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Technisches
Gebiet
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Die
vorliegende Erfindung hat ein Verfahren zur Bestimmung der Permeabilität eines
magnetischen Materials durch Störung
einer Koaxialleitung zum Gegenstand. Sie findet Anwendung bei der
Charakterisierung von Materialien, insbesondere ferromagnetischen
Materialien.
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Stand der Technik
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Dank
eines Netzwerkanalysators kann man die Reflexion und die Transmission
einer elektromagnetischen Hyperfrequenzwelle auf einem Muster und
durch ein Muster hindurch messen, das sich in einem Wellenleiter
befindet. In dem Fall, dass dieser Leiter eine Koaxialleitung ist,
zum Beispiel APC7-Standard, dessen Frequenzband bis 18 GHz geht,
kann man von dieser Messung die Permittivität ε und die Permeabilität μ des Musters
durch sogenannte Nicholson- und Weir-Gleichungen [1, 2] ableiten.
Diese Gleichungen werden nur bei einem isotropen massiven homogenen
Muster angewendet, was folglich viele Materialien ausschließt.
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Wenn
das zu charakterisierende Muster sehr leitfähig ist, wird die auf ihm eintreffende
Welle total reflektiert, der Transmissionskoeffizient ist null und
das reflektierte Signal enthält
als einzige Information den sehr metallischen Charakter des Musters.
Auch können
die metallischen Dünnschichten
und insbesondere die ferromagnetischen Dünnschichten nicht direkt durch
diese Methode charakterisiert werden.
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Es
wurden Varianten mit anderen Wellenleitern entwickelt, die aber
aus denselben Gründen
nicht ermöglichen,
die Permeabilität
ferromagnetischer Dünnschichten
zu messen.
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Außerdem wurden
Methoden entwickelt, die für
nichtmetallische aber anisotrope Muster Rechteck-Hohlleiter oder
Mikrostreifenleiter benutzen. Diese Muster füllen den Leiter nur partiell
aus, denn die Dimensionen der Muster sind inakzeptabel (zwischen
350–500
MHz betragen die Dimensionen 53,4 mal 27,9 cm). Aber diese Dimensionen
führen
zu sehr schweren numerischen Berechnungen [3], verglichen mit der
Auflösung
der Gleichungen von Nicholson und Weir. Zudem ist das Frequenzband
jedes Leiters schmal, was ein mehrmaliges Wechseln des Leiters – also der
Musterdimensionen – erforderlich
macht, um ein breites Frequenzband abzudecken.
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Die
Windungsstörungsmethode
ist eine einfache Methode zur Charakterisierung der ferromagnetischen
Dünnschichten.
Sie kann als eine kurzgeschlossene Mikrostreifenleitung betrachtet
werden oder als eine quadratische Windung, deren Induktanz gestört wird
durch das Vorhandensein eines magnetischen Musters. Diese Methode
weist leider zwei große
Einschränkungen
auf:
- 1°)
die Windung muss durch die Messung eines bekannten Musters geeicht
werden; es existiert jedoch weder ein Hyperfrequenz-Permeabilitäts-Eichmaß noch ein
einfaches Mittel des Anschlusses an ein primäres Eichmaß;
- 2°)
außer
der Begrenzung des Frequenzbands des Musters wird durch seine parallelflache
Form ein entmagnetisierendes Feld eingeführt [4]; da die Dimension des
Muster in der zu der magnetischen Hyperfrequenzerregung parallelen
Richtung begrenzt ist, werden an den Enden Pole erzeugt, was die
Permeabilität des
Musters in Bezug auf die eines größeren Musters modifiziert.
Dieser Effekt ist umso schwächer,
je größer das
Verhältnis
zwischen der zur Erregung parallelen Dimension und der Dicke ist.
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Da
aber die dimensionale Begrenzung der Windungen mit ihrem Hochfrequenzcharakter
verbunden ist, ist es nicht möglich,
die Dimensionen zu erhöhen,
ohne das erreichbare Frequenzband zu reduzieren.
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Im
Falle von drahtförmigen
Materialien ist bekannt, das sich diesseits einer bestimmten Länge die
magnetischen Eigenschaften der Drähte beträchtlich verändern. Es kann also sehr nachteilig
sein, wenn man sich – wie
dies beim Windungsmessen der Fall ist –, auf Messungen an Mustern
von geringer Länge
beschränken muss.
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Das
Dokument FR-A-2 699 683 beschreibt ein Verfahren zur Bestimmung
der intrinsischen magnetischen Permeabilität von länglichen ferromagnetischen
Elementen, bei dem man mit den ferromagnetischen Elementen einen
Spulenring realisiert, diesen Spulenring in einer Koaxialleitung
anordnet, eine Messung der Eigenschaften des Spulenrings durchführt und
davon die Permeabilität
der ferromagnetischen Elemente ableitet. Diese Methode hat den Vorteil,
kein Permeabilitäts-Eichmaß mehr zu
benötigen.
Zudem deckt sie ein breites Frequenzband ab (von 50 MHz bis 18 GHz).
Schließlich
ist die Länge
des magnetischen Musters in der Richtung der magnetischen Hyperfrequenzerregung
groß und
man muss keine entmagnetisierenden Effekte befürchten.
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Jedoch
hat diese Methode Mängel.
In erster Linie benötigt
sie sehr viel größere Materialmengen
als die Windungsmessung, nämlich
mehrere 10 mm3 gegenüber 1/10 mm3 oder
weniger bei den Windungstechniken. Nun sind aber die Erzeugungseinrichtungen
von Dünnschichten
und Drähten
selten kompatibel mit der Erzeugung von mehreren zehn mm3 Material. In den Fällen, wo die richtige Materialmenge
erreichbar ist, kann es jedoch unsicher sein, ob die Homogenität der Eigenschaften
des gesamten zur Herstellung des Muster verwendeten Materials gewährleistet
ist.
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In
zweiter Linie führt
die Tatsache, das nachgiebige Material auf den Innendurchmesser
der Koaxialleitung zu wickeln, zu einem sehr kleinen Krümmungsradius
in der Größenordnung
von 1,5 mm für
eine APC7-Leitung. Nun ist aber bekannt, dass man umso stärkere magnetostriktive
Effekte auftreten können,
je höher
das Spannungsniveau ist. Die Tatsache, dass die Krümmung stark
variiert zwischen dem Innendurchmesser und dem Außendurchmesser
der Leitung, macht jeden Versuch illusorisch, diesen Effekt zu korrigieren oder
zu berücksichtigen.
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Schließlich besteht
ein letzter Mangel der Spulenringmessung darin, dass die Herstellung
des Muster langwierig und mühsam
ist. Man muss mehrere Meter eines ferromagnetischen Streifens oder
mehrere hundert Meter Draht vorbereiten. In der Praxis zwingt die
Notwendigkeit von genauen Maßen
für das
Muster eine mechanische bzw. maschinelle Bearbeitung und die Verwendung
von Klebstoff, um den zahlreichen Windungen des Streifens Halt zu
geben, was zusätzliche
schlecht beherrschbare Spannungen verursacht. Das Wegnehmen von
magnetischem Material durch die mechanische bzw. maschinelle Bearbeitung
führt zu
einer Ungenauigkeit beim Anteil des magnetischen Materials, die
sich auswirkt auf die Permeabilität des ferromagnetischen Bestandteils.
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Die
vorliegende Erfindung hat die Aufgabe, diese Mängel zu beseitigen.
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Darstellung
der Erfindung
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Die
Erfindung greift die Idee einer Messung bei einer durch das Muster
gestörten
Koaxialleitung auf, wie beschrieben in FR-A-62 699 638, aber mit
einem sehr viel kleineren Volumenanteil des Musters. Bei der vorliegenden
Erfindung ist dieser Anteil (es handelt sich um das Verhältnis zwischen
dem Volumen des Musters und dem Volumen des Teils der Koaxialleitung,
wo sich das Muster befindet) niedriger als 1 %. Nach dem Stand der
Technik ist dieser Anteil sehr viel größer (mehrere 10 %). In den
weiter unten beschriebenen Beispielen fällt der Volumenanteil bis 0,8
% und sogar bis 0,06 %. Diese sehr kleinen Werte präsentieren
das Problem des Bestimmens der Permeabilität auf neue Weise (die in dem
genannten Patent angegebenen Formeln sind nicht mehr gültig). Außerdem müssen bei
der Herstellung des Muster Vorkehrungen getroffen werden, um die
entmagnetisierenden Felder zu vermeiden oder zu reduzieren.
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Genau
ausgedrückt
hat die Erfindung ein Verfahren zur Bestimmung der Permeabilität eines
magnetischen Materials durch Störung
einer Hyperfrequenz-Koaxialleitung zum Gegenstand, bei dem man ein
Muster aus dem genannten Material bildet, dieses Muster in einer
Hyperfrequenz-Koaxialleitung anordnet, die Reflexion und/oder die
Transmission einer elektromagnetischen Hyperfrequenzwelle durch
diese Koaxialleitung misst und aus dem Resultat dieser Messung die
magnetische Permeabilität
des Materials ableitet, wobei dieses Verfahren dadurch gekennzeichnet
ist, dass der Volumenanteil des magnetischen Materials des Musters in
Bezug auf das Volumen der gestörten
Koaxialleitung niedriger als 1 % ist.
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Um
das Muster herzustellen, kann man entweder einen Draht oder ein
Band bzw. einen Streifen auf einen zum Beispiel isolierenden ringförmigen Träger wickeln
oder auf einem solchen Träger
eine Dünnschicht abscheiden.
Um den Streifen zu erhalten, kann man eine Dünnschicht des magnetischen
Materials auf einem biegsamen Substrat abscheiden und aus diesem
Substrat einen Streifen entsprechend einer bestimmten Richtung ausschneiden.
Das Messen der Permeabilität
erfolgt dann mit Bezug auf diese Richtung. Indem man die Richtung ändert, kann
man die Permeabilität
in mehreren Richtungen untersuchen.
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Es
ist möglich,
ein Ende des Drahts oder des Streifens auf dem ringförmigen Träger zu befestigen,
auf diesen Draht oder diesen Streifen eine mechanische Spannung
auszuüben
und dann das zweite Ende des Drahts oder Streifens auf dem Träger zu befestigen.
So misst man die Permeabilität
unter mechanischer Spannung, die sich aufgrund der magnetostiktiven
Effekte von der Permeabilität
ohne Spannung unterscheidet.
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Man
kann das Muster auch direkt auf dem inneren oder äußeren Leiter
der Koaxialleitung bilden.
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Das
Muster kann vollkommenen ringförmig
sein oder nur einen Ringsektor bilden.
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Das
magnetische Material, dessen Permeabilität man misst, kann beliebig
sein, insbesondere ferromagnetisch.
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Kurzbeschreibung der Figuren
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Die 1 zeigt
die Veränderungen
der magnetischen Permeabilität
eines Drahts in Abhängigkeit
von der Frequenz bei Messungen mittels Windungsstörung und
mittels Koaxialleitungsstörung,
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die 2 zeigt
die Veränderungen
der magnetischen Permeabilität
einer ferromagnetischen Dünnschicht
in Abhängigkeit
von der Frequenz bei Messungen mittels Windungsstörung, mittels
Koaxialleitungsstörung
und mittels Spulenrings.
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Detaillierte Darstellung
spezieller Ausführungsarten
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Bei
einer ersten Ausführungsart
ist die verwendete Koaxialleitung APC7-Standard. Der isolierende ringförmige Träger hat
einen Innendurchmesser gleich dem der Mittelleiter, also A=2,94
mm; der Außendurchmesser
beträgt
5,94 mm, ist also kleiner als der des Außenleiters (B=7,1 mm). Die
Höhe H
des Rings beträgt 3
mm. Das als Beispiel gewählte
magnetische Material ist ein Verbunddraht aus Glas und ferromagnetischem Material
(Zusammensetzung des ferromagnetischen Materials: CoMnSiB) mit dem
Durchmesser 2RDraht=150μm. Man wickelt eine Länge L=5,9
cm des Drahts auf den Außendurchmesser
P des Rings, also 3 Windungen. Der ringförmige Träger ist aus Plexiglas. Der
Volumenanteil des Materials ist dann 0,8 %.
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Die
Permeabilität μm eines
homogenen Musters in einer Leitungslänge d wird entweder nach einer
Reflexions-/Transmissionsmessung durch die Gleichungen von Nicholson
und Weir berechnet, oder vor einem Kurzschluss. Man kann sich nämlich damit
begnügen,
die Reflexion der Welle auf dem Muster vor einem Kurzschluss zu
messen. Die Impedanz Z wird in Abhängigkeit von dem Reflexionsgrad
S bei der Frequenz f durch die folgende Relation berechnet (mit
c als Lichtgeschwindigkeit und j*j=–1):
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Man
kann in diese Berechnung auch den Wert der Permittivität (ε) einführen (bekannt
zum Beispiel durch eine Reflexions-/Transmissionsmessung), um eine
genauere Berechnung bei hoher Frequenz zu erhalten.
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Man
kann dem Beitrag des ringförmigen
Trägers
aus Plexiglas Rechnung tragen wie folgt. Man nimmt an, dass gegenüber der
Arbeitswellenlänge
(zum Beispiel beträgt
diese Länge
bei 3 GHz 10 cm) die drei Drahtwindungen einen "Verbundring" bilden, bestehend aus Luft und dem
Draht, mit der Dicke des Drahtdurchmesser und der Höhe 3 mm.
In der Magnetostatik wird gezeigt, dass die Äquivalenz- bzw. Ersatzpermeabilität μ1+2 einer
Einheit, gebildet durch zwei einen Draht koaxial umgebende Zylinder,
durchflossen von einem Permeabilitätsstrom μ1 beziehungsweise μ2,
mit Innen- und Außendurchmessern
R0 und R1, R1 und R2, sich schreibt:
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Dies
ermöglicht,
den Beitrag des Plexiglases (μ1=1) zu eliminieren und die Eigenpermeabilität des Rings
(μ2=μRing) zu bestimmen, indem man R0=A/2,
R1=P/2, R2=B/2 wählt.
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Wenn
der Außenring
homogen ist, ist die Berechnung beendet. Mittels eines einfachen
Homogenisierungsgesetzes wird nun die Permeabilität μi nur
des magnetischen Elements mit dem Materialanteil q in diesem Ring
abgeleitet:
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Die 1 liefert
die erhaltenen Resultate für
den reellen Teil μ' (Kurve 20)
und für
den imaginären
Teil μ" (Kurve 22)
als Funktion der in MHz ausgedrückten
Frequenz. Die 1 liefert auch – zum Vergleich – die durch
die Windungsstörungsmethode
erhaltenen Resultate (Kurven 30, 32).
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Bei
einer zweiten Ausführungsart
ist die verwendete Leitung der APC7-Standard. Der Innendurchmesser
A des ringförmigen
Trägers
aus Plexiglas ist der des inneren Leiters: 2,94 mm; der Außendurchmesser
2P beträgt
5,94 mm, ist also kleiner als B, Durchmesser des äußeren Leiters
(7,1 mm). Die Höhe
H des Rings beträgt
3 mm. Das magnetische Material ist eine ferromagnetische Dünnschicht
der Zusammensetzung CoFeMoSiB der Dicke 12,7 μm auf einem biegsamen Substrat
(Kapton) mit der 12,7 μm.
Man misst einen Streifen von 3 × 90
mm, also nWind.= 4,75 Windungen. Der Volumenanteil
des Musters beträgt
0,06 %.
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Im
Falle von Dünnschichten
mit geringer Dicke, empfindlich für die magnetostriktiven Effekte,
erzeugt die Wickelrichtung seitens des ferromagnetischen Materials
entgegengesetzte mechanische Spannungen, welche die Resonanzfrequenz
des Musters um seinen Wert des mechanischen Gleichgewichts des Films
herum symmetrisch verändert.
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Um
die Messmethoden zu vergleichen, wurde ein Spulenring mit einem
Materialanteil von 13 % mit Streifen derselben Art gebildet, gemessen
in einer APC7-Leitung. Man führte
ebenfalls Windungsstörungsmessungen
durch.
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Die
Messung mittels Koaxialleitungsstörung erfordert 2,7 cm2 Abscheidung, was mit allen Abscheidungseinrichtungen
leicht erreichbar ist, während
ein Spulening (Stand der Technik) 600 cm2 Abscheidung
erfordert.
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Eine
mögliche
Berechnungsmethode besteht darin, die logarithmische Formel so viele
Male zu wiederholen wie es Schichten gibt, wobei man die Umwicklung
als eine Folge von koaxialen Zylindern betrachtet. Man kann aber
auch zurückgreifen
auf die Methode des ersten Beispiel und die beiden Schritte zu einem
einzigen zusammenfassen, mit der Annäherung P>>nWindungen(eferro+eSubstrat), um sehr einfach die Permeabilität μferro,
als Funktion der gemessenen Permeabilität μgemessen zu
finden:
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Die 2 zeigt
die erhaltenen Resultate. Die Kurve 40 zeigt den reellen
Teil μ' und die Kurve 42 den imaginären Teil μ". Der Vergleich mit
der Methode mit der Windung oder der Methode mit dem Spulenring
zeigt eine sehr große Übereinstimmung
zwischen den Messungen (die entsprechenden Kurven fallen quasi zusammen
mit den Kurven 40 und 42).
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Fundstellen
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- 1. "Measurement
of the intrinsic properties of materials by time domain techniques", A.M. Nicholson
und G.F. Ross, IEEE Trans. Instrum. Meas. 17 (1968), S. 395.
- 2. "Automatic
measurement of the complex dielectric constant ans permeability
at microwaves frequencies", W.W.
Weir, Proc. IEEE 62 (1974), S. 33.
- 3. "Mesure large
bande de la perméabilité tensiorelle
des matériaux
aimantés
: probléme
inverse", P. Quéffélec et
Ph. Gélin,
Actes des 5e Journées Caractérisation Microondes et Matériaux,
13.–15.
Mai 1998, Dokument F7.
- 4. "Investigation
of the gyromagnetic permeability of amorphous CoFeNiMoSiB manufactured
by different techniques",
O. Acher, C. Boscher, P. Le Guellec, Ph. Baclet und G. Gerrin, IEEE
Trans. Magn. 32 (1996), S. 4833.