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Gegenstand
der Erfindung sind neuartige 2-Piperidin(4-substituiert)-Derivate von 4-Amino-6,7-dimethoxy-chinazolin,
die durch die unten angegebene allgemeine Formel (I) dargestellt
werden können:
in welcher Ar
- – eine
nichtsubstituierte Pyridylgruppe (2-, 3- oder 4-yl) oder eine mit einer Methoxy- oder
Methylgruppe monosubstituierte Pyridylgruppe,
- – eine
nichtsubstituierte Furylgruppe (2- oder 3-yl) oder eine mit einer
Methoxy- oder Methylgruppe substituierte Furylgruppe oder
- – eine
Benzofurylgruppe (2- oder 3-yl) ist,
und ihre von pharmazeutisch
annehmbaren anorganischen oder organischen Säuren erhaltenen Salze.
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Es
hat sich gezeigt, daß die
Verbindungen der vorliegenden Erfindung starke Antagonisten für noradrenerge
Rezeptoren (Rezeptor-Subtypen alpha1A und
alpha1B) und serotonerge Rezeptoren sind
und daher vorteilhaft bei der Behandlung verschiedener menschlicher
Krankheiten verwendet werden können,
sowohl auf der Ebene des kardiovaskulären Systems, insbesondere zur
Behandlung von Bluthochdruck, wie auch beim Urogenitalsystem, zum
Beispiel bei der Behandlung von Prostata-Hypertrophie, verschiedenen
Harnwegsproblemen und allgemein der durch überaktive oder funktionsgestörte adrenerge
Rezeptoren verursachten pathologischen Erscheinungen.
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Die
blutdrucksenkende Wirksamkeit verschiedenster Chinazolin-Piperazin-Derivate
ist wohlbekannt. Zum Beispiel beschreibt US-Patent Nr. 3511836 die
blutdrucksenkende Wirksamkeit von 4-Amino-6,7-dialkoxy-2-(piperazin-(4-substituiert)-1-y1)-chinazolinen,
bei denen der Substituent in der 4-Position im Piperazin eine Benzoyl-
oder Furylgruppe ist; US-Patent Nr. 4001237 beschreibt die blutdrucksenkende
Wirksamkeit analoger Derivate, bei denen der 4-Substituent eine
Oxazolyl-, Thiazolyl-, Isoxazolyl- oder Isothiazolylgruppe ist;
US-Patent Nr. 4188390 beschreibt die blutdrucksenkende Wirksamkeit
analoger Derivate, bei denen der 4-Substituent u.a. eine Gruppe wie 1,4-Benzodioxan-2-carbonyl
ist.
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Einer
der Vorteile der neuartigen Piperidin-Chinazolin-Derivate der Erfindung
gegenüber
den zuvor bekannten Piperazin-Chinazolin-Verbindungen mit blutdrucksenkender
Wirksamkeit ist, daß ihre
Verwendung die potentielle Gefahr neurotoxischer Erscheinungen bei
Patienten mit Nierenversagen oder Erkrankungen des Zentralnervensystems
ausschließen
sollte, da sie keinen Piperazinring in ihrer chemischen Struktur
enthalten.
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Ein
weiterer Vorteil ist das Fehlen der Carbonyl-Piperazin-Bindung in
ihrer chemischen Struktur, welche gegen enzymatische In-vivo-Hydrolyse
empfindlich ist. Tatsächlich
werden Verbindungen mit einer hohen Bioverfügbarkeit und Wirkungsdauer
gewonnen. Dies ermöglicht
eine Herabsetzung der therapeutischen Dosis für eine bestimmte Wirksamkeit
und folglich eine Verringerung jeglicher unerwünschten Nebenwirkungen.
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Chinazolin-Piperidine
werden durch die obenerwähnte
US-A-3 511 836 und durch EP-A-0 028 473, J. Med. Chem. 30, 1794
(1987) und US-A-4 341 893 beschrieben.
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Insbesondere
beschreibt US-A-3 511 836 u.a. ein 4-Amino-6,7-dimethoxy-chinazolin mit einer
4-Phenylpiperidinogruppe in der 2-Position mit blutdrucksenkender
Wirksamkeit.
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US-A-4
341 893 beschreibt ein 4-Piperidinochinazolin, das mit einer Thienoylgruppe
substituiert ist.
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Die
Verbindungen der vorliegenden Erfindung, wie sie in den beigefügten Patentansprüchen definiert sind,
sind sämtlich
1-(4-Amino-6,7-dimethoxy-2-chinazolinyl)-4-piperidin-Derivate, worin
die Piperidingruppe wie in den Ansprüchen angegeben mit einer heterocyclischen
Gruppe substituiert ist, welche mittels eines ihrer Kohlenstoffatome
direkt an die Piperidingruppe gebunden ist, und weisen bezogen auf
die Verbindungen der obenerwähnten
Dokumente des bisherigen Stands der Technik eine verbesserte blutdrucksenkende
Wirksamkeit auf.
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Neben
der von den Verbindungen der Erfindung gezeigten starken blutdrucksenkenden
Wirkung, die mit der Blockierung des adrenergen alpha1-Rezeptors
zusammenhängt,
können
diese auch eine antagonistische Wirkung auf Serotonin-Rezeptoren
zeigen, die in einigen peripheren Geweben wie der Gefäßmuskulatur und
den Thrombozyten weit verbreitet sind, und dadurch auch den Verstärkungseffekt
von Serotonin auf die vasokonstriktive und thrombozytenaggregierende
Aktivität
von Catecholaminen blockieren.
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Pharmazeutische
Formen der Verbindungen der Erfindung können durch herkömmliche
Techniken in Form von beispielsweise Tabletten, Kapseln, Suspensionen,
Lösungen,
Suppositorien oder Pflastern hergestellt werden und können oral,
parenteral, rektal oder transdermal oder auf anderen zur Erzielung
der therapeutischen Wirkung geeigneten Wegen verabreicht werden,
wie zum Beispiel als feste Präparate
zur oralen Verwendung mit verlängerter
Wirkung, die eine kontrollierte Freisetzung des Wirkstoffes mit
der Zeit ermöglichen.
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Der
Wirkstoff wird dem Patienten gewöhnlich
in einer Referenzdosis verabreicht, die sich zwischen 0,001 bis
1 mg/kg Körpergewicht
pro Dosis bewegen kann. Im Falle einer parenteralen Verabreichung
ist vorzuziehen, ein wasserlösliches
Salz der betreffenden Verbindung wie das Hydrochlorid oder ein anderes
nicht toxisches, pharmazeutisch annehmbares Salz zu verwenden. Die
inaktiven Bestandteile können
Substanzen sein, die gewöhnlich
in pharmazeutischen Präparaten
Verwendung finden, wie zum Beispiel Exzipientien, Bindemittel, Aromastoffe,
Dispergiermittel, Farbstoffe, Feuchthaltemittel etc.
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Das
Verfahren zur Herstellung der Derivate der Erfindung (I) besteht
darin, die Piperidin-Derivate der Formel (II)
in der Ar die oben angegebene
Bedeutung hat, mit 2-Cl-4-amino-6,7-dimethoxy-chinazolin
in einem Lösungsmittel
mit einem hohen Siedepunkt, vorzugsweise Isoamylalkohol, in Gegenwart
oder Abwesenheit einer inerten tertiären Base, die als Protonenakzeptor
wirkt, bei einer Temperatur von 70–150°C für eine Zeitdauer von 1–48 Stunden
zur Reaktion zu bringen und die Verbindungen der Formel (I) durch
Filtration aus dem Reaktionsmedium zu isolieren, vorzugsweise in
Form des Hydrochlorids.
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Die
in der vorliegenden Erfindung verwendeten intermediären Piperidine
der Formel (II), von denen einige Verbindungen sind, die bereits
bekannt sind, wurden auf gleiche Weise wie in US-Patent Nr. 2891066 beschrieben
hergestellt. Dieses Verfahren besteht aus einer Reihe von Reaktionen,
welche umfassen:
- a) Reaktion des aromatischen
Aldehyds Ar-CHO, in dem Ar die oben angegebene Bedeutung hat, mit
Ethylacetoacetat, um die Verbindung der Formel (III) zu erhalten:
- b) Hydrolyse der Verbindung der Formel (III) mit NaOH, um das
Glutarsäure-Derivat
der Formel (IV) zu erhalten:
- c) Behandlung von (IV) mit einem Überschuß an Ammoniak bei hoher Temperatur,
um die Imide der Formel (V) zu erhalten:
- d) Reduktion der Imide (V) mit LiAlH4,
um die gewünschten
Piperidine der Formel (II) zu erhalten.
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Die
folgenden Beispiele werden gegeben, um die Erfindung besser zu erläutern.
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Beispiel 1
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Herstellung von 4-(2-Pyridyl)-bis-ethylacetoacetat
(Verbindung A der Formel III)
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30
ml Ethanol, 50 ml 2-Pyridylcarboxyaldehyd (0,5256 mol), 133 ml Ethylacetoacetat
(1,0513 mol) und 10,4 ml Piperidin (0,1051 mol) wurden der Reihe
nach gemischt.
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Bei
Ende der Zugabe ließ man
die Reaktion unter Rühren
bei 35–40°C für 8 Stunden
fortlaufen. Die Lösungsmittel
und die Reaktanten wurden unter Vakuum verdampft, wobei 166 g eines
dunklen, nicht-bröckeligen öligen Rückstands
erhalten wurden.
- Formel: C18H23NO6. Ausbeute:
0,475 mol (90%)
- DC: Rf 0,20 (Toluol/AcOEt 7:3).
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Die
Verbindung wurde ohne weitere Aufreinigung in der nächsten Reaktion
verwendet.
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Beispiel 2
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Herstellung von 3-(2-Pyridyl)-glutarsäure (Hydrochlorid)
(Verbindung B der Formel IV)
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166
g Verbindung A (Beispiel 1) (0,475 mol) wurden tropfenweise einer
Lösung
zugesetzt, die 800 ml Ethanol und 290 g 65% NaOH in H2O
(4,7303 mol) enthielt. Am Ende der tropfenweisen Zugabe ließ man die Reaktion
am Siedepunkt für
etwa 2 Stunden fortlaufen. Nach dem Abkühlen wurde der gebildete pastenartige Rückstand
mit 400 ml Isopropylalkohol aufgenommen und filtriert. Der Feststoff
wurde in 500 ml H2O gelöst und die erhaltene Lösung wurde
nach dem Abkühlen
mit 37% HCl angesäuert.
Die saure Lösung
wurde unter Vakuum bis zur Trockne eingedampft, der Rückstand
wurde in Methanol aufgenommen, und der feste Niederschlag (NaCl)
wurde verworfen. Die methanolische Lösung wurde bis zur Trockne
eingedampft und lieferte 74 g eines dichten, nichtbröckeligen Öls, das
als solches im nächsten
Schritt verwendet wurde.
- Formel : C10H11NO4·HCl. Ausbeute
: 0,301 mol (63 % )
- DC: Rf 0,49 (n-BuOH/Essigs./H2O 5:2:2).
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Beispiel 3
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Herstellung von 3-(2-Pyridyl)-glurarimid
(Verbindung C der Formel V)
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70
g 3-(2-Pyridyl)glutarsäure-hydrochlorid
(Verbindung B) (0,2489 mol) wurden in 80 ml 28% Ammoniak (1,1398
mol) gelöst.
Dies wurde unter Rühren
auf 80°C
erwärmt,
wo der größte Teil
des überschüssigen Ammoniaks
verdampfte. Das H2O verdampfte ebenfalls,
als die Temperatur 100–110°C erreichte.
Die resultierende halbfeste viskose Messe wurde dann auf 180°C erhitzt,
an welchem Punkt das Ammoniak völlig
entfernt wurde. Sobald die Entwicklung von Ammoniakgas aufhörte, wurde
das Reaktionsgemisch abgekühlt,
und der Rückstand
wurde in Ethylacetat aufgenommen und wurde mit NaHCO3 gewaschen,
um unreagiertes (B) zu entfernen. Die organische Phase wurde dann
mit Wasser gewaschen, getrocknet und eingedampft. Der erhaltene
feste Rückstand
wurde in Isopropylether aufgenommen und filtriert. Nach Trocknung
wurden 32 g Produkt (C) erhalten.
- Formel: C10H10N2O2.
Ausbeute: 0, 1682 mol (59%)
- DC: Rf 0,62 (MeOH/AcOEt 9:1)
- Schmelzpunkt: 126–127°C.
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Beispiel 4
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Herstellung von 4-(2-Pyridyl)-piperidin
(Verbindung D der Formel II)
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25
g LiAlH4 (0,63 mol) wurden in 600 ml wasserfreiem
Tetrahydrofuran (THF) suspendiert. Die Suspension wurde auf 40°C erwärmt, und
es wurden bei dieser Temperatur schrittweise 30 g 3-(2-Pyridyl)-glutarimid
(Verbindung C) (0,1578 mol) zugesetzt.
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Das
Gemisch wurde 12 Stunden unter Rückfluß erhitzt.
Es wurde dann auf –10°C abgekühlt und
unter fortgesetzter Kühlung
durch aufeinanderfolgende Zugabe von 25 ml H2O,
25 ml 30% NaOH und 50 ml H2O hydrolysiert.
Das Gemisch wurde mehrere Stunden ruhen gelassen, und dann wurden
die Salze abfiltriert und die THF-Lösung unter Vakuum bis zur Trockne
eingedampft. Der ölige
Rückstand
wurde in Ether gelöst
und durch Behandlung mit gasförmigem
HCl in das Hydrochlorid überführt. Nach
Trocknung wurden 26 g eines blaßrosa
Feststoffes (Verbindung D) erhalten, der, da er hygroskopisch war,
so bald wie möglich
verwendet wurde.
- Formel : C10H14N2·2HCl.
Ausbeute: 0,11 mol (70%)
- DC: Rf 0,19 (n-BuOH/Essigs./H2O 5:2:2)
- Schmelzpunkt: 252–255°C.
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Beispiel 5
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Herstellung von 1-(4-Amino-6,7-dimethoxy-2-chinazolinyl)-4-(2-pyridyl)-piperidin
(Hydrochlorid) (Verbindung 7 von Tabelle 1)
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20
g 4-(2-Pyridyl)-piperidin·2HCl
(Verbindung D) 0,085 mol) wurden in 100 ml H2O
gelöst.
Die Lösung wurde
mit 50 ml 2N NaOH alkalisch gemacht und durch Waschen mit zwei Partien
von 100 ml Ethylacetat extrahiert. Die organischen Phasen wurden
vereinigt und bis zur Trockne eingedampft, der ölige Rückstand wurde in 300 ml Isoamylalkohol
aufgenommen, dem 20,4 g 2-Chlor-4-amino-6,7-dimethoxy-chinazolin
(0,085 mol) zugesetzt wurden. Das Gemisch wurde 5 Stunden bis zum
Siedepunkt erhitzt, und nach dem Abkühlen wurde der gebildete Niederschlag
abfiltriert und mit Aceton gewaschen. Nach dem Trocknen wurden 24
g der Verbindung 7 erhalten.
- Formel : C20H23N5O2·HC1 .
Ausbeute : 0,06 mol (71% )
- DC: Rf 0,35 (n-BuOH/Essigs./H2O 5:2:2)
- HPLC: (Rt) 23,8 min (siehe Anmerkung 2 von Tabelle 1)
- Schmelzpunkt: 275,7°C
(als DDK)
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Sämtliche
Verbindungen der Formel (I) wurden durch das in Beispiel 5 beschriebene
Verfahren synthetisiert, das heißt, durch die Reaktion von
2-Chlor-4-amino-6,7-dimethoxy-chinazolin mit dem entsprechenden
Piperidin der Formel (II). Tabelle 1, unten, gibt mehrere erfindungsgemäße Derivate
der Formel (I), die auf diese Weise gewonnen wurden, zusammen mit
einigen kennzeichnenden physikalisch-chemischen Eigenschaften an,
ohne daß dies
auf irgendeine Weise für
den Geist und Umfang der Erfindung selbst einschränkend wäre.
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Tabelle
1: Verbindungen der Formel (I)
Anmerkung:
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Tabelle
2 gibt einige physikalisch-chemische Eigenschaften der wie zuvor
beschrieben gewonnenen intermediären
Verbindungen der Formel (II) an, während für solche Verbindungen, die
bereits bekannt sind, außerdem
die entsprechende "Chemical-Abstract-Registry-Nummer" angeführt ist.
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Tabelle
2: Verbindungen der Formel (II)
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BESCHREIBUNG DER PHARMAKOLOGISCHEN
WIRKSAMKEIT
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1) Antiadrenerge Wirksamkeit
in vitro (alpha1-Antagonist)
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Um
die Affinität
der Verbindungen der Erfindung gegenüber den verschiedenen adrenergen alpha1-Rezeptor-Subtypen zu evaluieren, wurden
unter Verwendung von [3H]-Prazosin als markiertem
Binder und Ratten-Submaxillardrüsen
(GSM) als Gewebe, das die adrenerge alpha1A-Rezeptorkomponente
bereitstellt, Rattenleber als Gewebe, das die adrenerge alpha1B-Rezeptorkomponente bereitstellt, und der
menschlichen Prostata als Gewebe, das eine gemischte alpha1A- und alpha1C-Komponente
bereitstellt, Bindungsuntersuchungen durchgeführt. Es ist jedoch anzumerken,
daß immer
noch eine gewisse Uneinigkeit bezüglich der Klassifikation dieses
Rezeptor-Subtyps besteht, der überdies
bereits kloniert wurde [siehe zum Beispiel Pimoule et al., Eur.
J. Pharmacol. 290 (1995), 49–53,
und Yamada et al., Life Sci. 54 (1994), 1845–1854].
- a)
Um die Bindung von [3H] -Prazosin in den
Ratten GSM zu evaluieren, wurde das Verfahren von Michel et al.
(Br. J. Pharmacol.) 88 (1989), 883-889, mit leichten Modifikationen
angewendet. Es wurden zwei symmetrische Rattendrüsen verwendet, um ein Endpellet
mit einer Proteinkonzentration von etwa 400 μg/250 μl zu erhalten. Die experimentellen
Bedingungen waren: spezifische Aktivität des Tracers: 74,4 Ci/mmol; Inkubationszeit
45 min (25°C);
TRIS+EDTA-Puffer pH 7,4.
- b) Um die Bindung von [3H]-Prazosin
in der Rattenleber zu evaluieren, wurde Michels zuvor angeführtes Verfahren
mit den gleichen experimentellen Bindungsbedingungen angewendet.
Es wurde ein Endpellet mit einer Proteinkonzentration von etwa 600 μg/250 μl verwendet.
- c) Um die Bindung von [3H]-Prazosin
in der menschlichen Prostata zu evaluieren, wurde das Verfahren
von Yamada et al. (Life Sci.) 50 (1992), 127–135, mit leichten Modifikationen
angewendet. Es wurde ein Endpellet mit einer Proteinkonzentration
von etwa 350–400 μg/250 μl erhalten.
Inkubationszeit 30 min (25°C); Tris+MgCl2-Puffer pH 7,5.
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Die
mit verschiedenen Verbindungen der Erfindung gewonnenen Ergebnisse
sind in Tabelle 3 angeführt,
welche die IC50-Werte angibt, das heißt die Konzentration
(in Nanomol/Liter) an Antagonist, die in der Lage ist, 50% des [3H]-Prazosins vom Rezeptor zu verdrängen.
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Tabelle
3 : Hemmung der Bindung von [
3H] -Prazosin
(IC
50 ×10
–9M)
in: Ratten-Submaxillardrüsen (GSM)
(Rezeptor-Subtyp alpha
1A) Rattenleber
(Rezeptor-Subtyp alpha
1B) menschlicher
Prostata (Rezeptor-Subtyp alpha
1A + alpha
1C)
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-
Aus
den in Tabelle 3 angegebenen Daten wird ersichtlich, daß viele
der Verbindungen der Erfindung starke Antagonisten der adrenergen
Rezeptor-Subtypen alpha1A, alpha1B und alpha1C sind.
Zum Beispiel zeigen die Verbindungen 4, 5, 7 und die Vergleichsverbindung
9 allgemein eine dem Prazosin entsprechende Wirksamkeit, während die
anderen beiden gewählten
Referenzverbindungen, WB-4101 [J. Med. Chem. 12, (1969), S. 326],
ein starker alpha1A-Anatgonist, und Ketanserin,
ein starker 5-HT2- und alphal-adrenerger
Antagonist, wobei dieser letztere wie Prazosin bei der Behandlung
von menschlichem Bluthochdruck eingesetzt wird, durchschnittlich
um das etwa 10- bis 30fache weniger stark sind.
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2) Anti-Serotonin-Wirksamkeit
in vitro: Kaninchenaorta
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Die
antagonistische Wirksamkeit einiger Verbindungen der Erfindung auf
die kontraktile Wirkung von Serotonin auf isolierte Kaninchenaorta,
die prinzipiell über
die 5-HT2-Rezeptoren bewirkt wird, wird hier mittels Beispiel
dargestellt. Es wurde das Verfahren von Feniuk et al. [Br. J.
-
Pharmacol.
(1985), 86, 697–704]
mit leichten Modifikationen angewendet. Vier aus Kaninchenaorta gebildete
Ringe wurden verbunden, um eine Kette zu bilden; das Präparat wurde
in ein isoliertes Organbad in Gegenwart von Krebs bei 37°C gegeben
und an einem isometrischen Transducer befestigt, wobei eine Spannung
von 2 g angelegt wurde, und die Sauerstoffanreicherung erfolgte
kontinuierlich mit O2-CO2 (95-5
v/v). Es wurde eine Serotonin-Konzentration (0,3 μM) verwendet,
die dazu geeignet war, eine submaximale Kontraktion des Präparates
zu bewirken. Die zu testende Verbindung wurde 10 Minuten vor Stimulation
durch den Agonisten verabreicht; die Verwendung verschiedener Konzentrationen
des Arzneimittels ermöglichte
die Bestimmung des IC50-Wertes, das heißt der Arzneimittelkonzentration
in μg/ml,
die imstande ist, die durch den Agonisten bewirkte Kontraktion um
50% zu antagonisieren. Die auf diese Weise erhaltenen Ergebnisse
sind in untenstehender Tabelle 4 angegeben, die für verschiedene
Verbindungen der Erfindung IC50-Werte angibt,
welche mittels des Regressionsverfahrens an einem Satz von wenigstens
2 Experimenten mit 5 verschiedenen Konzentrationen für jede der
untersuchten Verbindungen berechnet wurden, wobei diese mit für verschiedene Referenzverbindungen
erhaltenen Werten verglichen werden.
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Tabelle
4: Inhibitorischer Effekt (IC
50 μg/ml) auf
die durch 0,3 μM
Serotonin bewirkte Kontraktion in der glatten Gefäßmuskulatur
isolierter Kaninchenaorta
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-
Aus
den in Tabelle 4 angegebenen Daten wird ersichtlich, daß verschiedene
Verbindungen der Erfindung neben ihrer zuvor beschriebenen äußerst starken
antiadrenergen (alpha1) Wirksamkeit auch
eine starke 5-HT2-antagonistische Wirksamkeit
zeigen. Zum Beispiel hat Verbindung 5 einen IC50 von
3,1 μg/ml
(7,6 μM), welcher
etwa 30 Mal geringer ist als der eines äußerst starken und spezifischen
Antagonisten wie Ketanserin (IC50 0,09 μg/ml). Die
anderen untersuchten adrenergen Referenzantagonisten wie Prazosin
und WB-4101 haben sich als inaktiv erwiesen, sofern nicht höhere Dosen
(50 μg/ml)
eingesetzt wurden.
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3) Blutdrucksenkende Wirksamkeit
bei der anästhetisierten
normotensiven Ratte
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Um
die In-vivo-Wirksamkeit zu evaluieren wurden einige Verbindungen
der Erfindung der mit Urethan plus Ketamin anästhetisierten normotensiven
Ratte in Bolusform (iv) verabreicht. Die Verbindungen wurden in wenigstens
drei Dosen in Doppelversuchen verabreicht, um die Berechnung von
ED30-Werten zu ermöglichen, das heißt der Dosis
in mg/kg, welche den basalen arteriellen Mitteldruck um 30% verringert.
Die Verbindungen der Erfindung und mehrere Referenz standards wurden
in verdünnter
Salzsäure
mit einem physiologisch annehmbaren pH verdünnt, und die physiologische
Lösung
wurde in einem Volumen von 3 ml/kg verabreicht. Evaluierungen wurden
in zwei Zeitspannen vorgenommen, das heißt in den Intervallen 0–30 min
und 30–60 min
nach Verabreichung. Die auf diese Weise gewonnenen Werte sind in
untenstehender Tabelle 5 angegeben.
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Tabelle
5: Verringerung des arteriellen Mitteldrucks (ED
30 mg/kg)
bei der anästhetisierten
normotensiven Ratte, bewirkt durch die iv Bolusverabreichung der
angegebenen Verbindungen der Erfindung
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Aus
den in der Tabelle angegebenen Daten wird ersichtlich, daß einige
der Verbindungen der Erfindung wie die Verbindungen 4, 5, 7 und
8 eine dem Prazosin entsprechende blutdrucksenkende Wirksamkeit aufweisen.
Die anderen beiden verwendeten Referenzverbindungen, Verapamil und
WB-1401, sind weniger wirksam.
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4) Antihypertensive Wirksamkeit
bei der spontan hypertensiven Ratte (SHR)
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Einige
der Verbindungen der Erfindung wurden der SHR-Ratte oral verabreicht, wobei verschiedene Konzentrationen
an Produkt verwendet wurden, um die Berechnung von ED20-Werten zu ermöglichen,
das heißt
der Dosis in mg/kg, welche eine 20%ige Verringerung des basalen
systolischen Mitteldrucks 0–120
min nach Verabreichung bewirkt. Es wurden Tiere verwendet, die einen
basalen systolischen Mitteldruck von mindestens 180 mmHg aufwiesen.
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Die
auf diese Weise erhaltenen Werte sind in Tabelle 6 dargestellt,
welche außerdem
für jedes
untersuchte Produkt die durch die 3-mg/kg-Dosis verursachte maximale
Wirkung auf den Blutdruck sowie die Wirkung dieser Dosis auf die
Herzfrequenz angibt.
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Tabelle
6: Verringerung des systolischen arteriellen Drucks bei der spontan
hypertensiven Ratte (SHR), induziert durch die orale Verabreichung
der angegebenen Verbindungen der Erfindung
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Aus
den in der Tabelle angegebenen Daten läßt sich schließen, daß viele
der Verbindungen der Erfindung bei der spontan hypertensiven Ratte
eine starke antihypertensive Wirkung zeigen.
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So
haben sich zum Beispiel die Verbindungen 5, 7 und 8 in diesem Versuch
als etwa so stark wie Prazosin, der alphal-adrenerge Referenzantagonist,
erwiesen. Überdies
scheinen die Verbindungen der Erfindung im getesteten Dosisbereich,
0,3–10
mg/kg, keine Reflex-Tachykardie als Folge der Verringerung des Drucks zu
induzieren. Jedoch erzeugt Prazosin bei der 3-mg/kg-Dosis einen
signifikanten Anstieg der Frequenz von etwa 10% über der Basalfrequenz. von
den anderen zwei getesteten Verbindungen ist WB-4101 inaktiv, wahrscheinlich
aufgrund seiner schlechten Aufnahme durch den oralen Weg, während der
Calciumantagonist Verapamil weniger wirksam ist, insofern als er
den arteriellen Druck bei einer Dosis von 3 mg/kg um höchstens 9%
verringert.
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Ein
weiteres wesentliches und vorteilhaftes Merkmal der Verbindungen
der Erfindung ist der hohe Absorptionsgrad, den sie nach oraler
Verabreichung zeigen, und ihre lange Halbwertszeit. Dies wird deutlich durch
die mit Verbindung 7 erhaltenen Daten belegt, die der Ratte mit
1 mg/kg iv und 15 mg/kg per os verabreicht wurde. Diese Ergebnisse
sind in untenstehender Tabelle 7 angegeben.
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Tabelle
7: Plasmakonzentration (μg/ml)
von Verbindung 7 bei der Ratte Zeit
(Stunden)
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Aus
den angegebenen Daten wird ersichtlich, daß die relative Bioverfügbarkeit
von Verbindung 7 (das heißt
das Verhältnis
AUCos/AUCiv) unter
Einbeziehung der Korrekturen, die zur Berücksichtigung der für die beiden
Verabreichungswege verwendeten verschiedenen Dosen erforderlich
sind, äußerst hoch
ist (etwa 80%).
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Die
für die
terminale Eliminierungsphase errechnete Halbwertszeit ist ebenfalls
hoch (etwa 6 Stunden) und daher viel größer als die in der Literatur
für zum
Beispiel Prazosin berichtete [etwa 2 Stunden – Martindale – 29th Ed. – Seite
496] . Dieses Ergebnis zeigt, daß diese und andere Verbindungen
der Erfindung Menschen vorteilhaft in einer oder höchstens
zwei täglichen
Dosen verabreicht werden können.