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Die
Erfindung betrifft Vorrichtungen für die getreue Modellierung
von Organfunktionen in vitro.
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ALLGEMEINER STAND DER TECHNIK
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Das
Kultivieren von Säugetierprimärzellen
ist aufgrund ihrer hohen Empfindlichkeit, relativ langsamer Proliferation,
komplexer Differenzierungsprozesse und der absoluten Sterilität als eine
Grundbedingung grundsätzlich
kompliziert.
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In
den letzten Jahrzehnten wurden ex vivo Gewebekulturen eingehend
beschrieben (Freshney). Kulturen mit hohen Zelldichten oder als
gewebeähnliche
Strukturen erfordern eine Trennung des Versorgungsvolumens und Kultivierungsraumes,
z.B. durch semipermeable Membranen. Außerdem muss dieses Versorgungsprinzip
wirksame Lösungen
für die
Sauerstoffversorgung und andere essentielle Nährstoffe realisieren. Dies
wurde durch spezielle Membranen, Sauerstofftransporteure in Lösung usw.
sichergestellt. Außerdem
sollte es möglich
sein, die Kultur mechanischen Spannungen auszusetzen, um in der
Lage zu sein, spezifische physiologische Funktionen und Strukturen
einzuführen
(z.B. funktionale Knorpelbildung).
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Bei
den wirksamsten Bioreaktorsystemen konnte die Induktion von de novo
Selbstorganisation in vitro in der wissenschaftlichen Literatur
gezeigt werden (Leber, Knorpel, Knochen, Haut usw.).
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Bei
den beschriebenen Systemen sind die Zellen üblicherweise in sehr gut versorgten
Zellkultivierungsräumen
immobilisiert und können
für die
therapeutische Anwendung als Ganzes daraus entfernt oder transplantiert
werden (z.B. eingekapselte Inselzellen). Bei komplexeren Systemen,
wie Lebersubstitutionssystemen, kann auch die Co-Kultivierung unterschiedlicher
Zell- und Gewebearten
realisiert werden. Jedoch stellt gemäß der entsprechenden Anwendungen
der beschriebenen Kultursysteme keines von ihnen die Möglichkeit der
Sicherstellung der kontinuierlichen regulierbaren/dimensionierbaren
Perfusion der immobilisierten Gewebe mit mindestens einer mobilen
Gewebeart/Zellpopulation gleichzeitig zusätzlich zur de novo Organisation von
Primärzell-
und Gewebestrukturen in einem stationären (nicht beweglichen) immobilisierten
Zustand bereit.
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Insbesondere
wird der Prozess der Selbstorganisation von gewebeähnlichen
Strukturen durch Zellmigration, Zell-Zell-Interaktion, Aktivierung
und Differenzierung aufgrund der lokalen Mikroumgebung induziert. Für die Bildung
multizellulärer
Interaktionen in langfristiger Kultur (z.B. einige Wochen) muss
eine definierte Balance zwischen minimaler, aber ausreichender Versorgung
mit Nährstoffen,
Entnahme inhibitorischer Metaboliten und der maximalen Unterstützung intrinsischer
lokaler Mikrogradienten realisiert werden. Zytokine und Wachstumsfaktoren
sekretiert durch die immobile Zellphase müssen an Ort und Stelle gehalten
werden, damit sie für
die suspendierten oder migrierenden Zellen der mobilen Phase anziehend
sind.
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Die
in vitro Immunisierung von menschlichen immunkompetenten Zellen
stellt im Grunde die Simulation einer Organfunktion ex vivo dar
und erhöht
somit die Anforderungen an die Zellkultur auf ein noch höheres Niveau.
Es stehen verschiedene Zellkultursysteme zur Verfügung. Zusätzlich zu
herkömmlichen
zweidimensionalen Systemen, bei denen die Zellen auf einer ebenen
Fläche
wachsen, meist am Boden des Kultivierungsgefäßes, gibt es auch dreidimensionale
Systeme für
die Zellkultivierung. Aufgrund der Möglichkeit des Zellwachstums
selbst in die dritte Dimension bieten Letztgenannte eine gewebeähnliche
Zellkultur, welche dadurch den natürlichen Bedingungen näher ist.
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Geeignete
Zell- und Gewebekultivierungssysteme sind in den folgenden Veröffentlichungen
beschrieben:
WO 99/43788 beschreibt
ein in vitro Modellsystem für
Virusinfektion und Immunreaktion, welches aus einem Gewebeblock
aus Tonsille oder Lymphknoten aufgebracht auf einer flexiblen und
porösen
Matrix besteht, wobei der Gewebeblock in einem Medium kultiviert
wird, dessen Oberfläche
der Gewebeblock/Matrix-Schnittstelle entspricht. Das Kultursystem
kann verwendet werden, um auf Antivirusarzneimittel zu untersuchen,
den Verlauf von Viruserkrankungen zu überwachen und eine Immunreaktion
auf Antigenstimulation zu überwachen.
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WO 89/11529 beschreibt einen
Bioreaktor, der aus zwei Kammern, einer Zuführkammer und einer Austragskammer,
und einer Zellkammer getrennt durch eine selektiv permeable Ultrafiltrationsmembran
besteht. Innerhalb der Zellkammer fängt eine biokompatible dreidimensionale
Matrix die Tierzellen. Aufgrund der Gegenwart dieser biokompatiblen
Matrix weist die Zellkammer eine Gelphase auf, d.h. die biokompatible
Matrix und die Zellen und eine Flüssigphase enthalten eine konzentrierte
Lösung
des Zellproduktes, welches isoliert werden kann.
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US-Patentschrift Nr. 5,416,022 beschreibt
eine kompakte und leicht montierbare Zellkultivierungsvorrichtung,
die mindestens einen Zellkultivierungsabschnitt aufweist, dessen
Inneres den Zellkultivierungsraum darstellt.
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WO 01/04262 betrifft einen
Bioreaktor und ein Verfahren zum Kultivieren von organischem Material, insbesondere
Zellen, unter Verwendung eines Nährstoffmediums.
Das Kultivieren des organischen Materials erfolgt unter einem konstanten
Fluss von Nährstoffen.
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DE-C-4230194 und
EP-A-0 590 341 beschreiben
einen Reaktor für
die Zellkultivierung, welcher von zwei einzelnen Hohlfaser-Membransystemen
durchquert wird und in welchem die Kultivierung der Zellen auf dem
Netz gebildet durch die Hohlfasern erfolgt. Der Reaktor wird unter
der Bezeichnung „Tecnomouse
®" verkauft. Der Tecnomouse
®-Bioreaktor
ist ein miniaturisierter Perfusionsbioreaktor, der dreidimensionale
Zellkulturen mit kontinuierlicher Zirkulation von Medium und O
2-Versorgung ermöglicht. Fünf unterschiedliche, aufeinander
angeordnete Hohlfasermodule können
gleichzeitig darin eingesetzt werden. Die einzelnen Module werden
jeweils durch die Grundvorrichtung mit Nährstoffmedium und einer Luft/CO
2-Mischung versorgt. Das Zuführen des
Nährstoffmediums
erfolgt durch einen Pumpkopf, der eine variable Zufuhr von Medium
zwischen 15 und 150 ml/h mit fünf
Segmenten ermöglicht.
Für die
Gaszufuhr wird Umgebungsluft mittels einer Membranpumpe vom Inkubator
durch einen Gasturm in das entsprechende Hohlfasermodul geleitet.
Durch Silikonmembranen, die das entsprechende Hohlfasermodul oben
und unten abgrenzen, erreicht die Gasmischung direkt den Zellkultivierungsraum.
Die parallel in engen Maschen angeordneten Hohlfasern bilden den
Interkapillarraum, wodurch die Zufuhr von Nährstoffen und Entsorgung von
Stoffwechselendprodukten sichergestellt ist. Die eingesetzten Cuprophan-Hohlfasermembranen
erlauben den Durchlass von Molekülen
bis zu einer Größe von 10
kDa. Im Extrakapillarraum, welcher die Hohlfasern umgibt, werden
die Zellen kultiviert. Zwei Anschlüsse ermöglichen die Inokulation mit
Zellen und Medien sowie die Zellernte. Das Volumen des Extrakapillarraumes
eines Hohlfasermoduls beträgt
etwa 4,3 ml. Der Tecnomouse
®-Reaktor wurde ursprünglich für die Herstellung
monoklonaler Antikörper
als ein alternatives Verfahren zu Tierversuchen aufgebaut. Die Entwicklung des
sauberen Systembetriebs hinsichtlich der Kulturtechnologie und die
Berechnung von Volumen- und
Größenverhältnissen
waren Gegenstand paralleler Studien, zusätzlich zu Studien für die Charakterisierung
der Sauerstoffbeimischung (Maier und Nagel, Di plomarbeit TU Berlin
1993; Wiesmann et al., J. Appl. Microbiol. Biotechnol. 41, 531-536
(1994)).
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Schließlich beschreibt
EP-B-0 584 170 einen
Kultivierungsprozess und eine entsprechende Vorrichtung, in der
Säugetierzellen
gleichzeitig in mehreren separaten Kulturgefäßen in einem gemeinsamen Versorgungskreislauf
kultiviert werden, wobei der Versorgungskreislauf durch eine die
Zellen zurückhaltende
Membran von den Kulturgefäßen getrennt
ist.
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Der
Reaktor nach
DE 3409501 und
DE 4209501 weist zwei Kammern
auf, eine Zellkultivierungskammer und eine Versorgungskammer, welche
durch eine Membran getrennt sind.
DE-A-4229334 beschreibt ein entsprechendes
krugähnliches
Kultivierungsgefäß mit zwei
Kammern.
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US-Patentschrift Nr. 4,242,460 offenbart
eine Zellkultivierungsvorrichtung in einer Spiralform, in welcher
der Versorgungskreislauf als eine semipermeable Spule um die Reaktorspule
gewickelt ist.
EP-A-0
365 313 beschreibt einen zylindrischen Bioreaktor, in dem
die Versorgung durch mehrere Rohrsysteme sichergestellt ist.
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WO 93/18133 beschreibt eine
Vorrichtung für
die Behandlung von Zellkulturen auf plattenartigen Antigenzellkulturträgern, welche
mindestens teilweise gasdurchlässig
sind und auf welche eine Kollagenbeschichtung mit der zu kultivierenden
Zellkultur aufgetragen wird.
DE-A-4,322,746 schlägt Hohlfasern
als die entsprechenden Zellkulturträger vor.
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EP 0690125 betrifft einen
Prozess für
die Induktion einer Kultur aus zytotoxischen T-Lymphozyten, welche
abtötende
Aktivitäten
gegen Tumorzellen aufweisen, welcher den Schritt der Co-Kultivierung
eines Tumorgewebes, welches die Tumorzelle und einen spezifischen
Lymphozyten enthält,
umfasst. Das Tumorgewebe kann immobilisiert sein.
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US-Patentschrift Nr. 5,677,139 offenbart
die Expansion hämatopoietischer
T-Zellen. Die Expression erfolgt in gemeinsamer Kultur mit Stromazellen,
welche als eine Monoschicht vorliegen können.
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US-Patentschrift Nr. 6,479,064 betrifft
einen Prozess zum Aufbauen eines künstlichen Organs unter Verwendung
eines dreidimensionalen Gerüsts,
welches mit einer Schicht eines Endothelgewebes bedeckt ist und
mit einer zweiten Kulturzellpopulation in Kontakt gebracht wird.
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US-Patentschrift Nr. 6,251,672 betrifft
einen Prozess für
das Kultivieren von Säugetierzellen,
bei dem eine erste Säugetierzelle
mit einer zweiten Säugetierzelle
in Kontakt gebracht wird, welche auf einem festen Träger immobilisiert
ist.
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Alle
der oben genannten dreidimensionalen Kultivierungsverfahren und
-vorrichtungen sind dem natürlichen
System hinsichtlich der Wirksamkeit noch nicht angenähert. Insbesondere
ein kontrolliertes Wachstum der Zellen und eine kontrollierte Versorgung
des zu kultivierenden Zellmaterials mit regulatorischen Faktoren/Agenzien,
insbesondere anderen Zellarten (zusätzlich zur kontinuierlichen
Zufuhr von Nährstoffen),
ist nicht sichergestellt.
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KURZDARSTELLUNG DER ERFINDUNG
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Überraschenderweise
wurde nun herausgefunden, dass das Kultivieren von Zellen/Gewebe
in einer stationären
Phase durch Kontakt mit einer mobilen Phase, welche Zellen einer
unterschiedlichen Zellart enthält,
essentiell für
die Bildung funktionaler Gewebe und von höchster Bedeutung für bestimmte
Gewebearten ist. Somit betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zum
Kultivieren von Zellen und/oder Gewebe, welche mindestens einen
Kultivierungsraum (2), welcher eine Matrix (Matrizes) (8)
enthält,
die für
das Einführen
von Zellen und/oder Gewebe geeignet ist (sind), und mindestens zwei
flüssigkeitszuführende Elemente
(14, 16; 27, 38), um unterschiedliche
Flüssigkeiten
an den Raum (2) oder die Matrix (8) zu liefern,
umfasst, wobei mindestens eine zellfreie Versorgungsflüssigkeit
oder ein Versorgungsgas (4) und mindestens eine mobile
Phase (6) zugeführt
werden, wobei
- (i) die mindestens eine mobile
Zellphase (6) durch die Matrix (8) in quer verlaufender
Flussrichtung hindurchfließt;
und
- (ii) die bevorzugt horizontale Matrix (8) in einer
hohlen Kammer (20a, 20b) aufbewahrt ist, durch
welche die mindestens eine mobile Zellphase (6) in quer
verlaufender Flussrichtung fließt.
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Die
obige Vorrichtung ist geeignet für
das Durchführen
eines Verfahrens zum Kultivieren von Zellen und/oder Gewebe, welches
den Schritt des Kultivierens von Zellen, die in einem oder mehreren
Kultivierungsräumen
immobilisiert sind, in Kontakt mit
- (a) mindestens
einer zellfreien Versorgungsflüssigkeit
oder einer definierten Gasmischung und
- (b) mindestens einer mobilen Phase, welche Zellen einer Zellart
enthält,
die sich von der der immobilisierten Zellen unterscheidet, umfasst.
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Zellen
und Gewebe können
durch ein solches Verfahren erhalten werden.
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Die
Vorrichtung gemäß Erfindung
ist unter anderem geeignet für
den gut gerichteten Erhalt menschlicher Antikörper und menschlicher immunkompetenter
Zellen gegen ausgewählte
Antigene (Zielantigene).
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KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
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1 zeigt
eine erste Ausführungsform
der Vorrichtung gemäß der Erfindung.
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2 zeigt
eine zweite Ausführungsform
der Vorrichtung gemäß der Erfindung.
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3 und 4 zeigen
eine Detailansicht bzw. eine Queransicht der Vorrichtung dargestellt
in 2.
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5 zeigt
ein Diagramm von Oberflächenmarkern,
die üblicherweise
für die
DC-Charakterisierung verwendet werden. Die Balken zeigen Teile von
Zellen, die jeden Marker exprimieren, im Vergleich zu allen positiv
auf CD45 getesteten Zellen, einen Pan-Leukozytenmarker vor
und
nach (12 h; ☐) dem Differenzierungsprozess.
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6 zeigt
die Quantifizierung von Phagozytose durch Flusszytometrie. Leukozyten,
z.B. DC, können durch
Nukleineinfärbung
von Bakterien unterschieden werden (PI auf FL-2, A), Zellen, die
FITC-markierte Bakterien enthalten, können mittels einer Quadrantenstatistik
quantifiziert werden (FL-1, B-D), Phagozytose kann durch Inkubation
auf Eis von Adsorption unterschieden werden (C und D).
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7 zeigt
DC, welche ein dendritisches Netz bilden. T-Zellen kommen in engen
Kontakt mit Dendriten und werden für die Proliferation aktiviert,
T-Zellen migrieren zu DC-Dendriten (A), T-Zellen kommen in engen
Kontakt mit DCs (Pfeil in B), T-Zellen beginnen in Kontakt mit DCs
zu proliferieren (Pfeil in C), T-Zellen bilden schwebende Proliferationscluster
(Pfeil in D).
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8 ist
ein Schema der Versorgungsleitungen für eine Vorrichtung der Erfindung.
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9 zeigt
eine dritte Ausführungsform
der Vorrichtung gemäß der Erfindung.
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10 zeigt
eine vierte Ausführungsform
der Vorrichtung gemäß der Erfindung.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung steht „immobilisierte
Zell- und Gewebekultur" für eine Kultur
innerhalb der Vorrichtung, in welcher die Zellen durch Anhaften
an Flächen
oder durch andere mechanische oder physiologische Mechanismen innerhalb
eines Abschnittes (Kultivierungsraum) der Vorrichtung gehalten werden.
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„Mobile
Zellphase" oder „mobile
Phase enthaltende Zellen" steht
für all
diejenigen Zellen innerhalb der Vorrichtung, welche in einem bestimmten
Zeitraum durch einen gerichteten physikalischen, biophysikalischen oder
biochemischen Prozess, z.B. Flüssigkeitsströme, elektromagnetische
Felder, gerichtete Drücke
und Lockmittelgradienten, durch die Vorrichtung bewegt werden.
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Eine „zellfreie
Versorgungsflüssigkeit" betrifft jede Art
von Kulturmedium, welches für
die Kultivierung von Säugetierzellen
geeignet ist. Geeignete Kulturmedien sind dem Fachmann bekannt.
Eine „definierte
Gasmischung" gemäß der Erfindung
ist angepasst, um die Oxygenierung des Kulturvolumens von 80-100
% bei 37 °C
sicherzustellen. Im Vergleich zur standardmäßigen Luftsättigung wird eine Gasmischung
bereitgestellt, die 20-95 % O2 (v/v) enthält. Im Falle
eines carbonatgepufferten Kulturmediums muss eine Kohlendioxidkonzentra tion
von 5 % (v/v) bereitgestellt werden, um einen stabilen pH bei 7.4
im Kulturvolumen sicherzustellen. Stickstoff wird bis zu 75 % (v/v)
ergänzt.
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Beim
Verfahren durchgeführt
mit der Vorrichtung gemäß der Erfindung
wie oben beschrieben, wird eine Co-Kultur geeigneter Zellen, z.B.
von primären
menschlichen immunkompetenten Zellen, über einen Zeitraum von mehreren
Monaten sichergestellt. Die Funktionalität innerhalb der Co-Kultur wird
durch geeignete Zellpopulationen sichergestellt (Zellkomponenten;
Zellsystem), welche mittels einer Trägermatrix in einen geeigneten
Kultivierungsraum eingeführt
werden. Ein kontinuierliches Versorgungssystem (wie das der Vorrichtung
gemäß Ausführungsform
(2) der Erfindung) soll konstante Kultivierungsbedingungen über den
gesamten Kultivierungszeitraum hinweg sicherstellen. Die Zellpopulationen
verwendeten Form-funktionale Einheiten durch Selbstorganisation
innerhalb der Stützmatrix.
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Die
kultivierten Zellen und/oder Gewebe (im Folgenden auch kurz als „Zellsystem" bezeichnet) sind dadurch
gekennzeichnet, dass darin Zellstrukturen und immunologische Funktionen
nachgeahmt werden, welche denen der immunologisch aktiven Gewebe
in Form der Keimzentren eines menschlichen Lymphknotens oder der
menschlichen Milz entsprechen.
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Die
Bildung der Zellorganisation und Mikrostruktur eines Keimzentrums
wird durch ein gerichtetes Zusammentreffen unterschiedlicher Zellarten
sichergestellt. Zu den in vitro nachzuahmenden Funktionen zählen die
gerichtete Antigen-induzierte Zellproliferation und Antikörperexpression
und die Bildung eines nachhaltigen immunologischen Gedächtnisses.
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Das
korrekte Zusammentreffen von Antigen-präsentierenden, regulatorischen
und schließlich
Antikörper-exprimierenden
Zellen ist notwendig für
die selektive Erzeu gung einer Immunreaktion. Die ideale räumliche
Verteilung immobilisierter Zellen und das optimale Mischungsverhältnis mobilisierter
Zellen (z.B. DC, T-Lymphozyten, B-Lymphozyten usw.) gemäß des Verfahrens
durchgeführt
mit der Vorrichtung der Erfindung stellt eine optimale Zell-Zell-Interaktion
sicher.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
werden zuerst dendritische Zellen (DC, APC), die das Zielantigen
präsentieren,
in die Matrix eingeführt,
welche für
die Kultur vorbereitet und äquilibriert
wurde, und die Kultur wird gestartet. Zusammen mit der Matrix stellen
die anhaftenden DC eine sozusagen „stationäre" Phase im Kultursystem dar. Zu dieser
stationären
Phase werden T-Lymphozyten
in geeigneter Weise zugegeben, welche in die Matrix infundiert werden,
darin gerichtet migrieren, sich in einer Antigen-spezifischen Art
und Weise mit den DC verbinden und so aktiviert (präpariert)
werden. In einem anschließenden
Schritt oder gleichzeitig werden B-Lymphozyten infundiert, welche
sich wiederum mit dem Komplex Antigen-präsentierender DC und entsprechend
aktivierten T-Zellen verbinden und auch in einer Antigen-spezifischen
Art und Weise aktiviert werden.
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Ausgehend
von diesen Komplexen von APC und aktivierten T- und B-Lymphozyten
werden Zellstrukturen gebildet, welche der in vivo Bildung eines
Keimzentrums (GC) oder extrafollikulären Keimzentrums (efGC) entsprechen.
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Die
in vitro efGC und DC sind durch massive Zellproliferation sowie
schließlich
durch Antikörperexpression
gekennzeichnet. Sie erhöhen
somit die Zellmasse und -größe. Für die anfängliche
Interaktion der APC mit den mobilen migrierenden Lymphozyten spielt
die eingesetzte Matrix eine kritische Rolle: einerseits stellt sie
die Zugänglichkeit
der DC für
die Lymphozyten sicher, und andererseits stabilisiert sie ein System
von Mikrogradienten sekretorischer Boten (Zytokine) in der unmit telbaren
Umgebung der Zelle, was von höchster Bedeutung
für die
Zell-Zell-Interaktion ist. Außerdem
wird die umgebende Matrix zunehmend in Übereinstimmung mit der Expansion
der Keimzentren verschoben. Zuerst werden IgM-Antikörper exprimiert
und auf der Zelloberfläche
durch die aktivierten B-Lymphozyten innerhalb der Keimzentren präsentiert. Über einen
Zeitraum von mehreren Tagen findet bei den Antikörpern der IgG-Unterklasse eine
Veränderung
statt, welche schließlich
exprimiert und auf der Zelloberfläche von Plasmazellen präsentiert
werden. Parallel zur Änderung der
Unterklassen findet im Keimzentrum in vitro durch somatische Permutation
eine Affinitätsreifung
des Antikörpers
hinsichtlich des Zielantigens statt. Dies erfolgt durch eine Vorzugsproliferation
der Antigen-spezifischen B-Lymphozyten, deren Antikörper eine
höhere
Affinität
für das
Antigen aufweisen und dadurch einen verlängerten Zell-Zell-Kontakt mit den APC
im Vergleich zu anderen konkurrierenden B-Lymphozyten (auch unter
den T-Lymphozyten) haben. Somit steigt ihre Proportion in der Gesamtexpression
Antigen-spezifischer Antikörper
(klonale Expansion) und führt
schließlich
zu einer Dominanz in der Kultur.
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Die
Anzahl spezifischer B- und T-Gedächtniszellen
(für die
Induktion einer sekundären
Immunreaktion) oder naiver B- und T-Lymphozyten (für die Induktion
einer primären
Immunreaktion) ist angepasst auf die verfügbaren APC in der Co-Kultur.
Durch ein geeignetes Verhältnis
von B- und T-Lymphozyten in Bezug aufeinander und auf die APC, ist
die geeignete Nähe
der interagierenden Zellen (für
eine erfolgreiche Migration und Assoziation) und die Kombination
einer idealen Gesamtzellmasse der Co-Kultur, die gerichtete Bildung und
Funktionalität
der Keimzentren in Form induzierter Antikörperproduktion und Zellproliferation
sichergestellt.
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Als
Antigen-präsentierende
Zellen (APC) tragen dendritische Zellen verarbeitetes Antigen auf
ihrer Zellober fläche
und sind somit in der Lage, Antigen-spezifische T4-Helfer-Zellen
(naiv oder T-Gedächtnis)
zu aktivieren, welche sich in unmittelbarer Umgebung befinden. Die
Aktivierung verursacht die Sekretion von Zytokinen (IL-2, IFNγ) und klonale
Expansion. Die Präsentation
des Antigens wird bewirkt durch Membran-gebundene MHC-Rezeptoren der Klasse
2 der DC. Für
eine geeignete Präsentation
wird das Antigen zuvor an Mikropartikel gebunden und den APC für Phagozytose
und Antigenverarbeitung angeboten. Die Zugabe des Antigens erfolgt
entweder vor oder während
der Co-Kultivierung.
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Funktionale
dendritische Zellen erhält
man aus Blutpräparaten
und differenziert in vitro. Lymphozyten werden aus den gleichen
oder unterschiedlichen Spendern hergestellt. Sie können zur
gleichen Zeit hergestellt und während
des Differenzierungszeitraums der DC kryokonserviert werden, oder
sie können
zu einem späteren
Zeitpunkt hergestellt werden. Ein autologes Konzept wird bevorzugt,
um immunogene Wirkungen zwischen den beteiligten Zellpopulationen
zu vermeiden. Für
die Co-Kultur werden
allogene oder autologe T-Lymphozyten in ausreichenden Mengen und
zu gegebener Zeit bereitgestellt, sobald die Differenzierung der
DC und die Antigenpräsentation
abgeschlossen sind. Innerhalb des Umfangs der Zell-Zell-Interaktion
werden die regulatorischen Wirkungen der T-Lymphozyten ausgenutzt.
Für die
Induktion einer bestehenden Immunreaktion sind dies T-Gedächtniszellen
(sekundäre
Immunreaktion), während
für die
selektive de novo Erzeugung einer Immunreaktion naive T-Lymphozyten
eingesetzt werden (primäre
Immunreaktion). Die Bereitstellung einer ausreichenden Zellmasse
mit einer hohen Zelllebensfähigkeit
und die Verlängerung
der Lebensdauer der hergestellten Zellpopulation werden durch selektive
T-Zellexpansion bewirkt.
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Für die Co-Kultur
werden auch autologe B-Lymphozyten in einer ausreichenden Menge
und zu gegebener Zeit bereit gestellt. Auch in diesem Fall können Gedächtniszellen
oder naive B-Zellen eingesetzt werden, abhängig davon, ob eine sekundäre oder
primäre
Immunreaktion induziert werden soll. Die Zellmasse mit hoher Zelllebensfähigkeit
kann durch Revitalisierung kryokonservierter Proben zu einem vorbestimmten
Zeitpunkt erhalten werden.
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Die
T-Zellen, welche vorrangig für
regulatorische Zwecke eingesetzt werden, können geeignete spezifische
B-Zellen (naiv oder B-Gedächtnis)
durch Zell-Zell-Kontakte
und Zytokinsekretion aktivieren und sie zur Zytokinsekretion und
klonalen Expansion induzieren. Außerdem erfolgt die Expression
des Zell-spezifischen Immunglobulins entweder zuerst in Form von
IgM (naiv; primäre
Immunreaktion) oder in Form von IgG (B-Gedächtniszellen, sekundäre Immunreaktion,
Bystander-Reaktion), welche mobil sind und durch Chemotaxis, angezogen
durch die APC, migrieren. Die Zellinteraktionen manifestieren sich
in Form von gerichteter Zellmigration, der Bildung von Zell-Zell-Kontakten,
der selektiven gegenseitig stimulierten Sekretion von Zytokinen
mit autokrinen und parakrinen Wirkungen, gerichteter Zellproliferation
und der Antigen-gesteuerten Affinitätsreifung der gebildeten Antikörper (Antikörper-Arming).
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Daher
bestehen wichtige Funktionen der in vitro gebildeten Keimzentren
in einer umfassenden gerichteten Bildung Antigen-spezifischer B-Zellen,
der Expression Antigen-spezifischer Antikörper verschiedener Unterklassen,
der gerichteten Veränderung
von Unterklassen und der Affinitätsreifung
von Antikörpern
spezifisch für
das Zielantigen.
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Die
extrazelluläre
Trägermatrix
und das Kulturmanagement stellen außerdem die kritisch notwendige zelluläre gewebeartige
Selbstorganisation und Selbstkonditionierung innerhalb der Co-Kultur
sicher. Sie muss die Mobilität
der Zellen sowie die Adhäsion,
Migration, Assoziation und Proliferation ermöglichen. Außerdem unterstützt die
Matrix das Wachstum der Keimzentren über Kultivierungszeiträume von
mehreren Monaten hinweg. Zu diesem Zweck sind optimale Diffusionseigenschaften
für Substrate
und Abfallprodukte des Zellstoffwechsels sichergestellt, ohne die
lokale Mikroumgebung der Zytokingradienten zu stören. Außerdem ist eine kontrollierte
Degradation oder Verschiebung der Matrix in Übereinstimmung mit der Expansion
sich bildender Keimzentren sichergestellt.
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Bei
der Vorrichtung gemäß der Erfindung
ist es bevorzugt, dass die Matrix des Kultivierungsraumes eine Porosität aufweist,
welche ausreichenden Durchfluss durch die mobile Phase, die Migration
von Zellen innerhalb der Matrix und die Bildung lokaler Flussgradienten
(Mikroumgebung) ermöglicht,
und dass sie bevorzugt eine Porosität von mehr als 30 μm aufweist.
Es ist ferner bevorzugt, dass die Hohlräume der Matrix Durchmesser
von mindestens zweimal dem Durchmesser der Zellen der mobilen Phase
aufweisen. Schließlich
ist es auch bevorzugt, dass die Matrix aus Gelen, porösen Materialien,
wie offenporigen Schäumen,
Geweben und Faserstoffen ausgewählt
ist.
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Die
Langzeitkultivierung der gebildeten Keimzentren wird durch die kontinuierliche
Versorgung des Kultivierungsraumes (z.B. mit zellfreier/n Versorgungsflüssigkeit/en)
sichergestellt. Das Versorgungssystem, der Kultivierungsraum und
die Matrix können
sterilisiert sein und zeigen ausreichende Prozessstabilität über Monate
hinweg für
die Langzeitkultivierung.
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Die
kontinuierliche Versorgung stellt eine ausreichende und konsistente
Versorgung mit Substraten und die Entnahme von einschränkenden
Stoffwechselendprodukten sicher. Ein Mediumvolumen zirkuliert durch
das Kultursystem und wird anschließend auf ideale Kulturbedingun gen
hinsichtlich der Sauerstoffkonzentration und des pH-Wertes des Mediums
regeneriert (äquilibriert).
Außerdem
wird ein Teil des zirkulierenden Kulturmediums kontinuierlich mit
einer selektiv einstellbaren Verdünnungsrate verändert. Dies
stellt eine konstante Versorgung der kultivierten Zellen mit stoffwechselrelevanten
Substraten und die Entsorgung von wachstumseinschränkenden
Metaboliten sicher, selbst über
lange Kultivierungszeiträume
hinweg.
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Außerdem kann
der physiologische Zustand der Kultur (Substratverbrauch, Zytokinregression,
Antikörperproduktion
usw.) durch periodische Probenahme des zirkulierenden Kulturmediums überwacht
werden.
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Der
Kulturraum ist ausgelegt um sicherzustellen, dass eine ausreichende
Menge an Zellen interagieren kann und somit eine Immunreaktion gegen
alle gewünschten
Antigene innerhalb des Umfangs einer autologen Co-Kultur induzieren
kann.
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Der
Kultivierungsraum selbst ist gefüllt
mit einer wachstumsunterstützenden
Matrix und wird durchquert von mikroporösen Membranoberflächen, was
die Versorgung der Zellen mit wichtigen Substraten und die Entsorgung
von kritischen und gewünschten
Endprodukten in einem ausreichenden Maße sicherstellt, ohne die durch
die Zelle gebildete Mikroumgebung zu stören (Gradienten von Faktoren,
welche autokrine und parakrine Wirkungen aufweisen).
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Der
ausreichende Transport von Substanzen aus dem Verdauungssystem durch
die Membranoberflächen
in die Matrix und schließlich
zu den metabolisch aktiven Zellen wird kontrolliert durch:
- 1. das Material und das mikrostrukturelle Erscheinungsbild
der Membranoberflächen;
- 2. die gegenseitige geometrische Anordnung der Mem branoberflächen;
- 3. eingeschränkte
Diffusionslängen
innerhalb des Kultivierungsraumes;
- 4. ausreichende Transporteigenschaften der Matrix in Form guter
hydraulischer Eigenschaften und Diffusion; und
- 5. ausreichende Bioverfügbarkeit
gelöster
Substanzen innerhalb des Matrix-gefüllten Volumens.
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Insbesondere
wird die Zugabe und/oder Entnahme von Sauerstoff und/oder Kohlendioxid
und/oder Substraten durch zellfreie Versorgungsflüssigkeit
oder Versorgungsgas durch mikroporöse Membranen unterschiedlicher
Porengrößen bereitgestellt:
eine Hohlfaser mit einem Innendurchmesser (ID) von 100 bis 600 μm, einem
Außendurchmesser
(AD) von 200 bis 1000 μm,
einer Wanddicke (WD) von 25 bis 200 μm und einer Porengröße von 0,05
bis 0,2. Eine geeignete Hohlfaser als Diffusionsmembran bei Verwendung
von Gas ist z.B. ID = 200 μm,
AD = 300 μm,
Polypropylen (PP) und 0,2 mm Porengröße (Accurel, Membrana GmbH, Deutschland)
und eine geeignete Hohlfaser als Filtrationsmembran bei Verwendung
von flüssigen
Medien (durchlässig
für Substrate
und Metaboliten, z.B. Glukose, Lactat) ist z.B. ID = 500 μm, AD = 700 μm, Polyethersulfon
(PESF) mit Porengröße 0,2-5 μm (GKSS,
Deutschland).
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Andererseits
wird eine konstante oder periodische Perfusion von Kulturvolumen
durch flüssige
zellfreie Kulturmedien und/oder Zellsuspension bereitgestellt durch
mikroporöse
Membranen mit unterschiedlichen Porengrößen für die Perfusion suspendierter
Zellen (mobile Zellphase), für
die Interaktion mit der stationären
Zellphase fixiert im Matrix-unterstützten Kulturraum, für die Zuführung von
Substraten und/oder die Entnahme von Metaboliten, für die Zuführung von
Sauerstoff und/oder Kohlendioxid und/oder zellfreier Versorgungsflüssigkeit
oder Versorgungsgas, z.B. eine ebene Membran, welche eine Porengröße von 10
bis 150 μm und eine
Dicke von 0,1 bis 2 mm aufweist. Geeignete Membranen sind eine zellpermeable,
ebene Teflon-Membran mit einer Porengröße von 80 μm (definierte Isopore-Poren)
mit 1 mm Dicke und ein zellpermeables, mechanisch stabilisiertes
Teflonnetz mit einer Maschenweite von 80 μm (Bohlender, Deutschland).
-
Das
Versorgungssystem und der Kultivierungsraum ermöglichen eine kontinuierliche
oder auch periodische Probenahme des Kulturmediums und das Abernten
von Zellen und Zellprodukten wie sekretorischen Antikörpern.
-
Bei
der gleichen Zellkonzentration sollte der prozentuale Lymphozytengehalt
in der Startpopulation erhöht
werden. Dies würde
eine Annäherung
an die Gegebenheiten in menschlichem Blut (M. Classen et al., Urban & Schwarzenberg,
München,
Wien, Baltimore (1991)) und an die Formel vorgeschlagen von Borrebaeck und
Danielsson bedeuten, nach welcher ein Verhältnis von T-Zellen zu B-Zellen
zu Zusatzzellen von 2:1:0,25 als ein optimales Verhältnis eingeschätzt wird
(C.A.K. Borrebaeck, 1989; L. Danielsson et al., Immunology 61 (1987),
51-55). Zum Vergleich: das Verhältnis
der genannten Zellen in der MNC-Startpopulation war 2,7:1:1 oder
0,8:0,25:0,25 und an Tag 34 7:1:41 oder 0,04:0,006:0,25. Die Trennung
der Zellen, insbesondere die Depletion der Monozytenpopulation,
hat eine ungünstige
Wirkung auf den Verlauf der Kultur.
-
Hinsichtlich
der Zusammensetzung des Kulturmediums (und der Versorgungsflüssigkeit(en)),
muss sich eine höhere
Zugabe von menschlichem Serum hinsichtlich der Mediumergänzung als
günstig
erweisen. Auch aus der Analogie zu den Ergebnissen der beschriebenen
Untersuchungen von zweidimensionalen Kulturen heraus, sollte die
Zugabe von menschlichem Serum etwa 10-12 % betragen. Borrebaeck
und Danielsson bevorzugen die Zugabe von 10 % menschlichem Serum
(C.A.K. Borrebaeck, 1989; L. Da nielsson et al., Immunology 61 (1987),
51-55). Im Tecnomouse®-Bioreaktor wurden 4 %
HSA zum Kulturmedium zugegeben. Der Verzicht auf FCS als eine Mediumzugabe
scheint möglich
zu sein. De Serumdeaktivierung sollte im Allgemeinen streng überwacht
werden. Trotz des vorteilhaften dreidimensionalen Kultivierungsmodus
im Bioreaktor konnte keine wirksame in vitro Immunisierung im derzeitigen
Entwicklungsstadium ohne T- oder B-Zellstimulanzien entdeckt werden. Hinsichtlich
des Lymphozytenrückgangs,
welcher im Verlauf unverhältnismäßig hoch war,
wäre die
Verwendung von z.B. IL-2 in einer Konzentration von 50 U/ml und
zusätzlich
die optionale Zugabe von T-Zell-konditioniertem Medium von Vorteil.
Die eingesetzte Endkonzentration von 0,38 μg HBsAg pro ml lag innerhalb
des Konzentrationsbereichs, der von Borrebaeck und Danielsson auch
als günstig
eingeschätzt
wurde. Da die Zellen nicht durch Medium in das Organfragment gespült werden,
sondern durch engmaschige mediumhaltige Hohlfasern in den dreidimensionalen
Raum zugeführt
werden, gibt es keinen Grund, die oben genannte IL-2- oder Ag-Konzentration
zu erhöhen,
wie durch den erhöhten
Stimulansbedarf für
die Lymphozytenaktivierung wie beschrieben durch Ferro und Hoffmann
(Ferro et al., Immunobiology 188 (1993) 51-61; Hoffmann et al.,
J. Immunol. Methods 179 (1995) 37-49) impliziert.
-
Das
Verfahren unter Verwendung der Vorrichtung gemäß der Erfindung ermöglicht folgende
spezielle Ausführungsformen:
- – Langzeitbetrieb
für Mehrfachimmunisierung,
parallele Anordnungen und Dimensionen für Biomassen;
- – Prozessüberwachung,
zum Beispiel durch Gewinnung der gebildeten spezifischen Antikörper oder
Zytokin-Cocktails;
- – Gewinnung
von menschlichen, spezifisch neu angeordneten und hypermutierten
B-Lymphozyten/Plasmazellen und Gewinnung der einzelnen Zell-RNA/DNA;
- – Transfektion
einer Zelllinie mit dem Antikörpergen
zum Herstellen des monoklonalen Antikörpers; und/oder
- – Gewinnung
von Antigen-spezifischen T-Suppressor/Killerzellen für die zellsubstituierende
autologe Therapie.
-
Die
Vorrichtung gemäß der Erfindung
ist insbesondere geeignet für
die Durchführung
des zuvor beschriebenen Verfahrens. Besondere Ausführungsformen
sind in 1 bis 4 und 8 bis 10 gezeigt.
-
Die
Erfindung wird ferner mittels der folgenden Figuren und Beispiele
veranschaulicht.
-
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER FIGUREN
-
1 und 2 zeigen
alternative Ausführungsformen
einer Vorrichtung zum Kultivieren von Zellen und/oder Gewebe, welche
einen Kultivierungsraum 2 zum Einführen von Zellen und/oder Gewebe
aufweist, denen unterschiedliche Flüssigkeitsströme 4, 6 bevorzugt
kontinuierlich zugeführt
werden können,
nämlich mindestens
eine zellfreie Versorgungsflüssigkeit 4 und
mindestens eine mobile Zellphase 6.
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In 1 werden
die Flüssigkeitsströme 4, 6 in
permeablen Leitungen 14, 16 parallel zu einer
Umfangsfläche
und entlang dieser Umfangsfläche
des Kultivierungsraumes 2 geleitet.
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Aufgrund
der Permeabilität
der Leitungen 14, 16 können die zellfreie Versorgungsflüssigkeit 4 und
die mindestens eine mobile Zellphase 6 in eine Matrix 8 enthalten
im Kultivierungsraum 2 diffundieren.
-
In 1 wird
der Materialaustausch durch Pfeile angezeigt, welche auf umrissene
Poren 25 der Leitungen 14, 16 zeigen.
Die Leitungen bestehen bevorzugt aus Kapillaren, nämlich Hohlfasern
mit einem Durchmesser von etwa 50 bis 150 μm, bevorzugt etwa 80 bis 120 μm, deren
Porosität
etwa 30 bis 500 kDa beträgt. Die
Poren 25 sind in 3 und 4 am
besten zu sehen.
-
Die
Leitungen 14, 16 sind entlang von Kontaktoberflächen 10, 12 des
Kultivierungsraumes 2 oder der Matrix 8 bereitgestellt,
wobei 1 auch Durchgänge
durch die Kontaktoberflächen
des Kultivierungsraumes 2 zeigt, welche repräsentativ
für die
Porosität
der Matrix sind.
-
Wenn
mehrere Leitungen 14 für
die Versorgungsflüssigkeiten 4 nebeneinander
verlaufen, bevorzugt parallel, dann ist ihr Abstand voneinander
das Zweifache bis Zahnfache, bevorzugt Drei- bis Fünffache
des Kapillardurchmessers.
-
Während die
Leitungen 14, 16 im Beispiel von 1 für die mindestens
eine Versorgungsflüssigkeit 4 und
die mobile Zellphase 6 entlang einer externen seitlichen
Fläche
des Kultivierungsraumes 2 oder der Matrix 8 bereitgestellt
sind, sieht das Beispiel von 2 vor, dass
die Matrix 8 in einer hohlen Kammer 20a, 20b aufbewahrt
ist, bevorzugt horizontal, wobei die Matrix 8 von der mindestens
einen mobilen Zellphase 6 in quer verlaufender Flussrichtung
durchflossen wird, während
die mindestens eine Versorgungsflüssigkeit 4 durch mehrere
poröse
Leitungen 14, insbesondere Kapillaren, zugeführt werden
kann, welche, bevorzugt parallel, durch das Innere der Matrix 8 verlaufen.
-
Die
Matrix 8 kann durch ein Sieb 18a, 18b an
der unteren Seite oder an beiden Seiten unterstützt werden. Die Porengröße des Siebes 18a, 18b beträgt bevorzugt
etwa 30 bis 100 μm.
-
Im
Beispiel von 2 ist die Matrix 8 ein
Bogen, der eine Dicke von etwa 1 bis etwa 15 mm, bevorzugt etwa
2 bis 10 mm aufweist. Die Matrix 8 ist innerhalb der hohlen
Kammer gebildet aus zwei Gehäusehälften 20a, 20b aufbewahrt,
welche die Matrix 8 mit oder ohne Stützvorrichtungen 18a, 18b zwischen
sich aufnehmen. Die Gehäusehälften weisen
Flanschteile 22a und 22b auf, welche einen Anschluss 30 für die Versorgungsflüssigkeit 4,
die an einer Seite davon bereitzustellen ist, und an der anderen
Seite, einen Anschluss 32 für das Ablassen der Versorgungsflüssigkeit 4,
welche optional erneut zirkuliert werden kann, aufweist. Von dem
Anschlussteil 30 wird die Versorgungsflüssigkeit 4 an mehrere
Leitungen 14 verteilt, die bevorzugt mittig durch die Matrix 8 verlaufen
und parallel angeordnet sind, was in 4 am besten
zu sehen ist.
-
In 2 wird
in einer quer verlaufenden Richtung bezüglich des Kultivierungsraumes 2 oder
der Matrix 8, von oben nach unten, eine mobile Zellphase 6 zugeführt, d.h.
auf der Eingangsseite durch einen Anschluss 34. Unterhalb
der Matrix 8 kann die mobile Zellphase durch einen Anschluss 36 wieder
abgelassen und erneut zirkuliert werden. Die Flanschteile 22a, 22b sind
gegen die Gehäusehälften 20a, 20b der
hohlen Kammer mit Hilfe der Dichtungen 24 abgedichtet.
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8 zeigt
einen schematischen Aufbau der Vorrichtung der Erfindung, einschließlich Versorgungsleitungen,
Steuerung und Überwachung.
Eine definierte vorbereitete Gasmischung (z.B. N2 75
%, O2 20 %, CO2 5
%, Linde AG) wird in einem definierten Strom hinzugegeben (z.B.
10-100 cm2/Min.), um eine Konzentration
von gelöstem
Sauerstoff (pO2) im Kulturraum von bevorzugt
90 % (im Vergleich zur relativen Luftsättigung) zu äquilibrieren.
Das Gas wird aus einem Druckgaszylinder 101 entnommen,
steril gefiltert durch einen Filter 102 und in einer Fritten-Waschflasche 103 angefeuchtet.
Das Gas wird durch den seitlichen Anschluss 104 zugeführt, am
gegenüberliegenden
Anschluss 105 wieder abgegeben und in einen sterilen Abscheider
(eine zweite Fritten-Waschflasche, 106)
gelenkt, um eine mikrobielle Rück kontaminierung
zu vermeiden.
-
Die
Zirkulation der Zellsuspension und/oder des Zellkulturmediums für die Perfusion
des Kulturmoduls wird angetrieben durch eine peristaltische Pumpvorrichtung
(107) mit einem konstanten Fluss von 100 μl/Min. in
einem strömungstechnisch
geschlossenen Kreissystem von etwa 12 ml. Ein Anschluss für die Injektion
oder Probenahme von Zellsuspension und/oder Medium ist in den Zirkulationskreis
(108) integriert.
-
Die
Analysatoren 109 für
pO2 und die Analysatoren 110 für pH sind
für die Überwachung
der Sauerstoffversorgung und stabiler pH-Werte (Fibox 3, pH-1 mini,
PreSens GmbH) implementiert. Sterile Sensorspots (111, 112)
sind im Inneren des Kulturmoduls befestigt und lesen über Faseroptik
angebracht im Kulturmodulgehäuse
ab. Die Transparenz des für
das Kulturmodulgehäuse
verwendeten Polysulfons (Dicke am Probenahmeanschluss d = 1 mm)
ermöglicht
die optische Fluoreszenzablesung (Fluoreszenzlebensdauer).
-
9 zeigt
eine alternative Ausführungsform
der Vorrichtung zum Kultivieren von Zellen und/oder Gewebe in einer
Schnittdarstellung. Die Vorrichtung ist ähnlich der in 2 gezeigten.
Daher sind die gleichen oder ähnlichen
Teile mit den gleichen Referenzzeichen benannt.
-
Die
Hauptunterschiede sind, dass die Gehäusehälften 20a und 20b zylindrisch
sind, so dass sie in den Flanschteil 22a geschraubt werden
können.
Jede der Gehäusehälften 20a and 20b weist
eine zylindrische Öffnung 21a, 21b mit
einem Gewinde auf, um ein Rohr 27a, 27b aufzunehmen.
Durch die Verbindung der Gehäusehälften 20a, 20b mit
den Flanschteilen 22a kann mittels der Dichtungen 24, 26, 28 eine
gute Abdichtung erreicht werden. Auf der anderen Seite der Dichtungen
wird die Stützvorrichtung 18a, 18b gegen
eine Schulter 36 ge drückt.
Zwischen den beiden Stützvorrichtungen 18a, 18b befindet
sich der Kultivierungsraum 2 oder die Matrix 8.
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Die
Rohre 38 für
die zellfreie Versorgungsflüssigkeit 4 werden
im Flanschteil 22c innerhalb der Öffnungen 40 gehalten,
wobei die Öffnungen 40 und
die Rohre 38 entsprechende Gewinde aufweisen. Zwischen
den Flanschteilen 22a und 22a ist ein drittes
Flanschteil 22b bereitgestellt, um die Verbindung der beiden
Flanschteile 22a und 22c abzudichten.
-
10 zeigt
eine Vorrichtung ähnlich
der in 9 in einer Schnittansicht entlang der Linie I-I
in 9, wobei die Gehäusehälfte 20a weitere Mittel
aufweist. Zum Überwachen
der Zellen und der Medien innerhalb der Matrix 8 sind zwei
Anschlüsse 40 und 42 oder
Faseroptik in der Gehäusehälfte 20a bereitgestellt.
Die Faseroptik kann an einen Sensorspot 46 für pH oder
einen Sensorspot 44 für
pO2 angeschlossen sein.
-
Der
andere Teil der in 10 gezeigten Vorrichtung ist
identisch mit dem von 9.
-
Die
Erfindung wird in den folgenden Beispielen weiter beschrieben.
-
Beispiele
-
Materialien und Verfahren
-
Chemikalien, Verbrauchsstoffe und Laborausrüstung:
-
- Blutproben zur Herstellung von Primärzellen (Beispiel 1, 2) (Haema
Holding AG, Deutschland);
- Blutproben zur Herstellung von MNC (Beispiel 3, 4) (IKIT, Universität Leipzig,
Deutschland);
- Knochenmarkproben (Beispiel 4) (Universität Leipzig, Deutschland);
- T-Kolben 75 cm2 (Nunclon EasyFlask,
Nunc);
- T-Kolben 25 cm2 (Nunclon EasyFlask,
Nunc);
- 24-Well-Multiwellplatten (Nunclon, Nunc);
- Techno Mouse (Integra Biosciences, Deutschland);
- Zellinkubator (CellSafe, Heraeus, Deutschland);
- Luft ergänzt
mit 5 % Kohlendioxid, Temperatur 37 °C, rel. Feuchtigkeit 90 %;
- Flusszytometer FACScalibur (BD Biosciences, Deutschland);
- Zytokinerkennung für
ELISA (Quantikine-Immunoassay, R&D-Systems
Bierman, Deutschland);
- Zytokinerkennung für
flusszytometrisches Perlen-Assay (CBA, BD Biosciences, Deutschland);
- Inverses Mikroskop (Olympus IX-50, Olympus Deutschland, Deutschland);
- Digitale CCD-Farbkamera (DP-50, Olympus Deutschland, Deutschland);
- Autoklav (Tecnoclav 120, Fedegari, Integra Biosciences, Deutschland).
-
Sterilisation:
-
- Inkubation von Artikeln in einer Wasserdampf-gesättigten
Atmosphäre
mit einer Temperatur von 121 °C
und einem Druck von 100 kPa über
Umgebung(sdruck) für
20 Minuten.
-
Alle
Komponenten des Perfusionsbioreaktors wurden durch Gammastrahlung
(17 kGy) steril angeordnet unter einer laminaren Flussvorrichtung
sterilisiert. Die Inokulation suspendierter Zellen (etwa 1 × 106/Modul) erfolgte auch unter sterilisierten
Bedingungen. Die Bioreaktoreinstellung einschließlich des Kulturmoduls und
unterstützender
Fluidströmungstechnik
wird in einen temperaturgesteuerten Inkubator (37 °C) übertragen.
-
Kultur Medium:
-
- Kulturmedium RPMI 1640 (Gibco Invitrogen);
- Fötales
Kälberserum
(FCS; HyClone, USA);
- Zytokine (IL-4, GM-CSF, TNF-a) (AL-Immunotools, Deutschland);
-
Antikörper:
-
- Antikörper
für Flusszytometrie
(BD Biosciences, Deutschland)
-
Reagenzien/Abkürzungen:
-
-
- CD1a-CD86
- Differenzierungscluster-definierte
Marker auf der Zelloberfläche
aufgebaut bei der klinischen Diagnose
- FITC
- Fluorescein-Isothiocyanat,
Fluorchrom zum Markieren von Bindungsproteinen, z.B. Antikörpern
- PerCP
- Fluorchrom zum Markieren
von Bindungsproteinen, z.B. Antikörpern (unterschiedliche Exzitations-/Emissionswellenlänge für Fluoreszenz
im Vergleich zu FITC)
- PE
- Phycoerythrin, Fluorchrom
zum Markieren von Bindungsproteinen, z.B. Antikörpern (unterschiedliche Exzitations-/Emissionswellenlänge für Fluoreszenz
m Vergleich zu FITC oder PerCP)
- T-Zellen
- menschliche T-Lymphozyten
peripherer Blutpräparate
- B-Zellen
- menschliche B-Lymphozyten
peripherer Blutpräparate
- APC
- Antigen-präsentierende
Zellen sind freilegende Teile von Antigenmolekülen unter Verwendung der Haupthistokompatibilitätskomplex-Moleküle (MHC
II) auf ihrer Zelloberfläche,
z.B. dendritische Zellen (DC)
- DC
- Dendritische Zellen
- GC
- Keimzentren sind histologische
Struktur in Lymphknoten und Milz und spielen eine wichtige Rolle
bei der humoralen Immunreaktion beim Menschen
- efGC
- Extrafollikuläre Keimzentren
sind eine spezielle Form von Keimzentren mit reduzierter und histologischer
Struktur in Lymphknoten und Milz und sind auch in nicht-lymphatischen
Organen zu finden, z.B. dem synovialen Saum von Extremitäten
- IL-2-IL-12
- Interleukine, hochspezifische
Botensubstanzen für
die Kommunikation zwischen Leukozyten beteiligt an der Zellchemotaxis
und Zellaktivierung
- IFN-a, β, γ
- Interferon, hochspezifische
Botensubstanzen für
die Kommunikation zwischen Leukozyten beteiligt an der Zellchemotaxis
und Zellaktivierung
- GM-CSF
- Granulozyten- und
Makrophagenkolonie-Stimulationsfaktor, hochspezifische Botensubstanz für die Zellaktivierung
und -differenzierung
- FCS
- fötales Kälberserum, biologisches Präparat aus
dem Blut ungeborener Kälber
- DNA/RNA
- Nukleinsäuren (Desoxyribonukleinsäure, Ribonukleinsäure), spezifisch
codierende Informationsmoleküle
des Genoms und Transkriptoms in Zellen
- SFM/SFM2
- Zellkulturmedium für serumfreie
Anwendung (Gibco, Invitrogen)
- ELISA
- Enzyme Linked Immunosorbent
Assay, analytisches Verfahren für
die spezifische Erkennung und Quantifizierung von Peptiden und Proteinen
- MNC
- Mononukleäre Zellen
(Leukozyten aus peripheren Blutpräparaten)
- HbsAG
- Gängiges Hepatitis-B-Virusantigen
- HLA-DR
- Menschliches Leukozytenantigen,
Typ DR, Zell- und
Gewebeantigenfaktoren für
die Erkennung des „Selbst" und „Nichtselbst" des Immunsystems
- IgM/IgG
- Immunglobuline, Antikörpermoleküle des Typs
M oder G
- PWM
- Kermesbeeren-Mitogen,
pflanzliches Lectin aus Kermesbeeren mit hoher immunogener und mitogener
Potenz (von Sigma-Aldrich)
- LPS
- Lipopolysaccharid,
Teile der Bakterienzellwand (E. coli) mit hoher immunogener und
mitogener Potenz (von Sigma-Aldrich)
- CMV
- Zytomegalievirus,
latentes humanpathogenes Virus
-
Beispiel 1: Erzeugung und Subkultivierung
immunkompetenter Zellen
-
Zum
Untersuchen zellulärer
Immunfunktionen in vitro wurden B-Lymphozyten (B-Zellen), T-Lymphozyten
(T-Zellen) und dendritische
Zellen aus menschlichen Blutproben eines einzelnen Patienten subkultiviert oder
erzeugt, um ein autologes Konzept für weitere Co-Kulturen zusammengesetzt
aus unterschiedlichen Zellpopulationen sicherzustellen.
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Mononukleäre Zellen
(MNC) wurden durch Dichtegradientenzentrifugierung aus Vollblut
oder Leukapheresepräparaten
getrennt. Menschliche immunkompetente Zellen wurden durch immun-magnetische
Separationen durch Oberflächenmarker
isoliert, in einem ersten Schritt für CD14 und in einem zweiten
Schritt für CD4
oder CD19. Zusätzlich
wurde eine Depletion von CD25 angewandt, um regulatorische Zellen
mit suppressivem Potential zu entfernen.
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Die
isolierten Subpopulationen wurden in RPMI-1640-Medium ergänzt mit 10 % (v/v) fötalem Kälberserum
(FCS; HyClone) kultiviert.
-
Monozyten
erhalten durch die CD14-Separation wurden verwendet, um menschliche
dendritische Zellen (DC) durch Zytokinstimulation zu differenzieren.
Daher wurden IL-4 und GM-CSF 24 h und 48 h nach der Herstellung
(jeweils 800 IU/ml für
2 × 106 Zellen/ml) ergänzt. Zusätzliches TNF-a wurde an Tag
8 zugegeben. Die DC waren durch Flusszytometrie für Oberflächenmarker
und die Aktivität
von Phagozytose gekennzeichnet.
-
Der
CD14-negative Pool wurde in RPMI-1640-Medium ergänzt mit 10 % (v/v) fötalem Kälberserum
kultiviert und konnte bei –80 °C für 3 Monate
kryokonserviert werden.
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Das
Kryokonservierungsmedium war zusammengesetzt aus RPMI-1640-Medium,
25 % (v/v) fötalem Kälberserum
und 10 % (v/v) Dimethylsulfoxid (DMSO, Sigma-Aldrich). B-Zellen und T-Zellen
erhielt man unter Verwendung des CD14-negativen Pools aus CD14-(+)-Separation
isoliert oder nach der Revitalisierung von kryokonservierten Proben
durch Separation für
CD19 bzw. CD4.
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Die
erzeugten DC waren durch Flusszytometrie für eine Palette von Oberflächenmarkern
(CD-Marker) und die Fähigkeit
zu Phagozytose (Phagotest, BD Biosciences) gekennzeichnet. Nach
Tag 12 der Differenzierung zeigten die erzeugten DCs normale Verschiebungen
in der Expression von Oberflächenmarkern
wie in der Literatur beschrieben: der Monozytenmarker CD14 verschwand
am ersten Tag der Zytokinergänzung
(IL-4; GM-CSF). Im Gegensatz dazu eskalierte der Marker CD1a. Während des
Differenzierungsprozesses erhöhten sich
CD40, CD83 und CD86 signifikant. Der Marker HLA-DR, der Hauptteil
des MHC-II-Komplexes, der für
die Antigenpräsentation
von Bedeutung ist, wurde konsistent exprimiert (5).
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Die
erzeugten DC zeigen eine gesteigerte phagozytische Aktivität im Vergleich
zu frisch isolierten CD14-positiven Zellen (Monozyten/Makrophagen).
Die phagozytische Aktivität
erhöhte
sich von 6,33 auf 16,15 %. Daher wurden DC mit fluoreszierend markierten
Bakterien (E. coli-FITC) inkubiert und die Fluoreszenzintensität wurde
durch Flusszytometrie gemessen. Zellen mit phagozytierten Bakterien
konnten durch zusätzliche
Propidiumiodid(PI)-Einfärbung
von freien Bakterien unterschieden werden, und von adsorbierten
Bakterien durch Kontrollinkubation auf Eis (0 °C) (6).
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Beispiel 2: Spontane Bildung eines komplexen
Zellnetzes durch Co-Kultivierung von DC und T-Zellen
-
Eine
definierte Co-Kultur von DC und T-Zellen konnte aufgebaut werden.
DC wurden in Suspensionskultur mit bestimmtem Antigen (CMV-Latexperlen,
CMV-Diagnosekit, Abbott Diagnostics) für 4 Stunden vorinkubiert. Dann
wurden 105 DC/ml auf Multiwellplatten (24-Well)
angesetzt und durch Kermesbeeren-Mitogen für Bystander stimuliert (PWM,
1 μg/ml).
Nach 24 Stunden der Kultivierung verteilten sich die DC auf der
Oberfläche
der Kulturschalen und 105 T-Zellen wurden
zugegeben (nicht präpariert
für CMV-Antigen
durch Auswahl von Blutspendern ohne akute oder latente CMV-Infektion).
Die Co-Kultur wurde
für etwa
14 Tage überwacht. Nach
6-10 Tagen bildeten die DC ein komplexes Netz von Dendriten durch
einen Prozess von Selbstorganisation (7). Die
zuvor suspendierten T-Zellen wechselten zu Anhaftung, migrierten
zum dendritischen Netz und kamen in engen Kontakt mit den Dendriten.
Die Proliferation von T-Zellen wurde initiiert und schwebende Proliferationscluster
konnten mit loser Kontakt zur Kulturoberfläche beobachtet werden (7).
-
Darüber hinaus
konnte die Bildung eines Netzes bei co-kultivierten DC und T-Zellen auch in
dreidimensionalen Kulturen nachgewiesen werden. Ein Hydrogel abgeleitet
aus dem menschlichen Fibrinogen-Blutkoagulationssystem wurde wie
im Handbuch beschrieben hergestellt (Tissucol Immuno Kit, Baxter
Bioscience), jedoch unter Verwendung in einer zehnfachen Verdünnung.
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DC
und T-Zellen wurden in Fibrinogen-Lösung suspendiert und nach induzierter
Gerinnung homogen in die gelierende Matrix auf eine Abschlusskonzentration
von 0,8 × 106 bzw. 4,9 × 106 Zellen/ml
eingebettet. Die Matrix wurde in scheibenförmigen Schichten von etwa 1
mm Höhe
hergestellt. Abhängig
von der Konzentration von 1:10 bis 1:5, verdünnt durch Phosphatpuffer (PBS)
vor der Gerinnung, zeigten sie eine moderate Transparenz bis Opazität.
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Die
eingebetteten Zellen wurden durch Mitogenergänzung von 1 μg/ml bakteriellem
Lipopolysaccharid (E. coli; LPS) stimuliert. Unter mikroskopischer
Kontrolle wurden die eingebetteten Zellen für etwa 10 Tage kultiviert.
Von Tag 4 bis 6 des Kulturzeitraums bilden DC durch Selbstorganisationsprozesse
ein dendritisches Netz, wie in der zweidimensionalen Kultur gesehen.
Von Tag 4 bis 6 sind die zuvor homogen verteilten T-Zellen durch
Migration um die DC gedrängt
und bildeten Proliferationscluster bis zum Ende der Kultur.
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Beispiel 3: Untersuchung einer dreidimensionalen
Langzeitkultur von menschlichen MNCs in einem Tecnomouse®-Bioreaktor (Referenzbeispiel)
-
Zwei
unterschiedliche Populationen aus dem gleichen MNC-Präparat von
einem gesunden menschlichen Spender wurden für 56 und 34 Tage in einem Tecnomouse®-Bioreaktor
kultiviert (Beschreibung, siehe oben). Der Kultivierungsraum von
etwa 4,3 ml wurde mit einer Startzellzahl von 2,4 × 108 (55,8 × 106 Zellen/ml) und 1,54 × 108 (35,8 × 106 Zellen/ml) inokuliert. Das Perfusionssystem
des Bioreaktors (Intrakapillarraum) wurde durch kontinuierliche
Perfusion mit dem Kulturmedium IFM aus 5 l Rezirkulationsgefäßen mit
einer. Perfusionsrate von 75 ml/h für 30 Min. vorinkubiert. Der
Kulturraum (Extrakapillarraum) wurde mit dem Kulturmedium SFM1 für 30 Min.
vorinkubiert. Zellen wurden in 6 ml SFM2 und 0,5 ml HEVAC suspendiert
und in den Kulturraum übertragen.
Die Mediumgefäße wurden
in 14-Tages-Intervallen gewechselt. Glutamin wurde gemäß der nominalen
Konzentration in dem IFM in 7-Tages-Intervallen in den Interkapillarraum
zugegeben. 2 ml SFM2 und 0,5 ml HEVAC wurden einmal an Tag 34 in
den Interkapillarraum zugegeben. Für die Versorgung des Bioreaktors
wurde die Gasmischung aus einem Zellkultivierungsinkubator verwendet
(Luft/CO2-Mischung, 5 % CO2).
Das Gas zirkulierte mit 1,8 l/Min. Für die Überwachung der Stoffwechselsituation
wurden täglich
die Nährstoffversorgung
und für
die frühe
Erkennung jeglicher Infektionen, die Glukose- und Lactat-Konzentrationen im Zellkulturüberstand
der MNC-Population gemessen. Zellzählungen wurden mit dem Ethidiumbromid/Acridin-Orange-Verfahren
durchgeführt.
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Kulturüberstände wurden
durch ELISA für
IgM, IgG, Antilipid A, Anti-LPS J5 und Anti-HbsAg-Antikörper analysiert.
Die Zytokine IL-1b, IL-1ra, IL-2, IL-4, IL-6, IL-8 und TNF-a wurden zusätzlich analysiert.
Eine komparative FACS-Analyse beider Populationen an Tag 1 und 34
der Kultur sollten jegliche Differenzierungs- und Proliferationsprozesse entdecken,
die während
der Kultur stattfinden. Die Zelloberflächenmarker CD45, CD2, CD3,
CD20, BMA031, CD11a, CD25-F, CD45 wurden untersucht, um Verschiebungen
im Muster der Differenzierungs- und Proliferationsmarker während der
Kulturzeit von 34 Tagen in der MNC-Kultur zu beobachten.
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Die
MNC- und Lymphozytenpopulation wurde verwendet und eine Lebensfähigkeit
von etwa 90 % konnte nach 5 Wochen Kultur entdeckt werden. Bezüglich der
prozentualen Verteilung von immunkompetenten Subpopulationen entspricht
die Zusammensetzung der MNC-Startpopulation etwa der normalen Verteilung in
peripherem menschlichem Blut wie beschrieben durch Classen (M. Classen
et al., Urban & Schwarzenberg München, Wien,
Baltimore (1991)). In den ersten fünf Wochen der Kultur veränderte sich
die Zellverteilung deutlich zu Gunsten der Makrophagen und dendritischen
Zellen. Die detaillierte Auswertung der FACS-Analysen zeigt, dass
Proliferationen und Aktivierungsprozesse in beiden Kulturvarianten
stattfanden. Die Proliferationsmarker HLA-DR, CD 71 und CD 25 erhöhten sich
in allen Subpopulationen über
die ersten 5 Wochen hinweg. Die einzige Ausnahme waren die T-Suppressorzellen,
bei denen kaum eine HLA-DR-Erhöhung
zu verzeichnen war. Trotz der klaren Verringerung der Lymphozytenzahlen
wird eine Proliferation oder Aktivierung innerhalb der Lymphozytenpopulation
erkennbar. Bei beiden Kulturvarianten konnte eine Erhöhung der
T-Zellmarker CD2,
CD4 und TCRaß erkannt
werden. Eine CD8-Erhöhung wird
nur erkennbar, wenn die Medianwerte berücksichtigt werden, so dass,
zum Abschluss, ein Entwicklungsschub aller T-Zell-Subpopulationen
abgeleitet werden kann. Diese Ableitung wird unterstützt durch die
Verringerung naiver T-Zellen (CD45RA) bei einer gleichzeitigen Erhöhung der
T-Gedächtniszellen
oder aktivierten T-Zellen (CD45R0). Die kontinuierliche Erkennung
von CD11a und Lecam1 spricht für
die funktionale Expression von Adhäsionsmolekülen. Die im Verlauf mittels
ELISA untersuchten Antikörperkonzentrationen
zeigten, dass hohe Konzentrationen von Antikörpern erkannt werden können, selbst
bis Woche 8 der Kultur (siehe Tabelle 7).
-
Die
Zytokine IL-8 und IL-1ra konnten während der gesamten Kulturzeit
verzeichnet werden. Die Auswertung der täglichen Bestimmung von Glukose
und Lactat im rezirkulierenden Medium (Intrakapillarraum) ergab
ein Glukose- und
Lactat-Level in den angegebenen Konzentrationen, welches über den
Verlauf der Kultur hinweg stabil war, was den Schluss einer stabilen
Nährstoffversorgung
ohne eine kritische Ansammlung von Stoffwechselendprodukten zulässt.
-
Der
Abfall des CD45 RA/R0-Verhältnisses
und die Verringerung des IgM/IgG-Quotienten im Verlauf der Zeit
zeigen, dass eine primäre
und auch eine sekundäre
Immunisierung möglich
zu sein scheint, und zwar bereits bei recht einfachen Untersuchungsansätzen.
-
Bei
den täglichen
Messungen der Glukose- und Lactat-Konzentrationen über die gesamte Zeit des Kulturverlaufs
hinweg lag der Glukosegehalt bei mindestens 12,3 mmol/l. Die maximale
Lactatkonzentration lag bei 1,9 mmol/l. Tabelle 1: Ergebnisse von Zellzählungen
im Verlauf einer dreidimensionalen Langzeitkultur von menschlichen MNC
in einem Tecnomouse
®-Bioreaktor
Zeit | Mononukleäre Zellen
(Zellen/ml) | Lymphozyten
(Zelle/ml) |
Gesamt | Lebend | Lebensfähigkeit | Gesamt | Lebend | Lebensfähigkeit |
Start | 55,8 × 106 | n.d. | n.d. | 35,8 × 106 | n.d. | n.d. |
Tag
34 | 334.000 | 302.000 | 90,4
% | 182.000 | 167.000 | 91,8
% |
Tag
56 | 728.000 | 349.000 | 47,9
% | n.d. | n.d. | n.d. |
n.d. = konnte
nicht bestimmt werden |
Tabelle 2: Verhältnis von Lymphozyten und Makrophagen/dendritischen
Zellen in der entsprechenden Gesamtoulation wie bestimmt durch FACS-Analysen:
Proportion
der Gesamtpopulation: | Mononukleäre Zellen, Start
der Kultur | Mononukleäre Zellen, Tag
34 | Lymphozyten,
Tag 34 |
Lymphozyten: | 81
% | 17
% | 8
% |
Makrophagen/dendritische
Zellen: | 19
% | 83
% | 92
% |
Lebende
Makrophagen/dendritische Zellen: | 12
% | 20
% | 42
% |
- Hinweis: Die hier erwähnte Klassifizierung in Subpopulationen
erfolgte mit Hilfe des Unterschiedes in der Zellabweichung in der
Vorwärts-
und Seitwärtsstreuung
der FACS-Vorrichtung aufgrund unterschiedlicher physikalischer Zelleigenschaften
und durch die unterschiedliche Fluoreszenz der Zellen nach Markierung
mit der Antikörpermischung
CD 45-F/CD 14-PE.
Tabelle 3: Verteilungsmuster unterschiedlicher
Differenzierungs- und Proliferationsmarker auf den lebenden Makrophagen/dendritischen
Zellen in der entsprechenden Gesamtpopulation Untersuchung
lebender Makrophagen/dendritischer Zellen: |
Positive Antigenerkennung | Mononukleäre Zellen, Start
der Kultur | Mononukleäre Zellen 34,
Tag | Lymphozyten,
Tag 34 | Antikörper |
Fraktion | Median | Fraktion | Median | Fraktion | Median |
CD
14 | 77,06
% | 542,47 | 88,51
% | 523,30 | 88,79
% | 588,21 | CD
14-PE |
HLA-DR | 87,20
% | 98,22 | 00,00
% | 5048,0 | 99,95
% | 4697,59 | HLA-DR-F |
CD
4 | 95,73
% | 7,70 | 64,97
% | 7 | 58,81
% | 99,10 | CD 4-PerCP |
CD
71 | 96,81
% | 6,85 | 99,32
% | 122,98 | 99,86
% | 201,69 | CD
71-F |
CD
25 | 97,99
% | 3,22 | 99,88
% | 339,82 | 99,99
% | 201,69 | CD
25-F |
| | | | 57,77 | | | |
Tabelle 4: Verteilungsmuster unterschiedlicher
Differenzierungs- und Proliferationsmarker auf den Lymphozyten in
der entsprechenden Gesamtpopulation Positive Antigenerkennung | Mononukleäre Zellen, Start
der Kultur | Mononukleäre Zellen, Tag
34 | Lymphozyten,
Tag 34 | Antikörper |
Fraktion | Median | Fraktion | Median | Fraktion | Median |
Kontrolle1 | 0,9
% | 4 | 4,9
% | 8 | 0,3
% | 62 | |
CD
2 | 74,1
% | 15 | 92,6
% | 30 | 95,6
% | 33 | CD
2-F |
CD
3 | n.d. | n.d. | 88,6
% | 76 | 89,5
% | 69 | CD 3-PerCP |
CD
4 | 44,4
% | 36 | 63,2
% | 46 | 62,9
% | 45 | CD 4-PerCP |
CD
8 | 20,0
% | 155 | 21,6
% | 262 | 17,1
% | 223 | CD 8-PerCP |
CD 4/8-Verhältnis | 2,2 | | 2,9 | | 3,7 | | |
CD
5 | 64,5
% | 139 | n.d. | n.d. | n.d. | n.d. | CD
5-PE |
CD
20 | n.d. | n.d. | 8,8
% | 37 | 12,5
% | 35 | CD 20-PerCP |
TCR
ab | 66,3
% | 30 | 87,7
% | 33 | 82,6
% | 28 | BMA 031-F |
CD
11a | 95,8
% | 47 | 98,1
% | 55 | 97,5
% | 51 | CD
11a-F |
CD
25 | 3,5
% | 8 | 7,3
% | 21 | 8,6
% | 16 | CD
25-F |
CD
45 RA | 75,5
% | 86 | 37,7
% | 51 | 33,8
% | 43 | CD
45 RA-F |
CD
45 R0 | 19,0
% | 25 | 72,1
% | 53 | 70,7
% | 38 | CD
45 R0-F |
CD
71 | 2,9
% | 5 | 6,6
% | 14 | 8,8
% | 12 | CD
71-F |
HLA-DR | 10,4
% | 40 | 19,8
% | 45 | 19,7
% | 67 | HLA-DR-F |
LECAM
1 | 24,4
% | 14 | 27,2
% | 28 | 21,1
% | 23 | Lecam
1-F |
1 = Autofluoreszenz ohne Antikörpermarkierung,
n.d. = nicht bestimmt |
Tabelle 5: Verteilungsmuster unterschiedlicher
Differenzierungs- und Proliferationsmarker auf den T-Helferzellen/inflammatorischen
T-Zellen in der entsprechenden Gesamtpopulation Positive Antigenerkennung | Mononukleäre Zellen, Start
der Kultur | Mononukleäre Zellen, Tag
34 | Lymphozyten,
Tag 34 | Antikörper |
Fraktion | Median | Fraktion | Median | Fraktion | Median |
Kontrolle1 | 0,1
% | 9 | 2,5
% | 11 | 5,7
% | 11 | |
TCR
ab | 75,4
% | 13 | 85,1
% | 34 | 85,9
% | 29 | BMA 031-F |
CD
11a | 96,8
% | 19 | 98,1
% | 55 | 97,3
% | 39 | CD
11a |
CD
25 | 3,8
% | 10 | 8,4
% | 26 | 11,0
% | 17 | CD
25-F |
CD
45 RA | 59,3
% | 42 | 23,2
% | 38 | 18,8
% | 37 | CD
45 RA-F |
CD
45 R0 | 29,2
% | 36 | 78,3
% | 61 | 76,9
% | 44 | CD
45 R0-F |
CD
71 | 0,4
% | 9 | 3,6
% | 15 | 6,5
% | 13 | CD
71-F |
HLA-DR | 3,6
% | 7 | 9,9
% | 16 | 13,2
% | 24 | HLA-DR-F |
Lecam
1 | 18,6
% | 14 | 19,2
% | 24 | 18,5
% | 26 | LECAM 1-F |
1 = Autofluoreszenz ohne Antikörpermarkierung |
Tabelle 6: Verteilungsmuster unterschiedlicher
Differenzierungs- und Proliferationsmarker auf den T-Suppressorzellen
in der entsprechenden Gesamtpopulation Positive Antigenerkennung | Mononukleäre Zellen, Start
der Kultur | Mononukleäre Zellen, Tag
34 | Lymphozyten,
Tag 34 | Antikörper |
Fraktion | Median | Fraktion | Median | Fraktion | Median |
Kontrolle1 | 0,1
% | 3 | 0,2
% | 20 | 1,1
% | 5 | |
TCR
ab | 96,8
% | 18 | 97,8
% | 35 | 96,9
% | 31 | BMA 031-F |
CD
11a | 100,0
% | 54 | 100,0
% | 93 | 100,0
% | 83 | CD
11a-F |
CD
25 | 2,1
% | 8 | 0,4
% | 8 | 2,3
% | 22 | CD
25-F |
CD
45 RA | 85,7
% | 71 | 61,7
% | 51 | 62,0
% | 50 | CD
45 RA-F |
CD
45 R0 | 14,4
% | 14 | 64,0
% | 31 | 57,7
% | 30 | CD
45 R0-F |
CD
71 | 0,9
% | 8 | 0,3
% | 45 | 0,4
% | 6 | CD
71-F |
HLA-DR | 6,2
% | 9 | 19,1
% | 15 | 14,1
% | 23 | HLA-DR-F |
Lecam
1 | 20,3
% | 16 | 28,6
% | 31 | 21,1
% | 23 | LECAM 1-F |
1 = Autofluoreszenz ohne Antikörpermarkierung |
Tabelle 7: Erkennung unterschiedlicher
Antikörper
im Zellkulturüberstand
der genannten Populationen und im Serum des MNC-Spenders durch ELISA: Antikörpererkennung | Serum
des MNC-Spenders | Kulturüberstand der
MNC, Tag 34 | Kulturüberstand der
MNC, Tag 56 | Kulturüberstand der
Lymphozyten, Tag 34 |
IgM | ++ | + | + | + |
IgG | +++ | ++ | ++ | ++ |
Lipid-A-Antikörper | + | –– | –– | –– |
LPS-J5-Antikörper | + | –– | –– | –– |
Anti-HBs-Antikörper | +++ | ++ | + | + |
Legende: „––" = 0-0,1; „+" = 0,1-1; „++" = 1-10; „+++" = 10-100 μg/ml |
Tabelle 8: Erkennung unterschiedlicher
Zytokine im Zellkulturüberstand
der genannten Populationen Zytokinerkennung (pg/ml) | Mononukleäre Zellen, Tag
34 | Mononukleäre Zellen, Tag
56 | Lymphozyten,
Tag 34 |
IL-8 | 3879 | 492 | 4931 |
IL-1ra | 38020 | 14400 | 36800 |
IL-1β, IL-2, IL-4,
IL-6, TNFa | 0 | 0 | 0 |
-
Beispiel 4: Differenzierung von leukämischen
B-Lymphozyten in Plasmazellen unter Anwendung dreidimensionaler
Gewebekultur
-
10
ml Knochenmarkgewebe von einem Patienten mit B-chronischer lymphatischer Leukämie (B-CLL) wurden
durch Biopsie erhalten. Über
91 % der nukleierten Knochenmarkszellen waren CD19/20-positive leukämische B-Lymphozyten,
die ihre Antikörper
auf der Zelloberfläche
tragen. Insgesamt 2,57 × 109 BM-Zellen mit einer Lebensfähigkeit
von 100 % zusammen mit Erythrozyten und verbleibend nach Biopsie-Spekula
wurden in 8 ml IFM-Medium
suspendiert. Die Zellen wurden in den Kulturraum einer Tecnomouse®-Kulturkassette gefüllt. Das
Stattfinden der Gewebereorganisation in diesem Kulturraum aufgrund
der wirksamen Sauerstoffversorgung über zwei flache Silikonmembranen
und basale Mediumperfusion über
Hohlfasern wurde zugelassen. Der Bioreaktor wurde über 145
Tage mit Perfusionsraten von 50 ml/h betrieben. Ernten wurden alle
zwei Wochen entnommen. Aliquote von inokulierten und abgeernteten
Zellen und Kulturmediumüberständen des Extrakapillarraumes
wurden analysiert. Suspendierte Zellen waren durch Flusszytometrie
für DC-Marker gekennzeichnet. Überstände wurden
durch ELISA auf sekretierte Immunglobuline und Zytokine unter Verwendung
des Quantikine-Immunoassay (R&D
Systems, Bierman) analysiert.
-
Im
Gegensatz zur schnellen Apoptose von B-CLL-Zellen in vitro beschrieben
in der Literatur, führte
die Selbstorganisation von Knochenmarksgewebe im Bioreaktor zu einem
in vivo-ähnlichen
Verhalten über
mindestens 14 Tage. Die B-Zell-Marker CD19/20 verblieben auf über 90 %
der Zellen. Nach diesem Zeitraum verringerte sich die CD19/20-Expression
schnell auf abschließend
10 % an Tag 145. Ab Tag 14 wurde eine signifikante Menge von 600
pg/ml IL-6 im dreidimensionalen Kulturraum angesammelt. Die Interleukin
6-Levels blieben über
den gesamten Kulturzeitraum hinweg sehr hoch, wie in der folgenden
Tabelle gezeigt:
Tag
der Kultur | 14 | 56 | 112 | 145 |
IL-6
(pg/ml) | 600 | 300 | 450 | 600 |
-
Im
Zeitverlauf der Kultivierung sekretierte Immunglobuline akkumulierten
auf sehr hohe Titer. An Tag 145 fanden sich 1,5 g/l IgM und 3,0
g/l IgG im abgeernteten Überstand.
-
Sowohl
der Mangel an CD-Markern auf den Lymphozyten im späten Stadium
der Kultivierung als auch hohe Mengen an akkumuliertem IgM und IgG
entsprechen der Differenzierung von B-CLL-Tumorzellen in sich nicht
teilende Antikörper-sekretierende
Plasmazellen. Angetrieben durch Zytokine, wie IL6, veränderte sich
anschließend
die Mikroumgebung der Patienten in vitro Knochenmarkskultur nach
Tag 14 in einen neuen Plasmazell-induzierenden Phänotyp. Somit
konnte die Selbstorganisation und Selbstreorganisation von funktionalem
dreidimensionalem menschlichem lymphatischem Gewebe induziert werden,
unter Voraussetzung des richtigen Bioreaktor- und Prozess-Designs.