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TECHNISCHES GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten von elektrisch
leitfähigen
Substraten mit wässrigen
Beschichtungsmitteln für
elektrophoretisches Lackieren.
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TECHNISCHER HINTERGRUND DER
ERFINDUNG
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Beschichtungsmittel
für elektrophoretisches Lackieren
werden besonders für
die Herstellung von Korrosionsschutzgrundierungen auf metallischen Substraten
eingesetzt. Nach der elektrophoretischen Beschichtung werden die
elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschichten gewöhnlich gehärtet.
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Elektrophoretisch
abgeschiedene Grundiermittel sollten gute mechanische Eigenschaften
aufweisen, besonders an Außenflächen, die
einem Beobachter zugewandt sind, da diese Oberflächen äußeren mechanischen Einflüssen ausgesetzt
sind. Elektrophoretisch abgeschiedene Grundierungen sollen nicht
nur die Oberflächen,
sondern auch die Kanten von Substraten vor Korrosion schützen. Kantenkorrosion
an Kanten, die für
den Beobachter sichtbar sind, ist besonders ästhetisch störend, zum
Beispiel wenn sie die Form von Rostflecken oder -streifen annimmt, die
sich beim Gebrauch auf den beschichteten Substraten entwickeln.
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Es
besteht ein Bedarf für
ein elektrophoretisches Beschichtungsverfahren, das elektrophoretisch
beschichtete Substrate erzeugt, die außer gutem Oberflächenkorrosionsschutz
a) einen guten Kantenkorrosionsschutz aufweisen und/oder b) deren
elektrophoretisch abgeschiedene Beschichtung eine verbesserte Beständigkeit
gegen mechanische Beanspruchungen aufweist.
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Es
ist jetzt festgestellt worden, dass elektrophoretisch abgeschiedene Überzugsschichten überraschenderweise
verbesserte mechanische Eigenschaften aufweisen, wenn sie, statt
durch herkömmliches
Ausheizen, durch Bestrahlen mit Strahlung im nahen Infrarot (NIR-Strahlung)
gehärtet
worden sind. Überraschenderweise
kann mit einer auf diese Weise gehärteten, elektrophoretisch abgeschiedenen
Beschichtung auch ein verbesserter Kantenkorrosionsschutz erzielt
werden. Beide Effekte können
auf Substraten mit Kanten gleichzeitig erzielt werden, wenn die
elektrophoretisch abgeschiedene Überzugsschicht
auf den Oberflächen
und auf den Kanten der Substrate mittels NIR-Bestrahlung gehärtet wird.
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Der
in der Beschreibung und in den Patentansprüchen verwendete Begriff "Härten" bedeutet Härten im Sinne einer chemischen
Vernetzung der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht durch Bildung
kovalenter Bindungen zwischen den Bestandteilen des thermisch härtbaren
Bindemittelsystems der elektrophoretischen Beschichtung.
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ZUSAMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Eine
allgemeine Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zum elektrophoretischen
Lackieren bzw. Beschichten, das aus den nachstehenden aufeinanderfolgenden
Verfahrensschritten besteht, wie in Anspruch 1 gelehrt:
- 1) elektrophoretische Abscheidung einer Überzugsschicht aus einem Beschichtungsmittel
für elektrophoretisches
Lackieren, das ein thermisch härtbares
Bindemittelsystem enthält,
auf die Oberfläche
eines elektrisch leitfähigen
Substrats und
- elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht durch Bestrahlen
i2) thermisches Härten der
m nahen Infrarot.
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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG DER AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Im
Fall von Substraten mit Zonen, die sowohl zugänglich als auch unzugänglich für Strahlung
im nahen Infrarot sind, wird nach dem elektrophoretischen Lackieren
und der Beendigung der NIR-Bestrahlung
ein thermischer Härtungsschritt
nach herkömmlichen
Wärmeeintragsverfahren
durchgeführt, um
völlig
ungehärtete
oder unvollständig
gehärtete Abschnitte
der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht zu härten. Im
Fall derartiger Substrate besteht eine weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung in einem elektrophoretischen Lackierungsverfahren
aus den nachstehenden aufeinanderfolgenden Schritten:
- 1) elektrophoretische Abscheidung einer Überzugsschicht aus einem Beschichtungsmittel
für elektrophoretisches
Lackieren, das ein thermisch härtbares
Bindemittelsystem enthält,
auf die Oberfläche
eines elektrisch leitfähigen
Substrats, das für
Strahlung im nahen Infrarot zugängliche und
unzugängliche
Zonen enthält,
- 2) thermisches Härten
der für
Strahlung im nahen Infrarot zugänglichen
Zonen der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht durch Bestrahlung
im nahen Infrarot, und
- 3) thermisches Härten
von bis dahin ungehärteten Abschnitten
der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht mittels Wärmeeintrag
ohne NIR-Bestrahlung.
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Falls
das Substrat Kanten aufweist und nur eine Verbesserung des Kantenkorrosionsschutzes gewünscht wird,
kann man auch so vorgehen, dass nach dem elektrophoretischen Lackieren
die elektrophoretisch abgeschiedene Überzugsschicht durch NIR-Bestrahlung
ausschließlich
an Kanten oder in der Kantenzone einschließlich relevanter Kanten gehärtet wird,
bevor ein thermischer Härtungsschritt
anschließend
mittels herkömmlicher
Wärmeeintragsverfahren
vonstatten geht. Die Kanten können
alle Kanten oder nur ausgewählte
Kanten oder Teile von Kanten umfassen. Diese weitere Ausführungsform der
Erfindung weist ein elektrophoretisches Lackierungsverfahren auf,
das aus den nachstehenden aufeinanderfolgenden Schritten besteht:
- 1) elektrophoretische Abscheidung einer Überzugsschicht
aus einem Beschichtungsmittel für elektrophoretisches
Lackieren, das ein thermisch härtbares
Bindemittelsystem enthält,
auf die Oberfläche
eines elektrisch leitfähigen
Substrats, das Kanten aufweist,
- 2) thermisches Härten
der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht an Kanten oder
in der Kantenzone, einschließlich
relevanter Kanten, durch Bestrahlung im nahen Infrarot, und
- 3) thermisches Härten
von bis dahin ungehärteten Abschnitten
der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht mittels Wärmeeintrag
ohne NIR-Bestrahlung.
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Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist ein elektrophoretisches Lackierungsverfahren, das
aus den nachstehenden aufeinanderfolgenden Schritten besteht:
- 1) elektrophoretische Abscheidung einer Überzugsschicht
aus einem Beschichtungsmittel für elektrophoretisches
Lackieren, das ein thermisch härtbares
Bindemittelsystem enthält,
auf die Oberfläche
eines elektrisch leitfähigen
Substrats, das Kanten mit für
Strahlung im nahen Infrarot zugänglichen
und unzugänglichen
Zonen aufweist,
- 2) thermisches Härten
der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht an Kanten oder
in der Kantenzone, einschließlich
relevanter Kanten, und von Zonen der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht,
die für
Strahlung im nahen Infrarot zugänglich
sind, durch Bestrahlung im nahen Infrarot, und
- 3) thermisches Härten
von bis dahin ungehärteten Abschnitten
der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht mittels Wärmeeintrag
ohne NIR-Bestrahlung.
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In
dem erfindungsgemäßen Verfahren
werden an sich bekannte Beschichtungsmittel für elektrophoretisches Lackieren
verwendet. Dies sind wässrige
Beschichtungsmittel mit einem Feststoffgehalt von beispielsweise
10 bis 30 Gew.-%. Der Feststoffgehalt besteht aus den Harzfeststoffen,
wahlweise zusammen mit Füllstoffen,
Pigmenten und herkömmlichen
nichtflüchtigen
Anstrichmittelzusätzen. Der
Harzfeststoffgehalt umfasst die Summe der Feststoffbestandteile
des thermisch härtbaren
Bindemittelsystems. Die in den Beschichtungsmitteln für elektrophoretisches
Lackieren enthaltenen Bindemittelsysteme weisen in elektrophoretischen
Beschichtungen übliche
Bindemittelsysteme auf, die durch radikalische Polymerisation von
olefinisch ungesättigten Doppelbindungen
und/oder durch Kondensationsreaktionen und/oder Additionsreaktionen
thermisch härtbar
sind. Bindemittelsysteme, die durch Kondensationsreaktionen und/oder
Additionsreaktionen härtbar
sind, werden bevorzugt. Die Bindemittelsysteme können selbstvernetzende Bindemittel
oder Kombinationen aus fremdvernetzenden Bindemitteln und Vernetzungsmitteln
enthalten. Nichtionische Zusatzharze und Pastenharze, die zum Dispergieren
von Pigmenten dienen, können
wahlweise auch vorhanden sein, ebenso wie Mikrogele. Zum Beispiel
weist die Zusammensetzung des Bindemittelsystems für elektrophoretisches
Lackieren Gewichtsanteile des Feststoffgehalts auf, die sich von
50 bis 100 Gew.-% Bindemitteln für
elektrochemisches Lackieren, 0 bis 50 Gew.-% Vernetzungsmitteln,
0 bis 30 Gew.-% nichtionischen Zusatzharzen und 0 bis 20 Gew.-% Pastenharz
zu 100 Gew.-% summieren. Die Summe der Feststoff-Gewichtsanteile von Vernetzungsmittel, nichtionischem
Zusatzharz und Pastenharz beträgt höchstens
50 Gew.-% des Harzfeststoffgehalts des Bindemittelsystems für elektrochemisches
Lackieren.
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Die
Beschichtungsmittel für
elektrophoretisches Lackieren können
zum Beispiel herkömmliche anaphoretisch
abscheidbare (AED-) Beschichtungsmittel aufweisen. AED-Beschichtungsmittel
enthalten zum Beispiel Bindemittel auf der Basis von Polyestern,
Epoxidharzestern, (Meth)acryl-Copolymerharzen, Maleinatölen oder
Polybutadienölen
mit einem massegemittelten Molekulargewicht (Mw) von beispielsweise
300 bis 10000 und einer Säurezahl
von 35 bis 300 mg KOH/g. Die Bindemittel tragen -COOH-, -SO3H- und/oder -PO3H2-Gruppen und können nach der Neutralisierung
von mindestens einem Teil der Säuregruppen
mit Basen, besonders Aminen, in die wässrige Phase umgewandelt werden.
Die Bindemittel selbst können
selbstvernetzend oder fremdvernetzend sein. Die AED-Beschichtungsmittel
können
daher auch herkömmliche
Vernetzungsmittel enthalten, zum Beispiel Triazinharze, Vernetzungsmittel,
die umesterungsfähige
Gruppen enthalten, oder Blockpolyisocyanate.
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Herkömmliche
kataphoretisch abscheidbare (CED-) Beschichtungsmittel auf der Basis
von CED-Bindemitteln
können
in dem erfindungsgemäßen Verfahren
gleichfalls als Beschichtungsmittel für elektrophoretisches Lackieren
verwendet werden. Die CED-Bindemittel enthalten eine oder mehrere kationische
oder basische Gruppen, zum Beispiel primäre, sekundäre und/oder tertiäre Amino-
und/oder Ammoniumgruppen, z. B. quaternäre Ammonium-, Phosphonium-
und/oder Sulfoniumgruppen. Die CED- Bindemittel haben zum Beispiel Aminzahlen von
20 bis 250 mg KOH/g und massegemittelte Molekulargewichte (Mw) von
vorzugsweise 300 bis 10000. Für
die CED-Bindemittel verwendete Neutralisierungsmittel sind die herkömmlichen
Säuren
für CED-Beschichtungsmittel,
wie z. B. Ameisensäure, Essigsäure, Milchsäure, Methansulfonsäure. Beispiele
von CED-Bindemitteln sind unter anderem Aminoepoxidharze mit endständigen Doppelbindungen,
Aminoepoxidharze mit primären
OH-Gruppen, Aminopolyurethanharze,
aminogruppenhaltige Polybutadienharze oder modifizierte Epoxidharz/Kohlendioxid/Amin-Reaktionsprodukte
und Amino(meth)acrylatharze. Die CED-Bindemittel können selbstvernetzend
sein, oder sie können
im Gemisch mit bekannten Vernetzungsmitteln verwendet werden. Beispiele
derartiger Vernetzungsmittel sind unter anderem Aminoplastharze,
Blockpolyisocyanate, Vernetzungsmittel mit endständigen Doppelbindungen, Polyepoxid-Verbindungen
oder Vernetzungsmittel, die umesterungsfähige Gruppen enthalten.
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Die
Beschichtungsmittel für
elektrophoretisches Lackieren können
farbgebende und/oder spezialeffektvermittelnde Pigmente und/oder
Füllstoffe
in einem Gewichtsverhältnis
von Pigment plus Füllstoff zum
Harzfeststoffgehalt von beispielsweise 0 : 1 bis 0,8 : 1 enthalten.
Beispiele von Pigmenten und Füllstoffen
sind unter anderem herkömmliche
anorganische und/oder organische Farbpigmente und/oder Spezialeffektpigmente,
wie z. B. Titandioxid, Eisenoxidpigmente, Ruß, Phthalocyaninpigmente, Chinacridonpigmente,
Metallpigmente, z. B. aus Aluminium, Interferenzpigmente, wie z.
B. mit Titandioxid beschichtetes Aluminium, beschichteter Glimmer,
Eisenoxid in Flockenform, Kupferphthalocyaninpigmente in Flockenform,
Kaolin, Talkum oder Siliciumdioxid.
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Die
Beschichtungsmittel für
elektrophoretisches Lackieren können
Zusatzstoffe enthalten, zum Beispiel in Mengenanteilen von 0,1 bis
5 Gew.-%, bezogen auf die Harzfeststoffe. Beispiele von Zusatzstoffen
sind organische Lösungsmittel,
Benetzungsmittel, Neutralisierungsmittel, Egalisierungshilfsmittel,
Katalysatoren, Korrosionshemmer, Antischaummittel, Lichtstabilisatoren,
Antioxidationsmittel, Färbemittel,
Biozide und herkömmliche
Antikraterzusatzstoffe.
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Da
die elektrophoretisch abgeschiedene Überzugsschicht, die auf ein
Substrat aufgebracht wird, zum Härten
NIR-Strahlung absorbieren können muss,
können
einige der Bestandteile der elektrophoretisch abgeschiedenen Beschichtung
so ausgewählt
werden, dass sie speziell an die Absorption von NIR-Strahlung angepasst
sind.
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Die
Substrate, die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren elektrophoretisch
beschichtet werden, sind elektrisch leitfähige Substrate. Beispiele sind elektrisch
leitfähige
Polymersubstrate, Substrate, die auf einer Verbundbasis aus elektrisch
leitfähigen
Polymersubstraten und Metallen aufgebaut sind, und besonders Metallsubstrate.
Die Substrate können
flache Substrate aufweisen, in denen sowohl Oberflächen als
auch Kanten für
den Beobachter völlig
sichtbar sind oder für
Bestrahlung mit NIR-Strahlung völlig zugänglich sind.
Sie können
jedoch auch dreidimensionale Substrate umfassen, die Zonen (Kanten und/oder
Oberflächenzonen)
aufweisen können,
die für
NIR-Strahlung sowohl zugänglich
als auch unzugänglich
(für den
Beobachter sichtbar und nicht sichtbar) sind. "Zugänglich" oder "sichtbar" bedeutet hier insbesondere
unmittelbar zugänglich
oder ummittelbar sichtbar, d. h. von außen zugänglich ohne besondere technische
oder optische Hilfsmittel. Beispiele von Substraten mit Zonen, die
für Bestrahlung
mit NIR-Strahlung zugänglich
und unzugänglich
sind, sind Lastwagenfahrwerke, landwirtschaftliche Maschinen, Gehäuse von
Haushaltgeräten
sowie kleine Massengüter
mit sichtbaren und wahlweise nicht sichtbaren Oberflächenzonen,
und besonders Kraftfahrzeugkarosserien, die Hohlräume, Vertiefungen und
andere konstruktiv festgelegte Unterschnitte aufweisen, sowie Karosserieteile.
Beispiele sichtbarer Oberflächen
einer Karosserie sind unter anderem insbesondere ihre direkt sichtbare
Außenhaut
und außerdem
sichtbare Innenflächen,
zum Beispiel Flächen,
die sichtbar sind, wenn die Türen
geöffnet
werden, wie z. B. Schweller. Nicht sichtbare oder nicht unmittelbar
sichtbare Oberflächenzonen
sind unter anderem Innenflächen,
zum Beispiel von hohlen Bereichen, und außerdem andere Flächen, die
nicht direkt zugänglich
sind. Beispiele von nicht sichtbaren oder nicht unmittelbar sichtbaren
Oberflächen
einer Karosserie sind unter anderem Oberflächen im Inneren einer Kraftfahrzeugkarosserie,
zum Beispiel im Motorraum, Fahrgastraum oder Kofferraum, Innenflächen von
hohlen Bereichen. Beispiele von für den Beobachter direkt zugänglichen
Karosseriekanten sind von außen
sichtbare Schnittkanten einzelner Karosserieteile, Lochkanten, zum
Beispiel von Cliplöchern,
oder Kanten von Öffnungen,
die für
zu installierende Komponenten vorgesehen sind, wie z. B. Fenster,
Scheinwerfer, Türschlösser oder
Türgriffe, und
Rinnenkanten.
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Die
elektrophoretisch abgeschiedene Überzugsschicht
wird auf die übliche
Weise aus dem Beschichtungsmittel für elektrophoretisches Lackieren auf
die gesamte Oberfläche
der Substrate aufgebracht, beispielsweise bis zu einer Trockenfilmdicke von
5 bis 40 μm,
und anhaftendes Material aus dem elektrophoretischen Beschichtungsbad
wird auf die übliche
Weise entfernt. Die elektrophoretisch abgeschiedene Überzugsschicht
wird dann thermisch gehärtet,
konkret, je nach der Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens,
ausschließlich
durch NIR-Bestrahlung oder durch NIR-Bestrahlung zumindest eines
Teils der Zonen, der für
NIR-Bestrahlung der gesamten elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht
zugänglich
ist. Im letzteren Fall wird nach NIR-Bestrahlung eine zusätzliche
thermische Härtung
der nicht NIR-bestrahlten Zonen der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht
durch herkömmliche
Wärmeeintragsmittel
ohne Anwendung von NIR-Bestrahlung durchgeführt. Die Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird hier in Abhängigkeit
von der Natur des Substrats und vom beabsichtigten technischen Ziel
ausgewählt. Zum
Beispiel wird, sobald Kraftfahrzeugkarosserien elektrophoretisch
beschichtet worden sind, der Abschnitt der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht,
der sich auf der Außenhaut
der Karosserie befindet, einschließlich von außen zugänglicher Kanten
durch NIR-Bestrahlung thermisch gehärtet und anschließend ausgeheizt,
um etwaige ungehärtete
oder unvollständig
gehärtete
Abschnitte der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht zu härten, die
in anderen Zonen der Karosserieoberfläche liegen.
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Die
in dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendete
NIR-Strahlung darf nicht mit längerwelliger
IR-Strahlung verwechselt werden; vielmehr handelt es sich um kurzwellige
Infrarotstrahlung im Wellenlängenbereich
von etwa 750 nm bis etwa 1500 nm, vorzugsweise von 750 nm bis 1200
nm. Strahlungsquellen für
MR-Strahlung sind unter anderem beispielsweise herkömmliche
NIR-Strahler, die Strahlung als flache, lineare oder Punktlichtquelle emittieren
können.
NIR-Strahler dieser Art sind im Handel erhältlich (zum Beispiel von Adphos).
Sie sind zum Beispiel Hochleistungs-Halogenstrahler mit einer Intensität (abgegebenen
Strahlungsleistung pro Flächeneinheit)
von im allgemeinen mehr als 10 kW/m2, beispielsweise
10 MW/m2, vorzugsweise von 100 kW/m2 bis 800 kW/m2.
Die Strahler erreichen zum Beispiel eine Strahleroberflächentemperatur (Wendeltemperatur)
von mehr als 2000 K, vorzugsweise mehr als 2800 K, insbesondere
mehr als 2900 K, z. B. eine Temperatur von 2000 bis 3500 K. Geeignete
Strahler haben zum Beispiel ein Emissionsspektrum mit einem Maximum
zwischen 750 und 1200 nm.
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NIR-Bestrahlung
kann zum Beispiel in einer Bandeinheit ausgeführt werden, die mit einem oder mehreren
NIR-Strahlern ausgestattet ist, oder mit einem oder mehreren NIR-Strahlern,
die vor dem zu bestrahlenden dreidimensionalen Objekt angeordnet sind,
oder das zu bestrahlende Objekt und/oder der bzw. die NIR-Strahler
werden während
der Bestrahlung gegeneinander bewegt. Zum Beispiel kann das zu bestrahlende
Objekt durch einen Bestrahlungstunnel bewegt werden, der mit einem
oder mehreren NIR-Strahlern
ausgestattet ist, und/oder ein mit einem oder mehreren NIR-Strahlern
ausgestatteter Roboter kann den (die) NIR-Strahler über die
zu bestrahlende Oberfläche
führen,
zum Beispiel auf die Weise einer silhouettenartigen Führung der NIR-Strahler.
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Die
Anordnung der NIR-Strahler kann an die besondere Natur des Substrats
angepasst werden, zum Beispiel an eine Kraftfahrzeugkarosserie oder an
zu bestrahlende Substratkanten. Dementsprechend ist es möglich, nur
Kanten oder Zonen des Substrats, die Kanten aufweisen, mit NIR-Strahlung zu
bestrahlen.
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Im
Prinzip können
die Bestrahlungsdauer, der Abstand vom Objekt, die abgegebene Strahlungsleistung
und/oder die Strahleroberflächentemperatur
des NIR-Strahlers während
der NIR-Bestrahlung
variiert werden. Der Abstand zwischen dem Objekt und dem NIR-Strahler
kann zum Beispiel 2 bis 60 cm betragen. NIR-Bestrahlung kann kontinuierlich oder
diskontinuierlich (in Zyklen) erfolgen. Die Bestrahlungsdauer kann
zum Beispiel 1 bis 100 Sekunden betragen, vorzugsweise nicht mehr
als 60 Sekunden. Die Bestrahlungsdauer bezieht sich entweder auf
die Dauer der kontinuierlichen Bestrahlung oder auf die Summe der
Zeitdauern verschiedener Bestrahlungszyklen. Durch kontrollierte
Auswahl der verschiedenen Parameter können unterschiedliche Oberflächentemperaturen
der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht erzielt werden,
zum Beispiel Oberflächentemperaturen
von 100° bis 300°C.
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Die
verschiedenen Bestrahlungsparameter, wie z. B. die Bandgeschwindigkeit
oder die Bestrahlungsdauer, der Abstand vom Objekt, die abgegebene
Strahlungsleistung des verwendeten NIR-Strahlers, können durch den Fachmann entsprechend
den Bedingungen der betreffenden Beschichtungsaufgabe angepasst
werden.
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Während in
der allgemeinen Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
die gesamte elektrophoretisch abgeschiedene Überzugsschicht durch NIR-Bestrahlung
gehärtet
wird, werden in den drei anderen oben beschriebenen Ausführungsformen
bis dahin ungehärtete
Abschnitte der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht, welche die
gesamte Substratoberfläche
bedeckt, anschließend
mittels Wärmeeintragsverfahren
ohne NIR-Bestrahlung thermisch gehärtet. Die bis dahin ungehärteten Abschnitte
der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht weisen insbesondere Abschnitte
der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht auf, die absichtlich
oder aufgrund der Umstände,
beispielsweise aufgrund der Substratgeometrie und/oder der Konstruktion
des eingesetzten NIR-Bestrahlungssystems,
nicht mit NIR-Strahlung bestrahlt werden.
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In
den drei weiteren Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
umfasst nach Abschluss der NIR-Bestrahlung die Härtung der elektrophoretisch
abgeschiedenen Grundierung auf dem Substrat nicht die gesamte elektrophoretisch
beschichtete Oberfläche.
Vielmehr erhält
man, in Abhängigkeit
von der Ausführungsform,
ein elektrophoretisch beschichtetes Substrat, dessen elektrophoretisch abgeschiedene Überzugsschicht
auf allen, ausgewählten
Abschnitten, oder Teilen von Kanten und/oder Teilzonen der Objektoberfläche gehärtet ist, während ein
restlicher Teil der gesamten elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht
nicht gehärtet
oder unvollständig
gehärtet
ist. In Abhängigkeit von
der Objektgeometrie und den Umständen
während
der NIR-Bestrahlung kann der ungehärtete oder unvollständig gehärtete Teil
größer oder
kleiner sein, zum Beispiel kann er im Fall von Kraftfahrzeugkarosserien
10 bis weniger als 100 Prozent der Gesamtfläche der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht
ausmachen.
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Das
thermische Härten
solcher bis dahin ungehärteter
Abschnitte der elektrophoretisch abgeschiedenen Überzugsschicht, das nach Abschluss der
NIR-Bestrahlung auftritt, erfolgt mittels herkömmlicher Wärmeeintragsverfahren, d. h.
ohne NIR-Bestrahlung. Beispiele herkömmlicher Verfahren für den Wärmeeintrag
sind insbesondere das Ausheizen mit Konvektion und/oder IR-Bestrahlung,
zum Beispiel bei Objekttemperaturen von 130° bis 180°C.
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Wenn
die elektrophoretisch abgeschiedene Überzugsschicht ausgehärtet ist,
kann mindestens eine weitere Überzugsschicht
aufgebracht werden. Im Fall von Substraten mit sichtbaren und nicht
sichtbaren oder nicht unmittelbar sichtbaren Oberflächenzonen
wird die mindestens eine weitere Überzugsschicht vorzugsweise
nur oder im wesentlichen nur auf die für den Beobachter sichtbaren
Oberflächenzonen
aufgebracht. Zum Beispiel kann die aus dem Beschichtungsmittel für elektrophoretisches
Lackieren aufgebrachte Überzugsschicht
als die Überzugsschicht
wirken, die den Farbton festlegt, und kann mit einer Klarlackschicht überzogen
werden, oder sie kann mit einer Decklackschicht oder einem zweischichtigen
Grundlack/Klarlack-Anstrich oder einer Haftgrundschicht und einer
Decklackschicht oder mit einer Haftgrundschicht und einem zweischichtigen Grundlack/Klarlack-Anstrich überzogen
werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
eignet sich besonders im Kraftfahrzeugsektor für das Aufbringen von elektrophoretisch
abgeschiedenen Grundierungen auf Kraftfahrzeugkarosserien oder Karosserieteile.
Außer
gutem Oberflächenkorrosionsschutz
bieten die elektrophoretisch abgeschiedenen Grundierungsschichten,
in Abhängigkeit
von der für
ihre Herstellung gewählten
Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens,
einen verbesserten Kantenkorrosionsschutz und/oder erhöhte Beständigkeit
gegen mechanische Beanspruchungen.
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Die
folgenden Beispiele zeigen die Vorteile bezüglich des Kantenkorrosionsschutzes
und der mechanischen Festigkeit von CED-Beschichtungen, die durch
NIR-Bestrahlung gehärtet
werden, im Vergleich zu CED-Beschichtungen, die durch Ausheizen gehärtet werden.
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BEISPIELE
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Beispiel 1
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Aus
einem CED-Beschichtungsbad (Herberts AQUA EC 5000, R 39606 von DuPont
Performance Coatings GmbH & Co.,
KG, Wuppertal) wurden CED-Überzugsschichten
kataphoretisch in einer Trockenfilmdicke von 20 μm auf perforierte (Durchmesser
der Perforationen 10 mm), entfettete, nicht phosphatierte Karosseriebleche
abgeschieden und mit entionisiertem Wasser gespült. Nach einer Ablüftungszeit
von 30 min bei Raumtemperatur wurden die Testbleche 10 Sekunden
von einer Seite (der Vorderseite) mit einem NIR-Strahler bestrahlt (High-Burn-Strahler
von der Firma Adphos, 400 kW/m2, Ausgangsleistung
100%). Der Abstand zwischen Strahler und Oberfläche der CED-Überzugsschicht
betrug 10 cm.
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Die
kataphoretisch abgeschiedene Überzugsschicht
wurde auf beiden Seiten der Stahlbleche gehärtet.
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Beispiel 2
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Beispiel
1 wurde wiederholt, wobei aber die CED-beschichteten Stahlbleche
25 min bei 175°C (Objekttemperatur)
ausgeheizt wurden, statt der NIR-Bestrahlung ausgesetzt zu werden.
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Die
mit den gehärteten
CED-Überzugsschichten
aus den Beispielen 1 und 2 versehenen Testbleche wurden einem Salzsprühversuch
von 240 Stunden Dauer gemäß DIN 50
021-SS ausgesetzt. Die Kanten der Perforationen wurden nach dem Rostbefall
an den Kanten bewertet (Bewertung 0 bis 5; 0, Kanten ohne Rost;
1, vereinzelte Roststellen an Kanten; 2, Roststellen an weniger
als 1/3 der Kanten; 3, 1/3 bis 1/2 der Kanten sind mit Rost bedeckt;
4, mehr als 1/2 der Kanten sind mit Rost bedeckt; 5, Kanten völlig rostig).
Die Bleche von Beispiel 1 erhielten eine Bewertung von 2 (Bewertung
an der Vorderseite, die mit NIR-Strahlung
bestrahlt wurde), die Bleche von Beispiel 2 erhielten eine Bewertung
von 4–5.
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Beispiel 3
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Beispiel
1 wurde wiederholt, mit dem Unterschied, dass anstelle der nicht
phosphatierten, perforierten und nicht kaschierten Testbleche phosphatierte
und nichtperforierte Testbleche verwendet wurden, deren eine Seite
mit einer Folie kaschiert war, und dass die Kaschierfolie vor der
NIR-Bestrahlung von der Rückseite
entfernt wurde.
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Beispiel 4
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Beispiel
2 wurde wiederholt, mit dem Unterschied, dass anstelle der nicht
phosphatierten, perforierten und nicht kaschierten Testbleche phosphatierte
und nichtperforierte Testbleche verwendet wurden, deren eine Seite
mit einer Folie kaschiert war, und dass die Kaschierfolie vor dem
Aushärten
von der Rückseite
entfernt wurde.
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Die
mit einer gehärteten
CED-Überzugsschicht
aus den Beispielen 3 und 4 versehenen Testbleche wurden bei Raumtemperatur
einer Beschichtungshaftprüfung
durch ruckartiges Abreißen
eines Klebebands ausgesetzt (siehe ASTM D 2794, Verwendung eines
Eindringkörpers
mit einem halbkugelförmigen
Kopf von 5/8'', Ausbauchen der
unbeschichteten Rückseite).
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Die
Bewertung der CED-Überzugsschicht
an der ausgebauchten Vorderseite ergab einen Wert von 16,95 N·m (150
inch·pound)
für die
Testbleche von Beispiel 3 und einen Wert von 10,17 N·m (90 inch·pound)
für die
Testbleche von Beispiel 4.