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Einführung
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Die
Erfindung betrifft ein In-vitro-Verfahren zur Detektion von Liganden
und In-vitro-Screening nach Liganden des Östrogenrezeptors mit neurotropischen
und minimal systemischen östrogenähnlichen
Eigenschaften. Die Erfindung betrifft ferner eine In-vitro-Verwendung
eines Steroid-Rezeptor-Coactivator-1 (SRC-1) zur Detektion von Liganden
des Östrogenrezeptors
mit definierten Eigenschaften.
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Stand der Technik
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Substanzen, die neurotropische
Funktionen haben ohne andere östrogen-sensitive
Organe zu beinträchtigen
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Die
internationale Patentanmeldung WO 99/42108 von PATCHEV et al. beschreibt
Steroide als Medikation, um selektiv den Östrogenmangel im zentralen
Nervensystem auszugleichen, ohne andere Organe oder Systeme zu beeinflussen.
Solche Verbindungen (Liganden) haben selektive neurotropische Eigenschaften;
sie beinträchtigen
andere östrogensensitive
Organe nicht. Der selektive neurotropische Effekt auf das Nervensystem
wurde an Tiermodellen getestet.
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Das
gewünschte
Wirkstoffprofil für
die Behandlung von Östrogenmangelsymptomen
im zentralen Nervensystem erfordert, dass diese Wirkstoffe auf östrogenabhängige Targetgene
im Gehirn wirken, während
sie nur geringe oder keine Wirkungen auf östrogensensitive Organe des
Reproduktionssystems (z.B., Endometrium, Brust, Hypophyse) haben.
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Östrogene
haben eine große
Anzahl von Wirkungen auf das zentrale Nervensystem (ZNS). Mentale Wirkungen
von Östrogenen
führen
zur irreversiblen „Festverdrahtung" neuronaler Schaltungen,
die verschiedene Aspekte der Gehirnfunktion bestimmen [V. K. Patchev
and O. F. X. Almeida, Steroid hormone-dependent organization of
neuroendocrine functions, R. G. Landes Company, Austin, 1999].
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Im
reifen Gehirn beeinflussen physiologische Östrogenlevel, abgeleitet von
den Gonaden, die Steuerung der Reproduktionsfunktionen sowie von
Gehirnaktivitäten,
die nicht mit der Reproduktion und dem sexuellen Verhalten in Beziehung
stehen, wie etwa Lernen, Auswendiglernen, Orientierung im Raum,
Emotionalität und
Verarbeitung von kognitiver Information [S. E. Alves and B. S. McEwen,
Estrogen and brain function: Implications for aging and dementia;
in M. Oettel and E. Schillinger, eds., Estrogens and Antiestrogens,
Handbook of Experimental Pharmacology, vol. 135/I, Springer, Berlin,
Heidelberg, 1999, pp. 315–328].
Die meisten der neurotropischen Wirkungen von Östrogenen stehen mit der transkriptionalen
Regulation von Targetgenen in Beziehung; diese Regulation wird durch
die Aktivierung der Östrogenrezeptoren
in unterschiedlichen neuronalen Regionen induziert.
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Die Östrogenrezeptoren
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Der Östrogenrezeptor
(ER) existiert in zwei Isoformen, ERα und ERβ, deren Distribution und Ligandenbindung
beschrieben wurde [V. GIGUERE et al. (1998) Estrogen receptor β: re-evaluation
of estrogen and anti-estrogen signaling; Steroids Vol. 63, pp 335–339 and
G. G. KUIPER et al. (1997) The novel estrogen receptor subtype:
potential role in the cell- and promoter-specific actions of estrogens
and anti-estrogens, FEBS Lett, Vol. 410: pp 87–90]. Der ligandenaktivierte Östrogenrezeptor
bindet an spezifische DNA-Sequenzen, genannt Östrogen-Response-Elemente (ERE),
in den Promotern der östrogenresponsiven
Gene, und beeinflusst somit ihre Transkription als ein ligandenaktivierter
Transkriptionsfaktor. Beide ER-Isoforme sind im Gehirn vorhanden und
haben unterschiedliche, nicht immer überlappende, Distribution in
diskreten und funktionell verschiedenen Gehirnregionen [P. J. Shughrue
et al., Comparative distribution of estrogen receptor-a and -b mRNA
in the rat central nervous system, J. Comp. Neurol., Vol. 388, pp.
507–525,
1997]. Bei der Bindung eines natürlichen
oder synthetischen Liganden, und vor dem Andocken an EREs, um die
Transkription von Targetgenen zu beeinflussen, kann der ER intrinsische
Coaktivatoren- und Adapterproteine rekrutieren, die als Modulatoren
(Verstärker
oder Attenuatoren) der ER-vermittelten Targetgentranskription dienen.
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Der Steroidrezeptor Coactivator-1
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Der
Steroidrezeptor Coactivator-1 (SRC-1) ist ein Mitglied einer Familie
zellulärer
Proteine, die als „Verstärker" der Transkription
wirken, die durch nukleare Rezeptoren vermittelt ist, die durch
die Ligandenbindung aktiviert werden [S. A. Onate et al., Sequence
and characterization of a coactivator for the steroid hormone receptor
superfamily, Science, vol. 270, pp. 1354–1357, 1995]. Die SRC-1-vermittelte
Coaktivierung der Östrogen-Rezeptor-(ER)-kontrollierten
Transkription erfordert die Anwesenheit von ER in agonistischer
Konformation und beinhaltet die Rekrutierung zusätzlicher Mediatoren (z.B. CBP/p300).
Es wurden jedoch auch autonome Aktivierungsdomänen identifiziert [D. Robyr
et al., Nuclear hormone receptor coregulators in action: Diversity
for shared tasks, Mol. Endocrinol., vol. 14, pp. 329–347, 2000].
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SRC-1
wird in Östrogen-Targetorganen
und in Östrogensensitiven
Tumoren in großem
Umfang exprimiert [BERNS et al. (1998) Predictive value of SRC-1
for tamoxifen response of recurrent breast cancer, Breast Cancer
Res. Treat. Vol. 48, 97–92,
ferner NEWMANN et al. (2000) Cofactor competition between the ligand-bound
estrogen receptor and an intron 1 enhancer leads to estrogen repression
of ERBB2 expression in breast cancer, Oncogene, Vol 19, 490–497, und
LABRIE et al., (1999) a third generation SERM acting as pure anti-estrogen
in the mammary gland and endometrium, J. Steroid Biochem. Mol. Biol.
Vol 69, 51–84].
Wenn SRC-1 durch Gen-Targeting inaktiviert wird, kann zum Teil ein
Widerstand gegenüber Östrogenen
in verschiedenen Geweben, wie etwa Uterus, Prostata, Testis und
Brustdrüse,
detektiert werden [XU et al. [1998] Partial hormone resistance in
mice with disruption of the steroid receptor coactivator-1 (SRC-1)
gene, Science, Vol. 279, 1922–1925].
Homozygote SRC-1-Nullmutanten konnten jedoch keine Veränderungen
bei den Gehirnfunktionen im Vergleich zum natürlichen Phänotyp nachweisen. Diese Ergebnisse
lehren, dass SRC-1 möglicherweise
keine Rolle bei der Modulierung der ER-vermittelten chemischen Signalgebung
im ZNS spielt. Die Publikation von O. C. MEIJER, P. J. STEENBERGEN
and E. R. DE KLOET (2000) Differential expression and regional distribution
of steroid receptor coactivators SRC-1 and SRC-2 in brain and pituitary,
Endocrinology, Vol. 141, pp 2192–2199, beschreibt zwei Isoforme
von SRC-1, nämlich
SRC-1a und SRC-1e, die in den Gehirnen ausgewachsener Ratten in
unterschiedlichen Regionen verbreitet sind. SRC-1 ist in vielen
Bereichen des Gehirns exprimiert, einschließlich Hippocampus, Amygdala,
Hypothalamus, Basalganglien und Isocortex, die entweder im Hinblick
auf die kognitive Verarbeitung oder die Regulation der reproduktionsbezogenen
Funktionen unterschiedlichen Funktionen dienen, und für ihre Sensitivität gegenüber Östrogenen
bekannt sind.
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Die
Publikation von Lascombe et al., Estrogenic activity assessment
of environmental chemicals using in vitro assays: Identification
of two new estrogenic compounds, Environmental Health Perspectives.
vol. 108, pp. 621–629,
2000 beschreibt, dass Xenoestrogene, die in der Lage sind, sich über den
ERalpha an einen Reporter zu binden und dessen Transkription zu
aktivieren, nicht in der Lage sind, eine signifikante Interaktion zwischen
dem ER und SRC-1 zu induzieren. Diese Befunde bestätigen nur
die Ansicht, dass der Grad an Rekrutierung von SRC-1 durch den ligandengebundenen
ER stark von konformationalen Veränderungen des ER abhängt, die
durch das Ligandenmolekül
spezifiziert sind. Diese Autoren implizieren jedoch die Nützlichkeit
der Trennung zwischen der Ligandenaffinität für den ER und der resultierenden
Rezeptormodifikation nicht, die für die Rekrutierung oder Abstoßung von
SRC zur Identifikation der ER-Liganden mit selektiver neurotropischer Aktivität verantwortlich
ist.
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In
Hanstein et al., Functional analysis of a novel estrogen receptor-beta-isoform,
Molecular Endocrinology, vol. 13, pp. 129–137, 1999 wird darauf hingewiesen,
dass das Isoform beta2 des ER nicht in der Lage ist, in eine Interaktion
mit SRC-1 einzutreten. Die Publikation von Needham et al., Differential
interaction of steroid hormone receptors with LXXLL motifs of SRC-1a
depends on residues flanking the motif, vol. 72, pp. 35–46, 2000
zeigt, dass der ligandengebundene ERbeta2 genauso in der Lage ist,
mit SRC-1 zu interagieren, wie auch andere bekannte Isoformen des
ER. Diese Autoren haben jedoch gezeigt, dass diese Interaktion von einem
der vier unterschiedlichen Motive in SRC-1 unterstützt wird,
das Interaktionen dieses Proteins mit diversen nuklearen Rezeptoren
zulässt.
Angesichts dieser Befunde muss gefolgert werden, dass die Daten, über die
in dieser Publikation berichtet wurde, aus der Verwendung eines
experimentellen Systems resultierten, in dem das kritische ER-interagierende
Motiv von SRC-1 nicht in gleicher Weise zugänglich ist.
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Problem und
Lösungen
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Die
Problemstellung der Erfindung ist es, ein In-vitro-Screening zur Detektion
von Östrogenrezeptorliganden
bereitzustellen, die östrogenähnliche
Wirkungen in Bereichen des ZNS haben, deren Gehirnfunktionen nicht
mit der Reproduktion in Beziehung stehen. Gleichzeitig sollten die
Liganden in anderen Östrogentargetorganen
als dem Gehirn nicht wirksam sein. Solche Östrogenrezeptorliganden, die
ZNS-selektiv sind, können für die Prävention
und die Therapie von Störungen
des ZNS verwendet werden, die durch das Fehlen von Östrogen
verursacht werden. Solche Liganden werden die Nebenwirkungen vermeiden,
die die Östrogenverabreichung
im Endometrium und der Brust und in der neuroendokrinen Steuerung
der Gonadotropin-Sekretion hat.
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Die
Problemlösung
der Erfindung wird erreicht durch ein Verfahren eines In-vitro-Screenings
nach Östrogenrezeptor-(ER)-Liganden
mit spezifischer neurotropischer Aktivität, einschließlich Wahl
und Detektieren mittels aufeinander folgender Verwendung von mindestens
zwei Testsystemen, die die folgenden Schritte umfassen:
- (i) Verwendung eines ersten Zell- oder Gewebe-Assay-Systems, das ER und
ein ER-gesteuertes Reportergen enthält, zur Detektion der Aktivierung
der Transkription, die durch Detektieren der effektiven Konzentration
des ER-Liganden, die für
die halbmaximale transkriptionale Induktion des ER-abhängigen Reportergens
(EC50) erforderlich ist, bestimmt ist, und
Wahl der Liganden-induzierenden Transkription und
- (ii) Verwendung eines zweiten zellfreien oder enzymatischen
Assay-Systems zur Bestimmung der physikalisch-chemischen Interaktion des Steroid-Rezeptor-Coaktivor-1
(SRC-1) oder seiner Fragmente NID-1, NID-2 oder NID-3 mit dem ER-Protein
nach Bindung eines Liganden, der im ersten Assay-System ausgewählt wurde,
die durch Detektieren der Dosis des ER-Liganden, die zum Auftreten
erster signifikanter Anzeichen (mehr als das zweifache der Standardabweichung
von der Basislinie) der physikalisch-chemischen Interaktion zwischen
dem aktivierten ER und einer definierten Menge an SRC-1 oder eines Fragmentes
davon bestimmt wird, wobei die Rekrutierung von SRC-1 oder seiner
Fragmente sich auf die Erhöhung
der Protein-Protein-Interaktion zwischen ER und SRC-1 oder seinen
Fragmenten über
die Basalinteraktionsrate, die in Abwesenheit eines ER-aktivierenden
Liganden bestimmt wurde, bezieht,
wobei ER-Agonisten mit
selektiven neurotropischen Eigenschaften diejenigen sind, die Werte
von weniger oder gleich 10 nmol/l im Assay-System (i) und Werte
von größer oder
gleich 100 nmol/l im Assay-System (ii) zeigen.
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Die
Expressions-„Fragmente" stehen nur für NID 1,
2 oder 3 (Nuclear inactivating domains = Nuklear inaktivierende
Domänen),
SRC1a NR Box I 632-QTSHKLVQLLTTTAEQQ-648;
SRC1a NR Box II 689-ERHKILHRLLQEGSPSD-705;
SRC1a NR Box III 750-KDHLLRYLLDKDEKDL-766,
die auch definiert werden in:
Xiu Fen Ding, Carol M. Anderson,
Han Ma, Heng Hong, Rosalie M. Uht, Peter J. Kushner and Michael
R. Stallcup (1998) in Molecular Endocrinology 12 (2): 302–313 Copyright© 1998
by The Endocrine Society; Nuclear Receptor-Binding Sites of Coactivators
Glucocorticoid Receptor Interacting Protein 1 (GRIP1) and Steroid
Receptor Coactivator 1 (SRC-1): Multiple Motifs with Different Binding
Specificities.
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Die
Sequenz des Assay-Systems unter (i) und (ii) ist veränderlich.
Das Assay-System, das bevorzugt zuerst verwendet wird, ist ein Assay-System,
das zu der geringsten Anzahl an positiver Auswahl oder zur geringsten
Arbeit führt.
In allen Fällen,
in denen die Östrogenaktivität eines
Liganden bekannt ist, muss nur das zweite Assay-System, das die
Kombination von ER und dem Coaktivator SRC-1 beinhaltet, implementiert
werden.
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Die
aufeinander folgende Verwendung der unter (i) und (ii) beschriebenen
Assay-Systeme wird die Auswahl der bevorzugten Liganden ermöglichen,
d.h. Verbindungen, die sehr wenig(e) SRC-1-Interaktion(en) erlauben,
wenn sie im Assay-System (ii) bei einer definierten Konzentration
im Vergleich zu der Dosis gemessen werden, die erforderlich ist,
um die halbmaximale transkriptionale Aktivierung im Assay-System
(i) zu produzieren.
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Zusätzlich wird
die Problemlösung
erreicht durch ein Verfahren zum In-vitro-Screening nach ER-Liganden
mit spezifischer neurotropischer Aktivität, einschließlich Wahl
und Detektieren mittels aufeinander folgender Verwendung von mindestens
Testsystemen, wie oben angegeben, in denen der Ligand in der Lage
ist, die Transkription eines ER-abhängigen Reportergens in einer
Dosis von gleich oder weniger 10 nM im ersten Assay-System zu induzieren
und in dem die molare Konzentration des Liganden, die für das Auftreten
einer signifikanten (mehr als die zweifache Standardabweichung von
der Basislinie) Protein-Protein-Interaktion zwischen co-exprimiertem
ER und SRC-1 oder einem seiner Fragmente NID-1, NID-2 oder NID-3
in einem Testsystem erforderlich ist, gleich oder größer 100
nM ist.
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Definitionen
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In
vivo: „In-vivo-Techniken" steht für Verfahren
zur Behandlung menschlicher oder tierischer Körper durch chirurgische Eingriffe
oder Therapie und Diagnoseverfahren, die am menschlichen oder tierischen
Körper
durchgeführt
wurden.
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In
vitro: Der Ausdruck „in
vitro" schließt alle
oben genannten In-vivo-Techniken und -Verfahren aus. Der Ausdruck
in vitro meint in dieser Anmeldung außerdem Kulturen, wie etwa Zellkulturen,
Gewebekulturen, Teile von Organen, Organe, Organsysteme und Schnitte
von Teilen des tierischen, insbesondere des menschlichen Körpers. Alle
diese Spezimen werden aus dem tierischen oder menschlichen Organismus
entfernt. Das Spezimen wird nicht wieder in den tierischen (einschließlich menschlichen)
Organismus eingeführt.
Dem Ausdruck „in
vitro", der für wissenschaftliche
und/oder kommerzielle Versuche steht, gekennzeichnet durch ein künstliches
System, das Zellen, Fraktionen davon, gereinigte Komponenten oder
Homogenate außerhalb
eines lebenden Organismus verwendet, wird der Vorzug gegeben.
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Liganden:
Der Ausdruck „Ligand" wird alle Arten
von natürlich
auftretenden oder synthetisch hergestellten chemischen Substanzen
umfassen, die in der Lage sind, ER zu binden, und dabei SRC-1 bei
der ER-Bindung nicht zu rekrutieren, und/oder eine selektive, neurotropische, östrogenähnliche
Transkriptionswirkung im Gewebe des zentralen Nervensystems zu haben,
und die keine biologischen Wirkungen auf die Gewebe des Reproduktionssystems
haben. In diesem Texte ist der Ligand die Testsubstanz.
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Detektion:
Das Genprodukt des Östrogen-Response-Elements
kann von verschiedenen Systemen, wie ELISA, RIA oder enzymatischen
Assay-Systemen identifiziert werden, in denen die Funktion des Produkts des
ERE gemessen wird. Solche Verfahren werden in Handbüchern beschrieben.
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Zell-
oder Gewebe-Assay: Dieser Ausdruck meint in dieser Anmeldung außerdem die
Verwendung von Kulturen, wie etwa Zellkulturen, Gewebekulturen,
Teile von Organen, Organe, Organsysteme und Schnitte von Teilen
des tierischen, insbesondere des menschlichen, Körpers.
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Transkriptionale
Aktivität
und deren Detektion: Transkriptionale Aktivität steht für den Grad, mit dem sich die
Menge an mRNA, die ein definiertes Protein kodiert, als Ergebnis
eines externen Einflusses (Wirkstoff) auf die Promoterregion des
entsprechenden Gens verändert.
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Das
zweite Assay-System basiert auf dem Mechanismus der Coaktivator-Rekrutierung
und nur indirekt auf Transkription. Die Coaktivator-Rekrutierung
stimuliert in diesem Fall die Transkription, die nur in Abwesenheit
eines Coaktivators auf einen niedrigeren Grad aktiviert werden kann.
In dieser Erfindung ist der Kern der Erfindung die Beschreibung
des zellfreien oder enzymatischen Assay-Systems, in dem die Coaktivator-Rekrutierung gemessen
wird, ohne Ergebnisse zur Transkription selbst zu generieren. Der
Fachmann ist mit der Tatsache vertraut, dass das Assay-System in
Anwesenheit des Coaktivators SRC-1 selbstverständlich zu einem Anstieg der
Transkription führt.
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Eine
solche Korrelation zwischen der Aktivierung der ER-modulierten Transkription
und der Coaktivator-Rekrutierung wird zum Beispiel beschrieben in
WO 99/18124 von Cummings et al., veröffentlicht am 15. April 1999. Ältere Verfahren
werden in KAMEI et al. (1996) Cell Vol. 85, pages 403–414 beschrieben.
Solche Verfahren beinhalten unter anderem die Konstruktion von Fusionsproteinen,
die Herstellung von 32P-markierten Proteinen,
die Konstruktion spezialisierter Expressionsvektoren, d.h. für den Hefe-Zwei-Hybrid-Assay
und die transkriptionalen Aktivierungsassays, das Laufen vieler
Gele und die Erhöhung
von Antikörpern.
Die Verfahren machen sich die ligandenabhängige Bindung der nuklearen
Rezeptoren und Coaktivatoren zu Nutze. In Abwesenheit eines Liganden
tritt keine Bindung zwischen dem nuklearen Rezeptor und dem nuklearen
Rezeptor-Coaktivator auf. Wenn ein Ligand vorhanden ist, tritt eine
solche Bindung jedoch auf, und kann durch Fluoreszenz-Resonanz-Energietransfer
(FRET) zwischen einem fluoreszenzmarkierten nuklearen Rezeptor und
einem fluoreszenzmarkierten nuklearen Rezeptor und einem fluoreszenzmarkierten
Coaktivator detektiert werden. Weitere Liganden können auf
Grund ihrer Fähigkeit,
einem verschiedenen Grad (oder mit einer verschiedenen Potenz) der
agensinduzierten Interaktion des nuklearen Rezeptor-Coaktivators
vorzubeugen oder diese zu unterbrechen, identifiziert werden. Die
nukleare Rezeptor- oder ligandenbindende Domäne davon wird für die Verwendung
in den oben beschriebenen Verfahren zur Detektion von Liganden nuklearer
Rezeptoren mit einem fluoreszierenden Reagens markiert.
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Potenz:
Die Potenz ist der Wert der Ligandenkonzentration, wie durch EC50 (die für
die halbmaximale Wirkung auf den Targetparameter erforderliche Dosis,
die speziell durch eine Rezeptorbindung an diesen Liganden beeinflusst
ist) bestimmt. Die Potenz hängt
primär
von der Affinität
der Bindung zwischen individuellen Liganden und dem Rezeptor ab,
sowie von den ligandeninduzierten konformationalen Veränderungen
im Rezeptorprotein, die die Stärke
der chemischen Signalübertragung
verändern
können.
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Steuerung
von ER: Die Steuerung von ER wird ausführlich im Abschnitt zum Stand
der Technik beschrieben.
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Reportergen:
Gene oder Genfragmente, die mit anderen Genen oder Regulatorsequenzen
verknüpft oder
gekoppelt sind, um die Aktivität
solcher Sequenzen zu detektieren. Reportergene müssen leicht detektierbare Genprodukte
produzieren. Außerdem
dürfen
die Genprodukte für
die Organismen, die diese Produkte exprimieren, nicht toxisch sein.
Reportergene werden beschrieben in Methods in Enzymol. Vol 152,
pages 709–713
(1987). Weitere Verfahren werden in WO 00/37681 von HARRIS et al.
(veröffentlicht
am 29. Juni 2000) und WO 99/11760 von KUSHNER et al. (veröffentlicht
am 11. März
1999) beschrieben.
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Transkription:
RNA-Synthese mit Hilfe von RNA-Polymerase in der 5'→3'-Richtung unter Verwendung von DNA als
Matrize. Die Transkription ist der Prozess der Übertragung der DNA-Sequenz
von einer der zwei DNA-Stränge in eine
Einzelstrang-RNA-Sequenz.
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Aktivierung
der Transkription: Dieser Begriff bezieht sich auf den Anstieg der
ER-regulierten/-abhängigen Reportergenaktivität über der
Basaltranskriptionsrate, die in Abwesenheit eines Liganden beobachtet wird.
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Regulation:
Ein Molekül
mit einer Wirkung auf die Transkriptionsrate des ER. Die Aktivierung
wird jede höhere
Transkriptionsrate umfassen. Abnahme steht für eine Verringerung der Transkriptionsrate.
Die Basaltranskriptionsrate ist der Wert unter Bedingungen der Abwesenheit
eines Liganden, deren Bedingungen in den verschiedenen Assay-Systemen
vergleichbar sind (wobei mindestens ein Assay-System den ER umfasst
und das andere Assay-System den ER zusammen mit SRC-1 umfasst).
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Zellfreies
System: Um ein zellfreies System zu erhalten, werden die Zellmembranen
oder Zellwände zerstört, und
Zellmembranfragmente und Zellwandfragmente teilweise oder vollständig, zum
Beispiel durch Zentrifugation, aus dem inneren Teil der Zellen (Zytosol),
entfernt. Organische Komponenten, die in solchen Zellkompartimenten
enthalten sind, können
sich ihre Kapazität
erhalten, biochemische Interaktionen einzugehen, die für die intakte
Zelle charakteristisch sind.
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Enzymatischer
Assay: In enzymatischen Assays werden spezifische Enzyme und, falls
notwendig, Cofaktoren verwendet, um spezifische Substrate zu katalysieren.
Die Veränderungen
der Konzentrationen der Substrate und Produkte werden gemessen.
Die enzymatischen Assays umfassen normalerweise eine Kaskade spezieller
Enzyme und Substrate.
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Coaktivator-Rekrutierung:
Die Rekrutierung von SRC-1 bezieht sich auf die Erhöhung der
Protein-Protein-Interaktion
zwischen ER und SRC-1 über
die Basalinteraktionsrate, die in Abwesenheit eines ER-aktivierenden
Liganden bestimmt wurde.
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Rekrutierung:
Die Rekrutierung von SRC-1 betrifft den Vergleich der Assoziationsgrade
durch Protein-Protein-Interaktion
zwischen co-präsenten
ER und SRC-1 in Abwesenheit oder Anwesenheit eines ER-Agonisten.
Numerisch wird die Rekrutierung durch die molare Konzentration eines
ER-Agonisten definiert, die für das
Auftreten einer signifikanten (mehr als die zweifache Standardabweichung
von der Basislinie) Protein-Protein-Interaktion zwischen co-exprimiertem
ER und SRC-1 in einem Testsystem erforderlich ist. Die Basislinie wird
durch die Interaktion definiert, die in einem identischen Testsystem,
dem kein ER-Antagonist zugefügt wurde,
gemessen wird.
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Vorteile:
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Das
auf der Erfindung basierende In-vitro-Screeningverfahren kann natürliche oder
synthetische Verbindungen auswählen,
die eine spezifische neurotropisch Aktivität haben, basierend auf ihrer
Fähigkeit,
eine starke transkriptionale Aktivierung durch den ER auszuüben, ohne
die gleichzeitige starke Rekrutierung von SRC-1. Das auf der Erfindung
basierende Screeningverfahren beugt Tierversuchen vor.
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In-vitro-Technologien
des Stands der Technik zur Identifikation solcher Liganden verwenden
Surrogatparameter (wie etwa Elongation neuronaler Prozesse, Überleben
neurotoxischer Einwirkung), die die Trennungen zwischen der systemischen
(z.B. uterotropischen) und neurotropischen Wirksamkeit der Liganden
nicht vorhersagen können.
Ein definiertes Kriterium für
die selektive neurotropische Wirksamkeit östrogen-bezogener Liganden
fehlt auf dem Stand der Technik. Die Ligandenauswahl hängt von
Vergleichen zwischen systemischen und neurotropischen Wirkungen
ab, die die Verwendung von Tieren zwangsläufig erfordert.
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Der
offensichtliche Vorteil der Erfindung ist, dass Tierversuche für das Finden
von Liganden, die das Tier oder die Person, die die Liganden nimmt,
nicht femi niert, nicht länger
notwendig sind.
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Auf
dem Stand der Technik war mindestens ein Assay-System, das Tiere verwendet, notwendig.
Der erfinderische Schritt wird unterstützt von dem Vergleich des Stands
der Technik und den Assayergebnissen der Erfindung, die überraschenderweise
Differentialexpression von SRC-1 sowohl in verschiedenen Teilen
des Gehirns als auch bei verschiedenen Altern der individuellen
Entwicklung zeigen.
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Im
Cortex wurde folgendes festgestellt: Je älter das Tier ist, umso niedriger
ist die SRC-1-Anwesenheit in dieser Gehirnregion. Somit ist die
Wahrscheinlichkeit gering, dass eine Östrogenrezeptor-vermittelte
Neuroprotektion und Reparatur, die Rekrutierung von SRC-1 und die
Verstärkung
der ER-Signalgebung in dieser Gehirnregion einschließen.
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Im
ventromedialen Nukleus wurde folgendes festgestellt: Die zunehmende
Anwesenheit von SRC-1 in kritischen Phasen der sexuellen Reifung
und im Erwachsenenstadium weist darauf hin, dass dieser Coaktivator
die ER-Signalgebung in dieser Gehirnregion in Verbindung mit der
Steuerung der sexuellen Funktion unterstützt.
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Diese
Differentialexpression im Laufe des Lebens wurde auf dem Stand der
Technik noch nicht erwähnt.
Daher schafft das Screeningverfahren ein sensitives technisches
Werkzeug zum Finden von Liganden, das für die Behandlung und Prävention
der Neurodegeneration in der Großhirnrinde verwendet werden
kann, und somit ein nützliches
Verfahren für
die Behandlung und Prävention
von altersbedingten kognitiven Störungen, affektiven Störungen,
Alzheimerkrankheiten und zerebraler Ischämien/Schlaganfall ist.
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Die
durch das erfindungsgemäße Screeningverfahren gefundenen
Liganden können
zum Erhalt der normalen Zellfunktionen des Nervensystems und zur
Vorbeugung und Behandlung einer pathologischen Verschlechterung
dieser Funktionen verwendet werden.
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Homozygote
SRC-1-Nullmutanten weisen keine offensichtlichen Veränderungen
der Gehirnfunktion auf. [XU et al. (1998) Partial hormone resistance
in mice with disruption of the steroid receptor coactivator-1 (SRC-1)
gene, Science, Vol. 279, 1922–1925];
Diese Ergebnisse weisen nicht darauf hin, dass SRC-1 eine Rolle
bei der Modulation der ER-vermittelten chemischen Signalgebung im
ZNS spielt.
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C.
MEIJER, P. J. STEENBERGEN and E. R. DE KLOET (2000), Vol. 141, pp
2192–2199,
beschreiben die Distribution von SRC-1 in Zellen verschiedener Gehirnbereiche.
Für diese
Versuche wurden nur Ratten gleichen Alters verwendet. Die Funktion
der SRC-1-Expression im Gehirn wird von den Autoren nicht gekennzeichnet.
Die Testergebnisse offenbaren nur die Ab- oder Anwesenheit von SRC-1-Expression
im Gehirn. Die Expressionsrate wurde nicht quantitativ gemessen.
Aus dieser Beschreibung kann nicht abgeleitet werden, dass SRC-1
irgendeine Signalübertragung
durch Östrogenrezeptoren
im Nervensystem in einem regionenspezifischen Kontext modulieren
kann. Die Publikation von MEIJER et al. ist beschreibend und beinhaltet
wedder eine Quantifikation der Expression von SRC-1 in diskreten
Gehirnregionen, noch diskutiert sie die Ergebnisse im Kontext der
ER-vermittelten Signalgebung.
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Beispiele
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Beispiel 1:
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Quantifizierung regionaler
Differenzen in der SRC-1-Expression
in Rattengehirn während
der postnatalen Entwicklung
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Männliche
und weibliche Wistar-Ratten wurden von gleichzeitig schwangeren
Muttertieren (Max-Planck-Institut
für Psychiatrie,
München,
Deutschland) erhalten. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach der
Geburt wurden die Würfe
auf 6 Jungen aussortiert. Die Tiere wurden unter Bedingungen kontrollierter
Beleuchtung (hell/dunkel im 12-Stunden-Rhythmus; Licht an zwischen
7:00 und 19:00 Uhr), Temperatur (22 bis 24°C) und Luftfeuchtigkeit (60
Prozent) untergebracht, und hatten freien Zugang zu Standardlaborfutter
und Leitungswasser. Nach dem Abstillen im Alter von 22 Tagen wurden
die Ratten von ihren Muttertieren getrennt und nach Geschlecht in
Kolonien von je 5 Tieren gruppiert. Der Zeitpunkt der Pubertät der Weibchen
wurde durch Überprüfung der
Vaginalöffnung
und dem Auftreten zyklischer Veränderungen
im vaginalen Epithelgewebe überwacht,
die durch tägliche
Abstriche, die im Alter zwischen 35 und 45 Tagen entnommen wurden, bestimmt
wurden.
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Die
Tiere wurden in den folgenden Altern durch Dekapitieren getötet: 1.
Tag (innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt), 7. Tag, 40. bis
45. Tag (in der Pubertät,
wie bei den Weibchen definiert) und 90. Tag (sexuelle Reife). Pubertierende
und sexuell reife Weibchen wurden während dem Diöstrus getötet. Die
Gehirne wurden aus dem Schädel
entfernt (ausgenommen die der neugeborenen Ratten) und in vorgekühltem Isopentan schockgefroren.
Das Gewebe wurde bei –80°C bis zur
Sektionierung gelagert. Die Versuchsmethoden wurden unter Einhaltung
der regionalen und nationalen Tierschutzbestimmungen durchgeführt.
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Ein
622-Basen-EcoRI-Fragment, das dem bp 1125 bis 1743 der menschlichen
SRC-1A cDNA (U90661) entspricht, wurde gereinigt und in den Vektor
pBS (Stratagene GmbH; Heidelberg, Deutschland) kloniert. Nach Verstärkung, Sequenzbestätigung und
Linearisierung mit geeigneten Restriktionsnukleasen, wurde cRNA
durch In-vitro-Transkription
unter Verwendung von T3- und T7-Polymerasen für Antisense- bzw. Sense-Sonden
synthetisiert. Radioaktive Markierung wurde mit 35S-UTP
und -CTP (NEN Life Science Products GmbH; Köln, Deutschland) erhalten.
Die markierte cRNA wurde durch Phenol-/Chloroform-/Isoamylalkohol extrahiert
und auf Nuctrap-Säulen
(Stratagene) gereinigt. Die spezifische Aktivität der verwendeten Sonden überstieg
106 cpm/μl.
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Kranzförmige Kryosektionen
in einer Dicke von 15 μm,
die den medialen präoptischen
Nukleus (MPN) und den ventromedialen hypothalamischen Nukleus (VMN)
enthielten, wurden aus den Gehirnen erwachsener Ratten erhalten,
bei einem Bregmalevel von -0,51 bzw. -2,45 mm [L. W. Swanson, Brain
maps: Structure of the rat brain; Elsevier, Amsterdam, 1998]. Bei
pubertären,
juvenilen und neugeborenen Tieren wurden Proben, die die zwei interessierenden
Regionen enthielten, aus seriellen rostrokaudalen Schnitten ausgewählt. Die
Schnitte des VMN enthielten auch den rostralen Teil der Hippocampusformation
und des nuklearen Amygdalakomplexes. Die Schnitte wurden auf gelatinebeschichtete
Objektträger
aufgebracht. Die Fixierung, Permeabilisierung, Hybridisierung mit 35S-markierten Sonden und Stringenzwäsche wurden
gemäß einem
standardisierten Protokoll [H. J. Whitfield et al., Optimization
of cRNA probe in situ hybridization methodology for localization
of glucocorticoid receptor mRNA in rat brain: A detailed protocol.
Cell. Mol. Neurobiol., vol. 10, pp. 145–157, 1990] durchgeführt. Nicht
spezifische Hybridisierungssignale wurden durch die Hybridisierung
von Kontrollschnitten jeder Altersgruppe mit der Sense-Sonde überwacht.
Autoradiogramme wurden durch die 14-tägige Exposition an Hyperfilm βmax (Amersham;
Braunschweig, Deutschland) generiert.
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Die
Filmautoradiogramme wurden mittels computergestützter Densitometrie (NIH Image
5.1; National Institute of Mental Health, Bethesda, USA) bewertet.
Es wurden vier Messungen der optischen Dichte (graues Level) des
interessierenden Bereichs mit automatischer Hintergrundsubtraktion
in zwei nebeneinander liegenden Schnitten von jedem Individuum ausgeführt. In
allen Altersgruppen wurden die Signaldichten in Quadraten gemessen
(Hirnrinde, MPN und VMN) oder Streifen (Hippocampus-Unterfeld CA1)
von identischer Größe, um systematische
Fehler, die aus den altersbedingten Veränderungen resultieren, in der
Dimension dieser Strukturen zu vermeiden. Individuelle Durchschnittswerte
der optischen Dichte wurden für
die Berechnung der spezifischen Radioaktivität (μCi/g Gewebe) mittels einer Polynom-Gleichung
dritter Ordnung verwendet, die aus Messungen von coexponierten 14C-Standards (ARC; St. Louis, USA) resultierten.
Die Gruppenmittelwerte wurden mittels Einweg-ANOVA verglichen; wo
es angebracht war, wurden paarweise Vergleiche mittels des Student-Neuman-Keuls-Tests ausgeführt. Das
Signifikanzlevel wurde auf p < 0,05
voreingestellt.
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Auf
den untersuchten anatomischen Leveln, wurden unterschiedlich starke
spezifische Hybridisierungssignale im Großhirn und den CA-Unterfeldern
der Hippocampus-Formation festgestellt; die medialen präoptischen,
ventromedialen Nuklei und der Nukleus arcuatus, der zinguläre, parietale
und temporale Cortex und der nukleare Amygdalakomplex wiesen alle
moderate Signalintensität
auf. Die Inkubation mit einer markierten Sense-Sonde war nicht in
der Lage, ein spezifisches Hybridisierungssignal in irgendeiner
Struktur oder Altersgruppe bereitzustellen.
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Unter
allen erforschten Strukturen wies die Hirnrinde neugeborener Tiere
die höchste
Dichte an SRC-1a-kodierenden Transkripten auf. Innerhalb der ersten
Woche nach der Geburt wurde eine signifikante Abnahme an Signalintensität gemessen;
der absteigende Trend setzte sich mit steigendem Alter fort, und
resultierte in Erwachsenenlevels von ungefähr 30 Prozent der Level, die
bei der Geburt gemessen wurden. In jedem erforschten Alter war die
SRC-1a-Expression im Gehirncortex nicht in der Lage Geschlechtsunterschiede
(vgl. Tabelle I) aufzuweisen.
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Diese
Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Verstärkung der ER-vermittelten Signalgebung
durch co-präsentes
SRC-1 in der Hirnrinde, einer Struktur, die für die kognitive Leistungsfähigkeit
entscheidend ist, abrupt abnimmt und mit steigendem Alter möglicherweise
an funktioneller Bedeutung verliert. Außerdem weisen diese Daten darauf
hin, dass, sobald die Gehirnentwicklung (einschließlich Neurogenese,
neuronales Wachstum und Synapsenkonnektivität) abgeschlossen ist, die Rekrutierung
von SRC-1 durch aktivierte ER eine vernachlässigbare Rolle bei der Vermittlung östrogener
Wirkungen in der Hirnsrinde spielt. Im Hinblick auf die funktionelle
Spezifität
dieses Gehirnbereichs (kognitive Verarbeitung), erscheint es unwahrscheinlich,
dass die SRC-1-Rekrutierung
eine signifikante Bedeutung für
die Manifestation von Östrogenwirkungen
auf diese Gehirnfunktion haben dürfte.
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Eine
entgegengesetzte Entwicklungsdynamik der SRC-1-Expression wurde im ventromedialen hypothalamischen
Nukleus (VMN) festgestellt, einem Gehirnbereich, der reich mit ER
ausgestattet, und für
die Steuerung der Reproduktionsfunktionen und des sexuellen Verhaltens
durch Östrogene
von überragender
Bedeutung ist. Bei der Geburt waren die SRC-1a-Hybridisierungssignale
im VMN bei beiden Geschlechtern moderat. Innerhalb der ersten Woche
nach der Geburt wurden signifikante Anstiege der Transkriptdichten
dokumentiert und, bei beiden Geschlechtern wurden um die Pubertät herum
Höchstwerte
der Signalintensitäten
in dieser Struktur gemessen (vgl. Tabelle II)
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Diese
Ergebnisse zeigen an, dass die Anwesenheit und, möglicherweise,
die Rekrutierung von SRC-1 eine notwendige Vorbedingung für die Übertragung
chemischer Signale durch Aktivierung des ER in einer Gehirnregion
darstellt, die die reproduktionsbezogene endokrine Aktivität und das
Verhalten reguliert. Diese Schlussfolgerung wird durch die Tatsache
erhärtet,
dass die SRC-1-Expression im VMN in den Lebensabschnitten abrupt
ansteigt, in denen dramatische Übergänge im Reproduktionssystem
stattfinden, z.B., Pubertätsdaten
(am 40. Tag in Tabelle II) und während
des östrischen
Zyklus (Table III).
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Beispiel 2:
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Assay für die quantitative
Bestimmung der SRC-1-Rekrutierung durch den aktivierten ER und Differentialverhalten
von ER-Liganden in diesem Assay
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Der
in diesem Beispiel verwendet Assay verwendet nur Verbindungen, die
durch Östrogenaktivität gekennzeichnet
sind. Die Assays zum Finden der Östrogenverbindungen
wurden bereits entwickelt und publiziert. Diese Assays sind Standardassays,
die dem Fachmann bekannt sind.
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Der
in dem vorliegenden Beispiel verwendete Assay zur Erforschung der
Rekrutierung des ER und Coaktivators SRC-1 wird gemäß der Publikation
von Gauchao ZHOH et al. (1998) Nuclear receptors have distinct affinities
for co-activators: Characterization by fluorescence resonance energy
transfer, Mol Endo, Vol 12, Seiten 1594–1604, insbesondere auf Seite
1602, ausgeführt.
Außerdem
wird das Assay-System in WO/18124 von Cummings et al beschrieben.
Anstelle des in der internationalen Patentanmeldung erwähnten Europium-Cryptat
wurde Europium-chelat – 100
ng von mit Euriopium markiertem Anti-GST-Antikörper je Vertiefung – in den Assays
verwendet. Der markierte Antikörper
wurde von Wallac, jetzt Perkin Elmer Lifesciences, geliefert. (Eu-W1024-markierte
Anti-GST-Antikörper
für Lance-Assays,
Part Number AD 0065).
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Das
SRC-1 wird in einer Konzentration von 175 ng SRC-1 mit HIS-Anhang
je Vertiefung verwendet. SRC-1 ist in jeder Vertiefung dieses Assay-Systems
vorhanden. Bei Verwendung dieses Assay-Systems können die folgenden Ergebnisse
bestimmt werden:
Die Kontrolle, die das natürliche Östrogen 17β-Estradiol [i] enthält, zeigt
eine signifikante Interaktion zwischen ER und SRC-1 bei 10–9 M.
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Die
synthetischen Östrogene
(ent-1,3,5(10)-Estratrien-3,17β-diol) [ii],
(3',15β-Dihydrocycloprop[14,15]-estra-1,3,5(10),8-tetraen-3,,-17α-diol) [iii],
(15β-allyl-estra-1,3,5,(10)-trien-3,17β-diol) [iv]
und
(15β-propyl-estra-1,3,5,(10)-trien-3,17β-diol) [v]
wurden
in dem oben beschriebenen System einem Vergleichstest unterzogen.
Die Ergebnisse des Vergleichs werden in der folgenden Tabelle IV
präsentiert.
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Die
Ergebnisse weisen nach, dass synthetische Verbindungen, die eine ähnliche
agonistische Aktivität in
ER-vermittelter
transkriptionaler Regulation aufweisen, im Hinblick auf ihre Fähigkeit
co-präsentes
SRC-1 bei der Bindung an den ER zu rekrutieren, substantielle Unterschiede
zeigen. Die berechneten Vergleichzahlen der Quotienten-Werte, die
in den zwei Assay-Systemen erhalten wurden, erlauben die Identifikation
von ER-Liganden mit differentieller Fähigkeit, SRC-1 in transkriptionaler
Regulation zu engagieren. ER-Agonisten mit selektiven neurotropischen
Eigenschaften sind jene, die höhere
Verhältniszahlen
der Werte zeigen, die im Assay-System II (Rekrutierung des ER und
Coaktivators SRC-1) und Assay-System I (ER) bestimmt wurden.
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Beispiel 3:
-
Nachweis selektiver neurotropischer
Aktivität
durch ER-Liganden,
die dadurch identifiziert werden, dass sie nicht in der Lage sind,
SRC-1 bei der ER-Bindung zu rekrutieren
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Unter
Verwendung des in Beispiel 2 beschriebenen Assays haben wir die
Verbindung 3'-15β-Dihydrocycloprop[14,15]estra-1,3,5(10),8-tetraen-3,17α-diol [iii]
für die
weitere Untersuchung ihrer neurotropischen und systemischen Östrogenwirkungen
ausgewählt.
Die Verbindung zeigte eine Bindung an ERα and ERβ mit einer relativen Affinität von 25
bis 30 Prozent der Affinität
des natürlichen
ER-Liganden 17β-Estradiol
[i]. Außerdem
wurde für
die Verbindung eine messbare Aktivierung der Transkription eines
ER-induzierbaren Reportergens in vitro nachgewiesen, mit EC50 von
10–9 M
(17β-Estradiol
wies EC50 von 10–10 M auf).
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Verschiedene
Dosen der interessierenden Verbindung und des Referenz-17β-Estradiols
wurden sieben aufeinander folgende Tage lang subkutan an weibliche
Ratten verabreicht, denen die Eierstöcke entfernt worden waren.
Die Wirkung der Verbindungen auf die kognitive Leistung der Versuchstiere
wurde durch die Überwachung
des Erwerbs, der Konsolidierung und des Abrufens von aktivem Vermeidungsverhalten
evaluiert. Nach der Tötung
wurde eine morphometrische Bewertung der östrogen-sensitiven Organe (Uterus,
Thymus, Nebennieren) gemacht. Die neurochemischen Wirkungen wurden
durch die Quantifizierung der Transkription der ER-induzierten ZNS-spezifischen
Gene in verschiedenen Gehirnbereichen bewertet, die mit verschiedenen
Mengen an SRC-1 ausgestattet sind.
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Zusammenfassend
ist zu sagen, dass die Ergebnisse anzeigen, dass
- – die Kapazität von 3',15β-Dihydrocyc loprop[14,15]estra-1,3,5(10),8-tetraen-3,17α-diol [iii], östrogenähnliche
Wirkungen in peripheren Östrogentargetorganen
(Uterus, Thymus, Nebennieren) zu induzieren, um mehrere Male niedriger
ist, als die des natürlichen Östrogens
17β-Estradiol,
das auch bei der ER-Bindung SRC-1 stark rekrutiert;
- – die
Verbindung 3',15β-Dihydrocycloprop[14,15]estra-1,3,5(10),8-tetraen-3,17α-diol [iii]
die Transkription des antiapoptotischen östrogenregulierten Gens bcl-2
in der Hirnrinde (einem Gehirnbereich mit geringer SRC-1-Expression)
auf einen höheren
Grad stimuliert als es 17β-Estradiol
tut, wenn es in gleicher Dosis gegeben wird;
- – die
Verbindung 3',15β-Dihydrocycloprop[14,15]estra-1,3,5(10),8-tetraen-3,17α-diol [iii]
die östrogenabhängige Expression
der Oxytocinrezeptoren im SRC-1-reichen und reproduktionsrelevanten
ventromedialen Nukleus (VMN) auf einen signifikant niedrigeren Grad
als 17β-Estradiol
induziert;
- – die
verhaltensbezogenen (kognitiven) Wirkungen der Verbindung 3',15β-Dihydrocycloprop[14,15]estra-1,3,5(10),8-tetraen-3,17α-diol, wie
anhand der Retention des neu erworbenen aktiven Vermeidungsverhaltens
gemessen, von denen des 17β-Estradiols
nicht zu unterscheiden sind [i]; diese verhaltensbezogene Wirksamkeit
war jedoch nicht mit östrogenabhängigen Veränderungen
in peripheren östrogen-sensitiven Organen
verbunden.
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Die
oben zusammengefassten Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine Verbindung,
die
- – eine
messbare Affinität
für den
ER aufweist,
- – im
Hinblick auf die transkriptionale Regulation der östrogenabhängigen Gene
als ein Agonist des ER wirkt, und
- – nicht
in der Lage ist, SRC-1 bei der Bindung an den ER in vitro zu rekrutieren,
als ein selektives neurotropisches Östrogen in vivo wirkt, während es
vernachlässigbar
die peripheren Östrogentargetorgane
beeinträchtigt.