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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verbesserungen an Verfahren, insbesondere
physikalisch-chemischen Verfahren zum Klären von mit Schwebstoffen belasteten
Wässern
durch Flotation.
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Die
Flotation ist eine Klärtechnik
(Fest-Flüssig-Trennung),
die – wenigstens
für einige
Wasserarten – eine
Alternative zum Dekantieren oder Absetzen darstellt.
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Nach
dieser bekannten Technik (siehe insbesondere „Memento Technique de l'Eau" („Technischer
Leitfaden für
Wasser") 1989, Band
1, Seiten 171 ff.) wird das Wasser nach einem Koagulations-Ausflockungsschritt
mit einer „Milch" (d. h. einer Emulsion)
aus Mikrobläschen,
im Allgemeinen Luft, deren durchschnittlicher Durchmesser zwischen
40 und 80 Mikron liegt, gemischt. Diese Mikrobläschen lagern sich an die Flocken
an, die – auf
diese Weise erleichtert – dazu
neigen, zur Oberfläche
der Flotationszelle aufzusteigen, wo sie sich ansammeln, um eine
Schlammlage oder -decke zu bilden. Die Schlämme werden an der Oberfläche der
Flotationsvorrichtung gesammelt, während das geklärte Wasser über den
Boden des Gerätes
abgeführt
wird.
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Ein
Teil dieses Wassers (Menge, die im Allgemeinen 5 bis 15% der durch
Klärung
zu behandelnden Wassermenge beträgt)
wird mit einem Druck in der Größenordnung
von 4·105 bis 6·105 Pa in einen speziellen Kolben, der als
Druckkolben bezeichnet wird, gepumpt, in dem sich die Luft in großer Menge auflöst, d. h.
bis zur fünffachen
Maximalkonzentration Luft in Wasser unter atomsphärischem
Druck. Bei einer plötzlichen
Druckentlastung unter atmosphärischem
Druck, wird die Luft in den Zustand der Übersättigung versetzt, und es kommt
zur Erzeugung von Mikrobläschen.
Die Druckentlastungssysteme sind in einem speziellen Bereich angeordnet,
in dem die Mischung der Mikrobläschen
mit dem ausgeflockten Wasser sichergestellt wird.
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Damit
eine Flocke in einem Abscheider physikalisch vom Wasser getrennt
wird, muss diese dicht oder groß sein.
Um hingegen durch Flotation abgeschieden zu werden, reicht es aus,
dass die Flocke gut geformt ist; sie kann leicht und klein sein.
Die Ausflockung kann dann vereinfacht werden, wodurch die Verwendung
von Polymer für
die Behandlung der kaum belasteten Wässer durch Flotation quasi
allgemein entfällt
und kleinere Reaktionsgefäße als im
Fall der Dekantiervorgänge
stromabwärts
einer diffusen Ausflockung verwendet werden (im Gegensatz zu den
Abscheidern mit Schlammdecke oder „Ballast").
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Der
Schwachpunkt der Flotation liegt darin, dass die Mikrobläschen schwer
an den Mineralteilchen hängen
bleiben und sie das erneute Aufsteigen der im Wasser enthaltenen
schweren Teilchen zur Oberfläche
nicht gewährleisten
können.
Aus diesem Grund sind die Anwendungen der Flotation oftmals auf
die Klärung
kaum belasteter Wässer,
insbesondere auf Seewasser, Bohrwasser, auf Meerwasser oder auf
spezielle Industrieabwässer
oder auf Waschwasser biologischer Filter begrenzt.
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Unter
den weiteren Besonderheiten und Vorteilen der Flotation können vor
allem die Folgenden genannt werden:
- – das Druckbeaufschlagungssystem
ist sehr einfach und sein Hochfahren geht sehr schnell vonstatten.
Die Flotationsvorrichtungen laufen nahezu sofort an; es handelt
sich um Geräte,
die – sogar
im synkopierten Lauf – sehr
einfach zu betreiben sind;
- – die
abgeschiedenen Schlämme
sind konzentriert, und zwar bis 10–40 g/l, wenn sie abgestreift werden;
- – die
Mikrobläschen
weisen Aufstiegsgeschwindigkeiten von 6 bis 12 m/Std. auf, was durch
herkömmlicherweise
begrenzte Klärgeschwindigkeiten
zwischen 4 und 10 m/Std. zum Ausdruck kommt.
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Trotz
ihrer Vorteile sind die Flotationsvorrichtungen kaum in der Lage
gewesen, mit der Generation der schnellen Lamellenabscheider mit
Schlammdecke oder Ballast zu konkurrieren, vor allem aus den nachfolgenden
Gründen:
- – im
Allgemeinen überdimensioniertes
Volumen des Ausflockungsbereichs;
- – relativ
geringe Abscheidungsgeschwindigkeiten;
- – Energiekosten
der Druckbeaufschlagung und
- – relativ
begrenztes Anwendungsgebiet.
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Seit
einigen Jahren sind jedoch dank des Einsatzes von Gegenstrom-Lamellenmodulen oder speziellen
Systemen zum schnellen Hochfahren Hochleistungs-Flotationsvorrichtungen
aufgetaucht (
US 6 174 434 ,
EP 0 659 690 ). Nach diesen
neuartigen Techniken könnten
Klärgeschwindigkeiten
in der Größenordnung
von 20 bis 40 m/Std. erreicht werden. Darüber hinaus haben Ausflockungsuntersuchungen
gezeigt, dass die statischen oder hydraulischen Ausflocker (die
mit Reihen von Ablenkblechen und Stromstörern ausgestattet sind) ermöglichen, unter
Durchführung
einer Kolben-Ausflockung die für die
Ausflockung mittels Rührers
erforderliche Zeit zu halbieren, in einigen Fällen beispielsweise von 10
Minuten auf 5 Minuten. In
1 der beiliegenden Zeichnungen
ist ein Ausführungsbeispiel
einer Flotationsvorrichtung dargestellt, die diese Technik zum Einsatz
bringt. In dieser Figur bezeichnet das Bezugszeichen
10 den
Koagulator, das Bezugszeichen
11 den Ausflocker mit einer
Reihe von Ablenkblechen und Stromstörern, und das Bezugszeichen
12 die Flotationszelle.
Der Druckkolben ist mit den Bezugszeichen
13 bezeichnet.
Die Schwebstoffe, die sich an der Oberfläche der Flotationszelle ansammeln,
werden über
ein Oberflächenabstreifsystem
14 und
einen Schlammaustritt bei
15 ausgeschieden, wobei das geklärte Wasser
bei
24 abgeführt
wird.
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Bei
einer solchen bekannten Anlage, die verkürzte Ausflockungszeiten und
hohe Geschwindigkeiten in der Flotationsvorrichtung 12 gewährleistet, kann
die Flotation im Vergleich zum Dekantieren oder Absetzen äußerst wettbewerbsfähig werden:
Das Ziel des Fachmannes ist es heute, Flotationsvorrichtungen herzustellen,
deren Ausflockungszeit in der Größenordnung
von 5 Minuten, mit Abscheidungsgeschwindigkeiten von 30 bis 40 m3/m2·Std. liegt.
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Die
Flotationstechnik kehrt folglich, aufgrund der wettbewerbsfähigen Kosten
dieser Technik gegenüber
der Dekantier- oder Absetztechnik und auch aufgrund ihrer offensichtlichen
Betriebseinfachheit, in den Bereich der Klärung kaum belasteter Wässer zurück.
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Der
erhebliche Nachteil der Flotation liegt hingegen darin, dass diese
Technik aufgrund der Schwierigkeit, gar der Unmöglichkeit, dichte und/oder
große
Teilchen „zu
flotieren", ihren
Anwendungsbereich nicht auf das weitreichende Gebiet des Flusswassers,
Abwassers (Primär-,
Regenwasser etc.), Waschwassers etc. ausweiten kann. Es wurde jedoch
versucht, Flotationsvorrichtungen auszubilden, die geeignet sind,
mit diesen schwierigen Wässer
zu arbeiten. Die erzielten Ergebnisse bleiben jedoch sehr mittelmäßig, sowohl
was die Betriebskosten als auch was die Qualität der Behandlung anbelangt.
Es ist nun erforderlich, Rührsysteme,
wie Schnecken einzusetzen, um Ablagerungen in den Ausflockern zu
vermeiden, und ein Bodenabstreifsystem in der Flotationszelle vorzusehen. 2 der beiliegenden
Zeichnungen zeigt ein Ausführungsbeispiel
dieses Anlagentyps. Hier sind unter dem Bezugszeichen 16 die
in dem Ausflocker 11 angeordneten Schnecken und unter dem
Bezugszeichen 17 die am Boden der Flotationszelle 12 platzierte
Abstreifvorrichtung dargestellt. Der erhebliche Nachteil dieser
Art der Ausflockung durch mechanisches Rühren besteht darin, dass sie
sperrige Ausflocker erforderlich macht und zu einem „Anstieg" der Verweilzeiten des
zu behandelnden Abwassers in der Anlage führt.
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Darüber hinaus
erzeugt das Dekantieren schwerer Flocken am Boden der Flotationszelle 12 (wo
sich der Auslaß für das behandelte
Abwasser befindet) und deren erneutes Suspendieren oder Aufschlämmen bei
Passieren der Abstreifvorrichtung 17 ein geklärtes Wasser
mittelmäßiger Qualität.
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Von
dem oben genannten Stand der Technik ausgehend hat sich die vorliegende
Erfindung zum Ziel gesetzt, die technische Aufgabe zu lösen, die
darin besteht, Wässer,
die nicht nur schwimmfähige Teilchen,
sondern auch nicht schwimmfähige
schwere Teilchen enthalten, mittels Flotation zu behandeln und gleichzeitig
eine optimale Qualität
des geklärten Wassers
aufrechtzuerhalten, die Kompaktheit des Bereichs der hydraulischen
oder statischen Ausflockung zu bewahren und eine Flotationsvorrichtung ohne
Bodenschlämme
zu gewährleisten.
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Diese
technische Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Klären von
mit Schwebstoffen belasteten Wässern
durch Flotation gelöst,
das dadurch gekennzeichnet ist, dass die Klärbehandlung in zwei aufeinanderfolgenden,
in einer einzigen Anlage durchgeführten Schritten erfolgt:
- – einem
Schritt zur statischer Ausflockung mit Abwärtsstrom, in den ein Schritt
zur Primärabscheidung
der schwersten Teilchen integriert ist, wobei der Bereich, in dem
der Schritt der Primärabscheidung
der schwersten Teilchen erfolgt, unter dem Bereich liegt, in dem
der Schritt der statischen Ausflockung durchgeführt wird, und ein Abführen der
schwersten Teilchen umfasst, und
- – einem
Flotationsschritt, der die Entfernung der leichten Teilchen sicherstellt,
deren Absetzgeschwindigkeit geringer als die Trenngrenze der Flotationsvorrichtung
ist.
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Die
Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung für die Durchführung des
Verfahrens, wie es oben erläutert
ist, wobei diese Vorrichtung dadurch gekennzeichnet ist, dass sie
in einem einzigen Behälter
folgendes umfasst, nämlich
einen mit Ablenkblechen und Stromstörern versehenen statischen
Ausflocker, einen Lamellenabscheider, der unmittelbar unterhalb des
statischen Ausflockers angeordnet ist, wobei die aus der Vorklärung hervorgegangenen
schwersten Teilchen am unteren Teil des Ausflockers-Abscheiders
abgeführt
werden, sowie eine Flotationsvorrichtung mit ihrem System zur Druckbeaufschlagung-Druckentlastung,
das die für
die Flotation der leichtesten Teilchen erforderlichen Mikrobläschen erzeugt.
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Der
Grundgedanke der vorliegenden Erfindung liegt demnach darin, den
letzten Schritt der Ausflockung in Form eines statischen Ausflockungsbereichs
mit Abwärtsstrom
zu realisieren, unter diesem eine Primärabscheidung mit einem Abführen der schwersten
Teilchen sicherzustellen, all dies stromaufwärts des eigentlichen Flotationsbereichs;
unter diesen Bedingungen bearbeitet die Flotationszelle nur leichte
Teilchen, die sie auf einfache Weise herauslöst.
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Weitere
Merkmale sowie Vorteile der vorliegenden Erfindung werden aus der
nachfolgenden Beschreibung anhand der beiliegenden Zeichnungen hervorgehen, die
in keiner Weise einschränkend
zu verstehende Ausführungsbeispiele
derer veranschaulichen. In den Zeichnungen zeigen:
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die 3 bis 5 auf
schematische Weise im Vertikalschnitt Ausführungsformen einer Kläranlage,
die das erfindungsgemäße Verfahren
zum Einsatz bringt.
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Bezugnehmend
auf 1 ist hier der Ausflocker 11 und die
Flotationsvorrichtung 12 mit ihrem Oberflächenabstreifmittel 14 ersichtlich.
Erfindungsgemäß wird stromaufwärts der
Flotationsvorrichtung 12 ein statischer Ausflocker mit
Ablenkblechen 18 vorgesehen, unter dem ein Lamellenabscheidemodul 19 angeordnet
ist. Die durch den Ausflocker 18 und das Lamellenabscheidemodul 19 realisierte
Gesamtanordnung bildet den Bereich der statischen Ausflockung mit
Abwärtsstrom-Primärabscheidung der
schwersten Teilchen, wobei letztere bei 20 am unteren Teil
dieses Bereichs abgeführt
werden.
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Dank
dieser Ausführung
ermöglicht
die Erfindung die Behandlung der meisten Wasserarten, einschließlich derjenigen,
die Teilchen enthalten, welche zum Abscheiden zu leicht und zum
Flotieren zu schwer sind.
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Die
Stufe der Lamellenabscheidemodule 19, welche unter den
Stromstörern
oder Ablenkblechen des statischen Ausflockers 18 gelegen
ist, erfüllt
neben dem Abscheiden der schwersten Teilchen zwei ergänzende Aufgaben:
- – durch
Vermehren der Ablagerungsflächen
ermöglicht
sie, Teilchen aufzufangen, deren Absetzgeschwindigkeit 5 bis 20 geringer
ist als die Geschwindigkeit des Durchlaufens der Flotationszelle.
Die Geschwindigkeit der zurückgehaltenen kleinsten
Teilchen definiert das sogenannte Trennvermögen des Abscheiders;
- – durch
Erzeugen eines im wesentlichen laminaren Betriebs innerhalb der
Lamellenmodule, der für
einen letzten Ausflockungsschritt der leichtesten und zerbrechlichsten
Teilchen bei sehr geringer Energie sorgt, bei dem sie abschließend „reifen" und Struktur annehmen
können.
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Die
schwereren Teilchen setzen sich innerhalb der Rohre oder Platten
der Lamellenabscheidemodule 19 ab. Diese Module bilden
gegenüber
der Horizontalen einen Winkel, der größer als der Neigungswinkel
der Teilchen ist, d. h. dass die genannten Teilchen, wenn sie sich
auf diesen Modulen abgesetzt haben, schrittweise nach unten gleiten.
Bei dieser Bewegung rollen diese Teilchen oder Flocken und ballen
sich mit anderen Teilchen zusammen. Am unteren Teil des Lamellenabscheidemoduls 19 werden sie
dann größer und
dichter sein, und ihre Eigenabsetzgeschwindigkeit wird erheblich
höher sein.
Unter diesen Bedingungen werden sie am Ausgang des Lamellenabscheidemoduls
den Hydraulikstrom mit Leichtigkeit durchqueren und den Boden des
Ausflockers-Abscheiders erreichen, wo sie sich anhäufen, bevor
sie bei 20 abgeführt
werden. In dem anhand von 3 dargestellten
Ausführungsbeispiel
erfolgt dieses Abführen
mittels Schwerkraft, während
dieses Abführen
bei der Ausführungsform
der 4 (die darüber
hinaus mit der Ausführungsform
der 3 identisch ist) über ein Abstreifsystem 21 vollzogen wird.
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Der
Hydraulikstrom, der anschließend
in Richtung der Flotationszelle 12 geleitet wird, ist dann von
den schwersten Teilchen befreit, die durch das Lamellenabscheidemodul 19 aufgefangen
worden sind, und ist nur noch mit den leichten Teilchen belastet,
die für
die Flotation durch die Schritte der statischen Ausflockung (bei 18)
und der laminaren Ausflockung (bei 19) strukturiert worden
sind.
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Die
Ausflockung kann eine mechanische Ausflockung ohne Reagens sein,
d. h. dass die Flocke sich einfach unter der Wirkung der Wirbelung
des Rührens,
die durch statische Vorrichtungen (Stromstörer, Ablenkbleche) oder durch
mechanische Vorrichtungen (Schnecken, Rührer) erzeugt werden kann,
bildet und größer wird.
Dies ist beispielsweise der Fall bei biologischen Flocken.
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Jedoch
ist die Ausflockung meist ein physikalisch-chemisches Phänomen. Sie
umfasst einen ersten Koagulationsschritt, im Laufe dessen die Mikropartikel
(Kolloide) durch Zugabe eines Metallsalzes (Fe+++ oder Al+++) destabilisiert werden
(ihr Zeta-Potential wird neutralisiert), wodurch ihnen ermöglicht wird,
sich im zweiten Schritt, dem sogenannten Ausflockungsschritt, zusammenzuballen
und größer zu werden,
um leichte Flocken zu bilden.
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Im
Allgemeinen reicht dieser Schritt für die Flotation aus. Um dichtere,
größere, für das Dekantieren
geeignete Flocken zu bilden, wird ein Polymer zu Beginn der Ausflockung
eingespritzt.
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In
dem anhand von 5 dargestellten Ausführungsbeispiel
umfasst die das erfindungsgemäße Verfahren
zum Einsatz bringende Anlage eine zusätzliche, in Bewegung gehaltene
Zelle zur mechanischen Ausflockung 22, in die ein Flockungsmittel
(Polymer) eingespritzt werden kann, wobei diese Zelle 22 stromaufwärts des
statischen Ausflockers 18-Abscheiders 19 angeordnet
ist.
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Damit
das Verfahren vollkommen wirkungsvoll ist, d. h. damit es ermöglicht,
die Schwebstoffe zu 100% zu entfernen, ist es erforderlich, dass
die Geschwindigkeit der in dem Ausflocker-Abscheider zurückgehaltenen
Teilchen (Geschwindigkeit, die dem Trennvermögen des Abscheiders entspricht)
geringer als oder gleich der Absetzgeschwindigkeit der schwimmfähigen Teilchen
ist.
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Um
dieses Merkmal zu veranschaulichen, sind im Anschluss einige Beispiele
gegeben:
- 1 – Wenn der Ausflocker 18-Abscheider 19 die Teilchen
mit Geschwindigkeiten von mehr als 10 m/Std. (Trennvermögen des
Abscheiders) zurückhält und wenn
die Flotationsvorrichtung 12 nur die Teilchen „flotieren" kann, deren Absetzgeschwindigkeit
unter 5 m/Std. liegt, so ergibt sich hieraus, dass die Teilchen,
deren Absetzgeschwindigkeiten zwischen 5 und 10 m/Std. liegen, sowohl
den Ausflocker-Lamellenabscheider als auch die Flotationsvorrichtung
durchlaufen werden, um schließlich
das geklärte
Wasser zu verunreinigen.
- 2 – Wenn
hingegen der Ausflocker-Abscheider die Teilchen mit Geschwindigkeiten
von über
4 m/Std. zurückhält und wenn
die Flotationsvorrichtung die Teilchen flotieren kann, deren Absetzgeschwindigkeit unter
5 m/Std. liegt, dann wird die gesamte Anlage (Ausflocker-Abscheider
+ Flotationsvorrichtung) 100% der Teilchen zurückgehalten haben.
- 3 – Wenn
der Ausflocker-Abscheider die Teilchen mit Geschwindigkeiten von
mehr als 1 m/Std. zurückhält und wenn
die Flotationsvorrichtung die Teilchen flotieren kann, deren Absetzgeschwindigkeit
unter 10 m/Std. liegt, ist erneut offensichtlich, dass die Anlage
100% der Teilchen zurückgehalten
haben wir; man muss jedoch feststellen, dass diese Vorrichtung überdimensioniert
ist oder dass die Reagenzien überdosiert
sind.
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Auf
der Grundlage einer vernünftigen
Dimensionierung der Anlage stellt sich somit heraus, dass es möglich ist,
letztere, gemäß der Erfindung,
zu steuern, um durch Einwirken auf die jeweiligen Dosen des Koagulans
und des Flockungsmittels (Polymer) die Behandlung aller Wasserarten
abzudecken.
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Was
die drei in den vorstehenden Beispielen untersuchten Fälle betrifft,
wird folgendes ausgeführt:
- 1 – Im
ersten Fall werden zur Verbesserung des Betriebs mehrere Wege angeboten:
Es ist zunächst
durch Erhöhen
der Dosen des Koagulans möglich,
die Struktur der den Ausflocker-Abscheider verlassenden schwersten
Teilchen oder Flocken derart zu verändern, dass sie trotz Absetzgeschwindigkeiten
von 10 m/Std. aufschwimmen können.
Es kann auch auf Seiten des Auflockers ein leistungsfähigeres
Lamellenabscheidemodul angeordnet werden, um ein Trennvermögen von unter
5 m/Std. zu haben (beispielsweise durch Annahme eines kleineren
Durchmessers oder einer größeren Länge für die das
Modul bildenden Rohre, was zu einer Vergrößerung der Ablagerungsfläche führt). Es
ist offensichtlich leichter, die Polymerdosierung derart zu erhöhen, dass
alle nicht schwimmfähigen
Flocken oder Teilchen eine Absetzgeschwindigkeit von über 10 m/Std.
aufweisen.
- 2 – Im
zweiten Fall stellt man fest, dass die Reagensdosen und die Dimensionierung
in angemessener Weise gewählt
sind.
- 3 – Im
dritten Fall ist klar, dass eine Überdosierung vorliegt. Es ist
erforderlich, entweder das Flockungsmittel (Polymer) zu reduzieren
oder wegzulas sen oder die Dosis des Koagulans zu verringern; die
Wahl ist von der Behandlungsweise abhängig. Die Verringerung des
Koagulans ist oftmals wirtschaftlich vorteilhafter. Die Reduzierung des
Polymers begrenzt jedoch die Verunreinigungsfähigkeit des Wassers, ein besonders
kritischer Faktor, wenn sich an das Gerät ein Filter oder eine Membran-Behandlung
anschließt.
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Aus
den obigen Ausführungen
geht hervor, dass die Erfindung ermöglicht, gewissermaßen alle Wasserarten
zu behandeln und die Dosierung der Reagenzien leicht zu optimieren.
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Es
wird nun ein Durchführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen Verfahrens
beschrieben. Dieses Beispiel bezieht sich auf Versuche, die an einem
relativ belasteten Flusswasser durchgeführt wurden, das nicht direkt
nach der herkömmlichen
Flotationstechnik behandelt werden konnte.
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Die
Merkmale des behandelten Rohwassers waren folgende:
- – Temperatur
zwischen 5 und 7°C;
- – Schwebstoffe:
60 bis 195 g/m3;
- – Trübung 37
bis 110 NTU.
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Es
wurde eine Piloteinheit mit 30 m3/Std. von der
anhand von 5 veranschaulichten Art, d.
h. mit den folgenden Hauptmerkmalen verwendet:
- – ein Mischer
mit starker mechanischer Rührbewegung,
in den das Koagulans eingeleitet wird;
- – eine
Stufe mechanischer Ausflockung mittels Rührer 22, in die das
Polymer oder Flockungsmittel eingeleitet wird;
- – eine
Stufe statischer Ausflockung 18, die eine Verweilzeit von
4 Minuten und einen Querschnitt von 0,8 m2 sowie
von oben nach unten drei Reihen von Stromstörern aufweist und unter der
ein Lamellenabscheider 19 und ein Trichter 23 zur Rücknahme
der dekantierten Teilchen oder Flocken angeordnet ist. Dieses Lamellenmodul
ist von Leitungen mit sechseckigem Querschnitt, mit einer Höhe von 50
mm und einer Länge
von 750 mm gebildet. Es entfaltet eine aktive Fläche von 8,7 m2 pro
eingebautem m2, was bedeutet, dass es in
der Lage ist, die Geschwindigkeit der durch diesen Abscheider zurückgehaltenen
kleinsten Teilchen durch 8,7 zu dividieren (vgl. Formel von Hazen).
Die scheinbare Geschwindigkeit in dem Ausflocker kann nur die Teilchen
zurückhalten,
die bei mehr als 37,5 m/Std. absitzen (30 m3/Std./0,8 m2). Dank des Lamellenabscheidemoduls 19 ist es
möglich,
Teilchen zurückzuhalten,
die bei 37,5/8,7 = 4,3 m/Std. oder mehr absitzen (Trennvermögen des
Lamellenabscheidemoduls);
- – wobei
die eigentliche Flotationszelle 12 eine Querschnittsfläche von
1 m2 aufweist. Die scheinbare Geschwindigkeit
bei diesem Querschnitt beträgt
folglich 30 m/Std.
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Darüber hinaus
war diese Piloteinheit mit einem mit dem Bezugszeichen 13 bezeichneten
System zur Druckbeaufschlagung-Druckentlastung ausgestattet, das
Mikrobläschen
mit einem Durchmesser von unter 100 μm erzeugt, die dem in die Flotationszelle 12 eintretenden
ausgeflockten Wasser beigemengt werden.
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Bei
unterschiedlichen Reagensdosierungen sehen die an dieser Piloteinheit
erzielten Ergebnisse wie folgt aus:
- 1 – Koagulans
= 25 g/m3 und Polymer = 0,2 g/m3
Behandeltes
Wasser:
– Trübung = 0,6
bis 1,1 NTU
– Schwebstoffe
= 0,9 bis 2 g/m3
- 2 – Koagulans
= 25 g/m3 und Polymer = 0 g/m3
Behandeltes
Wasser:
– Trübung = 2
bis 4 NTU
– Schwebstoffe
= 5 bis 9,8 g/m3
- 3 – Koagulans
= 50 g/m3 und Polymer = 0 g/m3
Behandeltes
Wasser:
– Trübung = 1
bis 1,9 NTU
– Schwebstoffe
= 2,5 bis 4,2 g/m3
- 4 – Koagulans
= 50 g/m3 und Polymer = 0,2 g/m3
Behandeltes
Wasser:
– Trübung = 0,4
bis 0,9 NTU
– Schwebstoffe
= 0,9 bis 1,8 g/m3
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Schlussfolgernd
lässt sich
sagen, dass die an dieser Piloteinheit erzielten praktischen Ergebnisse
ermöglicht
haben, folgendes zu bestätigen:
- – das
erfindungsgemäße Verfahren
ermöglicht,
einen Leistungsgrad hinsichtlich der Beseitigung der Schwebstoffe,
sogar bei relativ belasteten Wässern,
von über
90% zu erzielen;
- – die
Einstellung der jeweiligen Dosen an Koagulans und Flockungsmittel
ermöglicht
eine Anpassung der jeweiligen Leistungen des Ausflockers-Abscheiders
und der Flotationsvorrichtung;
- – die
Ergebnisse des Versuchs Nr. 4 sind als Absolutwert die zufriedenstellendsten,
jedoch auf Kosten eines hohen Koagulansverbrauchs (Überdosis).
Die besten Betriebsbedingungen sind die des Versuchs Nr. 1.
- – zumindest
im Fall der oben genannten Rohwassereigenschaften ist bestätigt, dass
das Nichtvorliegen oder das unzureichende Vorliegen von Flockungsmittel
dem Ausflocker-Abscheider nicht ermöglicht, die schweren Teilchen
angemessen zurückzuhalten.
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Ohne
den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen, können unterschiedliche
Durchführungs-
und/oder Ausführungsvarianten
in Betracht gezogen werden.
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So
kann in allen Fällen,
in denen eine physikalisch-chemische Koagulation erforderlich ist,
der Ausflockungszelle ein Bereich zum Mischen unter hoher Energie,
um das Koagulans zu mischen, vorgeschaltet sein (Reaktor mit Rührer, statischer
Aufwärtsreaktor
mit hohem Druckverlust, Zumischer, Überlauf etc.). Das Flockungsmittel
(Polymer) wird, sofern erforderlich, am Ausgang des Mischbereichs oder
in den ersten bewegten Ausflocker eingeleitet. Diese Variante entspricht
der oben betrachteten 5.
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Entsprechend
der Größe der Ausflockungs-Abscheidezelle
erfolgt das Abführen
der Bodenschlämme
entweder durch einen Trichter 23 (3 und 5)
oder mittels einer Abstreifvorrichtung 21 (4)
oder über
jedwedes andere, seitens des Fachmannes bekannte Schlammbeseitigungssystem.
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Wenn
die Verweilzeit es erforderlich macht, kann bzw. können der
Zelle zur statischen Ausflockung eine oder mehrere Stufen zur Ausflockung
mittels Rührer
vorgeschaltet sein. Diese Zellen werden in Bewegung gehalten, um
Ablagerungen zu vermeiden.
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Wenn
ein zu behandelndes Abwasser stark schwebstoffbelastet ist, sind
die Leistungen der Flotationsvorrichtung durch den abzuführenden
Massenstrom (kg/m2·Std) begrenzt. Die Behandlungsgeschwindigkeit
ist dann proportional zum Massenstrom reduziert.
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Aus
der vorstehenden Beschreibung wird verständlich, dass das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht,
einen Teil der Schwebstoffbelastung in dem Ausflocker-Abscheider
durch Erhöhen
der Dosis an Flockungsmittel (Polymer) zu beseitigen. Der Massenstrom
an der Flotationsvorrichtung ist ebenfalls beträchtlich reduziert, wodurch
es ihr möglich
ist, mit hoher Geschwindigkeit zu arbeiten und dabei eine Vollendungsfunktion
zu übernehmen.
Dank der Erfindung, die darin besteht, zwei Behandlungsschritte,
nämlich
Ausflockung-Abscheiden und Flotation zu kombinieren, weist somit
jedes Schwebteilchen, das nicht im Bereich des Ausflockers-Abscheiders
zurückgehalten
wird, eine Absetzgeschwindigkeit auf, die unter der Flotationsgeschwindigkeit
liegt, wodurch es möglich
ist, dessen Beseitigen während des
Flotationsschrittes sicherzustellen.
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Das
Verfahren, wie es beschrieben ist, steht im Gegensatz zu der Tendenz
der Vorurteile des Fachmannes, der – jedes Mal, wenn es um Flotation geht – versuchen
wird, Reagenzien zu verwenden, die geeignet sind, die Flocke leichter
zu machen, während
die Erfindung hingegen insbesondere versucht, die schweren Teilchen
zu verdichten.
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Darüber hinaus – bemüht um die
maximale Kompaktheit der Anlagen, und immer noch entgegen dem Trend
des Fachmannes – setzt
die Erfindung ein Lamellenabscheidesystem ein, das entwickelt ist,
um nur teilweise wirksam zu sein (die Lamellenabscheider werden
normalerweise zur Feinabscheidung verwendet...), und verwendet die
Flotationsstufe als einen Vollendungsschritt.
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Abschließend sei
gesagt, dass die vorliegende Erfindung nicht auf die oben beschriebenen
und dargestellten Ausführungsbeispiele
begrenzt ist, sondern dass sie alle Varianten umfasst. So kann die
erfindungsgemäße Vorrichtung
stromaufwärts
des Ausflockers-Abscheiders einen Mischer oder ein Reiheneinspritzmittel
umfassen, das beispielsweise an dem diesen Ausflocker-Abscheider
versorgenden Überlauf
vorgesehen werden kann.