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Verfahren zur Herstellung zahnärztlicher Kronen-, Brücken- und Schienenarbeiten
Bei der Herstellung zahnärztlicher Kronen-, Brücken- und Schienenarbeiten werden
die Vorarbeiten am Patienten ohne besondere Werkzeugführung freihändig oder unter
Fingerstützung auf einen hierzu geeigneten Zahn ausgeführt. Durch die Erfindung
soll die in der allgemeinen Technik für ganz präzise Bohrungen seit Jahren angewandte
Bohrlehre in die Zahnheilkunde praktisch eingeführt werden. In der Hauptsache kennzeichnet
sich die Erfindung dadurch, daß die für die Zahnvorarbeiten erforderlichen Bohrmaschinenwerkzeuge,
deren Schäfte durch besondere, am Hand- und Winkelstückkopf angebrachte Gleitlager
genau zentriert sind, ausnahmslos unmittelbar oder mittelbar durch verschiedenartig
ausgebildete Bohrlehren geführt werden, und daß die Bohrmaschinenwerkzeuge zu den
Lehren sowie zu den für das Verfahren geeigneten Halbfabrikaten aus Metall oder
Porzellan systematisch genormt sind.
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In den Zeichnungen zeigen Fig. i einen Handstückkopf mit Gleitlager
ja, Fig.2 einen Winkelstückkopf mit Gleitlager ib, Fig.3 bis 23 je ein Ausführungsbeispiel
für einen Kappenstiftzahn und einen Ringstiftzahn, und zwar Fig. 3 bis 8 ein Ausführungsbeispiel
der Herstellung einer individuellen Lehre, nämlich Fig. 3 ein nach einem Mundabdruck
angefertigtes Gipsmodell, Fig. q., 5 eine genormte Hilfsform zur Ausrüstung der
individuellen Lehre mit genormten Durchlochungen, Fig. 6 ein Gipsmodell mit Hilfsform
und Wachsaufbau, Fig. 7, 8 eine individuelle Lehre, Fig. g die Anwendung der individuellen
Lehre Fig. io zwei gleiche genormte, in die individuelle Lehre einzusetzende, unselbständige
Lehren, Fig. i i die Anwendung der unselbständigen Lehren, Fig. 12 zwei mittelbare
Bohrlehreführungen, Fig. 13, i q. zwei verschiedene genormte, in die Zahnmasse einzusetzende,
selbständige Lehren, Fig. 15 die Anwendung der selbständigen Lehren, Fig. 16, 17
zwei verschiedene Basishalbfabrikate, Fig. 18, i9 zwei verschiedene Zahnfacetten,
Fig. 2o, 21 zwei verschiedene Rückenhalbfabrikate, -Fig. 22, 23 zwei verschiedene
Stiftzahntypen (Kappen- und Ringstiftzahn), Fig. 24., 25 zwei verschiedene Molarenkronen,
Fig. 26, 27 eine abnehmbare Brücke. Nachstehend folgt die nähere Erläuterung der
. Zeichnungen: Fig. i, 2. Die Gleitlager ja und ib dienen zur Zentrierung aller
erforderlichen Hand-und Winkelstückwerkzeuge, deren Schäfte untereinander genau
gleich stark sind.
Fig. 3. Die Ausbohrungen 2a des Gipsmodells 2
sind zur Aufnahme der Stifte 3b der Hilfsform 3 bestimmt.
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Fig. 4 veranschaulicht ein Ausführungsbeispiel einer genormten Hilfsform
3 mit massivem Zylinder 3a, Fixierungsstift 3b und zwei um 18o° versetzten, horizontalen
Zapfen 3e,
Fig. 5 einen Schnitt durch Fig. 4. in Richtung A-B, Fig. 6 zwei
im Gipsmodelle fixierte Hilfsformen 3 mit Wachsaufbau 4., Fig. 7 eine individuelle
Lehre 5, als Doppellehre ausgebildet, die sich kennzefchnet durch zwei zylindrische,
normalisierte Ausnehmungen 5a zur Aufnabme und Führung von Bohrmaschinenwerkzeugen
oder zur Aufnahme von genormten, unselbständigen Lehren, durch zwei gegenüberliegende
Nuten 5a1 zur Fixierung der einsetzbaren, unselbständigen Lehren und durch die Stützen
5b, -die über die verwendbaren Zähne, im Ausführungsbeispiel über die seitlichen
Schneidezähne greifen, Fig. 8 einen Schnitt durch Fig. 7 in Richtung C-D, Fig. g
die Anwendung der individuellen Doppellehre 5 zur Planpräparierung der beiden Schneidezahnwurzeln
6 und 6a mittels der Planbohrer 7, Fig. i o zwei gleiche genormte, in die individuelle
Bohrlehre einzusetzende, unselbständige Lehren 8 mit genormten, in Richtung der
geometrischen Lehrenachse angeordneten Werkzeugführungen 8a und zwei um 18o° versetzten
Zapfen 8b, Fig. i i die individuelle Lehre 5 mit eingesetzten, unselbständigen Lehren
8 und angewandtem Spiralbohrer g, Fig.12 zwei mittelbare Bohrlehrefülhrungen; durch
Benutzung der mittels individueller Lehre 5 eingesetzten Lehren 8 und Spiralbohrer
g hergestellten Bohrungen 1o, die in diesem Falle zur Aufnahme und Führung des Dorns
i ia des Kappenbohrers i i und des Dorns 12a des Hohlbohrers 12 dienen, Fig. 13,
14. zwei verschiedenartig ausgebildete, genormte, in die Zahnmasse einzusetzende,
selbständige Lehren 13 und 14. mit senkrecht angeordneten Stützvorrichtungen 13<,
14.°, ebenfalls senkrechten, genormten, zylindrischen Bohrerführungen 13a und 14a
sowie den Handgriffen 13b und 14b; Fig. 15 die Anwendung der selbständigen Lehren
13 und 14 zur Abtragung eines etwa stehengebliebenenWurzelrandes mittels Stirnmantelbohrers
15 und zur Abtragung-der ringförmigen Zahnmasse um die Stärke des Ringdeckels des
Basishalbfabrikates 18 mittels- Versenkbohrers 16, Fig.'16 ein zu- den benutzten
Bohrern (Spiral- und. Kappenbohrer) genormtes Basishalbfabrikat 17, das aus der
Kappe 17a, dem Wurzelstift 17b und dem annähernd halbkreisförmigen Flansch 170 besteht,
Fig. 17 ein modifiziertes, zu den für die Wurzel 6a benutzten Bohrern (Spiral- und
Hohlbohrer) genormtes Basishalbfabrikat 18, das sich aus der versenkbaren Hülse
18a, dem Wurzelstift 18b, dem Flansch 180 und der in das Kästchen 22b des Rückenhalbfabrikates
22 eingreifenden Wurzelstiftverlängerung 18b1 zusammensetzt, Fig. 18 eine zu dem
Basishalbfabrikat 17 genormte Zahnfacette 1g mit vorstehender Rückenstufe iga und
einer konischen Ausnehmung i gb; der plane Teil des Facettenrückens ist mit ige`
bezeichnet, der frontale Rand der planen Facettenbasis igd ist schalenförmig verlängert;
die Höhe der Schale igdl entspricht der Höhe der Wurzelkappe 17a, Fig. 1g eine zu
dem Basishalbfabrikat 18 genormte Zahnfacette 20 mit vorstehender Rückenstufe 2oa
und einer konischen Ausnehmung tob; der plane Rückenteil trägt die Bezeichnung 2o0,
die plane Facettenbasis die Bezeichnung -od, Fig. 2o ein zu der Zahnfacette 1g genormtes
Rückenhalbfabrikat 21 mit Doppelkästchen 2111, 20 und Flansch 21c,
Fig. 21 ein zu der Zahnfacette 2o genormtes Rückenhalbfabrikat 22 mit Doppelkästchen
22a, 22b und Flansch 22", Fig. 22 einen kompletten, vergrößerten Kappenstiftzahn:
Wurzel 6, Basishalbfabrikat 17, Zahnfacette 19, Rückenhalbfabrikat
21 und Gußrücken 211, Fig.23 einen kompletten, vergrößerten Ringstiftzahn: Wurzel
6a, Basishalbfabrikat 18, Zahnfacette 2o, Rückenhalbfabrikat 22 und Gußrücken 22l,
Fig. 24. eine komplette Molarenkrone: @Vurzel 23, Basishalbfabrikat 24. mit bis
zum Flansch 2.1° versenkter Hülse 24.a und versenktem Stift 24.b sowie Goldguß 24,
, Fig. 25 eine weitere Molarenkrone: Wurzel 23a, Basishalbfabrikat 25 mit bis zum
Flansch 25c versenkter Hülse 25a sowie Goldguß 251,
Fig. 26 eine komplette
abnehmbare Brücke: Wurzeln 23b, Basishalbfabrikate 24., Teleskophülsen 26, Goldguß
26' und Zwischenglieder 27, Fig.27 einen Schnitt durch Fig.26 in Richtung
E-F: Brückenzwischenglied 27, bestehend aus Zahnfacette 28 mit dein Kennzeichen
der vorstehendan Rückenstufe und der konischen Ausnehmung, Rückenhalbfabrikat 2g
und Goldguß 2g1.
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Die Basis für den gesamten Aufbau der Erfindung bildet die individuelle
Bohrlehre. Es ist geradezu unmöglich, durch Freihandbohren die Zahnmasse in jedem
Falle derart
zu präparieren, daß die Zahnvorbereitung mit fabrikmäßigen
Halbfabrikaten in allen Punkten so präzise übereinstimmt wie etwa eine gezogene
Hülse mit ihrem Stempel. Die Konstruktion einer im Munde genau applizierbaren, individuellen
Bohrlehre, auf die sich die fabrikmäßigen, in die individuelle Lehre bzw. in die
teilweise präparierte Zahnmasse einsetzbaren Lehren aufbauen, präzisiert mit sicherem
Erfolg das vielseitig anwendbare Verfahren und damit die fertige Arbeit in nach
dem heutigen Stande der Wissenschaft nicht zu überbietender `'eise, ermöglicht eine
umfassende systematische Normung aller Einzelteile und vereinfacht die gesamten
Arbeitsmethoden auf ein Minimum.
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Zur Erreichung höchster Präzision ist eine genaue Zentrierung aller
Bohrmaschinenwerkzeuge erforderlich, einmal um eine Deplacierung und Beschädigung
der individuellen wie der genormten Lehren zu verhindern, und zum anderen, um auch
bei der mittelbaren Bohrlehreführung durch eine ganz einwandfreie Bohrung eine mathematisch
genaue Übereinstimmung der Bohrungen mit den dazu genormten Basishalbfabrikaten
zu gewährleisten. Da die im Handel befindlichen Hand- und Winkelstücke keine hinreichende
Zentriervorrichtung besitzen, sind für alle untereinander gleichen Werkzeugschäfte
besondere Gleitlager ra und 1b am Hand- und Winkelstückkopf vorgesehen.
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Nachstehend wird ein Ausführungsbeispiel für die Herstellung eines
Kappenstiftzahnes uncl eines Ringstiftzahns beschrieben, das im Prinzip in identischer
Weise mit den jeweils geeigneten Lehren, Werkzeugen und Halbfabrikaten für alle
vorkommenden Kronen-, Brücken- und Schienenarbeiten verwendbar ist. Die beiden für
das Ausführungsbeispiel gewählten Stiftzahntypen stellen eine Modifizierung eines
seit Jahrzehnten unter dem Namen Richmondkrone bekannten kingstiftzahns dar, dessen
Merkmale aus einem in den Wurzelkanal hineinreichenden Stift und einer den Wurzelrand
und die Wurzelbasis umfassenden Kappe bestehen. Die Nachteile dieses heute noch
von vielen Autoritäten als bester Frontzahnkronenersatz bezeichneten Ringstiftzahns,
die sich hauptsächlich auf eine Schädigung des Zahnfleisches beziehen, haben zu
allen möglichen Modifizierungen geführt, die aber. die Nachteile nur unter Verminderung
der Haltbarkeit zu beheben vermochten. Das Bohrlehreverfahren versetzt den Praktiker
in die Lage, u. a. einen modifizierten Stiftzahn von den Qualitäten des alten Ringstiftzahns
herzustellen, unter gleichzeitiger Beseitigung aller seiner Nachteile.
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Die erste Phase des neuen Verfahrens ist die Herstellung einer individuellen
Bohrlehre. Nachdem die beiden Schneidezahnwurzeln 6 und 6a bis fast auf die Papillen
abgeschliffen bzw. entsprechend aufgebaut worden sind, wird ein Gipsabdruck genommen,
der im zahntechnischen Laboratorium ausgegossen und abgehoben wird. Das auf diese
an sich bekannte Weise angefertigte Mode112 ist in Fig.3 abgebildet. Die Wurzelkanäle,
deren Eingänge auf dem Gipsmodell sichtbar sind, werden für die Stifte der genormten
Hilfsform 3 mittels übereinstimmenden Bohrers präpariert. Der Zahntechniker hat
unbedingt darauf zu achten, daß der Bohrerschaft beim Ausbohren der Gipsmasse in
Richtung der benachbarten Zahnkronen, in diesem Falle der beiden seitlichen Schneidezähne,
angewandt wird, damit der Stiftzahn genau in den Zahnbogen zu stehen kommt. Die
nach der Größe der beiden Wurzeln 6, 6a ausgewählten, gleichen Hilfsformen 3 werden
mit den in die Ausbohrungen 2a passenden Stiften 3b auf das Modell gesetzt (Fig.
6). Die individuelle Bohrlehre wird aus Wachs modelliert (Fig.6), das Wachsmodell
mit den Hilfsformen 3 vom Gipsmodell abgenommen. eingebettet, gestopft, vulkanisiert
und ausgearbeitet; zum Schluß werden die Hilfsformen entfernt. Eine individuelle
Doppelbohriehre in zwei verschiedenen Schnitten zeigen die Fig. 7 und B. Der zweite
Abschnitt umfaßt die Präparation der Wurzeln 6 und 6a; er ist in vier Arbeitsgänge
unterteilt, um an dem einen Beispiel des Verfahrens die drei verschiedenen direkten
Bohrlehreführungen durch individuelle, unselbständige und selbständige Lehren sowie
die indirekte Bohrlehreführung praktisch zu demonstrieren.
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Ad r: Die Anwendung einer individuellen Bohrlehre: Die als Doppellehre
ausgebildete Lehre 5 läßt sich ohne jegliche Korrektur auf die beiden kleinen Schneidezähne
aufsetzen, wenn der Gipsabdruck genau und das danach hergestellte Modell unbeschädigt
war. Ein Halten der Lehre durch den Praktiker ist bei einer einwandfrei gearbeiteten
individuellen Lehre überflüssig, da sie von den zum Halten geeigneten Zähnen beim
Bohren hinreichend fixiert wird. Im Ausführungsbeispiel soll die Lehre zum Planieren
der Wurzeln 6 und 6a benutzt werden; es läßt sich eine individuelle Bohrlehre mit
den entsprechenden Eignungen für alle möglichen Zahnbohrungen gebrauchen. Die in
Tätigkeit gesetzten Planbohrer 7 müssen zu den jeweils benutzten Hilfsformen 3 und
damit zu den Werkzeugführungen 5a genormt sein. Die plangestalteten Wurzeloberflächen
liegen zwangsläufig im rechten Winkel zu den Achsen der seitlichen Schneidezähne,
wenn die Hilfsformen 3 vorschriftsmäßig in Richtung der geometrischen Achsen der
kleinen
Schneidezähne auf dem Gipsmodell angeordnet waren.
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Ad 2. Die Anwendung genormter, in die individuelle Lehre einsetzbarer,
unselbständiger Lehren: Die individuelle Lehre wird abgenommen, die beiden identischen,
unselbständigen Lehren 8, die zu der benutzten Hilfsform bzw. zu den Werkzeugführungen
5a der individuellen Lehre 5 genormt sind, werden eingesetzt; die individuelle Lehre
wird reponiert. Das Ausbohren der Wurzel 6 und 6a erfolgt durch einen zu der Werkzeugführung
8a der Lehren 8 genormten Spiralbohrer g, der bis zu seinem Anschlag betätigt und
zwangsläufig im rechten Winkel zu der plangestalteten Wurzeloberfläche geführt wird.
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Ad 3. Zwei Beispiele mittelbarer Bohrlehreführungen: Benutzt werden
hierfür die beiden präzisen Wurzelbohrungen io, die unter Zuhilfenahme der unselbständigen
Lehren 8 und der individuellen Lehre 5 mittels genormten Spiralbohrers g hergestellt
worden sind: Der Dorn 1,a des Kappeiibohrers i i ist zu dem benutzten Spiralbohrer
g bzw. zu dessen Bohrbett io, der Kappenbohrer selbst zu dem Basishalbfabrikat 17,
der Dorn i2a des Hohlbohrers i2@ ebenfalls zu dem Spiralbohrer g bzw. Bohrbett io,
der Hohlbohrer als solcher zu dem Basishalbfabrikat 18 genormt. Besonders bei dieser
mittelbaren Bohrlehreführung ist ein genau zentrischer Lauf der Bohrmaschinenwerkzeuge
unerläßlich, weil durch das geringste Schlagen der Werkzeugköpfe eine ganz einwandfreie
Bohrung unmöglich ist. Der ohne weiteres verständliche Vorgang ist aus Fig. l2 ersichtlich.
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Ad q.. Zwei Anwendungsbeispiele genormter, in die vorbereitete Zahnmasse
einsetzbarer, selbständiger Lehren: In vielen Fällen ist es nicht möglich, in einem
Arbeitsgang die gesamte Wurzeloberfläche plan zu gestalten, weil die Zähne und deren
Wurzeln in bezug auf Form und Distanzierung verschieden sind. Deshalb wird in den
meisten Fällen ein peripherer Kranz stehenbleiben, der in einem weiteren Arbeitsgang
bis zur Planfläche abgetragen werden muß. Eine hierfür geeignete Lehre ist in Fig.
13 abgebildet. Ihre Stützvorrichtung 130 ist zu dem Spiralbohrer g bzw. dem Kappenbohrer
i i genormt und läßt sich der 'Wurzel 6 genau applizieren; ihre senkrecht angeordneten,
zylindrischen Werkzeugführungen 13a sind zu dem Stirnmantelbohrer 15 genormt, der,
von der drehbaren Lehre 13 geführt, den vorstehenden Wurzelrand im Kreisbogen abträgt
(Fig. 15). Eine anders konstruierte selbständige Lehre 14 kann zur Weiterpräparation
der Wurzel 6a für den Ringstiftzahn verwandt werden, und zwar zur Abtragung der
ringförmigen Wurzelsubstanz um die Deckelstärke des Basishalbfabrikates 18. Die
Stützvorrichtung 140 der Lehre 14 ist zu dem Hohlbohrer 12, deren Werkzeugführung
"[a zu dem Versenkbohrer 16 genormt: Die Anwendung beider selbständigen Lehren wird
durch Fig. 15 veranschaulicht.
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An Stelle der selbständigen Lehre 13 kann auch zur Abtragung eines
etwa stehengebliebenen Randes eine indirekte Bohrlehreführung treten dadurch, daB.
auf die Planfläche der Wurzel ein dünner Kantenschneider nach Art einer Kronensäge,
in der Größe des Planbohrers 7, aufgesetzt und im Kreisbogen gegen den vorstehenden
Wurzelrand geführt wird.
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Nach dieser ganz präzisen Wurzelpräparation müssen die zu den benutzten
Bohrern genormten Basishalbfabrikate 17, 18 mathematisch genau in bzw. auf die präparierten
Wurzeln 6, 6a passen. Nachdem die Wurzeln mit den Basishalbfabrikaten versehen sind,
wird in bekannter Weise j e ein dünner Kupferring über die Wurzelstümpfe geschoben,
erweichte Abdruckmasse mit dem Daumen in die Kupferringe gegen die Basishalbfabrikate
gedrückt und ein Gipsabdruck genommen. Im Laboratorium werden nach Anfertigung eines
einwandfreien Modells zwei zu den Basishalbfabrikaten 17, 18 genormte Rückenhalbfabrikate
2i, 22 mit dazu genormten Zahnfacetten i9, 2o vorgeschriebener Farbe aufgesetzt.
Nach Komplettierung der Rückenhalbfabrikate 21, 22 durch Gußwachs werden die Facetten
1g, 2o entfernt, die Basishalbfabrikate mit den Rückenhalbfabrikaten und Wachsaufbau
in bekannter Weise in Gießmuffeln eingebettet; die Wachsform wird ausgebrannt und
der Guß vorgenommen. Zum Schluß werden die vorstehenden Flansche 17e, 180 der Basishalbfabrikate
sowie 210, 22a der Rückenhalbfabrikate an die Modellwurzel bzw. an die Zahnfacette
ig, 2o haarscharf anpoliert und der Gußrücken 211, 221 ebenfalls poliert. Da die
gegossenen Rücken 211, 221 weder mit den Wurzeloberflächen noch mit den Zahnfacetten
i9, 2o in direkte Berührung kommen, ist eine oft mühsame Bearbeitung des Gusses
überflüssig. Die bis auf den Gußrücken von Grund auf genormten Stiftzähne (Fig.
22, 23) passen infolge der stattgehabten höchstmöglichen Präzisierung der Wurzelvorbereitung
mittels direkter oder indirekter Bohrlehreführungen mathematisch genau und können
zur Freude des Zahnarztes ohne jedwede Korrektur eingesetzt werden.
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Durch das Bohrlehrenormungsverfahren werden nicht nur die dem früheren
Ringstiftzahn in bezug auf das Zahnfleisch anhaftenden Nachteile sowie in bezug
auf die kosmetische Wirkung und die umständliche und ungenaue Herstellung ganz beseitigt,
sondern
auch seine Vorteile betreffs Haltbarkeit weiter gesteigert.
Um das Herstellungsverfahren des früheren Ringstiftzahns mit dem neuen Verfahren
vergleichen zu können, sei über die Herstellungsmethode des alten Ringstiftzahns
folgendes angeführt. Nach freihändiger Präparation der Wurzel (Abschleifen mittels
Schleifsteinchen, Wurzelfräsern und Wurzelkanalbohrern) wurde der Wurzelumfang gemessen,
im Laboratorium ein dem Ringmaß entsprechendes Stück Goldblech gebogen und zusammengelötet
oder von den käuflichen Ringen ein passender ausgewählt. Ein solcher Ring mußte
im Munde oft mehrmals einprobiert, der Form der Wurzeloberfläche nach gebogen, unten
und vorn beschnitten und beschliefen werden. Bei empfindlichen Patienten machte
das Anprobieren häufig Schwierigkeiten; in vielen Fällen wurde eine Injektion erforderlich.
Der im Munde adaptierte Ring kam ins Laboratorium und wurde hier durch Auflöten
eines nach dem Ring gebogenen Goldplättchens mit einem Deckel versehen. Im Munde
wurde das Käppchen in situ gebracht, oft erst nach mehrfacher Korrektur, und in
Richtung des Wurzelkanals durchbohrt. Von einem Stiftzahndraht kniff man ein: Stückchen
ab, spitzte ges an, -führte ies durch die Öffnung des Käppchens in den Wurzelkanal
ein und nahm Abdruck. Im Laboratorium wurde ein Modell angefertigt, eine Porzellanfacette
aufgeschliffen, deren Stifte mit einem Gipskästchen versehen, ein Gipswall hergestellt,
der Facettenrücken in Wachs aufmodelliert, Facette mittels Klebewachs,entfernt,
Wachsmodell eingebettet, ausgebrannt und ausgegossen. - Da ein Gußstück infolge
der Körnung der Einbettungsmasse niemals so glatt sein kann wie ein gezogenes Halbfabrikat,
bereitete das Einschleifen der Facette in den Gußrücken immer mehr oder weniger
große Schwierigkeiten. Daß ein auf diese Weise hergestellter Ringstiftzahn, bei
dem u. a. jegliche Kontrolle über das in den meisten Fällen mangelhafte Anliegen
des unter das Zahnfleischniveau reichenden Ringes fehlt, mit einem solchen nach
dem neuen Verfahren in keiner Weise verglichen werden kann, leuchtet ohne weiteres
ein. Es ist unbedingt erforderlich, daß sämtliche Bohrmaschinenwerkzeuge in der
Richtung der jeweiligen Achsen der Nachbarzähne 'geführt werden, damit sich der
fertige Ersatz genau in den Zahnbogen einreihen läßt. Die Anordnung von in verschiedenen
Winkeln zur Bohrlehreachse gerichteten Werkzeugführungen würde eine enorme Zahl
von Bohrlehren erforderlich machen und die einzelnen Verfahren sehr verteuern und
verkomplizieren. Durch die Konstruktion der zu Bohrern und unselbständigen Lehren
genormten Hilfsformen und deren Anordnung auf dem jeweiligen Gipsmodell in Richtung
der geometrischen Achsen der Nachbarzähne werden die individuellen Lehren in jedem
einzelnen Fall mit in Richtung der geometrischen Achsen der Nachbarzähne stehenden
Werkzeugführungen ausgestattet. Wenn nun die Werkzeugführungen der genormten Lehren
immer parallel zu der geometrischen Lehrenachse angeordnet sind, also immer senkrecht,
so müssen die Bohrerführungen und damit die Bohrer selbst ebenso präzise in der
Achsenrichtung der Nachbarzähne stehen wie die zur Herstellung der individuellen
Lehre benutzte Hilfsform. Auf diese einfache Weise ist eine grundsätzliche Übereinstimmung
in der Richtung der Nachbarzähne und der zu ersetzenden Zahnkrone erzielt.
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Die zur Herstellung aller Halbfabrikate in Gold erforderlichen Vorrichtungen
lassen sich auch zur Herstellung von Halbfabrikaten in Goldersatzmetallen verwenden,
deren Preis relativ zu dem des Goldes sehr niedrig ist. :jeder Praktiker kann derartige
Halbfabrikate in unechtem Material vorrätig halten, ohne dafür wesentliche Ausgaben
machen zu müssen. Im Laboratorium werden die unechten Halbfabrikate gegen echte
ausgetauscht und dem Zahnarzt mit der fertigen Arbeit wieder zugestellt, der sie
für weitere Arbeiten verwenden kann.
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Das vorstehend für zwei Stiftzahntypen eingehend beschriebene Verfahren
läßt sich mit gleichem Erfolg auf alle vorkommenden Kronen-, Brücken- und Schienenarbeiten
anwenden. Charakteristisch für jede einzelne Arbeit ist die auf Grund eines Fallabdruckes
herzustellende individuelle Bohrlehre mit normalisierten ZVerkzeugführungen, Werkzeugen
und Halbfabrikaten, während die genormten, selbständigen und unselbständigen Lehren
sowie die indirekten Bohrlehreführungen nicht lückenlos für jeden Fall benutzt werden
müssen, sondern je nach Erfordernis diese oder jene Bohrlehreführung in steter Verbindung
mit der individuellen Lehre in Tätigkeit treten können.
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Zur Herstellung der beiden Molarenkronen (Fig.24, z5) und der abnehmbaren
Brücke (Fig. 26, 27) ist also grundsätzlich je eine individuelle Lehre notwendig.
Die Abtragung eines stehengebliebenen Kranzes nach Planierung der Wurzeln 23, 23a,
23b mittels individueller Lehren und Planbohrern kann, wie bei dem Herstellungsverfahren
für Stiftzähne ausgeführt, entweder mittels eingesetzter unselbständiger Lehren
und Stirnmantelbohrers oder mittels indirekter Bohrlehreführung etwa durch eine
Kreissäge- erfolgen. Die Herstellung des Bohrbettes für den Wurzelstift der Molarenkrone
(Fig. 2¢) sowie der
Brückenpfeiler (Fig. 26) muß unter Verwendung
einer in die individuelle Bohrlehre eingesetzten unselbständigen Lehre geschehen;
die Präparierung der Wurzeln 23, 23U für die teilweise versenkbaren Hülsen kann
in einem Arbeitsgang mit dem für die Wurzelstifte unter Benutzung geeigneter , unselbständiger
Lehren und einer individuellen Lehre mittels kombinierten Spiralhohlbohrers stattfinden.
Es ist aber zweckmäßiger, das Bohrbett für die Hülsen in einem separaten Arbeitsgang
zu gestalten, entweder mittels individueller Lehre mit eingesetzten unselbständigen
Lehren und Hohlbohrers oder mittels indirekter Bohrlehreführung durch Hohlbohrer
mit Führungsdorn. Bei der Herstellung der vereinfachten Krone (Fig. 25) kommt die
Stiftpräparation in Wegfall. Charakteristisch für das Verfahren zur Herstellung
der Kronen (Fig. 24, 25,:26) ist die direkte oder indirekte Führung der Werkzeuge
durch Bohrlehren sowie deren Normung untereinander und zu den Basishalbfabrikaten;
charakteristisch für die Kronen selbst sind die Flansche 24e, 250 der genormten
Basishalbfabrikate 2q.,.25. Den allgemein gebräuchlichen Goldkronen haften in bezug
auf Zahnfleischreizurigen und -schädigungen ähnliche Mängel an wie den Richmondkronen,
weil auch sie unter den Zahnfleischsaum reichen sollen. Das Bohrlehrenormungsverfahren
ermöglicht erstmalig die Herstellung modifizierter Oualitätsgoldkronen (beispielsweise
Fig. 24, 25, 26) mit den Vorzügen der bekannten Goldkronen, unter gleichzeitiger
Beseitigung ihrer Nachteile in bezug auf das Zahnfleisch. Denn statt wie bisher
den Ring der Vollkrone, welcher analog dem Ring der Richmondkrone der Wurzel nie
überall bündig anliegt, unter den Zahnfleischrand reichen zu lassen, kann er, wie
bei dem für Frontzahnkronen beschriebenen Verfahren, nunmehr präzise in die Wurzelsubstanz
versenkt werden. Ein in die Zahnsubstanz versenkter Ring kommt mit dem Zahnfleisch
nicht in Berührung, kann also keine Zahnfleischschädigungen verursachen, paßt infolge
der systematischen ' Normung aufs genaueste und erhöht dadurch den Halt der Kronen
wesentlich.
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Für die Herstellung fester und insbesondere abnehmbarer Brücken, bei
der die Parallelgestaltung der Brückenpfeiler in manchen Fällen sehr schwierig und
umständlich war, leistet das Bohrlehrenormungsverfahren ganz hervorragende Dienste.
Durch Aarallelisierung der Hilfsformen auf dem Gipsmodell wird die herzustellende
individuelle Lehre mit parallelen Werkzeugführungen ausgerüstet, so daß die zwangsläufig
parallel geführten Werkzeuge alle früher auftretenden Schwierigkeiten auf einfache,
schnelle und sichere Weise beseitigen. Eine nach dem neuen Verfahren hergestellte
abnehmbare Brücke verbildlicht Fig. 26.
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Gleich wertvolle Dienste leistet das Bohrlehrenormungsverfahren bei
der Herstellung von Stiftschienen und sog. gestützten Prothesen, bei denen die Parallelgestaltung
der einzelnen Bohrungen ähnliche Schwierigkeiten bereitete wie bei festen und besonders
bei abnehmbaren Brücken.