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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Diese
Erfindung bezieht sich auf eine bioaktive Glaszusammensetzung, umfassend
SiO2, Na2O, CaO,
K2O, MgO, P2O5 und B2O3. Die Erfindung bezieht sich weiterhin auf
die Verwendung der Zusammensetzung und Vorrichtungen, die daraus
hergestellt sind. Die Erfindung bezieht sich auch noch auf ein Verfahren
zum Herstellen einer bioaktiven Glaszusammensetzung gemäß der vorliegenden
Erfindung.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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In
dieser Anmeldung ist mit bioaktivem Glas ein Material gemeint, das
entworfen wurde, um eine spezifische biologische Aktivität in Körpergewebe
zu induzieren. Der Begriff bioabbaubar bedeutet in diesem Kontext,
dass es bei anhaltender Implantation abbaubar ist, wenn es in den
Körper
eines Säugers eingebracht
wurde. Mit Biomaterial ist ein nicht-lebensfähiges Material gemeint, das
als medizinische Vorrichtung verwendet wird, ein Material, das mit
biologischen Systemen wechselwirken soll.
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Gläser wurden
umfassend auf Anwendungen in der medizinischen und der Dentalchirurgie
und bei Implantaten untersucht. Eine medizinische Vorrichtung kann
in ein beliebiges menschliches oder tierisches Gewebe implantiert
werden. Dies ermöglicht eine örtliche
Applizierung, so dass das Abzielen auf den Freisetzungsort des biologisch
aktiven Mittels möglich
ist. Da nur eine nicht-kristallisierte Glaszusammensetzung die beste
Bioaktivität
zeigt und da sich bioaktive Glaszusammensetzungen in dem Bereich
nahe der Phasentrennung befinden, ist es sehr schwierig, Glaszusammensetzungen
herzustellen, die während
einer wiederholten Hitzebehandlung nicht kristallisieren, d.h. die
bioaktiv bleiben.
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Bioaktive
Gläser
entwickeln reaktive Schichten auf ihren Oberflächen, die in Bindung zwischen der
Vorrichtung und dem Wirtsgewebe resultieren. Anders als bei den
meisten anderen bioaktiven Materialien kann die Geschwindigkeit
der chemischen Reaktionen von bioaktiven Gläsern leicht durch Veränderung
der chemischen Zusammensetzung des Glases kontrolliert werden. Daher
sind bioaktive Gläser insbesondere
in klinischen Anwendungen interessant und wurden tatsächlich z.B.
verwendet, um geschädigte
Teile von Gesichtsverletzungen zu ersetzen, zum Ersetzen kleiner
Knochen (Ossicula) im Mittelohr und in der Chirurgie, um Defekte
bzw. Mängel
im Knochen zu füllen.
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Unglücklicherweise
halten die herkömmlich bekannten
bioaktiven Glaszusammensetzungen keine wiederholten Wärmebehandlungen
aus, da Wiedererwärmen
in einer Abnahme der Bioaktivität
resultiert. Dies verursacht große
Probleme bei der Herstellung von Vorrichtungen aus diesen Zusammensetzungen,
da sie nur geformt werden können,
indem sie bereits in der Herstellungsstufe des Glases in die endgültige Form
geformt werden oder indem die zuvor gebildeten Glaspartikel zerkleinert
werden. Das Formgebungsverfahren erlaubt nur die Herstellung starrer
nicht-poröser
Vorrichtungen.
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Eine
verbesserte bioaktive Glaszusammensetzung im Hinblick auf die Wärmebehandlungseigenschaften
wurde von Brink et al. in WO 96/21628 vorgestellt. Dieses Dokument
offenbart ein bioaktives Glas der folgenden Zusammensetzung:
SiO2 in einer Menge von 53–60 Gew.-%,
Na2O in einer Menge von 0–34 Gew.-%,
K2O
in einer Menge von 1–20
Gew.-%,
MgO in einer Menge von 0–5 Gew.-%,
CaO in einer
Menge von 5–25
Gew.-%,
B2O3 in
einer Menge von 0–4
Gew.-%,
P2O5 in
einer Menge von 0,5–6
Gew.-%,
mit der Maßgabe,
dass
Na2O + K2O
= 16–35
Gew.-%
K2O + MgO = 5–20 Gew.-%
und
MgO + CaO = 10–25
Gew.-%.
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Die
Wärmebehandlungseigenschaften
dieser Gläser
sind jedoch nicht optimal für
wiederholtes Erwärmen,
wenn Vorrichtungen für
technisch anspruchsvolle Anwendungen von bioaktivem Glas hergestellt
werden (z.B. Fasern, gesinterte Fasergewebe etc.).
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Die
Veröffentlichung
von Itälä et al.,
veröffentlicht
in Journal of Biomedical Materials Research (2001), 56 (2), Seiten
282–288,
offenbart ein bioaktives Glas mit der folgenden Zusammensetzung:
SiO2 in einer Menge von 53 Gew.-% der Ausgangsoxide,
Na2O in einer Menge von 6 Gew.-% der Ausgangsoxide,
CaO
in einer Menge von 22 Gew.-% der Ausgangsoxide,
K2O
in einer Menge von 11 Gew.-% der Ausgangsoxide,
MgO in einer
Menge von 5 Gew.-% der Ausgangsoxide,
P2O5 in einer Menge von 2 Gew.-% der Ausgangsoxide
und
B2O3 in
einer Menge von 1 Gew.-% der Ausgangsoxide.
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Dieses
Dokument diskutiert jedoch nicht die Eigenschaften der Glaszusammensetzung,
wenn sie wiederholt erhitzt wird.
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ZIELE UND ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Das
Ziel dieser Erfindung ist es, eine bioaktive Glaszusammensetzung
bereitzustellen, die wiederholt wärmebehandelt werden kann, ohne
Kristallisieren des Glases und Verlust seiner bioaktiven Eigenschaften.
Ein weiteres Ziel dieser Erfindung ist es, eine bioaktive Glaszusammensetzung
bereitzustellen, die zum Herstellen von Vorrichtungen für technisch
anspruchsvolle Anwendungen von bioaktivem Glas geeignet ist.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung wird in den beigefügten
Ansprüchen
offenbart.
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Die
bioaktive Glaszusammensetzung gemäß der Erfindung ist dadurch
gekennzeichnet, dass die Menge an
SiO2 51–56 Gew.
% der Ausgangsoxide ist,
Na2O 7–9 Gew.-%
der Ausgangsoxide ist,
CaO 21–23 Gew.-% der Ausgangsoxide
ist,
K2O 10–12 Gew.-% der Ausgangsoxide
ist,
MgO 1–4
Gew.-% der Ausgangsoxide ist,
P2O5 0,5–1,5
Gew.-% der Ausgangsoxide ist und
B2O3 0–1
Gew.-% der Ausgangsoxide ist,
mit der Maßgabe, dass die Gesamtmenge
von Na2O und K2O
17–20
Gew.-% der Ausgangsoxide ist.
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Somit
betrifft die Erfindung eine bioaktive Glaszusammensetzung, die wärmebehandelt
werden kann, sogar wiederholt.
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Die
Anmelder haben in der Tat gefunden, dass ein bioaktives Glas mit
der oben genannten Zusammensetzung unerwartete und überraschend
gute Wärmebehandlungseigenschaften
hat. Die vorliegende Erfindung ist somit eine Auswahlerfindung der oben
genannten Erfindung, die in WO 96/21628 offenbart ist. Tatsächlich ist
der ausgewählte
Unterbereich eng, im Vergleich zu dem Bereich, der in WO 96/21628
offenbart ist, er ist weit entfernt von den Endpunkten des Bereichs
von WO 96/21628 und er ist eine absichtliche Auswahl, da er einen
unerwarteten technischen Effekt aufweist.
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Die
Menge der verschiedenen Oxide ist als Gew.-% der Ausgangsoxide angegeben,
weil einige Elemente, wie Natrium, während des Erwärmens verdampfen.
Die Menge der endgültigen
Oxide sind jedoch nahe an jenen der Ausgangsoxide und in jedem Fall
ist der Unterschied zwischen den Ausgangsmengen und den endgültigen Mengen
weniger als 5 Prozent-Einheiten, vorzugsweise weniger als 3 Prozent-Einheiten.
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Es
ist für
einen Fachmann auf dem Gebiet offensichtlich, dass die Mengen an
Oxiden innerhalb der oben genannten Grenzen frei gewählt werden können. Tatsächlich kann
die Menge an SiO2 z.B. 51,5, 52, 53,5, 55
oder 56 Gew.-% der Ausgangsoxide sein, kann die Menge an Na2O z.B. 7, 7,3, 7,7, 8, 8,5 oder 9 Gew.-%
der Ausgangsoxide sein, kann die Menge an CaO z.B. 21, 21,4, 21,7,
22, 22,6 oder 23 Gew.-% der Ausgangsoxide sein, kann die Menge an K2O z.B. 10, 10,5, 10,6, 11, 11,3, 11,7 oder
12 Gew.-% der Ausgangsoxide sein, kann die Menge an MgO z.B. 1,
1,3, 1,9, 2,4, 2,7, 3,5 oder 4 Gew.-% der Ausgangsoxide sein, kann
die Menge an P2O5 z.B. 0,5,
0,7, 1, 1,2 oder 1,5 Gew.-% der Ausgangsoxide sein und kann die
Menge an B2O3 z.B.
0, 0,4, 0,6, 0,9 oder 1 Gew.-% der Ausgangsoxide sein.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung ist die Menge an SiO2 54–56 Gew.-%
der Ausgangsoxide.
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Gemäß einer
anderen Ausführungsform
der Erfindung umfasst die erfindungsgemäße Glaszusammensetzung weiterhin
Al2O3 bis zu 1 Gew.-%
der Ausgangsoxide, mit der Maßgabe,
dass die Gesamtmenge an B2O3 und
Al2O3 0,5–2,5 Gew.-%
der Ausgangsoxide ist.
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Gemäß noch einer
anderen Ausführungsform
der Erfindung wird die Abnahme in der Menge an Na2O
und/oder K2O durch die Zunahme der Menge
an Al2O3 und/oder
B2O3 kompensiert.
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Es
wird angenommen, dass die Rolle eines bioaktiven Glases bei der
Knochenbildung eine zweifache ist: Ca2+-Ionen
zu liefern und eine Silicagelschicht auf der Oberfläche des
Glases zu bilden. Dieses Gel wirkt als Diffusionsbarriere, wobei
somit das Herauslösen
von Ionen aus dem Glas verlangsamt wird und demgemäß die Bildung
neuer Reaktionsschichten und von neuem Körpergewebe verlangsamt wird.
Das Silicagel ist auch sauer und kann daher die Gewebe irritieren.
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Ein
weiterer Vorteil der bioaktiven Glaszusammensetzung gemäß der Erfindung
ist, dass die Primärreaktion
einer Vorrichtung, die aus der erfindungsgemäßen Glaszusammensetzung hergestellt ist,
mit dem Körpergewebe „sanft" ist, d.h. nicht
so aggressiv wie mit einigen herkömmlichen bioaktiven Gläsern. Tatsächlich wird
zuerst Calciumphosphat in der relativ dünnen Schicht in dem Silicagel
auf der Oberfläche
des Glases typischerweise in etwa 6 Stunden gebildet und zweitens
wird eine Calciumphosphatschicht auf der Schicht aus Silicagel typischerweise
in etwa 48–72
Stunden gebildet. Während
der Bildung des primären
Calciumphosphats ist die Schicht aus Silicagel auf der Oberfläche der
erfindungsgemäßen Glaszusammensetzung
wesentlich dünner
als die entsprechende Schicht auf einem herkömmlichen bioaktiven Glas, z.B.
wie das eine oben gezeigte.
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In
anderen Worten reagiert die bioaktive Glaszusammensetzung gemäß der Erfindung
bis zu einem angemessenen Ausmaß und
löst sich
nicht zuviel, was in Situationen in vivo offensichtlich ein Vorteil
ist. Andererseits bleibt eine Vorrichtung, die aus der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
hergestellt wurde, für
eine lange Zeitdauer bioaktiv.
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Dieser
Vorteil der Zusammensetzung erlaubt ihre Verwendung in Zielorganen,
die sehr sensibel sind, wie die Cornea. Die erfindungsgemäße Glaszusammensetzung
reagiert mit dem Gewebe in einer sanften Weise, wodurch die chemische
Irritation aufgrund der Bildung der Silicagelschicht z.B. verringert wird.
Die Eigenschaften der erfindungsgemäßen Glaszusammensetzung erlauben
es auch, dass sie in einem Pulver verwendet wird, das kleinere Partikel als
die herkömmlichen
Zusammensetzungen aufweist, wobei somit die Irritabilität der Zusammensetzung
weiter verringert wird.
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Andere
geeignete Zielorgane sind z.B. Organe mit einer schwachen Blutzirkulation,
wie die Nebenhöhlen
oder die Knochen von älteren
Patienten. Die vorliegende bioaktive Glaszusammensetzung kann auch
vorteilhafterweise verwendet werden, um Gewebe, die aufgrund einer
Infektion verschwunden sind, wieder zu erzeugen.
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Die
bioaktive Glaszusammensetzung gemäß der Erfindung hat somit eine
erhöhte
Fähigkeit,
in einer kontrollierten und gewünschten
Weise zu reagieren. Darüber
hinaus kann sie in jeder gewünschten Vorrichtung
gemäß üblicher
Herstellungsverfahren hergestellt werden und sie kann somit in Anwendungen
verwendet werden, die besonders genaue Vorrichtungen und Bedingungen
erfordern.
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Tatsächlich kann
das bioaktive Glas, das eine Zusammensetzung gemäß der Erfindung aufweist, mit
allen üblichen
Verfahren bearbeitet werden. Es kann z.B. zuerst als festes Glas
hergestellt werden, das weiter zerkleinert wird. Die Zusammensetzung
gemäß der Erfindung
hat den weiteren Vorteil, dass es möglich ist, Körnchen daraus
herzustellen, die eine besonders gut kontrollierte Partikelgrößenverteilung
aufweisen. Diese Körnchen
können weiterhin
erwärmt
werden, um Kugeln zu erhalten, die weiterhin noch gesintert werden
können,
um eine poröse
Vorrichtung jeder gewünschten
Form zu erhalten. Es ist weiterhin noch möglich, Kugeln oder andere Partikel
des bioaktiven Glases für
verschiedene Gießverfahren,
wie Druckgießen,
oder für
das Gießen
einer dünnen
Platte aus Glas mit einem Verfahren ähnlich der Herstellung von
Fensterglas zu verwenden.
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Ein
besonders bevorzugtes Verfahren zur Behandlung der vorliegenden
bioaktiven Glaszusammensetzung ist das Erhitzen mit Laser, da dies örtlich begrenzte
und doch hohe Temperaturen ermöglicht, die
beim Schmelzen des Glases verwendet werden sollen.
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Die
Vorrichtungen gemäß der Erfindung
können
in verschiedenen Formen, z.B. in der Form eines Partikels, einer
Scheibe, eines Films, einer Membran, eines Rohrs, eines Hohlpartikels,
einer Beschichtung, einer Kugel, einer Halbkugel oder eines Monolithen,
sein, und sie können
verschiedene Anwendungen haben.
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Es
können
auch Fasern, Granulate, gewebte und nicht-gewebte Stoffbahnen, Gewebeführungsvorrichtungen
sowie Filme hergestellt werden. Mit Gewebeführungsvorrichtung ist eine
Vorrichtung gemeint, die solche Eigenschaften hat, dass sie, einmal am
Platz im Körper
des Patienten, die Bildung verschiedener Typen von Geweben an verschiedenen Teilen
der Vorrichtung lenkt. Sie kann auch eine Vorrichtung einer gewünschten
Form sein, die verschiedene Kanäle
durch ihren Körper
aufweist, um die Bildung einer Vene in diese Orte zu lenken.
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Besonders
interessante Formen der bioaktiven Glaszusammensetzung sind Faservorgarne
(fibre rovings), eine perforierte Scheibe oder Platte und ein gewebtes
Gewebe mit einem genauen Profil. Eine perforierte Scheibe oder Platte
kann durch Gießen
oder Weben hergestellt werden und der Durchmesser der Perforation
ist typischerweise in dem Bereich von 10 bis 500 μm. Mit einem
gewebten Gewebe mit einem genauen Profil ist ein Gewebe gemeint, worin
die Position der Fasern mit einer Präzision von Mikrometern festgelegt
ist.
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Die
bioaktive Glaszusammensetzung gemäß der Erfindung kann auch zum
Beschichten einer Vorrichtung verwendet werden. Das Beschichten
kann entweder durch Gießen
oder durch Eintauchen durchgeführt
werden oder eine Vorrichtung kann mit zerkleinerten Partikeln von
bioaktivem Glas beschichtet werden, das dann gesintert wird. Die
bioaktive Glaszusammenset zung gemäß der Erfindung kann insbesondere
vorteilhaft beim Beschichten von Keramikmaterialien verwendet werden,
da die Wärmeausdehnungskoeffizienten
des Glases und der Keramiken nicht signifikant voneinander abweichen. Es
ist auch möglich,
die vorliegende bioaktive Glaszusammensetzung zum Beschichten von
Metall, wie Titan, zu verwenden. Ein weiterer Vorteil der vorliegenden
Zusammensetzung ist, dass sie der Behandlung ausgesetzt ist, ohne
zu kristallisieren.
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Zahnimplantate,
Hüftimplantate,
Knieimplantate, kleine Knochenplatten (mini plates), externe Fixierungsstifte,
Stents (z.B. zur Verwendung bei der Reparatur von Blutgefäßen) oder
beliebige andere Implantate können
mit der erfindungsgemäßen Glaszusammensetzung
beschichtet werden.
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Das
Glas gemäß der vorliegenden
Erfindung wird vorteilhafterweise bei Atmosphärendruck und Temperaturen von
etwa 1360°C
hergestellt. Die Erhitzungszeit zum Herstellen der Glasschmelze
ist typischerweise drei Stunden. Kein Schutzgas ist erforderlich.
Wenn die Glaszusammensetzung gemäß der vorliegenden
Erfindung hergestellt wird, werden die Bestandteile zuerst zusammengeschmolzen
und dann abgekühlt.
Das resultierende feste Material wird dann zerkleinert und erneut
geschmolzen, um ein homogenes Material zu erhalten.
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Eine
poröse
Vorrichtung kann auch hergestellt werden, indem ein unter Druck
gesetztes Gas in die Glasschmelze, z.B. während des Gießens des Glases,
injiziert wird. Wenn Druckluft verwendet wird, kristallisiert konventionelles
Glas aufgrund der niedrigen Temperatur der Luft. Dieses Problem
tritt jedoch mit der erfindungsgemäßen Glaszusammensetzung nicht
auf und daher können
sowohl offen- als auch geschlossen-zellige Strukturen gebildet werden.
Die Poren können
weiterhin mit bestimmten aktiven Mitteln gefüllt werden. Die Porosität des bioaktiven
Glases erhöht
nicht nur merkbar die gesamte reaktive Oberfläche des Glases, sondern ermöglicht auch eine
dreidimensionale Bildung des heilenden Knochengewebes.
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Die
erfindungsgemäße Glaszusammensetzung
kann weiterhin beim Herstellen verschiedener Verbundstoffe und Vorrichtungen
verwendet werden, die aus mindestens zwei Materialien bestehen,
wie eine Kombination aus bioaktivem Glas und einem Metall oder einem
Keramikmaterial.
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Der
bioaktive Glasverbundstoff kann verschiedene Materialien, wie Polymere,
Metalle oder Keramiken, umfassen. Bei Anwendungen, bei denen es
erforderlich ist, dass sich die Vorrichtung auflöst, ist es vorzuziehen, z.B.
Biopolymere zu verwenden. Mit „Biopolymer" sind entweder Polymere,
die auf erneuerbaren Rohmaterialien, z.B. Cellulose, basieren, oder
synthetische Polymere, die bioabbaubar sind, z.B. Polylactide, gemeint.
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Ein
Verbundstoff kann unter Verwendung der bioaktiven Glaszusammensetzung
als einer Matrix und eines Keramikmaterials als verstärkende Komponente
gebildet werden. Die erfindungsgemäße Zusammensetzung ist aufgrund
ihrer Kristallisationseigenschaften insbesondere als Matrix geeignet.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung
klebt auch die verstärkenden
Partikel oder Fasern stark zusammen. Ein Implantat, das aus einem
solchen Verbundstoff hergestellt ist, wird, einmal in Kontakt mit
dem Körpergewebe,
rasch porös,
eine Eigenschaft, die in manchen Anwendungen, wie Vorrichtungen
für Tissue-Engineering,
gewünscht
ist.
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Die
in den Verbundstoffen verwendeten Additive oder Verstärkungsmittel
können
in verschiedenen Formen, wie Fasern, gewebten oder nicht-gewebten
Stoffbahnen, Partikeln oder Hohlpartikeln, sein. Sie können auch
poröse
oder dichte Materialien sein und es ist offensichtlich, dass sie
vorzugsweise biokompatibel sind.
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Eine
insbesondere vorteilhafte Verwendung der vorliegenden Glaszusammensetzung
ist in der Form von Fasern. Tatsächlich
kann die vorliegende Zusammensetzung bei höheren Temperaturen als die
bekannten bioaktiven Glaszusammensetzungen zu einer Faser ausgezogen
werden. Typischerweise kann die Herstellungstemperatur sogar 100°C höher sein
als für
die konventionellen bioaktiven Glaszusammensetzungen. Höhere Herstellungstemperaturen
führen
zu Fasern mit kleinerem Durchmesser, da die Viskosität der Glasschmelze
mit zunehmender Temperatur abnimmt. Auch ist die Herstellungstemperatur
entscheidend für
das resultierende Faserprodukt, da sie nahe an der Erweichungstemperatur
des Glases, somit nahe an der Kristallisationstemperatur, ist. Eine
aus der vorliegenden Zusammensetzung hergestellte Faser wurde dreimal
wärmebehandelt und
hat noch immer die beschriebenen Eigenschaften.
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Ein
weiterer Vorteil der vorliegenden Glaszusammensetzung ist ihre bessere
Stabilität
während Lagerung.
Tatsächlich
kann die Glaszusammensetzung mit der Feuchtigkeit der Luft während der
Lagerung reagieren. Daher wird eine Glaszusammensetzung gemäß der vorliegenden
Erfindung, die eine homogene Struktur hat, gleichmäßig reagieren
und das Produkt hat nach der Lagerung noch immer vorhersagbare Eigenschaften.
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Es
wurde oben festgestellt, dass die Mengen der endgültigen Oxide
nahe derjenigen der Ausgangsoxide sind. Als ein Beispiel, wenn die
theoretische Zusammensetzung des endgültigen Glases war:
SiO2 53 Gew.-%,
P2O5 2 Gew.-%,
CaO 22 Gew.-%,
Na2O 6 Gew.-%,
K2O
11 Gew.-%,
MgO 5 Gew.-% und
B2O3 1 Gew.-%,
dann waren die Mengen der
Oxide in der endgültigen bioaktiven
Glaszusammensetzung wie mittels EDX (Energie-dispersive Röntgenanalyse):
SiO2 55,17 Gew.-%,
P2O5 2,11 Gew.-%,
CaO 21,53 Gew.-%,
Na2O 5,64 Gew.-%,
K2O
9,46 Gew.-%,
MgO 5,09 Gew.-% und
B2O3 1,00 Gew.-%.
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich weiterhin auf ein Verfahren zum
Herstellen einer wiederholt wärmbehandelbaren
bioaktiven Glaszusammensetzung gemäß der vorliegenden Erfindung,
wobei das Verfahren dadurch gekennzeichnet ist, dass es die folgenden
Stufen umfasst:
- a) Erhitzen eines Gemisches
aus Ausgangsmaterialien auf eine Temperatur von 1350– 1450°C über einen
Zeitraum von im Wesentlichen drei Stunden,
- b) Abkühlen
lassen der erhaltenen Schmelze auf Umgebungstemperatur über einen
Zeitraum von mindestens 12 Stunden,
- c) Zerkleinern der erhaltenen Glaszusammensetzung in Stücke,
- d) erneutes Erwärmen
der zerkleinerten Glaszusammensetzung auf eine Temperatur von 1350–1450°C über einen
Zeitraum von im Wesentlichen drei Stunden, und
- e) Formen der erhaltenen bioaktiven Glaszusammensetzung in die
gewünschte
Form und Abkühlen
lassen auf Umgebungstemperatur.
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Das
Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung umfasst somit zwei Stufen des Schmelzens oder Erwärmens der
Zusammensetzung, um ein homogenes Gemisch zu erhalten. Die endgültige bioaktive
Glaszusammensetzung kann in jede gewünschte Form gegossen oder geformt
werden, wie direkt in die Form einer Platte oder eines Stabes, die
bzw. der weiterhin zu einer Faser oder zu einem festen Block gemacht
werden kann, die bzw. der in der konventionellen Weise verwendet
wird, d.h. in Stücke
zerkleinert wird und erneut erwärmt
wird, um geformt zu werden.
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In
dieser Beschreibung bedeuten, außer wo es der Kontext anders
verlangt, die Wörter
umfassen" umfasst" und umfassend" einschließen" einschließt" bzw. einschließlich". D.h. wenn bei der
Erfindung beschrieben oder definiert wird, dass sie spezifizierte
Merkmale umfasst, können
verschiedene Ausführungsformen
der gleichen Erfindung auch zusätzliche
Merkmale einschließen.
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Die
Erfindung wird unten genauer durch die folgenden, nicht-einschränkenden
Zeichnungen beschrieben.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 veranschaulicht
ein Beispiel einer Vorrichtung für
Tissue-Engineering, umfassend die erfindungsgemäße Glaszusammensetzung.
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2 veranschaulicht
einen Querschnitt eines bioaktiven Gewebes, umfassend die erfindungsgemäße Glaszusammensetzung.
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3a veranschaulicht
die Reaktion einer Faser, hergestellt aus einem konventionellen
bioaktiven Glas beim Kontakt mit einer Körperflüssigkeit.
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3b veranschaulicht
die Reaktion einer Faser, hergestellt aus dem erfindungsgemäßen bioaktiven
Glas beim Kontakt mit einer Körperflüssigkeit.
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4a zeigt
ein Rasterelektronenmikroskopbild einer bioaktiven Glasfaser gemäß der vorliegenden
Erfindung bei einer Vergrößerung von × 100.
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4b zeigt
ein Rasterelektronenmikroskopbild einer bioaktiven Glasfaser gemäß der vorliegenden
Erfindung bei einer Vergrößerung von × 500.
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5a zeigt
ein Rasterelektronenmikroskopbild einer bioaktiven Glasfaser gemäß der vorliegenden
Erfindung bei einer Vergrößerung von × 100 und
nach Eintauchen in Tris für
7 Tage.
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5b zeigt
ein Rasterelektronenmikroskopbild einer bioaktiven Glasfaser gemäß der vorliegenden
Erfindung bei einer Vergrößerung von × 500 und
nach Eintauchen in Tris für
7 Tage.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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1 veranschaulicht
ein Beispiel einer Vorrichtung für
Tissue-Engineering, umfassend die erfindungsgemäße Glaszusammensetzung. Die
Vorrichtung 1 umfasst Glaspartikel oder kurze Fasern 2,
hergestellt aus der Glaszusammensetzung gemäß der vorliegenden erfindungsgemäßen bioaktiven
Glaszusammensetzung und einer Matrix, hergestellt aus einem Biopolymer 3.
Die Abbaugeschwindigkeit des Biopolymers ist vorzugsweise höher als
die Auflösungsgeschwindigkeit
des bioaktiven Glases. Daher baut sich das Biopolymer 3 ab
und ermöglicht
die Bildung von Körpergeweben,
wie Blutgefäßen, wohingegen
das bioaktive Glas im Wesentlichen in einer konstanten Form und
Größe bleibt.
Diese Art der Tissue-Engineering-Vorrichtung ermöglicht die Bildung neuer Gewebe
mit gewünschter
Geschwindigkeit und Form, während
der Hohlraum unverändert
bleibt, in den die Vorrichtung implantiert ist. Das Biopolymer kann
auch ein biologisches Molekül,
wie ein Wachstumshormon, umfassen.
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2 veranschaulicht
einen Querschnitt eines bioaktiven Gewebes, umfassend die erfindungsgemäße Glaszusammensetzung.
Das Gewebe besteht in dieser Ausführungsform aus drei Schichten von
Fasern und kann entweder gewebt oder nicht-gewebt sein. Die entsprechenden
Schichten 4, 5 und 6 werden aus mindestens
zwei verschiedenen Zusammensetzungen aus bioaktivem Glas hergestellt,
wobei jede Zusammensetzung eine unterschiedliche Bioaktivität hat. Die
Schicht 4 kann aus der erfindungsgemäßen Glaszusammensetzung hergestellt
sein, die ihre Bioaktivität
unverändert
während
der Herstellung des Gewebes beibehält. Die Schichten 5 und 6 können dann
aus Glaszusammensetzungen hergestellt sein, deren Bioaktivitäten entweder
durch das Herstellungsverfahren des Gewebes verändert werden oder die gar nicht
bioaktiv sind.
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3a veranschaulicht
die Reaktion einer Faser 7, hergestellt aus konventionellem
bioaktivem Glas, beim Kontakt mit einer Körperflüssigkeit. Die Figur zeigt,
dass die Faser eine heterogene Struktur hat, bestehend aus einem
teilweise kristallisierten Teil 8 und einem amorphen Teil 9.
Der amorphe Teil 9 hat sich mit einer größeren Geschwindigkeit
bzw. Rate aufgelöst
als der kristallisierte Teil 8, was somit zu einem unebenen
Querschnitt der Reaktionsschichten auf der Faser führte.
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3b veranschaulicht
die Reaktion einer Faser 10, hergestellt aus dem erfindungsgemäßen bioaktiven
Glas, beim Kontakt mit einer Körperflüssigkeit.
Die homogene Struktur des erfindungsgemäßen Materials wird klar durch
den im Wesentlichen gleichen Querschnitt der Reaktionsschichten
aus der Faser nach Reaktion mit einer Körperflüssigkeit gezeigt.
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Die 4a bis 5b werden
unten diskutiert.
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BEISPIEL
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Eine
Zusammensetzung, bestehend aus:
165,00 g SiO2,
7,27
g CaH(PO4) × 2H2O,
108,21
g CaCO3,
41,04 g Na2CO3,
48,42 g K2CO3,
9,00 g MgO und
5,33 g H3BO3,
wurde
auf eine Temperatur von 1360°C
erwärmt
und bei dieser Temperatur über
einen Zeitraum von drei Stunden gehalten. Die geschmolzene Zusammensetzung,
in der die Carbonate unter Bildung von Oxiden reagiert hatten, wurde
auf Umgebungstemperatur über
Nacht abkühlen
gelassen und das feste Glas wurde in Stücke zerkleinert.
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Das
zerkleinerte Glasmaterial wurde erneut auf eine Temperatur von 1360°C erwärmt und
bei dieser Temperatur über
einen Zeitraum von drei Stunden gehalten. Die resultierende erweichte
Glaszusammensetzung wurde in eine Form gegossen und über Nacht
auf Umgebungstemperatur abkühlen
gelassen. 300 g bioaktives Glas gemäß der vorliegenden Erfindung
wurden erhalten. Die Zusammensetzung des Glases war die Folgende:
SiO2 55 Gew.-%,
P2O5 1 Gew.-%,
CaO 21 Gew.-%,
Na2O 8 Gew.-%,
K2O
11 Gew.-%,
MgO 3 Gew.-% und
B2O3 1 Gew.-%.
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Die
erhaltene bioaktive Glaszusammensetzung wurde verwendet, um eine
Faser mittels eines Standardverfahrens auszuziehen und ein bioaktives Glasgewebe
durch ein Vliesstoff-Verfahren
herzustellen. In dem Vliesstoffverfahren wurden die Fasern unter
Verwendung einer dünnen
Schicht einer wässrigen
Stärkelösung aneinander
gebunden. Die Lösung
diente auch als Schlichtungsmittel, wodurch die Festigkeit des Gewebes
erhöht
wurde.
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Das
resultierende Produkt wurde durch Eintauchen des Gewebes in Tris
für 3,
5 bzw. 7 Tage getestet. Die Präzipitation
von Calciumphosphat trat bei 5–7
Tagen auf. Eine optische und eine Röntgenstrahlanalyse zeigten
keine Kristalle auf oder in den Fasern.
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Die 4a bis 5b veranschaulichen
die Ergebnisse des Testens. 4a zeigt
ein Rasterelektronenmikroskop (scanning electron microscope) (SEM)-Bild
einer bioaktiven Glasfaser gemäß der vorliegenden
Erfindung bei einer Vergrößerung von x100
und 4b zeigt die gleiche Probe bei einer Vergrößerung von
x500, d.h. die reine Oberfläche zum
Vergleich.
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5a zeigt
ein Rasterelektronenmikroskopbild einer bioaktiven Glasfaser gemäß der vorliegenden
Erfindung bei einer Vergrößerung von
x100 und nach Eintauchen in Tris für 7 Tage und 5b zeigt
die gleiche Probe bei einer Vergrößerung von x500. In den 5a und 5b kann
man eine klare, unregelmäßige Reaktionsoberfläche sehen,
die bei einer Mineralanalyse als Calciumphosphat (CaP) und Silicium
(Si) enthaltend identifiziert wurde. Das bioaktive Glas gemäß der vorliegenden
Erfindung reagiert somit in einer gleichförmigen Weise, was somit zeigt,
dass die Zusammensetzung des Glases homogen ist.