
insbesondere von Bakterienstämmen,
für herkömmliche
probiotische oder biotherapeutische Anwendungen verwendet werden.
Die Auswahl optimaler Lactobacillus-Stämme zur gentechnischen Herstellung,
Transformation, direkten Expression von Cyanovirinen oder Konjugaten
davon und der direkten probiotischen oder biotherapeutischen Anwendungen,
um eine HIV-Infektion zu behandeln oder zu verhindern, kann auf
denselben oder ähnlichen
Kriterien beruhen wie den von Elmer et al. beschriebenen (1996,
s. o.), die üblicherweise
dazu herangezogen werden, normale, endogene oder „nicht
gentechnisch veränderte" Bakterienstämme für herkömmliche
probiotische oder biotherapeutische Therapie auszuwählen. Zudem
sind die von McGroarty gelehrten Empfehlungen und Eigenschaften,
insbesondere für
die Auswahl optimaler Lactobacillusstämme zur herkömmlichen
probiotischen Verwendung bei weiblichen Urogenitalinfektionen, passend
für die
vorliegende Erfindung: „[...]
Lactobacilli, die für
die Inkorporation in probiotische Präparate ausgewählt worden
sind, sollten leicht und – wenn
möglich – kostengünstig zu
kultivieren sein. [...] Stämme
sollten stabil sein, nach dem Gefriertrocknen immer noch lebensfähig sein
und natürlich
gegenüber
dem Wirt nicht pathogen sein. [...] Es ist wichtig, dass die für die Verwendung
in probiotischen Präparaten
ausgewählten
Lactobacilli gut an das Vaginalepithel anhaften sollten. [...] Idealerweise
sollten künstlich
eingepflanzte Lactobacilli am Vaginalepithel anhaften, in die vorliegenden
indigenen Mikroorganismen integriert werden und sich stark vermehren" (McGroarty (1993),
s. o.). Obwohl sich McGroartys Lehren insbesondere auf die Auswahl „normaler" Lactobacillus-Stämme für probiotische
Verwendungen gegen pathogene Bakterien- oder Hefepilzinfektionen
des weiblichen Urogenitaltrakts beziehen, gelten ähnliche Überlegungen
auch bei der Auswahl optimaler Bakterienstämme für die Gentechnologie und die „probiotische" oder „biotherapeutische" Anwendung gegen
Virusinfektionen, wie sie im Speziellen durch die vorliegende Erfindung
umfasst werden.
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Dementsprechend
umfasst das Verfahren der vorliegenden Erfindung zur Verhinderung
der sexuellen Übertragung
von Virusinfektionen, wie z. B. HIV, die vaginale, rektale, orale,
penile oder andere topische, Insertions- oder Einflößungsbehandlungen
mit einer antiviralen wirksamen Menge eines Cyanovirins und/oder Cyanovirin-Konjugats
und/oder lebensfähigen
Wirtszellen, die transformiert wurden, um ein Cyanovirin oder Konjugat
davon zu exprimieren, und zwar alleine oder in Kombination mit einer
anderen antiviralen Verbindung (wie sie z. B. obenstehend beschrieben
worden ist). Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
hierin zur Verwendung bei den prophylaktischen oder therapeutischen
Behandlungsmethoden der vorliegenden Erfindung können ein oder mehrere Cyanovirine,
Konjugate davon oder Wirtszellen, die transformiert wurden, um ein
Cyanovirin oder Konjugat davon zu exprimieren, sowie einen pharmazeutisch
annehmbaren Träger
umfassen. Pharmazeutisch annehmbare Träger wie auch geeignete Verabreichungsmethoden
sind Fachleuten auf dem Gebiet weithin bekannt. Die Wahl des Trägers wird
teilweise durch das jeweilige Cyanovirin oder Konjugat davon oder
die jeweilige(n) Wirtszelle(n) sowie durch die jeweilige zur Verabreichung
der Zusammensetzung verwendete Methode bestimmt.
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Für Fachleute
auf dem Gebiet versteht es sich, dass verschiedene Wege der Verabreichung
eines Medikaments zur Verfügung
stehen, und obwohl mehr als ein Verabreichungsweg für ein bestimmtes
Medikament verwendet werden kann, kann ein spezieller Weg eine unmittelbarere
und wirksamere Reaktion hervorrufen als ein anderer Weg. Darüber hinaus
versteht es sich für
Fachleute auf dem Gebiet, dass der jeweilige verwendete pharmazeutische
Träger
teilweise von dem jeweiligen verwendeten Cyanovirin, Konjugat davon
oder der verwendeten Wirtszelle sowie dem gewählten Verabreichungsweg abhängt. Dementsprechend
gibt es eine große
Vielfalt an geeigneten Formulierungen der Zusammensetzung der vorliegenden
Erfindung.
-
Formulierungen,
die für
die orale, rektale oder vaginale Verabreichung geeignet sind, können z.
B. aus (a) flüssigen
Lösungen
oder Suspensionen, wie einer wirksamen Menge der reinen Verbindung(en),
und/oder Wirtszelle(n), die verändert
wurden, um ein Cyanovirin oder ein Konjugat davon direkt herzustellen,
aufgelöst oder
suspendiert in Verdünnungsmitteln
wie Wasser, Kulturmedium oder Kochsalz, (b) Kapseln, Zäpfchen, Beuteln,
Tabletten, Lutschtabletten oder Pastillen, die jeweils eine vorbestimmte
Menge des/der aktiven Inhaltsstoffs/e enthalten, wie Feststoffe,
Körnchen
oder gefriergetrocknete Zellen, und (c) Öl-in-Wasser-Emulsionen oder
Wasser-in-Öl-Emulsionen bestehen.
Tablettenformen können
eines oder mehrere aus Lactose, Mannit, Maisstärke, Kartoffelstärke, mikrokristalline
Zellulose, Akaziengummi, Gelatine, kolloidales Siliciumdioxid, Croscarmellose-Natrium,
Talk, Magnesiumstearat, Stearinsäure
und andere Arzneimittelträger,
Farbstoffe, Verdünnungsmittel,
Pufferstoffe, Befeuchtungsmittel, Konservierungsmittel, Geschmacksstoffe
und pharmakologisch verträgliche
Träger
umfassen. Lutschtabletten können
den aktiven Wirkstoff in einem Geschmacksstoff wie z. B. Saccharose
und Akaziengummi oder Tragant umfassen, während Pastillen den aktiven
Wirkstoff in einer inerten Basis wie Gelatine oder Glycerin oder
Saccharose und Akaziengummi enthalten kann. Geeignete Formulierungen
für die
orale oder rektale Verabreichung können auch in synthetische oder natürliche polymere
Mikrokugeln oder in andere Mittel inkorporiert sein, die die Wirkstoffe
der vorliegenden Erfindung vor dem Abbau innerhalb der Gastrointestinaltrakts
schützen
(siehe z. B. Wallace et al., Science 260, 912–915 (1993)). Formulierungen
für die
rektale oder vaginale Verabreichung können als ein Zäpfchen mit
einer geeigneten wässrigen
oder nicht wässrigen
Basis vorliegen. Letztere kann z. B. Kakaobutter oder Salicylat umfassen.
Darüber
hinaus können
für die
vaginale Verabreichung geeignete Formulierungen als Pessare, Zäpfchen,
Tampons, Cremen, Gele, Pasten, Schäume oder Sprays vorliegen,
die zusätzlich
zum aktiven Wirkstoff, wie z. B. gefriergetrocknete Lactobacilli,
die gentechnisch verändert
wurden, um direkt ein Cyanovirin oder Konjugat davon der vorliegenden
Erfindung zu produzieren, Träger
beinhalten, die auf dem Gebiet als geeignet bekannt sind. Ähnlich kann
auch der aktive Wirkstoff mit einem Gleitmittel als Überzug auf
einem Kondom kombiniert werden.
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Die
Cyanovirine, die Konjugate davon oder die Wirtszellen, die Cyanovirine
oder Konjugate davon exprimieren, alleine oder in Kombination mit
anderen antiviralen Verbindungen, können als Aerosolformulierungen
hergestellt werden, die durch Inhalation verabreicht werden. Diese
Aerosolformulierungen können
in annehmbare unter Druck stehende Treibmittel, wie Dichlordifluormethan,
Propan, Stickstoff und dergleichen, gegeben werden.
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Die
Cyanovirine oder Konjugate davon können – allein oder in Kombination
mit anderen antiviralen Verbindungen oder Absorptionsmodulatoren – zu geeigneten
Formulierungen für
die dermale Anwendung und Absorption gemacht werden (Wallace et
al. (1993), s. o.). Auch transdermale Elektroporation oder Iontophorese
kann eingesetzt werden, um die systemische Abgabe der Verbindungen
und/oder Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung durch die
Haut zu fördern
und/oder zu steuern (siehe z. B. Theiss et al., Meth. Find. Exp.
Clin. Pharmacol. 13, 353–359
(1991)).
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Für die topische
Verabreichung geeignete Formulierungen schließen Cremen, Emulsionen, Gele
und dergleichen ein, die zusätzlich
zum aktiven Wirkstoff auf dem Gebiet bekannte Träger enthalten, sowie Mundwässer, die
den aktiven Wirkstoff in einem geeigneten flüssigen Träger umfassen.
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Für die parenterale
Verabreichung geeignete Formulierungen schließen wässrige und nicht wässrige, isotonische
sterile Injektionslösungen,
die Antioxidantien, Puffer, Bakteriostatika und gelöste Substanzen
enthalten können,
die die Formulierung mit dem Blut des gewünschten Empfängers isotonisch
machen, sowie wässrige
und nicht wässrige
sterile Suspensionen ein, die Suspensionsmittel, Lösungsvermittler,
Verdickungsmittel, Stabilisatoren und Konservierungsmittel umfassen
können.
Die Formulierungen können
in versiegelten Einheitsdosen- oder Mehrfachdosenbehälter, wie
Ampullen oder Phiolen, vorliegen und können in einem gefriergetrockneten
(lyophilisierten) Zustand gelagert werden, der für die Injektion lediglich die
Zugabe des sterilen flüssigen
Trägers,
wie z. B. Wasser, unmittelbar vor der Verwendung erfordert. Unvorbereitete
Injektionslösungen
und -suspensionen können
aus sterilen Pulvern, Körnchen
und Tabletten der vorhergehend beschriebenen Art hergestellt werden.
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Formulierungen,
die ein Cyanovirin oder Cyanovirin-Konjugat umfassen, das für die viruzide
(z. B. gegen HIV) Sterilisation von unbelebten Gegenständen, wie
medizinische Materialien oder Geräte, Laborausrüstung und
-materialien, Instrumente, Vorrichtungen und dergleichen geeignet
ist, kann z. B. durch einen Fachmann auf dem Gebiet aus einer beliebigen
der vorhergehend erwähnten
Zusammensetzungen oder Formulierungen ausgewählt oder geeignet angepasst
werden. Das Cyanovirin oder Konjugat davon kann durch DNA-Rekombinationstechnologie
oder durch chemisches Kuppeln eines Cyanovirins mit einem Effektormolekül wie oben
beschrieben hergestellt werden. Vorzugsweise wird das Cyanovirin
oder Konjugat davon durch DNA-Rekombinationstechnologie erzeugt. Ähnlich können auch
Formulierungen aus Cyanovirinen und/oder Konjugaten davon, die sich
für die
viruzide Ex-vivo-Sterilisation von Blut, Blutprodukten, Sperma oder
anderen Körperprodukten
oder -geweben eignen, oder eine beliebige andere Lösung, Suspension,
Emulsion oder ein beliebiges anderes Material, das einem Patienten
im Zuge eines medizinischen Verfahrens verabreicht werden kann,
von einem Fachmann auf dem Gebiet aus einer beliebigen der vorhergehend
erwähnten
Zusammensetzungen oder Formulierungen ausgewählt oder geeignet angepasst
werden. Geeignete Formulierungen für derartige Ex-vivo-Anwendungen oder
die viruzide Behandlung von unbelebten Objekten sind jedoch keineswegs auf
eine beliebige der vorhergehend erwähnten Formulierungen oder Zusammensetzungen
begrenzt. Für Fachleute
auf dem Gebiet versteht es sich, dass eine geeignete oder passende
Formulierung auf Basis der jeweils vorliegenden Anwendung ausgewählt, ausgebildet
oder entwickelt werden kann.
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Für die Verwendung
ex vivo, wie z. B. viruzide Behandlungen von unbelebten Objekten
oder Materialien, Blut oder Blutprodukten oder Geweben, sollte die
einzusetzende Menge an Cyanovirin oder einem Konjugat oder einer
Zusammensetzung davon ausreichen, um jegliche vorhandenen Viren
oder Viren produzierenden Zellen nicht infektiös zu machen oder zu zerstören. Bei
HIV würde
dies z. B. erforderlich machen, dass das Virus und/oder die Viren
produzierenden Zellen Cyanovirin-N-Konzentrationen im Bereich von
0,1–1000 nM
ausgesetzt werden. Ähnliche Überlegungen
gelten auch für
In-vivo-Anwendungen. Der Ausdruck „antivirale wirksame Menge" oder „viruzid
wirksame Menge" wird
daher im Allgemeinen dazu verwendet, die Menge eines bestimmten
Cyanovirins, Konjugats davon oder einer Zusammensetzung davon zu
beschreiben, die für die
antivirale Wirksamkeit bei einer beliebigen gegebenen Anwendung
notwendig ist.
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Bei
der Verwendung in vivo sollte die Dosis eines Cyanovirins oder Konjugats
davon, von Wirtszellen, die ein Cyanovirin oder Konjugat davon produzieren,
oder einer Zusammensetzung davon, die einem tierischen Lebewesen,
insbesondere einem Menschen, im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung verabreicht wird, ausreichen, um über einen vernünftigen
Zeitrahmen eine prophylaktische und/oder therapeutische Reaktion
zu bewirken. Die zur Erreichung einer erwünschten viruziden Konzentration
in vivo (z. B. 0,1–1000 nM)
eingesetzte Dosis wird durch die Wirksamkeit des jeweiligen Cyanovirins
oder Konjugats davon oder der Cyanovirin- und/oder Konjugatproduktion
der verwendeten Wirtszellen, die Schwere der Erkrankung der infizierten
Personen sowie bei der systemischen Verabreichung das Körpergewicht
und Alter der infizierten Person bestimmt. Die wirksame oder viruzide
Dosis hängt
zudem vom Vorhandensein jeglicher nachteiliger Nebenwirkungen ab,
die die Verabreichung des bestimmten verwendeten Cyanovirins, des
Konjugats davon, der ein Cyanovirin oder Konjugat davon produzierenden
Wirtszellen oder der Zusammensetzung davon begleiten können. Wann
immer möglich
ist es wünschenswert,
die nachteiligen Nebenwirkungen minimal zu halten.
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Die
Dosierung kann in Einheitsdosisform wie z. B. Tablette oder Kapsel
erfolgen. Der Begriff „Einheitsdosisform" bezieht sich in
seiner Verwendung hierin auf physikalisch diskrete Einheiten, die
sich als Einheitsdosierungen für
Menschen und Tiere eignen, wobei jede Einheit eine vorbestimmte
Menge eines Cyanovirins, eines Konjugats davon oder ein Cyanovirin
oder Konjugat davon produzierende Wirtszellen allein oder in Kombination
mit anderen antiviralen Wirkstoffen enthält, die als eine Menge berechnet
worden ist, die ausreicht, um in Verbindung mit einem pharmazeutisch
annehmbaren Träger,
Verdünnungsmittel
oder Vehikel die erwünschte
Wirkung zu erzielen.
-
Die
Spezifikationen für
die Einheitsdosisformen der vorliegenden Erfindung hängen vom
jeweiligen verwendeten Cyanovirin, Konjugat davon, den Wirtszellen
oder der Zusammensetzung davon und der Wirkung, die erzielt werden
soll, sowie der mit jedem Cyanovirin, Konjugat, Wirtszellen oder
Zusammensetzung davon verbundenen Pharmakodynamik im behandelten
tierischen Lebewesen ab. Die verabreichte Dosis sollte eine „antivirale
wirksame Menge" oder „viruzid
wirksame Menge" oder
eine Menge sein, die notwendig ist, um ein „wirksames Virusabtötungsausmaß" im jeweiligen tierischen
Lebewesen, z. B. dem menschlichen Patienten, zu erreichen.
-
Da
das „wirksame
Virusabtötungsausmaß" als bevorzugter
Endpunkt für
die Dosierung verwendet wird, können
die eigentliche Dosis und Zeitplan je nach interindividuellen Unterschieden
bei der Pharmakokinetik, Medikamentenverteilung und dem Metabolismus
variieren. Das „wirksame
Virusabtötungsausmaß" kann z. B. als der
gewünschte
Blut- oder Gewebeanteil (z. B. 0,1–1000 nM) des Patienten definiert
sein, der einer Konzentration eines oder mehrerer Cyanovirine oder
Konjugate davon entspricht, die einen Virus wie HIV-1 und/oder HIV-2
in einem Test, der bekannterweise die klinische antivirale Aktivität von chemischen
Verbindungen und biologischen Wirkstoffen prognostiziert, hemmt.
Das „wirksame
Virusabtötungsausmaß" für Wirkstoffe der
vorliegenden Erfindung kann auch variieren, wenn das Cyanovirin,
das Konjugat oder die Zusammensetzung davon in Kombination mit AZT
oder anderen bekannten antiviralen Verbindungen oder Kombinationen davon
verwendet wird.
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Fachleute
auf dem Gebiet können
problemlos die geeignete Dosis, den Zeitplan und die Verabreichungsmethode
für die
exakte Formulierung der verwendeten Zusam mensetzung ermitteln, um
das erwünschte „wirksame
Virusabtötungsausmaß" im jeweiligen Patienten
zu erzielen. Fachleute auf dem Gebiet können zudem durch eine direkte
(z. B. analytische chemische Analyse) oder indirekte (z. B. mit
Ersatzindikatoren wie p24 oder RT) Analyse der entsprechenden Patientenproben
(z. B. Blut und/oder Gewebe) leicht einen geeigneten Indikator für die „Effektorkonzentration" der Verbindungen
der vorliegenden Erfindung bestimmen und verwenden.
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Bei
der Behandlung mancher virusinfizierter Personen kann es erwünscht sein,
eine „Megadosis"-Behandlung zu verwenden,
worin eine hohe Dosis eines ausgewählten Cyanovirins oder Konjugats
davon verabreicht wird und das Medikament die Zeit danach wirken
gelassen wird und anschließend
der Person ein geeignetes Reagens verabreicht wird, um das Medikament
zu inaktivieren.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung kann andere Pharmazeutika in Verbindung
mit dem Cyanovirin, dem Konjugat davon oder den ein Cyanovirin oder
Konjugat davon produzierenden Wirtszellen enthalten, wenn es zur
therapeutischen Behandlung einer Virusinfektion wie der, die AIDS
hervorruft, eingesetzt wird. Repräsentative Beispiele dieser
zusätzlichen
Pharmazeutika schließen
antivirale Verbindungen, Viruzide, Immunomodulatoren, Immunstimulanzien,
Antibiotika und Absorptionsverstärker
ein. Beispielhafte antivirale Verbindungen umfassen AZT, ddI, ddC,
Glancylclovir, fluorierte Didesoxynucleoside, Non-Nucleosid-analoge
Verbindungen wie Nevirapin (Shih et al., PNAS 88, 9878–9882 (1991)),
TIBO-Derivate wie R82913 (White et al., Antiviral Res. 16, 257–266 (1991)),
Michellamine (Boyd et al., J. Med. Chem. 37, 1740–1745 (1994))
und Calanolide (Kashman et al., J. Med. Chem. 35, 2735–2743 (1992)),
Nonoxynol-9, Gossypol und Derivate sowie Gramicidin (Bourinbair
et al. (1994), s. o.). Beispiele für Immunomodulatoren und Immunstimulanzien
schließen
verschiedene Interleukine, sCD4, Cytokine, Antikörper-Präparate, Bluttransfusionen und
Zelltransfusionen ein. Beispielhafte Antibiotika beinhalten Antipilzmittel,
antibakterielle Mittel und Anti-Pneumocystitis-carnii-Mittel. Beispielhafte
Absorptionsverstärker
schließen
Gallensalze und andere Tenside, Saponine, Cyclodextrine und Phospholipide
ein (Davis (1992), s. o.).
-
Die
Verabreichung eines Cyanovirins oder Konjugats davon mit antiretroviralen
Wirkstoffen und insbesondere mit bekannten RT-Hemmstoffen wie ddC,
AZT, ddI, ddA oder anderen Inhibitoren, die gegen andere HIV-Proteine
wirken, wie z. B. Anti-TAT-Mittel,
soll die meisten oder sämtliche
Replikationsstufen des viralen Lebenszyklus hemmen. Die bei AIDS-
oder ARC-Patienten verwendeten ddC- und AZT-Dosierungen sind veröffentlicht
worden. Der virostatische Bereich von ddC liegt im Allgemeinen zwischen
0,05 μM
bis 1,0 μM.
Ein Bereich von etwa 0,005–0,25
mg/kg Körpergewicht
ist bei den meisten Patienten virostatisch. Die vorläufigen Dosierungsbereiche
für die
orale Verabreichung sind etwas breiter gefasst, z. B. 0,001 bis
0,25 mg/kg verabreicht in einer oder mehreren Dosen in Intervallen
von 2, 4, 6, 8, 12 etc. Stunden. Derzeit werden 0,01 mg/kg Körpergewicht
an ddC, verabreicht alle 8 h, bevorzugt. Bei der Verabreichung in
einer kombinierten Therapie kann die antivirale Verbindung z. B.
gleichzeitig mit dem Cyanovirin oder Konjugat davon verabreicht
werden, oder die Dosierung kann wie erwünscht gestaffelt erfolgen.
Die unterschiedlichen Medikamente können auch in einer Zusammensetzung
kombiniert sein. Die Dosen können
bei der Verwendung in Kombination jeweils geringer sein, als wenn
sie alleine verwendet werden.
-
Für Fachleute
auf dem Gebiet versteht es sich ebenfalls, dass eine DNA-Sequenz
eines Cyanovirins oder Konjugats davon der vorliegenden Erfindung
ex vivo in Säugetierzellen,
die vorher aus einem bestimmten tierischen Lebewesen, insbesondere
einem Menschen, entnommen worden sind, insertiert werden. Derartige transformierte
autologe oder homologe Wirtszellen, die wieder in das Tier oder
den Menschen eingeführt
worden sind, werden das entsprechende Cyanovirin oder Konjugat in
vivo direkt exprimieren. Die Durchführbarkeit einer solchen therapeutischen
Methode, eine therapeutische Menge eines Wirkstoffs in unmittelbarer
Nähe der erwünschten
Zielzellen und Pathogene (z. B. des Virus, genauer gesagt des Retrovirus,
insbesondere des HIV und dessen Hüllglycoprotein gp120) abzugeben,
ist in Untersuchungen mit Zellen, die ex vivo verändert wurden,
um sCD4 zu exprimieren, gezeigt worden (Morgan et al. (1994), s.
o.). Als eine Alternative zur Ex-vivo-Insertion der DNA-Sequenzen
der vorliegenden Erfindung können
die Sequenzen in vivo direkt, z. B. mittels eines entsprechenden
viralen oder eines anderen geeigneten Vektors, in Zellen insertiert
werden. Diese in vivo transfizierten Zellen produzieren erwartungsgemäß in vivo
direkt antivirale Mengen von Cyanovirin oder einem Konjugat davon.
Beispiel 9 veranschaulicht die Transformation und Expression eines
Cyanovirins durch eine Säugetierzelle.
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Angesichts
der vorliegenden Offenbarung versteht es sich zudem, dass eine einem
Cyanovirin oder Konjugat davon entsprechende DNA-Sequenz auch in
geeignete Nicht-Säugetier-Wirtszellen
insertiert werden kann und dass diese Wirtszellen therapeutische
oder prophylaktische Mengen eines Cyanovirins oder Konjugats davon
innerhalb eines erwünschten
Körperteils
eines tierischen Lebewesens, insbesondere eines Menschen, direkt
in vivo exprimieren werden. Beispiel 3 veranschaulicht die Transformation
und Expression wirksamer viruzider Mengen eines Cyanovirins in einer
Nicht-Säugetier-Zelle,
genauer gesagt einer Bakterienzelle. Beispiel 10 veranschaulicht
die Transformation und Expression eines Cyanovirins in einer Nicht-Säugetier-Zelle,
insbesondere einer Hefezelle.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst ein Verfahren zur durch die Frau
steuerbaren Prophylaxe gegen HIV-Infektionen die intravaginale Verabreichung
und/oder Ansiedlung einer persistenten intravaginalen Population
von Lactobacilli in einer Frau, die mit einer Kodierungssequenz
der vorliegenden Erfindung transformiert worden sind, um über einen
verlängerten
Zeitraum wirksame viruzide Mengen eines Cyanovirins oder Konjugats
davon direkt auf oder innerhalb der vaginalen und/oder cervicalen und/oder
uterinen Schleimhaut zu erzeugen. Es ist bemerkenswert, dass sowohl
die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch das U. S. National
Institute of Allergy and Infectious Diseases die Notwendigkeit der Entwicklung
von durch die Frau steuerbaren topischen Mikrobiziden, die sich
zum Blockieren der Übertragung von
HIV eignen, als eine wichtige globale Priorität angeführt haben (Lange et al., Lancet
341, 1356 (1993); Fauci, NIAID News, 27. April 1995).
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Die
vorliegende Erfindung stellt auch Antikörper bereit, die gegen Proteine
der vorliegenden Erfindung gerichtet sind. Die Verfügbarkeit
von Antikörpern
gegen das jewei lige vorliegende Protein ist von großem Vorteil,
da dadurch die Basis für
eine große
Vielfalt an qualitativen und quantitativen analytischen Verfahren,
Trennungs- und Reinigungsverfahren sowie anderen nützlichen
auf das vorliegende Protein abgezielten Anwendungen bereitgestellt
wird. Dementsprechend ist es angesichts der vorliegenden Offenbarung
und der Proteine der vorliegenden Erfindung für Fachleute auf dem Gebiet
offensichtlich, dass Antikörper,
insbesondere Antikörper,
die speziell an ein Protein der vorliegenden Erfindung binden, mittels
weithin bekannter Verfahren hergestellt werden können (z. B. die von Harlow
und Lane, in: Antibodies. A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor
Laboratory, Cold Spring Harbor, S. 1–725 (1988), detailliert beschriebenen
Verfahren). Diese Antikörper können sowohl
polyklonale als auch monoklonale Antikörper umfassen. Zudem können die
Antikörper
entweder in Lösungsphase
oder an eine erwünschte
Festphasenmatrix gekuppelt erhalten und verwendet werden. Da solche
Antikörper,
wie sie durch die vorliegende Erfindung bereitgestellt werden, zur
Verfügung
stehen, versteht es sich für
Fachleute auf dem Gebiet, dass diese Antikörper in Verbindung mit weitverbreiteten
Verfahren (z. B. wie von Harlow und Lane (1988, s. o.) beschrieben)
nützliche
Methoden für
die Detektion, Quantifizierung oder Reinigung eines Cyanovirins,
eines Konjugats davon oder von Wirtszellen, die für die Herstellung
eines Cyanovirins oder Konjugats davon transformiert wurden, umfassen.
Beispiel 11 veranschaulicht weiters einen Antikörper, der speziell an ein Cyanovirin
bindet.
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Die
Nucleinsäuresequenzen,
Cyanovirine, Konjugate, Wirtszellen, Antikörper, Zusammensetzungen und
Verfahren der vorliegenden Erfindung werden in Zusammenhang mit
den folgenden Beispielen näher
beschrieben. Die Beispiele dienen der weiteren Veranschaulichung
der vorliegenden Erfindung und sollen den Schutzumfang der Erfindung
nicht eingrenzen.
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Beispiel 1
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Dieses
Beispiel stellt die Biotest-geleitete Anti-HIV-Isolierung und Aufklärung von
reinem Cyanovirin aus wässrigen
Extrakten des kultivierten Cyanobakteriums Nostoc ellipsosporum
detailliert dar.
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Das
in Weislow et al. (1989, s. o.) beschriebene Verfahren wurde herangezogen,
um den Isolierungs- und Reinigungsvorgang zu überwachen und zu steuern. Cyanobakterielle
Kulturbedingungen, Medien und Klassifizierung entsprachen den vorhergehend
beschriebenen (Patterson, J. Phycol. 27, 530–536 (1991)). Kurz gesagt wurde
die Zellmasse eines artreinen Algenstamms an Nostoc ellipsosporum
(Kultur Q68D170) durch Filtration geerntet, gefriergetrocknet und
mit MeOH-CH2Cl2 (1
: 1) gefolgt von H2O extrahiert. Der Biotest zeigte
an, dass lediglich der H2O-Extrakt die HIV-Hemmeigenschaft
aufwies. Eine Lösung
des wässrigen
Extrakts (30 mg/ml) wurde durch die Zugabe eines gleich großen Volumens
an Ethanol (EtOH) behandelt. Die resultierende 1 : 1-H2O-EtOH-Lösung wurde
15 h lang bei –20°C gehalten.
Dann wurde die Lösung
zentrifugiert, um die gefällten
Materialien (vermutlich hochmolekulare Biopolymere) zu entfernen.
Der resultierende HIV-hemmende Überstand
wurde eingedampft, durch Umkehrphasen-Vakuum-Flüssigkeitschromatographie (Coll
et al., J. Nat. Prod. 49, 934–936
(1986); Pelletier et al., J. Nat. Prod. 49, 892–900 (1986)) an Weitporen-C4-Packung (300 Å, BakerBond WP-C4)
fraktioniert und mit steigenden Konzentrationen von Methanol (MeOH)
in H2O eluiert. Die Anti-HIV-Aktivität konzentrierte
sich im mit MeOH-H2O (2 : 1) eluierten Material. Eine
SDS-PAGE-Analyse
dieser Fraktion zeigte eine Hauptproteinbande mit einer relativen
Molmasse (Mr) von etwa 10 kDa. Die Endreinigung wurde durch wiederholte
Umkehrphasen-HPLC
an μBondapak-C18-Säulen (1,9 × 15 cm)
(Waters Associates), die mit einem Gradienten einer ansteigenden
Konzentration von Acetonitril in H2O eluiert
wurden, durchgeführt.
Die mobile Phase enthielt 0,05 Vol.-% TFA, pH = 2. Eluierte Proteine
wurden durch UV-Absorption bei 206, 280 und 294 nm mit einem spektralen
Schnelldetektor (Pharmacia LKB Modell 2140) detektiert. Einzelne
Fraktionen wurden gesammelt, auf Basis des UV-Chromatogramms vereinigt und
lyophilisiert. Die gepoolten HPLC-Fraktionen wurden unter Reduktionsbedingungen
einer SDS-PAGE (Laemmli, Nature 227, 680–685 (1970)), einer herkömmlichen
Aminosäureanalyse
unterzogen und auf Anti-HIV-Aktivität untersucht.
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1A ist eine graphische Darstellung
der OD (206 nm) gegenüber
der Zeit (min), die das μBondapak-C18-HPLC-Chromatogramm des nicht reduzierten,
mit einem li nearen CH3CN/H2O-Gradienten
(gepuffert mit 0,05% TFA) von 28–38% CH3CN
eluierten Cyanovirins zeigt. 1D ist
eine graphische Darstellung der OD (206 nm) gegenüber der
Zeit (min), die das Chromatogramm von Cyanovirin zeigt, das zuerst
mit β-Mercaptoethanol
reduziert und dann unter identen HPLC-Bedingungen getrennt wurde.
Die HPLC-Fraktionen der zwei Durchläufe wurden wie angedeutet gesammelt.
10-%-Aliquoten jeder Fraktion wurden lyophilisiert, in 100 μl 3 : 1 H2O/DMSO hergestellt und im XTT-Test auf Anti-HIV-Aktivität untersucht. 1B ist ein Balkendiagramm
der maximalen Verdünnung
für einen
50%igen Schutz gegenüber
der HPLC-Fraktion, das die maximale Verdünnung jeder Fraktion darstellt,
die einen 50%igen Schutz vor den zytopathischen Auswirkungen der HIV-Infektion
bei den nicht reduzierten Cyanovirin-HPLC-Fraktionen bereitstellte.
Entsprechende Anti-HIV-Ergebnisse
für die
HPLC-Fraktionen von reduziertem Cyanovirin sind in 1E dargestellt, welche ein Balkendiagramm
der maximalen Verdünnung
für einen
50%igen Schutz gegenüber
der HPLC-Fraktion ist. 20-%-Aliquoten ausgewählter HPLC-Fraktionen wurden
durch SDS-PAGE analysiert. Die Ergebnisse der nicht reduzierten
HPLC-Fraktionen sind in 1C dargestellt,
und die der reduzierten HPLC-Fraktionen werden in 1F gezeigt.
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Bei
der anfänglichen
HPLC-Trennung mittels eines linearen Gradienten von 30–50 CH3CN coeluierte die Anti-HIV-Wirksamkeit mit
dem UV-Absorptions-Hauptpeak bei etwa 33% CH3CN.
Dem aktiven Peak entsprechende Fraktionen wurden vereinigt und in
zwei Aliquoten aufgeteilt.
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Die
Reinjektion der ersten Aliquote unter ähnlichen HPLC-Bedingungen,
jedoch mit einem linearen Gradienten von 28–38% CH3CN
löste das
aktive Material in zwei nahe beieinander eluierende Peaks bei 33,4 und
34,0% CH3CN auf. Das Anti-HIV-Wirksamkeitsprofil
der während
dieses HPLC-Durchlaufs gesammelten Fraktionen (wie in 1B dargestellt) stimmten
mit den zwei UV-Peaks (wie in 1A gezeigt) überein. SDS-PAGE
der unter den einzelnen Peaks gesammelten Fraktionen zeigte lediglich
eine einzelne Proteinbande (wie in 1C ersichtlich).
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Die
zweite Aliquote der ursprünglichen
HPLC-Trennung wurde vor der Reinjektion in die HPLC mit β-Mercaptoethanol
reduziert. Unter Verwendung eines identen 28–38 Gradienten ergab das reduzierte
Material nur einen Hauptpeak (wie in 1D gezeigt),
der später
im Durchlauf mit 36,8% CH3CN eluierte. In
den HPLC-Fraktionen des reduzierten Materials wurde nur eine Spur
von Anti-HIV-Wirksamkeit detektiert (wie in 1E ersichtlich ist).
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Die
zwei eng beieinander eluierenden HPLC-Peaks des nicht reduzierten
Materials (1A) ergaben lediglich
eine idente Bande bei der SDS-PAGE (unter Reduktionsbedingungen
durchgeführt)
(1C), und die Reduktion
mit β-Mercaptoethanol
resultierte in einem HPLC-Peak mit einer längeren Retentionszeit als beide der
nicht reduzierten Peaks (1F).
Dies deutete darauf hin, dass Disulfide im nativen Protein vorhanden waren.
Die Aminosäureanalyse
der beiden aktiven Peaks zeigte, dass sie beinahe idente Zusammensetzungen
aufwiesen. Es ist möglich,
dass die beiden HPLC-Peaks aus Cis-Trans-Isomerie um einen Prolinrest
oder aus der Mikroheterogenität
in der Proteinprobe, die weder in der Aminosäureanalyse noch während der
Sequenzierung detektiert worden war, resultierten. Das gesammelte
Material der zwei HIV-hemmenden Peaks wurde für weitere Analysen kombiniert
und mit Cyanovirin-N benannt.
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Beispiel 2
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Synthese von Cyanovirin-Genen.
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Die
chemisch abgeleitete Aminosäuresequenz
von Cyanovirin-N wurde zurück
translatiert, um eine DNA-Kodierungssequenz zu erhalten. Um die
anfängliche
Produktion und Reinigung des rekombinanten Cyanovirin-N zu ermöglichen,
wurde ein im Handel erhältlicher
Expressionsvektor (pFLAG-1 von International Biotechnologies Inc.,
New Haven, CT), für
den Reagenzien für
die Affinitätsreinigung
und Detektion erhältlich
waren, ausgewählt.
Geeignete Restriktionsstellen für
die Ligation an pFLAG-1 sowie ein Stoppcodon wurden in die DNA-Sequenz
integriert. 2 ist ein
Beispiel einer DNA-Sequenz, die für ein synthetisches Cyanovirin-Gen
kodiert. Diese DNA-Sequenzform
kuppelt die für
Cyanovirin-N kodierende Region an Codone für ein „FLAG"-Octapeptid am N-Terminus von Cyanovirin,
wodurch die Herstellung eines FLAG-Cyanovirin-Fusionsproteins ermöglicht wird.
-
Ein
Ablaufdiagramm für
die Synthese dieser DNA-Sequenz sieht wie folgt aus:
-
-
-
Die
DNA-Sequenz wurde als 13 überlappende,
komplementäre
Oligonucleotide synthetisiert und zusammengefügt, um die doppelsträngige Kodierungssequenz
auszubilden. Oligonucleotidelemente der synthetischen DNA-Kodierungssequenz
wurden mittels einem Zweisäulen-Nucleinsäuresynthesegerät (Modell
392, Applied Biosystems Inc., Foster City, CA) synthetisiert. Die
fertigen Oligonucleotide wurden von den Säulen abgespalten und durch
Inkubation in konzentriertem Ammoniumhydroxid über Nacht bei 56°C entschützt. Vor der
Behandlung mit T4-Polynucleotidkinase wurden 33- bis 66-Mere einer
Tropfdialyse gegen destilliertes Wasser unterzogen. Die 13 Oligonucleotidpräparate wurden
einzeln durch HPLC gereinigt, und 10-nmol-Mengen von jedem wurden mit T4-DNA-Ligase
zu einer doppelsträngigen
327-bp-DNA-Sequenz
ligiert. Die DNA wurde durch Phenol : Chloroform-Extraktion, Ethanol-Fällung und einer weiteren Waschung
mit Ethanol aus dem Reaktionspuffer wiedergewonnen und gereinigt.
Die einzelnen Oligonucleotid-Präparate
wurden vereinigt und 10 min lang gesiedet, um eine Denaturierung
sicherzustellen. Die Temperatur des Gemisches wurde dann auf 70°C abgesenkt,
um die Komplementärstränge zu anellieren.
Nach 20 min wurde die Röhre
auf Eis gekühlt, und
2000 Einheiten an T4-DNA-Ligase
wurden zusammen mit einem zusätzlichen
Ligase-Puffer zugesetzt. Die Ligation erfolgte über Nacht bei 16°C. Die DNA
wurde rückgewonnen
und durch Phenol : Chloroform-Extraktion, Ethanol-Fällung sowie
Waschung vom Ligationsreaktionsgemisch gereinigt.
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Die
gereinigte doppelsträngige
synthetische DNA wurde dann in einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) als Matrize verwendet.
Ein μl der
DNA-Lösung,
die nach der Reinigung des Ligationsreaktionsgemisches erhalten
worden war, wurde als eine Matrize verwendet. Mittels eines Perkin-Elmer-Geräts wurde
eine Temperaturwechselbeanspruchung durchgeführt. Thermostabile „Vent"-DNA-Polymerase,
Restriktionsenzyme, T4-DNA-Ligase und Polynucleotidkinase wurden
von New England Bio labs (Beverly, MA) bezogen. Für diese Anwendung wurde Vent-Polymerase
ausgewählt,
da diese im Vergleich zum normalen Taq-Enzym eine höhere Präzision aufweisen
soll. Das PCR-Reaktionsprodukt wurde auf einem 2%igen Agarosegel
in TBE-Puffer laufen gelassen. Das 327-bp-Konstrukt wurde dann aus
dem Gel ausgeschnitten und durch Elektroelution gereinigt. Da sich
dieses als relativ resistent gegenüber dem Verdau mit Hind-III-
und Xho-I-Restriktionsenzymen erwiesen hatte, wurde es zuerst unter
Verwendung des pCR-Script-Systems (Stratagene) kloniert. Der Verdau
eines Plasmidpräparats
aus einem dieser Klone lieferte die Kodierungssequenz, die dann
in die Mehrfachklonierungsstelle des pFLAG-1-Vektors ligiert wurde.
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E.
coli wurden mit dem pFLAG-Konstrukt transformiert, und rekombinante
Klone wurden durch Analyse der Restriktionsverdaue der Plasmid-DNA
identifiziert. Die Sequenzanalyse eines dieser ausgewählten Klone
zeigte, dass vier Basen von der angestrebten Kodierungssequenz abwichen.
Dies beinhaltete die Deletion von drei Basen, die für einen
von vier im Protein enthaltenen Cysteinresten kodieren sowie eine
Abänderung der
dritten Base im vorangehenden Codon (angezeigt durch die Kästchen in 2). Um diese „Mutationen" zu korrigieren,
die vermutlich während
der PCR-Amplifikation der synthetischen Matrize entstanden waren, wurde
ein doppelsträngiger „Flicken" synthetisiert, der
in die die Mutationen flankierenden Restriktionsstellen ligiert
werden konnte (diese Bst-XI- und Espl-Stellen sind ebenfalls in 2 gezeigt). Der Flicken
wurde eingesetzt, und die Reparatur wurde durch DNA-Sequenzanalyse
bestätigt.
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Zur
Herstellung einer DNA-Sequenz, die für natives Cyanovirin kodiert,
wurde das vorher erwähnte FLAG-Cyanovirinkonstrukt
einer ortsgerichteten Mutagenese unterzogen, um die Codone für das FLAG-Octapeptid
und gleichzeitig auch eine einzigartige Hind-III-Restriktionsstelle
zu eliminieren. Dieser Vorgang ist in 3 dargestellt,
die ein ortsgerichtetes Mutagenesemanöver zeigt, das zur Eliminierung
von Codonen für
ein FLAG-Octapeptid und eine Hind-III-Restriktionsstelle aus der
Sequenz von 2 verwendet
wird. Ein mutagener Oligonucleotid-Primer wurde synthetisiert, der
Abschnitte des Codons für
das sekretorische Omp-Peptid und Cyano virin enthielt, jedoch keine
Codone für
das FLAG-Peptid aufwies. Das Anellieren dieses mutagenen Primers
mit der Bildung einer DNA-Haarnadel im Matrizenstrang und die Verlängerung
durch DNA-Polymerase führte
zur Erzeugung einer neuen Plasmid-DNA, die weder die FLAG-Codonsequenz
noch die Hind-III-Stelle aufwies (siehe 2 für
Details). Der Verdau der Plasmid-DNA mit Hind-III führte zur
Linearisierung von „Wildtyp"-Strängen, jedoch
nicht von „mutierten" Strängen. Da
die Transformation von E. coli mit ringförmiger DNA wirksamer erfolgt,
konnten problemlos Klone ausgewählt
werden, die die überarbeitete
Kodierungssequenz aufwiesen, welche die Produktion von nativem Cyanovirin-N
direkt hinter dem sekretorischen Omp-Peptid spezifizierte. DNA-Sequenzierung
bestätigte
das Vorhandensein der erwünschten
Sequenz. Ortsgerichtete Mutagenesereaktionen wurden mittels Materialien
(Polymerase, Puffer etc.) durchgeführt, die von Pharmacia Biotech
Inc. (Piscataway, NJ) bezogen wurden.
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Beispiel 3
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Expression von synthetischen Cyanovirin-Genen,
wie das folgende Ablaufdiagramm zeigt:
-
-
-
E.
coli (Stamm DH5α)
wurde (durch Elektroporation) mit dem pFLAG-1-Vektor transformiert,
welcher die Kodierungssequenz für
das FLAG-Cyanovirin-N-Fusionsprotein enthält (siehe 2 für
Details bezüglich der
DNA-Sequenz). Ausgewählte
Klone wurden in Kleinschüttelflaschen
mit (LB) Wachstumsmedium mit 100 μg/ml
Ampicillin eingeimpft und durch Inkubation bei 37°C vermehrt.
Anschließend
wurden größere Erlenmeyerkolben
(0,5–3,0
I) befüllt
und bis zu einer Dichte von 0,5–0,7
OD600-Einheiten wachsen gelassen. Die Expression
des FLAG-Cyanovirin-N-Fusionsproteins
wurde dann durch Zugabe von IPTG bis zu einer Endkonzentration von
1,7 mM und fortgesetzter Inkubation bei 30°C für 3–6 h herbeigeführt. Zum
Ernten der periplasmatischen Proteine wurden Bakterien pelletiert,
gewaschen und dann durch Behandlung mit Saccharose osmotisch geschockt,
gefolgt von Resuspension in destilliertem Wasser. Periplasmatische
Proteine wurden durch Sedimentieren der Bakterien und anschließendem Filtrieren
des wässrigen Überstands
durch Whatman-Papier erhalten. Die periplasmatischen Rohextrakte
zeigten bei Western-Blotting oder Dot-Blotting sowohl Anti-HIV-Aktivität als auch
das Vorhandensein eines FLAG-Cyanovirin-N-Fusionsproteins.
-
Das
in Beispiel 2 beschriebene Konstrukt für natives Cyanovirin-N wurde
dazu verwendet, Bakterien auf dieselbe Art wie oben für das FLAG-Cyanovirin-N-Fusionspro tein
beschrieben zu transformieren. Das Klonieren, Vermehren, Induzieren
mit IPTG und Ernten wurde auf ähnliche
Art und Weise durchgeführt.
Periplasmatische Rohextrakte zeigten im Biotest eine starke Anti-HIV-Wirksamkeit.
-
Beispiel 4
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Reinigung rekombinanter Cyanovirin-Proteine.
-
Unter
Verwendung einer Affinitätssäule auf
Basis eines monoklonalen Anti-FLAG-Antikörpers (International Biotechnologies
Inc., New Haven, CT) konnte das FLAG-Cyanovirin-N-Fusionsprotein wie folgt
gereinigt werden:
-
-
Der
jeweilige periplasmatische Extrakt, der wie in Beispiel 3 beschrieben
hergestellt wurde, wurde auf 2–20
ml Schwerkraftsäulen
mit einer Affinitätsmatrix
geladen und umfassend mit CA++ enthaltendem
PBS gewaschen, um verschmutzende Proteine zu entfernen. Da die Bindung
des FLAG-Peptids an den Antikörper Ca++-abhängig
ist, konnte das Fusionsprotein durch Durchlaufen von EDTA durch
die Säule
eluiert werden. Säulenfraktionen
und Waschvolumina wurden durch Dot-Blot-Analyse unter Verwendung
desselben Anti-FLAG-Antikörpers überwacht.
Fusionsprotein enthaltende Fraktionen wurden nun vereinigt, extensiv
gegen destilliertes Wasser dialysiert und lyophilisiert.
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Zur
Reinigung des rekombinaten nativen Cyanovirin-N wurde der entsprechende
periplasmatische Extrakt aus Beispiel 3 einer Umkehrphasen-Vakuum-Flüssigkeits-C4-Chromatographie
mit Stufen-Gradienten unterzogen, um drei Fraktionen zu erhalten:
(1) eluiert mit 100% H2O, (2) eluiert mit
MeOH-H2O (2 : 1) und (3) eluiert mit 100
MeOH. Die Anti-HIV-Wirksamkeit konzentrierte sich in Fraktion (2).
Die Reinigung des rekombinanten Cyanovirin-N wurde durch HPLC auf
einer μBondapak-C18-Säule
(1,9 × 15
cm) (Waters Associates), eluiert mit einem Gradienten mit steigender
CH3CN-Konzentration in H2O
(0,05 Vol.-% TFA in der mobilen Phase), durchgeführt. Ein Chromatogramm der
HPLC-Endreinigung auf einer C4-Säule (1 × 10 cm)
(Cohensive Technologies Inc.), kontrolliert bei 280 nm, ist in 4 gezeigt, was ein typisches
HPLC-Chromatogramm während
der Reinigung eines rekombinanten nativen Cyanovirins ist. Die Gradientenelution,
5 ml/min, von 100% H2O bis H2O-CH3CN (7 : 3) wurde 23 min lang mit 0,05 Vol.-%
TFA in der mobilen Phase durchgeführt.
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Beispiel 5
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Anti-HIV-Wirksamkeit von natürlichem
und rekombinantem Cyanovirin-N und FLAG-Cyanovirin-N.
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Reine
Proteine wurden anfangs unter Verwendung eines vorher beschriebenen
XTT-Tetrazolium-Anti-HIV-Tests
auf ihre antivirale Wirksamkeit untersucht (Boyd, in: AIDS, Etiology,
Diagnosis, Treatment and Prevention (1988), s. o.; Gustafson et
al., J. Med. Chem. 35, 1978–1986
(1992); Weislow (1989), s. o.; Gulakowski (1991), s. o.). Die in
sämtlichen
Tests verwendete menschliche lymphozytische CEM-SS-Zielzelllinie
wurde in einem RPMI-1650-Medium (Gibco, Grand Island, NY) ohne Phenolrot
gehalten und mit 5% fötalem
Rinderserum, 2 mM L-Glutamin und 50 μg/ml Gentamicin (Vollmedium)
ergänzt.
-
Exponentiell
wachsende Zellen wurden pelletiert und in einer Konzentration von
2,0 × 105 Zellen/ml in das Vollmedium resuspendiert.
Die haitianische Variante von HIV, HTLV-IIIRF (3,54 × 106 SFU/ml) wurde den ganzen Versuch hindurch
verwendet. Gefrorene Virus-Vorratslösungen wurden unmittelbar vor
der Verwendung aufgetaut und in das Vollmedium resuspendiert, um
1,2 × 125 SFU/ml zu ernten. Die geeigneten Mengen des
reinen Proteins wurden für
Anti-HIV-Bewertungen in H2O-DMSO (3 : 1)
aufgelöst
und dann im Vollmedium zur erwünschten
Anfangskonzentration verdünnt.
Sämtliche
Medikamentreihenverdünnungen,
Reagenszugaben und Platte-Platte-Transfers
wurden mit einer automatischen Biomek-1000-Workstation (Beckman
Instruments, Palo Alto, CA) durchgeführt.
-
Die 5A–5C sind
graphische Darstellungen der% Kontrolle gegenüber der Konzentration (nM),
die die antivirale Wirksamkeit von nativem Cyanovirin aus Nostoc
ellipsosporum (A), rekombinantem nativem (B) und rekombinantem FLAG-Fusions-Cyanovirinen veranschaulichen.
Die Graphen zeigen die Wirkung einer Reihe von Konzentrationen der
jeweiligen Cyanovirine auf mit HIV-1 (•) infizierte CEM-SS-Zellen,
wie nach 6 Tagen in der Kultur ermittelt wurde. Die Datenpunkte
zeigen den Prozentsatz der jeweiligen nicht infizierten, nicht mit
Medikament behandelten Kontrollwerte. Alle drei Cyanovirine zeigten
eine starke Anti-HIV-Wirksamkeit mit einem EC50 im
unteren Nanomol-Bereich und keinen signifikanten Beweis direkter
Zytotoxizität
auf die Wirtszellen bei den höchsten
getesteten Konzentrationen (bis zu 1,2 μM).
-
Als
ein Beispiel für
einen weiteren Beweis der Anti-HIV-Wirksamkeit von reinem Cyanovirin-N
wurde eine Reihe von zusammenhängenden
Anti-HIV-Tests unter Verwendung anderweitig im Detail beschriebenen Verfahren
(Gulakowski (1991), s. o.) in den einzelnen Wells von 96-Well-Mikrotiterplatten
durchgeführt.
Die Vorgangsweise war kurz gesagt die folgende: Cyanovirin-Lösungen wurden
in Vollmedium reihenverdünnt
und zu 96-Well-Testplatten zugesetzt. Nicht infizierte CEM-SS-Zellen
wurden in einer Dichte von 1 × 104 Zellen in 50 μl Vollmedium ausplattiert. Dann
wurde verdünntes
HIV-1 in einem Volumen von 50 μl
zu den jeweiligen Wells zugegeben, um eine Infektionsmultiplizität von 0,6
zu erhalten. Entsprechende Zell-, Virus- und Me dikament-Kontrollen
wurden in jedes Experiment integriert. Das endgültige Volumen in jedem Mikrotiterwell
betrug 200 μl.
Für virusinfizierte
Zellen wurden Vierfachwells verwendet. Die Platten wurden bei 37°C in einer
Atmosphäre
mit 5% CO2 4, 5 oder 6 Tage lang inkubiert.
-
Anschließend wurden
mittels Biomek Aliquoten an zellfreiem Überstand aus jedem Well entnommen und
wie beschrieben (Gulakowski (1991), s. o.) auf ihre Reverse-Transkriptase-Aktivität, p24-Antigen-Produktion
und Synthese von infektiösen
Virionen untersucht. Mittels XTT- (Weislow et al. (1989), s. o.),
BCECF- (Rink et al., J. Cell Biol. 95, 189–196 (1982)) und DAPI-Tests
(McCaffrey et al., In vitro Cell Develop. Biol. 24, 247–252 (1988))
wie beschrieben (Gulakowski et al. (1991), s. o.) wurde das Zellwachstum
oder die Lebensfähigkeit
anhand des restlichen Inhalts jedes Well beurteilt. Um die graphische
Darstellung und Vergleiche der Daten zu erleichtern, wurden die
einzelnen Testergebnisse (mit zumindest jeweils vier Werten) gemittelt,
und die Mittelwerte wurden zur Berechnung der Prozentsätze in Bezug
auf die jeweiligen Kontrollen verwendet. Die Standardfehler der
bei diesen Berechnungen verwendeten Mittelwerten lagen üblicherweise
bei weniger als 10% der entsprechenden Mittelwerte.
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Die
6A–
6D sind
graphische Darstellungen der % Kontrolle gegenüber der Konzentration (nM),
die die Anti-HIV-Wirksamkeit von einem Cyanovirin in einem Mehrfachparameter-Testformat
veranschaulichen. Die Graphen 6A, 6B und 6C zeigen die Wirkungen
eines Bereichs an Cyanovirin-Konzentrationen auf nicht infizierte
CEM-SS-Zellen (O)
und auf mit HIV-1 infizierte CEM-SS-Zellen (•), wie nach 6 Tagen in der
Kultur ermittelt wurde. Der Graph 6A zeigt die relative Anzahl lebensfähiger CEM-SS-Zellen,
wie sie durch den BCECF-Test ermittelt wurde. Graph 6B stellt den
relativen DNA-Gehalt der jeweiligen Kultur dar. Der Graph 6C zeigt
die relative Anzahl an lebensfähigen
CEM-SS-Zellen, wie sie durch den XTT-Test ermittelt wurde. Der Graph
6D zeigt die Auswirkungen einer Reihe von Cyanovirin-Konzentrationen
auf die Indikatoren von infektiösen
Viren oder viraler Replikation, wie sie nach 4 Tagen in der Kultur
ermittelt wurden. Diese Indikatoren schließen virale reverse Tran skriptase
(
![Figure 00520001](https://patentimages.storage.googleapis.com/0d/5d/ee/8b999ffb924ceb/00520001.png)
),
virales Kapsidprotein p24 (♦)
und Synzytium-bildende Einheiten (
) ein.
In den Graphen 6A, 6B und 6C sind die Daten als Prozentsatz der
nicht infizierten, nicht medikamentbehandelten Kontrollwerte dargestellt.
In graph 6D sind die Daten als Prozentsatz der infizierten, nicht
medikamentös
behandelten Kontrollwerte dargestellt.
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Wie
in 6 gezeigt wird, konnte
Cyanovirin-N die zytopathischen Wirkungen von HIV-1 auf menschliche
lymphoblastische CEM-SS-Zielzellen in vitro vollständig hemmen.
Direkte Zytotoxizität
des Proteins auf die Zielzellen konnte bei den höchsten getesteten Konzentrationen
nicht beobachtet werden. Cyanovirin-N hemmte auch bemerkenswert
die Produktion von RT, p24 und SFU in HIV-1 infizierten CEM-SS-Zellen in denselben
wirksamen Hemmkonzentrationen, was darauf hindeutet, dass das Protein
die virale Replikation stoppte.
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Die
Anti-HIV-Wirksamkeit des Cyanovirins ist äußerst widerstandsfähig gegen
raue Umweltbedingungen. Ungepufferte Cyanovirin-N-Lösungen hielten
z. B. wiederholten Gefrier-Auftau-Zyklen oder der Auflösung in
organischen Lösungsmitteln
(bis zu 100 % DMSO, MeOH oder CH3CN) ohne
Verlust ihrer Wirksamkeit stand. Cyanovirin-N tolerierte Tenside
(0,1% SDS), hohe Salzkonzentration (6 M Guanidin-HCl) und Wärmebehandlung
(Sieden, 10 min lang in H2O) ohne wesentlichen
Verlust der HIV-Hemmwirkung.
Die Reduktion der Disulfide mit β-Mercaptoethanol,
unmittelbar gefolgt von C18-HPLC-Reinigung,
verringerte die zytoprotektive Wirkung von Cyanovirin-N. Lösungen aus
reduziertem Cyanovirin-N erlangten jedoch ihre Anti-HIV-Hemmwirkung im Zuge
längerer
Lagerung wieder. Wenn Cyanovirin-N reduziert wurde (β-Mercaptoethanol,
6 M Guanidin-HCl, pH 8,0), jedoch keiner C18-HPLC
unterzogen wurde, sondern stattdessen einfach entsalzt, wiederhergestellt
und analysiert wurde, erlangte es beinahe seine vollständige Wirksamkeit
wieder.
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Beispiel 6
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Dieses
Beispiel veranschaulicht, dass das virale HIV-Hüllprotein gp120 ein molekulares
Hauptziel von Cyanovirin-N ist.
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Anfängliche
Versuche unter Verwendung des XTT-Tetrazolium-Tests (Weislow et
al. (1989), s. o.) zeigten, dass mit Cyanovirin (10 nM, 1 h) vorinkubierte
Wirtszellen, die anschließend
zentrifugiert wurden, bis sie frei von Cyanovirin-N waren, eine
normale Anfälligkeit
für eine
HIV-Infektion aufwiesen. Im Gegensatz dazu war die Infektiosität von konzentriertem, ähnlich vorbehandeltem
Virus, der dann verdünnt
wurde, um nicht hemmende Konzentrationen von Cyanovirin-N zu erhalten,
im Wesentlichen aufgehoben. Dies deutete darauf hin, dass Cyanovirin-N
direkt auf das Virus selbst, d. h. als ein direkter „viruzider" Wirkstoff wirkte,
um die virale Infektiosität
bereits vor dem Eindringen in die Wirtszellen zu verhindern. Dieses
Ergebnis wurde auch durch Additionszeitpunkt-Versuche bestätigt, in
denen ebenfalls XTT-Tetrazolium-Tests verwendet wurden (Weislow et
al. (1989), s. o.), die zeigten, dass Cyanovirin-N für eine maximale
antivirale Wirksamkeit vor oder so schnell wie möglich nach der Zugabe von Viren
zu den Zellen zugesetzt werden musste, wie in
7 – der
graphischen Darstellung der % nicht infizierter Kontrolle gegenüber der
Additionszeit (h) – dargestellt
ist, in der die Ergebnisse von Additionszeitpunkt-Studien gezeigt
werden, die die Anti-HIV-Wirksamkeit in mit HIV-1
RF infizierten
CEM-SS-Zellen veranschaulichen. Die Zugabe von Cyanovirin (•) oder ddC
(Konzentrationen
von 10 nM bzw. 5 μM)
nach der anfänglichen
Inkubation wurde verschieden lange hinausgezögert, wobei anschließend eine
Inkubation von 6 Tagen und daraufhin ein Test der Zelllebensfähigkeit
(Liniengraph) und RT (offene Balken, Nebenbild) erfolgte. Die Punkte
stellen die Mittelwerte (± S.
D.) von zumindest dreifachen Bestimmungen dar. Im starken Gegensatz
zum Reverse-Transkriptase-Hemmer ddC führte eine Verzögerung der
Zugabe von Cyanovirin-N um lediglich 3 h zu geringer oder gar keiner
antiviralen Wirksamkeit (
7).
Die vorher erwähnten
Ergebnisse legten nahe, dass Cyanovirin-N die HIV-Infektiosität durch
Unterbrechung der anfänglichen
Wechselwirkung des Virus mit der Zelle hemmte. Dies würde daher
wahrscheinlich eine direkte Wechselwirkung von Cyanovirin-N mit
dem viralen gp120 umfassen. Dieses Ergebnis wurde durch Ultrafiltrationsversuche
und Dot-Blot-Tests bestätigt.
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Die
Ultrafiltrationsversuche wurden durchgeführt, um festzustellen, ob lösliches
gp120 und Cyanovirin-N direkt binden konnten, wie durch Hemmung
des Durchlaufens von Cyanovirin-N durch ein 50-kDa-Cutoff-Ultrafilter
ermittelt wurde. Lösungen
von Cyanovirin (30 μg)
in PBS wurden 1 h lang bei 37°C
mit unterschiedlichen Konzentrationen von gp120 behandelt und anschließend durch
ein 50-kDa-Cutoff-Zentrifugenultrafilter (Amicon) filtriert. Nach
dem dreimaligen Waschen mit PBS wurden die Filtrate mit 3-kDa-Ultrafiltern
entsalzt. Die Filterrückstände wurden
lyophilisiert, in 100 μl
H2O rekonstitutiert und auf ihre Anti-HIV-Wirksamkeit getestet.
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8A ist eine graphische Darstellung
der OD (450 nm) gegenüber
der Cyanovirin-Konzentration (μg/ml), die
die Cyanovirin/gp120-Wechselwirkungen veranschaulicht, die gp120
als ein molekulares Hauptziel von Cyanovirin definieren. Freies
Cyanovirin-N wurde problemlos eluiert, wie durch die vollständige Wiederherstellung
der Cyanovirin-N-Bioaktivität
im Filtrat bewiesen wurde. Im Gegensatz dazu zeigten Filtrate von Cyanovirin-N-Lösungen,
die mit gp120 behandelt worden waren, einen konzentrationsabhängigen Verlust
der Filtrat-Bioaktivität.
Zusätzlich
dazu waren sämtliche
50-kDa-Filterrückstände inaktiv,
was darauf hindeutete, dass Cyanovirin-N und lösliches gp120 direkt wechselwirkten,
um einen Komplex auszubilden, der nicht an gp120 eines intakten
Virus binden kann.
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Ein
PVDF-Membran-Dot-Blot-Test brachte weitere Beweise für eine direkte
Wechselwirkung von Cyanovirin-N und gp120. Eine PVDF-Membran wurde
mit 5 μg
CD4 (CD), 10 μg
Aprotinin (AP), 10 μg
Rinderglobulin (BG) und sinkenden Mengen an Cyanovirin: 6 μg [1], 3 μg [2], 1,5 μg [3], 0,75 μg [4], 0,38 μg [5], 0,19 μg [6], 0,09 μg [7] und
0,05 μg
[8] betupft, dann mit PBST gewaschen und anhand der Anleitungen
des Herstellers sichtbar gemacht. 8B ist
ein Dot-Blot der Bindung von Cyanovirin und einem gp120-HRP-Konjugat
(Invitrogen), das zeigt, dass Cyanovirin-N in einer konzentrationsabhängigen Art
und Weise spezifisch an ein Meerrettichperoxidase-Konjugat von gp120
(gp120-HRP) band.
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Beispiel 7
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Dieses
Beispiel veranschaulicht den außergewöhnlich breiten
Bereich antiretroviraler Wirksamkeit gegen verschiedene Labor-angepasster
und klinischer Stämme
menschlicher und nicht menschlicher Primaten-Immunschwächeretroviren.
Tabelle 1 unten zeigt die Vergleichsbereiche der Anti-Immunschwächevirus-Wirksamkeit
von Cyanovirin-N und sCD4, die gegen einen großen Bereich von Virusstämmen in
unterschiedlichen Wirtszellen getestet wurde. Besonders bemerkenswert
ist die ähnliche
Wirksamkeit von Cyanovirin-N gegen Labor-angepasste Stämme sowie
klinische Isolate von HIV. Dies stand in krassem Gegensatz zu der
fehlenden Wirksamkeit von sCD4 gegen die klinischen Isolate.
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Die
EC50-Werte (Tabelle 1) wurden aus den Konzentrations-Reaktionskurven
von 8 Verdünnungen
der Testwirkstoffe (Durchschnitt der drei Wells pro Konzentration)
ermittelt. G910-6 ist ein AZT-resistenter Stamm; A17 ist ein Pyridinon-resistenter
Stamm; HIV-1 Ba-L wurde in peripheren menschlichen Blutmakrophagenkulturen
(PBM) anhand der Überstand-Reverse-Transkriptase-Wirksamkeit
getestet; sämtliche
anderen Tests verwendeten XTT-Tetrazolium (Gulakowski et al. (1991),
s. o.). Weitere Details über
die Virusstämme,
Zelllinien, klinischen Isolate und Testverfahren sind veröffentlicht
worden (Buckheit et al., AIDS Res. Hum. Retrovir. 10, 1497–1506 (1994);
Buckheit et al., Antiviral Res. 25, 43–56 (1994); und den hierin
angeführten
Verweisen). In Tabelle 1 bedeutet N. D. = nicht bestimmt.
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TABELLE
1. Vergleichsbereiche antiviraler Wirksamkeit von CV-N und sCD4
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Beispiel 8
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Dieses
Beispiel veranschaulicht weiter die Konstruktion einer Konjugat-DNA-Kodierungssequenz
und der Expression davon, um ein Cyanovirin-Toxin-Proteinkonjugat
bereitzustellen, das HIV-infizierte Zellen selektiv anvisiert und
abtötet.
Genauer gesagt veranschaulicht das Beispiel die Konstruktion und
Expression einer Konjugat-DNA-Kodierungssequenz
für ein
Cyanovirin/Pseudomonas-Exotoxin, das Wirtszellen, die virales gp120
exprimieren, selektiv abtötet.
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Eine
DNA-Sequenz (Seq.-ID Nr. 3), die für FLAG-Cyanovirin-N kodiert,
und eine DNA-Sequenz, die für
das PE38-Fragment von Pseudomonas exotoxin kodiert (Kreitman et
al., Blood 83, 426–434
(1994)), wurden im pFLAG-1-Expressionsvektor kombiniert. Die PE38-Kodierungssequenz
wurde aus einem Plasmid ausgeschnitten, adaptiert und mittels Standard-DNA-Rekombinationsverfahren
an die C-terminale Position der FLAG-Cyanovirin-N-Kodierungssequenz
ligiert. Dieses Konstrukt ist in 9 schematisch
dargestellt. Die Transformation von E. coli mit diesem Konstrukt,
die Auswahl von Klonen und die Induktion der Genexpression durch
IPTG führte
zur Herstellung eines Konjugatproteins mit dem erwarteten Molekulargewicht
und der erwarteten Immunreaktivität bei der Western-Blot-Analyse
mittels eines Anti-FLAG-Antikörpers.
Das chimäre
Molekül
wurde durch FLAG-Affinitätschromatographie
gereinigt (wie z. B. in Beispiel 4) und auf seine Toxizität gegenüber mit
HIV infizierten menschlichen Lymphoblastoid-Zellen (H9/IIIB-Zellen)
sowie deren nicht infizierte Gegenstücke (H9- und CEM-SS-Zellen)
untersucht. Die Zellen wurden in 96-Well-Mikrotiterplatten ausplattiert und
unterschiedlichen Konzentrationen des Konjugatproteins (genannt
PPE) ausgesetzt. Nach drei Tagen wurde die Lebensfähigkeit
anhand eines XTT-Test bewertet (Gulakowski et al. (1991), s. o.). 10 veranschaulicht die Ergebnisse
dieses Tests. Wie erwartet waren die infizierten H9/IIIB-Zellen,
die Zelloberflächen-gp120 exprimierten,
deutlich empfindlicher gegenüber
den toxischen Wirkungen von PPE als die nicht infizierten H9- oder
CEM-SS-Zellen. Die aus den Konzentrations-Wirkungskurven ermittelten
IC50-Werte betrugen für
H9/IIIB 0,014 nM im Vergleich zu 0,48 und 0,42 nM für H9 bzw.
CEM-SS.
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Beispiel 9
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Transformation einer Säugetierzelle,
um darin ein Cyanovirin zu exprimieren. Ein zum Vorführen einer
Expression eines Cyanovirins in Säugetierzellen geeignetes genetisches Konstrukt
wurde durch Ligieren einer DNA-Sequenz, die für FLAG-Cyanovirin-N kodiert,
in den pFLAG-CMV-1-Expressionsvektor (IBI-Kodak, Rochester, NY)
hergestellt. Die für
das FLAG-Cyanovi rin-N kodierende Sequenz (Seq.-ID Nr. 3) wurde aus
einem vorher hergestellten Plasmid ausgeschnitten und mittels Standard-DNA-Rekombinationsverfahren
an den pFLAG-CMV-1-Vektor ligiert. Grüne-Meerkatzenzellen (COS-7-Zellen
von der American Type Culture Collection, Rockville, MD) wurden
transformiert, indem das Konstrukt einer DEAE-Dextranlösung ausgesetzt
wurde. Um die Expression von FLAG-Cyanovirin-N zu bestimmen, wurden die
Zellen nach 72 h lysiert und einer PAGE- und Western-Blot-Analyse unterzogen.
Wie in 11 veranschaulicht
ist, wurde immunreaktives Anti-FLAG-Material in den transformierten
COS-7-Zellen leicht detektiert, wenn auch mit einem scheinbaren
wesentlich höheren
Molekulargewicht als das in E. coli hergestellte native rekombinante
FLAG-Cyanovirin-N. Die diagnostische Analyse der Verdaue, die auf
dieselbe Art wie im noch folgenden Beispiel 10 durchgeführt wurde,
deutete an, dass dieses erhöhte
Molekulargewicht auf die post-translationelle
Modifikation (N-gebundene Oligosaccharide) des FLAG-Cyanovirin-N
zurückzuführen war.
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Beispiel 10
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Transformation und Expression eines
Cyanovirins in einer Nicht-Säugetierzelle,
genauer gesagt einer Hefezelle.
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Ein
für die
Vorführung
einer Expression eines Cyanovirins in Pichia pastoris geeignetes
genetisches Konstrukt wurde durch Ligieren einer für Cyanovirin-N
kodierenden DNA-Sequenz in den pPIC9-Expressionsvektor (Invitrogen
Corporation, San Diego, CA) hergestellt. Die für Cyanovirin-N kodierende Sequenz
(Seq.-ID Nr. 1) wurde aus einem vorher hergestellten Plasmid ausgeschnitten
und mittels Standard-DNA-Rekombinationsverfahren an den Vektor ligiert.
Hefezellen wurden durch Elektroporation transformiert, und Klone
wurden zur Charakterisierung ausgewählt. Bei mehreren Klonen stellte
sich heraus, dass sie mit polyklonalen Anti-Cyanovirin-N-Antikörpern reaktives
Material exprimieren und in das Kulturmedium sekretieren (siehe
z. B. Beispiel 11).
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Ähnlich wie
bei den Betrachtungen in Bezug auf die in Beispiel 9 beschriebenen
Säugetierformen
legte das erhöhte
apparente Molekulargewicht des von Hefe abgeleiteten Produkts bei
PAGE- und Western-Blot-Analysen nahe, dass bei diesem Expressionssystem
eine post-translationelle Modifikation des Cyanovirin-N auftrat.
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Um
diese Modifikation genauer zu definieren, wurden die sekretierten
Produkte zweier Klone mit Peptid-N4-(N-acetyl-β-glucosaminyl)asparaginamidase
verdaut. Dieses Enzym, das von New England Biolabs (Beverly, MA)
bezogen wurde, spaltet im Speziellen an Asparaginreste gebundene
Oligosaccharidgruppierungen. Wie in 12 veranschaulicht
ist, verringerte diese Behandlung das scheinbare Molekulargewicht
des Produkts auf dasselbe Gewicht wie das in E. coli exprimierte
native rekombinante Cyanovirin-N. Die Untersuchung der Aminosäuresequenz
von Cyanovirin zeigte ein einziges Erkennungsmotiv für N-gebundene
Modifikation (Bindung an das an Position 30 angeordnete Asparagin).
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Um
dies weiter als Glykolysationsort zu stärken, wurde an dieser Stelle
eine Mutation eingeführt,
um den Asparaginrest zu Glutamin (N30Q) abzuändern. Die Expression dieser
mutanten Form resultierte in der Herstellung von immunreaktivem
Material mit einem Molekulargewicht, das mit dem von nativem rekombinantem
FLAG-Cyanovirin-N übereinstimmte.
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Beispiel 11
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Dieses
Beispiel veranschaulicht einen spezifisch an ein Cyanovirin bindenden
Antikörper.
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Drei
2 Monate alte New-Zealand-White-Rabbits (1,8–2,2 kg) wurden dem folgenden
Immunisierungsprotkoll unterzogen: Eine Gesamtmenge von 100 μg Cyanovirin-N
wurde in 100 μl
einer 1 : 1-Suspension aus Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung (PBS)
und inkomplettem Freundschen Adjuvans aufgelöst und durch intramuskuläre Injektion
an 2 Stellen auf jedem Hinterbein verabreicht. 8–16 Monate nach der ers ten
Injektion wurde eine letzte Impfung von 50 μg Cyanovirin-N pro Kaninchen
in 1000 μl
einer 1 : 1-Suspension aus PBS und inkomplettem Freundschen Adjuvans
aufgelöst
und durch intraperitoneale Injektion verabreicht. An den Tagen 42,
70, 98 und 122 wurden jeweils 10 ml Blut von einer Ohrvene jedes
Hasen abgenommen; 14 Tage nach der letzten intraperitonealen Impfung
wurden die Hase getötet
und ausbluten gelassen. Die IgG-Fraktion der resultierenden Immunsera
der obigen Kaninchen wurde durch Protein-A-Sepharose-Affinitätschromatographie
gemäß dem Verfahren
von Goudswaard et al. (Scand. J. Immunol. 8, 21–28 (1978)) isoliert. Die Reaktiviät dieses
polyklonalen Antikörperpräparats für Cyanovirin-N
wurde durch Western-Blot-Analyse unter Verwendung einer 1 : 1000-
bis 1 : 5000-Verdünnung
der Kaninchen-IgG-Fraktionen aufgezeigt.
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13 veranschaulicht weiters,
dass der gemäß dem vorhergehend
angeführten
Verfahren hergestellte Antikörper
ein Antikörper
ist, der spezifisch an ein Protein der vorliegenden Erfindung bindet.
SDS-PAGE eines Ganzzellenlysats aus einem E. coli Stamm DH5α, der gentechnisch
so verändert
wurde, dass er Cyanovirin-N erzeugt, wurde mittels 18%igen Polyacrylamid-Trennungsgelen
und diskontinuierlichen Standard-Puffersystemen nach Laemmeli (Nature
227, 680–685,
1970) durchgeführt.
Die Proteine wurden durch Färbung
mit Coomassie-Brillantblau sichtbar gemacht ( 13A). Für Western-Blot-Analysen wurden
Proteine aus dem SDS-PAGE-Gel auf eine Nitrocellulose-Membran elektroeluiert.
Nicht spezifische Bindungsstellen auf der Membran wurden durch Waschen
in einer 1%igen Lösung
aus Rinderserumalbumin (BSA) blockiert. Die Membran wurde dann in
einer Lösung
der IgG-Fraktion aus dem vorhergehend erwähnten Kaninchen-Anti-Cyanovirin-N-Immunserum,
das mit Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung (PBS) 1 : 3000 verdünnt worden war,
inkubiert. Anschließend
wurde die Membran in einer zweiten Antikörperlösung mit 1 : 10000 verdünntem Ziegen-Antikaninchen-Peroxidase-Konjugat
(Sigma) inkubiert. Der gebundene sekundäre Antikörperkomplex wurde durch Inkubieren
der Membran in einem Chemilumineszenzsubstrat und folglichem Aussetzen
einem Röntgenfilm
(13B) sichtbar gemacht.
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Für Fachleute
auf dem Gebiet versteht es sich zudem, dass – ebenfalls durch weithin verwendete
Routineverfahren (siehe z. B. Harlow und Lane (1988), s. o.) – auch monoklonale
Antikörper
hergestellt werden können,
die ein Protein der vorliegenden Erfindung als das Antigen verwenden,
und dass ein solcher resultierender monoklonaler Antikörper ebenso
als ein Antikörper
dargestellt werden kann, der spezifisch an ein Protein der vorliegenden
Erfindung bindet.
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