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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein das Gebiet der von reverser
Transkriptase abhängigen
Viren. Spezieller betrifft die Erfindung die Verwendung von Mitteln,
welche intrazelluläre
Konzentrationen an Desoxyribonukleosiden reduzieren, als ein Mittel
zum Hemmen der Replikation von von reverser Transkriptase abhängigen Viren.
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Hintergrund der Erfindung
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Viren
sind Mikroorganismen, die für
ihr Wachstum und ihre Replikation zu einem gewissen Grad von Wirtszellkomponenten
abhängen.
Virale Infektion und Replikation in Wirtszellen führt im allgemeinen
zu einer Erkrankung unabhängig
davon, ob der Wirt ein Tier oder eine Pflanze ist. Menschliche Erkrankungen,
die von viralen Infektionen verursacht werden, umfassen das erworbene
Immunschwächesyndrom
(AIDS) und Hepatitis. Eine allgemeine Diskussion dieses Gebiets
wird in Fundamental Virology, Zweite Auflage, (Hrsg. B. N. Fields,
D. M. Knipe, R. M. Chanock, M. S. Hirsh, J. L. Melnick, T. P. Monath
und B. Roizman, Raven Press, Ltd., New York, N. Y. 1991) gegeben.
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Retrovirus-Replikation
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Retroviren
umfassen eine große
Familie von Viren, die in erster Linie Wirbeltiere infizieren. Viele
Erkrankungen, einschließlich
der Induktion einiger Tumore, gehen mit retroviraler Infektion einher
(seihe Fundamental Virology, supra, S. 645–708). Alle Retroviren, unabhängig von
ihrer klinischen Erscheinungsform, besitzen verwandte Strukturen
und Replikationsmodi.
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Retroviren
enthalten ein RNA-Genom, das über
ein DNA-Zwischenprodukt repliziert wird. Innerhalb der Zelle dient
das virale Genom als Vorlage für
die Synthese eines doppelstrangigen Desoxyribonukleinsäure- (DNA-)
Moleküls,
welches sich anschließend
in das Genom der Wirtszelle integriert. Diese Integration führt gelegentlich
zu der Induktion eines Tumors in dem infizierten Wirtsorganismus.
Nach einer Integration führt
eine komplexe Abfolge von Ereignissen zu der Produktion von Nachkommen-Virionen,
welche von der infizierten Zelle freigesetzt werden.
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Früh im retroviralen
Lebenszyklus wird das RNA-Genom von der viral codierten reversen
Transkriptase (RT) zu DNA kopiert. Dieses Enzym kann sowohl RNA-
als auch DNA-Vorlagen verwenden, wobei es den ersten Strang von
DNA (den Negativstrang) von dem infizierenden RNA-Genom herstellt und
einen komplementären
zweiten Strang (den Positivstrang) von DNA unter Verwendung des
ersten DNA-Strangs als eine Vorlage. Zum Synthetisieren dieser DNA-Stränge verwendet
die RT zelluläre
Substrate, die als Desoxynukleosidtriphosphate (dNTP) bezeichnet
werden.
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Menschliche
Retroviren können
in die Leukämieviren
(Viren vom HTLV-Typ) und die Immunschwächeviren (Viren vom HIV-Typ)
gruppiert werden. Eine HTLV-Infektion kann zu einer Form von Leukämie führen. Erworbenes
Immunschwächesyndrom
(AIDS) wird von einer Form von HIV verur sacht, wobei HIV-1 stärker virulent
ist als HIV-2. Sowohl HTLV als auch HIV infizieren periphere Blutlymphozyten
(PBL).
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Andere
Tierretroviren umfassen Katzenleukämievirus (FeLV) und Lentiviren.
Virulente FeLV-Infektion führt im allgemeinen
zu tödlicher
aplastischer Anämie
in Katzen. Lentiviren verursachen eine Vielzahl neurologischer und
immunologischer Erkrankungen, wie Visna in Schafen und infektiöse Anämie in Pferden.
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HIV-Infektion
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HIV-1
wurde 1983 zuerst als der ursächliche
Stoff von AIDS identifiziert. Die AIDS-Pandemie ist nun eines der
schwerwiegendsten Gesundheitsprobleme weltweit. Es ist wahrscheinlich,
daß sich
katastrophale medizinische und soziale Folgen bis in das nächste Jahrhundert
erstrecken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat geschätzt, daß derzeit
zwischen acht und zehn Millionen Menschen mit HIV infiziert sind
und daß etwa
zehnmal so viele Individuen in der nächsten Dekade betroffen sein
werden. Der große
Pool an HIV-Trägern
macht die Entwicklung von wirkungsvollen antiviralen Behandlungen
zu einer medizinischen Priorität.
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Hepatitis B-Infektion
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Das
Hepatitis B-Virus (HBV) ist eines von wenigstens drei (A, B und
C) Viren, die selektiv Leberzellen infizieren (für eine allgemeine Diskussion
von HBV siehe Fundamental Virology, supra, S. 989–1021).
HBV-Infektionen sind häufig
persistent mit minimalem Leberschaden oder chronischer Hepatitis,
was zu Zirrhose oder Leberkrebs führen kann (hepatozelluläres Karzinom
oder HCC). Weltweit sind mehr als 200 Millionen Menschen mit HBV
infiziert.
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Andere Viren
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Mehrere
andere Viren, die Menschen, Tiere und Pflanzen infizieren, sind
für die
Replikation ebenfalls von reverser Transkriptase abhängig. Diese
umfassen Retroviren, wie die Leukämieviren, von denen bekannt ist,
daß sie
in mehreren Spezies vorkommen, einschließlich HTLV-1 im Menschen, sowie
von reverser Transkriptase abhängige
DNA-Viren, wie den Blumenkohl-Mosaikvirus (einem Pflanzenvirus).
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Antivirale Therapien
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Es
gibt einen hohen Bedarf nach Entwicklung effektiver Arzneimittelbehandlungen
zur Bekämpfung von
RT-abhängigen
Viren, wie HIV. Diese Bemühungen
wurden kürzlich
im Fazit des britisch-irisch-französischen Gemeinschaftsprojekts
vorangetrieben, welches darüber
berichtete, daß das
Nukleosidanaloge Zidovudin (AZT), eine Hauptstütze bei der Behandlung von
mit HIV-1 infizierten Patienten, darin versagte, das Überleben
oder den Krankheitsfortschritt in asymptomatischen Patienten zu
verbessern. Andere Nukleosidanaloge, wie Didanosin (ddl), sind derzeit
in der Erprobung. Die Wirkungen von ddl auf den Krankheitsverlauf
und den Endpunkt des Patientenüberlebens
wurden noch nicht angemessen untersucht. Kürzlich wurden auch nicht-kompetitive
HIV-1- RT-Inhibitoren
und HIV-1-Proteaseinhibitoren entwickelt. Trotz der hohen Wirksamkeit dieser
Verbindungen waren die anfänglichen
in vitro/in vivo-Tests durch das schnelle Auftreten von Varianten von
HIV-1, die gegen diese Arzneimittel resistent waren (Escape-Mutanten),
gekennzeichnet. Obwohl sie verschiedene antivirale Aktivitäten und
pharmakokinetische Eigenschaften besitzen, zielen die hier erwähnten Arzneimittel
alle direkt auf HIV-1-Proteine.
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Obwohl
dieser letztgenannte Ansatz fortgeführt werden muß, haben
wir eine andere antivirale Strategie entwickelt, die auf einen oder
mehrere zelluläre
Bestandteile zielt, die für
die Replikation von reverser Transkriptase abhängigen Viren erforderlich sind.
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Die
US 4,927,843 beschreibt
Thiosemicarbazone, wie M-IBT-Derivate, als wirkungsvoll bei der
Behandlung von Retroviren.
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Hydroxyharnstoff
ist ein Antikrebsmittel, welches Ribonukleotidreduktase hemmt (J.
Med. Chem., Band 28, 1985, Seiten 1103–06, T'ang et al., "Optimization of the Schiff Bases of
N-hydroxy-N'aminoguanidines as
Anticancer and Antiviral Agents").
Die WO 84/00888 offenbart, daß Ribonukleotidreduktase-Inhibitoren bei
der Behandlung verschiedener viraler Infektionen, wie Rous-Sarkom-Virus, nützlich sein
könnten,
und Lien et al. diskutieren, daß Inhibitoren
von Ribonukleotidreduktase synergistisch mit Ara-C wirken können (Progress In
Drug Research, Band 31, 1987, Seiten 101–26, Lien J. Eric "Ribonucleotide Reductase
inhibitors as anticancer and antiviral agents").
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Die
Wirkung von Hydroxyharnstoff auf Lymphozyten, die durch Adenosindesaminase-
(ADA) Immunschwäche
gekennzeichnet sind, wurde diskutiert (Experimental Cell Research,
Band 179, 1988, Seiten 417–28,
Albert et al., "Deoxyadenosine
Toxicity and Cell Cycle Arrest in Hydroxyurea Resistant S49 T-Lymphoma
Cells").
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Die
Möglichkeit,
die Thymidinanalogen mit Hydroxyharnstoff bei der Behandlung von
Retrovirus-Infektion zu kombinieren, ist bekannt (Eur. J. Biochem.,
Band 186, 1989, Seiten 689–94,
Karlsson, "Hydroxyurea Increases
the Phosphorylation of 3'-Fluorothymidine
and 3'-Azidothymidine
in CEM cells"),
und die Wirkungen von Kombinationsbehandlungen, welche Desoxyguanosin
und entweder Hydroxyharnstoff oder einen Inhibitor von Adenosindesaminase
umfassen, die man als ENHA bezeichnet, auf Lymphoblasten wurden
diskutiert (J. Clin. Invest., Band 64, 1979, Seiten 1475–84, Wilson
et al., "Purinogenic
Immunodeficiency Diseases – Differential
Effects on Deoxyadenosine and deoxyguanosine on DNA synthesis in
Human T Lymphoblasts").
Desoxyadenosin ist jedoch dafür
bekannt, die Wirkungen von Hydroxyharnstoff umzukehren (VIII International Conference
on AIDS/STD World Congress Amsterdam, Niederlande, Band 2, 1992,
Seite A22–2118,
Meyerhans et al., "The
Intracellular Nucleotide Pool Effects HIV Replication").
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf der Entdeckung, daß Arzneimittel,
welche die intrazelluläre
Konzentration an Desoxynukleosidphosphaten reduzieren, die Replikation
der von reverser Transkriptase abhängigen Viren hemmt. Solche
Arzneimittel wirken entweder durch Hemmung der intrazellulären Synthese
von Desoxynukleosidphosphaten oder durch Abreicherung des intrazellulären Pools
an Desoxynukleosidphosphaten. Viren, die für eine Wachstumshemmung durch
Begren zen der Desoxynukleosidphosphate empfindlich sind, sind Retroviren,
einschließlich
HIV, welches AIDS verursacht, Hepatitis B-Virus, Blumenkohl-Mosaikvirus und
andere von reverser Transkriptase abhängige Viren. Als ein Beispiel
begrenzt Hydroxyharnstoff die Synthese der intrazellulären Desoxynukleosidphosphate
durch Hemmung der enzymatischen Aktivität von Ribonukleosidreduktase.
Es sind andere Verbindungen bekannt, die in ähnlicher Weise die Ansammlung
von intrazellulären
Desoxynukleosidphosphaten durch diesen Mechanismus oder durch Beeinflussung
anderer biosynthetischer Stufen, die zur Produktion von intrazellulären Desoxynukleosidphosphaten
führen,
hemmen. Verbindungen, welche intrazelluläre Desoxynukleosidphosphate
begrenzen, können
in Verbindung mit antiviralen Nukleosidphosphatanalogen, welche
selbst als kompetitive Inhibitoren von nativen Nukleosiden therapeutisch wirksam
sind, zur Erhöhung
der Wirksamkeit von antiviraler Behandlung verwendet werden. Dementsprechend
liefert ein Aspekt der vorliegenden Erfindung die Verwendung einer
synergistischen Kombination eines Inhibitors von Ribonukleotidreduktase
und eines antiviralen Nukleosidphosphatanalogen, welches ein anderes ist
als ein Thymidin- oder Cytidin-Analoges,
bei der Herstellung eines Medikaments zur Hemmung der Replikation
eines von reverser Transkriptase abhängigen Virus.
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Ein
bevorzugter Inhibitor von Ribonukleotidreduktase ist Hydroxyharnstoff.
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Die
Erfindung kann auf Zellen in vitro oder in vivo angewendet werden.
In verschiedenen bevorzugten Ausführungsformen ist das Tier ein
Säuger
oder ein Vogel. Vorzugsweise ist das Tier ein Mensch.
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In
einer speziellen Ausführungsform
ist das Virus das menschliche Immunschwächevirus (HIV), wie HIV-1 oder
HIV-2, und die Zellen sind menschliche Zellen. In einer weiteren
speziellen Ausführungsform
ist das Virus Hepatitis B, und die Zellen sind menschliche Zellen.
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Vorzugsweise
ist das antivirale Nukleosidphosphatanaloge ein Mittel, das dazu
dient, die Replikation des Virus durch Beendigung der DNA-Kettenverlängerung
zu hemmen. Zum Beispiel begrenzen AZT und Didesoxynukleoside, wie
ddl, ddC und 2'-Fluordidesoxynukleoside,
auf diese Weise virale Replikation. Wirksame 2'-Fluordidesoxynukleoside umfassen 2'-Fluoropurindidesoxynukleoside,
wie 2'-F-dd-ara-A,
2'-F-dd-ara-I und 2'-F-dd-ara-G. Eine
Verwendung dieser Verbindungen kann zu einer frühzeitigen Beendigung von viraler DNA-Synthese
unter Herstellung unvollständiger
viraler DNA führen.
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Kurze Beschreibung der
Figuren
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1a stellt
graphisch die p24-Expression in mit HIV-1 infizierten PBL als eine
Funktion der Hydroxyharnstoff- und ddl-Konzentrationen dar.
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1b stellt
graphisch die Anzahl überlebensfähiger PBL
in einer mit HIV-1 infizierten Kultur als eine Funktion der Hydroxyharnstoff-
und ddl-Konzentrationen dar.
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1c zeigt
HIV-1-p24-Expression, normiert auf die Anzahl überlebensfähiger Zellen, als eine Funktion
der Hu- und ddl-Konzentrationen.
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2 stellt
graphisch die p24-Expression in mit HIV-1 infizierten menschlichen
primären
Makrophagen als eine Funktion der Hydroxyharnstoff- und AZT-Konzentrationen
dar.
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3a stellt
graphisch einen zeitlichen Verlauf der p24-Hemmung durch Hydroxyharnstoff
und/oder durch ddl in aktivierten PBL, die aus einem mit HIV-1 infizierten
Patienten isoliert wurden, dar.
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3b stellt
graphisch die Anzahl überlebensfähiger Zellen,
die von einem mit HIV-1 infizierten Patienten isoliert wurden und
welche unter Behandlung mit Hydroxyharnstoff und/oder ddl in Kultur überlebten,
dar.
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Ausführliche Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsform
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf der Entdeckung, daß eine Reduzierung
der intrazellulären
Desoxynukleosidtriphosphat- (dNTP-) Konzentration selektiv die Replikation
der von reverser Transkriptase abhängigen Viren hemmt. Ein Ansatz
zur Virenhemmung, der auf dieser Strategie beruht, vermeidet mit
Vorteil das Auslösen
der Bildung von viralen Escape-Mutanten. Umgekehrt würde man
erwarten, daß direkter
selektiver Druck gegen virale Proteine die Bildung solcher Mutanten
fördert.
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In
der Ausführung
der vorliegenden Erfindung ist Hydroxyharnstoff eine bevorzugte
Verbindung, die Ribonukleotidreduktase hemmt, ein Enzym, welches
die Reduktion von Ribonukleosiddiphosphaten zu ihren Desoxyribonukleosid-Gegenstücken für die DNA-Synthese
katalysiert. Andere Ribonukleotidreduktase-Inhibitoren umfassen
Guanazol, 3,4-Dihydroxybenzohydroxamsäure, N,3,4,5-Tetrahydroxybenzimidamid
HCl, 3,4-Dihydroxybenzamidoxim HCl, 5-Hydroxy-2-formylpyridinthiosemicarbazone und a-(N)-heterozyklische Carboxyaldehydthiosemicarbazone,
4-Methyl-5-amino-1-formylisochinolinthiosemicarbazon,
N-Hydroxy-N'-aminoguanidin-
(HAG-) Derivate, 5-Methyl-4-aminoisochinolinthiosemicarbazon, Diaziquon,
Doxorubicin, 2,3-Dihydroxylbenzoyldipeptide und 3,4-Dihydroxylbenzoyldipeptide,
mit Eisen komplexiertes 2-Acetylpyridin-5-[(2-chloroanilino)-thiocarbonyl]-thiocarbonohydrazon
(348087), mit Eisen komplexiertes 2-Acetylpyridin-5-[(dimethylamino)-thiocarbonyl]-thiocarbonohydrazon
(A1110U), 2'-Desoxy-2'-methylencytidin-5'-diphosphat (MdCDP) und 2'-Desoxy-2',2'-difluorocytidin-5'-diphosphat (dFdCDP),
2-Chloro-9-(2-desoxy-2-fluoro-β-D-arabinofuranosyl)-adenosin
(Cl-F-arg-A), Diethyldithiocarbamat (DDC), 2,2'-Bipyridyl-6-carbothioamid, Phosphonylmethylether
von azyklischen Nukleosidanalogen [z. B. Diphosphate von N-(S)-3-Hydroxy-2-phosphonylmethoxypropyl-
und N-2-Phosphonylmethoxyethyl-Derivaten
von Purin- und Pyrimidin-Basen], Nitrosoharnstoffverbindungen, Acyclonukleosid-Hydroxamsäuren (z.
B. N-Hydroxy-a-(2-hydroxyethoxy)-1(2H)-pyrimidinacetamide 1–3 und 2-Acetylpyridin-4-(2-morpholinoethyl)-thiosemicarbazon
(A723U)).
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Verbindungen,
welche Ribonukleotidreduktase hemmen, können auf jedem herkömmlichen
Weg verabreicht werden. Wenn sich die behandelten Zellen in vitro
befinden, kann die Verbindung einfach in das Medium, in welchem
die Zellen wachsen, eingebracht werden. Auf der anderen Seite, wenn
die zu behandelnden Zellen Teil eines größeren Organismus sind, d. h.,
wenn die Behandlung in vivo stattfindet, kann eine Verabreichung
an ein Tier über
den oralen Weg erfolgen, oder sie kann intravenös, intraperitoneal, intramuskulär, subkutan,
transdermal, transmukosal (z. B. durch Inhalation oder mittels eines
Suppositoriums) oder auf jedem anderen geeigneten Weg erfolgen.
Verabrei chung an Pflanzen kann durch Sprühen, Bestäuben, Anwendung im Bewässerungswasser
oder durch jede andere bequeme Art und Weise erreicht werden.
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Die
besondere Dosierung, Toxizität
und der Mechanismus zur Auslieferung der Wirkstoffe der vorliegenden
Erfindung sind entweder bereits bekannt oder können durch herkömmliche
empirische Techniken einfach ermittelt werden. Obwohl einige der
dNTP-abreichernden Verbindungen begrenzte Toxizität oder Schwierigkeiten
bei der intrazellulären
Auslieferung aufweisen können,
wurden andere (wie Hydroxyharnstoff) ausgiebig untersucht, und es
wurde gefunden, daß sie
günstige
pharmakologische Eigenschaften besitzen.
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Geeignete
Dosierungen dieser Verbindungen für den Menschen können in
breitem Maße
variieren. Jedoch können
diese Dosierungen von den Fachleuten auf dem Gebiet einfach bestimmt
werden. Zum Beispiel werden Dosierungen an erwachsene Menschen von
etwa 0,1 mg bis etwa 1 g oder sogar 10 g in Betracht gezogen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist die Dosierung so, daß der
intrazelluläre
dNTP-Pool auf eine Konzentration
abgereichert wird, die unterhalb des Km der
viralen reversen Transkriptase liegt, aber oberhalb des Km von endogenen zellulären Polymerasen, wie DNA-Polymerase α, β und γ. Dies erlaubt
eine selektive Hemmung viraler Replikation ohne signifikante zelluläre Toxizität.
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Hydroxyharnstoff
wurde in breitem Maße
in der Krebstherapie als ein antineoplastischer Breitbandwirkstoff
eingesetzt (R. C. Donehower, Seminars in Oncology 19 (Suppl. 9),
11 (1992)). Hydroxyharnstoff wird nach oraler Aufnahme leicht absorbiert,
schnell in den Körperflüssigkeiten,
einschließlich
der zerebrospinalen Flüssigkeit,
verteilt und dringt wirkungsvoll durch passive Diffusion in Zellen
ein (id.). Seine toxischen Wirkungen sind weniger schwer und einfacher
zu kontrollieren als die anderer chemotherapeutischer Wirkstoffe
(id.).
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In
der Chemotherapie beim Menschen wird Hydroxyharnstoff derzeit unter
Anwendung von zwei grundlegenden Plänen verabreicht: (a) eine kontinuierliche
tägliche
orale Dosis von 20–40
mg pro kg pro Tag oder (b) eine unterbrochene Dosis von 80 mg pro
kg pro jedem dritten Tag. Jeder Plan könnte bei der Behandlung von
viralen Infektionen angewendet werden. Da jedoch die Reaktion auf
eine Behandlung variabel ist, müssen
die Anzahlen peripherer weißer
Blutzellen aufgezeichnet werden, so daß die Behandlung gestoppt werden
kann, wenn Leukopenie auftritt. Ähnliche
Dosierungsbereiche können
in der Praxis der vorliegenden Erfindung angewendet werden.
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In
Anbetracht dessen, daß virale
reverse Transkriptase im allgemeinen ziemlich empfindlich auf erniedrigte
Mengen an dNTP sind, können
niedrigere Dosierungen von Hydroxyharnstoff bei einer Behandlung von
viralen Infektionen ebenfalls wirksam sein. Solche niedrigen Dosierungen
von Hydroxyharnstoff würden die
Toxizität
auf weiße
Blutzellen reduzieren. Jede Dosierung, welche wirkungsvoll die Replikation
von RT-abhängigen
Viren vermindert, wäre
bei der chronischen Behandlung von AIDS-Patienten nützlich.
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In
der Praxis der vorliegenden Erfindung werden die Hemmung der Aktivität von reverser
Transkriptase und die Verminderung von HIV-1-DNA-Synthese durch
Behandlung von Zellen mit Hydroxyharnstoff in Kombination mit einer
synergistischen Menge eines antiviralen Nukleosidphosphatanalogen,
welches ein anderes ist als ein Thymidin- oder Cytidin-Analoges,
durchge führt.
Unter den spezifizierten Bedingungen wurde unvollständige HIV-1-DNA
ohne offensichtliche toxische Wirkungen auf die Zellen gebildet.
Von unvollständiger
viraler DNA wurde gezeigt, daß sie
in PBL schnell abgebaut wird (Zack et al., supra, 1990 und 1992).
Daher liefert die vorliegende Erfindung ein neues Verfahren zum
Hemmen von HIV-Replikation durch Modulieren intrazellulärer dNTP-Pools.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch antivirale Therapien, die auf
der Verwendung von dNTP abreichernden Wirkstoffen in Verbindung
mit herkömmlichen
oder neuen Nukleosidphosphatanalogen basieren. Es wird erwartet,
daß Wirkstoffe,
wie Hydroxyharnstoff, durch Abreicherung des intrazellulären dNTP-Pools
die therapeutische Wirkung der Behandlung von HIV-Infektion durch
Nukleosidphosphatanaloge, wie AZT, ddl, ddC, 2'-F-dd-ara-A, 2'-F-dd-ara-I und 2'-F-dd-ara-G, erhöhen. Diese Analogen wirken
als Kompetitoren von zellulären
dNTP nach einem antiviralen Mechanismus, der sich von demjenigen
von Hydroxyharnstoff unterscheidet. Eine Beschreibung der 2'-Fluoronukleoside wurde von Marquez et
al. in J. Med. Chem. 33: 978–985 (1990)
gegeben. Derzeit erfordert eine antivirale Therapie Dosen von AZT
oder ddl von 500 mg pro Tag oder von ddC von 2 mg pro Tag für einen
erwachsenen Menschen. Ähnliche
Dosierungen können
in der vorliegenden Erfindung verwendet werden. Jedoch kann die
Verwendung von Ribonukleotidreduktase hemmenden Wirkstoffen die
Wirksamkeit dieser Nukleosidphosphatanalogen erhöhen, so daß diese in geringeren Dosierungen
oder weniger häufig
eingesetzt werden können.
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Eines
der Probleme bei der Verwendung antiviraler Nukleosidphosphatanaloge
ist das Auftreten von Escape-Mutanten. Diese Varianten leiten sich üblicherweise
von Mutationen in dem Gen, welches RT codiert, ab. Wir glauben,
daß das
Auftreten von RT-Mutanten, welche wirken können, bei Verwendung niedriger
Mengen an Nukleotiden ein unwahrscheinliches Ereignis sein wird.
Daher nehmen wir an, daß antivirale
Wirkstoffe, wie Hydroxyharnstoff, welche intrazelluläre dNTP-Pools
abreichern, wahrscheinlich nicht die Entwicklung von RT-Escape-Mutanten
fördern.
Darüber
hinaus könnten
Wirkstoffe, welche den intrazellulären dNTP-Pool abreichern, bei
der Behandlung von viraler Erkrankung in Fällen, bei denen RT-Escape-Mutanten
aufgetreten sind, wertvoll sein.
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Weil
Ribonukleotidreduktase hemmende Wirkstoffe und Nukleosidphosphatanaloge
verschiedene Hemmechanismen haben, sagen wir vorher, daß Kombinationen
dieser Mittel zu synergistischen hemmenden Wirkungen führen werden.
Es wird angenommen, daß die
therapeutischen Wirkungen von Nukleosidphosphatanalogen, welche
als Kompetitoren von dNTP wirken, durch Abreicherung des intrazellulären Nukleotidpools mit
Hydroxyharnstoff oder einem ähnlich
wirkenden Wirkstoff erhöht
werden. Solch eine Kombinationswirkstoffbehandlung kann auch zu
verminderter Toxizität
führen,
da niedrigere Dosierungen von Nukleosidphosphatanalogen wirkungsvoller
gemacht werden würden.
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Da
HIV-1-RT ein sich verteilendes Enzym ist, haben wir erwartet, daß durch
Wirkstoffe, wie Hydroxyharnstoff, induzierte niedrige Mengen an
dNTP RT stärker
beeinflussen würde
als die zellulären
DNA-Polymerasen α, β und γ, welche
dafür bekannt
sind, daß sie
prozessierende Enzyme sind (Huber, et al., supra; Kati, et al.,
supra; U. Hübscher,
supra). Diese selektive Wirkung auf RT kann zu niedrigeren zellulären toxischen Wirkungen
führen
als sie mit anderen antiviralen Wirkstoffen auftreten.
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Anders
als Retroviren ist HBV ein DNA-Virus mit einem teilweise doppelstrangigen
und teilweise einzelstrangigen Genom. Jedoch ist, wie bei Retroviren,
reverse Transkription früh
in dem Prozeß der
HBV-Genomreplikation erforderlich. Die RT ist durch das HBV-Genom
spezifiziert und wird in der infizierten Wirtsleberzelle, wo virale
Replikation stattfindet, synthetisiert.
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Weil
Replikation des viralen HBV-Genoms von RT abhängig ist, wird erwartet, daß die synergistische Kombination
der vorliegenden Erfindung auch bei der Begrenzung der viralen HBV-Replikation wirksam
ist. Wirkstoffe, wie Hydroxyharnstoff, welche in nahezu alle Zelltypen
diffundieren, wären
besonders vorteilhaft bei der Kontrolle der hepatischen Replikation
von HBV.
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Begrenzte
HBV-Replikation hat zwei wichtige Effekte. Erstens begrenzt sie
die Ausbreitung infektiöser Virionen
von Trägern
auf nicht-infizierte Individuen. Zweitens vermindert sie die Symptome,
wie chronische Hepatitis, in infizierten Individuen. Allgemein verbessert
sich die Leberfunktion, nachdem eine HBV-Replikation beendet wurde.
Auch weil die Häufigkeit
von HCC in mit HBV infizierten Menschen viel höher ist, würde eine abnehmende Infektion
in der Population voraussichtlich zu einer abnehmenden Häufigkeit
von Leberkrebs führen.
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Wie
es oben beschrieben ist, könnte
die Verwendung von Hydroxyharnstoff (oder ähnlichen Ribonukleotidreduktase
hemmenden Wirkstoffen) in Verbindung mit antiviralen Wirkstoffen,
wie Adenin-Arabinosid, ara-Monophosphat, Acyclovir, 6-Desoxyacyclovir
und α-, β- und γ-Interferonen,
die über
andere Mechanismen wirken, die Wirksamkeit dieser Anti-HBV-Wirkstoffe
ebenfalls erhöhen.
Dies wird insbesondere für
Adenin-Arabinosid vorausgesagt, welches als ein kompetitiver Inhibitor
in einem Mechanismus wirkt, der zu demjenigen von antiviralen Nukleosidphosphatanalogen,
die zur Behandlung von HIV-Infektionen verwendet werden, analog
ist. Darüber
hinaus könnte
eine Behandlung mit Hydroxyharnstoff (oder ähnlichen Ribonukleotidreduktase hemmenden
Wirkstoffen) antivirale Wirkstoffe in niedrigeren Dosen als sie
für eine
Behandlung erforderlich sind, bei der antivirale Wirkstoffe allein
verwendet werden, wirkungsvoller machen.
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Wie
es oben beschrieben ist, wird die Anwendung der synergistischen
Kombination der vorliegenden Erfindung auf Menschen, deren HBV-Infektionen
gegen antivirale Wirkstoff unempfänglich geworden sind, in der
vorliegenden Erfindung ebenfalls antizipiert.
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Andere
Viren, welche Tiere oder Pflanzen infizieren, sind für ihre Replikation
ebenfalls von RT-Aktivität abhängig. Blumenkohl-Mosaikvirus
ist ein Beispiel eines Virus, das eine RT bei der Replikation seines DNA-Genoms
verwendet.
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Die
botanische Verwendung der vorliegenden Erfindung liegt im Umfang
der vorliegenden Erfindung, wie auch die Anwendung dieser Verbindungen
auf Tiere, einschließlich
Menschen, die mit einer breiten Auswahl an RT-abhängigen Viren
infiziert sind.
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Das
Grundprinzip der vorliegenden Erfindung und die Anwendung der vorliegenden
Erfindung können durch
Bezugnahme auf die folgenden nicht beschränkenden Beispiele besser verstanden
werden.
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Eine
Schlüsselstufe
der HIV-1-Infektion von PBL ist die Überführung des viralen RNA-Genoms in doppelstrangige
DNA durch die Wirkung von HIV-1-RT. Virale DNA-Synthese ist in verschiedenen
Zuständen
von infizierten PBL unterschiedlich. In ruhenden PBL kann virale
DNA-Synthese so
wirksam initiiert werden wie in mitogenstimulierten PBL. Im Gegensatz
zu den stimulierten Zellen kann DNA-Synthese in ruhenden PBL jedoch
vorzeitig abbrechen (J. A. Zack, et al., Cell 61: 213 (1990); J.
A. Zack, et al., Virology 66: 1717 (1992)), wobei keine HIV-1-Nachkommen
erzeugt werden (Zack, et al., supra; M. Stevenson, et al., EMBO
J. 9: 1551 (1990); M. I. Bukrinsky, et al., Science 254: 423 (1991)).
Dieser Vorgang führt
zu einem Pool von nicht-integrierter viraler DNA (Stevenson, et
al., supra; Bukrinsky, et al., supra), welcher sowohl in in vitro-infizierten
ruhenden PBL als auch in vivo-infizierten ruhenden PBL latent verbleiben
kann (Zack, et al., supra, 1990 & 1991; Stevenson,
et al., supra; Bukrinsky, et al., supra). Stimulation dieser Zellen
kann HIV-1-DNA freisetzen, was zu Integration und Produktion von
viralen Nachkommen führt
(id.). Unvollständige
virale DNA wurde auch einhergehend mit reifen infektiösen HIV-1-Partikeln
gefunden, aber die biologische Rolle dieser DNA ist unklar (F. Lori,
et al., J. Virol. 66: 5067 (1992); D. Trono ibid. 66: 4893 (1992)).
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Beispiel
1 erläutert
ein Verfahren, das zur Quantifizierung der Replikation des HIV-1-Genoms in infizierten
Zellen verwendet werden kann. In diesem Beispiel wurden die Raten
von HIV-1-DNA-Synthese
in infizierten ruhenden und stimulierten PBL unter Verwendung eines
Polymerasekettenreaktion- (PCR-) Tests quantitativ analysiert.
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Beispiel 1
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HIV-Replikation
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Der
PCR-Test, welcher zuvor zur Quantifizierung von HIV-1-DNA in reifen
HIV-1-Virionen angewendet wurde (F. Lori, et al., supra; D. Trono,
supra), wurde dazu verwendet, mehrere Bereiche des HIV-1-Genoms
zu vervielfältigen.
Die zur Vervielfältigung
der viralen DNA verwendeten Primerpaare waren M667/AA55, M667/BB301
und M667/M661 (M. Stevenson, et al., supra; M. I. Bukrinsky, et
al., supra). M667 ist ein Sense-Primer in der R-Region der langen
terminalen Wiederholung (LTR). AA55 ist ein Antisense-Primer unmittelbar
5' zu der PB- (tRNA-Primerbindungs-)
Region. Das M667/AA55-Primerpaar vervielfältigt den Negativstrangbereich,
der ursprünglich
von RT synthetisiert wurde, unter Erhalt eines Produkts, das als
R-U5 bezeichnet wird. BB301 ist komplementär zu der PB-Region. Vervielfältigung
durch M667/BB301 kann erreicht werden in der Gegenwart von Positivstrang-DNA,
welche beginnend bei dem Polypurinbereich aufstromig von dem rechten
LTR synthetisiert und, nach Springen zu dem anderen Ende der Vorlage,
bis zu der PB-Region unter Erhalt eines als R-PB bezeichneten Produkts
verlängert
wurde (H. E. Varmus und R. Swanstrom, in Replications of Retroviruses,
RNA Tumor Viruses. R. Weiss, N. Teich, H. Varmus, J. Coffin, Hrsg.
(Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, 1984), S. 369–512). Es
wir nicht erwartet, daß der
Negativstrang, welcher nicht vollständig abgeschlossen wurde, vervielfältigt wird,
weil die RNA-Sequenzen, welche zu der PB-Region komplementär sind,
in diesen Experimenten verdaut wurden. M661 ist ein Antisense-Primer
in der gag-Region. Vervielfältigung
durch M667/M661 spiegelt das Vorhandensein einer vollständigen Negativstrang-DNA
zum Erhalt eines als R-gag bezeichneten Produkts wider. Die Primer
wurden zur Bestimmung des Ausmaßes
reverser Transkription an drei verschiedenen Replikationsstufen
entworfen: R-U5, anfängliche Negativstrangsynthese;
R-PB, anfängliche
Positivstrangsynthese bis zu der tRNA-Primerbindungsregion; und R-gag,
vollständige
Negativstrangsynthese. Diese Stufen finden in aufeinanderfolgender
Reihenfolge während reverser
Transkription statt (Varmus und Swanstrom, supra). Wenn die von
dem Virus getragene DNA eine Negativstrang-DNA der vollen Länge war,
sollten die drei durch quantitative PCR analysierten Regionen in
gleichen Mengen vervielfältigt
werden. β-Globin-Sequenzen
wurden von den gleichen DNA-Extrakten vervielfältigt, um die Menge an verwendeter
DNA zu normalisieren, wie es in J. A. Zack et al., supra (1990);
und J. A. Zack et al., supra (1992), beschrieben ist.
-
Virale
DNA wurde unmittelbar nach der Infektion von ruhenden PBL festgestellt,
und die Menge an DNA, die zu dieser Zeit beobachtet wurde, war proportional
zu der Vielfachheit der Infektion (MOI) des HIV-1-IIIB-Stammes (M.
Popovic, et al., Science, 224: 497 (1984)). Es wurde eine MOI von
1 und 10 verwendet, und virale DNA wurde festgestellt, vergleichbar
mit HIV-1-DNA-Standards,
die etwa 100 bzw. 1000 Kopien von HXB2(RIP7)-Plasmid-DNA (J. M.
McCune, et al., Cell, 53: 55 (1988)) für die R-U5-, R-PB- und R-gag-Regionen
entsprachen.
-
Diese
DNA war unvollständig
repliziert, die typische Form, die mit den reifen HIV-1-Partikeln
einhergeht (F. Lori, et al., supra; D. Trono, supra). Diese Ergebnisse
legen nahe, daß ein
Teil der unvollständigen DNA,
die in PBL in frühen
Phasen der Infektion beobachtet wird, von der DNA, die von den infektiösen Viren getragen
wird, beigesteuert wurde. Als nächstes
wurde virale DNA-Synthese
für 72
Stunden nach einer Infektion analysiert. HIV-1-DNA-Synthese in ruhenden
PBL war signifikant langsamer und weniger effizient als in stimulierten
PBL. Insbesondere wurde in ruhenden PBL die anfängliche Synthese von viraler
DNA an dem Ursprung der retroviralen DNA-Replikation (unmittelbar
aufstromig zu der tRNA-Primer bindenden Region, die von dem R-U5-Produkt
der PCR-Reaktion
repräsentiert
wird) relativ früh
nach einer Infektion erreicht (nach 10 Stunden), wogegen die Vervollständigung
der Synthese von Negativstrang-DNA der vollen Länge signifikant verzögert war
(zwischen 48 und 72 Stunden nach der Infektion, was durch das R-gag-Produkt
des PCR-Tests repräsentiert
wird). Im Gegensatz dazu war die Synthese von Negativstrang-DNA
der vollen Länge
in stimulierten PBL innerhalb von 10 Stunden nach der Infektion
vollständig.
Darüber
hinaus nahm die DNA-Synthese in stimulierten PBL während des
zeitlichen Verlaufs in viel höheren
Mengen progressiv zu als in ruhenden PBL.
-
Zusammenfassend
fanden wir heraus, daß die
Gesamtmenge an viraler DNA, die in ruhenden PBL produziert wird,
signifikant geringer war als diejenige, die in stimulierten PBL
produziert wird. Sogar nach 72 Stunden war die Menge an viraler
DNA in ruhenden PBL etwa 10-fach geringer als die Menge, die in
stimulierten PBL nach 10 Stunden Wachstum produziert wurde. Nach
72 Stunden Wachstum war die Gesamtmenge an viraler DNA, die in stimulierten
PBL produziert wurde, wenigstens 100-fach höher als die Menge, die in ruhenden
PBL produziert wurde.
-
Zuvor
wurden in Bezug auf die Form von HIV-1-DNA in infizierten ruhenden
Lymphozyten sich widersprechende Beobachtungen berichtet. Eine unvollständige DNA
in infizierten ruhenden Zellen wurde von Zack et al. (supra, 1990
und 1992) beschrieben. Andererseits zeigten Stevenson et al. (supra),
daß latent
vollständige
DNA in ruhenden PBL vorhanden war, aber diese DNA war nicht integriert.
Diese Diskrepanzen könnten durch
unsere Beobachtungen, daß DNA-Synthese
in ruhenden PBL in einer langsamen und ineffizienten Art und Weise
abläuft,
erklärt
werden.
-
Frühere Untersuchungen
haben gezeigt, daß zelluläre Enzyme,
welche für
dNTP-Synthese verantwortlich sind, wie Thymidin-Kinase und Desoxycytidin-Kinase, äußerst niedrige
Aktivitäten
in ruhenden PBL haben, welche in aktivierten PBL dramatisch zunehmen
(L. Pegoraro und M. G. Bernengo, Exp. Cell Res. 68: 283 (1971)).
Niedrige Niveaus der dNTP-Synthese und die hohe Umsatzrate an dNTP
während
der DNA-Replikation (J. Ji und C. K. Mathews, Mol. Gen. Genet.,
226: 257 (1991)) würden
den intrazellulären
dNTP-Pool abreichern. In stationären
Kinetiken, wenn die dNTP-Pools
signifikant geringer wären
als die Michaelis-Konstante Km, würde das
meiste des katalytischen Potentials von HIV-1-RT verlorengehen,
und man würde
erwarten, daß die
Rate der viralen DNA-Synthese
sehr empfindlich auf Veränderungen
der dNTP-Konzentrationen wäre
(I. H. Segel, in Biochemical Calculations (John Wiley & Sons, New York,
1975)).
-
Beispiel
2 erläutert
die Korrelation zwischen den niedrigen Mengen an dNTP in ruhenden
PBL und die niedrige Rate der viralen DNA-Synthese, die oben beschrieben
wurde.
-
Beispiel 2
-
Korrelation zwischen dNTP-Pool
und HIV-Replikation
-
PBL
wurden in der Gegenwart oder Abwesenheit von Phytohämagglutinin
A (PHA) mit 10 μg/ml
für 48 Stunden
kultiviert. Intrazelluläre
dNTP wurden mit 60% Methanol extrahiert und mittels eines Enzym-Tests
unter Verwendung von synthetischen Oligonukleotiden untersucht (P.
A. Sherman und A. J. Fyfe, Anal. Biochem., 180: 222 (1989)). Daten
repräsentieren
den Mittelwert aus drei Experimenten. Km-Werte
wurden unter Verwendung einer 600 Basen umfassenden Globin-mRNA
als Vorlage bestimmt und betrugen 3,8, 4,0, 3,9 und 2,6 μM für dCTP,
dTTP, dGTP bzw. dATP. Das zelluläre
Volumen der PBL wurde unter Verwendung eines Coulter-Zähler-Kanalisierers
gemessen, und es wurde gefunden, daß es ungefähr 0,25 μl/106 Zellen
für ruhende PBL
bzw. 0,38 μl/106 Zellen für stimulierte PBL betrug.
-
Wie
es in Tabelle 1 gezeigt ist, waren die Mengen an dNTP in ruhenden
PBL signifikant geringer als in den stimulierten PBL. Die letztgenannten
waren signifikant höher
als der Km von HIV-1-RT. Ähnliche
Ergebnisse wurden nach Infektion mit HIV-1 erhalten.
-
Tabelle
1
Vergleich von Desoxyribonukleosidtriphosphat-Pools (μM) in ruhenden
und in mit PHA stimulierten PBL-Zellen
-
Wir
untersuchten auch die in vitro-Aktivität von rekombinanter HIV-1-RT
bei dNTP-Konzentrationen, die
zu denjenigen äquivalent
waren, die man in ruhenden und stimulierten PBL fand. DNA wurde
unter Verwendung einer Globin-mRNA-Vorlage und eines Oligo-dT16-Primers synthetisiert (ein Primerverlängerungstest).
Das HIV-1-RT-Reaktionsgemisch enthielt 50 mM Tris-HCl (pH 8,0),
6 mM MgCl2, 76 mM KCl, 0,5 mM DTT, 50 nM
Globin-mRNA, die mit Oligo-dT16 in einem
Verhältnis
von 1 : 5 initiiert wurde, und dNTP mit (a) den Konzentrationen,
die zu ruhenden Zellen äquivalent
waren, und (b) den Konzentrationen, die zu stimulierten Zellen äquivalent
waren, wie es in Tabelle 1 beschrieben ist. Rekombinante HIV-1-RT
(erhalten von American Biotechnologies) wurde mit 5 U/ml eingesetzt.
-
Bei
den Nukleotidkonzentrationen, welche ruhende Zustände kennzeichneten,
waren die Rate und die Ausbeute der Synthese von Gesamt-DNA deutlich
geringer als bei denjenigen, die dem stimulierten Zustand entsprachen.
Die Raten des dTMP-Einbaus durch HIV-1-RT für ruhende Zustände und
stimulierte Zustände sind
in Tabelle 2 angegeben. Dies könnte
erklären,
warum DNA-Synthese
langsamer und weniger effizient in ruhenden als in stimulierten
PBL war.
-
Tabelle
2
Raten des dTMP-Einbaus in vitro (pmol pro HIV-1-RT-Einheit)
in ruhenden (–PHA)
und stimulierten (+PHA) PBL
-
Die
Wirkungsweise von HIV-1-RT und die Größe der DNA-Produkte wurden
weiter unter Verwendung des oben beschriebenen Primerverlängerungstests
untersucht, mit der Ausnahme, daß der Vorlagenprimer eine 600
Basen umfassende Globin-mRNA war, die mit Oligo-(dT)16,
welches an dem 5'-Ende
mit 32[P] markiert war, initiiert worden
war. Aliquote Teile wurden nach 0, 15, 30, 60 und 120 Minuten genommen.
Reaktionsprodukte wurden durch (a) 15%-ige und (b) 6%-ige Polyacrylamid-Gelelektroforese
getrennt.
-
Zwei
Arten von HIV-RT-Aktivitäten
waren deutlich: eine anfängliche
verteilende Aktivität
und eine spätere
prozessive Aktivität.
In der anfänglichen
verteilenden Phase wurde die RT nach Einbau eines dNTP in die naszierende
Kette häufig
dissoziiert, was DNA-Produkte mit diskretem molekularem Gewicht
lieferte. Dies war besonders deutlich bei dNTP-Konzentrationen,
die für
ruhende PBL charakteristisch waren. In den Gelspuren führte dies
zu dem Auftreten einer Leiter von Produkten, die in der Größe von dem
16-meren Primer (zum Zeitpunkt 0) bis zu etwa einem 70-meren (nach
60 Minuten unter ruhenden Bedingungen) reichten. Nach 120 Minuten
bei ruhenden PBL-Bedingungen maßen
die längsten
DNA-Produkte etwa 70 bis 100 nt. Nachdem etwa 70 neue Nukleoside
(nt) hin zugefügt
waren, nahm die Prozessivität
von HIV-1-RT zu und es wurde DNA mit höherem Molekulargewicht synthetisiert.
Prozessivität
wurde in erster Linie bei dNTP-Konzentrationen beobachtet, die zu
denjenigen in stimulierten PBL ähnlich
waren. Prozessivität
wurde nach 15 Minuten Inkubation unter stimulierten PBL-Bedingungen
gesehen, was zu DNA-Produkten über
70 bis 100 nt führte;
und sie wurde während
des Experiments fortgesetzt, was nach 100 Minuten Inkubation zu
Transkripten der vollen Länge
führte.
Im Gegensatz dazu wurde unter ruhenden PBL-Bedingungen sogar nach
120 Minuten Inkubation wenig oder keine Prozessivität gesehen.
Diese Ergebnisse legen nahe, daß niedrige
Konzentrationen an endogenem dNTP alleine ausreichend sind, um die
in ruhenden PBL beobachtete, beeinträchtigte DNA-Verlängerung
zu erklären.
-
Das
zweiphasige Muster der HIV-1-RT-Aktivität steht in Übereinstimmung mit den Enzymkinetikstudien
von anderen (H. E. Huber et al., J. Biol. Chem., 264: 4669 (1989);
W. M. Kati, K. A. Johnson, L. F. Jirva, K. S. Anderson, ibid., 267:
25988 (1992)) und unterscheidet sich von der Wirkung der meisten
der replikativen DNA-Polymerasen, welche prozessive Polymerasen
sind, wie E. coli pol I und III, HSV-DNA-Polymerase und Säuger-DNA-Polymerase α und γ (Huber,
et al., supra; Kati, et al., supra; U. Hübscher, Experientia 39: 1 (1983)).
-
Beispiel
3 erläutert
sowohl, daß Hydroxyharnstoff
dazu verwendet werden kann, die intrazelluläre dNTP-Konzentration abzureichern,
und daß solche
suboptimalen Konzentrationen an dNTP unvollständige HIV-1-DNA-Synthese in
PBL verursachen. Die in diesen Verfahren verwendete Konzentration
von 1 mM Hydroxyharnstoff ist annähernd gleich der Blutkonzentration
dieses Wirkstoffs während
eines klinischen Standardprotokolls im Menschen (R. C. Donehower,
Seminars in Oncology 19 (Suppl. 9), 11 (1992)). Beachtenswert ist,
daß Hydroxyharnstoff
die enzymatische Aktivität
von RT auch bei einer 200-fach höheren
Konzentration (200 mM) nicht direkt hemmte.
-
Beispiel 3
-
Verwendung von Hydroxyharnstoff
zum Hemmen von HIV-Replikation
-
HIV-1-DNA-Synthese
wurde nach Infektion von mitogen (PHA) stimulierten PBL in der Gegenwart oder
Abwesenheit von Hydroxyharnstoff gemessen. Nach 48 Stunden der PHA-Stimulation
und 24 Stunden Vorbehandlung mit 1 mM Hydroxyharnstoff wurden die
Zellen mit HIV-1 IIIB (Popovic et al., supra) in der Gegenwart von
Hydroxyharnstoff infiziert. Kontrollzellen wurden in gleicher Weise
behandelt, jedoch wurde die Hydroxyharnstoffbehandlung ausgelassen.
Aliquote Teile von Zellen wurden 24, 48 und 72 Stunden nach der Infektion
geerntet und hinsichtlich der Rate der Inhibition von dNTP-Synthese
analysiert (Sherman und Fyfe, supra), gemessen als der Prozentsatz
der dNTP-Mengen im Vergleich zu den Kontrollzellen.
-
Die
Ergebnisse dieser Untersuchung, die in Tabelle 3 erläutert sind,
zeigen, daß dNTP-Pools
in stimulierten PBL, die in der Gegenwart von 1 mM Hydroxyharnstoff
inkubiert wurden, im wesentlichen abgereichert waren.
-
Tabelle
3
Wirkung von Hydroxyharnstoff auf dNTP-Pools in behandelten
PBL im Verhältnis
zu unbehandelten Kontroll-PBL (% der Menge der unbehandelten Kontrolle)
-
Darüber hinaus
wurde HIV-1-DNA-Synthese nach Infektion von mit PHA stimulierten
PBL in der Gegenwart oder Abwesenheit von Hydroxyharnstoff unter
Verwendung der PCR-Analyse gemessen, wie es oben beschrieben ist.
Standards, die zum Vergleich verwendet wurden, waren Reihenverdünnungen
von HXB2(RIP7)-Plasmid-DNA (Anzahl der Kopien; McCune et al., supra)
und β-Globin-DNA (Nanogramm).
-
Abreicherung
von dNTP beeinflußte
signifikant die HIV-1-DNA-Syntheserate und hemmte die Vervollständigung
von viraler DNA-Synthese in stimulierten PBL. Darüber hinaus
verzögerte
dNTP-Abreicherung die Herstellung von viraler Negativstrang-DNA
der vollen Länge,
welche nur in begrenzten Mengen gesehen wurde (etwa 10-fach bis
100-fach weniger über
einen Zeitraum von 72 Stunden), im Verhältnis zu Zellen, die nicht mit
Hydroxyharnstoff behandelt worden waren. Das Inhibitionsmuster war
ziemlich ähnlich
zu demjenigen, das in ruhenden PBL beobachtet wurde. Nach 72 Stunden
war die Zellüberlebensfähigkeit
zwischen mit Hydroxyharnstoff behandelten und unbehandelten Zellen
vergleichbar.
-
Weil
die meisten zirkulierenden Lymphozyten in vivo ruhend sind, wurde
die Relevanz der Population ruhender infizierter PBL, die als ein
Reservoir für
induzierbaren HIV-1 dienen, erkannt (Zack, et al., supra, 1990 und
1992; Stevenson, et al., supra; Bukrinsky, et al., supra). Der latente
Pool von viraler DNA in diesen Zellen spielt klar eine Rolle in
der viralen Freisetzung nach mitogener Stimulation (id.). Unsere
Ergebnisse legen einen Mechanismus von ineffizienter reverser Transkription
und anschließender
Bildung von latenter HIV-1-DNA in ruhenden PBL nahe. Obwohl auch
andere Mechanismen die HIV-1-Replikation in ruhenden PBL blockieren könnten, sind
natürlich
vorkommende niedrige Mengen an dNTP ausreichend, um reverse Transkription
zu hemmen.
-
Beispiel
4 erläutert,
daß die
Behandlung von Zielzellen mit Hydroxyharnstoff alleine oder in Kombination
mit dem Nukleosidphosphatanalogen ddl virale Expression von HIV-1
hemmt. Insbesondere wurde virale Expression von RT in mit HIV-1
infizierten, PHA-stimulierten PBL durch Behandlung vor der Infektion
mit 1 mM Hydroxyharnstoff signifikant reduziert.
-
Beispiel 4
-
Verwendung von Hydroxyharnstoff
und/oder ddl zum Hemmen von HIV-Expression
-
PBL
wurden mit PHA für
48 Stunden stimuliert und mit 1 mM Hydroxyharnstoff für 24 Stunden
vor der Infektion mit HIV-1 IIIB (Popovic et al., supra) in der
Gegenwart des Wirkstoffs behandelt. Kontrollzellen wurden auf ähnliche
Art und Weise behandelt mit der Ausnahme, daß die Hydroxyharnstoffbehandlung
ausgelassen wurde. Aliquote Teile des Zellüberstandes wurden zwei, fünf und neun
Tage nach der Infektion geerntet und hinsichtlich RT-Aktivität untersucht.
Die RT-Aktivität
wurde wie in Beispiel 2 aufgezeichnet. Die Ergebnisse dieses Verfahrens
sind in Tabelle 4 angegeben.
-
Tabelle
4
Hemmung der HIV-1-RT-Expression in mit 1 mM Hydroxyharnstoff
(HU) behandelten infizierten PBL
-
Wenn
PBL-Zellen mit einer Kombination von Hydroxyharnstoff und ddl behandelt
wurden, nahm die in Zellüberständen festgestellte
Expression von HIV-Protein p24 signifikant ab (Tabelle 5).
-
Tabelle
5
Virale Expression von p24-Protein nach HIV-1-Infektion von
PHA-stimulierten PBL in der Gegenwart von μM Hydroxyharnstoff (HU) und/oder
ddl (ddl)
-
-
Darüber hinaus
hemmten Hydroxyharnstoff und ddl synergistisch die Expression von
HIV-1 p24. Das heißt,
p24-Expression nahm stärker
ab, wenn Zellen mit beiden Wirkstoffen behandelt wurden als mit
einem oder dem anderen Wirkstoff alleine. Zum Beispiel zeigt Tabelle
5, daß eine
Behandlung von Zellen mit 5 μM ddl
125 ng p24 pro ml Zellüberstand
nach 12 Tagen Infektion lieferte, wogegen eine Behandlung mit 50 μM Hydroxyharnstoff
148 ng/ml nach 12 Tagen Infektion lieferte. Wenn Zellen jedoch sowohl
mit 5 μM
ddl als auch 50 μM
Hydroxyharnstoff behandelt wurden, wurden 24 ng/ml p24 am Tag 12
nach der Infektion festgestellt. Aufgrund dieses synergistischen
Effekts konnten niedrigere Konzentrationen an Hydroxyharnstoff und
ddl in Kombination wirkungsvoll p24-Expression ausschalten im Vergleich
zu einer Behandlung mit nur Hydroxyharnstoff oder ddl in den gleichen
Konzentrationen.
-
Während das
Verfahren in Beispiel 4 die Vorbehandlung von Zielzellen mit Hydroxyharnstoff
und/oder ddl vor der Infektion umfaßte, untersuchten wir auch
den Effekt einer Wirkstoffbehandlung in Zellen, die bereits mit
dem HIV-1 IIIB-Virus infiziert waren. Bei dem letztgenannten Verfahren
maßen
wir p24-Produktion während des
Verlaufs einer in vitro-Infektion, um die Inhibition von HIV-1-Replikation in aktivierten
PBL zu untersuchen.
-
Beispiel
5 erläutert,
wie Hydroxyharnstoff entweder alleine oder in Kombination mit ddl
die Produktion von p24 in mit HIV-1 IIIB infizierten Zellen beeinflußt.
-
Beispiel 5
-
Wirkung von Hydroxyharnstoff
auf p24-Produktion
-
PBL
von gesunden Spendern wurden für
2 Stunden bei 37°C
mit HIV-1[HTLV-IIIB] (m. o. i. = 1) nach 2 Tagen Stimulation mit
PHA und Interleukin-2 (IL-2) infiziert. Nach Auswaschen des restli chen
Virus wurden die Zellen mit Hydroxyharnstoff und/oder ddl in den
angegebenen Konzentrationen behandelt (als Kontrolle wurde Überstand
ohne Wirkstoff verwendet). Alle 3–4 Tage wurde Überstand
für eine
p24-Analyse abgenommen, Zellen wurden gezählt und frischer Überstand
und Wirkstoffe wurden hinzugefügt.
Die Proben wurden hinsichtlich (a) p24-Produktion in dem Überstand,
(b) Anzahl überlebensfähiger Zellen
und (c) Verhältnissen zwischen
den in (a) und (b) ausgedrückten
Werten analysiert. Die Ergebnisse dieses Verfahrens sind in den 1a–1c dargestellt.
-
Wie
es in 1a gezeigt ist, wurde, wenn
er alleine in niedrigen Konzentrationen oder in Kombination mit
ddl verwendet wurde, die HIV-1-Replikation in einer dosisabhängigen Art
und Weise gehemmt. Bemerkenswerterweise blockierte die Kombination
von Hydroxyharnstoff und ddl die HIV-1-Replikation vollständig (> 99,9%), was den starken
synergistischen Effekt dieser Wirkstoffkombination erläutert. Zelltoxizitätsanalyse spiegelte
die bekannten Eigenschaften der zwei Wirkstoffe wider. Von Hydroxyharnstoff
ist bekannt, daß er
in erster Linie als ein zytostatisches Arzneimittel wirkt. Jedoch
führt ein
andauerndes Aussetzen an den Wirkstoff schließlich zu gewissen zytotoxischen
Wirkungen (Yarbro, J. W., Semin. Oncol. 19: 1 (1992)). Dies wurde
auch in unseren Experimenten bei Konzentrationen von 0,1 mM Hydroxyharnstoff
beobachtet (1b). Jedoch verschwanden sowohl
zytostatische als auch zytotoxische Wirkungen nahezu, wenn die Wirkstoffkonzentration herabgesetzt
wurde (1b). Es ist bekannt, daß die Zytotoxizität von ddl
bei den in unseren Experimenten verwendeten Dosen, welche den Plasmakonzentrationen
entsprechen, die man in hinsichtlich AIDS behandelten Patienten
beobachtet, niedrig ist (Faulds, D. und Brogden, R. N. Drugs 44:
94 (1992)). Die Kombination der zwei Wirkstoffe veränderte die
Zytotoxizität
im Vergleich zur Verwendung von Hydroxyharnstoff alleine nicht signifikant.
Dies stellt einen weiteren Vorteil der Hydroxyharnstoff/ddl-Kombination
dar, da die antiviralen Wirkungen ohne eine signifikante Zunahme
der Zytotoxizität
synergistisch erhöht
wurden.
-
Um
zu verstehen, ob die bei verschiedenen Wirkstoffkonzentrationen
oder während
des Verlaufs einer Infektion beobachtete unterschiedliche Anzahl überlebensfähiger Zellen
unsere Daten beeinflußt
haben könnten
(weniger lebende Zellen führen
zu geringerer Virusproduktion), normierten wir die p24-Expression
auf die Anzahl überlebensfähiger Zellen
(1c). Unsere Ergebnisse zeigten, daß die antivirale
Wirkung von Hydroxyharnstoff bei niedrigen Konzentrationen nicht
durch Zytotoxizität
vermittelt wird.
-
Wir
untersuchten auch die hemmenden Wirkungen von Hydroxyharnstoff entweder
alleine oder in Kombination mit AZT auf HIV-1-Infektion von primären menschlichen
Makrophagen. Obwohl wir eine größere Variabilität zwischen
verschiedenen Experimenten, bei denen Makrophagen verwendet wurden,
im Vergleich zu unseren Ergebnissen mit primären PBL fanden (man beachte,
daß in
jedem Experiment der gleiche Spender als eine Quelle sowohl für PBL als
auch Makrophagen verwendet wurde), war die dosisabhängige Inhibition
von HIV-1-Produktion durch Hydroxyharnstoff trotzdem durchweg stärker als
mit primären
PBL.
-
Beispiel
6 erläutert
die Wirksamkeit von Hydroxyharnstoff als ein Inhibitor von HIV-Infektion
in Makrophagen. Darüber
hinaus erläutert
dieses Beispiel den starken synergistischen Effekt von Hydroxyharnstoff
und AZT als Inhibitoren von HIV-Infektion von Makrophagen.
-
Beispiel 6
-
Zeitlicher Verlauf der
HIV-1-Inhibition durch Hydroxyharnstoff und/oder AZT in Makrophagen
-
Makrophagen
wurden durch Zelladhäsion
nach Reinigung von PBL von gesunden Spendern erhalten. Nach 14 Tagen
der Behandlung mit Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierendem
Faktor wurden die Zellen über
Nacht mit dem HIV-1-Stamm Ba-L (Gartner et al., Science 233: 215
(1986)) infiziert. Die Zellen wurden anschließend gewaschen und mit Hydroxyharnstoff
und/oder mit AZT in den angegebenen Konzentrationen behandelt. Überstände wurden
alle 4–5
Tage für
eine p24-Analyse abgenommen, und frischer Überstand und Wirkstoffe wurden
hinzugefügt.
Wir stellten fest, daß in
diesem Experiment keine zytotoxischen Wirkungen beobachtet wurden
(siehe auch Tabelle 6). Die Ergebnisse dieser Experimente sind in 2 wiedergegeben.
-
Unsere
Ergebnisse zeigen, daß Konzentrationen
von Hydroxyharnstoff von nur 0,05 mM HIV-1-Replikation blockierten
(> 99,9%). Die Verwendung
von niedrigeren Dosen von Hydroxyharnstoff und AZT in Konzentrationen,
bei denen jeder der zwei Wirkstoffe nur teilweise wirksam war, führte zu
vollständiger
Hemmung (> 99,9%).
Die synergistischen Effekte von Hydroxyharnstoff und AZT, welche
in Makrophagen beobachtet wurden, waren daher übereinstimmend mit den Ergebnissen,
die unter Verwendung primärer
PBL, die mit Hydroxyharnstoff und ddl behandelt wurden, erhalten
wurden.
-
Unsere
Demonstration, daß Hydroxyharnstoff
zwei verschiedene HIV-1-Stämme
in primären
menschlichen Zellen hemmte, legte nahe, daß dieser Wirkstoff entweder
alleine oder in Kombination auch in vivo wirksam sein könnte. Um
diese Möglichkeit
weiter zu testen, bestätigten
wir die vorausgegangenen Beobachtungen, indem ein weiteres in vitro-System
für den
Wirkstofftest verwendet wurde. Dieses in vitro-System verwendete
primäre
Zellen, die aus mit HIV-1 infizierten Individuen isoliert waren.
Wir nehmen an, daß dieses
Modell der HIV-1-Hemmung unter in vivo-Bedingungen sehr nahe kommt,
da es die Verwendung von primären
Zellen und Virusisolaten beim Einsetzen einer Infektion, die in
vivo etabliert wurde, kombiniert.
-
Beispiel
7 erläutert,
daß Hydroxyharnstoff
entweder alleine oder in Kombination mit Nukleosidanalogen HIV-1-Replikation
in Zellen, die direkt von einem mit HIV-1 infizierten Patienten
isoliert wurden, hemmt.
-
Beispiel 7
-
Hemmung von HIV-1 in aktivierten
PBL von einem mit HIV-1 infizierten Patienten
-
PBL
wurden isoliert und für
2 Tage mit PHA und IL-2 stimuliert. Anschließend wurden Hydroxyharnstoff und
ddl in den spezifizierten Konzentrationen hinzugefügt. Das
Ausmaß der
HIV-1-Infektion
wurde analysiert, wie es in Beispiel 5 beschrieben ist. Die Proben
wurden hinsichtlich (a) p24-Produktion in dem Überstand und (b) der Zahl überlebensfähiger Zellen
getestet.
-
Erneut
hemmte Hydroxyharnstoff die HIV-1-Replikation in einer dosisabhängigen Art
und Weise und zeigte in Kombination mit ddl starke synergistische
Effekte (3a). Jedoch waren in einigen
Fällen
sowohl die pharmakologischen als auch die zytotoxischen Effekte
von Hydroxyharnstoff deutlicher ausgeprägt (3a, 3b)
und es wurden niedrigere Dosen von Hydroxyharnstoff im Vergleich
zu den Experimenten an PBL, die von gesunden Spendern erhalten wurden
und in 1 dargestellt sind, verwendet,
insbesondere mit Zellen von mit HIV-1 infizierten Patienten in den
fortgeschittenen Stadien von AIDS. Es ist auch anzumerken, daß die niedrigsten
Mengen sowohl von Hydroxyharnstoff als auch ddl in einigen Fällen (wie
sie in 3 erläutert sind) HIV-1-Replikation stimulierten,
aber nur, wenn sie einzeln verwendet wurden.
-
Dieses
Phänomen
war nicht auf die Verwendung von Zellen von infizierten Patienten
beschränkt,
daß es
auch gelegentlich beobachtet wurde, wenn Zellen von einem gesunden
Spender verwendet wurden. Unabhängig
von der viralen oder zellulären
Quelle wurden jedoch keine stimulierenden Effekte beobachtet, wenn Hydroxyharnstoff
und eines der Nukleosidanalogen in Kombination verwendet wurden
(nicht gezeigt).
-
Beispiel
8 erläutert
die Wirkung hoher Dosen von Hydroxyharnstoff auf HIV-1-Infektion
von aktivierten PBL und Makrophagen, die von gesunden Spendern isoliert
wurden.
-
Beispiel 8
-
Die Wirkung hoher Konzentrationen
von Hydroxyharnstoff auf HIV-1-Infektion
-
Es
wurden Experimente durchgeführt,
wie es in den 1 (für PBL) und 2 (Makrophagen)
beschrieben ist, mit 1 mM Hydroxyharnstoff. Die prozentuale HIV-1-Hemmung
wurde auf der Grundlage der p24-Produktion im Vergleich zu der unbehandelten
Kontrolle berechnet. Die Wirkstoffbehandlung von Makrophagen wurde
nach 14 Tagen unterbrochen. Die Ergebnisse dieses Experiments sind
in Tabelle 6 wiedergegeben.
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Ununterbrochene
Behandlung mit 1 mM Hydroxyharnstoff blockierte vollständig die
HIV-1-Replikation sowohl
in aktivierten PBL als auch in Makrophagen. In aktivierten PBL wurden
jedoch toxische Effekte bei diesen Konzentrationen früh beobachtet
im Gegensatz zum Fehlen signifikanter Toxizität in Makrophagen. Darüber hinaus
wurde in einigen Experimenten das Fehlen von HIV-1- Replikation in infizierten
Makrophagen sogar mehrere Wochen nach der Unterbrechung der Wirkstoffbehandlung
dokumentiert.
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Unser
Ergebnis, daß Hydroxyharnstoff
alleine oder in Kombination mit Nukleosidanalogen wirkungsvoll HIV-1-Replikation
in primären
menschlichen Zellen in vitro hemmte, legt nahe, daß dieser
Wirkstoff auch in einer Therapie am Menschen nützlich sein wird.
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Beispiel
9 beschreibt die Verwendung von Hydroxyharnstoff in einem Protokoll,
das für
die Kontrolle von HIV-1-Replikation in vivo ausgelegt ist, wobei
das behandelte Individuum profitiert.
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Beispiel 9
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Verabreichung von Hydroxyharnstoff
an mit HIV infizierte Menschen
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Ein
oder mehrere bezüglich
HIV-1 seropositive Freiwillige werden zuerst identifiziert. Blutproben,
die von den Freiwilligen genommen wurden, werden unter Verwendung
eines geeigneten Quantifizierungsmittels hinsichtlich CD4+-T-Zellen getestet. Das Quantifizierungsmittel
umfaßt
das Durchflußzytometer,
ist darauf aber nicht beschränkt. Über einen
Zeitraum von mehreren Wochen bis Monaten wird beobachtet, daß die Anzahl an
CD4+-T-Zellen stetig abnimmt als ein Indikator
für den
Krankheitsfortschritt.
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Die
mit HIV-1 infizierten Freiwilligen werden dann auf einen Wirkstoff-Therapieplan
gesetzt, der Hydroxyharnstoff entweder alleine oder in Kombination
mit Nukleosidanalogen umfaßt.
Die Nukleosidanalogen können
irgendeines von ddl, ddC oder AZT oder Kombinationen davon sein.
Hydroxyharnstoff wird mit einem pharmazeutisch verträglichen
Verdünnungsmittel
kombiniert und in Dosierungen von 20–40 mg pro kg pro Tag verabreicht.
Die Wirkstoffdosierung wird so eingestellt, daß sie zu einer stabilen Hydroxyharnstoffkonzentration im
Blut von etwa 1 mM führt.
Diese Konzentration wird gewählt,
weil sie etwa der Blutkonzentration von Hydroxyharnstoff bei klinischen
Standardprotokollen im Menschen entspricht. Wenn Hydroxyharnstoff
in Verbindung mit einem Nukleosidanalogen verwendet wird, wird die
Dosierung des Analogen nach einer Übereinkunft auf dem medizinischen
und pharmazeutischen Gebiet bestimmt.
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Nach
einem Monat der Wirkstoffbehandlung werden erneut Blutproben abgenommen
und hinsichtlich CD4+-T-Zellen getestet.
Die T-Zellpopulation hat sich als ein Anzeichen der therapeutischen
Wirksamkeit der antiviralen Aktivität von Hydroxyharnstoff stabilisiert
oder erhöht.
Die deutlichsten Verbesserungen werden in Freiwilligen beobachtet,
welche die Kombination von Hydroxyharnstoff zusammen mit einem Nukleosidanalogen
erhielten.
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Die
vorangegangenen Beispiele haben Ergebnisse wiedergegeben, die unter
Verwendung von Kombinationen von Hydroxyharnstoff und bestimmten
kettenterminierenden Nukleosidanalogen zur Hemmung der von reverser
Transkriptase abhängigen
viralen Replikation erhalten wurden. Wir erwarten auch, daß die kettenterminierende
Wirksamkeit von anderen Didesoxynukleosidphosphatanalogen und Derivaten
davon durch Kombinationswirkstofftherapie unter Einbeziehung von
Hydroxyharnstoff verstärkt
wird. Daher wird erwartet, daß fluorierte
Derivate von Purindidesoxynukleosiden, wie solchen, die von Marquez
et al. in J. Med. Chem. 33: 978–985
(1990) beschrieben werden, besonders starke antivirale Aktivitäten aufweisen,
wenn sie in Kombination mit Hydroxyharnstoff verabreicht werden.
Von solchen fluorierten Derivaten wird erwartet, daß sie vorteilhafterweise
als orale Medikationen aufgrund ihrer chemischen Stabilität unter
sauren Bedingungen einsetzbar sind.
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Beispiel
9 beschreibt ein Experiment, das dazu verwendet werden kann, die
antiviralen Wirkungen von Hydroxyharnstoff und verschiedenen fluorierten
Derivaten von kettenterminierenden Nukleosidanalogen in vitro zu
testen.
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Beispiel 9
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Verwendung von Hydroxyharnstoff
und fluorierten Derivaten von kettenterminierenden Nukleosidanalogen
zur Hemmung von HIV-Expression
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PBL,
die von gesunden Spendern isoliert wurden, werden mit PHA und IL-2
für 48
Stunden unter Anwendung von Standardprotokollen stimuliert. Gleichzeitig
werden die Zellen mit Hydroxyharnstoff alleine oder in Kombination
mit entweder ddl oder fluorierten Derivaten von kettenterminierenden
Nukleosiden vorbehandelt. Die Verwendung von ddl in diesem Verfahren
dient als eine Positivkontrolle für die durch Hydroxyharnstoff verstärkte Inhibition
der p24-Produktion. Am Ende des Zeitraums von 48 Stunden werden
Proben der behandelten Zellen mit HIV-1 IIIB (Popovic et al., supra)
infiziert. Aliquote Teile der Zellüberstände werden dann zu verschiedenen
Zeitpunkten nach der Infektion abgenommen und hinsichtlich des Vorhandenseins
von p24-Antigen als ein Indikator für HIV-1-Infektion analysiert.
Beispielergebnisse, die bei diesem Verfahren erwartet werden, sind
in Tabelle 7 qualitativ wiedergegeben.
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Tabelle
7
Virale Expression von p24-Protein nach HIV-1-Infektion von
mit PHA stimulierten PBL in der Gegenwart von μM Hydroxyharnstoff (HU) und/oder
Nukleosidanalogen
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Ergebnisse,
wie solche, die in Tabelle 7 wiedergegeben sind, bestätigen, daß die antiviralen
Aktivitäten von
fluorierten kettenterminierenden Nukleosidanalogen verstärkt werden,
wenn sie in Kombination mit Hydroxyharnstoff verwendet werden.
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Wir
haben gezeigt, daß Hydroxyharnstoff
ein wirksamer HIV-1-Inhibitor ist. Signifikanterweise wurden diese
antiviralen Eigenschaften nicht alleine durch die zytostatischen
oder zytotoxischen Effekte des Wirkstoffs in nicht-stimulierten
PBL und Makrophagen vermittelt. Wir nehmen an, daß dies so
war, weil diese Zellen entweder ruhend (PBL) oder abschließend differenziert
(Makrophagen) waren und daher keine hohen Niveaus der dNTP-Synthese
benötigten.
Auch nach PBL-Aktivierung,
wenn dNTP-Synthese für
den Zellzyklus erforderlich war, konnten die antiviralen und zytotoxischen
Effekte bei niedrigen Wirkstoffkonzentrationen unterschieden werden.
Die selektive Anti-HIV-1-Aktivität
von Hydroxyharnstoff in aktivierten PBL kann zum Teil durch die verteilenden
Eigenschaften von HIV-1-RT erklärt
werden. Verglichen mit zellulären
Polymerasen kann die verteilende Eigenschaft von RT sie empfindlicher
für niedrige
intrazelluläre
Konzentrationen an dNTP machen. In aktivierten PBL steuerten die
zytostatischen Eigenschaften von Hydroxyharnstoff wahrscheinlich
zu dessen antiviraler Aktivität
bei, da virale Replikation in Lymphozyten Zellteilung erfordert.
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Durch
Herabsetzung der intrazellulären
Konzentration von dNTP bei gleichzeitiger Erhöhung der Aufnahme und des Metabolismus
von Nukleosidanalogen, wie ddl oder AZT, erniedrigte Hydroxyharnstoff
das Verhältnis
zwischen intrazellulären
dNTP und Nukleosidanalogen, wodurch ihre antiviralen Wirkungen verstärkt wurden.
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Kombinationen
von Hydroxyharnstoff und entweder ddl oder AZT erwiesen sich als äußerst wirkungsvolle
antivirale Behandlungen. Insbesondere setzte diese Kombination die
Wirkstoffkonzentrationen herab, die notwendig waren, um > 99,9% Hemmung der
HIV-1-Replikation zu erreichen, und lieferte klare synergistische Effekte
gegenüber
der Verwendung der einzelnen Wirkstoffe, ohne deren Zytotoxizitäten zu erhöhen. Das
Phänomen
der viralen Stimulation, das manchmal beobachtet wird, wenn niedrige
Dosierungen von Wirkstoffen einzeln verwendet werden, wurde ebenfalls
ausgeschaltet. Die kombinierte Verwendung dieser Wirkstoffe kann
daher für
asymptomatische, seropositive Individuen vorteilhaft und sicher
sein.
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Die
Verwendung von Hydroxyharnstoff bei der Behandlung von AIDS bietet
mehrere Vorteile. Nach mehr als 30 Jahren der Anwendung am Menschen
sind die Eigenschaften dieses Wirkstoffs gut ermittelt. Infolge
seiner extremen Diffundierbarkeit kann dieser Wirkstoff in alle
Gewebe eindringen, einschließlich
Zellen des zentralen Nervensystems, mit einer Vmax,
die unbegrenzt zu sein scheint (Morgan, J. S., Creasey, D. C. und
Wright, J. A., Biochem. Biophys. Res. Commun. 134: 1254 (1986)).
In Anbetracht der Tatsache, daß Hydroxyharnstoff
beim Hemmen der HIV-1-Replikation in Makrophagen hochgradig wirksam
ist, erwarten wir, daß dieser
Wirkstoff gegen die neurologischen Manifestierungen von AIDS, von
denen man annimmt, daß sie
von den Wirkungen von viraler Replikation in Makrophagen herrühren, wirksam
ist (Koenig, S., et al., Science 233: 1089 (1986)). Die Aktivität von Hydroxyharnstoff
hängt nicht
von dem Metabolismus des Wirkstoffs in Zellen ab. Somit wird erwartet,
daß Hydroxyharnstoff
im Gegensatz zu Nukleosidanalogen in allen Zellen, unabhängig von
ihrem Aktivierungszustand, wirksam ist. Hydroxyharnstoff wird als
ein schwach toxischer Wirkstoff klassifiziert und verursacht keine
Immundepression. Myelotoxizität
ist die dosislimitierende Toxizität des Hydroxyharnstoffs. Jedoch
kann diese Toxizität
einfach aufgezeichnet werden, und sie ist konstant und schnell reversibel
nach einem Herabsetzen der Dosis oder einer Unterbrechung der Behandlung
(Donehower, R. C., Semin. Oncol., 19: 11 (1992)). Durch Aufzeichnen
einfacher Parameter, wie der Zahl peripherer Zellen, kann Hydroxyharnstoff über Jahre
und manchmal Jahrzehnte verabreicht werden. Darüber hinaus ist die Knochenmarkstoxizität nur schwerwiegend,
wenn Hydroxyharnstoff in sehr hohen Dosen, wie solchen, die in der
Leukämiebehandlung
eingesetzt werden, verwendet wird (etwa 0,5–2,5 mM) (Belt, R. J. et al.,
Cancer 46: 455 (1980)). In den meisten unserer Experimente waren
die Hydroxyharnstoffkonzentrationen 2–3 Logarithmen niedriger, und
dann waren diese Mengen noch ausreichend für eine vollständig gehemmte
HIV-1-Replikation. Hydroxyharnstoff kann oral verabreicht werden
und ist viel preiswerter als andere Wirkstoffe, die derzeit für eine AIDS-Therapie
verwendet werden. Hydroxyharnstoff hemmt HIV-1 nicht direkt, sondern über die
Hemmung des zellulären
Enzyms Ribonukleotid-Reduktase. Zelluläre Enzyme mutieren nicht unter
physiologischen Bedingungen, und man könnte erwarten, daß HIV-1-Resistenz
gegen Hydroxyharnstoff erheblich weniger wahrscheinlich auftritt
als mit herkömmlichen
Wirkstoffen. Dies könnte
das Auftreten von HIV-1-Escape-Mutanten umgehen. Bis jetzt hat keiner
der Anti-HIV-1-Wirkstoffe, die getestet wurden, die Entwicklung
von Escape-Mutanten verhindert. Dieses Versagen stellt eine Hauptenttäuschung
im Kampf gegen AIDS dar. Darüber
hinaus sollte das Auftreten von Escape-Mutanten, die während einer Behandlung von
AIDS-Opfern mit Nukleosidanalogen auftreten, ebenfalls reduziert
werden, wenn diese Wirkstoffe in Kombination mit Hydroxyharnstoff
verwendet werden. Da der synergistische Effekt der Kombination eines
Nukleosidanalogen und Hydroxyharnstoff die Virusreplikation hemmt,
welches ein erforderlicher Schritt in dem Prozeß der Virusmutation, die zu
der Entwicklung von Escape-Mutanten führt, sein kann.
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Nach
unserer Ansicht können
zwei Hauptstrategien, welche Hydroxyharnstoff verwenden, als AIDS-Therapien
verfolgt werden. Die erste ist die Verwendung niedriger Dosierungen
von Hydroxyharnstoff. Wirkstoffkombinationen werden in diesem Fall
aufgrund der oben erläuterten
Gründe
empfohlen, und Versuche könnten
asymptomatische, seropositive Individuen einbeziehen. Die zweite
Strategie würde
hohe Mengen an Hydroxyharnstoff in Anweisungen, die ähnlich zu
den bei Leukämie
verwendeten sind, verwenden. Diese Strategie wäre gegen HIV-1 stärker und
würde auch
die replizierenden PBL, welche Virus produzieren, töten. Man
könnte
jedoch auch eine Kombination aus beiden Strategien durch Abwechseln
von hohen Dosierungen von Hydroxyharnstoff zum Zwecke der Spülung, gefolgt
von niedrigeren Aufrechterhaltungsdosierungen entwerten.