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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft die Induktion von Interleukin-10 ("IL-10") durch Interleukin-9
("IL-9"). Dieser unerwartete
Effekt führt
dazu, daß IL-9
zur Herstellung eines Medikaments zur Prophylaxe und Behandlung
von Zuständen
wie septischem Schock und Endotoxinämie verwendet werden kann.
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HINTERGRUND
UND STAND DER TECHNIK
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Interleukin-9
(nachfolgend "IL-9") ist ein pleiotropes
Zytokin, das in erster Linie von T-Helferzellen produziert wird.
Es wurde ursprünglich
als Wachstumsfaktor für
T-Zellen und dann für
Schleimhautmastzellen beschrieben. Diesem Zytokin wurden weitere
Eigenschaften zugeschrieben, die, ohne darauf beschränkt zu sein, erythroide
Differenzierung, Ig-Produktion, neuronale Differenzierung, Granzym-Expression
und Induktion der Expression hochaffiner IgE-Rezeptoren in T-Helferklonen
beinhalten. Übersichtsartikel,
die diese und andere Eigenschaften diskutieren, sind Renauld et
al., Adv. Immunol. 54:79 (1993); und Demoulin et al., Int. Rev.
Immunol. 16:345 (1998). Das Molekül wurde erstmalig in muriner
Form beobachtet und wurde als P40 bezeichnet. Das Molekül wurde
ebenso wie sein Rezeptor sowohl in muriner als auch humaner Form
isoliert und kloniert. Siehe z. B. US-Patente Nr. 5,208,218; 5,157,112;
5,580,753; 5,587,302; 5,734,037; 5,750,377; 5,116,951; 5,180,678;
und 5,789,237. IL-9 wurde eine Rolle bei Inhibierung der IgE-Produktion
und Verstärkung
der IgG-Produktion (US-Patent Nr. 5,132,109 und 5,246,701), bei
Modulation der Zellapoptose (US-Patent Nr. 5,824,551), bei Behandlung
von Autoimmunerkrankungen (US-Patent Nr. 5,830,454) und bei Behandlung
interstitieller Lungenerkrankung (US-Patent Nr. 5,935,929) zugeschrieben.
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Angesichts
seiner geringen in vitro-Produktion durch Th2-Klone (Gessner et al., Immunobiology 189:419
(1993)) sowie seiner in vivo-Expression bei Th2-Antworten (Grencis
et al., Immunology 74:329 (1991); Svetic et al., J. Immunol. 150:3434
(1993); Faulkner et al., Infect. Immunol. 66:3832 (1998)) wird IL-9
als Th2-Zytokin betrachtet, das sowohl durch IL-4-abhängige als
auch durch IL-4-unabhängige
Wege induzierbar ist. Siehe Gessner et al., supra; Kopf et al.,
Nature 362–245
(1993); Monteyne et al., J. Immunol. 159:2616 (1997). Andere haben
eine Abhängigkeit
von IL-10 von IL-9 beschrieben (Grencis et al., supra; Houssiau
et al., J. Immunol. 154:2624 (1995)). Ferner wurde IL-9 eine Rolle
bei der Antwort auf Parasiteninfektionen (Grencis et al., supra;
Svetic et al., supra; Faulkner et al., supra; Else et al., Immunology
75:232 (1993)); bei Allergien (Petit-Frère et al., Immunology 79:146
(1993)); und bei entzündlichen
Prozessen (Louahed et al., J. Immunol. 154:5061 (1995)) zugeschrieben;
die Rolle von Interleukin-9 bei der Wirtsverteidigung gegen Bakterien
wurde jedoch nicht untersucht.
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Septischer
Schock ist ein Zustand, der aus einer unkontrollierten, regelmäßigen Freisetzung
von Mediatoren mit proinflammatorischer Aktivität nach Infektion mit gramnegativen
Bakterien und in Reaktion auf Endotoxine resultiert. Siehe z. B.
Tracey et al., Science 234:470 (1986); Alexander et al., J. Exp.
Med. 173:1029 (1991); Doherty et al., J. Immunol. 149:1666 (1992);
Wysocka et al., Eur. J. Immunol. 25:672 (1995). Endotoxin übt seine
Wirkung aus, indem es starke Makrophagenaktivierung und Freisetzung
von Zytokinen wie TNF-α IL-1,
IL-6, IL-12 und IFN-γ induziert.
Siehe Van Deuren et al., J. Pathol. 168:349 (1992). Insbesondere
kann IL-12 im Zusammenspiel mit TNF-α oder Costimulation durch B7
als ein hochwirksamer Induktor der IFN-γ-Produktion durch T- und NK-Zellen fungieren.
Siehe D'Andrea et
al., J. Exp. Med. 178:1041 (1993); Murphy et al., J. Exp. Med. 180:223
(1994); Kubin et al., J. Exp. Med. 180:211 (1994). Die zentrale
Rolle proinflammatorischer Zykotine bei der Pathogenese von endotoxischem
Schock wird durch das Auftreten hoher Spiegel zirkulierender Zytokine
bei Endotoxinämie
sowohl beim Menschen als auch bei Versuchstieren unterstrichen.
Siehe Stevens et al., Curr. Opin. Infect. Dis. 6:374 (1993).
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Das
Auslösen
regulatorischer Mechanismen bei Sepsis kann der Makrophagenaktivierung
entgegenwirken (Heumann et al., Curr. Opin. Infect. Dis. 11:279
(1998)). Dies wiederum kann eine überwältigende fehlgesteuerte inflammatorische
Antwort erleichtern, die zu pathologischen Effekten und potentiellem
Tod des Wirts führt.
Eine ganze Reihe von Literaturstellen zeigten, daß eine Anti-Zytokin-Aktivität den Folgezustand
bei Patienten verbessern kann, die mit LPS oder gramnegativen Bakterien
infiziert sind. Beutler et al., Science 229:689 (1985) und Heinzel
et al., J. Immunol. 145:2920 (1990) lehren die Verabreichung neutralisierender
anti-Zytokin-Antikörper,
während
Ohlsson et al., Nature 348:550 (1990) die Verabreichung von IL-1R-Antagonisten
lehren, Bozza et al., J. Exp. Med. 189:341 (1999) das Targeting
von Genen lehren, die für
proinflammatorische Zytokine codieren, und sowohl Pfeffer et al.,
Cell 73:457 (1993) als auch Car et al., J. Exp. Med. 179:1437 (1994)
lehren, daß eine
Verabreichung von Zytokinrezeptoren die Letalität bei experimenteller Endotoxinämie verringern
kann.
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Sowohl
von Interleukin-10 ("IL-10") als auch von Interleukin-4
("IL-4") wurde gezeigt,
daß sie
bei der Behandlung von septischem Schock und von LPS-induzierten
pathologischen Befunden wirksam sind. Betreffend IL-10, siehe Marchant
et al., Eur. J. Immunol. 24:1167 (1994); Howard et al., J. Exp.
Med. 177:1205 (1993); Gerard et al., J. Exp. Med. 177:547 (1993).
Betreffend IL-4, siehe Baumhofer et al., Eur. J. Immunol. 28:610
(1998), Jain-Vora et al., Infect. Immun. 66:4229 (1998) und Giampetri
et al.
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Die
bekannte Wirkung von IL-4 und IL-10 erlaubt es dem Fachmann jedoch
nicht, die Wirksamkeit von IL-9 bei der Behandlung und der Prophylaxe
von septischem Schock und/oder Endotoxinämie vorherzusagen. Die bekannten
Eigenschaften von IL-9 sind nicht so, daß man ihm eine Wirkung gegen
gramnegative Bakterien zuschreiben könnte.
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Es
wurde nun gefunden, daß IL-9
in der Tat IL-10 induziert, was zu der prophylaktischen Wirkung
bei septischem Schock und Endotoxinämie führt. Dies ist entgegen aller
Erwartung, da in der Tat argumentiert wurde, daß IL-10, zusammen mit IL-4,
die IL-9-Produktion durch humane PBLs stimuliert und daß die IL-9-Produktion tatsächlich durch
Antikörper
gegen IL-10 infibiert wird. Siehe Houssiau et al., J. Immunol. 154:2624
(1995). Folglich ist es ziemlich überraschend und unerwartet,
daß IL-9
IL-10 induziert und zur Herstellung eines Medikaments verwendet
werden kann, um Zuständen
vorzubeugen oder diese zu behandeln, bei denen höhere IL-10-Spiegel wünschenswert
sind. Dies sind unter anderem Merkmale der Erfindung, wie sie nachfolgend
in den Beispielen und der Offenbarung erläutert ist.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER FIGUREN
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1 zeigt
das Überleben
von Versuchstieren in Prozent, die vor Infektion mit P. aeruginosa
Interleukin-4 ("IL-4"), Interleukin-9
("IL-9"), hitzeinaktiviertes
IL-9 ("HI-IL-9") oder eine Kontrolle
erhielten.
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2 faßt Daten
zusammen, die die Wirkung verschiedener Dosen von IL-9 auf Mäuse zeigen,
die mit P. aeruginosa infiziert waren.
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3A–3E stellen
jeweils Serumspiegel von TNF-α,
IL-12p40 und IFN-γ bei
Mäusen
dar, die mit P. aeruginosa oder Lipopolysaccharidantigen ("LPS") infiziert und mit
IL-9 behandelt worden waren. Die 3A, 3C und 3E sind
die Ergebnisse bei mit P. aeruginosa behandelten Mäusen, während die 3B, 3D und 3F Daten
der Infektion mit LPS darstellen.
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4 zeigt
die Ergebnisse von Überlebensstudien,
wenn Mäuse
mit Pentoxifyllin und IL-9 behandelt wurden.
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5 stellt
die Daten dar, die die Spiegel an zirkulierendem IL-4 und IL-10
bei Mäusen
zeigen, die entweder mit P. aeruginosa oder mit LPS infiziert und
mit IL-9 behandelt worden waren.
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6 veranschaulicht
die Daten der DNA-Expression von IL-4 und IL-10 nach Behandlung
mit IL-9.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG BEVORZUGTER AUSFÜHRUNGSFORMEN
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BEISPIEL 1
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Giampetri
et al., Cytokine 12: (2000) beschreiben ein Tiermodell, das sich
zur Bestimmung der Schutzwirkung einer Testsubstanz in einem lebenden
Sepsismodell eignet. Dieses Modell wurde bei diesen Versuchen verwendet.
Im einzelnen wurden für
die Versuchsdurchführung
Hybridmäuse
(BALB/c Cr × DBA/2Cr)F1 (CD2F1) beiderlei
Geschlechts im Alter von 2–4
Monaten eingesetzt. Den Mäusen
wurden intravenös
1010 Zellen von P. aeruginosa (Serotyp 10) injiziert, wie beispielsweise
beschrieben bei Campanile et al., Cell. Immunol. 128:250 (1990);
Campanile et al., Cell. Immunol. 147:341 (1993); Campanile et al.,
Eur. J. Pharmacol. 307:191 (1996). Die Mikroorganismen wurden unter
Standardbedingungen in Trypton-Soja-Bouillon
(Tryptic Soy Broth) kultiviert und bei 37 °C 18-24 Stunden unter konstanter Belüftung inkubiert.
Nach Kultivierung über
Nacht wurden die Mikroorganismen abzentrifugiert und bildeten ein
lockeres Pellet, das dann in phosphatgepufferter Kochsalzlösung resuspendiert
wurde. Dann wurde die oben angegebene Dosis an Mikroorganismen verabreicht.
Es ist bekannt, daß diese
Inokulummenge bei mehr als 90 % der Versuchstierpopulationen letal
ist.
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Vor
Verabreichung der P. aeruginosa wurden die Tiere entweder mit IL-4
(3 μg/Maus)
zusammen mit 30 μg
monoklonalen anti-IL-4-Antikörpern
(von dieser Zusammensetzung wurde gezeigt, daß sie die Bioverfügbarkeit
von IL-4 verbessert und 100 % Schutz gegen Sepsis mit tödlichem
Ausgang bietet (siehe Giampetri et al., supra)), mit rekombinantem
murinem IL-9, das entsprechend Druez et al., J. Immunol. 145:2494
(1990) in einem Baculovirusmodell produziert worden war (verschiedene
Dosen, verabreicht 1 oder 24 Stunden oder sowohl 1 und 24 Stunden
vor Infektion), mit IL-9, das durch Autoklavieren hitzeinaktiviert
worden war, oder mit phosphatgepufferter Kochsalzlösung behandelt.
Die Interleukine und PBS wurden sämtlich intraperitoneal verabreicht.
Pentoxifyllin wurde ebenfalls intraperitoneal verabreicht.
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Die
Ergebnisse dieser Versuche sind in 1 dargestellt. "H" ist eine Abkürzung für "hitzeinaktiviert". Als die Daten mehrerer unabhängiger Versuche
gesammelt und analysiert wurden, war zu sehen, daß IL-9 die Testtiere
reproduzierbar und signifikant vor Ausbruch von letalem septischem
Schock schützte.
Die Überlebensrate
war etwa 80 %.
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BEISPIEL 2
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Die
oben beschriebenen Versuche wurden wiederholt, wobei verschiedene
Dosen verwendet wurden und sowohl eine prophylaktische Verabreichung
als auch eine Verabreichung nach Infektion erfolgte. Die in 2 veranschaulichten
Ergebnisse stellen Daten dar, die mit 1 oder 5 μg IL-9, verabreicht 24 Stunden
oder 24 Stunden und 1 Stunde vor Bakterieninfektion, erhalten wurden.
Es ist bemerkenswert, daß eine
einzige 4 μg-Dosis
von IL-9 24 Stunden vor Bakterieninfektion selbst ohne eine zweite
Dosis mit einer 50 %igen Heilungsrate verbunden war. Eine einzige
Behandlung mit 4 μg
nahe dem Zeitpunkt der Infektion und bis zu 3 Stunden nach Infektion
bot wenig Vorteil.
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BEISPIEL 3
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Es
wurde früher
beobachtet, daß ein
starker Zusammenhang zwischen der Entwicklung von letalem septischen
Schock und der Produktion von TNF-α besteht. Siehe z. B. die oben
zitierten Artikel von Campanile. Ferner sind IL-12 und IFN-γ proinflammatorische
Zytokine, von denen angenommen wurde, daß sie sowohl bei septischem
Schock als auch bei Endotoxinämie
eine pathogene Rolle spielen. Siehe D'Andrea et al., J. Exp. Med. 178:1041
(1993); Murphy et al., J. Exp. Med. 180:223 (1994); Kubin et al.,
J. Exp. Med. 180:211 (1994). In Anbetracht der in den Beispielen
1 und 2 festgestellten Ergebnisse wurden Untersuchungen durchgeführt, um
die Serumspiegel von TNF-α,
IL-12p40 und IFN-γ in
Versuchstieren zu messen, die in der oben beschriebenen Weise mit
P. aeruginosa oder Lipopolysaccharidantigen (nachfolgend "LPS") infiziert und ebenfalls
mit IL-9 behandelt worden waren.
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Bei
diesen Versuchen wurden den Mäusen
jeweils intraperitoneal 850 μg
LPS injiziert, was zuvor als LD90 bestimmt
worden war. Alle Tiere erhielten wie oben beschrieben 24 Stunden
und 1 Stunde vor Infektion Dosen von IL-9. Die Seren wurden 2, 4,
6, 8 und 24 Stunden nach Infektion entweder mit einem üblichen
Bioassay für
TNF-α (Zytotoxizität gegen
TNF-α-sensitive WEH1 164-Zellen)
oder über
einen Immunoassay (IL-12p40
und IFN-γ)
getestet. 3 stellt diese Ergebnisse als
Mittelwerte für
einzelne Mäuse
dar. Wie man sieht übte
das IL-9 eine dramatische frühe
Wirkung auf die Expression der Zytokine aus, mit einer drastischen Reduktion
bei allen drei Zytokinen nach 2, 4 und 6 Stunden. Die TNF-α-Spiegel
waren am drastischsten reduziert und zeigten bei mit P. aeruginosa
behandelten Mäusen
eine zehnfache Abnahme und bei mit LPS infizierten Tieren eine mehr
als zweifache Abnahme. Ungeachtet der Abnahme führte die hohe Anfangsexpression von
zirkulierendem TNF-α bei
Mäusen,
die mit LPS infiziert worden waren, bei der Mehrzahl der getesteten Tiere
zum Tod.
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BEISPIEL 4
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Von
Stevens et al., Curr. Opin. Infect. Dis. 6:374 (1993) wurde gezeigt,
daß Phosphodiesterase-Inhibitoren
die Produktion von TNF-α modulieren
und den Folgezustand bei Tieren, die an experimenteller Sepsis leiden,
verbessern. Pentoxifyllin ist ein solcher Inhibitor, der Schutz
verleiht. Dies führte
zu der Hypothese, daß bei
dem hier beschriebenen lebenden Sepsismodell eine Überproduktion
von TNF-α eine
Rolle spielt und wichtig ist. Siehe Campanile et al., Eur. J. Pharmacol.
307:191 (1996). Diese Beobachtungen führten zu den hier beschriebenen
Versuchen, die ausgelegt waren um festzustellen, ob die therapeutische
Wirkung von IL-9 nach Infektion bei Verabreichung zusammen mit einem
Phosphodiesterase-Inhibitor verstärkt werden könnte.
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Um
dies zu testen erhielten die Mäusen
1 Stunde vor Infektion mit Bakterien Pentoxifyllin in einer Dosis von
30 mg/kg Körpergewicht.
Die Tiere erhielten 3 Stunden nach Infektion eine Dosis von murinem
IL-9 (4 μg). Die
in 4 dargestellten Ergebnisse vergleichen die Behandlung
mit dem Phosphodiesterase-Inhibitor allein, mit IL-9 allein, mit
einer Kontrolle und mit der Kombinationstherapie. Die kombinierte
Behandlung führte
dazu, daß die
meisten Tiere überlebten,
und legt so die Verwendung von IL-9 in Kombination mit Phosphodiesterase-Inhibitoren
zur Behandlung von septischem Schock/Endotoxinämie nahe.
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BEISPIEL 5
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Die
oben in Beispiel 9 erhaltenen Ergebnisse ließen vermuten, daß eine Überproduktion
von TNF-α nicht
der einzige beteiligte Mechanismus ist. In Anbetracht der Beobachtungen
von Giampetri et al., supra, wurden die Serumspiegel der antiinflammatorischen
Zytokine IL-4 und IL-10 in den Seren von Mäusen gemessen, die wie oben
beschrieben entweder mit ganzen Bakterien oder mit LPS infiziert
worden waren und IL-9 wie oben beschrieben 24 Stunden und 1 Stunde
vor Infektion erhalten hatten. Die Spiegel wurden mittels ELISA
2, 4, 6, 8 und 24 Stunden nach Infektion bestimmt.
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Die
IL-4-Produktion war limitiert und erreichte den höchsten Wert
4 Stunden nach Infektion. Die Verabreichung von IL-9 schien hierauf
keine Wirkung zu haben. Auf der anderen Seite war die Menge, um
die die IL-10-Spiegel 2 Stunden nach Infektion mit Pseudomonas zunahmen,
bemerkenswert. Der gleiche Effekt war bei den mit LPS infizierten
Mäusen
zu beobachten, wenn auch in geringerem Ausmaß. Die Ergebnisse sind in 5 zusammengefaßt .
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BEISPIEL 6
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Die
hier beschriebenen Versuche geben Expressionsanalysen von IL-10
wieder. Im einzelnen wurde zu verschiedenen Zeitpunkten (0,5, 1,
2, 4 und 8 Stunden) Gesamt-RNA aus Milzzellen von infizierten Mäusen isoliert.
Die Isolierung erfolgte entsprechend Campanile et al., Eur. J. Pharmacol.
307:191 (1996) und Houssiau et al., J. Immunol. 154:2624 (1995).
Diese Literaturstellen beschreiben auch die PCR-Protokolle, die zur Amplifikation der
Transkripte von β-Actin
(Kontrolle) und IL-10 verwendet wurden. Zur Amplifikation von β -Actin wurden
kommerziell erhältliche
Primer verwendet und die 5'-
bzw. 3'-Primer für Il-10
waren:
tccttaatgc aggactttaa gggttacttg
(SEQ ID NO: 1)
und
gacaccttgg
tcttggagct tattaaaatc
(SEQ ID NO: 2).
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Das
Amplifikationsprodukt für β-Actin sollte
eine Länge
von 540 Basenpaaren und das von IL-10 eine Länge von 256 Basenpaaren aufweisen.
Die Produkte wurden mittels Elektrophorese über 1,5%ige Agarosegele getestet
und durch Anfärben
mit Ethidiumbromid sichtbar gemacht. Die für IL-10 spezifischen Transkripte waren
in den Milzen von Kontrollmäusen
kaum nachweisbar, in Tieren, die IL-9 erhalten hatten, gab es jedoch nach
Infektion eine starke Expression.
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Die
vorhergehenden Beispiele erläutern
die Merkmale der Erfindung, die ein Verfahren zur Induktion der
Interleukin-10-Produktion
durch Verabreichung einer Menge von Interleukin-9 umfaßt, die
ausreicht, um eine Interleukin-10-Produktion zu induzieren. Dies
kann entweder in vitro oder besonders bevorzugt in vivo erfolgen.
Die oben zitierten Literaturstellen zeigen, daß IL-9 ein anerkanntes Therapeutikum
ist.
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"Interleukin-9" oder "IL-9", wie hier verwendet,
bedeutet jede und alle Formen dieser Moleküle. Die oben zitierten Literaturstellen
zeigen, daß sowohl
glykosylierte als auch nichtglykosylierte Formen ebenso wie Wildtypmoleküle und rekombinante
Moleküle
bekannt sind. Alle IL-9-Spezies, einschließlich aller Säugerformen
und humaner Formen, sind von der Definition von IL-9 umfaßt. Ebenso
sind trunkierte Formen des Moleküls
umfaßt,
solange das Molekül
eine ausreichende Größe besitzt,
um die IL-10-Produktion zu induzieren.
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Es
sind verschiedene Zustände
bekannt, bei denen die Induktion von IL-10 erwünscht ist. Beispiele für solche
Zustände
sind Infektionen durch gramnegative Bakterien, wie P. aeruginosa,
E. coli usw. Wie oben gezeigt führt
die Verabreichung von IL-9 bei den Testobjekten zu einer prophylaktischen
Wirkung. Folglich ist es vorteilhaft, einem Patienten, bei dem das
Risiko besteht, daß er
eine gramnegative bakterielle Infektion, septischen Schock oder
Endotoxinämie
entwickelt, IL-9 zu verabreichen. Patienten, die vor einem chirurgischen Eingriff
stehen, stellen eine Klasse solcher Individuen dar. Dem Fachmann
sind auch noch weitere derartige Individuen bekannt.
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Es
wurde ebenfalls gezeigt, supra, daß IL-9, in Kombination mit
einem Phosphodiesterase-Inhibitor, therapeutisch verwendet werden
kann, um Patienten mit Zuständen
zu behandeln, bei denen eine IL-10-Induktion notwendig ist, beispielsweise
Patienten, die an einer gramnegativen bakteriellen Infektion, septischem Schock,
Endotoxinämie
usw. leiden. Beispielhaft für
solche Verbindungen ist Pentoxifyllin. Von diesem Inhibitor ist
bekannt, daß er
mit Phosphodiesterase der Isoform III in Wechselwirkung tritt, es
sind aber auch andere Inhibitoren bekannt. Mitglieder der Familie
der Methylxanthine sind für
diese Inhibitoren beispielhaft. Derartige Moleküle sind bekannte Inhibitoren
von TNF-α,
wie in den US-Patenten Nr. 6,015,578; 6,015,558; 6,011,067; und
6,001,828 gezeigt wurde.
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Ebenfalls
Teil der Erfindung ist die Inhibierung der IL-10-Produktion, da es für den Fachmann offensichtlich
ist, daß bei
Zuständen,
bei denen eine übermäßige IL-10-Produktion
indiziert ist, ein IL-9-Antagonist verabreicht wird, beispielsweise
ein IL-9-spezifischer Antikörper,
vorzugsweise ein neutralisierender Antikörper, oder ein Teil davon,
der ausreicht, um IL-9 zu inhibieren und/oder zu neutralisieren.
Humanisierte Antikörper,
monoklonale Antikörper
und Fragmente von IL-9-spezifischen
Antikörpern,
die IL-9 inhibieren und/oder neutralisieren, sind Beispiele für solche
Mittel.
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Ebenfalls
Teil der Erfindung sind therapeutisch nützliche Zusammensetzungen,
beispielsweise Kits, die eine separate Menge von jeweils Interleukin-9,
wie oben definiert, und einem Phosphodiesterase-Inhibitor, ebenfalls
wie oben beschrieben, enthalten, so daß der Benutzer einem Patienten
zu einem geeigneten Zeitpunkt bevorzugte Dosen verabreichen kann.
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Was
die Dosierungen betrifft, so variiert das jeweilige entwickelte
Schema abhängig
vom Patienten und dem für
wahrscheinlich gehaltenen Zustand oder Risiko. Vorzugsweise wird
das IL-9 4 bis 24 Stunden vor dem vermuteten Bedarf einer IL-10-Induktion verabreicht,
besonders bevorzugt einmal etwa 24 Stunden vor dem vermuteten Bedarf
und ein zweites Mal etwa 3–6
Stunden, vorzugsweise etwa 4 Stunden vor dem vermuteten Bedarf.
Die verabreichte Dosis variiert abhängig vom Patienten. Im allgemeinen
ist das in Betracht kommende Dosierungsschema jedoch eine Dosis
von etwa 0,1 mg/kg bis etwa 1,0 mg/kg Körpergewicht, besonders bevorzugt
etwa 0,1 mg/kg bis etwa 0,5 mg/kg Körpergewicht, und ganz besonders
bevorzugt etwa 0,2 mg/kg Körpergewicht
pro Dosis.
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Andere
Aspekte der Erfindung sind für
den Fachmann offensichtlich und müssen hier nicht näher erläutert werden.
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Nachdem
die bevorzugten Ausführungsformen
der Erfindung nun mit Hilfe der obigen ausführlichen Beschreibung beschrieben
wurden, ist es selbstverständlich,
daß die
Erfindung nicht auf diese genauen Ausführungsformen beschränkt ist
und daß der
Fachmann zahlreiche Änderungen
und Modifikationen durchführen kann,
ohne vom Umfang oder der Idee der Erfindung, wie sie z. B. durch
die nachfolgenden Ansprüche
definiert ist, abzuweichen.
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