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GEBIET DER ERFINDUNG
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Diese
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Auswahl von Nucleinsäureliganden,
die ein Target-Molekül binden
und/oder an dieses photovernetzen und/oder dieses photodeaktivieren.
Das Target-Molekül
kann ein Protein, ein Pathogen oder eine toxische Substanz oder
ein beliebiger biologischer Effektor sein. Die Nucleinsäure-Liganden
der vorliegenden Erfindung enthalten photoreaktive oder chemisch
reaktive Gruppen und sind unter anderem zur Diagnose und/oder Behandlung
von Krankheiten oder pathologischen oder toxischen Zuständen von
Nutzen.
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Das
zugrunde liegende Verfahren, das in dieser Erfindung verwendet wird,
wird SELEX genannt, ein Akronym für „Systematic Evolution of Ligands
by Exponential enrichment".
Eine Verbesserung des hierin beschriebenen SELEX-Verfahrens, genannt
Solution-SELEX, ermöglicht
ein wirksameres Abtrennen zwischen Oligonucleotiden mit hoher und
niedriger Affinität
für ein
Target-Molekül.
Eine Verbesserung der Nucleinsäureprodukte
hoher Affinität
von SELEX ist für
einen beliebigen Zweck von Nutzen, zu dem eine Bindungsreaktion
verwendet werden kann, z. B. in Testverfahren, Diagnoseverfahren,
Zellsortierung, als Inhibitoren der Target-Molekülfunktion, als therapeutische
Mittel, als Sonden, als Maskierungsmittel und dergleichen.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Das
SELEX-Verfahren (hierin im Folgenden SELEX genannt), beschrieben
in der US-Patentanmeldung mit der Seriennr. 07/536.428 (
WO 91/19813 ), eingereicht
am 11. Juni 1990, mit dem Titel Systematic Evolution of Ligands
By Exponential Enrichment, nun fallengelassen, US-Patentanmeldung
mit der Seriennr. 07/714.131 (US 5.475.096), eingereicht am 10.
Juni 1991, mit dem Titel Nucleic Acids Ligands und US-Patentanmeldung
mit der Seriennr. 07/931.473, eingereicht am 17. August 1992, mit
dem Titel Nucleic Acis Ligands, ausgegeben als
US-Patent Nr. 5.270.163 (hierin als
die SELEX-Patentanmeldungen bezeichnet), stellt eine Produktklasse
bereit, bei der es sich um Nucleinsäuremoleküle handelt, wobei jedes eine
einzigartige Sequenz besitzt, jedes von ihnen die Eigenschaft besitzt,
spezifisch an ein(e) ge wünschte(s)
Target-Verbindung oder -Molekül
zu binden. Jedes Nucleinsäuremolekül ist ein
spezifischer Ligand einer/eines bestimmten Target-Verbindung oder
-Moleküls.
SELEX basiert auf einer einzigartigen Erkenntnis, dass Nucleinsäuren ausreichend Kapazität, um eine
Reihe von zwei- oder dreidimensionalen Strukturen zu bilden, sowie
ausreichend chemische Vielseitigkeit innerhalb ihrer Monomere besitzen,
um als Liganden zu agieren (spezifische Bindungspaare zu bilden),
und zwar mit beinahe jeder chemischen Verbindung, egal, ob monomer
oder polymer. Moleküle jeder
Größe können als
Targets fungieren.
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Das
SELEX-Verfahren umfasst die Selektion aus einem Kandidatengemisch
sowie schrittweise Wiederholungen struktureller Verbesserung unter
Verwendung desselben allgemeinen Themas, um beinahe jedes gewünschte Kriterium
der Bindungsaffinität
und -selektivität
zu erhalten. Ausgehend von einem Gemisch an Nucleinsäuren, vorzugsweise
umfassend ein Segment einer randomisierten Sequenz, inkludiert das
Verfahren Schritte des Kontaktierens des Gemisches mit dem Target
unter Bedingungen, welche die Bindung begünstigen, des Abtrennens ungebundener
Nucleinsäuren
von jenen Nucleinsäuren,
die an Target-Moleküle
gebunden haben, des Dissoziierens der Nucleinsäure-Target-Paare, des Amplifizierens
der Nucleinsäuren,
die von den Nucleinsäure-Target-Paaren
dissoziiert sind, um ein ligandangereichertes Gemisch an Nucleinsäuren zu ergeben,
sowie anschließendes
Wiederholen der Schritte der Bindung, des Abtrennens, des Dissoziierens
und Amplifizierens durch so viele Zyklen wie gewünscht.
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Ohne
an eine Theorie gebunden zu sein, basiert SELEX auf der Erkenntnis
der Erfinder, dass es innerhalb eines Nucleinsäuregemisches, das eine große Anzahl
möglicher
Sequenzen und Strukturen enthält, eine
große
Bandbreite von Bindungsaffinitäten
für ein
bestimmtes Target gibt. Ein Nucleinsäuregemisch, umfassend z. B.
ein randomisiertes Segment von 20 Nucleotiden, kann 420 geeignete
Möglichkeiten
besitzen. Jene, welche die höheren
Affinitätskonstanten
für das
Target besitzen, binden mit der größten Wahrscheinlichkeit an
das Target. Nach dem Abtrennen, dem Dissoziieren und der Amplifikation
wird ein zweites Nucleinsäuregemisch
erzeugt, das an Kandidaten mit höherer
Bindungsaffinität
angereichert ist. Zusätzliche
Selektionsrun den führen
zu einer progressiven Bevorzugung der besten Liganden, bis das resultierende
Nucleinsäuregemisch
vorwiegend aus nur einer oder ein paar Sequenzen besteht. Diese
können
anschließend
kloniert, sequenziert und einzeln auf die Bindungsaffinität als reine
Liganden getestet werden.
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Zyklen
der Selektion, der Abtrennung und der Amplifikation werden wiederholt,
bis ein gewünschtes Ziel
erreicht wird. Im allgemeinsten Fall wird die Selektion/Abtrennung/Amplifikation
fortgesetzt, bis bei Wiederholung des Zyklus keine signifikante
Verbesserung der Bindungsstärke
erreicht wird. Das Verfahren kann verwendet werden, um so viele
wie etwa 1018 verschiedene Nucleinsäure-Arten
zu testen. Die Nucleinsäuren des
Testgemisches umfassen vorzugsweise einen Abschnitt einer randomisierten
Sequenz sowie konservierte Sequenzen, die für eine wirksame Amplifikation
notwendig sind. Nucleinsäuresequenzvarianten
können
auf eine Reihe von Arten hergestellt werden, unter anderem durch
die Synthese randomisierter Nucleinsäuresequenzen und Größenselektion
aus zufällig
gespaltenen zellulären
Nucleinsäuren.
Der variable Sequenzabschnitt kann eine vollständige oder partielle Zufallssequenz
enthalten; er kann ebenfalls untergeordnete Abschnitte der konservierten
Sequenz enthalten, die in der randomisierten Sequenz inkorporiert
sind. Die Sequenzvariation in Test-Nucleinsäuren kann durch Mutagenese
vor oder während
der Selektions-/Abtrennungs-/Amplifikations-Wiederholungen eingeführt oder
erhöht
werden.
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Die
Photovernetzung von Nucleinsäuren
an Proteine wurde durch Inkorporation photoreaktiver funktionaler
Gruppen in die Nucleinsäure
erreicht. Photoreaktive Gruppen, die in Nucleinsäuren zum Zweck der Photovernetzung
der Nucleinsäure
an ein assoziiertes Protein inkorporiert wurden, umfassen 5-Bromuracil, 4-Thiouracil,
5-Azidouracil und
8-Azidoadenin (siehe 1).
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Bromuracil
wurde sowohl in DNA als auch in RNA durch Substitution von Bromdesoxyuracil
(BrdU) und Bromuracil (BrU) für
Thymidin bzw. Uracil inkorporiert. BrU-RNA wurde mit 5-Bromuridintriphosphat
anstelle von Uracil unter Verwendung von T7-RNA-Polymerase und einer DNA-Matrize
hergestellt, und sowohl BrU-RNA als auch BrdU-RNA wurden mit 5-Bromuracil-
bzw. 5-Bromdesoxyuracilphosphoramiditen hergestellt, und zwar in
Standard-Nucleinsäure-Synthese
(Talbot et al., Nucleic Acids Res. 18, 3521 (1990)). Manche Beispiele
der Photovernetzung von BrdU-substituierter DNA an assoziierte Proteine
sind Folgende: BrdU-substituierte DNA an Proteine in intakten Zellen
(Weintraub, Cold Spring Harbor Symp. Quant. Biol. 38, 247 (1973));
BrdU-substituierte lac-Operator-DNA an lac-Repressor (Lin und Riggs,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 71, 947 (1974); Ogata und Wilbert, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 74, 4973 (1977); Barbier et al., Biochemistry
23, 2933 (1984); Wick und Matthews, J. Biol. Chem. 266, 6106 (1991));
BrdU-substituierte DNA an EcoRI- und EcoRV-Restriktionsendonucleasen (Wolfes et
al., Eur. J. Biochem. 159, 267 (1986)); Escherichia-coli-BrdU-substituierte
DNA an zyklisches Adenosin-3',5'-Monophosphat-Rezeptorprotein (Katouzian-Safadi
et al., Photochem. Photobiol. 53, 611 (1991)); BrdU-substituiertes
DNA-Oligonucleotid des menschlichen Polyomavirus an Proteine aus
menschlichem fötalem
Hirnextrakt (Khalili et al., EMBO J. 7, 1205 (1988)); ein Hefe-BrdU-substituiertes
DNA-Oligonucleotid an GCN4, einen Hefe-Transkriptionsaktivator (Blatter
et al., Nature 359, 650 (1992)); sowie ein BrdU-substituiertes DNA-Oligonucleotid von
Methanosarcina-Sp. CHT155 an das chromosomale Protein Mc1 (Katouzian-Safadi
et al., Nucleic Acids Res. 19, 4937 (1991)). Es wurde auch über die
Photovernetzung von BrU-substituierter RNA an assoziierte Proteine
berichtet: BrU-substituierte Hefe-Vorläufer-tRNAPhe an
Hefe-tRNA-Ligase (Tanner et al., Biochemistry 27, 8852 (1988)) sowie
eine BrU-substituierte Haarnadel-RNA des R17-Bakteriophagengenoms an das R17-Hüllprotein
(Gott et al., Biochemistry 30, 6290 (1991)).
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4-Thiouracil-substituierte
RNA wurde verwendet, um insbesondere t-RNAs an verschiedene assoziierte
Proteine zu photovernetzen (Favre, in: Bioorganic Photochemistry,
Band 1: Photochemistry and the Nucleic Acids, 379–425, H.
Morrison (Hrsg.), John Wiley & Sons,
New York (1990); Tanner et al., s. o. (1988)). 4-Thiouracil wurde
unter Verwendung von 4-Thiouridintriphosphat und T7-RNA-Polymerase
oder unter Verwendung von Nucleinsäure-Synthese mit dem geeigneten
Phosphoramidit in RNA inkorporiert; es wurde ebenfalls durch Austausch
der Aminogruppe von Cytosin für
eine Thiolgruppe mit Schwefelwasserstoff direkt in RNA inkorporiert.
Ein weiteres Verfahren der ortsspezifischen Inkorporation photoreaktiver
Gruppen in Nucleinsäu ren
umfasst die Verwendung von 4-Thiouridylyl-(3'-5')-guanosin
(Wyatt et al., Genes & Development
6, 2542 (1992)).
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Beispiele
von Photovernetzung von 5-Azidouracil-substituierter und 8-Azidoadenin-substituierter Nucleinsäure an assoziierte
Proteine sind ebenfalls bekannt. Assoziierte Proteine, die vernetzt
wurden, umfassen terminale Desoxynucleotidyltransferase (Evans et
al., Biochemistry 28, 713 (1989); Farrar et al., Biochemistry 30,
3075 (1991)); Xenopus TFIIIA, ein Zink-Finger-Protein (Lee et al.,
J. Biol. Chem. 266, 16478 (1991)); sowie ribosomale E.-coli-Proteine
(Wower et al., Biochemistry 27, 8114 (1988)). 5-Azidouracil und
8-Azidoadenin wurden in DNA unter Verwendung von DNA-Polymerase
oder terminaler Transferase inkorporiert. Proteine wurden auch photochemisch
markiert, indem 8-Azidoadenosin-3',5'-biphosphat,
gebunden an Rinder-Pankreas-Ribonuclease A (Wower et al., Biochemistry
28, 1563 (1989)), sowie 8-Azidoadenosin-5'-triphosphat, gebunden an Ribulose-Biphosphat-Carboxylase/Oxygenase
(Salvucci und Haley, Planta 181, 287 (1990)), angeregt wurden.
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8-Brom-2'-desoxyadenosin als
potentielle photoreaktive Gruppe wurde durch das Phosphoramidit
in DNA inkorporiert (Liu und Verdine, Tetrahedron Lett. 33, 4265
(1992)). Die photochemische Reaktivität muss erst untersucht werden.
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Die
Photovernetzung von 5-Ioduracil-substituierten Nucleinsäuren an
assoziierte Proteine wurde zuvor noch nicht untersucht, wahrscheinlich
da angenommen wurde, dass die Größe der Iod-Gruppe
eine spezifische Bindung der Nucleinsäure an das Protein von Interesse
ausschließt.
Von 5-Iod-2'-desoxyuracil-
und 5-Iod-2'-desoxyuridintriphosphat
wurde jedoch gezeigt, dass sie eine Photobindung an Thymidinkinase
aus E. coli zeigen (Chen und Prusoff, Biochemistry 16, 3310 (1977)).
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Über mechanistische
Studien der photochemischen Reaktivität des 5-Bromuracil-Chromophors wurde berichtet,
umfassend Studien hinsichtlich der Photovernetzung. Am wichtigsten
ist jedoch, dass BrU eine von der Wellenlänge abhängige Photochemie aufweist.
Die Bestrahlung in der Region von 310 nm besetzt einen n,π*-Singulett-Zustand,
der zum Grundzustand zerfällt,
und das Intersystem geht in den Triplett-Zustand niedrigster Energie über (Dietz
et al., J. Am. Chem. Soc. 109, 1793 (1987)), am wahrscheinlichsten
den π,π*-Triplett-Zustand
(Rothman und Kearns, Photochem. Photobiol. 6, 775 (1967)). Der Triplett-Zustand
reagiert mit elektronenreichen Aminosäure-Resten über den anfänglichen Elektronentransfer,
gefolgt von Bildung einer kovalenten Bindung. Die Photovernetzung
von Triplett-5-Bromuracil an die elektronenreichen aromatischen
Aminosäurereste
Tyrosin, Tryptophan und Histidin (Ito et al., J. Am. Chem. Soc.
102, 7535 (1980); Dietz und Koch, Photochem. Photobiol. 46, 971
(1987)) und die disulfidtragende Aminosäure Cystin (Dietz und Koch,
Photochem. Photobiol. 49, 121 (1989)) wurde in Modell-Studien gezeigt.
Sogar die Peptidbindung ist eine potentielle funktionale Gruppe
für die
Photovernetzung an Triplett-BrU (Dietz et al., s. o. (1987)). Etwas
kürzere
Wellenlängen
als 308 nm besetzen sowohl den n,π*-
als auch den π,π*-Singulett-Zustand.
Das π,π*-Singulett
erfährt eine
Kohlenstoff-Brom-Bindungshomolyse sowie eine Intersystem-Kreuzung
mit der Triplett-Kopie (Dietz et al., s. o. (1987)); es kann eine
Intersystem-Kreuzung auftreten, teilweise durch interne Umwandlung
in den n,π*-Singulett-Zustand.
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Die
Kohlenstoff-Brom-Bindungshomolyse führt wahrscheinlich zu Nucleinsäurestrang-Brüchen (Hutchinson
und Köhnlein,
Prog. Subcell. Biol. 7, 1 (1980); Shetlar, Photochem. Photobiol.
Rev. 5, 105 (1980); Saito und Sugiyama, in: Bioorganic Photochemistry,
Band 1: Photochemistry and the Nucleic Acids, 317–378, H. Morrison
(Hrsg.), John Wiley and Sons, New York (1990)). Die von der Wellenlänge abhängige Photochemie wird
in Jablonski-Diagramm in 2 skizziert, und die Modell-Photovernetzungsreaktionen
werden in 3 gezeigt.
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Die
Position von Photovernetzungen aus der Bestrahlung mancher BrU-substituierter
Nucleoproteinkomplexe wurde untersucht. Im lac-Repressor-BrdU-lac-Operator-Komplex wurde eine
Vernetzung mit Tyrosin-17 erstellt (Allen et al., J. Biol. Chem.
266, 6113 (1991)). Im Archaebakterienchromosomen-Protein-MC1-BrdU-DNA-Komplex wurde eine
Vernetzung mit Tryptophan-74 impliziert. Bei Hefe-BrdU-substituiertem DNA-GCN4-Hefe-Transkriptionsaktivator
wurde von einer Vernetzung mit Alanin-238 berichtet (Blatter et al.,
s. o. (1992)). Bei diesem letzteren Beispiel wurde der Nucleoprotein-Komplex
bei 254 nm bestrahlt, der anfänglich
den π,π*-Singulett-Zustand
besetzte.
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Von
den Resultaten mancher Reaktivitäts-
und mechanistischer Studien bezüglich
5-Ioduracil-, 5-Iod-2'-desoxyuracil-, 5-Iod-2'-desoxyuracil-substituierter
DNA sowie 5-Iod-2'-desoxycytosin-substituierter DNA
wurde berichtet. 5-Ioduracil sowie 5-Iod-2'-desoxyuracil
binden an der 5-Postion an Allylsilane, und zwar nach Bestrahlung
in Acetonitril-Wasser mit überschüssigem Silan
mit Emission aus einer Mitteldruck-Quecksilberlampe, die durch Pyrex-Glas
gefiltert wird; es wurde vorgeschlagen, dass der Mechanismus durch
anfängliche
Kohlenstoff-Iod-Bindungshomolyse fortgeführt wird, gefolgt von radikaler
Addition an die π-Bindung des
Allylsilans (Saito et al., J. Org. Chem. 51, 5148 (1986)).
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Aerobe
und anaerobe Photo-Deiodierung von 5-Iod-2'-desoxyuracil-substituierter DNA wurde
als eine Funktion der Anregungswellenlänge untersucht; die intrinsische
Quanten-Ausbeute fällt
um einen Faktor von 4 mit der Bestrahlung in der Region von 313
nm in Bezug auf die Quanten-Ausbeute mit Bestrahlung in der Region
von 240 nm. Es wird vorgeschlagen, dass der Mechanismus bei allen
Wellenlängen
eine anfängliche Kohlenstoff-Iod-Bindungshomolyse
umfasst (Rahn und Sellin, Photochem. Photobiol. 35, 459 (1982)).
Auf ähnliche
Art und Weise wird vorgeschlagen, dass eine Kohlenstoff-Iod-Bindungshomolyse
nach Bestrahlung von 5-Iod-2'-desoxycytidin-substituierter DNA
bei 313 nm auftritt (Rahn und Stafford, Photochem. Photobiol. 30,
449 (1979)). In keiner dieser Studien wurde rein monochromatisches
Licht verwendet. Vor kurzem wurde gezeigt, dass eine 5-Ioduracil-substituierte
Duplex-DNA einen photochemischen Einzelstrang-Bruch erfährt (Sugiyama
et al., J. Am. Chem. Soc. 115, 4443 (1993)).
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Im
Hinblick auf die vorliegende Erfindung ebenfalls von Bedeutung ist
die beobachtete direkte Population der Triplett-Zustände von
5-Bromuracil und 5-Ioduracil aus Bestrahlung der jeweiligen So → T-Absorptionsbanden
in der Region von 350–400
nm (Rothman und Kearns, s. o. (1967)).
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Photophysikalische
Studien des 4-Thiouracil-Chromophors implizieren, dass es sich bei
dem π,π*-Triplett-Zustand
um den reaktiven Zustand handelt. Die Intersystem-Kreuzungs-Quantenausbeute
ist eins oder liegt nahe bei eins. Obwohl eine Photovernetzung innerhalb
von 4-Thiouracil-substituierten Nucleoproteinkomplexen beobachtet
wurde, wurden Aminosäurereste,
die mit angeregtem 4-Thiouracil reaktiv sind, nicht festgelegt (Favre,
s. o. (1990)). Es wurde von der Addition der α-Aminogruppe von Lysin an angeregtes
4-Thiouracil an der 6-Position berichtet; von dieser Reaktion wird
jedoch nicht erwartet, dass sie bei der Photovernetzung innerhalb
von Nucleoproteinkomplexen von Bedeutung ist, da die α-Aminogruppe
in eine Peptidbindung involviert ist (Ito et al., Photochem. Photobiol.
32, 683 (1980)).
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Von
der Photovernetzung von azidtragenden Nucleotiden oder Nucleinsäuren an
assoziierte Proteine wird angenommen, dass sie über die Bildung des Singulett- und/oder Triplett-Nitrens
fortgeführt
wird (Bayley und Knowles, Methods Enzymol. 46, 69 (1977); Czarnecki
et al., Methods Enzymol. 56, 642 (1979); Hanna et al., Nucleic Acids
Res. 21, 2073 (1993)). Die Bildung einer kovalenten Bindung resultiert
aus der Insertion des Nitrens in eine O-H-, N-H-, S-H- oder C-H-Bindung.
Singulett-Nitrene
insertieren sich vorzugsweise in Heteroatom-H-Bindungen und Triplett-Nitrene
in C-H-Bindungen. Singulett-Nitrene können sich auch neu zu Azirinen anordnen,
die zu nucleophilen Additionsreaktionen neigen. Falls eine nucleophile
Stelle eines Proteins angrenzend ist, so kann eine Vernetzung auch über diesen
Weg auftreten. Ein potentielles Problem bei der Verwendung einer
funktionalen Azidgruppe entsteht, wenn sich diese an einer Ortho-Position
zu einem Ring-Stickstoff befindet; das Azid existiert im Gleichgewicht
mit einem Tetrazol, das viel weniger photoreaktiv ist.
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Der
Hüllprotein-RNA-Haarnadel-Komplex
des R17-Bakteriophagen ist aufgrund der Einfachheit des Systems
in vitro ein ideales System für
die Studie der Nucleinsäure-Protein-Photovernetzung.
Das System wurde gut beschrieben und besteht aus einem viralen Hüllprotein,
das mit hoher Affinität
an eine RNA-Haarnadel innerhalb des Phagengenoms bindet. In vivo
spielt die Wechselwirkung des Hüllproteins
mit der RNA-Haarnadel zwei Rollen während der Phagen-Infektion:
das Hüllprotein
dient als Translationsrepressor der Replicase-Synthese (Eggens und
Nathans, J. Mol. Biol. 39, 293 (1969)), und der Komplex dient als
eine Nucleationsstelle zur Enkapsidierung (Ling et al., Virology
40, 920 (1970); Beckett et al., J. Mol. Biol. 204, 939 (1988)).
Viele Variationen der Wildtyp-Haarnadel-Sequenz binden auch an das
Hüllprotein
mit hoher Affinität (Tuerk & Gold, Science
249, 505 (1990); Gott et al., Biochemistry 30, 6290 (1991); Schneider
et al., J. Mol. Biol. 228, 862 (1992)).
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Die
Selektion von Nucleinsäureliganden
gemäß dem SELEX-Verfahren
kann auf eine Reihe an Wegen erreicht werden, z. B. basierend auf
physikalischen Merkmalen. Die Selektion auf der Grundlage physikalischer
Merkmale kann die physikalische Struktur, die elektrophoretische
Mobilität,
die Löslichkeit
sowie das Abtrennungsverhalten umfassen. Die US-Patentanmeldung
mit der Seriennr. 07/960.093 (
WO
94/09158 ), eingereicht am 14. Oktober 1992, mit dem Titel
Method for Selecting Nucleic Acids an the Basis of Structure, hierin spezifisch
durch Verweis aufgenommen, beschreibt die Selektion von Nucleinsäuresequenzen
auf der Basis spezifischen elektrophoretischen Verhaltens. Das SELEX-Verfahren
kann auch zusammen mit anderen Selektionsverfahren, z. B. HPLC,
Säulenchromatographie,
chromatographischen Verfahren allgemein, Löslichkeit in einem bestimmten
Lösungsmittel
oder Abtrennung zwischen zwei Phasen, verwendet werden.
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KURZE ZUSAMMENFASSUNG DER
ERFINDUNG
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In
einer Ausführungsform
umfasst die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Selektion und
Identifikation von Nucleinsäureliganden
aus einem geeigneten Gemisch randomisierter Nucleinsäuresequenzen
auf der Basis der Fähigkeit
der randomisierten Nucleinsäuresequenzen,
an ein Target-Molekül
zu binden und/oder zu photovernetzen. Diese Ausführungsform wird allgemein Kovalente
SELEX genannt und spezifisch PhotoSELEX, wenn Bestrahlung erforderlich
ist, um eine kovalente Bindung zwischen dem Nucleinsäureliganden und
dem Target zu bilden.
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In
einer Variation dieser Ausführungsform
umfasst das Verfahren die Herstellung eines geeigneten Gemisches
an Nucleinsäuresequenzen,
die photoreaktive Gruppen enthalten; das Kontaktieren des geeigneten Gemisches
mit einem Targetmolekül,
worin Nucleinsäuresequenzen
mit erhöhter
Affinität
zum Targetmolekül das
Targetmolekül
binden, wodurch Nucleinsäure-Targetmolekül-Komplexe
gebildet werden; das Bestrahlen des Nucleinsäure-Targetmolekül-Gemisches,
worin manche in Nucleinsäure-Targetmolekül-Komplexe
inkorporierte Nucleinsäuren
mit dem Targetmolekül über die
photoreaktiven funktionalen Gruppen eine Vernetzung eingehen; das
Nutzen der kovalenten Bindung zur Teilung der vernetzten Nucleinsäure-Targetmolekül-Komplexe
von freien Nucleinsäuren
in dem geeigneten Gemisch; sowie das Identifizieren der Nucleinsäuresequenzen,
die mit dem Targetmolekül
photovernetzt wurden. Das Verfahren kann weiters den sich wiederholenden Schritt
der Amplifikation der Nucleinsäuren
umfassen, die eine Photovernetzung mit dem Targetmolekül eingegangen
sind, um ein Gemisch an Nucleinsäuren
zu ergeben, die an Sequenzen angereichert sind, die zu einer Photovernetzung
an das Targetmolekül
in der Lage sind.
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In
einer weiteren Variation dieser Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung werden Nucleinsäureliganden
für ein
Targetmolekül,
das durch SELEX ausgewählt
wurde, weiter auf ihre Fähigkeit,
eine Vernetzung mit dem Target einzugehen, selektiert. Nucleinsäureliganden
für ein
Targetmolekül,
das keine photoreaktiven Gruppen enthält, werden anfänglich durch
das SELEX-Verfahren identifiziert. Photoreaktive Gruppen werden anschließend in
diese ausgewählten
Nucleinsäureliganden
inkorporiert, und die Liganden werden mit dem Targetmolekül in Kontakt
gebracht. Die Nucleinsäure-Targetmolekül-Komplexe
werden bestrahlt, und jene, die zu einer Photovernetzung mit dem
Targetmolekül
in der Lage sind, werden identifiziert.
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In
einer weiteren Variation dieser Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung werden photoreaktive Gruppen in alle möglichen Positionen in den Nucleinsäuresequenzen
des geeigneten Gemisches inkorporiert. 5-Ioduracil und 5-Iodcytosin
können
z. B. an allen Uracil- und Cytosin-Positionen substituiert werden.
Die erste Selektionsrunde wird mit Bestrahlung der Nucleinsäure-Targetmolekül-Komplexe
durchgeführt,
so dass die Selektion für
jene Nucleinsäuresequenzen
auftritt, die zu einer Photovernetzung mit dem Targetmolekül in der Lage
sind. Anschließend
wird SELEX mit jenen Nucleinsäuresequenzen
durchgeführt,
die zu einer Photovernetzung mit dem Targetmolekül in der Lage sind, um Photovernetzungssequenzen
zu selektieren, die am besten in der Lage sind, das Targetmolekül zu binden.
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In
einer weiteren Variation dieser Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung werden mittels SELEX für
eine Anzahl an Runden in Abwesenheit von Bestrahlung Nucleinsäuresequenzen
selektiert, die photoreaktive Gruppen enthalten, was zu einem geeigneten
Gemisch mit einer partiell verstärkten
Affinität
für das
Targetmolekül
führt.
PhotoSELEX wird anschließend
mit Bestrahlung durchgeführt,
um Liganden zu selektieren, die zu einer Photovernetzung mit dem
Targetmolekül
in der Lage sind.
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In
einer weiteren Variation dieser Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung wird SELEX bis zur Vollendung mit Nucleinsäuresequenzen,
die keine photoreaktiven Gruppen enthalten, und Nucleinsäureliganden
für das
ausgewählte
Targetmolekül
durchgeführt.
Basierend auf den Sequenzen der ausgewählten Liganden wird eine Familie
verwandter Nucleinsäuresequenzen
erzeugt, die eine einzelne photoreaktive Gruppe an jeder Nucleotidposition
enthält.
PhotoSELEX wird durchgeführt,
um einen Nucleinsäureliganden
auszuwählen, der
in der Lage ist, eine Photovernetzung mit dem Targetmolekül einzugehen.
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In
einer weiteren Variation dieser Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung wird mittels SELEX, PhotoSELEX oder einer Kombination
dieser Verfahren ein Nucleinsäureligand
ausgewählt,
der in der Lage ist, die Bioaktivität eines Targetmoleküls durch
Bindung und/oder Vernetzung an ein Targetmolekül zu modifizieren.
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In
einer weiteren Variation dieser Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung wird ein Nucleinsäureligand
für ein
einzigartiges Targetmolekül
identifiziert, das mit einem spezifischen Krankheitsprozess assoziiert ist.
In noch einer weiteren Variation dieser Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung wird ein Nucleinsäureligand
für ein
Targetmolekül,
das mit einem Krankheitszustand assoziiert ist, verwendet, um die
Krankheit in vivo zu behandeln.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst weiters Nucleinsäuresequenzen, die photoreaktive
Gruppen enthalten. Die Nucleinsäuresequenzen
können
einzelne oder mehrfache photoreaktive Gruppen enthalten. Weiters
können
die photoreaktiven Gruppen dieselben oder andere sein in einer einzelnen
Nucleinsäuresequenz. Die
in die Nucleinsäuren
der Erfindung inkorporierten photoreaktiven Gruppen umfassen eine
beliebige chemische Gruppe, die in der Lage ist, nach Bestrahlung
eine Vernetzung mit einem Targetmolekül zu bilden. Trotz allem kann
es sein, dass in manchen Fällen
eine Bestrahlung nicht notwendig sein muss, damit es zu einer Vernetzung
kommt.
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Die
Nucleinsäuren
der vorliegenden Erfindung umfassen einzel- und doppelsträngige RNA
und einzel- und doppelsträngige
DNA. Die Nucleinsäuren
der vorliegenden Erfindung können
modifizierte Gruppen enthalten, wie z. B. 2'-Amino-(2'-NH2-) oder
2'-Fluor-(2'-F-)modifizierte
Nucleotide. Die Nucleinsäuren
der vorliegenden Erfindung können
weiters Hauptketten-Modifikationen umfassen.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst weiters das Verfahren, worin geeignete
Gemische, die modifizierte Nucleinsäuren enthalten, hergestellt
werden und im SELEX-Verfahren
verwendet werden, weiters werden Nucleinsäureliganden identifiziert,
welche die Targetspezies binden oder vernetzen. In einem Beispiel
dieser Ausführungsform
besteht das geeignete Gemisch aus Nucleinsäuren, wobei alle Uracil-Reste
durch 5-halogenierte Uracil-Reste ersetzt sind, und Nucleinsäureliganden
werden identifiziert, die kovalente Bindungen mit dem ausgewählten Target
bilden.
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Ebenso
offenbart und Solution-SELEX genannt werden mehrere verbesserte
Verfahren zur Abtrennung zwischen Liganden mit Nucleinsäure-Target-Komplexen
mit hoher und niedriger Affinität,
was in Lösung und
ohne oder vor Verwendung einer Abtrennungsmatrix erreicht wird.
Allgemein ist ein zentrales Thema des Verfahrens von Solution-SELEX,
dass das geeignete Nucleinsäuregemisch
in Lösung
behandelt wird und während
der PCR zu einer bevorzugten Amplifikation der Nucleinsäureliganden
der höchsten
Affinität
oder katalytischer RNAs führt.
Das Solution-SELEX-Verfahren erreicht eine Abtrennung zwischen Nucleinsäure-Target-Komplexen
hoher und niedriger Affinität
durch eine Reihe von Verfahren, umfassend (1) die Primer-Extensions inhibierung,
die zu differenzierbaren cDNA-Produkten führt, so dass die Liganden mit
der höchsten
Affinität
während
der PCR selektiv amplifiziert werden können. Die Primer-Extensionsinhibierung
wird mit der Verwendung von Nucleinsäure-Polymerasen erreicht, umfassend
DNA- oder RNA-Polymerasen, reverse Transkriptase und Qβ-Replicase.
(2) Exonuclease-Hydrolyse-Inhibierung, die ebenfalls nur zu den
Liganden mit der höchsten
Affinität
führt,
die während
der PCR amplifizieren. Dies wird durch die Verwendung einer beliebigen doppelsträngigen 3' → 5'-Exonuclease erreicht. (3) Linear-zu-Kreis-Bildung
zur Erzeugung differenzierbarer cDNA-Moleküle, die während der PCR zur Amplifikation
nur der Liganden mit der höchsten
Affinität
führen.
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In
einer Ausführungsform
des Solution-SELEX-Verfahrens wird die Synthese von cDNAs, die Oligonucleotiden
mit geringer Affinität
entsprechen, vorzugsweise blockiert und dadurch mittels PCR nicht
amplifizierbar gemacht. In einer weiteren Ausführungsform werden Oligonucleotide
mit geringer Affinität
vor der PCR-Amplifikation vorzugsweise mittels Affinitätssäulenchromatographie
entfernt. Alternativ dazu können
Oligonucleotide mit hoher Affinität vorzugsweise mittels Affinitätssäulenchromatographie
entfernt werden. In einer weiteren Ausführungsform des SELEX-Verfahrens
werden cDNAs, die den Oligonucleotiden hoher Affinität entsprechen,
vorzugsweise resistent gegen Nucleaseenzymverdau gemacht. In einer
weiteren Ausführungsform
werden cDNAs, die den Oligonucleotiden niedriger Affinität entsprechen,
vorzugsweise enzymatisch oder chemisch abbaubar gemacht.
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Solution-SELEX
ist eine Verbesserung gegenüber
Abtrennungs-Schemata nach dem Stand der Technik. Die Abtrennung
wird erreicht, ohne irrtümlicherweise
auch Liganden auszuwählen,
die nur Affinität
für die Abteilungsmatrix
besitzen, die Geschwindigkeit und die Genauigkeit der Abtrennung
wird erhöht,
und das Verfahren kann leicht automatisiert werden.
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Die
vorliegende Offenbarung stellt nicht einschränkende Beispiele bereit, die
der Veranschaulichung und als Beispiel der Erfindung dienen. Andere
Abtrennungs- Schemata
und Verfahren der Selektion von Nucleinsäureliganden durch Bindung und
Photovernetzung an ein Targetmolekül werden für den Fachmann auf dem Gebiet
der Erfindung aus der vorliegenden Offenbarung ersichtlich.
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KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
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1 zeigt
Strukturen photoreaktiver Chromophore, die in Nucleinsäuren inkorporiert
wurden.
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2 zeigt
ein Jablonski-Energieniveau-Diagramm für den 5-Bromuracil-Chromophor
und die Reaktivität
der verschiedenen angeregten Zustände.
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3 zeigt
die Modellreaktionen für
die Photovernetzung des 5-Bromuracil-Chromophors an Aminosäurereste,
wie z. B. Tyrosin, Tryptophan, Histidin und Cystin.
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4 vergleicht
die UV-Absorption durch Thymidin, 5-Bromuracil, 5-Ioduracil und
L-Tryptophan in TMK-Puffer,
pH 8,5 (100 mM Tris(hydroxymethyl)aminomethanhydrochlorid, 10 mM
Magnesiumacetat und 80 mM Kaliumchlorid). Die Emissionswellenlängen der
XeCl- und HeCd-Laser sind ebenfalls angegeben. Von besonderer Bedeutung
ist die Absorption durch 5-Ioduracil bei 325 nm ohne Absorption
durch Tryptophan oder Thymidin. Der molare Extinktionskoeffizient
für 5-Ioduracil
bei 325 nm liegt bei 163 l/mol·cm.
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5 zeigt
Strukturen photoreaktiver Chromophore, die in randomisierte Nucleinsäuresequenzen
inkorporiert werden können.
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6 zeigt
die Strukturen von Haarnadel-RNA-Sequenzen, und zwar von RNA-1 (Seq.-ID
Nr. 1), RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2) und RNA-3 (Seq.-ID Nr. 3), enthaltend
5-Bromuracil, 5-Ioduracil
bzw. Uracil. Dies sind Varianten der Wildtyp-Haarnadel des R17-Bakteriophagen-Genoms,
die eng an das R17-Hüllprotein
binden.
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7 zeigt
Bindungskurven für
RNA-1 (Seq.-ID Nr. 1), RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2) und RNA-3 (Seq.-ID
Nr. 3) an R17-Hüllprotein.
Die von den Bindungskurven berechneten Bindungskonstanten werden
ebenfalls dargestellt.
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8 zeigt
den Prozentsatz von RNA-1 (Seq.-ID Nr. 1) und RNA-2 (Seq.-ID Nr.
2), photovernetzt an R17-Hüllprotein,
mit monochromatischer Bestrahlung bei 308 nm aus einem XeCl-Excimer-Laser
als eine Funktion der Zeit. Die Photovernetzung von RNA-1 (Seq.-ID
Nr. 1) wies aufgrund von kompetitivem Photoschaden des Hüllproteins
während
der Bestrahlungsperiode bei 40% ein Maximum auf. Weniger Photoschaden
des Hüllproteins
trat aufgrund der kürzeren
Bestrahlungszeit bei RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2) auf.
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9 zeigt
den Prozentsatz von RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2), photovernetzt an R17-Hüllprotein, mit monochromatischer
Bestrahlung bei 325 nm aus einem HeCd-Laser als eine Funktion der
Zeit. Die Daten sind auch im ursprünglichen elektrophoretischen
Gelformat dargestellt. Das Symbol IU XL markiert RNA, die mit Protein vernetzt
ist. Eine beinahe quantitative Ausbeute der Photovernetzung wurde
erhalten.
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10 zeigt den Prozentsatz von RNA-1 (Seq.-ID Nr.
1) und RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2), photovernetzt mit R17-Hüllprotein,
mit Breitbandbestrahlung in der Region von 312 nm aus einem Transilluminator
als eine Funktion der Zeit. Es wurden aufgrund des Photoschadens
des Proteins und möglicherweise
der RNA-Sequenzen weniger als quantitative Ausmaße an Photovernetzung erhalten.
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11 zeigt die Bildung desselben Produkts, Struktur
6, aus Bestrahlung bei 308 nm von 5-Ioduracil und 5-Bromuracil in
Gegenwart von überschüssigem N-Acetyltyrosin-N-ethylamid (Struktur
5).
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12 zeigt die Photovernetzung von RNA-7 (Seq.-ID
Nr. 4) an R17-Hüllprotein
mit 308 nm Licht, gefolgt von enzymatischem Verdau des größten Teils
des Hüllproteins.
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13 zeigt die Bildung einer komplementären DNA
aus der RNA-Matrize nach enzymatischem Verdau des Hüllproteins
aus 12 (Seq.-ID Nr. 4).
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14 zeigt das Polyacrylamidgel aus Beispiel 8,
welches die Produktion einer cDNA aus einer RNA-Matrize darstellt,
die modifizierte Nucleotide trägt,
wie in 12 und 13 dargestellt.
Die modifizierten Nucleotide waren 5-Ioduracil und Uracil, das an
der 5-Position mit einem kleinen Peptid substituiert war. Basierend
auf Modellstudien, die in 11 dargestellt
sind, band das Peptid über
den Phenolring eines Tyrosinrests mit der größten Wahrscheinlichkeit an
das Uracil.
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15 zeigt die Photovernetzung von [α-32P]-GTP-markierter Pool-RNA an HIV-1-Rev-Protein unter Verwendung
von tRNA-Konkurrenz.
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16 (Seq.-ID Nr. 5–55) zeigt die Sequenz des
zuvor identifizierten RNA-Liganden zu HIV-1-Rev-Protein, die hierin
als 6a (Seq.-ID Nr. 5) bezeichnet wird. Es werden auch 52 Sequenzen
aus Runde 13 gezeigt, die zur Photovernetzung an HIV-1-Rev-Protein ausgewählt wurden.
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17 (Seq.-ID Nr. 56–57) zeigt den Konsensus für Klasse-1-Liganden
und Klasse-2-Liganden.
Klasse 1: sekundäre
Konsensus-Struktur für
Klasse-1- und Klasse-2-Moleküle. N1-N1' zeigt 1–2 komplementäre Basenpaare;
N2-N2' zeigt 1–4 komplementäre Basenpaare,
D-H' ist ein A-U-,
U-A- oder G-C-Basenpaar; K-M' ist ein
G-C- oder U-A-Basenpaar (16). Klasse 2: Fettgedruckte Sequenzen
zeigen die hochgradig konservierten 10 Nucleotide, die Klasse-2-Moleküle beschreiben;
die Basenpaarung erfolgt mit dem fixierten 5'-Ende des Moleküls.
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18 (Seq.-ID Nr. 58) zeigt die Sequenz
und die prognostizierte Sekundärstruktur
von trunc2 (A). Es wird auch (B) ein Gel gezeigt, das die Spezifität der trunc2-Photovernetzung
an ARM-Proteine zeigt.
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19 zeigt die Sequenz und die prognostizierte
Sekundärstruktur
von trunc24 (Seq.-ID Nr. 59) (A). Es wird auch (B) ein Gel gezeigt,
das die Spezifität
der laserunabhängigen
Vernetzung an ARM-Proteine zeigt.
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20 zeigt die photounabhängige trunc24-Vernetzung (Seq.-ID
Nr. 59) mit HIV-1-Rev
in Gegenwart menschlicher Kern-Extrakte.
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21 zeigt das zyklische Verhältnis zwischen SELEX-Schritten.
Ein einzelsträngiges
Nucleinsäure-Repertoire
an geeigneten Oligonucleotiden wird durch etablierte Verfahren auf
einem Nucleinsäure-Synthesegerät erzeugt
und mittels PCR amplifiziert, um eine Population doppelsträngiger DNA-Moleküle zu erzeugen.
Geeignete DNA- oder RNA-Moleküle
werden durch asymmetrische PCR bzw. Transkription erzeugt, gereinigt,
und es wird ihnen ermöglicht,
mit einem Targetmolekül
zu komplexieren. Darauf folgt das Abtrennen von gebundenen und ungebundenen
Nucleinsäuren,
Synthese von cDNA und PCR-Amplifikation, um doppelsträngige DNA
zu erzeugen.
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22 zeigt eine Ausführungsform des Solution-SELEX-Verfahrens,
bei der die Primer-Extensionsinhibierung verwendet wird, um differenzierbare
cDNA-Pools zu erzeugen – ein
amplifizierbarer Oligonucleotid-cDNA-Pool hoher Affinität und ein
nicht amplifizierbarer Oligonucleotid-cDNA-Pool niedriger Affinität. In dieser
Ausführungsform
wird die erste cDNA-Extension in Gegenwart von Kettenabbruch-Nucleotiden,
wie z. B. ddG, durchgeführt.
Nach der Entfernung des Targetmoleküls und der Didesoxynucleotide
wird die zweite cDNA-Extension in Gegenwart von vier dNTPs durchgeführt. cDNA
voller Länge
wird vorzugsweise aus den Oligonucleotiden hoher Affinität synthetisiert,
und dadurch wird der cDNA-Pool hoher Affinität im darauf folgenden PCR-Schritt
amplifiziert.
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23 zeigt den zyklischen Solution-SELEX-Prozess
für die
in 22 dargestellte Ausführungsform.
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24 zeigt eine Ausführungsform des zyklischen Solution-SELEX-Prozesses,
worin das Trennen von Oligonucleotiden mit hoher und niedriger Affinität für ein Targetmolekül mittels
Restriktionsenzymverdau erreicht wird. In dieser Ausführungsform
wird die erste cDNA-Extension mit vier dNTPs erreicht und führt zu cDNAs,
die den Oligonucleotiden geringer Affinität entsprechen. Das Target wird
anschließend
entfernt, und eine zweite cDNA-Extension wird in Gegenwart modifizierter
Nucleotide durchgeführt,
die gegenüber
enzymatischem Verdau resistent sind. Die cDNA-Pools werden anschließend mit
Restriktionsenzym inkubiert, und nur der cDNA-Pool, der den Oligonucleotiden
hoher Affinität
entspricht, ist im darauf folgenden PCR-Schritt amplifizierbar.
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25 zeigt eine Ausführungsform des zyklischen Solution-SELEX-Prozesses,
worin das Trennen von Oligonucleotiden mit hoher und niedriger Affinität für ein Targetmolekül mittels
Affinitätschromatographie erreicht
wird. Die erste cDNA-Extension wird in Gegenwart eines modifizierten
Nucleotids, wie z. B. eines biotinylierten Nucleotids, durchgeführt, das
es dem cDNA-Pool, der dem Oligonucleotid niedriger Affinität entspricht,
ermöglicht,
auf einer Affinitätssäule zurückgehalten
zu werden.
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26 zeigt eine Ausführungsform des Solution-SELEX-Prozesses,
worin das Trennen von Oligonucleotiden mit hoher und niedriger Affinität für ein Targetmolekül mittels
Exonuclease-Inhibierung erreicht wird und zur Bildung einer doppelsträngigen Nucleinsäure-Population
mit hoher Affinität
für das
Targetmolekül
führt.
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27 zeigt eine Ausführungsform des Solution-SELEX-Prozesses,
worin katalytische Nucleinsäuren ausgewählt und
isoliert werden.
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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung umfasst eine Variation des SELEX-Verfahrens
zur Auswahl von Nucleinsäureliganden.
Das Verfahren einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung, genannt Kovalente SELEX oder PhotoSELEX,
identifiziert und se lektiert Nucleinsäureliganden, die in der Lage
sind, Targetmoleküle
zu binden und/oder zu photovernetzen.
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Diese
Anmeldung stellt auch ein Verfahren zur verbesserten Abtrennung
von Nucleinsäureliganden bereit,
die mittels SELEX-Verfahren identifiziert wurden.
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In
seiner grundlegendsten Form kann das SELEX-Verfahren durch die folgende
Serie an Schritten definiert werden:
- 1) Ein
geeignetes Nucleinsäuregemisch
mit sich unterscheidender Sequenz wird hergestellt. Das geeignete Gemisch
umfasst im Allgemeinen Regionen fixierter Sequenzen (d. h. jedes
der Mitglieder des geeigneten Gemisches enthält dieselben Sequenzen an derselben
Position) sowie Regionen randomisierter Sequenzen. Die Regionen
fixierter Sequenzen werden entweder selektiert: a) um die unten
stehend beschriebenen Amplifikationsschritte zu unterstützen; b)
um eine Sequenz zu imitieren, von der bekannt ist, dass sie an das
Target bindet; oder c) um das Potential einer gegebenen strukturellen
Anordnung der Nucleinsäuren
in dem geeigneten Gemisch zu verstärken. Die randomisierten Sequenzen
können
vollständig
randomisiert werden (d. h. die Wahrscheinlichkeit, eine Base an
einer beliebigen Position zu finden, liegt bei eins zu vier) oder
nur partiell randomisiert werden (z. B. kann die Wahrscheinlichkeit,
eine Base an einer beliebigen Position zu finden, in einem beliebigen
Ausmaß zwischen
0 und 100 Prozent ausgewählt
werden).
- 2) Das geeignete Gemisch wird mit dem ausgewählten Target unter Bedingungen
kontaktiert, die für
die Bindung zwischen dem Target und Mitgliedern des Kandidatengemisches
günstig
sind. Unter diesen Umständen
kann die Wechselwirkung zwischen dem Target und den Nucleinsäuren des
geeigneten Gemisches als Bildung von Nucleinsäure-Target-Paaren zwischen
dem Target und den Nucleinsäuren
mit der stärksten
Affinität
für das
Target angesehen werden.
- 3) Die Nucleinsäuren
mit der höchsten
Affinität
für das
Target werden von jenen Nucleinsäuren
mit geringerer Affinität
für das
Target abgetrennt. Da nur eine besonders kleine Anzahl an Sequenzen
(und möglicherweise
nur ein Nucleinsäuremolekül), die
den Nucleinsäuren
höchster
Affinität
entspricht, im geeigneten Gemisch existiert, ist es im Allgemeinen
wünschenswert,
die Abtrennungskriterien so festzulegen, dass eine signifikante
Menge der Nucleinsäuren
im geeigneten Gemisch (etwa 5–10%)
während
der Abtrennung zurückbehalten
wird.
- 4) Jene Nucleinsäuren,
die während
der Abtrennung als die relativ gesehen höhere Affinität an das
Target aufweisenden ausgewählt
werden, werden anschließend
amplifiziert, um ein neues geeignetes Gemisch zu erzeugen, das bezüglich der
Nucleinsäuren
mit einer relativ gesehen höheren
Affinität
für das
Target angereichert ist.
- 5) Durch Wiederholen der oben genannten Abtrennungs- und Amplifikationsschritte
enthält
das neu gebildete geeignete Gemisch weniger und weniger einzigartige
Sequenzen, und das durchschnittliche Ausmaß der Affinität des Nucleinsäuregemisches
für das
Target nimmt im Allgemeinen zu. Im Extremfall ergibt das SELEX-Verfahren ein geeignetes
Gemisch, das eine oder eine kleine Anzahl einzigartiger Nucleinsäuren enthält, welche
jene Nucleinsäuren
aus dem ursprünglichen
geeigneten Gemisch mit der höchsten
Affinität zum
Targetmolekül
darstellen.
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Die
SELEX-Patentanmeldungen beschreiben und erklären dieses Verfahren sehr ausführlich.
Inkludiert sind Targets, die in diesem Verfahren verwendet werden
können;
Verfahren zur Herstellung des anfänglichen geeigneten Gemisches;
Verfahren zur Abtrennung von Nucleinsäuren innerhalb eines geeigneten
Gemisches; sowie Verfahren zur Amplifikation abgetrennter Nucleinsäuren, um
angereicherte geeignete Gemische zu erzeugen. Die SELEX-Patentanmeldungen
beschreiben auch Ligandenlösungen,
die für
eine Reihe von Target-Spezies erhalten wurden, unter anderem beide
Protein-Targets, worin das Protein ein Nucleinsäurebindungsprotein ist und
nicht ist.
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Abtrennung
bedeutet einen beliebigen Prozess, worin Liganden, die an Targetmoleküle gebunden sind,
von Nucleinsäuren
getrennt werden können,
die nicht an Targetmoleküle
gebunden sind. Noch weiter gefasst, ermöglicht die Abtrennung die Trennung
aller Nucleinsäuren
in einem geeigneten Gemisch in zumindest zwei Pools, basierend auf
ihrer relativen Affinität
zum Targetmolekül.
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Die
Abtrennung kann durch verschiedene Verfahren erreicht werden, die
nach dem Stand der Technik bekannt sind. Nucleinsäure-Protein-Paare
können
an Nitrocellulosefilter gebunden werden, während dies bei ungebundenen
Nucleinsäuren
nicht der Fall ist. Säulen,
die spezifisch Nucleinsäure-Target-Komplexe
zurückbehalten,
können
zur Abtrennung verwendet werden. Oligonucleotide, die in der Lage
sind, mit einem Targetmolekül
zu assoziieren, das auf einer Säule
gebunden ist, ermöglichen
z. B. die Verwendung einer Säulenchromatographie
zur Abtrennung und Isolation der Nucleinsäureliganden mit der höchsten Affinität. Die Flüssig-Flüssig-Abtrennung
kann ebenso wie auch die Filtrationsgel-Retardation und die Dichtegradienten-Zentrifugierung verwendet
werden.
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I. PhotoSELEX
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Die
vorliegende Erfindung umfasst Nucleinsäureliganden, die Targetmoleküle binden,
photovernetzen und/oder photodeaktivieren. Die Bindung, wie hierin
beschrieben, bezieht sich im Allgemeinen auf die Bildung einer kovalenten
Bindung zwischen dem Liganden und dem Target, obwohl eine solche
Bindung nicht notwendigerweise irreversibel ist. Gewisse Nucleinsäureliganden
der vorliegenden Erfindung enthalten photoreaktive Gruppen, die
in der Lage sind, mit dem Targetmolekül nach Bestrahlung mit Licht
eine Photovernetzung einzugehen. Zusätzliche Nucleinsäureliganden
der vorliegenden Erfindung sind zu einer Bindungsbildung mit dem
Target in Abwesenheit von Bestrahlung in der Lage.
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In
einer Ausführungsform
umfasst die vorliegende Erfindung Nucleinsäureliganden, die einzel- oder doppelsträngige RNA-
oder DNA-Oligonucleotide sind. Die Nucleinsäureliganden der vorliegenden
Erfindung können
photoreaktive Gruppen enthalten, die zu einer Vernetzung mit dem
ausgewählten
Targetmolekül
bei Bestrahlung mit Licht in der Lage sind. Weiters umfasst die
vorliegende Erfindung Nucleinsäureliganden,
die eine beliebige Modifikation davon enthalten. Ein Verweis auf
eine photoreak tive Gruppe hierin kann einfach auf eine relativ einfache
Modifikation eines natürlichen
Nucleinsäurerests
verweisen, die dem Nucleinsäurerest eine
erhöhte
Reaktivität
oder Photoreaktivität
verleiht. Solche Modifikationen umfassen, sind jedoch nicht eingeschränkt auf,
Modifikationen an exozyklischen Cytosin-Aminen, Substitution mit
halogenierten Gruppen, z. B. 5'-Brom-
oder 5'-Iod-Uracil,
Modifikation an der 2'-Position, z. B. 2'-Amino-(2'-NH2-)
und 2'-Fluor-(2'-F-)Hauptkettenmodifikationen,
Methylierungen, ungewöhnliche
Basenpaarungskombinationen und dergleichen. Die Nucleinsäureliganden
der vorliegenden Erfindung können
z. B. modifizierte Nucleotide umfassen, wie z. B. 2'-NH2-Ioduracil,
2'-NH2-Iodcytosin,
2'-NH2-Iodadenin,
2'-NH2-Bromuracil, 2'-NH2-Bromcytosin und
2'-NH2-Bromadenin.
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In
einer Ausführungsform
des PhotoSELEX-Verfahrens der vorliegenden Erfindung wird eine randomisierte
Gruppe an Nucleinsäuresequenzen,
die photoreaktive Gruppen enthalten, genannt geeignetes Gemisch,
mit einer Menge des Targetmoleküls
gemischt, und es wird ihr ermöglicht,
eine Gleichgewichtsbindung mit dem Targetmolekül aufzubauen. Das Nucleinsäure-Targetmolekül-Gemisch
wird anschließend
mit Licht bestrahlt, bis die Photovernetzung abgeschlossen ist,
wie mittels Polyacrylamidgelelektrophorese angezeigt. Nur manche
jener Nucleinsäuren,
die eng an die Targetmoleküle
binden, gehen eine wirksame Vernetzung mit dem Target ein.
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Das
geeignete Gemisch der vorliegenden Erfindung besteht aus Nucleinsäuresequenzen
mit randomisierten Regionen, umfassend chemisch reaktive oder eine
photoreaktive Gruppe oder Gruppen. Bei den reaktiven Gruppen handelt
es sich vorzugsweise um modifizierte Nucleinsäuren. Die Nucleinsäuren des
geeigneten Gemisches umfassen vorzugsweise einen randomisierten
Sequenzabschnitt sowie konservierte Sequenzen, die für eine wirksame
Amplifikation notwendig sind. Der variable Sequenzabschnitt kann
eine vollständige
oder teilweise Zufallssequenz enthalten, er kann auch Unter-Abschnitte
einer konservierten Sequenz enthalten, die in die randomisierten
Sequenzregionen inkorporiert sind.
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Jedes
Oligonucleotidmitglied des geeigneten Gemisches enthält vorzugsweise
zumindest eine chemisch reaktive oder photoreaktive Gruppe. Weiters
kann jedes Oli gonucleotidmitglied des geeigneten Gemisches an jeder
Position partiell oder vollständig
durch modifizierte Nucleotide substituiert sein, die reaktive Gruppen
enthalten. Das geeignete Gemisch kann auch aus Oligonucleotiden
bestehen, die mehr als einen Typ einer reaktiven Gruppe enthalten.
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Die
durch die Nucleinsäureliganden
der vorliegenden Erfindung gebundenen und/oder photovernetzten Targetmoleküle sind
normalerweise Proteine und werden basierend auf ihrer Rolle bei
Krankheit und/oder Toxizität
ausgewählt.
Beispiele sind Enzyme, für
die ein Inhibitor gewünscht
wird, oder Proteine, deren Detektion gewünscht wird. Das Targetmolekül kann jedoch
eine beliebige Verbindung von Interesse sein, für die ein Ligand gewünscht wird.
Ein Targetmolekül
kann ohne Einschränkung
ein Protein, Peptid, Kohlenhydrat, Polysaccharid, Glykoprotein,
Hormon, Rezeptor, Antigen, Antikörper,
Virus, Substrat, Metabolit, Übergangszustand-Analogon,
Cofaktor, Inhibitor, Arzneimittel, Farbstoff, Nährstoff, Wachstumsfaktor etc.
sein.
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Eine
photoreaktive Gruppe für
den Zweck dieser Anmeldung ist vorzugsweise ein modifiziertes Nucleotid,
das einen Photochromophor enthält
und in der Lage ist, mit einer Target-Spezies zu photovernetzen. Obwohl
hierin als photoreaktive Gruppen bezeichnet, ist in manchen Fällen, wie
unten stehend beschrieben, Bestrahlung nicht notwendig, damit es
zu einer kovalenten Bindung zwischen dem Nucleinsäureliganden
und dem Target kommt. Die photoreaktive Gruppe absorbiert vorzugsweise
Licht in einem Spektrum der Wellenlänge, das nicht vom Target oder
den nicht-modifizierten Abschnitten des Oligonucleotids absorbiert
wird. Diese Erfindung umfasst, ist jedoch nicht eingeschränkt auf,
Oligonucleotide, die eine photoreaktive Gruppe enthalten, die aus
Folgendem ausgewählt
ist: 5-Bromuracil (BrU), 5-Ioduracil (IU), 5-Bromvinyluracil, 5-Iodvinyluracil, 5-Azidouracil,
4-Thiouracil, 5-Bromcytosin, 5-Iodcytosin, 5-Bromvinylcytosin, 5-Iodvinylcytosin,
5-Azidocytosin, 8-Azidoadenin, 8-Bromadenin, 8-Iodadenin, 8-Azidoguanin,
8-Bromguanin, 8-Iodguanin, 8-Azidohypoxanthin, 8-Bromhypoxanthin,
8-Iodhypoxanthin, 8-Azidoxanthin, 8-Bromxanthin, 8-Iodxanthin, 5-Bromdesoxyuridin,
8-Brom-2'-desoxyadenin,
5-Iod-2'-desoxyuracil,
5-Iod-2'-desoxycytosin, 5-[(4-Azidophenacyl)thio]cytosin,
5-[(4-Azidophenacyl)thio]uracil, 7- Deaza-7-iodadenin, 7-Deaza-7-iodguanin,
7-Deaza-7-bromadenin und 7-Deaza-7-bromguanin (5). In
einer Ausführungsform
sind die photoreaktiven Gruppen 5-Bromuracil (BrU) und 5-Ioduracil (IU).
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Die
photoreaktiven Gruppen der vorliegenden Erfindung sind in der Lage,
bei Bestrahlung eines assoziierten Nucleinsäure-Target-Paars Bindungen
mit den Target-Spezies
zu bilden. Das assoziierte Paar wird hierin als ein Nucleoprotein-Komplex
bezeichnet, und in manchen Fällen
ist eine Bestrahlung für
das Auftreten einer Bindungsbildung nicht erforderlich. Die Photovernetzung,
die typischerweise auftritt, besteht in der Bildung einer kovalenten
Bindung zwischen der assoziierten Nucleinsäure und dem Target. Es kann
jedoch bei Bestrahlung auch eine enge ionische Wechselwirkung zwischen
der Nucleinsäure
und dem Target auftreten.
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In
einer Ausführungsform
tritt die Photovernetzung aufgrund von elektromagnetischer Bestrahlung
auf. Elektromagnetische Bestrahlung umfasst ultraviolettes Licht,
sichtbares Licht, Röntgenstrahlen
und Gammastrahlen. 5-Halogen-substituierte Desoxyuracile und Desoxycytosine
sensibilisieren Zellen bekanntermaßen für ionisierende Strahlung (Szybalski,
Cancer Chemother. Rep. 58, 539 (1974)).
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Vernetzungsexperimente
haben gezeigt, dass eine genaue Nebeneinanderstellung von entweder
IU oder BrU und einem Tyrosin, Tryptophan oder Histidin für eine hohe
Ausbeute an Vernetzung erforderlich ist. Die vorliegende Erfindung
profitiert von dieser Erkenntnis mit einer Selektion für Vernetzungsmoleküle mit zufällig inkorporierten
photoreaktiven Gruppen. In einer Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung werden die photoreaktiven Gruppen 5-Bromuracil (BrU) oder
5-Ioduracil (IU) mittels T7-Polymerase-Transkription
in RNA inkorporiert, wobei das 5-Halogenuridintriphosphat anstelle
von Uridintriphosphat vorhanden ist. Die Inkorporation wird unter
Verwendung eines Gemisches aus 5-Halogenuridintriphosphat und Uridintriphosphat
oder nur 5-Halogenuridintriphosphat erhalten. Eine randomisierte
Reihe 32P- oder 33P-markierter oder unmarkierter RNA-Sequenzen
wird aus einer randomisierten Reihe an DNA-Matrizen erhalten, synthetisiert
unter Verwendung von Standardverfahren.
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Die
randomisierte Reihe an RNA-Oligonucleotiden, die BrU oder IU enthalten,
wird mit einer Menge eines Targetproteins gemischt. Der photoreaktive
Chromophor wird zufällig
als BrU oder IU anstelle von Uracil unter Verwendung von Standardverfahren
in RNA inkorporiert. Das RNA-Targetprotein-Gemisch wird mit nahem
ultraviolettem Licht im Bereich von 300 bis 325 nm bestrahlt, bis
die Photovernetzung beendet ist. Nur jene photoreaktiven Gruppen
neben einem reaktiven Aminosäurerest
in einem Nucleoprotein-Komplex bilden eine kovalente Bindung mit
dem Protein. Angeregtes BrU oder IU kehrt in den Grundzustand zurück, es sei denn,
es befindet sich in der Nähe
einer reaktiven funktionalen Gruppe, wie z. B. einem oxidierbaren
Aminosäure-Rest. Aminosäurereste,
von denen gefunden wurde, dass sie reaktiv mit dem niedrigsten Triplett-Zustand
von 5-Bromuracil sind, umfassen Tyrosin, Tryptophan, Histidin und
Cystin (siehe 3). Andere mit potentieller
Reaktivität,
basierend auf mechanistischen Studien, sind Phenylalanin, Methionin,
Cystein, Lysin und Arginin.
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Nucleoprotein-Komplexe,
die keine Vernetzungen bilden, können
durch Anpassen des Reaktionsmediums, wie z. B. durch Denaturierung
mit Hitze und/oder Salz, leicht zerstört werden. Nucleinsäuren, die
kovalent an das Protein gebunden sind, können von anderen freien Nucleinsäuren auf
einem Nitrocellulosefilter oder durch andere Abtrennungsverfahren,
die dem Fachmann bekannt sind, getrennt werden. Alternativverfahren
zur Trennung von Nucleinsäuren,
die kovalent an Targets gebunden sind, von freien Nucleinsäuren umfassen
Gelelektrophorese gefolgt von Elektroelution, Präzipitation, differentieller
Löslichkeit
und Chromatographie. Für
einen Fachmann hängt
das ausgewählte
Verfahren zumindest teilweise vom Targetmolekül von Interesse ab. Die vernetzten
Nucleinsäuren
werden aus dem Nitrocellulose-Filter durch Verdau des Proteinmaterials
mit Enzymen, wie z. B. Proteinase K, freigesetzt. Zu diesem Zeitpunkt
werden 5-Halogenuracilgruppen, die eine Vernetzung mit dem Targetprotein
eingegangen sind, an eine einzelne Aminosäure oder an ein kurzes Peptid
gebunden. Die Fähigkeit
zum Hindurchlesen von reverser Transkriptase wird durch die Inkorporation eines
Substituenten an der 5-Position von Uracil nicht beeinflusst, da
die reverse Transkriptase (RT) die 5-Position von Uracil von jener
von Thymin nicht unterscheidet. Die Derivatisierung der 5-Position
wurde verwendet, um Gruppen, die so groß wie Biotin sind, in RNA-Moleküle zu inkorporieren.
In einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird das Target aus der selektierten
photovernetzten Nucleinsäure
mittels Photo- oder chemischer Dissoziation entfernt.
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Komplementäre Nucleinsäurekopien
der selektierten RNA-Sequenzen werden mit einem geeigneten Primer
hergestellt. Die cDNA wird mit einer DNA-Polymerase und einem zweiten
Primer amplifiziert. 5-Halogen-2'-desoxyuracil
wird in den DNA-Synthese-
und Amplifikationsschritten nicht verwendet. Die amplifizierten DNAs
werden anschließend
unter Verwendung von 5-Halogenuridintriphosphat anstelle von Uridintriphosphat in
demselben oder einem anderen Verhältnis von 5-Halogenuridin zu
Uridin im geeigneten Gemisch zu RNA-Sequenzen transkribiert.
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Für die darauf
folgende Runde von PhotoSELEX wird es den partiell ausgewählten RNA-Sequenzen erneut
ermöglicht,
mit einer Menge des Targetproteins zu komplexieren.
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Anschließend werden
die Nucleoprotein-Komplexe im Bereich von 300–325 nm bestrahlt. RNA-Sequenzen,
die eine Vernetzung mit dem Protein eingegangen sind, werden erneut
von RNA-Sequenzen getrennt, die keine Vernetzung eingegangen sind.
cDNAs werden hergestellt und amplifiziert, und eine dritte Reihe
an RNA-Sequenzen,
die 5-Halogenuracil enthält,
wird hergestellt. Der Zyklus wird fortgesetzt, bis er mit einem
oder mehreren RNA-Liganden konvergiert, die mit hoher Affinität binden
und eine Photovernetzung mit dem Targetprotein eingehen. Eine Verkürzung der
Bestrahlungszeit in späteren
Zyklen kann die Selektion weiter verbessern. Die cDNAs der ausgewählten RNA-Liganden
werden amplifiziert, gelgereinigt und sequenziert. Alternativ dazu
können
die RNA-Sequenzen direkt sequenziert werden. Die selektierten RNA-Sequenzen
werden anschließend
aus der auf geeignete Art und Weise synthetisierten DNA-Matrize
transkribiert, erneut unter Verwendung von 5-Halogenuridintriphosphat
anstelle von Uridintriphosphat (Beispiel 11).
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In
einer anderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird PhotoSELEX auf Oligonucleotidsequenzen
durchgeführt,
die aufgrund ihrer Fähigkeit,
das Target-Molekül zu binden,
vorselektiert wurden (Beispiel 12). SELEX wird anfänglich mit
O ligonucleotiden durchgeführt,
die keine photoreaktiven Gruppen enthalten. Der RNA-Ligand wird durch
Substitution photoreaktiver Nucleinsäure-Nucleotide an spezifischen
Stellen im Liganden in einen photoreaktiven Liganden transformiert.
Die photochemisch aktiven Permutationen des anfänglichen Liganden können durch
eine Reihe von Ansätzen
entwickelt werden, wie z. B. spezifische Substitution oder partielle
Zufallsinkorporation der photoreaktiven Nucleotide. Die spezifische
Substitution umfasst die Synthese einer Reihe von Oligonucleotiden,
wobei die Position des photoreaktiven Nucleotids händisch verändert wird.
Die Position der Substitution wird basierend auf den erhältlichen
Daten bezüglich
der Bindung des Liganden an das Targetmolekül gesteuert. Substitutionen
werden z. B. am anfänglichen
Liganden in Gebieten des Moleküls
durchgeführt,
von denen bekannt ist, dass sie mit dem Targetmolekül Wechselwirken.
Für anschließende Selektionsrunden
wird das PhotoSELEX-Verfahren verwendet, um auf die Fähigkeit
zu selektieren, nach Bestrahlung mit dem Targetmolekül zu vernetzen.
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In
einer anderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden Nucleinsäureliganden mittels PhotoSELEX
gefolgt von SELEX ausgewählt.
PhotoSELEX wird anfänglich
mit Oligonucleotidsequenzen durchgeführt, die photoreaktive Gruppen
enthalten. Sequenzen, die auf ihre Fähigkeit, eine Vernetzung mit dem
Targetmolekül
einzugehen, selektiert werden, werden anschließend auf ihre Fähigkeit
selektiert, das Targetmolekül
durch das SELEX-Verfahren zu binden (Beispiel 13).
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In
einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird eine eingeschränkte Selektion von Oligonucleotiden
durch SELEX von einer Selektion durch PhotoSELEX gefolgt (Beispiel
14). Die anfänglichen SELEX-Selektionsrunden
werden mit Oligonucleotiden durchgeführt, die photoreaktive Gruppen
enthalten. Nach einer Reihe von SELEX-Runden wird PhotoSELEX durchgeführt, um
Oligonucleotide auszuwählen,
die in der Lage sind, das Targetmolekül zu binden.
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In
noch einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden Nucleinsäureliganden, die durch SELEX
identifiziert werden, einer eingeschränkten Randomisierung unterzogen,
gefolgt von einer Selektion durch PhotoSELEX (Beispiel 15). SELEX
wird zuerst bis zur Vollendung mit Nucleinsäuresequenzen durchgeführt, die
keine photoreaktiven Gruppen enthalten. Die Sequenz des Nucleinsäureliganden
wird verwendet, um eine Familie an Oligonucleotiden durch eingeschränkte Randomisierung
zu erzeugen. PhotoSELEX wird anschließend durchgeführt, um
einen Nucleinsäureliganden
zu selektieren, der in der Lage ist, an das Targetmolekül zu photovernetzen.
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In
einer anderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird PhotoSELEX verwendet, um einen Nucleinsäureliganden
zu identifizieren, der in der Lage ist, die biologische Aktivität eines
Targetmoleküls
zu modifizieren (Beispiel 16).
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In
einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird das PhotoSELEX-Verfahren diagnostisch
angewandt, um einzigartige Proteine zu identifizieren, die mit spezifischen
Erkrankungszuständen
assoziiert sind (Beispiel 17). In noch einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden in vivo Nucleinsäureliganden,
die in der Lage sind, ein Targetmolekül, das mit einem spezifischen
Krankheitszustand assoziiert ist, zu vernetzen, um an das Targetmolekül zu vernetzen,
als ein Verfahren zur Behandlung des Krankheitszustandes verwendet
(Beispiel 18 und 19).
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In
einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden RNA-Liganden, die von PhotoSELEX identifiziert
werden, verwendet, um die Gegenwart des Targetproteins durch Bindung
des Proteins und anschließendes
Photovernetzen an das Protein zu detektieren. Die Detektion kann
durch Inkorporieren von 32P- oder 33P-Markierungen erreicht werden sowie durch
Detektion von Material, das von einem Nitrocellulosefilter durch
Szintillationszählung
zurückbehalten
wird, oder durch Detektion von Material, das korrekt auf einem elektrophoretischen
Gel mit einem photographischem Film migriert. Alternativ dazu erzeugt
PhotoSELEX einen fluoreszierenden Chromophor, der mittels Fluoreszenzemissionsspektroskopie
detektiert wird. Die Fluoreszenzemission der Reaktionsprodukte von
5-Bromuracil an Modellpeptide (wie in 3 gezeigt)
wurde von Dietz und Koch, s. o. (1987), beschrieben. In einer weiteren
Ausführungsform
der Erfindung wird eine fluoreszierende Markierung kovalent an die RNA
gebunden und mittels Fluoreszenzemissionsspektroskopie detektiert.
In einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung werden RNA-Liganden, die mittels Photo-SELEX ausgewählt werden,
verwendet, um das Targetprotein durch denselben Prozess zu inhibieren.
In noch einer weiteren Ausführungsform
wird der photoselektierte Ligand an einen Träger gebunden und verwendet,
um ein Target kovalent einzufangen.
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In
einer Ausführungsform
der Erfindung wird 5-Ioduracil in die RNA-Sequenzen des geeigneten
Gemisches inkorporiert, und Licht im Bereich von 320–325 nm
wird für
die Bestrahlung verwendet. Diese Kombination stellt eine regionselektive
Photovernetzung des 5-Halogenuracil-Chromophors an das Targetprotein
ohne andere nicht spezifische Photoreaktionen sicher. Insbesondere
Tryptophan-Reste von Protein und Thymin- und Uracil-Basen von Nucleinsäuren sind
bekanntermaßen
photoreaktiv. Wie in 4 dargestellt, absorbiert 5-Ioduracil
bei 325 nm, Tryptophan und die Standard-Nucleinsäurebasen tun dies jedoch nicht.
Der molare Extinktionskoeffizient für 5-Ioduracil bei 325 nm liegt
bei 163 l/mol·cm.
Monochromatisches Licht im Bereich von 320–325 nm wird vorzugsweise von
einem frequenzverdoppelten abstimmbaren Farbstofflaser bereitgestellt, der
bei 320 nm emittiert, oder einem Helium-Cadmium-Laser, der bei 325 nm emittiert.
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In
einer Ausführungsform
der Erfindung wird ein Xenonchlorid-(XeCl-)Excimer-Laser, der bei 308
nm emittiert, für
die Photovernetzung von 5-Ioduracil-tragenden RNA-Sequenzen an ein
Targetprotein verwendet. Bei diesem Laser wird innerhalb ein paar
Minuten Bestrahlungszeit eine hohe Ausbeute der Photovernetzung von
Nucleoprotein-Komplexen erreicht.
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In
einer anderen Ausführungsform
der Erfindung wird die Photovernetzung von 5-Ioduracil-tragenden RNA-Sequenzen an
ein Targetprotein mit wellenlängengefilterter
313-nm-Hochdruck-Quecksilberlampenemission oder mit Niederdruck-Quecksilberlampen-Emission
bei 254 nm erreicht, die von einem Leuchtstoff absorbiert wird und
im Bereich von 300–325
nm erneut emittiert wird. Die letztere Emission wird ebenfalls vorsichtig einer
Wellenlängenfilterung
unterzogen, um Licht mit 254 nm, das vom Leuchtstoff nicht absorbiert
wird, sowie Licht im Bereich von 290–305 nm zu entfernen, welches
das Protein beschädigen
könnte.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird die Photovernetzung von BrU- oder IU-tragenden RNA-Sequenzen an
ein Targetprotein mit Licht im Bereich von 350–400 nm erreicht, welches den
Triplett-Zustand vom Grundzustand direkt besetzt. Monochromatisches
Licht aus der dritten Harmonischen eines Neodymium-YAG-Lasers bei 355 nm
oder der ersten Harmonischen eines Xenonfluorid-(XeF-)Excimer-Lasers bei
351 nm können
diesbezüglich
besonders nützlich
sein.
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In
noch einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung werden die photoreaktiven Nucleotide in einzelsträngige DNAs
inkorporiert und direkt mit dem oder ohne das photoreaktive(n) Nucleotidtriphosphat
amplifiziert.
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A. Kovalente SELEX und Nucleinsäureliganden,
die mit und ohne Bestrahlung an HIV-1-Rev-Protein binden.
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Das
zur Veranschaulichung von PhotoSELEX ausgewählte Targetprotein ist Rev
von HIV-1. Die Rev-Aktivität
in vivo stammt von seiner Assoziation mit dem Rev-reagierenden Element
(RRE), einer hochgradig strukturierten Region in der viralen HIV-1-RNA.
Vorangehende RNA-SELEX-Experimente mit Rev haben die Isolierung
von RNA-Liganden mit sehr hoher Affinität ermöglicht. Der Ligand mit der
höchsten
Affinität,
der als „6a" (Seq.-ID Nr. 5)
bekannt ist, besitzt einen Kd-Wert von etwa
1 nM und ist in 16 dargestellt. Die Sekundärstruktur
von 6a und seine Wechselwirkung mit Rev wurden bereits ausführlich beschrieben.
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Die
Konstruktion der Nucleinsäure-Bibliothek
für PhotoSELEX
basierte auf der Rev-6a-Sequenz (Seq.-ID
Nr. 5). Während
der Synthese der Desoxyoligonucleotid-Matrizen für SELEX wurde die Zufallsregion der
Matrize durch eine Region „beeinflusster
Randomisierung" substituiert,
in der das Verhältnis
der vier Eingabe-Basen positiv für
die entsprechende Base in der 6a-Sequenz beeinflusst war. (Die tatsächlichen
Verhältnisse
lagen bei 62,5:12,5:12,5:12,5.) Falls die 6a-Base für eine be stimmte
Position z. B. G ist, so liegt das Basen-Eingabe-Gemisch für diesen
Syntheseschritt bei 62,5% G und 12,5% der anderen drei Basen.
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Das
photoreaktive Uracil-Analogon 5-Ioduracil (iU), das verwendet wurde,
um regionsspezifische Vernetzungen mit hoher Ausbeute zwischen einzeln
substituierten iU-Nucleinsäuren und
Proteintargets zu erzeugen (Willis et al., Science 262, 1255 (1993)),
wurde für
dieses Beispiel verwendet. Der iU-Chromophor ist unter langwelliger
ultravioletter Strahlung reaktiv und kann durch denselben Mechanismus
wie 5-Bromuracil
eine Photobindung mit den aromatischen Aminosäuren von Proteintargets eingehen
(Dietz et al., J. Am. Chem. Soc. 109, 1793 (1987)). Wie oben stehend
beschrieben, ist das Target dieser Studie das HIV-1-Rev-Protein, das
für die
produktive Infektion des Virus (Feinberg et al., Cell 46, 807 (1986))
und die Expression der viralen Strukturgene gag, pol und env (Emerman
et al., Cell 57, 1155 (1989)) erforderlich ist. Die Wechselwirkung
von Rev mit RNA-Liganden hoher Affinität wurde ausführlich beschrieben.
Eine einzige Stelle hoher Affinität innerhalb des RRE (der IIB-Stamm)
wurde identifiziert (Heaphy et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88,
7366 (1991)). In vitro durchgeführte
Experimente genetischer Selektion haben RNA-Liganden erzeugt, die mit hoher Affinität an Rev
binden, und haben bei der Bestimmung der strukturellen RNA-Elemente
geholfen, die für Rev:RNA-Wechselwirkungen
notwendig sind (Bartel et al., Cell 67, 529 (1991); Tuerk et al.,
In the Polymerase Chain Reaction (1993); Jensen et al., J. Mol.
Biol. 235, 237 (1994)).
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Eine
DNA-Oligonucleotid-Bibliothek „beeinflusster
Randomisierung",
basierend auf der Rev-Ligand-Sequenz hoher Affinität 6a (Seq.-ID
Nr. 5), enthält
etwa 1014 einzigartige Sequenzen. Diese
Matrize wurde für
die In-vitro-T7-Transkription mit 5-iUTP verwendet, um vollständig substituierte
iU-RNA für
die Selektion zu erzeugen. Das PhotoSELEX-Verfahren wechselte zwischen
Affinitätsselektion
für Rev
unter Verwendung von Nitrocellulose-Abtrennung und monochromatischer
UV-Bestrahlung der Nucleoprotein-Komplexe mit denaturierender Polyacrylamidgel-Abtrennung
der vernetzten Komplexe weg von nicht vernetzten RNA-Sequenzen.
Das letzte Verfahren verwendete eine gleichzeitig erfolgende Selektion
auf Affinität
und Vernetzung unter Verwendung von Konkurrenten-tRNA. Jede Runde
stellt eine Selektion dar, ge folgt von der Umwandlung gewonnener
RNA in cDNA, Polymerase-Kettenreaktion-(PCR-)Amplifikation der DNA und In-vitro-Transkription zur
Erzeugung eines neuen Pools an iU-RNA. Um RNAs zu amplifizieren,
die als kovalente Nucleoprotein-Komplexe
gewonnen wurden, wurde das geeignete Gel-Stück isoliert und mit Proteinase
K behandelt.
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Der
RNA-Pool wurde zuerst drei Runden an Affinitätsselektion mit Rev-Protein
mit Abtrennung der Sequenzen höherer
Affinität
durch Nitrocellulose-Filter unterzogen. Als Nächstes wurde der sich entwickelnde RNA-Pool
einer UV-Laser-Bestrahlung in Gegenwart von überschüssigem Rev-Protein unterzogen,
um jenen RNA-Sequenzen mit der Fähigkeit,
mit dem Protein zu vernetzen, die Möglichkeit zu geben, dies zu
tun. Vernetzte RNA-Sequenzen wurden anschließend unter Verwendung von Polyacrylamidgelelektrophorese
(PAGE) abgetrennt. Diese vernetzten RNAs wurden aus dem Gelmaterial
gewonnen, das gebundene Rev-Protein wurde durch Verdau entfernt,
und die RNAs wurden für
die cDNA-Synthese und für
die weitere Amplifikation für die
nächste
Runde PhotoSELEX verwendet. Ein 308-nm-XeCl-Excimer-Laser wurde
für die
erste Runde der Photovernetzung verwendet; danach wurde ein 325-nm-HeCd-Laser verwendet.
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Nach
vier Runden an Selektion auf laserinduzierte Vernetzung wurde der
RNA-Pool erneut drei Runden Affinitätsselektion unterzogen. Schließlich wurde
der RNA-Pool zur selben Zeit auf seine Fähigkeit selektiert, Rev mit
hoher Affinität
zu binden und das Protein zu vernetzen. Dies wurde unter Verwendung
hoher Konzentrationen eines nicht spezifischen Nucleinsäure-Konkurrenten
in der Photovernetzungsreaktion erreicht.
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Das
vernetzte Produkt nahm vom Ausgangs-Pool bis zu Runde 13 etwa um
das 30fache zu (15). Unter diesen Bedingungen
wird die größte Zunahme
der Vernetzung mit der größten Zunahme
der Affinität, und
zwar von Runde 7 bis Runde 10, in Korrelation gebracht.
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Nach
13 Selektionsrunden wurden die PCR-Produkte kloniert, und 52 Isolate
wurden sequenziert (16, Seq.-ID Nr. 5–55). Klasse-1-Moleküle, die
77% der Gesamtsequenzen umfassen, enthalten ein besonders hochgradig
konserviertes Motiv, 5'KDAACAN...N'UGUUH'M'3' (Seq.-ID
Nr. 56) (17). Computerfaltungs-Algorithmen prognostizieren,
dass dieses konservierte Motiv basengepaart ist und in einer Stamm-Schleifen-Struktur
liegt. Die Unterklassen a–d
(16, Seq.-ID Nr. 5–43) zeigen unterschiedliche
Strategien, die in dem Pool „beeinflusster
Randomisierung" verwendet
werden, um das Konsensus-Motiv zu erhalten. Klasse-2-Moleküle zeigen
eine hochgradig konservierte 10-Basen-Sequenz (17, Seq.-ID Nr. 57), von der prognostiziert wird,
dass sie sich mit der fixierten 5'-Region der RNA faltet und eine Struktur
bildet, die sich entweder vom Klasse-1- oder vom 6a-Motiv (Seq.-ID
Nr. 5) unterscheidet. Alle Klasse-1-Sequenzen zeigen eine zweiphasige
Bindung an Rev, wobei die Dissoziationskonstanten hoher Affinität (Kds) von 1–10 nM reichen. Klasse-2-Sequenzen zeigen
eine einphasige Bindung an Rev, wobei die Kds
etwa von 30–50
nM reichen. Eine Analyse von Runde-13-Sequenzen zeigt, dass die
Häufigkeit
der Konsensus-Motive für
Klasse-1- und Klasse-2-Populationen im Ausgangspool sehr gering
war, und manche einzelnen Sequenzen kamen nur durch Mutationsdruck
des PhotoSELEX-Verfahrens zustande.
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Das
Vernetzungsverhalten weist zwischen den beiden Klassen Unterschiede
auf. Bei hohen Rev-Konzentrationen (500 nM) und einer Bestrahlung
von 325 nm von 4 min produzieren Klasse-2-Moleküle eine höhere Vernetzungsausbeute und
-wirksamkeit als Klasse-1-Moleküle
(Daten nicht dargestellt); dieses Verhalten ermöglicht es den Klasse-2-Molekülen wahrscheinlich,
mit relativ geringer Affinität
für Rev
im Rahmen der PhotoSELEX-Verfahren zu konkurrieren. Bei Klasse-1-Molekülen führen längere Bestrahlungszeiten
zu vernetzten Spezies mit höherem
Molekulargewicht. Ohne an eine Theorie gebunden zu sein, wird vorgeschlagen,
dass die RNAs, die sowohl eine entwickelte Bindungsdomäne für Rev als
auch die fixierten Regionen, die für die Amplifikation in SELEX
erforderlich sind, enthalten, in der Lage sind, mehr als ein Rev-Molekül pro RNA
zu binden. Da jede RNA durchschnittlich 21 iU-Basen enthält (RNA-Länge – 86 Basen),
wird angenommen, dass es eine gewisse Wahllosigkeit der Photoreaktion
gibt, die bei hohen Proteinkonzentrationen eine Vernetzung einer einzelnen
RNA mit mehr als einem Rev-Molekül
ermöglicht.
Klasse-2-Moleküle
produzieren nach der Photovernetzung weniger Spezies mit hohem Molekulargewicht;
sie weisen durchschnittlicherweise geringe iU-Werte auf und können Strukturen
enthalten, die keine Bindung/Vernetzung an zusätzliche Rev-Moleküle ermöglichen.
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Die
Analyse einzelner Runde-13-RNAs zeigte, dass eine Subpopulation
ohne Laser-Bestrahlung
an Rev vernetzen konnte. Daher zeigte die einzige Reihe an Experimenten,
dass sowohl kovalente SELEX ohne Bestrahlung als auch PhotoSELEX
mit Bestrahlung in demselben System angetroffen werden können. 4
von 15 analysierten Runde-13-Sequenzen vernetzen ohne Laser-Bestrahlung
(16). Von diesen wenigen Sequenzen war es nicht
leicht möglich,
ein Sequenzmotiv zu identifizieren, das eine laserunabhängige Vernetzung
verleiht, obwohl alle bis heute in Betracht gezogenen Moleküle zu der
1a-Unterklasse gehören.
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Um
die laserabhängige
und die laserunabhängige
Vernetzung (LD-XL bzw. LI-XL) weiter zu untersuchen und um die sekundären Photoprodukte
zu vermeiden, die mit Klasse-1-Molekülen voller Länge gebildet werden,
wurden mehrere kleine RNAs konstruiert, die nur die weiterentwickelten
Sequenzen enthielten. Trunc2 und trunc24 (18 und 19) (Seq.-ID Nr. 58 und 59) basieren auf
den Klonen Nr. 3 bzw. Nr. 24 und zeigen eine einphasige Bindung
an Rev mit Kds von 0,5 nM (trunc2) und 20 nM (trunc24). Trunc2 (18) zeigt LD-XL-Verhalten, und trunc24
(19) ist sowohl zu LI-XL als auch
zu LD-XL in der Lage.
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Um
die Konformation und die chemischen Erfordernisse für LD-XL
und LI-XL zu erforschen, wurden Vernetzungsreaktionen mit trunc2
(Seq.-ID Nr. 58) und trunc24 (Seq.-ID Nr. 59) und mehreren Proteinen
des argininreichen Motivs (ARM) durchgeführt. Die Klasse an RNA-Bindungsproteinen
umfasst das Targetprotein, HIV-1-Rev, sowie auch HIV-1-Tat und das
hochgradig ähnliche
HIV-2-Rev. LD-XL-Reaktionen mit trunc2 (18,
Seq.-ID Nr. 58) zeigen, dass trunc2 in der Lage ist, sowohl an HIV-1-
als auch an HIV-2-Rev-Proteine spezifisch zu vernetzen, jedoch nicht
an HIV-1-Tat. Die
zwei leicht unterschiedlich migrierenden Nucleoprotein-Komplexe
vertreten wahrscheinlich die Fähigkeit
von trunc2, eines von zwei iU-Nucleotiden zu ver wenden, um die Rev-Proteine
zu vernetzen. Ohne an eine Theorie gebunden zu sein, wird vorgeschlagen,
dass ein in den hochgradig ähnlichen
ARMs beider Rev-Proteine
vorhandener Tryptophanrest jene Aminosäure ist, die für die spezifische
Photovernetzung RNA-Liganden hoher Affinität der Erfinder notwendig ist.
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Trunc24-LI-XL
(19, Seq.-ID Nr. 59), durchgeführt mit
denselben Proteinen, zeigt nur mit HIV-1-Rev eine Vernetzung. Wie
trunc3 kann trunc24 mit HIV-2-Rev photovernetzen (Daten nicht dargestellt). Es
wurde ebenfalls beobachtet, dass diese LI-Vernetzung unter hochgradig denaturierenden
Bedingungen oder mit einer hohen Konzentration an Nucleinsäure-Konkurrenten
reversibel ist. Ohne an eine Theorie gebunden zu sein, führen diese
Beobachtungen zu der Postulierung, dass LI-XL durch ein Michael-Addukt
zwischen der 6-Position eines IU- und eines Cystein-Rests oder möglicherweise
eine 5-Positions-Substitutionsreaktion fortschreitet. Diese Postulierung
stimmt sowohl mit der Beobachtung überein, dass iU leichter als
U einer Michael-Addukt-Bildung unterzogen wird, als auch mit der
Tatsache, dass HIV-1-Rev drei Cysteine enthält, während HIV-2-Rev keines enthält.
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Um
auf die Fähigkeit
von trunc24 (Seq.-ID Nr. 59) zu testen, um HIV-1-Rev in einem komplexen
Gemisch zu unterscheiden, wurden trunc24 und 10 μg menschlicher Fibroblasten-Kernextrakt
zusammen mit abnehmenden Mengen an HIV-1-Rev (20) gemischt. Bei 50 nM Rev und einem 1:100-Gewichtsverhältnis von
Rev zu Kernextrakt war es möglich,
ein sehr signifikantes vernetztes Produkt zwischen trunc24 und Rev zu
sehen. Kernextrakte und trunc24 alleine führten zu keinen vernetzten
Produkten.
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Beispiel
1 beschreibt die Synthese von Haarnadel-RNA-Oligonucleotiden RNA-1
(Seq.-ID Nr. 1), RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2) und RNA-3 (Seq.-ID Nr. 3)
unter Verwendung von 5-Bromuridintriphosphat, 5-Ioduridintriphosphat
bzw. Uridintriphosphat. Experimente, welche die RNA-Protein-Bindungskurven
für RNA-1
(Seq.-ID Nr. 1), RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2) und RNA-3 (Seq.-ID Nr. 3)
an das Bakteriophagen-R17-Hüllprotein
bestimmen, werden in Beispiel 2 beschrieben. Beispiel 3 beschreibt
die Photovernetzung der RNA-Oligonucleotide an das R17-Hüllprotein.
Der Aminosäurerest
des R17-Hüllproteins,
das durch RNA-1 (Seq.-ID Nr. 1) nach der Beleuchtung durch einen
Xenonchlorid-(XeCl-)Excimer-Laser bei 308 nm photovernetzt ist,
wird in Beispiel 4 beschrieben. Beispiel 5 beschreibt die Photovernetzung
von ioduracilsubstituierter RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2) an das R17-Hüllprotein
durch monochromatische Emission bei 325 nm. Beispiel 6 beschreibt
die Photovernetzung von RNA-1 (Seq.-ID Nr. 1) und RNA-2 (Seq.-ID
Nr. 2) an das R17-Hüllprotein,
die nach Breitbandemissionsbeleuchtung mit einem Transilluminator
erreicht wird. Beispiel 7 beschreibt die Photoreaktion von 5-Ioduracil mit
N-Acetyltyrosin-N-ethylamid, das eine Photovernetzung zu ergeben
schien, die jener ähnelte,
die mit 5-bromuracil-substituierten Nucleinsäuren an assoziierte Proteine
erreicht wurde. Die Herstellung einer cDNA aus einer RNA, die mit
dem R17-Hüllprotein
photovernetzt ist, wird in Beispiel 8 beschrieben. Beispiel 9 beschreibt
die Photovernetzung eines IC-substituierten RNA-Liganden an das
R17-Hüllprotein.
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Beispiel
10 beschreibt die Inkorporation von halogenierten Nucleotiden in
DNA. Beispiele 11–15
beschreiben PhotoSELEX-Arbeitsvorschriften, die verwendet werden
können,
um spezifische photoreaktive Nucleinsäureliganden herzustellen. Beispiel
11 beschreibt ein kontinuierliches PhotoSELEX-Verfahren. Beispiel 12
beschreibt ein Verfahren, bei dem Nucleinsäureliganden, die anfänglich durch
SELEX ausgewählt
wurden, anschließend
durch PhotoSELEX auf die Fähigkeit
selektiert wurden, an das Targetmolekül zu vernetzen. Beispiel 13
beschreibt eine Ausführungsform,
in der Nucleinsäureliganden,
die durch PhotoSELEX identifiziert wurden, anschließend einer
Selektion durch SELEX unterzogen werden und auf die Fähigkeit,
das Targetmolekül
zu binden, selektiert werden. Beispiel 14 beschreibt eine weitere
Ausführungsform,
worin eine eingeschränkte
SELEX-Selektion von einer Selektion durch Photo-SELEX gefolgt wird. Beispiel 15 beschreibt
eine Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung, in der Nucleinsäureliganden, die durch SELEX
identifiziert wurden, einer eingeschränkten Randomisierung unterzogen
werden, gefolgt von einer Selektion durch PhotoSELEX. Beispiel 16
beschreibt ein Verfahren zur Selektion eines Nucleinsäureliganden,
der in der Lage ist, die biologische Aktivität eines Targetmoleküls zu modifizieren.
Beispiel 17 beschreibt ein Diagnoseverfahren, das die SELEX- und PhotoSELEX-Verfahren
verwendet, um Proteine zu identifizieren, die mit spezifischen Krankheitsprozessen
assoziiert sind.
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Beispiel
18 beschreibt ein Verfahren zur In-vivo-Behandlung von Krankheiten
durch PhotoSELEX. Ein PhotoSELEX-selektierter Nucleinsäureligand,
der in der Lage ist, an ein Targetmolekül zu binden und zu vernetzen,
das mit einem Krankheitszustand assoziiert ist, wird auf eine Vielzahl
an Wegen, die nach dem Stand der Technik bekannt sind, in einen
Patienten eingeführt.
Der PhotoSELEX-Ligand kann z. B. vorübergehend oder konstitutiv
in den geeigneten Zellen eines Patienten mit der Krankheit exprimiert
werden. Alternativ dazu kann der PhotoSELEX-Ligand in die Zellen
eines Patienten als eine doppelsträngige DNA eingebracht werden, die
in der Zelle in Gegenwart von iodiertem Cytosin transkribiert wird.
Iodiertes Cytosin kann dem Patienten verabreicht werden, gefolgt
von einer Bestrahlung mit Röntgenstrahlen.
IC, das in den in den geeigneten Zellen synthetisierten Nucleinsäureliganden
inkorporiert ist, ermöglicht
es dem Liganden, das Targetmolekül
zu vernetzen und zu deaktivieren. Weitere Verfahren zur Einführung des
PhotoSELEX-Liganden in einen Patienten umfassen die Liposomenanlieferung
des halogenierten Liganden in die Zellen eines Patienten.
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Beispiel
20 beschreibt die Produktion von modifizierten Nucleinsäureliganden,
die mit oder ohne Bestrahlung mit dem HIV-1-Rev-Protein vernetzen. 15 zeigt die Resultate der Vernetzung mit dem
Großteil des
geeigneten Gemisches bei verschiedenen SELEX-Runden. rd1 – Runde-1-Pool-RNA;
rd7 – Runde-7-Pool-RNA;
rd10 – Runde-10-Pool-RNA;
rd13 – Runde-13-Pool-RNA;
rd13/PK, photovernetzte Runde-13-Pool-RNA,
proteinase-K-behandelt (35 μl
einer 100-μl-Reaktion
wurden in 0,5% SDS, 50 μg/ml
Proteinase K und 1 mM EDTA bei 65°C
eine Stunde lang inkubiert); rd13/no-iU – Runde-13-Pool-RNA, transkribiert mit
UTP (kein iU). R – freie
RNA; XL – vernetzter
Nucleoprotein-Komplex.
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16 zeigt die Sequenzen, die nach 13 Runden SELEX
sequenziert sind (Seq.-ID Nr. 5–55).
Die Sequenzen werden angeordnet, um eine maximale Homologie mit
der 6a-Sequenz zu erreichen (Seq.-ID Nr. 5). Unterstreichungen stellen
eine potentielle Basenpaarung dar, wie von Computer-RNA-Faltungsalgorithmen angegeben.
Strichlierte Unterstreichungen stellen das 6a-Liganden-„Bubble"-Motiv dar. Sequenzen,
die von Unterstreichungen flankiert sind, stellen entweder Schleifen-
oder Ausbuchtungsregionen dar. Gedankenstriche werden gesetzt, um
die Anordnung mit 6a zu maximieren. * gibt an, dass zwei Isolate
erhalten wurden. + zeigt eine laserunabhängige Vernetzung an, und – zeigt
das Fehlen laserunabhängiger
Vernetzung an HIV-1-Rev. 17 (Seq.-ID
Nr. 56–57)
zeigt den Konsensus für
Klasse-1- und Klasse-2-Liganden. 18 und 19 zeigen
die Sequenz von Trunc2 (Seq.-ID Nr. 58) und Trunc24 (Seq.-ID Nr.
59) sowie die Spezifitäts-Resultate.
500 nM Protein, 20 μg
tRNA und etwa 1 nM kinasierte trunc2-RNA wurden 10 Minuten lang
bei 37°C
inkubiert und 4 Minuten lang bei 325 nm bestrahlt. t2 – trunc2-RNA
bestrahlt ohne hinzugefügtes
Protein; t2Rev1/O' – trunc2-RNA,
HIV-1-Rev-Protein und 0 min Bestrahlung; t2/Rev1/4' – trunc2-RNA, HIV-1-Rev-Protein
und 4 min Bestrahlung; t2/Rev1/4'/PK – trunc2-RNA,
HIV-1-Rev-Protein, 4 min Bestrahlung und Proteinase K, behandelt
wie in 1; t2/Rev2/4' – trunc2-RNA,
HIV-2-Rev-Protein und 4 min Bestrahlung; t2/Tat/4' – trunc2-RNA, HIV-1-Tat-Protein
und 4 min Bestrahlung; R – freie
RNA; XL – vernetzter
Nucleoprotein-Komplex. 20 zeigt
die photounabhängige
trunc24-Vernetzung
mit HIV-1-Rev in Gegenwart von menschlichem Kernextrakt.
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II. Solution-SELEX
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Die
folgende Beschreibung von „Solution-SELEX" stellt keinen Teil
der von diesem Patent beanspruchten Erfindung dar, ist jedoch für das Verständnis der
beanspruchten Erfindung von Nutzen.
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Diese
Offenbarung stellt mehrere verbesserte Verfahren zur Trennung von
Oligonucleotiden mit hoher und niedriger Affinität für ein Targetmolekül dar. Das
Verfahren besitzt mehrere Vorteile gegenüber Abtrennungsverfahren nach
dem Stand der Technik: (1) es ermöglicht die Isolation von Nucleinsäureliganden
für das Target
ohne ebenfalls Nucleinsäureliganden
für die
Abtrennungsmatrix zu isolieren; (2) es er höht die Geschwindigkeit und
die Genauigkeit, mit der das geeignete Oligonucleotidgemisch gescreent
wird; und (3) das Solution-SELEX-Verfahren kann in einem einzigen
Teströhrchen
durchgeführt
werden, wodurch eine Automatisierung des Abtrennungsschritts ermöglicht wird.
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Die
für das
Verfahren erforderlichen Materialien und Techniken werden allgemein
in molekularbiologischen Laboratorien verwendet. Sie umfassen die
Polymerasekettenreaktion (PCR), RNA- oder DNA-Transkription, Zweitstrang-DNA-Synthese
sowie Nuclease-Verdau. In der Praxis stehen die Verfahren miteinander auf
zyklische Art und Weise in Verbindung, wie in 21 dargestellt.
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Im
SELEX-Verfahren, beschrieben von Tuerk und Gold, Science 249, 1155
(1990), und veranschaulicht in 21,
wird ein einzelsträngiges
geeignetes Nucleinsäuregemisch
durch etablierte Verfahren auf einem Nucleinsäure-Synthesegerät erzeugt
und mit dNTP und Klenow-Fragment inkubiert, um eine Population doppelsträngiger DNA-Matrizen
zu erzeugen. Die doppelsträngige
DNA oder die RNA, die daraus transkribiert wird, wird gereinigt
und mit einem Targetmolekül
in Kontakt gebracht. RNA-Sequenzen mit erhöhter Affinität zum Targetmolekül bilden
Nucleinsäure-Target-Komplexe.
Dies wird von der Abtrennung gebundener und ungebundener Nucleinsäuren gefolgt
sowie von der Trennung des Targetmoleküls von den gebundenen Nucleinsäuren. cDNA
wird von den Nucleinsäuren
mit verstärkter
Affinität
und doppelsträngiger
DNA, die durch PCR-Amplifikation erzeugt wurde, synthetisiert. Der
Zyklus wird wiederholt, bis die Komplexität des geeigneten Gemisches
verringert wurde und seine Affinität sowie die Spezifität zum Target
maximiert wurde.
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Ein
neues Merkmal des Solution-SELEX-Verfahrens ist jenes Mittel, durch
das die gebundenen und freien Mitglieder des geeigneten Nucleinsäuregemisches
abgetrennt werden. In einer Ausführungsform
des Verfahrens wird die Erzeugung von zwei physikalisch unterschiedlichen
cDNA-Pools durch die Verwendung einer Primer-Extensionsinhibierung
erreicht. Ein cDNA-Extensionsschritt wird zur grundlegenden SELEX-Arbeitsvorschrift
zwischen den oben genannten Schritten 2 und 3 hinzugefügt, das
die Erzeugung von zwei physikalisch unterschiedlichen cDNA-Pools ermöglicht – wobei
einer eine hohe Affinität
für das
Target aufweist und einer eine geringe Affinität für das Target aufweist –, die leicht
voneinander zu unterscheiden und zu trennen sind. Die Primer-Extensions-Inhibierungsanalyse
ist ein häufig
verwendetes Verfahren zur Untersuchung ortsgebundener Proteine,
die an Nucleinsäuren
komplexiert sind (Hartz et al., Methods Enzymol. 164, 419 (1988)), und
basiert auf der Fähigkeit
von Komplexen hoher Affinität,
die cDNA-Synthese zu inhibieren. Beispiele von Protein-Nucleinsäure-Wechselwirkungen,
die durch Primer-Extensions-Inhibierung
untersucht wurden, umfassen die Ribosomenbindung an die mRNA-Ribosomen-Bindungsstelle
(Hartz et al., Methods Enzymol. 164, 419 (1988)) sowie die Bindung
des einzigartigen E.-coli-Translationsfaktors, SELB-Protein, an
die mRNA-Selenocystein-Insertionssequenz (Baron et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 90, 4181 (1993)).
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In
einer Ausführungsform
des Solution-SELEX-Schemas wird die erste cDNA-Extension in Gegenwart kettenabbrechender
Nucleotidtriphosphate durchgeführt.
Unter diesen Bedingungen werden Oligonucleotide mit geringer Affinität für das Target,
die schnell dissoziierende Komplexe mit dem Target bilden, in trunkierte cDNAs
mit einem 3'-Ende
umgewandelt, das mit einem nicht verlängerbaren Nucleotid beendet
ist. Die trunkierte cDNA-Kette ist nicht in der Lage, an die PCR-Primer
zu annellieren, und ist daher nicht amplifizierbar. Im Gegensatz
dazu inhibieren enge Komplexe, die zwischen Oligonucleotiden hoher
Affinität
und dem Targetmolekül
gebildet werden, charakterisiert durch langsame Dissoziationsraten,
die cDNA-Extension. Die Ketten-Terminatoren sind nicht in die entstehende
cDNA-Kette inkorporiert, die aus dem Oligonucleotid hoher Affinität synthetisiert
wurde, da die cDNA-Synthese
durch das eng gebundene Targetmolekül blockiert wird. cDNA voller
Länge aus
den Komplexen hoher Affinität
wird während
einer zweiten Runde an cDNA-Extension erhalten,
bei der das Target und die Ketten-Terminatoren aus dem System entfernt
wurden. Daher werden Komplexe schwacher Affinität in trunkierte cDNA umgewandelt,
welcher die Primer-Anellierungsstelle fehlt, während enge Komplexe in cDNA
voller Länge
umgewandelt und mittels PCR amplifiziert werden (22). Die Stringenz dieses Verfahrens wird leicht
modifiziert, indem das molare Verhältnis von Ketten-Terminatoren und
dNTPs oder die Konzentration der Polymerase variiert wird, da die
Primer-Extensions-Inhibierung auf die Polymerasekonzentration empfindlich
ist (Ringquist et al., Biochemistry (1993), in Druck). Wie in der
vorliegenden Offenbarung verwendet, bezieht sich der Ausdruck „Stringenz" auf die Menge freier
RNA, die in PCR-Produkt konvertiert wird.
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Daher
ist ein essentielles Merkmal die Fähigkeit, Komplexe starker und
schwacher Affinität
in amplifizierbare und nicht amplifizierbare Nucleinsäure-Pools
zu trennen, ohne eine Abtrennungsmatrix zu benötigen. Es sind die einzigartigen
Eigenschaften dieser cDNA-Pools, die eine selektive Amplifikation
des Liganden hoher Affinität
ermöglichen.
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Das
Targetmolekül
kann ein Protein sein (entweder ein Nucleinsäure- oder ein Nicht-Nucleinsäure-Bindungsprotein),
eine Nucleinsäure,
ein kleines Molekül
oder ein Metallion. Das Solution-SELEX-Verfahren ermöglicht eine
Auflösung
von Enantiomeren sowie die Isolierung neuer katalytischer Nucleinsäuren.
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Die
Primer-Extensions-Inhibierung kann durch die Verwendung einer beliebigen
einer Anzahl von Nucleinsäure-Polymerasen
erreicht werden, unter anderem DNA- oder RNA-Polymerasen, reverse Transkriptase und
Qβ-Replicase.
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Das
geeignete Gemisch an Nucleinsäuren
umfasst ein(e) beliebige(s) Nucleinsäure oder Nucleinsäure-Derivat,
aus der/dem ein komplementärer
Strang synthetisiert werden kann.
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Die
Abtrennung nach dem Stand der Technik umfasste die Verwendung von
Nitrocellulose oder einer Affinitätssäule. Ein Nachteil der Abtrennung
nach dem Stand der Technik war das Phänomen der Matrixbinder, bei
dem Nucleinsäuren,
welche die Abtrennungsmatrix spezifisch binden, zusammen mit jenen
selektiert werden, die das Target spezifisch binden. Ein Vorteil
des Verfahrens ist daher, dass es ungewollten selektiven Druck überwindet,
der aus der Verwendung einer Abtrennungsmatrix hervorgeht, indem
solche Matrizen nur nach der Abtrennung von Nucleinsäuren mit
hoher Affinität
für das
Target in Lösung
und nach der Amplifikation verwendet werden.
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Weiters
führt die
Fähigkeit
zur Abtrennung von Komplexen starker und schwacher Affinität während der
cDNA-Synthese, basierend auf der Fähigkeit nur der stärksten Komplexe,
die Extension durch eine Polymerase zu inhibieren, zu der Selektion
nur jener Nucleinsäureliganden
der höchsten
Affinität.
Es wird geschätzt,
dass Komplexe mit Dissoziationskonstanten im nanomolaren oder noch
weiter darunter liegenden Bereich die cDNA-Synthese wirksam blockieren.
Von dem Verfahren wird erwartet, dass es geeignete Nucleinsäuregemische
vorzugsweise auf Mitglieder screent, die das Target an diesem Limit
binden.
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Die
Verwendung der Primer-Extensions-Inhibierung ermöglicht die Abtrennung des geeigneten
Oligonucleotidgemisches in zwei Pools – jene Oligonucleotide mit
hoher Target-Affinität
(amplifizierbar) und jene mit geringer Target-Affinität (nicht
amplifizierbar). Wie oben stehend beschrieben, können Ketten-Terminatoren verwendet
werden, um das erste Extensionsprodukt zu vergiften, wodurch die
cDNAs niedriger Affinität
nicht amplifizierbar werden.
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In
einer anderen Ausführungsform
des Verfahrens werden Restriktionsenzyme verwendet, um die cDNA,
die aus den Nucleinsäuren
niedriger Affinität
erzeugt wurde, selektiv zu verdauen. Es wurde eine Reihe von Restriktionsenzymen
identifiziert, die einzelsträngige
DNA spalten. Diese Enzyme spalten an spezifischen Sequenzen, jedoch
mit variierender Wirksamkeit. Die Abtrennung von Nucleinsäuren mit
schwacher und starker Affinität
wird durch Primer-Extension in Gegenwart der vier dNTPs erreicht,
gefolgt von der Entfernung des Targets und einer zweiten Extension
mit modifizierten Nucleotiden, die gegen enzymatische Spaltung resistent sind.
Die cDNA-Pools können
anschließend
mit dem geeigneten Restriktionsenzym inkubiert werden, und die cDNA,
die während
der ersten Extension synthetisiert wurde, kann gespalten werden,
um die Primer-Anellierungsstelle zu entfernen und einen nicht amplifizierbaren
Pool zu ergeben. Eine erhöhte
Spaltungswirksamkeit wird unter Verwendung einer Haarnadel an der
Restriktionsstelle (RS) erhalten, um eine lokalisierte doppelsträngige Region
zu schaffen (24).
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In
einer weiteren Ausführungsform
des Verfahrens werden cDNA-Sequenzen, die Nucleinsäuren niedriger
Affinität
entsprechen, durch Inkorporation eines modifizierten Nucleotids
in das erste cDNA-Extensionsprodukt selektiv abbaubar gemacht, so
dass die resultierende cDNA vorzugsweise enzymatisch oder chemisch
abgebaut wird.
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In
einer weiteren Ausführungsform
des Verfahrens kann das erste Extensionsprodukt aus dem System durch
eine Affinitätsmatrix
entfernt werden. Alternativ dazu konnte die Matrix verwendet werden,
um das zweite Extensionsprodukt zu binden, z. B. die cDNAs, die
Nucleinsäuren
hoher Affinität
entsprechen. Diese Strategie beruht auf der Inkorporierung modifizierter
Nucleotide während
der cDNA-Synthese. Die erste cDNA-Extension konnte z. B. in Gegenwart
modifizierter Nucleotide (z. B. biotinyliert, iodiert, thiomarkiert
oder eines beliebigen anderen Nucleotids) durchgeführt werden,
die eine Retention auf einer Affinitätsmatrix ermöglichen (25). In einer anderen Ausführungsform des Verfahrens kann
eine spezielle Sequenz auch zum Anellieren an eine Affinitätsmatrix
inkorporiert werden. Daher können
cDNAs der ersten Synthese auf im Handel erhältlichen Matrizen zurückgehalten
werden und von cDNA der zweiten Synthese getrennt werden, die in
Abwesenheit der modifizierten Nucleotide und des Targets synthetisiert
wird.
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In
einer anderen Ausführungsform
wird Exonuclease-Hydrolyse-Inhibierung verwendet, um einen Pool doppelsträngiger Nucleinsäureliganden
hoher Affinität
zu erzeugen.
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In
einer weiteren Ausführungsform
wird das Solution-SELEX-Verfahren verwendet, um katalytische Nucleinsäuren zu
isolieren.
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In
einer weiteren Ausführungsform
wird Solution-SELEX verwendet, um vorzugsweise einzelsträngige Nucleinsäuren zu
amplifizieren.
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In
einer weiteren Ausführungsform
ist das Solution-SELEX-Verfahren automatisiert.
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Die
Entfernung des Targets, um die cDNA-Synthese aus den Nucleinsäuren hoher
Affinität
zu ermöglichen,
kann auch durch eine Reihe an Wegen erreicht werden. Das Target
kann z. B. durch organische Extraktion entfernt werden oder durch
Temperatur denaturiert werden sowie durch Veränderungen des Elektrolytgehalts
des Lösungsmittels.
Zusätzlich
dazu kann das molekulare Repertoire des geeigneten Gemisches, das
für die
Erfindung verwendet werden kann, ein beliebiges umfassen, aus dem
ein zweiter komplementärer Strang
synthetisiert werden kann. Einzelsträngige DNA sowie RNA sowie auch
eine Reihe anderer modifizierter Nucleotide und ihre Derivate können verwendet
werden.
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Die
folgenden, nicht einschränkenden
Beispiele 1–20
zeigen das Verfahren der vorliegenden Erfindung. Beispiel 21 beschreibt
das Solution-SELEX-Verfahren, worin die Abtrennung von Nucleinsäuren hoher und
niedriger Affinität
durch Primer-Extensions-Inhibierung
erreicht wird. Beispiel 22 veranschaulicht das Solution-SELEX-Verfahren,
worin die Abtrennung durch Restriktionsenzymverdau von RNA mit niedriger
Affinität erreicht
wird. Beispiel 23 beschreibt das Solution-SELEX-Verfahren, worin Nucleinsäuren niedriger
Affinität von
Nucleinsäuren
hoher Affinität
mittels Affinitätschromatographie
getrennt werden. Beispiel 24 beschreibt die Isolierung doppelsträngiger Nucleinsäureliganden
hoher Affinität
bei der Verwendung der Exonuclease-Inhibierung. Beispiel 25 beschreibt
die Isolierung katalytischer Nucleinsäuren. Beispiel 26 beschreibt
ein automatisiertes Solution-SELEX-Verfahren.
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Beispiele
1–20 sind
nicht einschränkende
Veranschaulichungen von Verfahren zur Verwendung der vorliegenden
Erfindung. Andere Verfahren der Verwendung der Erfindung werden
für den
Fachmann aus den Lehren der vorliegenden Offenbarung ersichtlich.
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Beispiel 1: Synthese von RNA-Sequenzen
RNA-1, RNA-2, RNA-3 und RNA-7 sowie R17-Hüllprotein
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RNA-1
(Seq.-ID Nr. 1), RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2) und RNA-3 (Seq.-ID Nr. 3),
gezeigt in 6, sowie RNA-7 (Seq.-ID Nr.
4), gezeigt in 12, wurden durch In-vitro- Transkription aus
synthetischen DNA-Matrizen oder Plasmiden unter Verwendung von Verfahren
hergestellt, die von Milligan und Mitarbeitern beschrieben wurden
(Milligan et al., Nucleic Acids Res. 15, 8783 (1987)). Transkriptionsreaktionen
enthielten 40 mM Tris(hydroxymethyl)aminomethanhydrochlorid (Tris-HCl,
pH 8,1, bei 37°C),
1 mM Spermidin, 5 mM Dithiothreit (DTT), 50 μg/ml Rinderserumalbumin (BSA),
0,1 Vol.-% Triton X-100, 80 mg/ml Polyethylenglykol (mr 8000) und
0,1 mg/ml T7-RNA-Polymerase.
Größere Mengen
an RNA wurden mit 3–5
mM von jedem der Nucleotidtriphosphate (NTPs), 25 mM Magnesiumchlorid
und 1 μM
DNA-Matrize oder 0,1 μg/ml
Plasmid hergestellt. Körpermarkierte
RNAs wurden in 100 μM
Reaktionen mit je 1 mM der drei NTPs, 0,25 mM des entsprechenden radiomarkierten
NTP ([α-32P]-NTP,
5 μCi),
15 mM MgCl2 und 0,1 mg/ml T7-RNA-Polymerase
hergestellt. Nucleotide, unter anderem 5-Ioduridintriphosphat und
5-Bromuridintriphosphat, wurden von Sigma Chemical Co., St. Louis,
Missouri, erhalten. RNA-Fragmente wurden durch 20% denaturierende
Polyacrylamidgelelektrophorese (PAGE) gereinigt. Das gewünschte Fragment
wurde aus dem Polyacrylamid eluiert und in Gegenwart von 0,3 M Natriumacetat
ethanolpräzipitiert.
Der R17-Bakteriophage wurde im Escherichia-coli-Stamm S26 vermehrt, und das Hüllprotein
wurde unter Verwendung des von Carey und Mitarbeiter beschriebenen
Verfahrens gereinigt (Carey et al., Biochemistry 22, 4723 (1983)).
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Beispiel 2: Bindungskonstanten von RNA-1
und RNA-2 an R17-Hüllprotein
-
RNA-Proteinbindungskurven
von Haarnadel-Varianten RNA-1 (Seq.-ID Nr. 1), RNA-2 (Seq.-ID Nr.
2) und RNA-3 (Seq.-ID Nr. 3) an das Bakteriophagen-R17-Hüllprotein
sind in 7 dargestellt. Die Assoziationskonstanten
zwischen Hüllprotein
und den RNA-Haarnadel-Varianten wurden mit einem Nitrocellulosefilter-Retentionstest
bestimmt, der von Carey und Mitarbeitern beschrieben wurde (Carey
et al., s. o. (1983)). Eine konstante, niedrige Konzentration an 32P-markierter RNA wurde mit einer Reihe
an Hüllprotein-Konzentrationen zwischen
0,06 nM und 1 μM
in 10 mM Magnesiumacetat, 80 mM KCl, 80 μg/ml BSA und 100 mM Tris-HCl
(pH 8,5 bei 4°C)
(TMK-Puffer) gemischt.
Diese waren dieselben Lösungsbedingungen,
die in den Vernet zungsexperimenten verwendet wurden. Nach der Inkubation
bei 4°C
für 45–60 min
wurde das Gemisch durch einen Nitrocellulosefilter filtriert, und
die Menge an auf dem Filter zurückbehaltenem
Komplex wurde durch Flüssigkeits-Szintillationszählung bestimmt.
Für jedes
Experiment wurden die Datenpunkte auf eine nicht kooperative Bindungskurve
angepasst, und der in 7 dargestellt Kd-Wert
wurde berechnet.
-
Beispiel 3: Photovernetzung von RNA-1
und RNA-2 an R17-Hüllprotein
bei 308 nm
-
32P-markierte RNA-Sequenzen RNA-1 (Seq.-ID
Nr. 1) und RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2) (5 nM) und R17-Hüllprotein
(120 nM) wurden jeweils auf Eis in 100 mM Tris-HCl (pH 8,5 bei 4°C), 80 mM
KCl, 10 mM Magnesiumacetat, 80 μg/ml
BSA 15–25
Minuten lang vor Bestrahlungen inkubiert. Dies sind Bedingungen,
bei denen RNA vollständig
an das Hüllprotein
gebunden wird. Die RNAs wurden in Wasser auf 85°C 3 Minuten lang erhitzt und vor
der Verwendung schnell auf Eis gekühlt, um sicherzustellen, dass
die RNAs eine Haarnadel-Konformation aufwiesen (Groebe und Uhlenbeck,
Nucleic Acids Res. 16, 11725 (1988)). Ein λ-Physik-EMG-101-Excimer-Laser,
geladen mit 60 mbar Xenon, 80 mbar 5-%-HCl in Helium und 2360 mbar
Helium, wurde für
308-nm-Bestrahlungen verwendet. Die Leistung des XeCl-Lasers wurde
unfokussiert auf eine Quarz-Küvette
mit einer Breite von 4 mm und einer Weglänge von 1 cm, enthaltend den
RNA-Protein-Komplex, gerichtet. Der Laser wurde im Bereich von 60
mJ/Puls bei 10 Hz betrieben; es fielen jedoch nur 25% des Laserstrahls
auf die Reaktionszelle ein. Die Photovernetzungsausbeute-Werte von
RNA-1 (Seq.-ID Nr. 1) und RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2) an das R17-Bakteriophagen-Hüllprotein
als Funktion der Bestrahlungszeit sind in 8 dargestellt.
Vernetzte RNA wurde von unvernetzter RNA mittels PAGE getrennt,
und die Ausbeute wurde mittels Autoradiographie bestimmt. Die Vernetzung
von 5-Bromuracil-enhaltender RNA-1-Variante (Seq.-ID Nr. 1) führte bei
etwa 40% zu einem Maximum aufgrund des konkurrierenden Photoschadens
des Hüllproteins,
das die Bindung an die RNA inhibiert (Gott et al., s. o. (1991)).
Weniger Photoschaden des Hüllproteins
trat bei RNA-2 aufgrund der kürzeren
Bestrahlungszeit auf.
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Die
Vernetzung als eine Funktion von absorbierten Photonen zeigte, dass
die Quantenausbeute für die
Vernetzung von BrU-RNA-1 0,014 und für die Vernetzung von IU-RNA-2
(Seq.-ID Nr. 2) 0,006 beträgt
mit einer Bestrahlung bei 308 nm. Trotz der geringeren Quantenausbeute
wurde aufgrund der sieben Mal höheren Absorptionswahrscheinlichkeit
des IU-Chromophors bei 308 nm eine höhere Vernetzungsausbeute mit IU-RNA-2
erhalten. BrU und IU absorbieren bei 308 nm mit molaren Extinktionskoeffizienten
von 385 bzw. 2640 l/mol·cm.
Daher wurde vor dem Proteinschaden ein hohes Ausmaß an Photovernetzung
der IU-RNA erreicht.
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Beispiel 4: Identifikation des in die
Vernetzung von RNA-1 an R17-Hüllprotein
involvierten Aminosäurerests
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Vernetzung
von RNA-1 (Seq.-ID Nr. 1) an R17-Hüllprotein in großem Maßstab. Eine
10-ml-Lösung, enthaltend
300 nM 5'-endmarkierte
RNA und 500 nM Hüllprotein,
wurde auf Eis in Gegenwart von 100 mM Tris-HCl (pH 8,5 bei 4°C), 10 mM
Mg(OAc)2, 80 mM KCl, 80 mg Rinderserumalbumin
(BSA) und 5 mM Dithiothreit (DTT) 10–90 Minuten lang inkubiert.
Ein λ-Physik-EMG-101-Excimer-Laser
wurde bei 308 nm zur monochromatischen Bestrahlung verwendet. Die
Strahlen-Leistung wurde mit 69 ± 5 mJ/Puls bei 10 Hz gemessen.
Etwa 50% des Strahls wurden durch eine runde 7-mm-Durchmesser-Strahlmaske
in eine Quarz-Küvette mit
einer Weglänge
von 1 cm in einem thermostatisierten Küvettenhalter fokussiert. Die
Laserleistung wurde mit einem Scientech-360-001-Disk-Calorimeter-Leistungsmessgeräts gemessen.
Die Temperatur wurde bei 4 ± 2°C mit einem
Laude-RC3-Umlaufwasserbad reguliert.
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Die
10-ml-Reaktonsgemische wurden kurz vor den Bestrahlungen hergestellt,
die in 2-ml-Fraktionen durchgeführt
wurden. Nach 5 Minuten Bestrahlung wurde die Proteinkonzentration
auf 1 μM
gebracht. Anschließend
wurde das Reaktionsgemisch 3 Minuten lang inkubiert, um den Austausch
von photogeschädigtem Protein
gegen frisches Protein in dem Nucleoproteinkomplex zu ermöglichen,
und für
weitere 5 Minuten bestrahlt. Dieser Schritt wurde neun Mal wiederholt,
um 90 ml bestrahlter Probe zu ergeben. Die Vernetzung, analysiert
durch 20% denaturierende PAGE und auf einem Molecular-Dynamics-Phosphoimager
quantifiziert, ergab 22% Vernetzung.
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Die
90-ml-Probe enthielt 5,9 nmol vernetzte RNA, 21 nmol freie RNA,
97 nmol freies Hüllprotein
und 7,2 mg BSA. Das Gesamtvolumen wurde auf 20 ml reduziert und
zu gleichen Teilen zwischen zwei 50-ml-Polypropylen-Zentrifugenröhrchen mit
Schraubdeckel (Nalgene) aufgeteilt und über Nacht bei –20°C ethanolpräzipitiert.
Die RNA und Proteine wurden bei 13.000 U/min in einem J-20-Festwinkelrotor
mit einer Beckman-J2-21-Zentrifuge zu einem Pellet herabzentrifugiert.
Jedes Pellet wurde in 1 ml an 0,5 M Harnstoff, 50 mM Tris-HCl, pH
8,3, und 0,2% SDS 48 h lang bei 4°C
durch Schütteln
resuspendiert. Die Fraktionen wurden kombiniert, und anschließend wurde
das SDS durch Präzipitation
entfernt, um die Aktivität
von Trypsin nicht zu verringern. Dies wurde unter Verwendung von
40 mM KCl erreicht, und das Präzipitat
wurde durch Drehen durch einen 0,22-μm-Celluloseacetat-Drehfilter
entfernt. Die Trypsinbedingungen wurden unter Verwendung von 500 μl der Lösung optimiert.
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Proteolytischer
Verdau. Die verbleibenden 1,5 ml vernetzter RNA-Lösung, die
freie(s) RNA und Protein enthalten, wurden auf 6 ml gebracht, um
1 M Harnstoff, 20 mM CaCl2 und 6 mM DTT
zu enthalten, und anschließend
wurden 1,61 mg (1:5 Gew./Gew.) Trypsin-TPCK (251 Einheiten/mg) hinzugefügt. Die
Reaktion wurde bei 36°C
2 Stunden lang fortgesetzt, wonach weitere 1,61 mg Trypsin hinzugefügt wurden.
Nach 4 Stunden wurde ein aliquoter Anteil von 100 μl entfernt,
und die Reaktion wurde durch schnelles Frieren gestoppt. Die Reaktion
wurde durch 20% Polyacrylamid, 19:1 vernetzt, 7 M Harnstoff, 90
mM Tris-Borat/2 mM EDTA-(TBE-)Gelelektrophorese (denaturierende
20% Harnstoff PAGE) analysiert.
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Reinigung
der verdauten, vernetzten RNA. Das Trypsin-Reaktionsgemisch wurde
auf 10 ml gebracht, um die molare Salzkonzentration zu reduzieren,
und durch eine 240-μl-DEAE-Ionenaustausch-Zentrifugensäule laufen
gelassen. Die Säule
wurde mit 100 mM NaCl gewaschen und in einer Labor-Zentrifuge trocken zentrifugiert,
um freies Peptid zu entfernen. Das säulengebundene Material, das
die RNA und das vernetzte tryptische Fragment enthielt, wurde mit
1 ml 600 mM NaCl aus der Säule
eluiert, und die Säule
wurde trocken zentrifugiert. Zusätzliche
200 μl 600
mM NaCl wurden durch die Säule
zentrifugiert. Die zwei Fraktionen wurden gepoolt, ethanolpräzipitiert
und bei 10.000 U/min 35 Minuten lang bei 4°C pelletiert. Das Pellet wurde
in 25 μl
7-M-Harnstoff-TBE-Puffer,
10 Mm DTT, 0,1% Bromphenolblau, 0,1% Xylolcylanol resuspendiert
und bei 85°C
4 Minuten lang erhitzt und durch 20% denaturierende PAGE gereinigt.
Das Gel wurde für
3,5 Stunden bei 600 V laufen gelassen. Eine 5-min-Phosphoimage-Aussetzung wurde von
dem Gel gemacht. Die verdaute Protein-RNA-Vernetzung wurde anschließend elektrolytisch
von dem Gel auf eine PVDF-Proteinsequenzierungsmembran
(0,1 μm)
von Bio-RAD geblottet. Die Membran wurde luftgetrocknet, 1 Minute
lang coomassie-gefärbt,
2 Minuten lang in 50% MeOH:50% H2O entfärbt und
zwei Mal mit entionisiertem H2O gespült. Ein Autoradiogramm
wurde aus der Membran hergestellt, um die verdaute Protein-RNA-Vernetzung
sichtbar zu machen, die aus der Membran ausgeschnitten wurde und
einem Edman-Abbau
unterzogen wurde. Das immobilisierte Peptid wurde durch automatisierten
Edman-Abbau sequenziert, durchgeführt auf einem Applied-Biosystems-470A-Sequenzierungsgerät unter
Verwendung der Verfahren und Arbeitsvorschriften des Herstellers (Clive
Slaughter, Howard Hughes Medical Institute, University of Texas,
Southwestern). Die Edman-Analyse zeigte, dass die Position der Vernetzung
tyrosin-85-basiert
war, und zwar auf der bekannten Aminosäuresequenz (Weber, Biochemistry
6, 3144 (1983)).
-
Beispiel 5: Photovernetzung von RNA-2
an R17-Hüllprotein
bei 325 nm
-
In
einem Experiment, das analog zu jenem ist, das in Beispiel 3 beschrieben
wird, wurde IU-substituierte RNA-2 (Seq.-ID Nr. 2) an R17-Hüllprotein
mit monochromatischer Emission bei 325 nm aus einem Omnichrome-HeCd-Laser
(Modell 3074-40M325)
photovernetzt. Die Ausgangsleistung des HeCd-Laser lag bei 37 mW,
und der gesamte Strahl mit einem Durchmesser von 3 mm war auf die
Probe gerichtet. Um die Anregung pro Zeiteinheit zu erhöhen, wurde
der Strahl mit einem konkaven dielektrisch-beschichteten Spiegel
zurück durch
die Probe reflektiert. Vernetzte RNA wurde von nicht vernetzter
RNA durch PAGE getrennt, und die Ausbeute wurde mit einem Phospholmager
bestimmt. Der Prozentsatz der mit dem Protein vernetzten RNA als Funktion
der Bestrahlungszeit ist in 9 dargestellt.
Vernetzung mit hoher Ausbeute trat ohne Photoschaden des R17-Hüllproteins
auf. In einem separaten Experiment führte analoge Bestrahlung des
Hüllproteins
alleine bei 325 nm mit noch einer höheren Dosis zu Protein, das
dieselbe Bindungskonstante an R17-Hüllprotein aufwies. Bestrahlung
bei 325 nm von BrU-enthaltendem RNA-1-R17-Hüllprotein-Komplex führte nicht zu einer Vernetzung,
da der BrU-Chromophor bei 325 nm transparent ist.
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Beispiel 6: Photovernetzung von RNA-1
und RNA-2 an R17-Hüllprotein
mit einem Transilluminator
-
In
einem Experiment, das zu jenem, das in Beispiel 3 beschrieben ist,
analog ist, wurden RNA-1 (Seq.-ID Nr. 1) und RNA-2 (Seq.-ID Nr.
2) mit Breitbandemission im Bereich von 312 nm aus einem Fisher-Biotech-Transilluminator
(Modell FBTIV-816), mit Polystyrol gefiltert, an das R17-Hüllprotein
photovernetzt. Vernetzte RNA wurde von nicht vernetzter RNA mittels
PAGE getrennt, und die Ausbeute wurde mittels Autoradiographie bestimmt.
Prozentsätze
von RNAs, die an das Protein vernetzt sind, als eine Funktion der
Bestrahlungszeit sind in 10 dargestellt.
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Beispiel 7: Photoreaktion von 5-Ioduracil
mit N-Acetyltyrosin-N-ethylamid
-
N-Acetyltyrosin-N-ethylamid
wurde hergestellt, wie von Dietz und Koch, s. o. (1987), beschrieben.
Bestrahlung einer wässrigen
Lösung
von Ioduracil mit einem pH von 7 und 10 mol äquivalentem Überschuss
von N-Acetyltyrosin-N-ethylamid bei 308 nm mit einem XeCl-Excimer-Laser
ergab ein Photoaddukt, das mit dem Photoaddukt (Struktur 6) aus
der Bestrahlung von Bromuracil und N-Acetyltyrosin-N-ethylamid identisch
war (Dietz und Koch, s. o. (1987)), wie in 11 dargestellt.
Der Produktvergleich wurde mittels C-18-Umkehrphasen-HPLC und mittels 1H-NMR-Spektroskopie durchgeführt. Obwohl
wenig über
den Mechanismus der Photovernetzung von IU-substituierten Nucleinsäuren an
assoziierte Proteine bekannt ist, deutet dieses Resultat darauf
hin, dass er jenem der Photovernetzung von BrU-substituierten Nucleinsäuren an
assoziierte Proteine ähnelt.
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Beispiel 8: Herstellung einer cDNA aus
einer RNA, die an ein Protein photovernetzt ist
-
RNA-7
(Seq.-ID Nr. 4) (11) wurde unter Verwendung
von Verfahren hergestellt, über
die in Beispiel 1 berichtet wurde, und zwar unter Verwendung eines
Plasmids anstelle einer DNA-Matrize. Die Photovernetzung wurde wie
in Beispiel 3 beschrieben durchgeführt. Ein 4-ml-Reaktionsgemisch,
bestehend aus 6,75 nM RNA und 120 nM R17-Hüllprotein, wurde, jeweils zu
2 ml, bei 308 nm mit unfokussierter Emission aus einem XeCl-Excimer-Laser
bestrahlt. Der Laser produzierte 50 mJ/Puls und wurde bei 10 Hz
betrieben. Die Reaktion wurde beinahe bis zur quantitativen Vernetzung,
85–90%,
in 5 Minuten Bestrahlung fortgeführt.
Nach der Vernetzung wurde 1 ml des gesamten Reaktionsgemisches entfernt;
EDTA (80 mM), SDS (0,1%) und CaCl2 (0,1 mM)
wurden hinzugefügt;
die freie (ungebundene) RNA, die vorhanden war, wurde weggereinigt;
anschließend wurde
das Protein mit Proteinase K bei 60°C 30 Minuten lang verdaut. Die
RNA, die an Restprotein gebunden war, wurde ethanolpräzipitiert,
um Salze zu entfernen, und zu einem Pellet zentrifugiert. Das Pellet
wurde drei Mal mit 70% Ethanol gewaschen, um etwaige Restsalze zu
entfernen. Eine Umkehrtranskriptionsreaktion wurde verwendet, um
eine komplementäre
DNA-Kopie der RNA-Matrize
zu erstellen. Ein 13-Basen-Promotor wurde an die RNA anelliert,
und die Umkehrtranskriptionsreaktion wurde unter den Standardbedingungen
des Herstellers, Gibco (Gaithersburg, MD), durchgeführt und
nach 1 Stunde beendet. Die cDNA wurde mit 32P-markiertem
Desoxycytidintriphosphat körpermarkiert.
Die RNA-Matrize wurde anschließend
durch 5-minütiges
Hydrolysieren mit 0,2 M Natriumhydroxid bei 100°C entfernt. Die Bildung der
cDNA wurde von PAGE gefolgt. Eine Hydrolyse-Leiter und Marker wurden
zu dem Gel hinzugefügt,
um die Länge
der cDNA zu bestimmen. Die cDNA co-migrierte mit der 44-Nucleotid-RNA-Matrize.
Falls es als Resultat einer Vernetzungsmodifikation einen Stopp
in der cDNA gegeben hätte,
wäre ein
verkürztes
Produkt von 31 Nucleotiden beobachtet worden. Eine kleine Menge
eines Stopp-Produkts wurde in der 22-25-Nucleotidregion des Gels
beobachtet, dies kann jedoch das Resultat der sekundären Haarnadel-Struktur
sein, die an Position 25 der cDNA auf der RNA-Matrize beginnt. Es
trat kein Stopp in der 31-Nucleotidregion
des Gels auf; dies legte fest, dass die reverse Transkriptase durch
die Position der Vernetzung gelesen hatte. Ein Diagramm des Gels
ist in 14 zu finden.
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Beispiel 9: Iodcytosin-Photovernetzung
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5-Iodcytosin
(IC) wurde in eine Haarnadel-RNA (RNA 8) inkorporiert, die Cytosin
an der -5-Position enthielt und das R17-Hüllprotein mit hoher Affinität band.
Die IC-tragende
RNA wird RNA 9 genannt. RNA 9 (5 nM) und R17-Hüllprotein (120 nM) wurden auf
Eis in 100 mM Tris-HCl (pH 8,5 bei 4°C)/80 mM KCl/10 mM Magnesiumacetat/80 μg/ml BSA
15–25
min lang vor der Bestrahlung inkubiert. Die RNA in Wasser wurde
3 Minuten lang auf 85°C
erhitzt und vor der Verwendung schnell auf Eis gekühlt, um
sicherzustellen, dass sie sich in einer Konformation befand, die
das Hüllprotein
band (Groebe und Uhlenbeck, s. o. (1988)). Der Komplex wurde 5 Minuten
lang bei 4°C
bestrahlt, und das Experiment wurde mit Kontrollbestrahlungen von
RNA-2- und RNA-8-Hüllprotein-Komplexen
verglichen. Die Bestrahlung von RNA-8-Hüllprotein-Komplex
führte
zu keinem vernetzten Produkt. Die Bestrahlung von RNA-9-Hüllprotein-Komplex
führte
zu der Bildung einer Vernetzung, die sich in hoher Ausbeute bildete
(70–80%), ähnlich der
Ausbeute der Kontrollbestrahlung von RNA-2-Hüllprotein-Komplex
(80–90%).
Es wird angenommen, dass die Vernetzung von RNA 9 durch einen ähnlichen
Mechanismus wie RNAs auftritt, die IU an Position -5 der Schleifen-Haarnadel
enthalten (6 und 12).
Diese Annahme basiert auf der Spezifität der Vernetzung, da RNA 8
nicht photovernetzte.
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Beispiel 10: Inkorporation von halogenierten
Nucleotiden in DNA-Liganden
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Photoreaktive
Nucleotide können
in einen DNA-Liganden inkorporiert werden, der in der Lage ist,
nach Bestrahlung durch die oben stehenden beschriebenen Verfahren an
ein Target-Molekül
zu vernetzen. 5-Bromdesoxyuracil (BrdU), 8-Brom-2'-desoxyadenin und
5-Iod-2'-desoxyuracil
sind Beispiele solcher photoreaktiver Nucleotide.
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Beispiel 11: PhotoSELEX
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In
einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird das PhotoSELEX-Verfahren auf die Vollendung der Selektion
eines Nucleinsäureliganden
angewandt, der an ein Targetmolekül bindet und photovernetzt.
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Eine
randomisierte Gruppe von Nucleinsäure-Oligonucleotiden wird synthetisiert,
wobei diese photoreaktive Gruppen enthalten. Die Oligonucleotide
des geeigneten Gemisches können
an jeder verfügbaren
Position mit einer photoreaktiven Gruppe teilweise oder vollständig gesättigt sein.
Das geeignete Gemisch wird mit dem Targetmolekül in Kontakt gebracht und mit
der geeigneten Licht-Wellenlänge
bestrahlt. Oligonucleotide, die mit dem Targetmolekül vernetzt
sind, werden aus den verbleibenden Oligonucleotiden isoliert, und
das Targetmolekül
wird entfernt. cDNA-Kopien der isolierten RNA-Sequenzen werden hergestellt
und amplifiziert. Diese amplifizierten cDNA-Sequenzen werden in
Gegenwart photoreaktiver Gruppen in RNA-Sequenzen transkribiert,
und das PhotoSELEX-Verfahren wird je nach Notwendigkeit wiederholt.
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Beispiel 12: Selektion von Liganden mit
verstärkter
Photovernetzung: SELEX gefolgt von PhotoSELEX
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In
einer Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung wird die Selektion von
Nucleinsäureliganden
durch SELEX von einer Selektion durch PhotoSELEX auf Liganden gefolgt,
die in der Lage sind, das Targetmolekül zu vernetzen. Dieses Protokoll
führt zu
Liganden mit hoher Bindungsaffinität für das Targetmolekül, die auch
in der Lage sind, an das Target zu photovernetzen.
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Photoreaktive
Nucleotide werden in RNA durch T7-Polymerase-Transkription mit dem
reaktiven Nucleotidtriphosphat anstelle eines spezifizierten Triphosphats
inkorporiert. Uridintriphosphat wird z. B. durch 5-Bromuridintriphosphat
ersetzt, oder Ade nosintriphosphat wird durch 8-Bromadenosintriphosphat
ersetzt. Es wird eine randomisierte Gruppe von RNA-Sequenzen, die
photoreaktive Nucleotide enthalten, erzeugt, und es wird das SELEX-Verfahren
angewandt. Die anfänglichen
SELEX-Runden werden
verwendet, um an sich schlechte Binder zu eliminieren und den Pool
an Molekülen,
die konvergieren, zu verstärken,
um einen Pool an RNAs zu bilden, welche die photoreaktive(n) Gruppe(n)
enthalten und an das Targetmolekül
binden. Aliquote Anteile aus den anfänglichen SELEX-Runden werden
bestrahlt, und die Verstärkung
der Photovernetzung wird mit dem Fortschreiten der Runden durch
PAGE verfolgt. Als eine langsamer migrierende Bande erkenntlich
wird, die vernetzte Produkte darstellt, wird der Pool an RNAs in
Runden von PhotoSELEX eingeführt. RNAs,
die eine photoreaktive Gruppe neben einem reaktiven Aminosäurerest
in den Nucleoprotein-Komplexen besitzen, bilden eine Vernetzung
und werden selektiert, und RNAs, die keine reaktiven Nucleotide
in der Nähe
von reaktiven Target-Resten besitzen, werden eliminiert.
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Dieses
Protokoll verwendet die PhotoSELEX-Selektion selektiv auf zuvor
identifizierte Liganden für
ein Targetmolekül.
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Beispiel 13: PhotoSELEX gefolgt von SELEX
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In
einer anderen Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung wird ein RNA-Ligand, der
in der Lage ist, ein Targetmolekül
zu photovernetzen, durch das PhotoSELEX-Verfahren präselektiert.
Anschließend
wird SELEX durchgeführt,
um ein vernetzendes Oligonucleotid für die Fähigkeit zu selektieren, das Targetmolekül zu binden.
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Beispiel 14: Limitierte SELEX gefolgt
von PhotoSELEX
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In
dieser Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden Nucleinsäureliganden durch das SELEX-Verfahren
für eine
eingeschränkte
Anzahl an Selektionsrunden selektiert. SELEX wird nicht wie in Beispiel
12 bis zur Vollendung angewandt. Statt dessen wird das geeignete
Gemisch partiell auf Oligonucleotide mit relativ verstärkter Affinität für das Targetmolekül selektiert.
Die Zufalls-Oligonucleotide des geeigneten Gemisches enthalten photoreaktive
Gruppen, und die anfängliche
SELEX-Selektion wird in Abwesenheit von Bestrahlung durchgeführt. PhotoSELEX
wird anschließend
durchgeführt,
um Oligonucleotide zu selektieren, die in der Lage sind, an das
Targetmolekül
zu vernetzen.
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Diese
Arbeitsvorschrift ermöglicht
die Selektion von vernetzenden Liganden aus einem Pool an Oligonucleotiden
mit einer etwas verbesserten Fähigkeit,
das Targetmolekül
zu binden, und kann bei Umständen von
Nutzen sein, in denen die Selektion bis zur Vollendung mittels SELEX
keine vernetzenden Liganden ergibt.
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Beispiel 15: Limitierte gerichtete PhotoSELEX
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In
einer Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung, in der Nucleinsäureliganden,
die durch SELEX identifiziert wurden, einer limitierten Randomisierung
unterzogen werden, gefolgt von einer Selektion durch PhotoSELEX.
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Die
Konstruktion der DNA-Matrize, die verwendet wurde, um die partiell
randomisierte RNA zu transkribieren, basiert auf der Sequenz des
anfänglich
selektierten Liganden und enthält
an jeder Position hauptsächlich
das Nucleotid, das komplementär
zu jener Position der anfänglich
selektierten RNA-Sequenz ist. Jede Position wird jedoch auch partiell
randomisiert durch die Verwendung geringer Mengen jeder der anderen
drei Nucleotide in dem Sequenziergerät, wodurch die ursprüngliche
Sequenz an dieser Position variiert wird. Ein limitierter RNA-Pool
wird anschließend
aus dieser Gruppe an DNA-Molekülen
mit einem photoreaktiven Triphosphat transkribiert, wodurch ein
spezifisches Triphosphat in dem Reaktionsgemisch ersetzt wird (d.
h. BrU statt U). Die partiell randomisierte Gruppe an RNA-Molekülen, welche
die photoreaktiven Nucleotide enthält, wird mit einer Menge des
Target-Proteins gemischt. Gebundene RNAs, die eine photoreaktive
Gruppe neben einem reaktiven Aminosäurerest in dem Nucleoprotein-Komplex
besitzen, bilden bei Bestrahlung kovalente Vernetzungen. RNAs, die
binden und vernetzen, werden durch mehrere Runden an PhotoSELEX
selektiert und von RNAs getrennt, die binden, jedoch keine Vernetzung
eingehen.
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Beispiel 16: Verfahren zur Modifikation
eines Target-Moleküls
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In
einer anderen Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung wird PhotoSELEX angewandt,
um einen Liganden zu entwickeln, der in der Lage ist, ein Target-Molekül zu modifizieren.
Unter diesen Umständen
kann die Inkorporation einer photoreaktiven Gruppe auf oder in einen
Liganden, der durch PhotoSELEX oder SELEX selektiert wurde, das
Target auf mehrere Arten modifizieren, so dass die biologische Aktivität des Target-Moleküls modifiziert
wird. Das Target-Molekül
kann z. B. durch den photovernetzten Liganden deaktiviert werden.
Mechanismen der Deaktivierung umfassen Elektronen- oder Wasserstoff-Entziehung vom
Target-Molekül
oder eine radikale Addition zum Target-Molekül, wobei durch diese eine chemische
Modifikation hervorgerufen wird. Diese unterschiedlichen Mechanismen
können
durch das Verändern
des Bestrahlungsmodus erreicht werden.
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Ein
Ligand, der durch PhotoSELEX selektiert wurde, das als Diagnosemittel
für ein
Target-Molekül
mit ultraviolettem (UV) Licht verwendet wurde, kann auch dasselbe
Target in vivo deaktivieren, falls die Bestrahlungsquelle auf Röntgenstrahlen
oder Gammastrahlen geändert
wird. Der resultierende Vinyl-Rest kann auf ähnliche Art und Weise wie ein
Hydroxyl-Rest arbeiten, d. h. durch Entziehung von Wasserstoffatomen
aus der Bindungsdomäne
des Target-Moleküls.
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Röntgen-Bestrahlung
des R17-Hüllproteins,
das an radiomarkierte IU- oder BrU-substituierte RNA-Haarnadel-Sequenzen
gebunden ist, kann zu der Bildung einer Vernetzung führen. Der
BrU- oder IU-Chromophor kann durch Röntgenbestrahlung auch zu einem
höheren
Energie-Zustand angeregt werden, was zu der Bildung eines Vinyl-Rests
führt (Mee,
in: Radiation Chemistry: Principles and Applications, 477–499, VCH
Publishers, Farhataziz und Rodgers (Hrsg.), New York (1987)). Der
Rest entzieht einen Wasserstoff aus der Bindungsdomäne des R17-Hüllproteins,
wodurch seine Fähigkeit,
den RNA-Liganden zu binden, reduziert oder inhibiert wird. Die De aktivierung
wird durch Röntgen-Bestrahlung
des R17-Hüllproteins
in Gegenwart und Abwesenheit substituierter RNAs getestet. Die Bildung
vernetzter Komplexe wird durch PAGE analysiert. Die Wirkung der
Röntgen-Bestrahlung
der RNA, die zu der Modifikation der Bindung durch Modifikation
der Protein-Domäne
führte,
wird von einem Nitrocellulose-Bindungstest gefolgt.
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Beispiel 17: Diagnostische Verwendung
von PhotoSELEX zur Identifikation einzigartiger Proteine, die mit
spezifischen Krankheitsvorgängen
assoziiert sind
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Ein
Ziel diagnostischer Verfahren ist es, das Auftreten einzigartiger
Proteine mit spezifischen Krankheitsvorgängen in Korrelation zu bringen.
Manche dieser Korrelationen sind offensichtlich, z. B. können nach bakteriellen
oder viralen Infektionen Antigene detektiert werden, die antigenspezifisch
sind, oder Antikörper
zu solchen Antigenen, die nicht im Blut von nicht infizierten Individuen
zu finden sind. Weniger offensichtliche Korrelationen umfassen das
Auftreten von α-Fetoprotein,
das direkt in Korrelation steht mit der Gegenwart der häufigsten
Form von Hodenkrebs, im Serum.
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Das
PhotoSELEX-Verfahren kann auf die Entdeckung von vordem unbekannten
Korrelationen zwischen biologischen Proteinen und wichtigen menschlichen
Erkrankungen angewandt werden. In einer Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung wird einem Patienten mit einer Erkrankung Serum entnommen,
es werden RNA-Liganden für
alle Proteine im Serum hergestellt und zu normalen Sera absorbiert.
RNA-Liganden für Serumproteine
können
durch das SELEX-Verfahren identifiziert werden, mit darauf folgender
Inkorporation photoreaktiver Gruppen, oder sie können durch PhotoSELEX identifiziert
werden, anfänglich
aus einem geeigneten Gemisch an Oligonucleotiden selektiert, die
eine oder mehrere photoreaktive Gruppe(n) enthalten. RNA-Liganden,
die ungebunden bleiben, sind jene, die spezifisch nur einzigartige
Proteine in dem Serum von Patienten mit dieser Erkrankung binden.
RNA-Liganden werden z. B. anfänglich
für eine
eingeschränkte
Anzahl an Serumproteinen (z. B. 11) identifiziert. Die identifizierten
RNA-Liganden enthalten ein modifiziertes NTP mit einer reversiblen
oder photoreaktiven funktionalen Gruppe, die in der Lage ist, reversibel
oder irreversibel eine Vernetzung mit dem Target-Protein einzugehen.
Gegebe nenfalls kann die Gegenwart eines vernetzten Liganden für jedes
Protein verifiziert werden. Die RNA-Liganden werden anschließend entfernt
und amplifiziert. Anschließend
wird die RNA für
eine zweite SELEX-Runde transkribiert. Die RNA ist nun an einen
großen Überschuss
von 10 der ursprünglich
11 Proteine gebunden, was einen RNA-Liganden überlässt, der für das einzigartige (11.) Protein
spezifisch ist. Diese RNA wird nun amplifiziert. Dies ist ein Subtraktivverfahren.
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In
einer Ausführungsform
des diagnostischen Verfahrens der vorliegenden Erfindung wird das
oben stehend beschriebene Verfahren verwendet, um einen Liganden
für ein
abnormales Protein, z. B. ein α-Fetoprotein,
zu identifizieren. Sera von Patienten mit wichtigen Erkrankungen
werden erhalten, und RNA-Liganden für alle vorliegenden Proteine
werden identifiziert. Die RNA-Liganden werden an normale Sera absorbiert,
wodurch ein ungebundener Ligand übrig
gelassen wird. Der ungebundene Ligand ist sowohl ein potentielles
diagnostisches Mittel als auch ein Werkzeug zur Identifikation von
Serumproteinen, die spezifisch mit einer Erkrankung assoziiert sind.
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Beispiel 18: Verfahren zur Behandlung
einer Erkrankung durch die In-vivo-Verwendung eines photovernetzenden
Nucleinsäureliganden
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Ein
Nucleinsäureligand
für ein
Target-Molekül,
das mit einem Erkrankungszustand assoziiert ist, wird durch das
PhotoSELEX-Verfahren selektiert (Beispiel 11). Der PhotoSELEX-selektierte
Nucleinsäureligand kann
in einen Patienten auf eine Reihe an Arten, die nach dem Stand der
Technik bekannt sind, eingeführt
werden. Der nicht-halogenierte PhotoSELEX-Ligand wird in Stammzellen
kloniert, die in einen Patienten transferiert werden. Der Ligand
kann vorübergehend
oder konstitutiv in den Zellen des Patienten exprimiert werden. Dem
Patienten verabreichtes IC wird in das Oligonucleotidprodukt der
klonierten Sequenz inkorporiert. Nach der Bestrahlung ist der Ligand
in der Lage, an das Target-Molekül
zu vernetzen. Die Bestrahlung kann sichtbares, 325-nm-, 308-nm-,
Röntgenstrahlen-,
ultraviolettes und Infrarot-Licht umfassen.
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Alternativ
dazu kann der PhotoSELEX-Ligand als doppelsträngige DNA, die in der Zelle
in Gegenwart von iodiertem Cytosin transkribiert wird, in die Zellen
eines Patienten aufgenommen werden. Weitere Verfahren zur Einführung des
PhotoSELEX-Liganden
in einen Patienten umfassen die Liposomen-Anlieferung des halogenierten
Liganden in die Zellen des Patienten.
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Beispiel 19: PhotoSELEX-Liganden zur Verwendung
in der In-vitro-Diagnose, der In-vivo-Bildgebung
und der therapeutischen Zufuhr
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PhotoSELEX
kann verwendet werden, um Moleküle
zu identifizieren, die spezifisch mit einem Erkrankungszustand und/oder
abnormalen Zellen, wie z. B. Tumor-Zellen, assoziiert sind. Es können PhotoSELEX-identifizierte
Oligonucleotide hergestellt werden, die kovalent mit solchen Marker-Molekülen reagieren.
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In
einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist das Target für PhotoSELEX das abnormale Serum
oder die Tumor-Zelle (z. B. das Target-Gemisch). Ein geeignetes
Bibliotheksgemisch an Oligonucleotiden wird erzeugt, enthaltend
photoreaktive Gruppen. Unter Verwendung einer der oben beschriebenen
PhotoSELEX-Arbeitsvorschriften werden Oligonucleotide identifiziert,
die in der Lage sind, an die einzigartigen Proteine in dem abnormalen
Serum oder auf den Tumor-Zellen zu photovernetzen. Oligonucleotide,
die in der Lage sind, an ein Marker-Protein auf einer Tumor-Zelle zu vernetzen,
sind als In-vitro-Diagnosemittel oder bei Kopplung an Verstärkugnsmittel
für die
In-vitro-Bildgebung von Nutzen. Weiters können Oligonucleotide, die in
der Lage sind, an ein Marker-Protein auf einer Tumor-Zelle zu vernetzen,
therapeutisch verwendet werden, z. B. als ein Verfahren zur Immunaktivierung,
als ein Verfahren zur Deaktivierung oder als ein Verfahren zur Anlieferung
spezifischer targetaktiver pharmazeutischer Verbindungen.
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Beispiel 20: PhotoSELEX und HIV-1-Rev
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An
jeder Position der Matrizen-Desoxyoligonucleotid-Synthese war das
Verhältnis
des Nucleotid-Reagens 62,5:12,5:12,5:12,5. Das in größerer Menge
an jeder Positi on hinzugefügte
Nucleotid entspricht dem Nucleotid, das in der 6a-Sequenz (Seq.-ID
Nr. 5) an derselben Position gefunden wurde.
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Klonierungs-
und Sequenzierungs-Verfahren: RNAs, die aus jeder Runde isoliert
wurden, wurden umkehrtranskribiert, um cDNA zu produzieren, und
PCR-amplifiziert, wodurch ein 111-bp-Fragment mit einzigartigen
BamHI- und HindIII-Restriktionsstellen an den Enden produziert wurde.
Das Phenol/CHCl3-behandelte Fragment und
ein pUC18-Vektor wurden über
Nacht zusammen mit BamHI und HindIII bei 37°C verdaut, Phenol/ChCl3-behandelt und präzipitiert. Der verdaute Vektor
und das PCR-Produkt
wurden bei Raumtemperatur 4 Stunden lang und mit T4-DNA-Ligase ligiert
und in kompetente DH5α-F'-Zellen transformiert,
die anschließend
auf ampicillinhältigen
LB-Platten wachsen gelassen wurden. Einzelne Kolonien wurden über Nacht
in LB-Ampicillin-Medien wachsen gelassen, und Plasmid wurde unter
Verwendung eines Wizard-Plasmid-Herstellungssets (Promega) hergestellt.
Die Sequenzierung wurde unter Verwendung eines Sequenase-Sets (USB)
durchgeführt.
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Bedingungen
für Nitrocellulosefilter-Eindungs-Selektionen:
Alle Runden verwendeten etwa 20 nM RNA. Runde 1 und 2: 6 nM Rev.
Runde 3: 3 nM Rev. Runde 8: 1 nM Rev. Runde 9–10: 3 nM Rev. Die Bindungsreaktions-Volumenmengen
lagen in einem Bereich von 5 ml bis 1 ml.
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Bedingungen
für Vernetzungs-Selektionen:
Etwa 50–100
nM gefaltete Pool-RNA wurden zu 0,2 (Runden 4–6) oder 0,5 (Runde 7) μM Rev, 1 μM BSA in
1 × BB
(50 mM TrisAc, pH 7,7, 200 mM KOAc, 10 mM DTT) auf Eis hinzugefügt und 5
Minuten lang bei 37°C
inkubiert. Die Proben wurden anschließend bei 37°C bestrahlt, und zwar für 3 Minuten
bei 308 nm von einem XeCl-Excimer-Laser (Runde 4), 30 Minuten bei
325 nm von einem HeCd-Laser (Runde 5), 10 Minuten bei 325 nm (Runde
6) oder 1 Minute bei 325 nm (Runde 7). Etwa die Hälfte der
Probe wurde in 50% Formamid, 40 μg
tRNA bei 90°C
4 Minuten lang erhitzt und mittels Elektrophorese in einem 8-%-Polyacrylamid/8-M-Harnstoff-Gel
getrennt.
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Das
folgende Verfahren wurde verwendet, um vernetzte RNAs aus Acrylamidgelen
mit etwa 80% Gewinnung zu verwenden: Das Nucleoprotein enthaltende
Gel-Stück
wurde zu einer homogenen Aufschlämmung
in einem 1 × PK-Puffer
(100 mM Tris-Cl, pH 7,7, 50 mM NaCl und 10 mM EDTA) zerkleinert.
Proteinase K wurde zu 1 mg/ml Konzentration hinzugefügt und bei
42°C 30
Minuten lang inkubiert. 15-Minuten-Inkubationen bei 42°C mit ansteigenden Harnstoff-Konzentrationen
von etwa 0,7 M, 1,9 M und 3,3 M wurden durchgeführt. Die resultierende Lösung wurde
durch DMCS-behandelte
Glaswolle und 0,2-μm-Celluloseacetatfilter laufen
gelassen. Die filtrierte Lösung
wurde zwei Mal mit Phenol/CHCl3 extrahiert
und anschließend
mit einem 1:1-Gemisches
(Vol.) an EtOH:Isopropanol präzipitiert.
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Die
vernetzte Bande aus jeder Runde wurde in Szintillationsflüssigkeit
platziert und in einem Beckman-LS-133-Flüssigkeits-Szintillationssystem
gezählt.
Der vernetzte Prozentsatz = cpm des vernetzten Produkts aus RNA
+ Rev nach 4 Minuten Bestrahlung bei 325 nm minus cpm in der vernetzten
Region für
RNA, die nur bestrahlt wurde, geteilt durch Gesamt-cpm. Die Zunahme
der Vernetzung ist der % an vernetztem R13, geteilt durch % an vernetztem
D37.
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Die
simultane Selektion auf Affinität
sowie die Vernetzung unter Verwendung von tRNA wurde folgendermaßen durchgeführt. 10 μM Hefe-tRNA
wurden zu 0,5 μM
Rev, 1 μM
BSA in 1 × BB
(50 mM TrisAc (pH 7,7), 200 mM KOAc, 10 mM DTT) hinzugefügt und 10
Minuten auf Eis inkubiert. 200.000 cpm (etwa 50–100 nM Endkonzentration RNA)
wurden hinzugefügt
und zusätzliche
15 bis 60 Minuten auf Eis inkubiert, gefolgt von 5 Minuten bei 37°C. Anschließend wurden
die Proben 4 Minuten bei 325 nm durch einen HeCd-Laser bei 37°C bestrahlt.
Etwa ein Drittel der Probe wurde in 50% Formamid, 40 μg tRNA bei
90°C 4 Minuten
lang erhitzt und mittels Elektrophorese in einem 8-%-Polyacrylamid/8-M-Harnstoff-Gel
getrennt.
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Die
LI-vernetzenden RNA-Liganden bilden ein zusätzliches vernetztes Produkt
mit einer 325-nm-Laser-Bestrahlung von 4 Minuten.
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Die
Matrizen-Oligos, die verwendet werden, um die trunkierten RNAs zu
produzieren, sind: PTS-1, 5'-TAATACGACTCACTATA-3' (Seq.-ID Nr. 60),
DNA-2, 5'-GAGTGGAAACACACGTGGTGTTT-CATACACCCTATAGTGAGTCGTATTA-3' (Seq.-ID Nr. 61),
und DNA-24, 5'-AGGGTTAACAGGTGTGCCTGTTAATCCCCTATAGT-GAGTCGTATTA-3' (Seq.-ID Nr. 62).
PTS-1 wurde mit DNA-2 oder DNA-24 anelliert, um eine Matrize zur
T7-Transkription
zu produzieren.
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Um
die Anzahl der Veränderungen
für einzelne
Moleküle
im Vergleich zu 6a (Seq.-ID Nr. 5) zu berechnen, wurde jedes zur
maximalen Ähnlichkeit
an 6a angeordnet. Lücken
wurden als eine Veränderung
berechnet, und trunkierte Moleküle
wurden als unverändert
gezählt.
Um die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit des Findens von Molekülen innerhalb
jeder Klasse zu berechnen, wurde die durchschnittliche Anzahl spezifischer (s)
und nicht spezifischer (ns) Veränderungen
und unveränderter
(u) Moleküle
berechnet und in der Gleichung verwendet:
(P) = (0,125)s(0,375)ns(0,625)u; Klasse Ia (P) = 9 × 10–15;
Ib (P) = 3 × 10–15;
Ic (P) = 7 × 10–13;
Id (P) = 3 × 10–15; Klasse
II (P) = 2 × 10–14.
Da die Ausgangspopulation aus 1014 Molekülen besteht,
sind Sequenzen mit (P) < 10–14 nicht
vorhanden. (s) sind jene Veränderungen,
die erforderlich sind, um den oberen Fall zu erreichen, Konsensus-Nucleotide und (ns)
sind zusätzliche
Veränderungen.
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Photounabhängige Trunc24-Vernetzung
(Seq.-ID Nr. 59) mit HIV-1-Rev in Gegenwart menschlicher Kernextrakte
wurde folgendermaßen
bestimmt: Trunc24-RNA, Kernextrakte und Rev-Protein wurden kombiniert
und auf Eis 10 Minuten lang inkubiert. Die Proben wurden 1:1 mit
8 M Harnstoff-Ladungspuffer gemischt und auf einem 7-M-Harnstoff/8-%-Polyacrylamid-Gel
zur Analyse platziert, wobei XL den Nucleoprotein-Komplex angibt
und RNA freie trunc24-RNA angibt.
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Die
unten stehend beschriebenen Beispiele 21–26 sind keine Ausführungsformen,
die Teil der von diesem Patent beanspruchten Erfindung sind, sind
jedoch zum Verständnis
der beanspruchten Erfindung von Nutzen.
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Beispiel 21: Primerextensionsinhibierungs-Solution-SELEX
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Die
Primer-Extensions-Inhibierung beruht auf der Fähigkeit eines eng gebundenen
Target-Moleküls, die
cDNA-Synthese von Oligonucleotiden hoher Affinität zu inhibieren, und führt zur
Bildung eines amplifizierbaren cDNA-Pools entsprechend Oligonucleotiden
hoher Affinität
und eines nicht amplifizierbaren cDNA-Pools entsprechend Oligonucleotiden
niedriger Affinität.
Daher dient der PCR-Schritt von Solution-SELEX als ein Abtrennungsscreen zwischen
zwei cDNA-Pools. Allgemeine Arbeitsvorschriften für die Nucleinsäuresynthese, die
Primer-Extensions-Inhibierung und PCR werden hierin bereitgestellt.
Weiters werden elektrophoretische N-Acryloylaminophenylquecksilber-Gel-Bedingungen
zur Trennung ausgewählter
Nucleinsäureliganden
beschrieben. Die Verfahren zum Klonieren und Sequenzieren von Nucleinsäureliganden
sind wie von Tuerk und Gold, s. o. (1990) beschrieben.
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RNA-Synthese.
Das geeignete RNA-Gemisch wurde durch Inkubieren von RNA-Polymerase und DNA-Matrizen
erzeugt. Die Reaktionsbedingungen bestehen aus 8% Polyethylenglykol
8000, 5 mM Dithiothreit, 40 mM Tris-HCl (pH 8,0), 12 mM MgCl2, 1 mM Spermidin, 0,002% Triton-X-100, 2
mM Nucleotidtriphosphaten und 1 Einheit/μl RNA-Polymerase. Die Reaktionen
wurden bei 37°C
2 Stunden lang inkubiert.
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Die
Transkriptions-Arbeitsvorschrift kann verwendet werden, um RNAs
mit modifizierten Nucleotiden zu erzeugen. Die Transkriptionsreaktion
kann entweder mit einem Nucleotidtriphosphat-Derivat geprimt werden
(um ein modifiziertes 5'-Ende
zu erzeugen), modifizierte Nucleotide können zufällig in die entstehende RNA-Kette
inkorporiert werden, oder Oligonucleotide oder ihre Derivate können auf
die 5'- oder 3'-Enden des RNA-Produkts ligiert werden.
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Primer-Extensions-Inhibierung.
Die Primer-Extensions-Inhibierung wird wie von Hartz et al., s.
o. (1988), beschrieben durchgeführt.
Kurz gesagt, wird ein Oligonucleotid-Primer an das 3'-Ende der Oligonucleotide des geeigneten
Gemisches anelliert, in dem diese mit einem 2fachen molaren Überschuss
des Primers bei 65°C
3 Minuten lang in destilliertem Wasser inkubiert werden. Die Anellierungsreaktion
wird auf Eis gekühlt, gefolgt
von der Addition von 1/10 Volumeneinheiten an 10X-konzentriertem
Extensionspuffer (z. B. 10 mM Tris-HCl (pH 7,4), 60 mM NH4Cl, 10 mM Mg-Acetat, 6 mM β-Mercaptoethanol
und 0,4 mM Nucleotidtriphosphaten). Die Primer-Extension wird durch
die Addition von Polymerase und die Inkubation bei einer beliebigen einer
Reihe von Temperaturen initiiert, die von zwischen 0–80°C reichen,
und für
Zeitspannen, die von ein paar Sekunden bis zu mehreren Stunden reichen.
In einer Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung wird die Primer-Extension
zuerst in der Gegenwart von kettenabbrechenden Nucleotidtriphosphaten durchgeführt, so
dass Nucleinsäuren
niedriger Affinität
vorzugsweise diese Ketten-Terminatoren inkorporieren. Eine zweite
Primer-Extension wird anschließend
durchgeführt,
nachdem das Target von Nucleinsäuren
hoher Affinität
und die kettenabbrechenden Nucleotidtriphosphate entfernt wurden.
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Polymerase-Kettenreaktion.
Die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wird durch Inkubieren einer
Oligonucleotid-Matrize, entweder einzel- oder doppelsträngig, mit
1 Einheit/μl
thermisch stabiler Polymerase in Puffer (50 mM KCl, 10 mM Tris-HCl
(pH 8,6), 2,5 mM MgCl2, 1,7 mg/ml BSA, 1
mM Desoxynucleotidtriphosphate und 1 μM Primer) erreicht. Thermische
Standard-Zyklen liegen bei 95°C
30 Sekunden, 55°C
30 Sekunden und 72°C
1 Minute, wiederholt je nach Notwendigkeit. Eine Modifikation des
PCR-Protokolls erzeugt einzelsträngige
DNA durch Inkubieren einer entweder einzel- oder doppelsträngigen Matrize mit einem einzelnen
verlängerten
Primer-Oligonucleotid und führt
zu einem verlängerten
Produkt. Die PCR amplifiziert vorzugsweise die in den oben beschriebenen
Primer-Extensionsschritten amplifizierbar gemachten Oligonucleotide.
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(N-Acrloylamino)phenylquecksilber-Gelelektrophorese.
Die Polyacrylamid-Gelelektrophorese unter Verwendung von N-Acryloylaminphenylquecksilber
(APM) wurde durchgeführt
wie von Igloi, Biochemistry 27, 3842 (1988), beschrieben. APM wurde
durch Mischen von 8 ml Acetonitril mit 0,35 g (p-Aminophenyl)quecksilberacetat
bei 0°C, gefolgt
von 2 ml 1,2 M NaHCO3 synthetisiert. Eine
Gesamtmenge von 0,2 ml Acryloylchlorid wurde anschließend unter
heftigem Rühren
hinzugefügt,
und die Reaktion wurde über
Nacht bei 4°C inkubiert.
Die Festphase wurde mittels Zentrifugierung gesammelt und mit Wasser
gewaschen, durch Erwärmen
auf 50°C
in 8,5 ml Dioxan aufgelöst,
gefolgt von einer Filtrierung zur Entfernung nicht aufgelöster Verunreinigungen.
APM-Kristalle wurden nach dem Stehenlassen bei Raumtemperatur gebildet,
und der Feststoff wurde erneut mit Wasser gewaschen und im Vakuum
getrocknet. APM wurde bei 4°C
gelagert. APM-Polyacrylamidgele wurden durch die Addition eines
geeigneten aliquoten Anteils einer 1-mg/ml-Lösung von APM in Formamid zu
einer Lösung
hergestellt, die eine bestimmte Menge an Acrylamid, Bis(acrylamid),
einen Harnstoff in 0,1 M Tris-Borat/EDTA (pH 8,3) enthielt. Die
Polymerisation wurde durch die Addition von 0,5 ml 1-%-Ammoniumpersulfat
und 7 μl
TEMED pro 10 ml Gellösung
initiiert.
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Beispiel 22: Enzymatische oder chemische
Abbau-Solution-SELEX
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Enzyme
oder Chemikalien können
verwendet werden, um den cDNA-Pool entsprechend Oligonucleotiden
geringer Affinität
selektiv abzubauen. In einer Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung werden Restriktionsenzyme verwendet, um den cDNA-Pool
entsprechend Oligonucleotiden geringer Affinität selektiv abzubauen. Es wurde
eine Reihe an Restriktionsenzymen identifiziert, die einzelsträngige DNA
spalten. Diese Enzyme spalten an spezifischen Sequenzen, jedoch
mit variierender Wirksamkeit.
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Der
Restriktionsenzym-Verdau kann mit einer Reihe sequenzspezifischer
Restriktionsendonucleasen durchgeführt werden. Endonucleasen,
die einzelsträngige
DNA spalten, umfassen DdeI, HaeIII, HgaI, HinfI, HinPI, MnlI, PstI
und RsaI. Diese Enzyme werden bei Standardbedingungen verwendet,
die dem Fachmann auf dem Gebiet der Molekularbiologie bekannt sind.
Doppelsträngige
Nucleinsäuren
können
auch unter Verwendung der geeigneten Kombination von Nucleinsäure-Restriktionssequenzen
und ortsspezifischer Restriktionsnucleasen gespalten werden.
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Dem
grundlegenden Solution-SELEX-Verfahren wird wie in den SELEX-Patentanmeldungen
beschrieben gefolgt Die erste cDNA-Extension wird in Gegenwart von
vier dNTPs durchgeführt,
gefolgt von der Entfernung des Targets. Die zweite cDNA-Extension wird mit
modifizierten Nucleotiden durchgeführt, die gegenüber enzymatischer
Spaltung durch Restriktionsendonucleasen resistent sind. Das Gemisch
an cDNA-Extensionsprodukten wird mit dem geeigneten Restriktionsenzym
inkubiert. Das Produkt der ersten cDNA-Extension aus freier Nucleinsäure wird
gespalten, um die Primer-Anellierungsstelle zu entfernen, wodurch
dieser cDNA-Pool durch PCR nicht amplifizierbar wird. Die Wirksamkeit
der Spaltung durch Restriktionsendonucleasen kann unter Verwendung
einer Haarnadel an der Restriktionsstelle (RS) verbessert werden,
um eine lokalisierte doppelsträngige
Region zu schaffen, wie in 24 dargestellt.
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Alternativ
dazu wird das erste cDNA-Extensionsprodukt durch andere Klassen
an Enzymen durch Inkorporation modifizierter Nucleotide selektiv
abbaubar gemacht. cDNA, die Liganden niedriger Affinität entspricht,
kann z. B. mit Nucleotiden synthetisiert werden, die auf Uracil-DNA-Glycosylase
empfindlich sind, während
cDNA, die Liganden hoher Affinität
entspricht, resistente Nucleotide inkorporieren kann.
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Chemischer
Abbau von cDNA, die Liganden niedriger Affinität entspricht, kann durch Inkorporation
von 7-Methylguanosin, 5-Bromuracil oder 5-Ioduracil erreicht werden,
wie unter Verwendung von Piperidin oder Photoabbau beschrieben wird
(Sasse-Dwight und
Gralla, Methods Enzymol. 208, 146 (1991); Aigen und Gumport, Methods
Enzymol. 208, 433 (1991); Hockensmith et al., Methods Enzymol. 208,
211 (1991)).
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Beispiel 23: Solution-SELEX gefolgt von
Affinitätschromatographie
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Die
selektive Entfernung entweder der ersten oder zweiten cDNA-Extensionsprodukte
kann durch Affinitätschromatographie
erreicht werden. Die Entfernung des ersten cDNA-Extensionsprodukts
entfernt vorzugsweise den cDNA-Pool, der freien oder Nucleinsäureliganden
niedriger Affinität
entspricht. Die Entfernung des zweiten cDNA-Extensionsprodukts behält vorzugsweise
cDNA bei, die dem Liganden hoher Affinität entspricht. Diese Strategie
beruht auf der Inkorporierung der modifizierten Nucleotide während der
cDNA-Synthese.
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Selektive Entfernung des ersten
Extensionsprodukts
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Nach
dem grundlegenden Solution-SELEX-Protokoll wird die erste cDNA-Extension
in Gegenwart modifizierter Nucleotide durchgeführt (z. B. biotinyliert, iodiert,
thiomarkiert oder ein beliebiges anderes modifiziertes Nucleotid),
die eine Retention des ersten cDNA-Pools auf einer Affinitätsmatrix
ermöglichen
(25). Das Target wird anschließend entfernt, und die zweite
cDNA-Extension wird in Gegenwart nicht modifizierter Nucleotide
durchgeführt.
Die cDNAs, welche die modifizierten Nucleotide inkorporiert haben,
können
mittels Affinitätschromatographie
unter Verwendung einer Säule
entfernt werden, die den entsprechenden Affinitätsliganden enthält. Der
cDNA-Pool, der Nucleinsäuren mit
hoher Affinität
für das
Target entspricht, wird beibehalten und anschließend mittels PCR amplifiziert.
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Selektive Entfernung des zweiten
Extensionsprodukts
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Nach
dem grundlegenden Protokoll wird die erste cDNA-Extension in Gegenwart
von vier dNTPs durchgeführt,
und die zweite cDNA-Extension wird in Gegenwart modifizierter Nucleotide
durchgeführt
(z. B. biotinyliert, iodiert, thiomarkiert oder ein beliebiges anderes
modifiziertes Nucleotid), die eine Retention des zweiten cDNA-Pools
auf einer Affinitätsmatrix
ermöglichen,
wie oben stehend beschrieben ist.
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Inkorporation spezifischer
Sequenzen zum Anellieren an eine Affinitätsmatrix
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In
einer anderen Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung kann eine spezielle Sequenz
auch selektiv zum Anellieren an eine Affinitätsmatrix inkorporiert werden.
Daher können
entweder cDNAs der ersten oder der zweiten Synthese zurückbehalten
werden und wie gewünscht
auf im Handel erhältlichen
Matrizen gereinigt werden.
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Beispiel 24: Exonucleaseinhibierungs-Solution-SELEX
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Die
Exonuclease-Inhibierung kann verwendet werden, um doppelsträngige Liganden
zu isolieren. Doppelsträngige
Nucleinsäureliganden,
die eng an das Target-Molekül
gebunden sind, inhibieren die Exonuclease-Hydrolyse am 3'-Ende der Bindungsstelle.
Dies führt
zu einer Population an Nucleinsäure-Molekülen, die gegen
Hydrolyse resistent sind, die auch einen langen einzelsträngigen 5'-Überhang und eine zentrale basengepaarte
Region enthalten (siehe 26).
Dieses Nucleinsäuremolekül ist ein
Substrat für
eine beliebige Polymerase, und die Inkubierung mit Polymerase erzeugt
das doppelsträngige
Ausgangsmaterial. Dieses Molekül
wird mittels PCR amplifiziert. Mitglieder des geeigneten Nucleinsäure-Gemisches,
die nicht eng an das Target-Molekül gebunden
sind, werden während
des anfänglichen
Exonuclease-Schritts verdaut.
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Die
3' → 5'-Hydrolyse doppelsträngiger Nucleinsäure wird
durch Inkubation mit einer beliebigen doppelsträngigen spezifischen 3' → 5'-Exonuclease erreicht. Exonuclease III
hydrolyisiert spezifisch doppelsträngige DNA 3' → 5' und ist in einer
Reihe von Puffern aktiv, unter anderem 50 mM Tris-HCl (pH 8,0),
5 mM MgCl2, 10 mM β-Mercaptoethanol bei 37°C.
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Beispiel 25: Solution-SELEX-Verfahren
zur Isolation katalytischer Nucleinsäuren
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Solution-SELEX
kann verwendet werden, um katalytische Nucleinsäuresequenzen zu isolieren.
Diese Ausführungsform
der Erfindung nutzt eine lineare bis zirkuläre Transformation, um nicht
katalytische Nucleinsäuren
von katalytischen Nucleinsäuren
auszusortieren.
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Wie
in 27 dargestellt, kann der PCR-Schritt ausgenutzt
werden, um das geeignete Nucleinsäure-Gemisch auf katalytische
Mitglieder zu screenen. Katalytische Nucleinsäuren, die entweder selbst zirkularisieren
oder ihre 5'- oder
3'-Enden verändern, um
eine Zirkularisierung mit Ligase zu ermöglichen, amplifizieren während der
PCR.
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Die
Fig. zeigt die Ringbildung durch katalytische Mitglieder des geeigneten
Gemisches; die nicht katalytischen Oligonucleotid-Mitglieder des
geeigneten Gemisches bleiben linear. Nach der Zirkularisation wird das
geeignete Gemisch mit einem Primer inkubiert, der an das äußerste 5'-Ende anelliert.
In dieser Ausführungsform
der Erfindung erzeugen nur die zirkulären Oligonucleotid-Mitglieder
cDNA und werden während
des PCR-Schritts amplifiziert.
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Diese
Strategie isoliert Nucleinsäuren,
die entweder die Selbst-Zirkularisation direkt katalysieren oder die
ihre eigenen Enden modifizieren, so dass die amplifizierbare Form
durch Inkubation mit Ligase erzeugt werden kann. Wie in 27 dargestellt, ermöglicht die ungewöhnliche
Wechselwirkung des cDNA-Primers mit dem 5'-Ende der Oligonucleotide des geeigneten
Gemisches die Amplifikation lediglich der zirkulären Moleküle. In einer weiteren Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung wird diese Strategie modifiziert,
um die Isolation katalytischer Nucleinsäuren zu modifizieren, die neue
Reaktionen katalysieren.
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Beispiel 26: Automatisierung von Solution-SELEX
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Das
automatisierte Solution-SELEX-Protokoll stellt eine Modifikation
des in dem automatisierten DNA-Synthesegerät verwendeten Verfahrens dar.
Das geeignete Nucleinsäure-Gemisch
wird an einen festen Träger
gebunden, und zwar entweder durch die Biotin/Avidin-Wechselwirkung
oder durch eine Reihe von kovalenten chromatographischen Verfahren
(z. B. die Kondensation modifizierter Nucleotide auf Maleinimid-
oder Citraconsäureanhydrid-Träger). Das
geeignete gebundene Nucleinsäure-Gemisch stellt ein
gutes Substrat für das
Targeting der Bindung bereit, und die Säule ermöglicht die Verwendung eines
einzelnen Reaktionsgefäßes für das SELEX-Verfahren. Die Primer-Extensions-Inhibierung
wird verwendet, um Liganden niedriger und hoher Affinität physikalisch
zu sortieren. Nucleinsäuren
niedriger Affinität
können
durch Inkorporation modifizierter Nucleotide während des ersten cDNA-Extensionsschritts
abgebaut werden, der die cDNA abbaubar macht, wie in Beispiel 22
beschrieben, während
Liganden hoher Affinität
in nicht abbaubare cDNA kopiert werden und mittels PCR amplifiziert
werden. Für
zusätzliche
Runden an Solution-SELEX wird das PCR-erzeugte geeignete Gemisch
gereinigt oder in RNA transkribiert und in demselben oder einem
neuen Reaktionsgefäß, je nach Wunsch,
erneut auf einen zweiten festen Träger gebunden. Der Vorgang wird
je nach Notwendigkeit wiederholt.
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