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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft Bedingungen und Zusammensetzungen, die geeignet
sind, die Stressantwort in Haarfollikeln zu induzieren, und Verfahren
zur Verwendung der Bedingungen und Zusammensetzungen zur Verhinderung
Chemotherapie-induzierter Alopezie.
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HINTERGRUND
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Chemotherapie
induziert häufig
Haarausfall. Mit Chemotherapie erfahren Patienten nicht nur eine verminderte
Ausdauer und Unabhängigkeit,
sondern müssen
auch ein äußerliches
Zeichen ihrer Krankheit, den Ausfall ihrer Haare, tragen. Dieser
Haarausfall ist eine traumatische Erfahrung, die leicht zu einem
geringeren Selbstbewusstsein und einer geringeren Widerstandsfähigkeit
insgesamt führen
kann. Es sind einige Patienten bekannt, die aus Angst, ihre Haare
zu verlieren, Chemotherapie abgelehnt haben. Für mehrere Jahrzehnte wurden
zum Verhindern Chemotherapie-induzierter Alopezie Kopfhaut-Tourniquets
verwendet. Diese Technik beinhaltet die Platzierung eines pneumatischen
Tourniquets um die Haarlinie zum Zeitpunkt der Verabreichung des
chemotherapeutischen Arzneimittels. Das Tourniquet wird anschließend auf
einen Druck über
dem systolischen arteriellen Druck aufgeblasen, was den Blutfluß zu der
Kopfhaut vermindert. Die Wirksamkeit dieser Technik wurde nie eindeutig
nachgewiesen. Die Verwendung von Tourniquets wurde mehr oder weniger
durch Kopfhaut-Hypothermie
ersetzt. Bei dieser Technik wird die Kopfhauttemperatur durch Verwendung
kalter Packungen, etc. vor Chemotherapie unter 24°C gesenkt.
Es wurde berichtet, dass die Technik eine 50 bis 70%-ige gute bis
ausgezeichnete haarschützende
Wirkung ermöglicht.
Allerdings bleiben die Ergebnisse notorisch schwankend. Darüber hinaus
ist die Anwendung eher unangenehm und wird nur für eine kurze Zeit toleriert.
Sie ist wahrscheinlich am wirksamsten für chemotherapeutische Mittel
mit kurzen Halbwertszeiten. Zudem wurde von einigen Fällen von
Kopfhautmetastasen bei Patienten berichtet, die Kopfhaut-Hypothermie
verwendet haben. Letztendlich scheint die Technik wesentlich weniger
gut für
Kombinations-Chemotherapie
zu funktionieren als für
eine Therapie, die einzelne Mittel verwendet. Es wurden auch einige
pharmakologische Ansätze
zur Verhinderung von Chemotherapie-induziertem Haarausfall getestet. Für einen Überblick,
siehe Dorr. 1998. Semin. Oncol. 25: 562-570. Die meisten getesteten
Arzneistoffe versagten (z.B. alpha-Tocopherol, Minoxidil, Calcitriol)
oder zeigten eine merkliche Geschlechtspräferenz (1,25-Dihydroxyvitamin D3).
Erfolgversprechendere Ergebnisse wurden mit der immunmodulatorischen
Substanz ammonium-trichlor(dioxyethylen-0,0')tellurat (AS101) erhalten. Sredni et
al. 1996, Int. J. Cancer 65: 97-103. Allerdings wird auf eine Bestätigung dieser
Studie noch gewartet. Darüber
hinaus muß die Frage
geklärt
werden, ob der Immunmodulator nur wirksam ist, wenn er Wochen vor
Chemotherapie verabreicht wird. In diesem Fall würde dies die Nützlichkeit
der Verbindung etwas vermindern. Ein anderer Wirkstoffkandidat könnte ImuVert
sein, der möglicherweise
in Kombination mit Acetylcystein verwendet wird. ImuVert ist eine
Membranvesikel-Ribosomen-Zubereitung aus Serratia marescens. Die
Kombination von AS101 und Acetylcystein zeigte Wirksamkeit im Nagetiermodell,
aber es sind keine humanen Daten verfügbar. Es könnte jedoch Vorsicht geboten
sein, da ImuVert als ein biologischer Antwort-Modifikator das Potential aufweist,
nicht zulässige
Toxizitäten
zu produzieren. Folglich gibt es keinen Arzneistoff auf dem Markt,
der allgemein vor Chemotherapie-induzierter Alopezie schützt, und
es gibt nur wenige Arzneistoffkandidaten, die unter aktueller Entwicklung
stehen. Daher gibt es einen Bedarf für zusätzliche Arzneistoffkandidaten
und Verfahren zum Schutz vor Chemotherapie-induzierter Alopezie.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Zellen,
Gewebe, Organe und Gesamtorganismen antworten auf proteotoxischen
Stress einer Erhöhung
der Expression einer Gruppe an Proteinen, die Hitzeschock oder Stressproteine
(Hsps) genannt werden. Diese Antwort wird hier als die Stressproteinantwort
bezeichnet, und Bedingungen und Verbindungen, die diese Antwort
auslösen,
werden als Auslöser
bezeichnet. Bedingungen, die die Antwort auslösen, werden spezifisch als
physikalische Auslöser bezeichnet,
und Verbindungen, die die Antwort auslösen, als chemische Auslöser. Basierend
auf dem, was gegenwärtig über die
wahrscheinlichen Konsequenzen einer Aktivierung der Stressproteinantwort in
Krebszellen, Gewebe und Organen bekannt ist, ist es wichtig, die
Aktivierung dieser Antwort während chemotherapeutischer
Krebsbehandlung zu vermeiden. Die vorliegende Erfindung basiert
auf der Erkenntnis der Erfinder, dass eine bestimmte Situation existiert,
in der die schützenden
Wirkungen der erhöhten
Niveaus von Hsps genutzt werden können, um die behandlungsunabhängige Toxizität chemotherapeutischer
Arzneistoffe zu verhindern, ohne die Wirksamkeit der gleichen Arzneistoffe
gegenüber
einem Tumor zu beeinträchtigen.
Diese bestimmte Situation betrifft das Haupthaar eines Patienten,
der eine Chemotherapie-Behandlung eines Tumors durchläuft, der
sich nicht in der Kopfhaut befindet, oder die Körperbehaarung eines Säugetiers
oder Teile davon, das einer Chemotherapie eines Tumors unterzogen
wird, der sich nicht in der Haut befindet. Viele chemotherapeutische
Arzneistoffe und Kombinationen solcher Arzneistoffe verursachen
Haarausfall (Alopezie) vom Kopfhaar des Patienten oder von der Körperbehaarung
des Tieres. Ein chemischer Auslöser
der Stressproteinantwort kann auf der Kopfbaut eines Patienten oder
der Haut eines Tieres so angewendet werden, dass er die mitotisch
aktiven Zellen der Haarfollikel vor Eintritt in den allgemeinen
Kreislauf erreicht. Als Folge können
Haarfollikelzellen und in Abhängigkeit
von der Eigenschaft der Zusammensetzung, die den chemischen Auslöser umfaßt, einige
andere Zellen der Haut einer Konzentration eines chemischen Auslösers ausgesetzt
sein, die ausreichend hoch ist, die Stressproteinantwort in diesen Zellen
zu aktivieren. Die Niveaus von Stressproteinen werden ansteigen,
und als Folge werden die Haarfollikelzellen vor anschließendem Aussetzen
gegenüber
zytotoxischen chemotherapeutischen Mitteln für einen Zeitraum von üblicherweise
ein bis zwei Tagen geschützt,
und der Alopezie-Phänotyp
wird nicht entwickelt. Während
schließlich
unvermeidlich ein Bruchteil der chemischen Auslöser-Moleküle in den allgemeinen Kreislauf
eintreten wird, wird aufgrund der hohen Verdünnung des chemischen Auslösers im
Kreislauf und da die Stressproteinantwort nicht aktiviert wird,
bevor eine Schwellenwert-Konzentration des chemischen Auslösers erreicht
wird, die Aktivierung der Stressantwort auf Haarfollikelzellen und
möglicherweise
Hautzellen begrenzt sein und nicht in einem signifikanten Ausmaß in Blutzellen oder
Zellen anderer Organe auftreten. Daher wird ein topisch verabreichter
chemischer Auslöser
die schützende
Stressproteinantwort nur in Haarfollikeln und möglicherweise in der Haut, aber
nicht woanders im Körper
aktivieren, und wird folglich die Wirksamkeit der Chemotherapie-Behandlung
von Tumoren, die nicht in der Kopfhaut oder Haut lokalisiert sind,
nicht negativ beeinträchtigen.
Im Fall eines chemotherapeutischen Schemas, in dem ein chemotherapeutischer
Arzneistoff nur einmal verabreicht wird, kann eine einzelne topische
Vorbehandlung des Patienten oder Tieres mit einer Zusammensetzung,
die einen chemischen Auslöser
umfaßt,
ausreichend sein, um die Haarfollikel-sichernde Wirkung herzustellen.
Viele Chemotherapiebehandlungsschemata beinhalten mehrere Behandlungszyklen
mit einem chemotherapeutischen Arzneistoff, wobei die Zyklen Tage
oder Wochen voneinander getrennt sein können. In diesen Fällen kann
eine topische Verabreichung einer Zusammensetzung, die einen chemischen
Auslöser umfaßt, in ähnlicher
Weise periodisch sein, indem sie jedem Behandlungszyklus mit einem
chemotherapeutischen Arzneistoff vorausgeht. Mit dieser Art an Behandlungsschema
wird der chemische Auslöser während jeden
Behandlungszyklus entfernt und wird nie auf ein Niveau akkumulieren,
das für
eine systemische Aktivierung der Stressproteinantwort ausreichend
ist.
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Folglich
betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Schützen eines humanen Patienten
oder eines Säugetieres,
das einer Chemotherapie-Behandlung eines Tumors, der sich nicht
in der Kopfhaut des Patienten oder der Haut des Tieres befindet,
unterzogen werden soll, vor Chemotherapie-induzierter Alopezie. Das
Schützen
eines humanen Patienten oder eines Säugetieres umfaßt Verhinderung
oder Milderung von Chemotherapie-induzierter Alopezie. Das Verfahren
umfaßt
Anwendung einer wirksamen Menge einer Zusammensetzung, die einen
chemischen Auslöser
der Stressproteinantwort umfaßt,
auf der Kopfhaut des Patienten oder der Haut des Tieres. Die Verabreichung
eines chemotherapeutischen Arzneistoffes wird für eine ausreichend lange Zeit
verzögert, um
die Auslösung
der Stressproteinantwort und die Akkumulierung der Stressproteine
in Haarfollikeln auf ein schützendes
Niveau zu ermöglichen.
Eine wirksame Menge einer Zusammensetzung, die einen chemischen
Auslöser
umfaßt,
ist eine Menge, die wenigstens gleich der Menge ist, die notwendig
ist, um eine nachweisbare Konzentrationszunahme von mindestens einem
Stressprotein aus der Gruppe von Hsps, einschließlich Hsp90, Hsp70, Hsp25-27
und P-Glycoprotein in Haarfollikeln zu bewirken, die sich in der
Haut befinden, die der Zusammensetzung, die einen chemischen Auslöser umfaßt, ausgesetzt
wird, und die eine erhöhte
Resistenz der Haarfollikel gegenüber
chemotherapeutischer Arzneistoffe erzeugt. Eine nachweisbare Konzentrationszunahme
eines Hsp ist eine Zunahme von mindestens 25% über der Konzentration, die
vor Verabreichung einer Zusammensetzung der Erfindung gemessen wird.
Setzt man kultivierte Zellen einem chemischen Auslöser aus,
führt dies üblicherweise
zu einer schnellen Zunahme der Hsp-Expression und zu einer ausreichenden
Zunahme der Hsp-Konzentrationen innerhalb von 2 bis 12 Stunden,
um Zellen gegenüber
Giftstoffen, einschließlich
chemotherapeutischen Arzneistoffen, resistent zu machen. Allerdings
stellt die Haut, einschließlich
Haarfollikel, eine signifikante Barriere dar, und für einen
chemischen Auslöser
kann eine zusätzliche
Zeit von bis zu 24 Stunden notwendig sein, um eine wirksame Konzentration
in Haarfollikelzellen zu erreichen. Demzufolge wird ein chemotherapeutischer
Arzneistoff vorzugsweise zwischen 2 und 36 Stunden nach Verabreichung
einer Zusammensetzung, die einen chemischen Auslöser der Stressproteinantwort
umfaßt,
auf der Kopfhaut eines Patienten oder der Haut eines Tieres verabreicht. Weiter
bevorzugt wird die Verabreichung eines chemotherapeutischen Arzneistoffs
bis zu 8 bis 24 Stunden verzögert.
Es sind viele chemische Auslöser
der Stressproteinantwort bekannt. Im Allgemeinen fungiert jede Verbindung,
die gewissermaßen
Proteotoxizität
erzeugt, als ein chemischer Auslöser.
Bevorzugte Auslöser
sind Verbindungen der Benzochinonansamycin-Serie (z.B. Geldanamycin), Arsensalze (z.B.
Natriumarsenit), Zinnsalze (z.B. Zinnchlorid), Zinksalze (z.B. Zinkchlorid)
und Diamide. Ein weiterer bevorzugter chemischer Auslöser ist ein
aktivierter Hitzeschocktranskriptionsfaktor 1 (HSF1), der als ein
rekombinantes Protein oder als eine Nukleinsäure, die ein Gen für den Faktor
in einer exprimierbaren Form enthält, verabreicht werden kann.
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Das
Verfahren der Erfindung umfaßt
auch Vorbehandlung der Kopfhaut eines Patienten oder der Haut eines
Tieres mit Zusammensetzungen, die einen chemischen Auslöser und
zusätzlich
einen Penetrationsverstärker
zum Erleichtern des Transports des Auslösers in die Haarfollikelzellen
umfassen.
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Die
Erfindung betrifft auch pharmazeutische Zusammensetzungen zum Schutz
vor Chemotherapie-induzierter Alopezie, wobei die Zusammensetzungen
einen chemischen Auslöser
der Stressproteinantwort, einen Penetrationsverstärker und
ein geeignetes Verdünnungsmittel
oder Lösungsmittel
umfaßt.
Bevorzugte chemische Auslöser,
die in diesen Zusammensetzungen verwendet werden, sind Diamid, Verbindungen
der Benzochinonansamycin-Serie, Arsensalze, Zinnsalze, Zinksalze
und aktiviertes HSF in Protein oder Nukleinsäureform.
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Die
Erfindung betrifft weiter die Verwendung eines chemischen Auslösers der
Stressproteinantwort zur Herstellung eines Medikaments zum Schutz eines
humanen Patienten oder eines Säugetieres, das
einer Chemotherapie-Behandlung eines Tumors unterzogen werden soll,
der sich nicht in der Kopfhaut des Patienten oder der Haut des Tieres
befindet, vor Chemotherapie-induzierter Alopezie, wobei eine wirksame
Menge dieses Medikaments rechtzeitig vor Verabreichung des chemotherapeutischen
Arzneistoffs auf der Kopfhaut des humanen Patienten oder der Haut
des Säugetiers
verabreicht wird. Eine wirksame Menge eines solchen Medikaments
ist eine Menge, die wenigstens gleich der Menge ist, die notwendig
ist, eine nachweisbare Konzentrationszunahme von mindestens einem
Stressprotein aus der Gruppe von Hsps, einschließlich Hsp90. Hsp70, Hsp25-27
und P-Glycoprotein in Haarfollikeln zu bewirken, die sich in der
Haut befinden, die dem Medikament, das den chemischen Auslöser umfaßt, ausgesetzt
wird, und die eine erhöhte
Resistenz der Haarfollikel gegenüber
chemotherapeutischen Arzneistoffen bewirkt. Eine nachweisbare Konzentrationszunahme
eines Hsp ist eine Zunahme von mindestens 25% über der Konzentration, die
vor Verabreichung eines Medikaments der Erfindung gemessen wird.
Vorzugsweise wird ein chemotherapeutischer Arzneistoff zwischen
2 und 36 Stunden nach Verabreichung eines Medikaments, das einen
chemischen Auslöser
der Stressproteinantwort umfaßt,
auf der Kopfhaut eines Patienten oder der Haut eines Tieres verabreicht.
Weiter bevorzugt wird die Verabreichung eines chemothe rapeutischen
Arzneistoffs um 8 bis 24 Stunden verzögert. Es sind viele chemische
Auslöser
der Stressproteinantwort bekannt. Im Allgemeinen fungiert jede Bedingung
oder Verbindung, die eine gewisse Proteotoxizität erzeugt, als ein Auslöser. Bevorzugte
chemische Auslöser
zur Verwendung zur Herstellung eines Medikaments der Erfindung sind
Verbindungen der Benzochinonansamycin-Serie (z.B. Geldanamycin),
Arsensalze (z.B. Natriumarsenit), Zinnsalze (z.B. Zinnchlorid),
Zinksalze (z.B. Zinkchlorid) und Diamid. Ein zusätzlicher bevorzugter chemischer
Auslöser
ist ein aktivierter Hitzeschocktranskriptionsfaktor 1 (ZSF1), der
als ein rekombinantes Protein oder als eine Nukleinsäure, die
ein Gen für
den Faktor in einer exprimierbaren Form enthält, verabreicht werden kann.
Von der Erfindung ist ebenso die Verwendung eines chemischen Auslösers der
Stressproteinantwort und eines Penetrationsverstärkers, der die Abgabe des Auslösers in
die Haarfollikeln erleichtert, zur Herstellung eines Medikaments
zum Schutz vor Chemotherapie-induzierter Alopezie umfaßt.
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Die
Erfindung betrifft weiter ein Verfahren, das einen physikalischen
Auslöser
der Stressproteinantwort, z.B. Hitze, verwendet zum Schützen eines humanen
Patienten oder eines Säugetieres,
das einer Chemotherapie-Behandlung eines Tumors, der sich nicht
in der Kopfhaut des Patienten oder der Haut des Tieres befindet,
unterzogen werden soll, vor Chemotherapieinduzierter Alopezie. Schützen eines humanen
Patienten oder eines Säugetieres
umfaßt Verhinderung
oder Milderung von Chemotherapie-induzierter Alopezie. In einer
Ausführungsform
umfaßt das
Verfahren Anwendung einer wirksamen Hitzedosis auf der Kopfhaut
des Patienten oder der Haut des Tieres. Die Verabreichung eines
chemotherapeutischen Arzneistoffes wird für eine ausreichend lange Zeit
verzögert,
um die Auslösung
der Stressproteinantwort und die Akkumulierung der Stressproteine
in Haarfollikeln auf ein schützendes
Niveau zu ermöglichen.
Eine wirksame Hitzedosis ist eine Dosis, die wenigstens gleich der
Dosis ist, die notwendig ist, um eine nachweisbare Konzentrationszunahme
von mindestens einem Stressprotein aus der Gruppe von Hsps, einschließlich Hsp90,
Hsp70, Hsp25-27 und P-Glycoprotein
in Haarfollikeln zu bewirken, die sich in der Haut befinden, die
der Hitzedosis ausgesetzt wird, und die eine erhöhte Resistenz der Haarfollikel gegenüber chemotherapeutischen
Arzneistoffen erzeugt. Eine nachweisbare Konzentrationszunahme eines
Hsp ist eine Zunahme von mindestens 25% über der Konzentration, die
vor Verabreichung einer Zusammensetzung der Erfindung gemessen wird. Setzt
man kultivierte Zellen einer Hitzedosis aus, führt dies üblicherweise zu einer schnellen
Zunahme der Hsp-Expression und zu einer ausreichenden Zunahme der
Hsp-Konzentrationen innerhalb von 2 bis 24 Stunden, um Zellen gegen
Giftstoffe, einschließlich
chemotherapeutischer Arzneistoffe, resistent zu machen. Daher wird ein
chemotherapeutischer Arzneistoff vorzugsweise zwischen 2 und 24
Stunden nach Verabreichung einer Hitzedosis auf der Kopfhaut eines
Patienten oder der Haut eines Tieres verabreicht. Weiter bevorzugt
wird die Verabreichung eines chemotherapeutischen Arzneistoffs bis
zu 6 bis 12 Stunden verzögert.
Hitze kann durch mehrere unterschiedliche Mittel verabreicht werden.
Ein Kontakt der Kopfhaut eines Patienten oder der Haut eines Tieres,
die einer Behandlung bedürfen,
mit einer erhitzen Oberfläche
oder einer erhitzen Flüssigkeit (z.B.
Wasser) wird der Haut oder den Haarfollikelzellen eine Hitzedosis
verabreichen. Andere Mittel zum Erhitzen von Haut und Haarfollikelzellen,
schließen ein
Aussetzen gegenüber
Ultraschall- oder Mikrowellen-, Infrarot- oder Hochfrequenzstrahlung
ein.
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Folglich
beziehen sich die hier beschriebenen Ausführungsformen der Erfindung
auch auf ein Verfahren zur Krebsbehandlung eines hierfür bedürftigen
humanen Patienten oder Säugetieres,
umfassend (a) Anwenden einer wirksamen Dosis eines physikalischen
Auslösers,
wie z.B. Hitze, oder einer wirksamen Menge einer Zusammensetzung,
die einen chemischen Auslöser
der Stressproteinantwort umfaßt,
auf der Kopfhaut des Patienten oder der Haut des Tieres und (b)
Unterziehen des humanen Patienten oder Tieres einer chemotherapeutischen Behandlung.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
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Haar
besteht aus der Haarwurzel, dem Haarbalg (dem Keimzentrum) und dem
Haarschaft. Die Zellen proliferieren in dem Haarbalg, und das Haar wird
von der Wurzel durch die Kopfhaut gedrückt. Das endgültige Produkt
ist ein Strang aus fest verbundenem Kerstin. Haarwachstum findet
in drei Phasen statt. Die erste Phase ist die Anagenphase, die die
Wachstumsphase ist. 85 bis 90% der humanen Haarfollikel sind in
der Anagenphase. Jeder Haarfollikel umfaßt einen Bulbus aus mitotisch
aktiven Matrixzellen. Aus diesen differenzieren und wachsen alle
Zellen des Haarschafts. Zellen bewegen sich reihenweise in den oberen
Balg vor und verlängern
sich vertikal. Letztendlich werden sie nach oben gedrückt und
tauchen an der Hautoberfläche
auf. Humane Haarbalgzellen teilen sich durchschnittlich alle 12
bis 24 Stunden. Aufgrund dieser erheblichen mitotischen Aktivität sind die
Haarbalgzellen für
zytotoxische Mittel besonders empfindlich. Die Anagenphase dauert zwischen
2 und 6 Jahre beim Menschen. Die zweite Phase ist die Katagenphase,
die ein paar Wochen beim Menschen andauert. In dieser Phase wird
die Haarwurzel vom Haarbalg getrennt, die Pigmentlagerung wird beendet,
und das Wurzelende wird aus dem Balg gedrückt. Weniger als 1% humanes Haar ist
in der Katagenphase. Die dritte Phase ist die Telogenphase, die
durch einen Mangel an mitotischer Aktivität charakterisiert ist. Diese
Phase dauert zwischen 3 und 6 Monate. Ungefähr 10% humanes Haar ist in
der Telogenphase. Dorr. 1998, Semin. Oncol. 25: 562-570. Nussein.
1993. South. Med. J. 86: 489-496.
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Alopezie
oder Haarausfall wird häufig
mit Krebschemotherapie assoziiert. Dorr. 1998. Semin. Oncol. 25:
562-570. Viele der allgemein verwendeten chemotherapeutischen Arzneistoffe
lösen Haarausfall
aus, obwohl es anscheinend Unterschiede in der Fähigkeit der verschiedenen Arzneistoffe,
Alopezie auszulösen,
gibt. Schwerste Wirkungen werden durch Cyclophosphamid, Daunorubicin,
Docetaxel, Doxorubicin, Etoposid, Ifosfamid, Paclitaxel, Teniposid
und Topotecan ausgelöst.
Joss et al. 1988. Recent Res. Cancer Res. 108: 117-126. Perry (ed).
The Chemotherapy Source Book, Baltimore, MD, Williams & Wilkins, 1996,
Seiten 293-555, 595-606. Etwas weniger wirksam beim Auslösen von
Haarausfall sind Actinomycin, 5-Fluoruracil,
Hydroxyurea, Methotrexat, Mitomycin, Mitoxantron, Stickstoff-Lost, Vinblastin,
Vincristin, Vindesin und Vinorelbin. Häufig werden diese zytotoxischen
chemotherapeutischen Arzneistoffe in Kombination verwendet, was
das Risiko von Alopezie gegenüber
dem für
jeden einzelnen Arzneistoff inhärenten
Risiko erhöht.
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Es
hat relativ wenig Forschung gegeben, um den tatsächlichen Mechanismus/die tatsächlichen Mechanismen
Chemotherapie-induzierter Alopezie aufzuzeigen. Dies liegt vermutlich
an der Tatsache, dass die Hypothese, dass zytotoxische Mittel Haarfollikelzellen
durch den gleichen Mechanismus abtöten, durch den sie Krebszellen
und andere proliferierende Zellen abtöten, sofort plausibel ist.
Dennoch wurde gezeigt, dass Doxorubicin Haarzellen durch Einleiten
eines apoptotischen Mechanismus abtötet. Cece. 1996. Lab. Invest.
75: 601-609. Die gleiche Studie fand auch heraus, dass die Zielobjekte
(„Targets") der Doxorubintoxizität Matrix-
und obere Balgzellen der Haarfollikel sind. Eine andere Studie berichtete,
dass Cyclophosphamid massive Apoptosis bei Anagen-Haarfollikel hervorruft.
Schilli et al. 1998. J. Invest. Dermatol. 111: 598-604.
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Theoretisch
scheint es mehrere Wege zu geben, Chemotherapie-induzierten Haarausfall
zu verhindern, nämlich
(1) Reduzierung der Menge eines chemotherapeutischen Mittels, das
in den Balg abgegeben wird, (2) lokale Inaktivierung des chemotherapeutischen
Arzneimittels und (3) Schutz der Balgzellen, wie es durch die hier
offenbarte Erfindung vorgeschlagen wird. Die vorliegende Erfindung
betrifft bewusste lokale Auslösung
der Stressproteinantwort in der Kopfhaut eines Patienten oder der
Haut eines Säugetiers,
das einer Chemotherapie bedarf, um Haarfollikel vor den zytotoxischen
Wirkungen chemotherapeutischer Mittel und Kombinationen davon zu schützen, ohne
die therapeutische Wirksamkeit der letzteren Mittel zu beeinträchtigen.
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Zellen
in jedem Organ und in jedem Gewebe antworten auf proteotoxischen
Stress durch Erhöhen der
Expression von sogenannten Hitzeschock- oder Stressproteinen (Hsps).
Diese Antwort wird hier als Stressproteinantwort bezeichnet. Zum Überblick,
siehe Voellmy. 1994. Crit. Ref. Eukaryotic Gene Expr. 4: 357-401.
Voellmy. 1996. In: Stress-Inducible Cellular Responses (Feige et
al. eds.), Birkhauser Verlag, Basel, Schweiz, Seiten 121-137. Parsell
und Lindquist. 1993. Annu. Rev. Genet. 27: 437-496. Historisch wurde
der Ausdruck "Hsp" zum Beschreiben
solcher Proteine verwendet, deren Syntheseraten in Zellen erhöht waren,
die dem prototypischen Stressfaktor Hitze ausgesetzt waren. Hsps
wurden basierend auf den Molekulargewichten ihrer Untereinheiten
unterschieden. Die wichtigen Hsps weisen Untereinheitengrößen von
ungefähr
110, 90, 70, 60, 20-30 bzw. 10 kDa auf und werden als Hsp110, Hsp90,
Hsp70, Hsp60, Hsp20-30 (oder kleines Hsp) bzw. Hsp10 bezeichnet.
Es ist jetzt bekannt, dass die meisten dieser Hsps molekulare Chaperone
sind, die Faltung und Rückfaltung
von Proteinen, intrazelluläres
Wandern („Trafficking") von Proteinen,
Zusammenbau und Dissoziierung von Proteinkomplexen, Proteinabbau,
etc. unterstützen.
Es ist auch bekannt, daß Streßproteine bei
der Regulierung der Aktivität
und Stabilität
wichtiger zellulärer
regulatorischer Proteine, wie z.B. Steroid-Hormonrezeptoren, bestimmter
Signalkinasen, einschließlich
Raf und Ras, und Telomerase, beteiligt sind. In Übereinstimmung mit ihren physiologischen Funktionen
sind Hsps nicht nur in gestressten Zellen, sondern auch in nicht-gestressten
Zellen vorhanden. Bestimmte Hsps sind wichtige Proteine sogar in
den nicht-gestressten Zellen. Zum Beispiel stellt Hsp90 1 bis 2%
des zellulären
Gesamtproteingehalts in Abwesenheit von Stress dar. Sind Zellen
gestresst, steigen die Konzentrationen von Hsps weiter.
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Es
war lange bekannt, dass die meisten Hsps von Familien hochverwandter
Gene kodiert werden. Während
einige dieser Gene in starker Weise stressreguliert sind, sind andere
bereits in nicht-gestressten Zellen wesentlich aktiv. Einige dieser
Gene sind überhaupt
nicht stressreguliert und exprimieren Stressproteine zu jeder Zeit.
Die letzteren Gene werden auch als verwandte Stressproteingene („cognate
stress Protein genes")
und die durch sie kodierten Proteine als Stress- oder Hitzeschock-verwandte
Proteine (Hscs im Gegensatz zu Hsps) bezeichnet. Die am besten bekannte
Familie von Stressproteingenen kodiert Proteine mit Molekularge wichten
der Untereinheiten von ungefähr
70 kDa (Hsp/c70). Menschen besitzen ein hsp70-Gen, das bereits in nicht-gestressten
Zellen wesentlich aktiv ist und dessen Aktivität während Hitze-Stress ungefähr zehnfach
erhöht
ist. Dieses Gen ist auch als das hsp70A-Gen bekannt. Es gibt mindestens
zwei weitere Gene, die als hsp70B- und hsp70B'-Gene bezeichnet werden, die in starker
Weise hitzereguliert sind. Deren Aktivität erhöht sich in hitzegestressten Zellen
ungefähr
tausendfach. Humane Zellen weisen auch wenigstens ein hsc70-Gen
auf, das ein Protein kodiert, das mit hsp70 stark verwandt ist.
Dieses Gen ist im wesentlichen nicht Stressreguliert.
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Wie
oben diskutiert, ist die Aktivität
von Stressregulierbaren hsp-Genen erhöht, wenn die Zelle einem proteotoxischen
Stress ausgesetzt wird. Ein solcher proteotoxischer Stress kann
z.B. durch Hitze, UV-Licht, elektromagnetisches Feld, Schwermetallionen,
wie z.B. Cd-, Zn-, Sn- oder Cu-Ionen, anderen Sulfhydryl-reaktiven
Verbindungen, wie z.B. Natriumarsenit (einem Arsensalz), Inhibitoren
des Energiemetabolismus, im besonderen Inhibitoren der mitochondrialen
Funktion, Aminosäureanaloga,
wie z.B. Canavanin oder Azetidincarboxylat, Proteindenaturierende
Mittel, wie z.B. Ethanol, oxidierende Mittel, wie z.B. Diamid (Diazindicarboxylsäure-bis(N,N-dimethylamid))
oder andere Mittel induziert werden, einschließlich, z.B. toxischer Stoffe,
die Proteinaddukte, wie z.B. Acetaminophen bilden. Die Aktivität von hsp-Genen
ist auch in Zellen erhöht,
die Inhibitoren der Proteolyse, wie z.B. Lactacystin oder Verbindungen
ausgesetzt sind, die die eigentliche Funktion eines Stressproteins
stören.
Beispiele für die
letzte Verbindungsart sind die Benzochinonansamycine, einschließlich Geldanamycin
und Herbimycin A, von denen bekannt ist, daß sie spezifisch an Hsp90 an
seiner Nukleotidbindestelle binden. Das gegenwärtige Modell, das in diesem
Bereich allgemein akzeptiert zu sein scheint, beinhaltet, dass irgendeine
Stress-Exposition zu einer erhöhten
Rate von Proteinentfaltung und folglich zu einer erhöhten Konzentration
an nicht-nativem Protein führt.
Ein ausreichend erhöhtes
Niveau an nicht-nativem Protein löst erhöhte Expression von hsp-Genen
aus. Quantitative Messungen weisen darauf hin, dass eine wesentlich
erhöhte
hsp-Genaktivität Denaturierung
von etwa 1 bis 2% des zellulären
Proteingehalts benötigt.
Da ein Aussetzen gegenüber
den oben genannten chemischen oder physikalischen Bedingungen zu
erhöhter
hsp-Genaktivität
führt,
werden diese chemischen oder physikalischen Bedingungen auch als
chemische oder physikalische Auslöser der Stressproteinantwort
bezeichnet. Es können
sowohl chemische als auch physikalische Auslöser für die Anwendung der vorliegenden
Erfindung verwendet werden.
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Die
Stressregulierung der hsp-Gene wird durch einen Hitzeschocktranskriptionsfaktor
(HSF) vermittelt. Säugetierzellen
exprimieren mehrere unterschiedliche, aber verwandte HSF-Moleküle. Nur einer
dieser Faktoren, HSF1, scheint normalerweise in der Stressregulierung
der hsp-Gene involviert zu sein. HSF1 ist ein allgegenwärtig exprimierter
Faktor, der inaktiv ist, d.h., nicht fähig, ein hsp-Gen in nicht-gestressten
Zellen zu transaktivieren. Wenn die Zelle einem der oben beschriebenen
Auslöser
ausgesetzt wird, wird der Faktor aktiviert und erlangt Transaktivierungsfähigkeit.
In der nicht-gestressten Zelle bildet HSF1 Teil eines dynamischen
heterooligomeren Komplexes, der Hsp90 und möglicherweise andere Chaperone
und Cofaktoren einschließt.
Zou et al. 1998. Cell 94: 471-480. Wenn die Zelle gestresst ist,
akkumulieren nicht-native Proteine. Diese nicht-nativen Proteine
binden vorzugsweise Hsp90 und andere Chaperone, wobei sie mit HSF1
für die Bindung
der gleichen Chaperone konkurrieren. Als Ergebnis dieser Konkurrenz
ist ein Teil von HSF1 nicht mehr an Chaperon gebunden. Nicht-assoziiertes
HSF1 homotrimerisiert schnell, und erlangt als Folge die Fähigkeit,
sogenannte Hitzeschockelemente(HSE)-Sequenzen spezifisch zu binden,
die in Promotoren der hsp-Gene vorhanden sind. Für eine vollständige Aktivierung
muss HSF1 anscheinend darüberhinaus
hyperphosphoryliert sein. Jüngere, nicht-veröffentlichte
Beobachtungen werfen die Möglichkeit
auf, dass aktivierende Phosphorylierungsereignisse durch Binden
von Chaperonkomplexen an den trimeren Transkriptionsfaktor negativ
reguliert werden.
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Mutagenesestudien
von humanem HSF1 führten
zu der Entdeckung von mutanten Faktoren, die nicht länger Stress-reguliert,
aber geeignet sind, hsp-Gene in der Abwesenheit von jeglichem Stress zu
transaktivieren. Zou et al. 1995. Mol. Cell. Bio. 15: 4319-4330.
Xia et al. 1999. Cell Stress & Chaperones 4:
8-18. Diese mutanten Faktoren, die als chemische Auslöser der
Stressproteinantwort fungieren, werden hier auch als aktiviertes
HSF1 bezeichnet. Deletionen und Aminosäuresubstitutionen im Bereich
zwischen etwa Aminosäuren
185 und 315 des 529-Reste-langen
humanen HSF1-Polypeptids fuhren zu diesem deregulierten Phänotyp. Deletionen
und Substitutionen im Bereich zwischen etwa Aminosäuren 200 und
315 sind bekanntermaßen
konstitutiv transaktivierend, wenn sie von transfizierten Genen überexprimiert
werden. Von besonderem Interesse sind Substitutionen und Deletionen
im Bereich zwischen etwa Aminosäuren
185 und 200, die Faktoren ergeben, die sogar bei äußerst geringen
Konzentrationen konstitutiv aktiv sind. Beispiele für Deletionen
und Substitutionen, von denen bekannt ist, HSF1 zu ergeben, das
konstitutiv transaktivierend ist, wurden in der Patentanmeldung
PCT/US98/01038 (
WO98/31803 ) beschrieben,
die hiermit durch Bezugnahme in ihrer Gesamtheit eingeschlossen
wird. Es wird angemerkt, dass die Anmeldung
WO98/31803 auch nicht-humanes HSF
und chimäre Faktoren
beschreibt, die geeignet sind, Hsp-Gene in der Abwesenheit von Stress
zu transaktivieren. Während
nicht jede Deletion oder Substitution im Bereich der Reste 185-315
zu einem deregulierten humanen HSF1 führt, wird die Identifizierung
von deregulierten Mutationsfaktoren durch einen Fachmann mittels
einem von mehreren Analyseverfahren leicht erreicht. Zum Beispiel
kann ein Gen, das für
ein zu testendes mutiertes HSF1 kodiert, in einen geeigneten Expressionsvektor
eingebracht werden. Das resultierende Expressionskonstrukt kann
durch Transfektion in eine Zelle eingeführt werden, die ein oder mehrere Kopien
eines hsp-Promotor-getriebenen Reportergens enthält. Ein Beispiel einer solchen
Zellinie ist HeLa-CAT, eine humane Zellinie, die mehrere Kopien eines
Chloramphenicol-Acetyltransferasegens unter der Kontrolle eines
humanen hsp70B-Promotors enthält.
Baler. et al. 1992. J. Cell Bio. 117: 1151-1159. Eine erhöhte Reportergenaktivität, die mit
einem bequemen Assay auf Reporteraktivität gemessen werden kann, wird
zeigen, dass ein mutiertes HSF1 geeignet ist, ein hsp-Gen in der
Abwesenheit von Stress zu transaktivieren.
-
Es
war lange bekannt, dass das Aussetzen von Zellen gegenüber einem
nicht-letalen Hitzestress die Zellen gegen einen anschließenden heftigeren HitzeStress
schützt,
der für
naive Zellen letal ist. Parsell und Lindquist. 1993. Annu. Rev.
Genet. 27: 437-496. Hitzevorbehandlung schützt auch Zellen gegen bestimmte
chemische Stresseinflüsse.
Diese schützende
Wirkung korreliert mit einer erhöhten
Expression von Hsps. Transfektionsexperimente lieferten einen direkten
Beweis, dass erhöhte
Niveaus bestimmter einzelner Stressproteine Stresstoleranz erzeugen.
Es wurde zum Beispiel gefunden, dass zur vorübergehenden Überexpression
von Hsp70 transfizierte Zellen oder Zellinien, die dasselbe Hsp
stabil überexprimieren,
eine erhöhte
Stressresistenz aufweisen. Li et al. 1991. Proc. Natl. Acad. Sci
USA 88: 1681-1685. Hout et al. 1991. Cancer Res. 51: 5245-5252.
Jaattela et al. 1992. EMBO J. 11: 3507-3512. Analoge Beobachtungen
wurden in Tierversuchen gemacht. Die Fähigkeit von Hsps, vor Ischämie/Reperfusionsschaden
im Herzen zu schützen,
wurde durch Hitzepräkonditionierende
Experimente (Liu et al. 1992. Circulation 86: 11358-11363. Richard
et al. 1996. Fund. Clin. Pharmacol. 10: 409-415. Joyeux et al. 1998.
Cardiovasc. Res. 40: 124-130) sowie durch Studien, die transgene
Tiere verwenden, gezeigt. In den letzteren Studien wurden Herze
transgener Mäuse,
die Hsp70 überexprimieren,
einem ischämischen
Ereignis unterworfen. Die Erholung der Herzen von einem ischämischen
Trauma wurde nach einer 30-minütigen Reperfusion
nach dem ischämischen
Ereignis beurteilt. Wie anhand von Messungen der Kontraktionskraft
und Kreatinkinasefreisetzung bewertet, zeigten Herze transgener Mäuse eine
signifikante Verbesserung der Erholung im Vergleich mit Herzen nicht-transgener
Tiere. Plumier et al. 1995. J. Clin. Invest. 95: 1854-1860. Marber
et al. 1995. J. Clin. Invest. 95: 1446-1456. Es wurden ähnliche
Ergebnisse bei Experimenten erhalten, in denen Herze erwachsener
Ratten durch intrakoronare Infusion einer das hsp70-Gen enthaltenden HVJ-Liposomenformulierung
mit einem hsp70-Gen transfiziert wurden. Suzuki et al. 1997. J.
Clin. Invest. 99: 1645-1650. Transgene Mäuse, die Hsp70 im Hirn überexprimierten,
zeigten ebenso einen verminderten Nervenschaden nach einer mittleren
zerebralen Arterienokklusion. Plumier et al. 1997. Cell Stress & Chaperones 2:
162-167. Es wurde gefunden, dass Präkonditionierung von Kaninchen
mit Hitze oder einem Zinnsalz Paralyse verhindert, die durch akute Rückenmarkischämie hervorgerufen
wird. Perdrizet et al. 1999. Ami N.Y. Acad. Sci. 874: 320-325. Persönliche Mitteilung.
In ähnlicher
Weise wurde in einem Schweinemodell der Schutz der Nierenfuktion vor
ischämischem
Schaden gezeigt. Perdrizet et al. 1999. Ann. N.Y. Acad. Sci. 874:
320-325.
-
In
Bezug auf schützende
Wirkungen von Stressproteinen in der Haut wurde wiederholbar gezeigt,
dass Hitze-Präkonditionierung
das Überleben von
Hautlappen („skin-flaps") erhöht. Dieses
verbesserte Überleben
korrelierte mit einer erhöhten
Expression von Hsp70 in den Hautlappen („skin-flaps"). Koenig et al.
1992. Plast. Reconstr. Surg. 90: 659-694. Wang et al. 1998. Plast.
Reconstr. Surg. 101: 776-784. Des weiteren schützte Hitze-Präkonditionierung
Keratinozyten und Epithelzellkulturen vor UVB-induzierten Schaden.
Diese schützende
Wirkung wurde mit erhöhten
Hsp-Niveaus, insbesondere Hsp70-Niveaus assoziiert. Trautinger et
al. 1995. J. Invest. Dermatol. 105: 160-162. Die Injektion eines Hsp70-Antikörpers erhöhte die
Empfindlichkeit der Keratinozyten gegenüber UVB-Schaden. Bayerl and Jung.
1999. Exp. Dermatol. 8: 247-253.
-
Zellen,
die eine konstitutiv aktive HSF1-Mutante exprimieren, überexprimierten
Hsps und zeigten eine erhöhte
Resistenz gegenüber
HitzeStress, simulierter Ischämie
und Aussetzen gegenüber
Cyclophospamid (getestet in Hepatozyten-abgeleiteten (HepG2)-Zellen).
Xia et al. 1999. Cell Stress & Chaperones
4: 8-18. Die Überexpression
des Stressproteins Hsp70 erhöhte
die zelluläre
Resistenz gegenüber
Adriamycin. Roigas et al. 1998. Prostate 34: 195-202. Die Überexpression
von Hsp27 führte
auch zu Resistenz gegenüber
Doxorubicin. Richards et al. 1996. Cancer Res. 56: 2446-2451. Oesterreich
et al. 1993. Cancer Res. 53: 4443-4448. Das Labor um Karlseder und
anderen berichtete in ähnlicher
Weise, dass gezielte Überexpression
von Hsp70 oder Hsp27 Zellen vor Doxorubicin-induzierter Apoptose
schützt. Karlseder
et al. 1996. Biochem. Biophys. Res. Commun. 220: 153-159. Richards
et al. 1996. Cancer Res. 56: 2446-2451. Oesterreich et al. 1993.
Cancer Res. 53: 4443-4448. Die Hsp70- oder Hsp27-Überexpression
führte
auch zu Zellen, die gegenüber
Cisplatin resistent sind. Komatsuda et al. 1999. Nephrol. Dial.
Transplant. 14: 1385-1390. Richards et al. 1996. Cancer Res. 56:
2446-2451. Oesterreich et al. 1993. Cancer Res. 53: 4443-4448. Diese
Studien zeigten eindeutig, dass erhöhte Expression einzelner Hsps
zum Schutz bestimmter Zelltypen vor der Toxizität zytotoxischer chemotherapeutischer
Mittel führt. Aufgrund
der konservierten Struktur und Funktion von Stressproteinen und
der Konservierung der Stressproteinantwort wird erwartet, dass die
letzteren Befunde in ähnlicher
Weise für
andere als die untersuchten Zelltypen, sowie für Zellen in Geweben gelten.
Es wird ferner erwartet, dass Überexpression von
Hsps Zellen auch vor anderen zytotoxischen als die in den oben genannten
Studien getesteten Mittel schützt
und dass Überexpression
der gesamten Hsps-Gruppe mindestens eine vergleichbare schützenden
Wirkung wie die Überexpression
einzelner Hsps aufweist. Schließlich
unterstützen
mehrere Studien die Auffassung, dass Aktivierung der Stressproteinantwort
auch eine Arzneistoffmultiresistenz induziert. Chin et al. 1990.
J. Biol. Chem. 265: 221-6. Kim et al. 1998. Exp. Mol. Med. 30: 87-92.
Diese Ergebnisse deuten an, dass eine Aktivierung der Stressproteinantwort
die Wirksamkeit zytotoxischer chemotherapeutischer Arzneistoffe
verringern wird, die alleine oder in Kombination mit einer Krebs-Chemotherapie verwendet
werden. Daher ist eine Aktivierung der Stressproteinantwort während der
Krebs-Chemotherapie-Behandlung
eindeutig kontraindiziert.
-
Die
schützende
Wirkung einer aktivierten Stressproteinantwort bei Krebszellen kann
durch andere Mechanismen etwas vermindert werden. Eine kontinuierliche Überexpression
eines konstitutiv aktiven HSF1 inhibierte Zellwachstum. Xia et al.
1999. Cell Stress & Chaperones
4: 8-18. Wachstumsgehemmte Zellen können weniger anfällig auf
zytotoxische Mittel als wachsende Zellen sein. Es schien allerdings,
dass eine Wachstumshemmung aktivierter HSF1-überexprimierender Zellen auf
der erfolgreichen Umschaltung dieser Zellen in Richtung Produktion übermäßiger Mengen
an Hsps anstelle von anderen wesentlichen Proteinen beruhte. Es
ist fraglich, ob diese Situation physiologisch relevant ist. Hsps weisen
eine privilegierte Beziehung mit dem Immunsystem auf. In den späten 1980er
hat eine Anzahl von Forschern erkannt, dass Hsps bevorzugte Zielobjekte
(„targets") für humorale
und zelluläre
Immunantworten auf Infektionen durch Bakterien, Pilze oder Protozoen
sind. Diese Ergebnisse waren rätselhaft,
da Stressproteine sogar von divergierenden Organismen hoch verwandt
sind. Daher können
Autoimmunreaktionen stattfinden. Tatsächlich exprimieren infizierte,
geimpfte und sogar gesunde Patienten Antikörper und T-Zellen, die gegen
Stressproteine gerichtet sind. Anscheinend sind Immunantworten gegen
Stressproteine fein eingestellt, und schwere Autoimmunreaktionen
werden vermieden. Erst kürzlich
wurde entdeckt, dass Stressproteine die Immunogenität kovalent
und nicht-kovalent gebundener Antigenen drastisch erhöhen. Interessanterweise, und
das unterscheidet Stressproteine von den meisten anderen Hilfsstoffen,
scheint die Stressproteinerhöhte
Immunität überwiegend
ein Th1-ähnlicher
Typ zu sein, der Phagozyten und Aktivierung cytotoxischer Lymphocyten
(CTL) stimuliert. Huang et al. 2000. J. Exp. Med., in Druck. Obwohl
der zugrundeliegende Mechanismus für die immunologische Aktivität der Stressproteine
nicht gut verstanden ist, wird angenommen, dass er Stimulierung
von Antigenpräsentation
involvieren kann. Während
den letzten paar Jahren wurden mehrere Studien publiziert, die andeuten,
dass erhöhte
Expression von Stressproteinen alleine die Präsentation ihrer Antigene durch
Tumorzellen erhöhen
und daher Immunantworten, die gegen die Tumorzellen gerichtet sind,
stimulieren können.
Melcher et al. 1998. NatMed. 4: 581-587. Todryk 1999. J. Immunol.
163: 1398-1408. Wells et al. 1997. Scand. J. Immunol. 45: 606-612.
Aber obwohl eine Antitumoraktivität von Zubereitungen, die mit antigenen
Peptiden/Proteinen komplexierte Stressproteine enthalten, in Tumormodellen
gezeigt werden konnte, bleibt der das Immunsystem betreffende Einfluss
der Wirkungen, die aus Überexpression
der Stressproteinen innerhalb der Tumorzellen herführen, ungewiß. Es scheint
unwahrscheinlich, dass die letzteren Wirkungen geeignet wären, die
cytoprotektiven Wirkungen überexprimierter
Stressproteinen aufzuheben, wobei die cytoprotektiven Wirkungen die
Wirksamkeit einer chemotherapeutischen Behandlung vermindern würden.
-
Basierend
auf dem, was gegenwärtig über die
wahrscheinlichen Folgen einer Aktivierung der Stressproteinantwort
in krebsartigen Zellen, Geweben und Organen bekannt ist, ist es
daher äußerst wichtig,
eine Aktivierung der Stressproteinantwort während der Chemotherapie-Behandlung von Krebs zu
vermeiden. Die vorliegende Erfindung basiert auf der Erkenntnis
durch den Erfinder, dass es in mindestens einer bestimmten Situation
möglich
ist, die schützende
Aktivität
erhöhter
Niveaus von Hsps nutzbar zu machen, um eine behandlungsunabhängige Toxizität chemotherapeutischer
Arzneistoffe zu verhindern, ohne die Wirksamkeit der Arzneistoffe gegenüber Chemotherapie-behandlungsbedürftigem Krebs
zu vermindern. Dieser Zustand betrifft die Haarfollikel in der Kopfhaut
eines Krebspatienten oder in der Haut eines Tieres, die chemotherapiebedürftig sind.
Wie oben diskutiert, führt
die behandlungsunabhängige
Toxizität
vieler chemotherapeutischer Arzneistoffe oder Kombinationen von
Arzneistoffen zu einem Ausfall von Kopfhaar bei einem humanen Patienten
oder Haarausfall von der Körperbehaarung
behandelter Tiere. Ein chemischer Auslöser der Stressproteinantwort
kann direkt auf der Kopfhaut eines Krebspatienten oder der Haut
eines Tieres verabreicht werden, so dass es die mitotisch aktiven Zellen
der Haarfollikel vor dem Eintreten in den Kreislauf erreicht, d.h.,
ohne große
Verdünnung.
Die Niveaus der Stressproteine in Auslöserexponierten Haarfollikelzellen
und möglicherweise
einigen anderen Zellen der Haut werden ansteigen und innerhalb ein
paar Stunden werden die Haarfollikel vor anschließendem Aussetzen
gegenüber
cytotoxischen chemotherapeutischen Mitteln für einen Zeitraum von üblicherweise
von 1 bis 2 Tagen geschützt
sein. Schließlich
wird ein Teil der Auslösermoleküle in den Blutstrom
eintreten. Allerdings wird aufgrund der hohen Verdünnung des
chemischen Auslösers
im Blutstrom und da der chemische Auslöser eine Schwellenwertkonzentration
erreichen muß,
bevor eine Stressproteinantwort ausgelöst wird, eine Aktivierung der
Stressproteinantwort auf Zellen der Haarfollikel und möglicherweise
der Haut begrenzt bleiben und nicht in einem signifikanten Ausmaß in Zellen
des Blutes oder anderen Organen auftreten. Daher wird ein chemischer
Auslöser
nie mehr als eine vernachlässigbare
systemische Konzentration erreichen, wobei die Konzentration zu
gering ist, um die Wirksamkeit einer Chemotherapie-Behandlung von
Tumoren, die sich nicht in Haarfollikeln befinden, oder falls der topisch
verabreichte chemische Auslöser
nicht spezifisch auf Haarfollikel gerichtet ist, in der Haut, die dem
Auslöser
ausgesetzt wird, zu beeinträchtigen. Da
Chemotherapieschemata häufig
mehrere Verabreichungszyklen chemotherapeutischer Arzneistoffen
beinhalten, die Tage oder Wochen auseinander liegen, kann eine Verabreichung
eines chemischen Auslösers
ebenso periodisch sein, die jedem Verabreichungszyklus chemotherapeutischer
Arzneistoffe vorangeht. Falls sogar wiederholt verabreicht, wird mit
dieser Art von Verabreichungsschema der chemische Auslöser während jedem
Behandlungszyklus eliminiert sein und nie auf Niveaus akkumulieren,
die ausreichend für
eine systemische Aktivierung der Stressproteinantwort sind. Daher
beinhaltet die vorliegende Erfindung die topische Verabreichung
einer wirksamen Menge eines chemischen Auslösers der Stressproteinantwort
auf der Kopfhaut eines Krebspatienten oder der Haut eines Tieres
rechtzeitig vor der Verabreichung eines chemotherapeutischen Mittels
zum Behandeln eines Krebses, der sich nicht in Auslöser-exponierten
Zellen befindet, um selektiv eine schützende Stressproteinantwort
in der Kopfhaut des Patienten oder der Haut des Tieres zu aktivieren.
Ein chemischer Auslöser
kann auch auf jede andere Region des menschlichen Körpers topisch verabreicht
werden, die für
eine Chemotherapie-induzierten
Alopezie empfindlich ist, wie z.B. Augenbrauen, Bart und Oberlippenbartbereiche.
Ferner wird auch erwartet, dass die Verfahren und Zusammensetzungen
der Erfindung auch für
den Schutz vor Alopezie, die durch Bestrahlungsbehandlung verursacht
wird, wirk sam sind. Daher umfaßt
die Erfindung auch jede der beschriebenen Ausführungsformen für den Schutz
eines humanen Patienten oder Tieres vor Betrahlungs-induzierter
Alopezie. Wie hier verwendet, bezieht sich eine "wirksame Menge" auf eine Menge eines chemischen Auslösers (oder
einer Auslöser-umfassenden
Zusammensetzung), die die biologische Antwort von Haarfollikeln
eines humanen Patienten oder Tieres oder die durch einen Forscher oder
Mediziner vermutete medizinische Antwort eines humanen Patienten
oder Tieres auslöst.
Der Ausdruck "wirksame
Menge" umfaßt jede
Menge, die im Vergleich zu einem korrespondierenden Haarfollikel-enthaltenden
Gewebe oder Mensch- oder Tiersubjekt, das eine solche Menge nicht
erhalten hat, zu einer erhöhten
Resistenz der Haarfollikel gegenüber Abtöten durch
chemotherapeutische Mittel oder zu einer verbesserten Behandlung,
Verhinderung oder Milderung von Chemotherapie-induzierte Alopezie führt.
-
Alternativ
kann ein physikalischer Auslöser der
Stressproteinantwort, wie z.B. vorübergehende Hitze, direkt auf
die Kopfhaut eines Krebspatienten oder die Haut eines Tieres gerichtet
werden, so dass es die mitotisch aktiven Zellen der Haarfollikel
erreicht, aber nicht weit unter die Haut eindringt. Die Niveaus
der Stressproteine in Auslöser-exponierten Haarfollikelzellen
und anderen Zellen der Haut werden ansteigen, und innerhalb von
ein paar Stunden werden die Haarfollikel vor anschließendem Aussetzen
gegenüber
cytotoxischen chemotherapeutischen Mitteln für einen Zeitraum von üblicherweise
1 bis 2 Tagen geschützt
sein. Aufgrund der gezielten Verabreichung des physikalischen Auslösers werden Stressprotein-Niveaus
in anderen Zellen als Hautzellen nicht ansteigen, und die Wirksamkeit
der Chemotherapie-Behandlung
von Tumoren, die sich nicht in Haarfollikeln oder anderen Hautbereichen
befinden, wird nicht vermindert werden. Da Chemotherapieschemata
häufig
mehrere Verabreichungszyklen chemotherapeutischer Arzneistoffe beinhalten,
die Tage oder Wochen auseinander liegen, kann eine Verabreichung
eines physikalischen Auslösers
ebenso periodisch sein, die jedem Verabreichungszyklus chemotherapeutischer
Arzneistoffe vorangeht. Daher beinhaltet die vorliegende Erfindung
auch die gezielte Verabreichung einer wirksamen Dosis eines physikalischen
Auslösers
der Stressproteinantwort auf der Kopfhaut eines Krebspatienten oder
der Haut eines Tieres rechtzeitig vor der Verabreichung eines chemotherapeutischen
Mittels zur Behandlung eines Krebes, der sich nicht in Auslöser-exponierten
Zellen befindet, um selektiv eine schützende Stressproteinantwort
in der Kopfhaut des Patienten oder der Haut des Tieres zu aktivieren.
Ein physikalischer Auslöser kann
auch auf jede andere Region des menschlichen Körpers gerichtet werden, die
für eine
Chemotherapie-induzierte Alopezie empfindlich ist, wie z.B. Augenbrauen,
Bart oder Oberlippenbartbereiche. Ferner wird erwar tet, dass diese
Ausführungsform
der Verfahren der Erfindung auch für den Schutz vor Alopezie,
die durch Bestrahlungsbehandlung hervorgerufen wird, wirksam ist.
Daher umfaßt
die Erfindung auch jede der beschriebenen Ausführungsformen für den Schutz
eines humanen Patienten oder eines Tieres vor Bestrahlungs-induzierter
Alopezie. Wie hier verwendet, bezieht sich eine "wirksame Dosis" auf eine Dosis eines physikalischen
Auslösers,
die die biologische Antwort von Haarfollikeln eines humanen Patienten
oder Tieres oder die durch einen Forscher oder Mediziner vermutete
medizinische Antwort eines humanen Patienten oder Tieres auslöst. Der Ausdruck "wirksame Dosis" umfaßt jede
Dosis, die, im Vergleich mit einem korrespondierenden Haarfollikel-enthaltenden
Gewebe oder Mensch- oder Tiersubjekt, das eine solche Dosis nicht
erhalten hat, zu einer erhöhten
Resistenz der Haarfollikel gegenüber Abtöten durch
chemotherapeutische Mittel oder zu einer verbesserten Behandlung,
Verhinderung oder Milderung von Chemotherapie-induzierte Alopezie führt.
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AUSLÖSER
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Wie
zuvor diskutiert, schließen
Auslöser
der Stressproteinantwort physikalische Auslöser, wie z.B. Hitze, UV-Strahlung,
elektromagnetisches Feld, und chemische Auslöser, wie z.B. Schwermetallionen,
z.B. Cd, Zn, Sn oder Cu-Ionen, andere Sulfhydryl-reaktive Verbindungen,
z.B. Natriumarsenit (ein Arsensalz), Inhibitoren des Energiemetabolismus,
im besonderen Inhibitoren der mitochondrialen Funktion, Aminosäureanaloga,
wie z.B. Canavanin oder Azetidincarboxylat, proteindenaturierende
Mittel, z.B. Ethanol und Guanidiniumhydrochlorid, oxidierende Mittel,
z.B. Diamid, und andere Mittel, z.B. toxische Mittel, die Proteinaddukte,
wie z.B. Acetaminophen bilden, ein. Auslöser schließen auch Inhibitoren der Proteolyse,
wie z.B. Lactacystin, und Verbindungen ein, die die eigentliche
Funktion eines Hsp stören. Beispiele
der letzteren Art von Verbindungen schließen Benzochinonansamycine,
wie z.B. Geldanamycin und Herbimycin A ein, von denen bekannt ist, dass
sie spezifisch an Hsp90 in seiner Nukleotidbindestelle binden. Für eine Liste
von typischen Auslösern
siehe Zou et al. 1998. Cell Stress & Chaperones 3: 130-141. Die oben
erwähnte
Liste ist nicht erschöpfend.
Es sind auch viele weitere Chemikalien bekannt, die Auslöser der
Stressproteinantwort sind. Einige dieser Chemikalien, einschließlich Biclomol, Cyclopentenone
und bestimmte Prostaglandine, scheinen nicht in irgendeine der oben
zitierten Gruppen zu passen. Ferner gibt es wenig Zweifel daran, dass
in der Zukunft neue chemische Auslöser entdeckt werden, da im
allgemeinen jede Verbindung, die einen gewissen Grad an Proteotoxizität aufweist, die
Stressproteinantwort induzieren wird. Ob eine bestimmte Verbindung
proteotoxisch sein wird, kann oder kann nicht leicht von ihrer Struktur
abgeleitet werden. Daher scheint es eher angebracht zu sein, chemische
Auslöser
besser funktionell als strukturell zu definieren. Für den Zweck
dieser Erfindung ist ein Auslöser
eine Verbindung, die geeignet ist, die Hsp-Expression auf eine subletale Konzentration
zu erhöhen
oder eine subletale physikalische Bedingung, die Hsp-Expression
stimuliert. Es gibt viele Verfahren, herauszufinden, ob eine Verbindung/physikalische
Bedingung ein Auslöser
ist oder nicht. Zum Beispiel können
Säugetierzellen
parallel einer Reihe von subletalen Konzentrationen einer zu testenden Substanz
in der Anwesenheit einer radiomarkierten Aminosäure ausgesetzt werden. Nach
einem ausreichenden Expositionszeitraum werden die Zellen geerntet
und lysiert, und die Zelllysate werden einer SDS-PAGE und Autoradiographie
oder Fluorographie unterworfen. Ist die getestete Substanz ein chemischer
Auslöser,
wird sie die Syntheserate von Polypeptiden mit für Hsps typischen Molekulargewichten
(z.B. 90, 70, 25-27 kDa) erhöhen.
Bei einer strengeren Ausführungsform
des gleichen Tests wird ein bestimmtes Hsp aus den Zellysaten mittels
eines anti-Hsp-Antikörper
immunopräzipitiert
und die relative Syntheserate des Hsps wird durch SDS-PAGE und Autoradiographie
oder Fluorographie des immunopräzipitierten
Proteins abgeschätzt.
Anti-Hsp-Antikörper
sind kommerziell erhältlich,
z.B. von StressGen Biotechnologies Corp. of Victoria, B.C.
-
Es
ist zu beachten, dass nicht nur kleine Molekülverbindungen, wie z.B. die
zuvor diskutierten, chemische Auslöser der Stressproteinantwort
sind. Chemische Auslöser
schließen
auch größere Moleküle, wie
z.B. Proteine oder Nukleinsäuren
ein. Nicht-begrenzende Beispiele für solche chemische Auslöser sind
funktionelle Gene, die für
ein konstitutiv aktives HSF1 kodieren, sowie konstitutiv aktive HSF1-Proteine.
Deren Abgabe an Zellen wird die Stressproteinexpression induzieren,
die durch den zuvor beschriebenen Test nachgewiesen werden kann.
Ebenso eingeschlossen sind Gene für einzelne Stressproteine,
wie z.B. Hsp90, Hsp70, Hsp25-27 und P-Glycoprotein und die Proteine,
die durch diese Gene kodiert werden. Ihre Abgabe an Zellen wird
teilweise die Stressproteinantwort reproduzieren, d.h. zu einem
erhöhten
Niveau eines bestimmten Stressproteins führen, das durch die oben genannten
Verfahren nachgewiesen werden kann.
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Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung beinhalten die topische Verabreichung
einer Zusammensetzung, die einen chemischen Auslöser der Stressproteinantwort
umfasst, auf der Kopfhaut eines Krebspatienten oder der Haut eines
Säugetieres.
Aufgrund dieser Art von Verabreichung bleibt die systemische Konzentration
des chemischen Auslösers
gering. Folg lich gibt es eine relativ geringe Gefahr systemischer
oder Organ-spezifischer Toxizität, die
durch einen chemischen Auslöser
hervorgerufen wird. Daher scheint es, dass im wesentlichen jeder chemische
Auslöser
in den Zusammensetzungen der Erfindung verwendet werden kann. Allerdings
werden am ehesten chemische Auslöser
bevorzugt, die bereits getestet oder bei Menschen verwendet wurden,
wie z.B. Zinnsalze, Zinksalze und Arsensalze oder chemische Auslöser, von
denen geplant ist, dass sie beim Menschen getestet werden, wie z.B. ein
Benzochinonansamycin. Ebenso bevorzugt sind chemische Auslöser mit
gut bekannter chemischer Reaktivität, wie z.B. Diamid, sowie chemische
Auslöser,
von denen erwartet wird, hochspezifische Aktivatoren der Stressproteinantwort
zu sein, wie z.B. eine aktivierte Form von HSF1, das als Nukleinsäure oder Protein
abgegeben wird.
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FORMULIERUNGEN, DIE EINEN CHEMISCHEN AUSLÖSER UMFASSEN,
UND ABGABE
-
In
Abhängigkeit
von seinen chemischen Eigenschaften (z.B. Lipophilie, Molekulargröße) kann ein
chemischer Auslöser
in einem Lösungsmittel,
wie z.B. Ethanol, Propylenglycol oder Glycerol, topisch verabreicht
werden. Schilli et al. 1998, J. Invest. Dermatol. 111: 598-604.
Tata et al. 1994. J. Pharm. Sci. 83: 1508-1510. Sredni et al. 1996.
Int. J. Cancer 65: 97-103. Normalerweise wird ein chemischer Auslöser in einer
Formulierung verabreicht, die auch einen oder mehrere Penetrationsverstärker (oder
Promotoren) enthält.
Dermale und intrafollikuläre
Abgabe sind hochaktive Bereiche der akademischen und industriellen
Forschung, und ein Fachmann wird entsprechende Verfahren zur Abgabe
eines bestimmten chemischen Auslösers
kennen. Der Ausdruck "Penetrationsverstärker (oder
Promotor)" wird
hier in seinem weitesten Sinn verwendet, um jedes physikalische Verfahren
oder jede chemische Zusammensetzung einzuschließen, die die Permeabilität der Haut
durch eine vorübergehende
Kompromittierung der Unversehrtheit und der physikochemischen Eigenschaften der
Haut erhöht
oder die zu einem gezielten Targeting der Haarfollikel führt. Er
bedeutet auch Abgabevehikel, wie z.B. Liposomen, einschließlich deformierbarer
oder ultradeformierbarer Liposomen, sowie aktive elektrische Verfahren,
wie z.B. Iontophoresis, Ultraschallvibration und Elektroporation.
Der Ausdruck schließt
auch die Herstellung lipophiler Derivate der abzugebenden Moleküle ein.
Zum Beispiel wurde vor allem bei Makromolekülen Tapestripping verwendet, um
die Permeabilität
der Haut zu erhöhen.
Yang et al. 1995. Br. J. Dermatol. 133: 679-685. Wiederholtes Bürsten der
Haut erlaubte eine wirksame Abgabe von sogar nackter DNA in die äußeren Schichten
der Epidermis und der Haarfollikel. Yu et al. 1999. J. Invest. Dermatol. 112:
370-375. Gut bekannte chemische Penetrationsverstärker sind
Azon, DegammaE oder n-Decylmethylsulfoxid.
Hoogstraate et al. 1991. Int. J. Pharm. 76: 37-47. Bodde et al.
1989. Biochem. Soc. Trans. 17: 943-845. Choi et al. 1990. Pharm. Res.
7: 1099-1106. Siehe auch Marjukka Subonen et al. 1999. J. Controlled
Release 59: 149-161. Neue Beispiele chemischer Permeationsverstärker sind N-Acetylprolinatester,
Polyethylenglycol-8-glycerylcaprylat/caprat,
SEPA und Hydrogele, wie z.B. Deoxycholat-Hydrogele. Tenjarla et
al. 1999. Int. J. Pharm. 192: 147-158. Tran. 1999. J. Surg. Res.
83: 136-140. Diani et al. 1995. Skin Pharmacol. 8: 221-228. Valenta
et al. 1999. Int. J. Pharm. 185: 103-111. Lipophile Derivatisierungen
abzugebender Moleküle
waren z.B. im Fall von IFNalpha erfolgreich. Acylderivate (Kettenlänge 12-16)
zeigten eine gesteigerte kutane und perkutane Absorption gegenüber nicht-derivatisierten
Molekülen.
Foldvari et al. 1999. Biotechnol. Appl. Biochem. 30: 129-137. Iontophoresis
ist ein Verfahren, das auf einer elektrischen Stimulation der Hautpermeabilität für weitestgehend
ionisierte Moleküle
basiert. Es wurde erfolgreich für
die Abgabe von kleinen Molekülen
sowie von kleinen Polypeptiden in die Haut verwendet. Guy. 1998.
J. Pharm. Pharmacol. 50: 371-374. Eine der neuesten elektrischen
Verfahren ist Elektroporation, die verwendet wurde, um hydrophile
Verbindungen in die Haut abzugeben. Banga and Prausnitz. 1998. Trends Biotechnol.
16: 408-412. Verfahren zur Abgabe von Nukleinsäuren in Haarfollikel sind auch
verfügbar.
WO 00/24895 und
WO 98/46208 .
-
Die
Verwendung von Verkapselungstechnologien für die Abgabe in die Haut und
besonders für die
intrafollikuläre
Abgabe von wirksamen Molekülen wurde
ein bevorzugter Ansatz in den letzten Jahren. Eine Studie durch
Fresta und Puglisi legt nahe, dass Stratum torneu-Lipidbasierende,
unilamellare Liposomen geeignete Vorrichtungen für die dermale Abgabe von Wirkstoffen
sein können.
Fresta and Puglisi. 1996. J. Drug Target 4: 95-101. Von großem Interesse
ist die neueste Entwicklung von ultradeformierbaren Liposomen, die
verwendet worden sind, um eine Vielzahl von kleinen und großen Molekülen in die
Haut abzugeben. Zum Beispiel wurden Vesikel, die Phosphatidylcholin
enthalten, das mit Rand-(„Edge-")Aktivatoren, wie z.B. Sodiumcholat, Span
80 und Tween 80 gemischt wird, erfolgreich für die Abgabe des Hormons Ostradiol
verwendet. El Maghraby et al. 2000. Int. J. Pharm. 196: 63-74. Cevc.
1996. Crit. Rev. Ther. Drug Carrier Syst. 13: 257-388. Besonders
relevant sind die Ergebnisse, dass kationische, lipidbasierende
Formulierungen kleine und große
Moleküle,
einschließlich
Oligonucleotide, in die Haarfollikel abgeben können. Diese Abgabe kann eine
ausgezeichnete Spezifität
aufweisen, da sie über
die Verbindung der internen und externen Wurzelscheide stattfindet.
Lieb et al. 1997. J. Pharm. Sci. 86: 1022-1029. Hoffman zeigte,
dass Phosphatidylcholin-basierende Liposomen Farbstoffe, Melanine,
Gene und Proteine selektiv in Haarfollikeln freisetzen. Hoffman.
1998. J. Drug Target 5: 67-74. Abgegebene Gene sind in dem Follikel
aktiv und machen das Follikel zum Zielobjekt („Target") für selektive
Gentherapie. Li and Hoffman. 1995. Nat. Med. 1: 705-706. Hoffman.
2000. Nat. Biotechnol. 18: 20-21.
-
DOSIERUNG UND VERABREICHUNG
EINES CHEMISCHEN AUSLÖSERS
-
In
der Anwendung der vorliegenden Erfindung wird eine Zusammensetzung,
die einen chemischen Auslöser
umfaßt,
auf der Kopfhaut eines Patienten oder der Haut eines nicht-humanen
Säugetiers vor
Aussetzen des Patienten oder des Säugetiers gegenüber einem
cytotoxischen, chemotherapeutischen Mittel, angewendet. Um Haarfollikelzellen
vor dem Abtöten
durch das chemotherapeutische Mittel zu schützen, muß der chemische Auslöser eine
Konzentration in den Haarfollikeln erreichen, die ausreichend hoch
ist, die Stressproteinantwort in den Follikelzellen zu aktivieren,
was zu einem objektiv messbaren Anstieg der Konzentration von wenigstens
einem Stressprotein führt,
ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus Hsp90, Hsp70, Hsp25-27 und P-Glycoprotein.
Weiter bevorzugt sind die Niveaus von mehreren oder von all diesen
Stressproteinen erhöht. Eine
Zunahme von etwa 25% der Konzentration eines Stressproteins ist
leicht durch Western-Blot-Analyse mittels eines Antikörpers gegen
das Stressprotein nachweisbar. Während
die Konzentrationsbereiche, die eine nachweisbare Stressproteinantwort
in Säugetierzellkulturen
verursachen, für
viele chemische Auslöser
bekannt sind (siehe z.B. Zou et al. 1998. Cell Stress & Chaperones 3:
130-141, das hiermit durch Bezugnahme eingeschlossen wird) und die als
ein anfänglicher
Leitfaden für
die Dosisfindungsstudien dienen können, werden die Konzentrationen, die
in Zusammensetzungen für
eine topische Verabreichung auf der Kopfhaut eines Patienten (oder
Haut eines anderen Säugetiers)
notwendig sind, vorzugsweise empirisch für jede Zusammensetzung bestimmt.
Es wird klar sein, dass die Auslöserkonzentration,
die in den Haarfollikeln erreicht wird, von den chemischen Eigenschaften
des Auslösers
und von der Wirksamkeit des gewählten
Pentrationsverstärkers
abhängig
ist und für
jeden chemischen Auslöser und
Penetrationsverstärker
durch den Fachmann, wie es hier weiter beschrieben wird, oder durch
jedes andere im Stand der Technik bekannte Verfahren, bestimmt werden
kann. Es können
herkömmliche
klinische Dosisfindungsstudien durchgeführt werden, um vorauszusagen,
wie stark die Niveaus von Stressproteinen in Haarfollikeln für einen
maximalen Schutz der Zellen vor verschiedenen chemotherapeutischen Arzneistoffen
erhöht
sein müssen.
Der relevanteste zu messende klinische Parameter ist die Haardichte vor
und nach Chemotherapie. Diese Messungen können quantitativ (Haarzählung in
einem Hautbereich von definierter Größe) oder semiquantitativ (Abschätzen der
Stufen an Alopezie) sein. Alternativ oder zusätzlich können Hautbiopsien genommen werden
und auf Dichte und/oder Morphologie der Haarfollikel untersucht
werden. Als ein unvollkommener Ersatz kann eine Endpunkt-(siehe
oben)Aktivierung der Stressproteinantwort in Haarfollikelzellen vor
Verabreichung eines chemotherapeutischen Arzneimittels in Kopfhautbiopsien
durch immunocytochemische Verfahren (Hashizume et al. 1997. Int.
J. Dermatol. 36: 578-592. Yu et al. 1999. J. Invest. Dermatol. 112:
370-375) oder durch Western Blot mittels eines Stressproteinantikörpers, abgeschätzt werden.
-
Der
Zeitpunkt, an dem eine Auslöser-umfassende
Zusammensetzung, relativ zu dem Zeitpunkt des Beginns eines Chemotherapie-Behandlungszyklus,
auf der Kopfhaut eines Patienten (oder Haut eines anderen Säugetiers)
am besten angewendet wird, kann ebenso empirisch gemäß herkömmlicher Protokolle
bestimmt werden. Die Abgabekinetiken eines chemischen Auslösers in
die Haarfollikel werden mit der Eigenschaft des gewählten Auslösers und
Penetrationsverstärkers
variieren. In Zellkultur führt
ein Aussetzen gegenüber
einer ausreichenden Konzentration eines chemischen Auslösers zu
einer schnellen Aktivierung der Stressproteinantwort, und cytoprotektive
Niveaus von Stressproteinen werden innerhalb von etwa 2 bis 12 Stunden
erreicht. Da Haut eine signifikante Barriere für eine Abgabe von Molekülen darstellt,
kann ein Erreichen von cytoprotektiven Niveaus von Stressproteinen
in Haarfollikeln in Abhängigkeit
von der Eigenschaft des gewählten chemischen
Auslösers
und Penetrationsverstärkers um
bis zu 24 Stunden verzögert
sein. Daher kann eine Zusammensetzung, die einen chemischen Auslöser der
Stressproteinantwort umfaßt,
zwischen etwa 2 und 36 Stunden vor Verabreichung eines chemotherapeutischen
Mittels verabreicht werden. Vorzugsweise wird eine Zusammensetzung,
die einen chemischen Auslöser
der Stressproteinantwort umfaßt,
zwischen etwa 8 und 24 Stunden vor Chemotherapie verabreicht. Sobald
cytoprotektive Niveaus von Stressproteinen in den Zellen der Haarfollikel
erreicht werden, werden die Haarfollikel gegenüber chemotherapeutischen Mitteln
eine erhöhte
Resistenz für
ungefähr
1 bis 2 Tage beibehalten. Mit diesem Leitfaden wird ein Fachmann
befähigt,
mit lediglich routinemäßigem Experimentieren
eine geeignete Dosierung und ein geeignetes Verabreichungsschema
einer bestimmten Zusammensetzung empirisch zu bestimmen, die einen
chemischen Auslöser
umfaßt,
der einen wirksamen Schutz der Haarfollikel vor chemotherapeutischen
Mitteln bereitstellt.
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DOSIERUNG UND VERABREICHUNG
EINES PHYSIKALISCHEN AUSLÖSERS
-
In
einem anderen Aspekt der Anwendung der vorliegenden Erfindung wird
die Kopfhaut eines Patienten oder die Haut eines nicht-humanen Säugetiers
einem physikalischen Auslöser
der Stressproteinantwort vor Aussetzen des Patienten oder des Säugetiers
gegenüber
einem cytotoxischen chemotherapeutischen Mittel ausgesetzt. Um Haarfollikelzellen vor
dem Abtöten
durch das chemotherapeutische Mittel zu schützen, muß die Dosis des verabreichten physikalischen
Auslösers
ausreichend hoch sein, die Stressproteinantwort in den Follikelzellen
zu aktivieren, was zu einem objektiv meßbaren Anstieg der Konzentration
von wenigstens einem Stressprotein führt, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend
aus Hsp90, Hsp70, Hsp25-27 und P-Glycoprotein. Weiter bevorzugt
sind die Niveaus von mehreren oder von all diesen Stressproteinen
erhöht.
Eine Zunahme von etwa 25% der Konzentration eines Stressproteins
ist leicht durch Western-Blot-Analyse mittels eines Antikörpers gegen
das Stressprotein nachweisbar. Ein bevorzugter physikalischer Auslöser ist
Hitze. Hitze kann in einem Zielgewebe durch verschiedene Mittel, einschließlich durch
direkten Kontakt mit einer erhitzten Oberfläche oder erhitzten Flüssigkeit,
Ultraschall, Infrarotstrahlung oder Mikrowellen- oder Hochfrequenzstrahlung,
abgegeben oder erzeugt werden. Bei der praktischen Anwendung der
Erfindung beinhaltet ein bevorzugtes Mittel zur Abgabe von Hitze auf
der Kopfhaut eines Patienten oder der Haut eines Säugetiers
den direkten Kontakt mit einer erhitzten Flüssigkeit, wie z.B. Wasser.
In einem nicht-begrenzenden Beispiel wird einem Patienten eine Vorrichtung
bereitgestellt, die einer Duschkappe ähnelt und die die Kopfhaut
des Patienten bedeckt. Die Kappe erstreckt sich leicht über die
Haarlinie des Patienten hinaus und bildet direkt angrenzend an der
Haarlinie eine wasserfeste Abdichtung mit der Haut. Das Innere der
Kappe enthält
ein entsprechendes Wasservolumen oder eine andere physiologische
wäßrige Lösung, die
mittels eines entsprechenden Einlasses oder Auslasses, Ventile,
verbundener Röhren
und einer Wasserpumpe in Verbindung mit einem Temperatur-kontrollierten
Wasserbad steht. Der Bereich von Hitzedosen, der eine nachweisbare
Stressproteinantwort in Säugetierzellkulturen
auslöst,
ist bekannt und kann als ein anfänglicher
Leitfaden für
Dosisfindungsstudien dienen. Der übliche Bereich erhöhter Temperaturen
erstreckt sich von etwa 39°C
bis etwa 45°C
und die übliche
Dauer der erhöhten
Temperaturexposition ist zwischen etwa 2 Stunden und 15 Minuten.
Die geeigneten auf der Kopfhaut eines Patienten (oder Haut eines
anderen Säugetiers)
angewendeten Hitzedosen werden vorzugsweise empirisch ermittelt.
Es können
herkömmliche
klinische Dosisfindungsstudien durchgeführt werden, um vorauszusagen,
wie stark die Niveaus von Stressproteinen in Haarfollikeln für einen
maximalen Schutz der Zellen vor verschiedenen chemotherapeutischen
Arzneistoffen erhöht
sein müssen.
Der relevanteste zu messende klinische Parameter ist die Haardichte
vor und nach Chemotherapie. Diese Messungen können quantitativ (Haarzählung in
einem Hautbereich von definierter Größe) oder semiquantitativ (Abschätzen der
Stufen an Alopezie) sein. Alternativ oder zusätzlich können Hautbiopsien genommen
werden und auf Dichte und/oder Morphologie der Haarfollikel untersucht
werden. Als ein unvollkommener Ersatz kann eine Endpunkt-(siehe
oben)Aktivierung der Stressproteinantwort in Haarfollikelzellen
vor Verabreichung eines chemotherapeutischen Arzneimittels in Kopfhautbiopsien
durch immunocytochemische Verfahren (Hashizume et al. 1997. Int.
J. Dermatol. 36: 578-592. Yu et al. 1999. J. Invest. Dermatol. 112: 370-375)
oder durch Western Blot mittels eines Stressproteinantikörpers abgeschätzt werden.
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Der
Zeitpunkt, an dem eine geeignete Hitzedosis, relativ zu dem Zeitpunkt
des Beginns eines Chemotherapie-Behandlungszyklus, auf der Kopfhaut
eines Patienten (oder Haut eines anderen Säugetiers) am besten angewendet
wird, kann ebenso empirisch gemäß herkömmlicher
Protokolle bestimmt werden. In Zellkulturen führt ein Aussetzen gegenüber einer
entsprechenden Hitzedosis zu einer schnellen Aktivierung der Stressproteinantwort,
und cytoprotektive Niveaus von Stressproteinen werden innerhalb
mehrerer Stunden erreicht. Da Haut eine signifikante Barriere für die Abgabe
von Hitze darstellen kann und der Hitzeexport über den Kreislauf den Erhitzungsprozeß verlangsamen
kann, kann ein Erreichen von cytoprotektiven Niveaus von Stressproteinen
in Haarfollikeln um mehrere Stunden verzögert sein. Daher kann eine
geeignete Hitzedosis zwischen etwa 2 und 24 Stunden vor Verabreichung
eines chemotherapeutischen Mittels verabreicht werden. Vorzugsweise
wird die Hitzedosis zwischen etwa 6 und 12 Stunden vor Chemotherapie
verabreicht. Die letzteren Zeitverzögerungen beziehen sich auf
Beginn einer Chemotherapie-Behandlung nach Beginn von Erhitzen.
Sobald cytoprotektive Niveaus von Stressproteinen in den Zellen
der Haarfollikel erreicht werden, werden die Haarfollikel gegenüber chemotherapeutischen
Mitteln eine erhöhte
Resistenz für üblicherweise
1 bis 2 Tage beibehalten. Mit diesem Leitfaden wird ein Fachmann
befähigt,
mit lediglich routinemäßigem Experimentieren
eine geeignete Hitzedosis und ein geeignetes Verabreichungsschema
der Hitzedosis empirisch zu bestimmen, die einen wirksamen Schutz
der Haarfollikel vor chemotherapeutischen Mitteln bereitstellt.
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TIERMODELLE VON CHEMOTHERAPIE-INDUZIERTER
ALOPEZIE
-
Obwohl
nicht perfekte Ersatzmodelle für
den menschlichen Patienten, können
Alopezie-Tiermodelle
verwendet werden, um Auslöser
und Schutzverfahren zu evaluieren. Menschliches Haarwachstum scheint
sich von dem vieler Tiere zu unterscheiden, da bei Menschen 90%,
der Follikel in der Anagenphase sind, während bei erwachsenen Tieren, wie
z.B. Nagetieren, dieser Prozentsatz drastisch geringer ist. Zwei
Tiermodelle, die im Zusammenhang mit der Wachstumsphase an die Situation
beim Menschen herankommen, sind neugeborene (8-Tage-alte) Ratten (Nussein et al. 1990.
Science 249: 1564-1566) und C57/BL/6-Mäuse nach Enthaarung eines Teils
der Körperbehaarung.
Paus et al. 1990. Br. J. Dermatol. 122: 777-784. Paus et al. 1994.
Am. J. Pathol. 144: 719-734. In dem ersten Modell wird der Vorteil
der aktiven Haarwachstumsphase bei neugeborenen Ratten genutzt,
und in dem zweiten Modell wird Nachwachsen der Haare durch Enthaarung
synchronisiert. In dem Mausmodell werden ruhende (telogene) Haarfollikel
in der enthaarten Haut von 6-bis 8-Wochen-alten weiblichen C57BL/6-Mäusen dazu
induziert, aktives Haarwachstum (anagen) aufzunehmen. Dies wird
durch Bestreichen des gesamten Rückens
oder eines gewünschten
Teils des Pelzes anästhesierter
Tiere (30 mg/kg Pentobarbital) mit einer Wachs- und Harzmischung
erreicht, wobei die Mischung nach Aushärtung abgezogen wird. Paus
et al. 1990. Br. J. Dermatol. 122: 777-784. Schilli et al. 1998. J. Invest.
Dermatol. 111: 598-604. Pharmakologische Zusammensetzungen werden üblicherweise
etwa 5 Tage nach Enthaarung topisch verabreicht, wobei sich zu diesem
Zeitpunkt alle Haarfollikel in der Anagenphase III-IV des Haarzyklus
befinden. Daher wird eine Formulierung, die einen chemischen Auslöser der
Stressproteinantwort enthält,
oder eine Dosis eines physikalischen Auslösers, wie z.B. Hitze, zu dem
späteren
Zeitpunkt verabreicht. Die zwei Modelle wurden umfangreich in Alopeziestudien
verwendet, wobei die Alopezie durch chemotherapeutische Mittel,
einschließlich
Adriamycin und Cyclophosphamid induziert wurde, verwendet. Balsari
et al. 1994. FASER J. 8: 226-230. Schilli et al. 1998. J. Invest.
Dermatol. 111: 598-604. Jimenez and Yunis. 1992. Cancer Res. 52:
413-415. Die Tiermodelle
können
verwendet werden: für
Experimente zum grundsätzlichen
Beweis der Theorie („proof-of-principle"), zur Evaluierung
potentieller Penetrationsverstärker
bezüglich
deren Fähigkeit,
die Abgabe eines chemischen Auslösers
in die Haarfollikel zu verbessern, zum Abschätzen der lokalen Toxizität eines
chemischen Auslösers,
zur Demonstration, das eine lokale Abgabe eines chemischen Auslösers oder
ein lokales Aussetzen gegenüber
einem physikalischen Auslöser
nicht zu einer erhöhten
systemischen Konzentration des chemischen Auslösers und nicht zu einer allgemeinen
Aktivierung der Stressproteinantwort durch den physikalischen oder
chemischen Auslöser,
etc., führt.
Daher umfaßt
die Erfindung auch Verfahren zum Identifizieren von Mitteln (d.h.
chemischen Auslösern
oder Kombinationen chemischer Auslöser und Penetrationsverstärkern) zur
Verwendung zum Schutz eines Menschen oder Tieres vor Chemotherapie-induzierter
Alopezie, umfassend (a) Verabreichen eines zu testenden Mittels einem
Tiermodell für
Chemotherapie-induzierter Alopezie und (b) Bestimmen, ob dieses
Mittel geeignet ist, die Stressproteinantwort in dem Tiermodell
zu induzieren. Ebenso umfaßt
sind Verfahren zur Identifizierung von Mitteln für die Verwendung zum Schutz eines
Menschen oder Tieres vor Chemotherapie-induzierter Alopezie, umfassend
(a) Auswählen
eines Mittels, das geeignet ist, die Stressproteinantwort zu induzieren
und (b) Verabreichung dieses zu testenden Mittels in einem Tiermodell
für Chemotherapieinduzierter
Alopezie und Bestimmen, ob dieses Mittel vor Chemotherapie-induzierter
Alopezie schützt.
-
Um
die Erfindung weiter zu veranschaulichen, werden nicht-beschränkende Beispiele
von Experimenten, die die oben erwähnten Tiermodelle für Alopezie
verwenden, in den nachfolgenden Abschnitten beschrieben.
-
Eine
ausgewählte
pharmakologische Behandlung oder physikalische Behandlung (z.B.
Hitzebehandlung) muss zeigen, dass sie die Stressproteinantwort
in einer Vielzahl relevanter Haarfollikelzellen induzieren kann.
Ferner wird es für
die Optimierung eines Behandlungsschemas wichtig sein, das relative
Ausmaß und
die Dauer der induzierten Stressproteinantwort in Haarfollikel beurteilen
zu können. Für diese
Zwecke wird ein immunohistochemischer Assay verwendet, der in Haarfollikelzellen
und anderen Zellen der Haut die Niveaus der wichtigen stressinduzierbaren
Form von Hsp70 abschätzt.
Es gibt mindestens zwei stichhaltige Gründe für die Wahl des induzierbaren
Hsp70 als einen bevorzugten Indikator für die Stressproteinantwort.
Erstens, Hsp70 ist eines der am meisten vorkommenden Hsps, und es wurde
gezeigt, dass es selbst cytoprotektiv ist. Liu et al. 1992. Cancer
Res. 52: 3667-3672. Li et al. 1995. Exp. Cell Res. 217: 460-468.
Zweitens, ist es aus einer großen
Anzahl vorheriger Studien, die Zellinien und Tiergewebe verwendeten,
offenkundig, dass eine Expression der wichtigen induzierbaren Form von
Hsp70 bei Nagetieren streng geregelt ist. Welch et al. 1983. J.
Bio. Chem. 258: 7102-7111. Bei Abwesenheit von Stress ist das Niveau
in allen Zellinien und den meisten Geweben sehr gering bis nicht
vorhanden. Für
die Dauer von und im Anschluss an Stress akkumuliert das Protein
schnell auf ein drastisch erhöhtes
Niveau. Eine Studie durch Hashizume et al. (Hashizume et al. 1997.
Int. J. Dermatol. 36, 587-592) untersuchte die Niveaus von induzierbarem Hsp70
in der C57/BL/6-Maus und fand heraus, dass die induzierbare Hsp70-Expression
in den Anagen-Haarfollikeln gering ist. Nur während der Anagen- Katagen-Transformation
stiegen die Niveaus von induzierbarem Hsp70 signifikant an. Ein
monoklonaler Antikörper,
der spezifisch induzierbares Hsp70 in kultivierten Nagetierzellen
und in frischen und fixierten Gewebeabschnitten nachweist, ist kommerziell
erhältlich
(«C92», StressGen
Biotechnologies Corp., Victoria, BC (cat.#:SPA-810)).
-
Experimente
zum Validieren des immunohistochemischen Assays verlangen, dass
die Expression von Hsp70 induziert wird, da, wie zuvor diskutiert, dieses
Protein normalerweise nicht oder nur auf einem sehr geringen Niveau
vorhanden ist. Es können zwei
verschiedene Verfahren zur Induktion des Hsp70 verwendet werden.
Das erste beinhaltet ein Aussetzen der Tiere gegenüber einer
Hyperthermie des gesamten Körpers
(durch Eintauchen in ein Wasserbad). Während die optimale Temperatur
und die Dauer der Hitzeexposition experimentell bestimmt werden
müssen,
stellen vorherige Zellkulturexperimente einen ausreichenden anfänglichen
Leitfaden bereit, um wenigstens ohne zusätzliches Experimentieren ein
Induktionsniveau von Hsp70 zu erreichen, das immunohistochemisch
nachweisbar ist. Das zweite Verfahren basiert auf bisherigen Beobachtungen
durch Li und Hoffman. Li and Hoffman. 1995. Nat. Med. 1: 705-706.
Diese Forscher haben gefunden, dass Liposomen, die ein CMV-Promotorkontrolliertes β-Galactosidase-Gen
enthalten, wirksam und selektiv das β-Galactosidase-Gen an mitotisch
aktive Zellen (Matrixzellen und vermutliches Follikelstammzellen)
der Maus-Anagen-Haarfollikel
abgegeben haben, wo das Gen aktiv exprimiert wurde. Das gleiche Protokoll
kann zum Einführen
eines Expressionskonstruktes für
ein aktiviertes humanes HSF1 (mutante HSF1d202-316, hier als HSF1(+)
bezeichnet) in Follikelzellen verwendet werden. Es ist bekannt,
dass HSF1(+) eine Expression von induzierbarem Hsp70 in verschiedenen
Zelltypen stark erhöht.
Xia et al. 1999. Cell Stress & Chaperones
4: 8-18.
-
Für Experimente
zur Assay-Validierung werden neugeborene Ratten und erwachsende
Mäuse nach
Enthaarung eines Teils ihrer Körperbehaarung einer
mittelschweren Gesamtkörperhyperthermie ausgesetzt.
Alternativ oder zusätzlich
werden Liposomen, die ein CMV-Promotorgetriebenes hsf1(+)-Gen oder
als Kontrolle ein β-Galactosidase-Gen
enthalten, auf Bereiche am Rücken
neugeborener Ratten oder auf enthaarte Bereiche der erwachsenen
Mäuse verabreicht.
Nach einer angemessenen Zeit (6 bis 48 Stunden nach Hitzeexposition
oder 1, 3 oder 5 Tage nach Transduktion) werden die behandelten
und nicht-behandelten Tiere getötet, und
Hautproben werden genommen. Diese Proben können mittels eines herkömmlichen
immunohistochemischen Protokolls bearbeitet werden. Zur Bereitstellung
eines Beispielprotokolls: die Hautproben können in O.T.C. (Miles) eingebettet
und tiefgekühlt werden.
Yu et al. 1999. J. Invest. Dermatol. 112: 370-375. Gefrorene Proben
können
mit einem Kryostat (5 μm)
geschnitten und auf saubere, geladene Objektträger gesammelt werden. Im Anschluß an eine
Lufttrocknung und Fixierung in Aceton können die Objektträger gewaschen,
blockiert und einem Hsp70-Antiköper
C92 ausgesetzt werden. Ein C92-Antikörper kann auf den Proben mit
einem entsprechenden enzymmarkierten zweiten Antikörper nachgewiesen
werden. Alternativ, und falls aufgrund eines hohen Hintergrunds
notwendig, kann ein biotinylierter C92-Antikörper (kommerziell erhältlich)
verwendet werden, um den Bedarf für einen zweiten Antikörper zu
beseitigen.
-
Es
wird angemerkt, dass eine spezifische Nukleinsäurehybridisierung als ein alternativer
Assay für
erhöhte
hsp70-Genexpression bei dem unwahrscheinlichen Ereignis verwendet
werden kann, dass sich eine Antikörperbindung als nicht erfolgreich
erweist. Es wurden Ratten- und
Maus hsp70-Gene kloniert (Perry et al. 1994. Gene 146: 273-278.
Longo et al. 1993. J. Neurosci. 36: 325-335) und daher können Hybridisierungsproben
leicht hergestellt werden.
-
Wie
auch zuvor diskutiert wurde, wurde es über die letzten zehn Jahre
offensichtlich, dass eine vorrangige und wirksame Abgabe von Arzneistoffsubstanzen
mit kleinen Molekulargewichten sowie von großen Molekülen, wie z.B. Nukleinsäuren und Proteinen,
an mitotisch aktiven Haarfollikelzellen durch eine topische Verabreichung
lipidbasierender Formulierungen und Liposomen, die die aktive Substanz
von Interesse enthalten, erreicht werden kann. Balsari et al. 1994.
FASER J. 8: 226-230. Li and Hoffman. 1995. Nat. Med. 1: 705-706.
Lieb et al. 1992. J. Invest. Dermatol. 99: 108-113. Lieb et al.
1997. J. Pharmaceutical Sciences 86: 1022-1029. Li et al. 1993.
In Vitro Cell. Dev. Biol. 29A: 192-194. Li et al. 1993. In Vitro
Cell. Dev. Biol. 29A: 258-260. Li and Hoffman. 1995. In Vitro Cell.
Dev. Biol. 31A: 11-13. Hoffman. 1997. J. Drug. Targeting 5: 67-74.
Foldvari et al. 1999. Biotechnol. Appl. Biochem. 30: 129-137. Es
wurde für
Liposomen ferner gezeigt, dass es nur eine geringe Freisetzung der
Arzneistoffsubstanz in den Kreislaufvorhanden ist. Balsari et al.
1994. FASER J. 8: 226-230. Li and Hoffman 1997. J. Derm. Sci. 14:
101-108. In den vorliegenden Beispielexperimenten werden liposomale
Formulierungen verwendet, wie durch die Hoffman-Gruppe beschrieben (Hoffman.
1997. J. Drug Targeting 5: 67-74), um Arzneistoffsubstanzen (chemische
Auslöser),
die die Stressproteinantwort induzieren, an Haarfollikeln abzugeben.
Die Liposomen nach Hoffman für
kleine Moleküle
und Proteine waren Phosphatidylcholin-basierend, und die Liposomen
für Nukleinsäuren enthielten
entweder Phosphatidylcholin alleine oder Phosphatidylcholin:Cholesterol:Phosphatidylethanolamin
in einem 5:3:2-Verhältnis.
-
In
den Beispielexperimenten werden zwei Arten von chemischen Auslösern der
Stressproteinantwort (einzeln) getestet, die kleine Molekülverbindung
Natriumarsenit und HSF1(+). HSF1(+) kann als eine Nukleinsäure, die
HSF1(+) kodiert, oder als ein rekombinantes Protein abgegeben werden.
Die Nukleinsäure
kann ein Plasmidvektor sein, der ein hsf1(+)-Gen unter Kontrolle
eines konstitutiv aktiven Cytomegalovirus(CMV)-Promotor enthält. In einer therapeutischen
Situation wird es wünschenswert sein,
dass die Stressproteinantwort nur vorübergehend induziert wird. Obwohl
das plasmidgetragene hsf1(+)-Gen mit der Zeit inaktiviert wird,
kann diese Inaktivierung als zu langsam betrachtet werden. Eine Alternative
wäre, einen
unterschiedlichen (eukaryotischen) Expressionsvektor zu verwenden,
der eine regulierte Expression des hsf1(+)-Gens erlaubt. Genetische
Schalter, die durch vermutlich ungefährliche Verbindungen mit kleinen
Molekulargewichten aktiviert/unterdrückt werden (z.B. Tetracyclin,
RU486, etc.), sind bekannt und leicht erhältlich. Gossen et al. 1996.
Science 268: 1766-1769.
Gossen and Bujard. 1992. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 5547-5551. Wang
et al. 1997. Nat. Biotechnol. 15: 239. Wang et al. 1997. Gene Therapy
4: 432-441. Der zuletzt genannte Punkt ist ohne Belang, wenn HSF1(+)
als ein rekombinantes Protein abgegeben wurde. Wenn Wildtyp-humanes
HSF1 und HSF1(+) aus ähnlichen Konstrukten
in Säugetierzellen
exprimiert wurden, akkumulierte das Wildtyp-HSF1 auf ein signifikant höheres Niveau
als HSF1(+) (nicht-veröffentlichte Daten),
was zur Annahme führt,
dass das mutante Protein (d.h., HSF1(+)) wesentlich weniger stabil
als das Wildtyp-Protein ist. Anschließende Experimente führte zu
einer Schätzung
der Halbwertszeit von HSF1(+) auf 6 bis 8 Stunden. Daher kann eine
Einführung
von rekombinantem HSF1(+) in Zellen nur eine vorübergehende Induktion der Stressproteinantwort
auslösen.
HSF1(+) kann z.B. als ein FLAG-markiertes Protein oder als eine
Glutathiontransferasefusion in E. coli. erzeugt werden. Voellmy.
1996. In Stress-Inducible
Cellular Responses, U. Feige, R. I. Morimoto, I. Yahara, and B.
S. Polla, eds. (Basel: Birkhaeuser Verlag). Seiten 121-137. Guo,
Y., Guettouche, T., Fenna, M., Boellmann, F., Pratt, W. B., Toft,
D. O., Smith, D. F., and Voellmy, R. Nicht-veröffentliche Daten. FLAG-markiertes HSF1(+)
und das Glutathiontransferasefusionsprotein können durch Affinitätschromatographie-Verfahren
gereinigt werden. Der Glutathiontransferaserest kann während der
Reinigung abgeschnitten werden, was HSF1(+) ergibt. Da es nicht
die HSF1(+)-Funktion verhindert (nicht-veröffentlichte Daten), wird das
Entfernen des Markers vom FLAG-markierten
HSF1 als nicht notwendig erachtet. Es können im wesentlichen reine
rekombinante Proteine erhalten werden. Es sei hiermit angemerkt,
dass es aufgrund der relativen Instabilität von HSF1(+) vorteilhaft wäre, einen
Herstellungs-Bakterienstamm zu verwenden, der eine geringe proteolytische
Aktivität
aufweist. Während HSF1(+)
in bakteriellen Expressionssysteme exprimiert werden kann, kann
es auch in eukaryotischen Expressionssystemen, einschließlich Baculovirus-infizierte
Insektenzellen, exprimiert und aus diesem aufgereinigt werden.
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Natriumarsenit
wird in Wasser oder in phosphatgepufferter Saline bei oder in der
Nähe maximaler
Löslichkeit
gelöst.
HSF1(+)-Protein oder Nukleinsäure
wird bei der höchsten
praktischen Konzentration gelöst.
Diese Lösungen
und Verdünnungsreihen werden
anschließend
in Liposomen, wie durch Hoffman beschrieben, eingeführt. Hoffman.
1997. J. Drug Targeting 5: 67-74. Kontrollen schließen leere
Liposomen bzw. Liposomen ein, die ein Protein oder eine Nukleinsäure enthalten,
das/die nicht mit HSF1(+) verwandt ist. Diese liposomalen Zubereitungen
werden auf Bereiche am Rücken,
Seite oder Bauch von neugeborenen Ratten (8 Tage alt) oder auf enthaarten
Bereichen erwachsener Mäusen
(5 Tage nach Enthaarung) verabreicht. Die Verabreichung kann einmal
oder mehrmals mit entsprechenden Intervallen (z.B. täglich) sein.
Zu bestimmten Zeiten (12 Stunden, 1 bis 10 Tage) nach der letzten
Verabreichung werden die Tiere getötet. Es werden Hautproben genommen,
und Schnitte werden präpariert
und sowohl durch den zuvor beschriebenen immunohistochemischen Assay
als auch mikroskopisch analysiert, um Dichte und Morphologie der
Haarfollikel zu beurteilen.
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Diese
Experimente können
mehrere Fragen beantworten. Für
jeden chemischen Auslöser
können
Abschätzungen über die
minimalen und am besten geeigneten Konzentrationen zum Induzieren
der Stressproteinantwort sowie der maximalen Konzentration erhalten
werden, bei der der Auslöser
verabreicht werden kann, ohne Schaden bei Haarfollikeln zu verursachen
(nur für
Natriumarsenit relevant). In Bezug auf die letzte Information soll
der Leser daran erinnert werden, dass die Stressproteinantwort als Antwort
auf einen geringen proteotoxischen Stress induziert wird. Daher
werden übermäßige Konzentrationen
eines chemischen Auslösers,
wie z.B. Natriumarsenit, eine signifikante Cytotoxizität aufweisen und
Haarfollikelzellen abtöten.
Aus diesem Grund ist es entscheidend, Konzentrationsbereiche zu
bestimmen, bei denen der chemische Auslöser die Hsp-Überexpression
auslöst,
ohne einen irreversiblen Schaden zu verursachen. Eine übermäßige Konzentration
eines Auslösers
kann durch eine verminderte Stressproteinantwort im Vergleich zu
der, die bei einer geringeren Konzentration induziert wird, als auch
durch Veränderungen
der Morphologie und Dichte von Haarfollikeln nachgewiesen werden.
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Zweitens
können
die Experimente zeigen, ob die liposomalen Zubereitungen alle oder
fast alle Haarfollikelmatrixzellen (und putativen Follikelstammzellen)
gezielt erreichen. Falls gefunden wird, dass Auslöser-enthaltende
Liposomen, die gemäß der durch
Hoffman bereitgestellten Anweisungen hergestellt werden (Hoffman.
1997. J. Drug Targeting 5: 67-74), nur einen kleinen Bruchteil an
mitotisch aktiver Matrix und putativen Stammzellen gezielt erreichen,
können
analoge Experimente zu den oben beschriebenen durchgeführt werden,
um Liposomen bezüglich
verschiedener Zusammensetzungen oder anderer Penetrationsverstärker zu
testen.
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Drittens
bestimmen die Experimente für
jeden Auslöser
den Zeitablauf einer Aktivierung der Stressproteinantwort sowie
deren Fortdauer. Diese Information ist für das Design wirksamer Alopezie-Verhinderungsschemata
bei den Tiermodellen notwendig. Ein optimaler Schutz wird sich nur
ergeben, wenn chemotherapeutische Arzneistoffe verabreicht werden,
nachdem eine Aktivierung der Stressproteinantwort aufgetreten ist
und die Hsp-Konzentrationen zu adäquat erhöhten Niveaus angestiegen sind.
Es ist zu beachten, dass die aus den obigen Experimenten erhaltenen
Daten nur eine minimale Verzögerung
zwischen Vorbehandlung mit einem Auslöser und Behandlung mit einem
chemotherapeutischen Arzneimittel bestimmen, d.h. sie werden nur anfängliche
Bedingungen für
die unten beschriebenen Experimente bereitstellen. Es werden die
letzteren Experimente sein, die das Niveau von induzierbarem Hsp70
bestimmen, das mit einem optimalen Schutz vor Alopezie korreliert,
die durch ein chemotherapeutisches Mittel induziert wird. Die Daten über die
Fortdauer der Stressproteinantwort erlauben ein Abschätzen, ob
eine einmalige Induktion der Antwort wahrscheinlich Schutz für den gesamten
Zeitraum bereitstellt, für
dessen Dauer von einem chemotherapeutischen Mittel erwartet wird,
in einer wirksamen Konzentration vorhanden zu sein. Zusätzlich stellen sie
Informationen bereit, ob induzierte Niveaus von Hsps für eine ausreichend
lange Zeit fortdauern, um bei Tieren potentiell schützend zu
sein, die Behandlungsschemata unterworfen werden, die eine mehrfache
Verabreichung eines chemotherapeutischen Arzneistoffes beinhalten.
Letztendlich sagen sie aus, ob eine sequentielle Verabreichung mehrerer
Dosen an Auslöser-enthaltenden Liposomen
wirksam den Zeitraum verlängert,
für dessen
Dauer die Konzentrationen von Hsps erhöht sind.
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Viertens
können
die Experimente auch aufzeigen, ob eine wiederholte Verabreichung
von Auslöser-enthaltenden
Liposomen zusätzlich
zum Verlängern
der Dauer der Stressprotein antwort, eine stärkere Antwort und/oder einen
Anstieg des Bruchteils der Matrix und mutmaßlichen Stammzellen der Haarfollikel
erzeugen, die eine Stressproteinantwort erzeugen.
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MODELLEXPERIMENTE ZUM ETABLIEREN
VON BEDINGUNGEN ZUM OPTIMALEN SCHUTZ VON HAARFOLLIKELN VOR AUSGEWÄHLTEN THERAPEUTISCHEN
MITTELN
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Die
nachfolgenden Experimente können
die Bedingungen ermitteln, die zum optimalen Schutz der Haarfollikel
vor verschiedenen chemotherapeutischen Mittel in den Tiermodellen
führen.
Obwohl chemotherapeutische Mittel häufig in Kombinationen verwendet
werden, werden die Tiere in diesen Experimenten nur einem einzelnen
Arzneistoff ausgesetzt. Da Fragen mit Bezug auf den jeweiligen Einfluß eines einzelnen
Arzneistoffes in einer bestimmten Kombination vermieden werden,
erlaubt diese Vereinfachung eine schlüssige Darstellung, dass Induktion der
Stressproteinantwort vor Haarfollikeltoxizität eines bestimmten Arzneistoffes
schützt.
Die unten beschriebenen Experimente konzentrieren sich auf mehrere
Arzneistoffsubstanzen, die schwere Alopezie bei Menschen hervorrufen
und die in vielen der herkömmlich
verwendeten therapeutischen Kombinationen vorhanden sind. Ausgewählte chemotherapeutische
Arzneimittel sind Cyclophosphamid, Adriamycin, Taxol, Etoposid und
Vincristin.
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Mit
Anfangsexperimenten werden Bedingungen etabliert, bei denen einzelne
intraperitoneale Injektionen der verschiedenen ausgewählten chemotherapeutischen
Arzneimittel schwere Alopezie auslösen (Stufe 3, die durch im
wesentlichen völliges Fehlen
von Haarwachstum/Nachwachsen bei den meisten Tieren gekennzeichnet
ist; siehe unten). Vorherige Studien können einen nützlichen
Leitfaden bereitstellen. Zum Beispiel wurde die Induktion von Alopezie
bei neugeborenen Ratten durch Adriamycin und Cyclophosphamid von
Nussein et al. (Nussein et al. 1990. Science 249: 1564-1566), Jimenez
and Yunis (Jimenes and Yunis. 1992. Cancer Res. 52: 5123-5125),
Balsari et al. (Balsari et al. 1994. FASER J. 8: 226-230) und Jimenez
et al. (Jimenez et al. 1995. Am. J. Med. Sci. 310: 43-47), und durch
Etoposid von Davis et al. (Davis et al. 2001, Science 291: 134-137)
beschrieben. Alopezie im C57/BL/6-Mausmodell, die durch Aussetzen gegenüber Cyclophosphamid
herrührt,
wurde von Paus und Mitarbeitern untersucht. Paus et al. 1994. Am.
J. Pathol. 144: 719-734. Schilli et al. 1998. J. Invest. Dermatol.
111: 598-604. Andere Forscher beschrieben Alopezie in Mäusen im
Anschluß einer
Verabreichung von Adriamycin. Malkinson et al. 1993. J. Invest.
Dermatol. 101: 1358-1375. D'Agostini
et al. 1998. Int. J. Oncol. 13: 217-224. Um Ergebnisse zu erhalten,
die statistisch aussagekräftig
sind, werden Gruppen, die aus mindestens 10 Tieren für jeden
Datenpunkt bestehen, in diesen und in den nachfolgenden Experimenten
verwendet. Der primäre
Assay für
Alopezie ist eine makroskopische Auswertung, die durch zwei Beobachter
unabhängig
voneinander durchgeführt wird.
Es werden vier Stufen unterschieden: 0. Stufe: keine Alopezie, 1.
Stufe: milde Alopezie, die mit weniger als 50% Haarausfall definiert
wird, 2. Stufe: mittelschwere Alopezie, die mit mehr als 50% Haarausfall
definiert wird, und 3. Stufe mit vollständiger oder praktisch vollständiger (> 90%) Alopezie. Nussein
et al. 1990. Science 249: 1564-1566. Sredni et al. 1996. Int. J.
Cancer 65: 97-103. Eine Bestätigung
dieser Befunde kann aus mikroskopischer Untersuchung von Hautabschnitten
erhalten werden, wobei die Untersuchung Dichte und Morphologie von
Haarfollikel beurteilt. Es ist zu beachten, dass wenigstens für das Mausmodell
eine erhöhte
Pigmentierung und Hautdicke bekanntermaßen mit der Anagenentwicklung korreliert
(erklärt
in Paus et al. 1990. Br. J. Dermatol. 122: 777-784). Sollte daher
die Notwendigkeit entstehen, kann die Beurteilung der Hautpigmentierung und
Dicke als Ersatzassay für
Haarwachstum dienen. Diese Anfangsexperimente bestimmen für jedes chemotherapeutische
Mittel die optimale Konzentration, bei der nahezu vollständige Alopezie
ausgelöst wird,
den Bereich am Körper
des Tieres, an dem der Alopezie-Phänotyp am leichtesten beobachtet
wird (Experimente werden mit Mäusen
durchgeführt,
die dorsal, lateral und ventral enthaart sind.), die Zeit nach Verabreichung,
bei der Expression des Phänotyps
am leichtesten bestimmt wird, sowie die Reproduzierbarkeit der Expression
des Phänotyps.
Man beachte, dass, um experimentelle Protokolle so einfach wie möglich zu
halten, die Einzelverabreichung eines chemotherapeutischen Mittels
am meisten bevorzugt wird.
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Um
die schützenden
Wirkungen einer aktivierten Stressproteinantwort vor Alopezie, die
durch ein chemotherapeutisches Mittel induziert wird, zu beurteilen
und zu optimieren, werden Gruppen mit mindestens zehn 8-Tage-alten
Ratten oder C57/BL/6-Mäusen,
5 Tage nach Enthaarung topisch (ein oder mehrmals, wie angezeigt)
mit liposomalen Zubereitungen, die einen gewählten Auslöser (hier Natriumarsenit und
HSF1(+)) der Stressproteinantwort enthalten, behandelt. Es werden
drei unterschiedliche Zubereitungen getestet, wobei die erste einen
Auslöser
mit der geringsten Konzentration enthält, bei der ein meßbarer Anstieg
des Niveaus an induzierbarem Hsp70 nach 12 oder 24 Stunden ausgelöst wird
(wie in den zuvor beschriebenen Experimenten abgeschätzt) und
die zweite und dritte sukzessiv höhere Konzentrationen enthalten.
Die Verabreichung eines chemotherapeutischen Mittels erfolgt entweder
12 oder 24 Stunden nach der (letzten) Verabreichung Auslöser-enthaltender
Liposomen oder etwa 12 Stunden oder 24 Stunden später. Eine
vorbestimmte Menge eines chemotherapeutischen Mittels (wie in den
vorherigen Absätzen
bestimmt) wird intraperitoneal in alle Auslöser-behandelten Tieren und einer Gruppe
von schein-behandelten Tieren induziert (mit leeren Liposomen bei
Experimenten, die Natriumarsenit verwenden, oder mit Liposomen,
die ein Kontrollprotein oder Nukleinsäure enthalten, bei Experimenten,
die HSF1(+)-Protein oder Gen verwenden). Zusätzliche Auslöser- und
schein-behandelte Gruppen werden nur mit Vehikeln gespritzt. Um die
schützenden
Wirkungen einer aktivierten Stressproteinantwort vor Alopezie, die
durch den physikalisch Auslöser
Hitze induziert wird, zu beurteilen und zu optimieren, werden Gruppen
mit mindestens zehn 8-Tage-alten Ratten oder C57/BL/6-Mäusen, 5
Tage nach Enthaarung, topisch behandelt (ein oder mehrmals, wie
angezeigt) und den lokalen Hitzebehandlungen unterschiedlicher Intensitäten unterworfen (Hitzeexposition
von 39 bis 45°C
für 15
bis 120 Minuten) oder unbehandelt gelassen. Die lokale Hitzebehandlung
kann durch mehrere unterschiedliche Verfahren verabreicht werden.
Ein einfaches Verfahren beinhaltet das Plazieren eines anästhesierten
Tieres auf einem eingedrückten
Metallsieb, das auf einem Wasserbad in einer Art fixiert ist, dass
der eingedrückte
Teil des Siebs und als Folge davon der Teil der Körpers des
Tieres, das sich auf dem eingedrückten
Teil befindet, in Wasser eingetaucht wird. Die Verabreichung eines
chemotherapeutischen Mittels kann entweder 12 oder 24 Stunden nach
der (letzten) Verabreichung einer Hitzedosis erfolgen. Eine vorbestimmte
Menge eines chemotherapeutischen Mittels (wie in den vorherigen
Absätzen
bestimmt) wird allen Tiergruppen intraperitoneal injiziert.
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Die
Tiere werden anschließend
in ihre Quartiere zurückgegeben,
und zu einem Zeitpunkt, der zuvor als optimal für die Beurteilung des Alopeziephänotyps bestimmt
wurde, werden die Stufen von Alopezie in allen Tieren aufgenommen.
Die Tiere werden anschließend
getötet,
und Hautproben werden genommen, fixiert und geteilt. Die Schnitte
werden mikroskopisch auf Haarfollikeldichte und -morphologie untersucht.
Um die Stressproteininduktion zu bestätigen, können mehrere zusätzliche
Tiere in jede Gruppe aufgenommen werden. Diese Tiere werden zu dem
Zeitpunkt der Verabreichung des chemotherapeutischen Mittels getötet, und
es werden Hautproben genommen und für eine immunohistochemische Abschätzung des
Niveaus von induzierbarem Hsp70, d.h des Grades an Induktion der
erhaltenen Stressproteinantwort verarbeitet.
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Für Experimente,
in denen Alopezie ausgewertet wird, werden einzelne Tiere einer
Alopezie-Bewertung,
die von 0 bis 3 (siehe oben) reicht, zugeordnet. Die Alopeziewerte
für jede
Behandlungsgruppe werden durch Berechnen der mittleren und Standardabweichung
der Alopeziewerte einzelner Tiere zusammengefaßt. Behandlungsgruppen werden
durch Einweg-Varianzanalyse
(ANOVA) verglichen. Falls Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen
durch ANOVA nachgewiesen werden, kann ein Post-Hoc-Test (d.h., ein
Scheffe Test oder Student-Newman-Keuls-Test) verwendet werden, um zu
bestimmen, welche Gruppen sich voneinander unterscheiden. Das Kriterium
für eine
statistische Signifikanz ist ein p-Wert von < 0,05.
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Zum
Vermeiden einer möglichen
systemischen/organischen Toxizität
chemischer Auslöser
sowie einer Beeinträchtigung
der therapeutischen Wirksamkeit chemotherapeutischer Mittel, die
sich ergeben würde,
falls die Stressproteinantwort auch in den zu behandelnden Tumorzellen
induziert werden würde,
verwendeten die oben beschriebenen Experimente topisch verabreichte
liposomale Formulierungen, um chemische Auslöser der Stressproteinantwort
speziell an die relevanten Haarfollikelzellen abzugeben. Aufgrund
dieser topischen Abgabe sollten nur die letzteren Zellen, nicht
aber andere Zellen, einschließlich
der durch die Chemotherapie-Behandlung bezielten Tumorzellen, vor
einer Toxizität
der chemotherapeutischen Mittel geschützt werden. Basierend auf den
vorherigen und oben zitierten Berichten kann erwartet werden, daß die topische
Verabreichung von liposomalen Formulierungen chemischer Auslöser, zu
der gewünschten
stark lokalisierten Abgabe des Auslösers führt. Auch wenn kleine Mengen eines
chemischen Auslösers,
wie z.B. Natriumarsenit, im Kreislauf enden können, wird seine Konzentration
aufgrund der Verdünnung
minimal sein und, da sie weit unter der notwendigen Schwellenwertkonzentration
liegt, wird sie nicht die Stressproteinantwort systemisch aktivieren
können.
In ähnlicher
Weise wird erwartet, daß die
systemische Konzentration von HSF1(+) äußerst gering sein wird, und
eine Aktivierung der Stressproteinantwort in Blutzellen und Organen
sollte höchstens
in ein paar vereinzelten Zellen vorkommen. Es ist zu beachten, dass
sich die obige Diskussion nicht auf Behandlungsansätze bezieht,
in denen eine therapeutische Stressproteinantwort durch lokalisierte
Hitzebehandlung induziert wird.
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In
einem Experiment, das auf die Ermittlung abzielt, dass topisch verabreichte
chemische Auslöser
nicht in dem Kreislauf und den Hauptorganen auf Niveaus akkumulieren,
die für
die Induktion der Stressproteinantwort ausreichend sind, wird den
Tieren eine liposomale Formu lierung, die einen chemischen Auslöser (Natriumarsenit
oder eine Form von HSF1(+)) enthält,
in einer Menge und unter Bedingungen verabreicht, von der/von denen
aus den vorherigen Experimenten bekannt ist, wirksam beim Verhindern
von Alopezie zu sein, die durch chemotherapeutische Arzneistoffe
hervorgerufen wird, und nach einer entsprechenden Verzögerung wird
ein chemotherapeutisches Arzneimittel injiziert. Kontrollen sind
Tiere, die ähnlich,
aber mit leeren Liposomen bzw. Liposomen, die ein Kontrollprotein
bzw. – Nukleinsäure enthalten,
behandelt werden. Um die Beiträge
des chemotherapeutischen Mittels und der Lipidbestandteile der Liposomen
zur Induktion der Stressproteinantwort abzuschätzen, können weitere Kontrollen Tiere
umfassen, die kein chemotherapeutisches Mittel erhalten haben (Vehikel-injiziert)
oder die nicht mit chemischen Auslöser-enthaltenden Liposomen
oder Kontroll-Liposomen vorbehandelt wurden. Zu verschiedenen Zeiten
vor und im Anschluss an den Verabreichungszeitpunkt eines chemotherapeutischen
Arzneimittels werden die Tiere getötet und seziert. Extrakte von
PBL, Herz, Lunge, Hirn, Leber und Niere werden mittels üblichen
Methoden präpariert
und durch Western Blot mit Antikörpern
gegen induzierbares Hsp70 (C92) analysiert. Die Niveaus von induzierbarem
Hsp70 werden verglichen. Wie oben diskutiert, wird stark erwartet,
dass dieses Experiment zeigt, dass eine Induktion der Stressantwort
in den Haarfollikelzellen lokalisiert ist.