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Hintergrund
der Erfindung
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1. Gebiet
der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft β-2'-Desoxy-4'-thioribonucleoside
und Zwischenprodukte, die zu ihrer Herstellung nützlich sind, und die Verwendung
von β-2'-Desoxy-4'-thioribonucleosiden als antivirale Mittel
und Antikrebsmittel.
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Ein
Nucleosid ist ein Molekül,
das aus einem Pentosezucker in einem Furanosering verbunden mit
einer stickstoffhaltigen heterocyclischen Base aufgebaut ist, die
ein Derivat entweder von Purin oder Pyrimidin ist. Ein 4'-Thionucleosid ist
ein Nucleosid, bei dem im Furanosering Sauerstoff durch Schwefel
ersetzt wurde. Ein 2'-Desoxy-4'-thioribonucleosid
ist ein 4'-Thionucleosid,
bei dem der Pentosezucker 2'-Desoxy-D-ribose
ist.
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Die
Ausdrücke "Nucleosid", "4'-Thionucleosid" und "2'-Desoxy-4'-thioribonucleosid", wie sie hier verwendet
werden, sollen auch Verbindungen einschließen, bei denen die stickstoffhaltige
heterocyclische Base eine Base ist, die mit der Pyrimidinbase verwandt
ist, aber mit einer Veränderung
im Ring, wie z.B. stickstoffhaltige heterocyclische Basen einschließlich 5-Azapyrimidine,
6-Azapyrimidine und 3-Desazapyrimidine, und sollen auch Verbindungen
mit Acylschutzgruppen an Position 3' oder Position 5' oder an beiden der 2'-Desoxy-D-ribose
einschließen.
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2. Beschreibung des Standes
der Technik
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Über verschiedene
4'-Thionucleoside
wurde in der Literatur berichtet. Reist et al. offenbaren in J.
Am. Chem. Soc., 86, 5658 (1964) L- und D-Formen von 4'-Thioriboadenosin. Biologische Wirkungen
von 4'-Thioriboadenosin
werden von Miura et al. in Purine and Pyrimidine Metabolism in Man,
V, Teil B, (Plenum Publishing Corp., 1986) S. 667 beschrieben. Richie
et al. offenbaren in Can. J. Chem, 56, 794 (1977) die Synthese von 9-(3-Desoxy-4-thio-β-D-erythropento furanosyl)adenin
(4'-Thiocordycepin).
Reist et al. beschreiben in J. Org. Chem., 33, 189 (1968) die Synthese
von Adeninnucleosiden von 4-Thio-D-xylose und 4-Thio-D-arabinose. Ototani et al. offenbaren
in J. Med. Chem., 17, 535 (1974) die Herstellung und Antitumoraktivität von 4'-Thio-1-β-D-arabinofuranosylcytosin
und 2,2'-Anhydro-4'-thio-1-β-D-arabinofuranosylcytosinhydrochlorid.
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Die
Beschreibung, Herstellung und Verwendung spezifischer 2'-Desoxy-4'-thioribonucleoside findet sich nicht
in der Literatur. Fu et al. offenbaren in J. Org. Chem., 41, 3831
(1976) ein Verfahren zur Herstellung von anomeren Methyl-2-desoxy-4-thio-D-erythropentofuranosiden
und schlagen vor, dass die Furanoside als Vorläufer für die Synthese von 2'-Desoxy-4'-thionucleosiden
verwendet werden könnten.
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Die
nicht vorveröffentlichte
Europäische
Patentanmeldung
EP 0 409 575 offenbart
antivirale Pyrimidinnucleoside, bei denen die Zuckereinheit die
2-Desoxy-4-thio-D-ribofuranoseeinheit
ist. Die allgemeinen Formeln, die in
EP
0 409 575 offenbart werden, umfassen eine Vielzahl von
Verbindungen, unter anderem ein 5-Methyluracil.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Es
wurde nun gefunden, dass bestimmte 2'-Desoxy-4'-thioribonucleoside nützliche
antivirale und Antikrebsaktivitäten
aufweisen. Somit werden erfindungsgemäß neue β-2'-Desoxy-4'-thioribonucleoside mit der Formel
bereitgestellt, worin
~B
zeigt, dass B in β-Konfiguration
ist und B eine stickstoffhaltige heterocyclische Base ist ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Pyrimidin-, 5-Azapyrimidin-, 6-Azapyrimidin-,
3-Desazapyrimidin-Basen. Unter dem Ausdruck "Pyrimidinbase" wird jedes Pyrimidinderivat verstanden,
einschließlich
Uracil (2,4-Dioxopyrimidin), Thymin (5-Methyl-2,4-dioxopyrimidin),
Cytosin (4-Amino-2-oxopyrimidin) und 5-Methylcytosin (4-Amino-5-methyl-2-oxopyrimidin),
ohne darauf beschränkt
zu sein. Unter dem Ausdruck "5-Azapyrimidinbase" wird jedes 5-Azapyrimidinderivat
verstanden, einschließlich
5-Aza-2,4-dioxopyrimidin und 4-Amino-5-aza-2-oxopyrimidin, ohne
darauf beschränkt
zu sein. Unter dem Ausdruck "6-Azapyrimidinbase" wird jedes 6-Azapyrimidinderivat
verstanden, einschließlich
6-Aza-2,4-dioxopyrimidin,
4-Amino-6-aza-2-oxopyrimidin und Derivaten mit einer Methylgruppe,
die an den heterocyclischen C
5-Kohlenstoff
gebunden ist, ohne darauf beschränkt
zu sein. Unter dem Ausdruck "3-Desazapyrimidinbase" wird jedes 3-Desazapyrimidindderivat
verstanden, einschließlich
3-Desaza-2,4-dioxopyrimidin, 4-Amino-3-desaza-2-oxopyrimidin und
Derivaten mit einer Methylgruppe, die an den heterocyclischen C
5-Kohlenstoff gebunden ist, ohne darauf beschränkt zu sein.
R
1 und R
2 in der obigen
Formel können
gleich oder verschieden sein und können Wasserstoffe oder übliche Acylschutzgruppen sein.
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Die
Erfindung kann durch die folgenden Ausführungen erläutert werden, wobei die Verbindungen,
die von der Erfindung umfasst sind, durch die folgende Formel dargestellt
werden
worin
~B bedeutet, dass
B in β-Konfiguration
ist und B ein Mitglied ist ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus den folgenden stickstoffhaltigen heterocyclischen Basen:
worin
X
9, X
10, X
11, X
12, X
13, X
14 = H oder
CH
3 und R
1 und R
2 gleich oder verschieden sein können und
Wasserstoff oder Acylschutzgruppen sein können, mit dem Vorbehalt, dass
es sich nicht um Uracil mit einer Methylgruppe, die an den heterocyclischen
C
5-Kohlenstoff gebunden ist, handelt.
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Bevorzugt
wird die stickstoffhaltige heterocyclische Base ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus den folgenden Pyrimidinbasen
worin
X
17, X
18 = H oder
CH
3.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt dieser Erfindung wird eine therapeutisch wirksame
Menge eines 2'-Desoxy-4'-thioribonucleosids,
wie vorher definiert, verwendet, um einem Wirtstier verabreicht
zu werden, einschließlich
Menschen, die von einer viralen Infektion befallen sind, z.B. einer
Infektion, die von Herpes-simplex-Virus Typ 1 oder 2 verursacht wird.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt der Erfindung wird eine therapeutisch wirksame Menge
eines 2'-Desoxy-4'-thioribonucleosids,
wie vorher definiert, verwendet, um an ein Wirtstier, einschließlich einen
Menschen, verabreicht zu werden, der von Krebs befallen ist. Unter
dem Ausdruck "Krebs" wird jedes neue
und anormale Zellwachstum verstanden, spezifisch ein neues Wachstum
von Gewebe, das unkontrolliert und fortschreitend ist. Verbindungen
der Erfindung können
z.B. verwendet werden zur Behandlung von Leukämien, Epidermoidkarzinoma,
Lymphoma, Choriokarzinoma, Wilms' Tumor,
Neuroblastoma, Rhabdomyosarcoma, Karzinoma der Hoden und Brust-
und Lungentumoren.
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Gemäß einem
noch weiteren Aspekt der Erfindung werden neue Zwischenprodukte
bereitgestellt, die zur Herstellung bestimmter 2'-Desoxy-4'-thioribonucleoside nützlich sind.
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Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
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Die
Synthese der 2'-Desoxy-4'-thioribonucleoside
kann ausgeführt
werden beginnend mit 1-O-Methyl-2-desoxy-4-thio-α,β-D-ribofuranose der Formel 1
deren Herstellung in Fu et
al., J. Org. Chem., 41, 3831 (1976) beschrieben wird, dessen Offenbarung
hier durch Bezugnahme miteingeschlossen wird. Die Verbindung der
Formel 1 wird mit p-Toluoylchlorid umgesetzt, was die Verbindung
der Formel 2 ergibt
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Die
Methylgruppe wird dann durch eine Acetylgruppe ersetzt, was die
Verbindung der Formel 3 ergibt
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Die
2'-Desoxy-4'-thioribonucleoside
werden hergestellt, indem Verbindung 3 mit stickstoffhaltigen heterocyclischen
Basen gekuppelt wird und dann die Toluoyl schutzgruppen entfernt
werden. Verbindung 3 wird mit einem Pyrimidin gekuppelt unter Verwendung
der Katalysatoren Hexamethyldisilazan, Trimethylchlorsilan und Trimethylsilyltrifluormethansulfonat
(siehe Vorbruggen et al., Chem. Ber., 114, 1234 (1981)). Verbindung 3
wird mit einem 5-Azapyrimidin, 6-Azapyrimidin und 3-Desazapyrimidin
auf gleiche Weise gekuppelt. Die Kupplungsreaktion liefert in den
meisten Fällen α- und β-Nucleoside.
Anomere können
mit üblichen
Methoden getrennt werden.
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Als
Beispiele der Herstellung von Pyrimidinverbindungen dieser Erfindung
kann die Verbindung der Formel 3 mit Uracil vereinigt werden, was
dann die Verbindung der Formel 15 ergibt.
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Die
Entfernung der Toluoylschutzgruppen liefert die Verbindung der Formel
16
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Die
Verbindung der Formel 3 kann auch mit Thymin kombiniert werden,
was die Verbindung der Formel 17 ergibt
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Die
Entfernung der Toluoylschutzgruppe liefert die Verbindung der Formel
18
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Bei
Ausführung
der Synthese von 2'-Desoxy-4'-thioribonucleosiden
der Erfindung können
andere Acylschutzgruppen außer
der Toluoylschutzgruppe verwendet werden. Weiterhin können übliche Acylschutzgruppen
an Position 3' oder
Position 5' der
2'-Desoxy-4'-thioribonucleoside
oder an beiden Positionen substituiert oder zugefügt werden
unter Verwendung üblicher
Methoden.
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Die
folgenden Beispiele erläutern
die Herstellung der oben beschriebenen Verbindungen. In diesen Beispielen
ist MeOH Methylalkohol, EtOH ist Ethylalkohol und Me2SO-d6 ist deuteriertes Dimethylsulfoxid (CD3)2SO.
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Beispiel 1
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1-O-Acetyl-2-desoxy-4-thio-3,5-di-O-p-toluoyl-α,β-D-ribofuranose
(Formel 3)
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Zu
einer Lösung
von 1-O-Methyl-2-desoxy-4-thio-α,β-D-ribofuranose
(Formel 1) (10 g, 60,97 mmol) in 250 ml siebgetrocknetem Pyridin
wurde p-Toluolychlorid (23,57 g, 152,5 mmol) tropfenweise bei 0
bis 5°C
zugegeben. Das Kühlbad
wurde entfernt. Nachdem die Reaktion 10 Stunden lang gerührt worden
war, war die Reaktion im Wesentlichen vollständig, was durch DC gezeigt
wurde (Cyclohexan-Ethylacetat
5:1). Die Reaktionsmischung wurde in eine Eis-Wasser-Mischung gegossen,
1 Stunde lang gerührt
und dann mit 500 ml CHCl3 verdünnt, was
ein Gesamtvolumen von 1.000 ml ergab. Die wässrige Phase wurde mit CHCl3 (2 × 100 ml)
extrahiert. Die vereinigten organischen Extrakte wurden mit verdünnter Schwefelsäure (200
ml), wässrigem
gesättigtem
Natriumbicarbonat (2 × 200
ml) und Wasser gewaschen, bis sie neutral waren, über MgSO4 getrocknet und zur Trockene eingedampft.
Der Rückstand
wurde in CHCl3 (200 ml) gelöst und durch
ein Bett aus Silicagel, das 9,0 cm Durchmesser hatte und 4 cm dick
war, filtriert, mit CHCl3 (2 × 100 ml)
gewaschen und das Filtrat zur Trockene eingedampft, was rohe 1-O-Methyl-2-desoxy-4-thio-3,5-di-O-p-toluoyl-α,β-D-ribofuranose
(Formel 2) als dunkelbraunen Feststoff (24 g) lieferte, der in einer
Acetolysemischung, die Essigsäureanhydrid
(200 ml), Eisessig (200 ml), p-Toluolsulfonsäuremonohydrat (2,4 g) und konz.
Schwefelsäure
(10 ml) enthielt, gelöst
und 1 Stunde lang auf 40°C
erwärmt
wurde, dann durch Zugabe von wasserfreiem Natriumacetat zersetzt
wurde. Die entstehende Mischung wurde im Vakuum zur Trockene eingedampft
bei einer Temperatur unter 30°C.
Der Rückstand
wurde zwischen 500 ml Wasser und 300 ml CHCl3 aufgetrennt.
Die wässrige
Phase wurde mit CHCl3 (2 × 100 ml)
extrahiert. Die vereinigten CHCl3-Phasen
wurden im Vakuum zur Trockene eingedampft, dann wurden mehrere Anteile
Methanol zugegeben und im Vakuum entfernt, um letzte Spuren von
Essigsäureanhydrid
zu entfernen. Der Rückstand
wurde mit einer Flash-Säule
gereinigt, die 100 g Silicagel enthielt und mit 6:1 Cyclohexan-Ethylacetat
eluiert und die geeigneten Fraktionen wurden vereinigt und eingedampft,
was einen weißen
Feststoff ergab, der aus 95% Ethanol kristallisiert wurde, was 1-O-Acetyl-2-desoxy-4-thio-3,5-di-O-p-toluoyl-α,β-D-ribofuranose
ergab, Ausbeute 18,26 g (70% aus 1-O-Methyl-2-desoxy-4-thio-α,β-D-ribofuranose) als α,β-Mischung;
MS
z/e 429 (M + 1)+;
1H-NMR
(CDCl3, 300 MHz) δ 2,02 (s, 3, CH3CO),
2,04 (s, 3, CH3CO), 2,34 (s, 6, CH3 von Toluoyl), 2,36 (s, 6, CH3 von
Toluoyl), 2,52–2,74
(m, 4, H-2), 3,92–4,06
(m, 2H, H-4), 4,28–4,52
(m, 4, CH2), 5,64–5,74 (m, 2, H-3), 6,12 (dd,
1, H-1 von β,
J = 3 und 6 Hz), 6,2 (d, 1, H-1 von α, J = 5,5 Hz), 7,24–7,36 (m,
4, meta CH's von
Toluoyl), 7,8–7,92
(m, 4, ortho CH's
von Toluoyl);
Anal. (C23H24O6S), C, H, S.
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Beispiel 2
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1-(2-Desoxy-4-thio-3,5-di-O-toluoyl-D-ribofuranosyl)uracil
(Formel 15)
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Zu
einer Suspension von 1-O-Acetyl-2-desoxy-4-thio-3,5-di-O-p-toluoyl-α,β-D-ribofuranose (Formel
3) (428 mg, 1,0 mmol) und Uracil (2,4-Dioxopyrimidin) (112,1 mg,
1,0 mmol) in wasserfreiem 1,2-Dichlorethan (30 ml) wurden aufeinander
folgend Hexamethyldisilazan (HMDS, 161,5 mg, 1,0 mmol) und Trimethylchlorsilan (TMSCI,
108,6 mg, 1,0 mmol) zugegeben und die Mischung bei Raumtemperatur
gerührt.
Nach 0,5 Stunden wurde die entstehende Lösung auf –78°C gekühlt und Trimethylsilyltrifluormethansulfonat
(266,7 mg, 1,2 mmol) wurden zugefügt und bei der gleichen Temperatur
eine weitere Stunde lang gerührt,
wonach die Reaktion im Wesentlichen abgeschlossen war. Die Reaktionsmischung
wurde auf Raumtemperatur erwärmt
und auf ein kleines Volumen (5 ml) eingeengt, mit Methylenchlorid
(etwa 50 ml) verdünnt,
dann mit Wasser (15 ml) und anschließend gesättigtem Natriumbicarbonat und
schließlich
mit Wasser gewaschen. Die organische Phase wurde über MgSO4 getrocknet und zur Trockene eingedampft.
Der Rückstand
wurde mit 50 g Silicagel mit CHCl3-MeOH
98:2 gereinigt, was einen Feststoff lieferte, der aus EtOH-Dioxan
kristallisiert wurde, was reines 1-(2-Desoxy-4-thio-3,5-di-O-toluoyl-D-ribofuranosyl)uracil
lieferte (192 mg, 40%);
Schmelzpunkt 118–120°C;
DC 98:2 CHCl3-MeOH;
Rf 0,35;
MS
z/e 481 (M + 1)+;
1H-NMR
(CDCl3, 300 MHz) δ 2,40 (s, 6, CH3 von
Toluoyl), 2,54–2,60
(m, 1, H-2'), 2,86–2,96 (m,
1, H-2'), 4,20–4,26 (m,
1, H-4'), 4,36–4,52 (m,
2, H-5'), 5,68–5,72 (m,
2, H-3', H-5), 6,44
(br d, 1, H-6, J = 6 Hz), 7,26 (d, 2, H's von Toluoyl, J = 8 Hz), 7,30 (d, 2,
H's von Toluoyl,
J = 8 Hz), 7,96 (d, 2, H's
von Toluoyl, J = 8 Hz), 8,14 (d, 2, H's von Toluoyl, J = 8 Hz), 9,48 (s, 1,
H-3);
13C-NMR (Me2SO-d6, 300 MHz) δ 42,148 (C-2'), 56,46 (C-4'), 63,55 (C-1'), 64,96 (C-5'), 78,21 (C-3'), 101,94 (C-5), 126,03, 126,55, 129,23,
129,27, 129,783, 129,63 (Toluoylringkohlenstoff), 141,74 (C-6),
144,14, 144,73 (Toluoylringkohlenstoff), 150,71 (C-2), 163,05 (C-4),
165,36, 166,07 (Carbonylkohlenstoff von Toluoyl).
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Beispiel 3
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1-(2-Desoxy-4-thio-D-ribofuranosyl)uracil
(Formel 16)
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Eine
Lösung
von 1-(2-Desoxy-4-thio-3,5-di-O-toluoyl-β-D-ribofuranosyl)uracil (Formel
15) (175 mg, 0,36 mmol) in wasserfreiem MeOH (30 ml) wurde bei Raumtemperatur
mit einer frisch hergestellten Lösung von
Natriummethoxid (39 mg, 0,72 mmol) in MeOH (7,5 ml) gerührt. Ein
DC-Aliquot nach 2,5 Stunden zeigte eine vollständige Reaktion. Die Lösung wurde
mit Dowex 50W-X8 (H+) Ionenaustauschharz
neutral gemacht, die Suspension filtriert und das Harz mit MeOH
gewaschen. Das Filtrat wurde vereinigt und zur Trockene eingedampft
und Methyl-p-toluat wurde bei 50°C/0,01
Torr entfernt. Die Kristallisation des Rückstands aus absolutem EtOH
ergab reines 1-(2-Desoxy-4-thio-D-ribofuranosyl)uracil (75 mg, 85%),
Schmelzpunkt
190–192°C;
DC
9:1 CHCl3-MeOH;
Rf 0,30;
MS
z/e 245 (M + 1)+,
UV λmax pH
1 266 (9,24), pH 7 266 (9,52), pH 13 265 (8,72);
1H-NMR
(Me2SO-d6, 300 MHz) δ 2,0–2,28 (m,
1, H-2'), 2,44–2,54 (m,
1, H-2'), 3,30–3,38 (m,
1, H-5'), 3,40–3,48 (m,
1, H-5'), 3,50–3,58 (m,
1, H-4'), 4,32 (br
dd, 1, H-3', J =
2 und 8 Hz), 5,66 (d, 1, H-6, J = 8 Hz), 6,14 (dd, 1, H-1', J = 3 und 7,5 Hz),
8,26 (d, 1, H-5, J = 8 Hz);
13C-NMR
(Me2SO-d6, 300 MHz) δ 42,16 (C-2),
60,01 (C-4'), 60,95
(C-1'), 63,57 (C-5'), 74,14 (C-3'), 101,16 (C-5, JC,H = 175,24 Hz), 142,92 (C-6, JC,H =
181,88 Hz), 150,69 (C-2), 162,97 (C-4).
Anal. (C9H12N4O2S)
C, H, N, S.
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Beispiel 4
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1-(2-Desoxy-4-thio-3,5-di-O-toluoyl-β-D-ribofuranosyl)thymin
(Formel 17)
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Zu
einer Suspension von 1-O-Acetyl-2-desoxy-4-thio-3,5-di-O-p-toluoyl-α,β-D-ribofuranose (Formel
3) (428 mg, 1,0 mmol) und Thymin (5-Methyl-2,4-dioxopyrimidin) (126
mg, 1,0 mmol) in wasserfreiem 1,2-Dichlorethan (30 ml) wurde aufeinander
folgend Hexamethyldisilazan (HMDS, 161,5 mg, 1,0 mmol) und Trimethylchlorsilan
(TMSCI, 108,6 mg, 1,0 mmol) zugegeben und die Mischung bei Raumtemperatur
nach 0,5 Stunden gerührt.
Die entstehende Lösung
wurde auf –78°C gekühlt und
Trimethylsilyltrifluormethansulfonat (266,7 mg, 1,2 mmol) zugegeben
und bei der gleichen Temperatur weitere 1,5 Stunden lang gerührt, wonach
die Reaktion im Wesentlichen abgeschlossen war. Die Reaktionsmischung
wurde auf Raumtemperatur erwärmt
und auf ein kleines Volumen (5 ml) eingeengt, mit Methylenchlorid
(etwa 50 ml) verdünnt,
dann mit Wasser (15 ml) und anschließend gesättigtem Natriumbicarbonat und
schließlich
mit Wasser gewaschen. Die organische Phase wurde über MgSO4 getrocknet und zur Trockene eingedampft.
Der Rückstand
wurde mit 50 g Silicagel mit CHCl3-MeOH
99:1 gereinigt, was einen Feststoff lieferte, der aus EtOH-CHCl3 kristallisiert wurde, was reines 1-(2-Desoxy-4-thio-3,5-di-O-toluoyl-β-D-ribofuranosyl)thymin
(173 mg, 35%) ergab;
Schmelzpunkt 178–182°C;
DC 98:2 CHCl3-MeOH;
Rf 0,55;
MS
z/e 495 (M + 1)+;
1H-NMR
(CDCl, 300 MHz) δ 1,78
(s, 3, C-5, CH3), 2,42 (s, 3, CH3 von Toluoyl), 2,43 (s, 3, CH3 von
Toluyol), 2,36–2,44
(m, 1, H-2'), 3,98–4,04 (m,
1, H-4'), 4,12 (d,
2, H-5', J = 6 Hz),
5,76 (br t, 1, H-3'),
6,66 (dd, 1, H-1', J
= 6 und 9 Hz), 7,26 (d, 4, H's
von Toluoyl, J = 8 Hz), 7,56 (s, 1, H-6), 7,94 (d, 2, H's von Toluoyl, J
= 8 Hz), 7,96 (d, 2, H's
von Toluoyl, J = 8 Hz), 8,58 (s, 1, H-3);
13C-NMR
(CDCl3, 300 MHz) δ 12,41 (C-5, CH3),
21,69, 21,72 (CH3's von Toluoyl), 39,98 (C-2'), 53,13 (C-4', JC,H =
148,1 Hz), 61,27 (C-1',
JC,H = 163,3 Hz), 65,14 (C-5'), 77,13 (C-3'), 112,28 (C-5),
126,41, 126,58 (Toluoylringkohlenstoff), 129,25, 129,35, 129,76,
129,87 (Toluoylringkohlenstoff), 135,46 (C-6, JC,H =
176,46 Hz), 144,38, 144,47 (Toluoylringkohlenstoff), 150,45 (C-2),
162,90 (C-4), 165,61, 166,17 (Carbonylkohlenstoff von Toluoyl).
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Beispiel 5
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1-(2'-Desoxy-4'-thio-β-D-ribofuranosyl)thymin (Formel
18)
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Eine
Lösung
von 1-(2-Desoxy-4-thio-3,5-di-O-toluoyl-β-D-ribofuranosyl)thymin (Formel
17) (150 mg, 0,30 mmol) in wasserfreiem MeOH (30 ml) wurde bei Raumtemperatur
mit einer frisch hergestellten Lösung von
Natriummethoxid (32,5 mg, 0,60 mmol) in MeOH (7,5 ml) gerührt. Ein
DC-Aliquot nach 3 Stunden zeigte eine vollständige Reaktion. Die Lösung wurde
mit Dowex 50W-X8 (H+) Ionenaustauschharz
neutral gemacht, die Suspension filtriert und das Harz mit MeOH
gewaschen. Das Filtrat wurde vereinigt und zur Trockene eingedampft
und Methyl-p-toluat wurde bei 50°C/0,01
Torr entfernt. Die Kristallisation des Rückstands aus absolutem EtOH
ergab reines 1-(2'-Desoxy-4'-thio-β-D-ribofuranosyl)thymin
(61 mg, 78%),
Schmelzpunkt 213–215°C;
DC 9:1 CHCl3-MeOH,
Rf 0,40;
MS z/e 258 (M + 1)+;
UV λmax pH
1 272 (10,3), PH 7 272 (10,2), pH 13 271 (10,3);
1H-NMR
(Me2SO-d6, 300 MHz) δ 1,80 (C-5,
CH3), 2,10–2,24 (m, 2, H-2'), 3,24–3,32 (m,
1, H-4'), 3,50–3,66 (m, 2H,
H-5'), 4,38 (br
s, 1, H-3'), 5,16
(br t, 1, 5'-OH),
5,24 (d, 1, 3'-OH,
J = 4 Hz), 6,30 (dd, 1, H-1',
J = 6,5 und 8 Hz), 7,32 (s, 1, H-6), 11,32 (br s, 1, H-3);
13C-NMR (Me2SO-d6, 300 MHz) δ 12,16 (C-5, CH3),
40,97 (C-2', JC,H = 132,33 Hz), 59,01 (C-4', JC,H =
143,4 Hz), 59,93 (C-1',
JC,H = 167,74), 63,51 (C-5'), 73,40 (C-3'), 109,82 (C-5),
136,70 (C-6, JC,H = 179 Hz), 150,59 (C-4),
163,37 (C-2);
Anal. (C10H13N2O6S) C, H, N, S.
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Beispiel 6
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Antivirale Aktivität von 2'-Desoxy-4'-thioribonucleosiden
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2'-Desoxy-4'-thioribonucleoside
wurden auf antivirale Aktivität
gegen Viren getestet, die sich in Säugetierzellen, die in Zellkultur
wachsen, replizieren. Die Ergebnisse dieser Tests gegenüber Herpes-simplex-Virus Typ
1 und Typ 2 sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Die Virusbewertung
(VR) ist eine standardgewichtete Messung der antiviralen Aktivität, die den
Hemmungsgrad der durch Virus induzierten cytopathogenen Wirkungen
(CPE) und den Grad an Cytotoxizität, der von der Testverbindung
erzeugt wird, in Betracht zieht, und mit einer Modifikation der
Methode von Ehrlich et al., Ann. N. Y. Acad. Sci. 130, 5–16 (1965)
bestimmt wird.
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Die
CPE-Hemmungstests wurden so ausgearbeitet, dass sieben 0,5log10-Konzentrationen
jeder Verbindung, beginnend mit 320 μg/ml, gegen HSV in dreifachem
Ansatz an 24-Stunden-Verocell-Monoschichten in 96-Napf-Gewebekulturplatten
getestet wurden. Zu jeder der replizierten Zellkulturen wurden 0,1
ml der Testverbindungslösung
(oder Suspension) und 0,1 ml HSV-Suspension (verdünnt in Medium,
was 32 CClD50-Einheiten pro 0,1 ml lieferte)
abgegeben. Zellkontrollen, unbehandelte virusinfizierte Kontrollen
und Wirkstoffcytotoxizitätskontrollen
waren bei jedem Test dabei. Die Platten wurden bei 37°C in befeuchteter
Atmosphäre,
die 2% CO2 enthielt, inkubiert, bis 100%
CPE in den unbehandelten Viruskontrollkulturen beobachtet wurden.
Die Zellmonoschichten wurden mikroskopisch auf Wirkstoffcytotoxizität und auf
CPE untersucht, die auf einer Skala von 0 bis 4 (0 bis 100% CPE)
eingeteilt wurde.
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Die
VR wurde berechnet als 0,1 der Summe der numerischen Differenzen
zwischen dem aufgezeichneten CPE-Grad jedes Testnapfes und dem der
entsprechenden Viruskontrolle in der Kulturplatte. Numerische Differenzen
zwischen den Bewertungen von Testnäpfen, die eine Wirkstoffkonzentration
enthielten, die teilweise cytotoxisch ist und deren entsprechende
Viruskontrollen wurden halbiert.
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Bei
Tests, die mit dieser Methode durchgeführt werden, zeigt ein größerer Wert
von VR eine größere antivirale
Aktivität.
Eine Verbindung mit einem VR von 1,0 oder mehr wird als eine solche
angesehen, die eine erhebliche antivirale Aktivität aufweist
mit einem hohen Grad an Reproduzierbarkeit, der in in-vitro-Tests
bestätigt
wurde. Eine Verbindung mit einem VR von 0,5 bis 0,9 wird als eine
angesehen mit einer möglichen
oder marginalen Aktivität;
eine Verbindung mit einem VR von weniger als 0,5 wird als inaktiv
angesehen.
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Die
MIC50 (minimale Hemmkonzentration, 50%)
ist die Konzentration einer Testverbindung, die für eine 50%ige
Hemmung der durch Virus induzierten cytopathogenen Wirkung erforderlich
ist, die berechnet wird, indem ein Regressionsanalyseprogramm für eine halblogarithmische
Kurvenermittlung verwendet wird. MTC (minimale toxische Konzentration)
ist die minimale Wirkstoffkonzentration (μg/ml), die eine Cytotoxizität verursacht.
TI ist der therapeutische Index, der berechnet wird, indem die minimale
cytotoxische Wirkstoffkonzentration (MTC) durch die minimale Hemmkonzentration,
50% (MIC50) geteilt wird. Die Ergebnisse
wurden mit zwei kommerziellen antiviralen Mitteln, Acyclovir und
9-β-D-Arabinofuranosyladenin
(Ara-A) verglichen. Die in Tabelle 1 zusammengefassten Tests zeigen,
dass zwei der erfindungsgemäßen Verbindungen,
1-(2-Desoxy-4-thio-β-D-ribofuranosyl)thymin
und 1-(2-Desoxy-4-thio-α-D-ribofuranosyl)thymin,
eine eindeutige antivirale Aktivität gegen Herpes simplex Typ
1 aufweisen.
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Beispiel 7
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2'-Desoxy-4'-thioribonucleoside
wurden auf ihre Antitumoraktivität
gegen Leukämie L1210-("L1210")-Zellen und Humanepidermoidkarzinom
Nr. 2-("H.Ep.-2")-Zellen getestet.
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Tabelle
2 zeigt die Ergebnisse von Cytotoxizitätstests. Für L1210-Zellen ist die IC50 die Konzentration, die erforderlich ist,
um die Zellproliferation um 50% zu senken im Vergleich zu unbehandelten
Kontrollen. Die Zellen wurden in Suspensionskulturen gezüchtet und
die Anzahl an Zellen, die vorhanden war, wurde nach 24 und 48 Stunden
bestimmt. Die in Tabelle 2 gezeigten Werte sind die nach 48 Stunden.
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Für H.Ep.-2-Zellen
ist die IC50 die Konzentration, die erforderlich
ist, um die Koloniebildung um 50% zu senken im Vergleich zu Kontrollen.
100 Zellen in 10 ml Medium wurden in Rezepturflaschen gebracht und
nach 10 Stunden Inkubation wurde das Medium dekantiert und die Kolonien
wurden gefärbt
und gezählt.
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In
den Cytotoxizitätstests
ist die Antitumoraktivität
umso höher,
je niedriger der IC50-Wert ist. Ein IC50-Wert von weniger als 40 μg/ml zeigt
eine interessierende Verbindung und ein IC50-Wert
von weniger als 1 zeigt eine Verbindung, die extrem wirksam ist.
Wie in Tabelle 2 unten gezeigt, hatten alle getesteten Verbindungen
einen IC50-Wert von weniger als 40 μg/ml im Hinblick
entweder auf H.Ep.-2- oder L1210-Zellen oder beide. Eine Verbindung,
1-(2-Desoxy-4-thio-β-D-ribofuranosyl)thymin
zeigt einen IC50-Wert von viel weniger als
1 μg/ml.
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Obwohl
die Erfindung ziemlich detailliert mit spezifischer Bezugnahme auf
bestimmte vorteilhafte Ausführungsformen
davon beschrieben wurde, können
Vari ationen und Modifikationen gemacht werden, ohne vom Schutzbereich
der Erfindung, wie er in den beigefügten Ansprüchen definiert ist, abzuweichen.