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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf Elektrostatikschutzmaterialien
sowie auf ihre Anwendungen.
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Genauer
betrifft sie die Verwendung von kationischen tensioaktiven Mitteln
als antistatische Zusatzstoffe, eine Zusammensetzung, die für die Herstellung
von Elektrostatikschutzüberzügen vom
Typ Farbe oder Lack, die einen derartigen Zusatzstoff enthalten,
verwendbar ist, sowie eine Farbe, die aus dieser Zusammensetzung
erhalten wird.
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Diese
Materialien sind insbesondere für
die Verwendung in der Luft- und Raumfahrtindustrie bestimmt, um
das Fließen
von elektrostatischen Ladungen an der Außenfläche von Flugzeugen und Raumflugkörpern und
insbesondere von Trägerraketen
zu erleichtern und auf diese Weise die Flugzeuge und Raumflugkörper sowohl
am Boden als auch während
des Fluges vor elektrischen Entladungsvorgängen zu schützen. Insbesondere sind diese
Materialien verwendbar, um kryogenen Strukturen, wie etwa den Tanks,
einen Elektrostatikschutz zu verleihen.
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Sie
können
jedoch auch in jedem anderen Industriebereich verwendet werden,
in dem das Auftreten von elektrischen Entladungen die Ausrüstungen
und das Bedienungspersonal gefährden
kann, beispielsweise in der Erdölindustrie
zum Schutz der Plattformen oder in der chemischen Industrie, um
die Explosions- und Brandgefahr zu beseitigen, insbesondere in Fabriken
zur Herstellung von Festtreibstoffen bzw. Pulvern, Explosivstoffen
und entflammbaren Erzeugnissen.
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STAND DER
TECHNIK
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Die
Verwendung von dielektrischen Werkstoffen (Verbundwerkstoffen oder
Kunststoffen) bei der Herstellung von Raumflugkörpern begünstigt die Ansammlung von elektrostatischen
Ladungen an der Oberfläche dieser
Flugkörper
durch den triboelektrischen Effekt.
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Wenn
die Menge der angesammelten elektrostatischen Ladungen zu groß ist, können elektrische
Entladungen auftreten, wobei die auf diese Weise erzeugten elektromagnetischen
Störungen
imstande sind, bei Navigationsgeräten oder ande ren elektrischen
Systemen eine Fehlfunktion hervorzurufen.
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Es
ist folglich unerlässlich,
die Außenfläche von
Raumflugkörpern
mit einem Elektrostatikschutzüberzug
zu versehen, der einerseits das Fließen der angesammelten Ladungen
sicherstellen soll, ohne elektromagnetische Störungen zu erzeugen, und andererseits
ein einheitliches Potential der Oberfläche unabhängig von den darunter liegenden
Werkstoffen sicherstellen soll.
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Beispielsweise
ist für
die Trägerrakete
ARIANE V die Spezifikation des spezifischen Oberflächenwiderstands
derart, dass dieser spezifische Widerstand im Bereich zwischen 105 und 109 Ω/Quadrat
enthalten sein und bis zu einer Höhe von 15 km nach dem Abheben
innerhalb dieser Spanne bleiben muss. Diese Beanspruchung hat zwei
weitere zur Folge: einerseits eine Wärmebeanspruchung, die aus einer
Erhöhung
der Temperatur an der Außenfläche der
Trägerrakete
besteht, wobei ungefähr
100 °C erreicht
werden können,
und andererseits eine Druckbeanspruchung, wobei der Druck in der
Tat abfällt,
bis er einen Wert von etwa 120 mbar absolut erreicht.
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Gegenwärtig wird
ein die vorerwähnte
Spezifikation erfüllender
spezifischer Oberflächenwiderstand mit
Polyurethananstrich-Zusammensetzungen erhalten, die speziell für die Raumfahrtindustrie
konzipiert sind und deren antielektrostatische Funktionalität durch
einen mineralischen Füllstoff
sichergestellt ist, der sich aus Titandioxid und Metalloxiden zusammensetzt.
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Diese
Zusammensetzungen werden unmittelbar vor ihrem Aufbringen zubereitet,
indem eine Polyurethan-Grundmasse, in der sich die mineralischen
Füllstoffe
befinden, und ein Härter
gemischt werden. Die Reifezeit des auf diese Weise erhaltenen Gemischs
beträgt
bei 20 °C
ungefähr
30 Minuten, und seine Gebrauchszeit (oder "Topfzeit") beträgt bei einer Menge von 1 kg
bei 20 °C
und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 % ungefähr 2 Stunden.
Sie werden durch Zerstäuben
aufgebracht, wobei darauf geachtet wird, dass die pro m2 Oberfläche aufgebrachte
Trockenmasse, je nach Art des Trägermaterials,
auf welches die Aufbringung erfolgt, im Bereich zwischen 60 und
100 Gramm ist.
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Trotz
ihrer guten elektrischen Eigenschaften sind diese Zusammensetzungen
nicht vollkommen zufrieden stellend. Sie weisen nämlich die
Nachteile auf, dass ihre Anwendung schwierig ist, da die Parameter
zwingend eingehalten werden müssen,
um die Forderungen bezüglich
des spezifischen Oberflächenwiderstands zu
erfüllen,
dass sie ein mäßiges Kälteverhalten,
eine sehr kurze Topfzeit und eine hohe Dichte aufgrund der Gegenwart
der Metalloxide haben. Da aber die Raumfahrtindustrie ständig auf
der Suche nach Gewichtseinsparungen ist, wird angestrebt, dass die
Werkstoffe, die für
sie bestimmt sind, eine so geringe Dichte wie möglich haben.
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Diese
Zusammensetzungen weisen außerdem
die Unzulänglichkeit
auf, sehr teuer zu sein und das, zumal nachdrücklich davon abgeraten wird,
sie gegen Ende der Topfzeit (d.h. in der Praxis später als
anderthalb Stunden nach dem Mischen der Grundmasse und des Härters) aufzubringen,
denn der spezifische Oberflächenwiderstand
nimmt sehr rasch zu, was außerdem
ihre Kosten belastet.
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Schließlich weisen
die mit diesen Zusammensetzungen erhaltenen Farben im Allgemeinen
als mechanische Eigenschaften eine Elastizität und eine Ablösefestigkeit
auf, die verhältnismäßig gering
sind, was sie für
bestimmte Anwendungen ungeeignet macht. Demzufolge eignen sie sich
beispielsweise schlecht für
kryogene Tanks, die einerseits mit sich bringen, unter dem Einfluss
der Temperatur Kontraktionen und unter dem Einfluss des Drucks Ausdehnungen
zu erfahren, und andererseits mit wärmeisolierenden Stoffen vom
Typ Polyurethan-Hartschaumstoff beschichtet sind (wobei in diesem
Fall die Isolierung eine so genannte "Kältedämmung" ist) oder mit Kork
(wobei in diesem Fall die Isolierung eine so genannte "Wärmedämmung" ist), der maschinell bearbeitet wird,
wenn er erst einmal auf die Oberfläche dieser Tanks aufgebracht
ist, wobei seine Späne,
die durch diese maschinelle Bearbeitung erzeugt werden, das Haftvermögen antielektrostatischer
Beschichtungen vermindern.
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Die
Erfinder haben sich folglich das Ziel gesetzt, Zusammensetzungen
zu schaffen, die ermöglichen, Elektrostatikschutzüberzüge vom Typ
Farbe oder Lack herzustellen, die die Spezifikationen bezüglich des
spezifischen Oberflächenwiderstands
bei Gebrauch in der Luft- und Raumfahrtindustrie und insbesondere
bei Raumtransportern erfüllen,
während
sie gleichzeitig frei von den Nachteilen sind, die jene Antistatikfarbzusammensetzungen
aufweisen, die zurzeit in diesem Bereich verwendet werden.
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Insbesondere
haben die Erfinder danach gestrebt, dass diese Zusammensetzungen
einfach im Gebrauch sind, auf jeder Art von Träger und Struktur und vor allem auf
kryogenen Struktuen anwendbar sind und dass sie außerdem so
preiswert wie möglich
sind.
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Diese
Ziele wurden durch die vorliegende Erfindung erreicht, die die Verwendung
von kationischen tensioaktiven Mitteln als Antistatika, eine Zusammensetzung,
die für
die Herstellung einer Elektrostatikschutzfarbe oder eines Elektrostatikschutzlacks
verwendbar ist und eine Farbe, die aus dieser Zusammensetzung erhalten
wird, vorschlägt.
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EP-A-1
296 182 und EP-A-1 296 183, die nicht zum Stand der Technik gehören, jedoch
der vorliegenden Erfindung gemäß Artikel
54(3) EPÜ entgegengehalten
werden könnten,
und zwar nur für
die Vertragsstaaten Deutschland (DE) und Großbritannien (GB), beschreiben
wässrige
Zusammensetzungen, die ein tensioaktives Mittel enthalten und dafür bestimmt
sind, Beschichtungen auf Filmen und Photopapieren zu bilden, um sie
während
ihrer Herstellung und ihres Gebrauchs vor einer Ansammlung elektrostatischer
Ladungen zu schützen.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
Erfindung hat in erster Linie zum Gegenstand:
- – für alle genannten
Vertragsstaaten außer
DE und GB: die Verwendung wenigstens eines kationischen tensioaktiven
Mittels in einer filmogenen Zusammensetzung, um einer Farbe oder
einem Lack, erhalten durch Aufbringen und Trocknen der Zusammensetzung
auf einem Träger,
eine Oberflächenresistivität von 105 bis 109 Ω/Quadrat
zu verleihen, und
- – für die Vertragsstaaten
DE und GB: die Verwendung wenigstens eines kationischen tensioaktiven
Mittels in Lösung
in einem organischen Lösungsmittel
in einer filmogenen Zusammensetzung, um einer Farbe oder einem Lack,
erhalten durch Aufbringen und Trocknen der Zusammensetzung auf einem
Träger,
eine Oberflächenresistivität von 105 bis 109 Ω/Quadrat
zu verleihen.
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Im
Rahmen ihrer Arbeiten haben die Erfinder nämlich überraschenderweise festgestellt,
dass das Einbringen eines oder mehrerer kationischer tensioaktiver
Mittel in passend gewählten
Verhältnissen
in eine filmogene Zusammensetzung ermöglicht, Überzügen vom Typ Farbe oder Lack,
die durch Aufbringen und Trocknen dieser Zusammensetzung auf den
Trägern
erhalten werden, einen spezifischen Oberflächenwiderstand zu verleihen,
der in den Wertebereich für
den spezifischen Oberflächenwiderstand
fällt,
dem die Elektrostatikschutzüberzüge der Raumtransporter
genügen
müssen,
und der sich in diesem Bereich hält,
wenn die Überzüge einer
Temperatur von 15 bis 250 °C,
einer relativen Luftfeuchtigkeit von 0 bis 90% und einem Druck im
Bereich zwischen Atmosphärendruck
(1 bar) und 120 mbar absolut ausgesetzt sind, und zwar unabhängig von
der Art (Verbundwerkstoff, Kunststoff, Metall...) dieser Träger.
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Es
ist anzumerken, dass die Verwendung von kationischen tensioaktiven
Mitteln als Antistatika an sich nicht neu ist.
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So
ist beispielsweise in der Automobilindustrie und in der Elektrogeräteindustrie
bekannt, ethoxylierte Amine mit Fettkette als Antistatika in Polyolefin-
(Polyethylen- oder Polypropylen-) Grundmischungen oder in Grundmischungen
aus Polystyrolen vom Typ ABS oder Polystyrol zu verwenden, um das
Fließen
elektrischer Ladungen zu erleichtern und das Anziehen von Staub
auf die durch Gießen
aus diesen Grundmischungen hergestellten Gegenstände zu vermeiden.
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Neu
und unerwartet ist hingegen die Tatsache, dass ihre Verwendung – in Lösung in
einem organischen Lösungsmittel
für die
Vertragsstaaten DE und GB – in
filmogenen Zusammensetzungen zu Überzügen führt, die
die Spezifikationen für
den spezifischen Oberflächenwiderstand,
die für
Elektrostatikschutzüberzüge von Raumtransportern
definiert sind, erfüllen
und zwar unabhängig
von den Werkstoffen, auf denen diese Überzüge verwirklicht werden.
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Außerdem hat
sich herausgestellt, dass die Gegenwart eines oder mehrerer kationischer
tensioaktiver Mittel in den filmogenen Zusammensetzungen den aus
diesen Zusammensetzungen erhaltenen Überzügen im Gegensatz zu mineralischen
Füllstoffen
Elastizität
verleiht. Damit weisen diese Überzüge ein gutes
Kälteverhalten
und eine sehr zufrieden stellende Widerstandsfähigkeit gegen thermische Kontraktionen
und Ausdehnungen unter Druck auf, was ihnen einen besonderen Vorteil
vor allem in Bereich der Kryotechnik verleiht.
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Gemäß der Erfindung
ist das wenigstens eine kationische tensioaktive Mittel vorzugsweise
aus der Gruppe bestehend aus den quaternären Ammoniumsalzen und insbesondere
aus den Ethosulfaten von N-Alkyl-dimethylethyl-ammonium, die aus
Kokosfettsäure
hervorgegangen sind, gewählt.
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Für alle genannten
Vertragsstaaten außer
für DE
und GB werden die kationischen tensioaktiven Mittel außerdem vorzugsweise
in Lösung
in einem organischen Lösungsmittel,
das der filmogenen Zusammensetzung beigemischt wird, verwendet,
so dass eine Mischung aus wenigstens einem tensioaktiven Mittel
und der filmogenen Zusammensetzung erhalten wird, die so homogen
wie möglich
ist.
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Dieses
organische Lösungsmittel
kann aus den sehr zahlreichen handelsüblichen organischen Lösungsmitteln
gewählt
sein, vorbehaltlich dessen, dass es einerseits fähig ist, die tensioaktiven
Mittel vollständig zu
lösen,
und andererseits mit den anderen Bestandteilen der filmogenen Zusammensetzung
vereinbar ist.
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So
kann, nur als Hinweis dienend, ein aromatischer Kohlenwasserstoff
wie Toluol, Xylol oder Styrol, ein aliphatischer Kohlenwasserstoff
wie Leichtbenzin, ein Keton wie Methylethylketon oder Methylisobutylketon,
ein Ester wie Ethylacetat, ein Alkohol wie Propanol oder Butanol,
ein Glycolether wie Ethylglycol und Butylglycol, ein Terpenkohlenwasserstoff
wie Terpentinöl
und auch eine Mischung aus mehreren von diesen Lösungsmitteln verwendet werden.
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Vorzugsweise
ist das organische Lösungsmittel
aus den Alkoholen, den Glycolethern und ihren Mischungen gewählt.
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Wenn
die kationischen tensioaktiven Mittel in Lösung in einem organischen Lösungsmittel
verwendet werden, dann stellen sie wenigstens 50% (p/p), und noch
besser wenigstens 70% (p/p) dieser Lösung dar.
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Gebrauchsfertige
Lösungen,
die ein kationisches tensioaktives Mittel oder eine Mischung aus
kationischen tensioaktiven Mitteln in einem organischen Lösungsmittel
enthalten, lassen sich im Rahmen der vorliegenden Erfindung sehr
gut einsetzen.
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So
hat sich beispielsweise die N-Alkyl-cocodimethylethyl-ammonium-ethosulfat-Lösung mit ungefähr 80% (p/p)
in Mischung mit Butanolethylglycol, im Handel von der Firma CECA
unter der Bezeichnung NORAMIUM© CES 80 erhältlich,
als für
die Umsetzung der Erfindung besonders gut geeignet herausgestellt.
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Unabhängig von
der Form, in der die kationischen tensioaktiven Mittel gebraucht
werden, werden sie der filmogenen Zusammensetzung in einer Menge
zugesetzt, die ermöglicht,
den spezifischen Oberflächenwiderstand
von Überzügen, die
aus dieser Zusammensetzung erhalten werden sollen, auf den gewünschten Wert
einzustellen. Diese Menge kann je nach verwendeten tensioaktiven
Mitteln und Art der weiteren Bestandteile dieser Zusammensetzung
stark variieren.
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Außerdem hat
die Erfindung eine Zusammensetzung zum Gegenstand, die für die Herstellung
einer Elektrostatikschutzfarbe oder eines Elektrostatikschutzlacks
verwendbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass sie einen filmogenen
Binder und wenigstens ein kationisches tensioaktives Mittel in einem
organischen Lösungsmittel
umfasst.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung bedeutet der Ausdruck "filmogen", auf eine Zusammensetzung
oder einen Binder angewendet, dass diese Zusammensetzung oder dieser
Binder fähig
ist, durch Aufbringen in wenigstens einer Schicht auf einen Träger und
Trocknen, einen lückenlosen,
harten und an dem Träger
haftenden Film zu bilden.
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Der
filmogene Binder kann ein Einkomponenten- oder Zweikomponenten-Bindemittel
sein, von dem bekannt ist, dass es in Farb- oder Lackrezepturen
verwendet wird. Als nicht einschränkende Beispiele können die
Polyurethanbinder, die Epoxidharze, die Acrylharze, die Glyptalharze
und die Vinylharze angeführt
werden.
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Vorzugsweise
ist der filmogene Binder ein Zweikomponenten-Polyurethanbinder,
d.h. dass er eine Base und ein Härtemittel
umfasst, die dazu bestimmt sind, unmittelbar vor der Verwendung
der Zusammensetzung gemischt zu werden, wobei das oder die kationischen
tensioaktiven Mittel in der Base vorhanden sind.
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Die
Zusammensetzungen auf der Grundlage von Polyurethanbindern sind
nämlich
nicht zur einfach verarbeiten, sondern die aus diesen Zusammensetzungen
erhaltenen Farben oder Lacke weisen im Allgemeinen ein Haftvermögen und
eine Alterungsbeständigkeit
auf, die sie für
die Raumfahrtindustrie gut geeignet machen.
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Außerdem sind
die kationischen tensioaktiven Mittel vorzugsweise aus der Gruppe
bestehend aus den quaternären
Ammoniumsalzen und insbesondere aus den aus Kokosfettsäuren hervorgegangenen
N-Alkyl-dimethylethyl-ammonium-ethosulfaten gewählt und werden vorzugsweise
dem filmogenen Binder in Form einer Lösung in einem organischen Lösungsmittel,
vorzugsweise einem Alkohol, einem Glycolether oder einer Mischung
dieser beigemischt. In diesem Fall umfasst die Zusammensetzung folglich
auch ein organisches Lösungsmittel,
das dem Lösungsmittel
entspricht, das durch die Lösung
der tensioaktiven Mittel zugeführt
wird.
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Gemäß einer
besonderen Ausführungsform
der Zusammensetzung umfasst diese für 100 Gewichtsanteile einer
Polyurethan-Base
- – 70 bis 110 Gewichtsanteile,
vorzugsweise 80 bis 100 Gewichtsanteile einer N-Alkyl-cocodimethylethyl-ammonium-ethosulfat-Lösung mit
ungefähr
80% (p/p) in einer Butanol/Ethylglycol-Mischung und
- – 80
bis 110 Gewichtsanteile, vorzugsweise 90 bis 100 Gewichtsanteile
eines Polyurethan-Härtemittels.
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Die
Zusammensetzung gemäß der Erfindung
kann außerdem
einen oder mehrere Zusatzstoffe umfassen, die geeignet sind, ihr
oder der Elektrostatikschutzfarbe oder dem Elektrostatikschutzlack,
die bzw. der aus dieser Zusammensetzung erhalten wird, besondere
Eigenschaften zu verleihen.
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Diese
Zusatzstoffe können
aus den zahlreichen Zusatzstoffen, die herkömmlich in Farb- oder Lackrezepturen
verwendet werden, gewählt
sein, sofern sie nicht andere Eigenschaften der Zusammensetzung,
der Farbe oder des Lacks und insbesondere den spezifischen Oberflächenwiderstand
und die Elastizität
dieser Farbe oder dieses Lacks verschlechtern.
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Deshalb
umfasst die Zusammensetzung, wenn sie dafür bestimmt ist, auf die Außenfläche von
Raumtransportern aufgebracht zu werden, vorteilhaft wenigstens ein
weißes
Pigment in einer Menge, die geeignet ist, der Farbe oder dem Lack
bei einem Lichtabsorptionsgrad von höchstens gleich 0,65 und einem
Infrarotstrahlungsvermögen
nahe 0,90 eine gute UV-Stabilität
zu verleihen, wobei diese Spezifikationen in der Tat bei der thermischen
Dimensionierung von "Wärme"- und "Kälte"-Dämmüberzügen, die
auf Trägerstrukturen
wie beispielsweise kryogene Tanks aufgebracht werden, eine wichtige
Rolle spielen.
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Soweit
wie möglich
ist das weiße
Pigment bzw. sind die weißen
Pigmente nicht aus den Metalloxiden gewählt, um zu vermeiden, dass
sich ihre Gegenwart in der Zusammensetzung in einer zu großen Erhöhung der
Dichte dieser Letzteren äußert.
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Für die Verwirklichung
einer Zusammensetzung gemäß der Erfindung
zweckmäßige weiße Pigmente sind
beispielsweise natürlich
vorkommende Calciumcarbonate wie Schlämmkreide.
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In
dem Fall, in dem der filmogene Binder ein Polyurethanbinder ist,
der aus einer Grundmasse und einem Härter besteht, die unmittelbar
vor der Verwendung gemischt werden müssen, sind die weißen Pigmente
vorzugsweise in der Grundmasse vorliegend, wobei sie vorteilhaft
in 10 bis 30 Gewichtsteile ausmachen.
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Die
Zusammensetzung gemäß der Erfindung
kann zubereitet werden, indem in den filmogenen Binder (falls es
sich dabei um einen Einkomponenten-Binder handelt) oder in die Grundmasse
des filmogenen Binders (falls es sich dabei um einen Zweikomponenten-Binder
handelt), nachdem dieser Binder oder diese Grundmasse homogenisiert
worden ist, die kationischen tensioaktiven Mittel, vorzugsweise
in Form einer Lösung
in einem organischen Lösungsmittel,
und anschließend
die möglichen
Zusatzstoffe eingearbeitet werden und dann die Menge gemischt wird,
bis eine vollkommen homogene Mischung erzielt ist.
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Die
auf diese Weise erhaltene Zusammensetzung oder Grundmasse kann dann
für ihren
Transport und ihre Aufbewahrung in hermetisch verschließbare Behältnisse
wie Töpfe
verpackt werden, wobei der Härter (im
Fall eines filmogenen Zweikomponenten-Binders) in gesonderte Behältnisse
verpackt wird.
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Wenn
die Zusammensetzung gemäß der Erfindung
einen filmogenen Zweikomponenten-Binder umfasst, dann erfordert
ihre Anwendung vorher ein Mischen der Grundmasse und des Härters, das
unmittelbar vor der Verwendung dieser Zusammensetzung geschieht.
Die resultierende Mischung muss bei Raumtemperatur (d.h. in der
Praxis bei einer Temperatur von 18 bis 24 °C) und einer relativen Luftfeuchtigkeit
unter 60 % ungefähr
fünfzehn
Minuten lang reifen, wonach sie erneut homogenisiert wird.
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Sie
ist dann bereit, auf einen Träger
aufgebracht zu werden. Obwohl dafür auf jede Aufbringungstechnik,
die für
Farb- und Lackzusammensetzungen verwendet wird, zurückgegriffen
werden könnte,
ist die Zusammensetzung gemäß der Erfindung
aufgrund ihrer Viskosität
besonders gut für
ein Zerstäuben
geeignet, das beispielsweise mit Hilfe einer Druckluftspritzpistole
durchgeführt
wird.
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Vorzugsweise
wird die Zusammensetzung bei Raumtemperatur und einer relativen
Luftfeuchtigkeit von unter 60 % auf den Träger aufgebracht, da die Erfinder
nämlich
festgestellt haben, dass diese Bedingungen zu einer Optimierung
der antielektrostatischen Eigenschaften der resultierenden Überzüge führen. Aus den
gleichen Gründen
wird auch das Trocknen der auf diese Weise aufgebrachten Zusammensetzung
vorzugsweise bei Raumtemperatur und einer relativen Luftfeuchtigkeit
von unter 60% durchgeführt.
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Die
Ablagerung einer einzigen Schicht mit einer Dicke von wenigen Mikrometern,
in der Größenordnung
von 10 bis 50 μm,
der Zusammensetzung gemäß der Erfindung
genügt
im Prinzip, um eine Elektrostatikschutzfarbe oder einen Elektrostatikschutzlack
zu erzielen, deren bzw. dessen spezifischer Oberflächenwiderstand
im Bereich zwischen 0,1 und 103 MΩ/Quadrat
ist, was einerseits die Haftung dieses Überzugs auf seinem Träger begünstigt und
andererseits ermöglicht,
das Gewicht dieses Überzugs
weitestgehend einzuschränken,
was bei Anwendungen in der Luft- oder Raumfahrt von hohem Wert ist.
Es ist jedoch möglich,
falls dies gewünscht
ist, die Zusammensetzung gemäß der Erfindung
in einer dicken Schicht oder in mehreren Schichten aufzubringen.
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Folglich
ist es bei Verwendung der Zusammensetzung gemäß der Erfindung nicht erforderlich,
den Träger
zuvor mit einer Haftgrundschicht zu überziehen, die die Haftung
des Überzugs
auf diesem Träger
verbessern soll.
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Außerdem ist
es auch nicht mehr erforderlich, selbst wenn diese Zusammensetzung
auf einen Werkstoff aufgebracht wird, von dem sich Partikel ablösen könnten, wie
etwa ein Polyurethan-Hartschaum, den resultierenden Überzug,
wenn er erst einmal trocken ist, mit einem Nachverdichtungserzeugnis
zu bedecken, das dafür
bestimmt ist, die Verschmutzungsgefahr, die durch das Ablösen dieser
Partikel entsteht, einzuschränken.
Es genügt
nämlich,
eine Zusammensetzungsschicht ausreichender Dicke abzulagern, um
alle Zellen und Fasern, die an der Oberfläche des Werkstoffs freiliegen,
in diese Schicht einzubetten.
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Die
Zusammensetzung gemäß der Erfindung
weist folglich zahlreiche Vorteile auf.
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Sie
ermöglicht
nämlich
nicht nur, äußerst zufrieden
stellende Elektrostatikschutzfarben oder -lacke zu erzielen, was
den spezifischen Oberflächenwiderstand,
das Infrarotstrahlungsvermögen,
die Lichtabsorption, die Haftung auf den Trägern, die sie bedeckt, die
Alterungsbeständigkeit,
die Elastizität
und davon ausgehend das Kälteverhalten
und die Widerstandsfähigkeit
gegen thermische Kontraktionen und Ausdehnungen unter Druck unabhängig von
den darunter liegenden Werkstoffen betrifft, sondern sie ist auch
einfach herzustellen und einfach anzuwenden.
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Außerdem ist
sie vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet sehr interessant,
und zwar aus drei Gründen.
Zum einen kann sie aus kostengünstigen
Grundstoffen zubereitet werden. Zum anderen zeichnen sich die kationischen
tensioaktiven Mittel durch eine Dichte aus, die verhältnismäßig wenig
erhöht
ist; die Zusammensetzung weist eine Dichte auf, die erheblich niedriger
als jene der Antistatikfarbzusammensetzungen ist, die mineralische
Füllstoffe
enthalten. Deshalb ermöglicht
sie nicht nur, weniger dichte Farben oder Lacke herzustellen, sondern
auch, bei gleicher abgelagerter Trockenmasse, eine größere Oberfläche des
Trägers
zu bedecken. Schließlich
ist sie bis zum Ende ihrer Topfzeit verwendbar, die, wie sich herausgestellt
hat, 8 Stunden betragen kann.
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Die
Erfindung hat außerdem
eine Elektrostatikschutzfarbe zum Gegenstand, dadurch gekennzeichnet,
dass sie durch Aufbringen und Trocknen einer oder mehrerer Schichten
einer Zusammensetzung wie zuvor definiert auf einem Träger erhalten
wird.
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Vorzugsweise
erfolgen das Aufbringen und das Trocknen der Schicht oder Schichten
der Zusammensetzung auf dem Träger
bei einer Temperatur von 18 bis 24 °C und bei einer relativen Luftfeuchtigkeit
von weniger als 60%.
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Vorteilhaft
weist diese Elektrostatikschutzfarbe einen spezifischen Oberflächenwiderstand
von 105 bis 109 Ω/Quadrat
auf.
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Weitere
Merkmale und Vorteile der Erfindung werden besser deutlich beim
Lesen der folgenden Beschreibung, die sich auf ein nur veranschaulichend
und keineswegs einschränkend
gegebenes Ausführungsbeispiel
einer Zusammensetzung gemäß der Erfindung
bezieht und die Eigenschaften der aus dieser Zusammensetzung erhaltenen
Farben aufzeigt.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG EINES AUSFÜHRUNGSBEISPIELS
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Eine
Zusammensetzung für
eine Elektrostatikschutzfarbe gemäß der Erfindung ist wie folgt
hergestellt worden:
Zunächst
wurden 100 Gewichtsteile einer Polyurethan-Grundmasse (AERODUR® FINISH
C21/100 UVR-AKZO NOBEL) bis zur vollkommenen Homogenität gemischt,
dann wurden zu dieser Grundmasse, während weiter gemischt wurde,
nacheinander zugegeben:
- • 80 Gewichtsteile einer N-Alkyl-cocodimethylethyl-ammonium-ethosulfat-Lösung mit
ungefähr
80% (p/p) in einem Butanol/Ethylglycol-Gemisch (NORAMIUM® CES
80-CECA).
- • 15
Gewichtsteile eines natürlich
vorkommenden Calciumcarbonats in Pulverform (PROLABO) und
- • 90
Gewichtsteile eines Polyurethanhärters
(AERODUR FINISH S66/22R-AKZO
NOBEL).
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Das
Mischen wurde bis zum Erhalt einer vollkommen homogenen Zusammensetzung
fortgesetzt.
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Diese
Zusammensetzung wurde 15 Minuten lang bei 20 °C reifen gelassen, woraufhin
sie erneut homogenisiert wurde.
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Auf
diese Weise ist eine Zusammensetzung mit einer Dichte nahe 1 und
einer Topfzeit von ungefähr 8
Stunden bei Raumtemperatur (18 bis 24 °C) und einer relativen Luftfeuchtigkeit
von weniger als 60 °C
erhalten worden.
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Der
spezifische Widerstand und das Infrarot- (IR-) Strahlungsvermögen der
aus dieser Zusammensetzung erhaltenen Farben sind auf verschiedenartigen
Trägern
geprüft
worden.
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Dazu
ist die Zusammensetzung durch Zerstäuben in einer geregelten Atmosphäre (20 °C, relative Luftfeuchtigkeit < 60 %) auf quadratische
Probestücke
mit einer Seitenlänge
von 15 cm aufgebracht worden, wobei die Probestücke aus
- – einem
Polyvinylchlorid- (PVC) Hartschaum,
- – einem
Polyurethan- (PUR) Hartschaum,
- – Kork
- – einem
Isoliermaterial, das wie in FR-A-9 504 097 [1] beschrieben aus einem
Elastomer mit Silika als Füllstoff
gebildet war, und
- – einer
Aluminiumlegierung vom Typ 2024 bestanden.
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Die
PVC- und Polyurethan-Hartschäume,
der Kork sowie das Elastomer mit Silika als Füllstoff sind als Träger gewählt worden,
weil dies die Werkstoffe sind, die herkömmlich als Wärmedämmschichten
an kryogenen Tanks von Raumtransporter verwendet werden. Was die
Aluminiumlegierung betrifft, so wird sie häufig in der Luftfahrtindustrie
eingesetzt.
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Das
Aufbringen ist derart verwirklicht worden, dass eine Trockenmasse
der Zusammensetzung von 85 g/m2 auf jedem
Probestück
abgelagert wurde.
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Da
die Spezifikation des spezifischen Oberflächenwiderstands der für die Trägerrakete
ARIANE V bestimmten Überzüge das Einhalten
eines spezifischen Widerstands im Bereich zwischen 0,1 und 103 MΩ/Quadrat
bei einer Temperatur von ungefähr
100 °C erfordert,
sind die Probestücke
nach dem Trocknen der Zusammensetzung einem Erwärmen unterzogen worden, wobei
sie entweder, falls sie aus einem Wärme leitenden Werkstoff (Aluminium)
bestanden, direkt auf einer Heizplatte oder, falls sie aus einem
nicht Wärme
leitenden Werkstoff (PVC- und Polyurethan-Schaum, Kork, Elastomer
mit Silika-Füllstoff)
bestanden, in einem beheizten Wärmeschrank
platziert wurden.
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Der
spezifische Oberflächenwiderstand
(RS) verschiedener Farben ist mit Hilfe
eines Megaohmmeters SEFELEC M500, das mit Kupferelektroden ausgerüstet war,
bei einer Mess-Gleichspannung von 500 Volt gemessen worden, während ihr
Infrarotstrahlungsvermögen
mit Hilfe eines IR-Thermometers mit abgleichbarem Strahlungsvermögen TASCO
THI-300 bestimmt worden ist.
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Die
Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle 1 dargestellt.
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Diese
Tabelle zeigt, dass die aus einer Zusammensetzung gemäß der Erfindung
erhaltenen Farben, selbst wenn sie auf Temperaturen oberhalb von
100 °C gebracht
werden, einen spezifischen Oberflächenwiderstand aufweisen, der
in den Bereich der für
die Trägerrakete
ARIANE V geforderten Werte für
den spezifischen Widerstand fällt,
und zwar unabhängig
von dem Träger,
auf dem sie sich befinden. Außerdem
ist keine Verschlechterung dieser Farben bei derartigen Temperaturen
festgestellt worden.
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Zudem
weisen diese Farben ein Infrarotstrahlungsvermögen nahe 0,9 auf.
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Außerdem sind
die Probestücke
einem Unterdruck von 900 mbar ausgesetzt worden. Der spezifische Oberflächenwiderstand
der Farben hat sich dabei nur unwesentlich verändert.
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Untersuchungen,
die parallel mit einer Polyurethan-Antistatikfarbzusammensetzung
mit mineralischen Füllstoffen,
wie sie zurzeit in der Raumfahrtindustrie verwendet wird, durchgeführt wurden,
haben ermöglicht, Farben
zu erzielen, die ebenfalls einen spezifischen Oberflächenwiderstand
aufweisen, der die Spezifikation für Überzüge, die für die Trägerrakete ARIANE V bestimmt
sind, erfüllt,
ohne jedoch bessere Ergebnisse zu zeigen.
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Hingegen
konnte dieser spezifische Widerstand nur erzielt werden, indem auf
den verschiedenen Probestücken
eine Trockenmasse von 110 g/m2 abgelagert
wurde, d.h. 1,3-mal mehr als Trockenmasse der Zusammensetzung gemäß der Erfindung
abgelagert werden musste, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen.