DE4442220A1 - Verfahren zur Behandlung von Pflanzen unter Verletzung der oberirdischen Pflanzenteile - Google Patents
Verfahren zur Behandlung von Pflanzen unter Verletzung der oberirdischen PflanzenteileInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Pflanzen mittels eines feinteiligen
Strahlmittels sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
Im modernen Landbau werden Pflanzenbehandlungsmittel, wie Herbizide, Fungizide, Insek
tizide, Blattdünger, Spurenelemente und Wachstumsregulatoren vorwiegend mittels
Spritzgeräten, bestehend aus einem Vorratsbehälter, einer Pumpe und Spritzdüsen, ausge
bracht. In der Regel ist es bei diesem bekannten Verfahren erforderlich, um die gewünschte
Wirkung zu erreichen, diese Mittel in relativ hoher Dosierung auszubringen, weil von ihnen
nur ein geringer Teil zur Wirkung kommt, da sich die Pflanze durch eine äußere wachsar
tige Schicht, die Kutikula, vor einem Eindringen fremder Stoffe schützt. Diese Kutikula
stellt für das Eindringen der oben angeführten phytoaktiven Substanzen eine beträchtliche
Barriere dar.
Die Substanzen können in der Regel aber nur dann die gewünschte Wirkung entfalten, wenn
sie von den oberirdischen Teilen der Pflanze aufgenommen, transportiert und in den Stoff
wechsel-Kreislauf einbezogen werden. Ein längeres Verweilen auf der Pflanzenoberfläche
vermindert oder verändert diese z. T. empfindlichen Substanzen. So können z. B. durch
photochemische oder oxydative Reaktionen beträchtliche Wirkungsminderungen oder un
erwünschte Wirkungsänderungen eintreten. Ein besonderes Problem ist dabei auch das
Abwaschen durch Regen oder starke Taubildung.
Die ungehinderte Penetration von Wirkstoffen für Pflanzenbehandlungsmittel durch die
Kutikula in das Leitungsgewebe der Pflanze stellt daher immer wieder ein schwierig zu lö
sendes Problem bei der Konzipierung und Ausbringung von Pflanzenbehandlungsmitteln dar.
Je schneller die Penetration erfolgt, desto wirksamer ist das Pflanzenbehandlungsmittel.
Insbesondere bei schneller Penetration kann auch die auf die Pflanze aufzubringende Dosis
deutlich reduziert werden. Da die für die Kultur von Nutz- und Zierpflanzen erforderlichen
Behandlungsmittel heute allgemein als umweltbelastend angesehen werden, ist eine Redu
zierung solcher Substanzen, die großteils als Biozide einzustufen sind, sehr erwünscht.
Durch die GB 21 20 513 ist es bereits bekannt, daß es von Vorteil sein kann, phytotoxische
Mittel auf Pflanzen nach deren Verletzung aufzutragen. Die Verletzung der oberirdischen
Pflanzenteile erfolgt hier jedoch mit einer ungewöhnlich komplizierten Vorrichtung. Das
beschriebene Verfahren ist kaum praktizierbar. Andererseits ist es durch die DE 25 25 497
A1 bekannt geworden, zur Vernichtung von Pflanzenwuchs die Pflanze mittels eines Sand
strahlgebläses völlig zu zerschlagen. Der Einsatz von Pflanzenbehandlungsmitteln wird hier
überhaupt nicht angesprochen. Das beschriebene Gerät arbeitet zudem nur in der Waage
rechten und ist zum Vereinzeln von (Kultur-)Pflanzen gedacht.
Desgleichen hat es nicht an weiteren Versuchen gefehlt, Herbizide durch mechanische
und/oder thermische Verfahren der Unkrautbehandlung zu ersetzen. Bisher haben die physi
kalischen Verfahren unter Anwendung von beispielsweise Gamma-Strahlung und Wärme-
Strahlung jedoch nicht den erwünschten Durchbruch gebracht. Zu diesen Verfahren zählt
auch das Aufbringen von verflüssigtem Gas auf eine von Pflanzenwachstum freizuhaltende
Fläche, wie es in der DE 39 35 719 offenbart ist. Hierzu ist jedoch ein sehr hoher techni
scher und wirtschaftlicher Aufwand erforderlich.
Die im modernen Landbau zur Unkrautbekämpfung eingesetzten Herbizide haben die früher
fast ausschließlich angewandten mechanischen Verfahren weitgehend abgelöst. Unter Un
kräutern versteht man im allgemeinen alle Wild- und Kulturpflanzen, die an ihrem jewei
ligen Standort unerwünscht sind (Schadpflanzen). Im engeren Sinne werden nur die zwei
keimblättrigen (dikotylen) Schadpflanzen als "Unkräuter" bezeichnet. Für die einkeim
blättrigen (monokotylen) Pflanzen hat sich der Begriff "Ungräser" eingebürgert. Die
Schadpflanzen konkurrieren mit den Kulturpflanzen um Wasser, Licht, Nährstoffe und Le
bensraum und verringern dadurch in erheblichem Maße die Flächenerträge. Zur Bekämpfung
der Schadpflanzen und zur Bewahrung der Kulturpflanzen werden selektive Herbizide ein
gesetzt. Totalherbizide vernichten die gesamte Vegetation und werden insbesondere auf In
dustriegeländen, Gleisanlagen, Wegen und Plätzen angewendet.
In jüngster Zeit ist auch die Pflege von Gleisanlagen im Hinblick auf die stärkeren Anfor
derungen an Verkehrssicherheit und Umweltschutz bedeutsam geworden. In der Vergangen
heit haben sich hier total wirkende Gleisherbizide als sicherste Problemlöser erwiesen.
Diese müssen jedoch im Rahmen des Umweltschutzes immer schärfere Zulassungsbestim
mungen durchlaufen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, beim Aufbringen von Pflanzenbehandlungsmitteln
die Wirkstoffmenge stark zu reduzieren und außerdem das eingangs beschriebene Verfahren,
insbesondere auch bei der Aufwuchsbekämpfung auf Gleisanlagen, so weiterzubilden, daß es
mit hoher Arbeitsgeschwindigkeit durchführbar ist und den Einsatz herkömmlicher Herbi
zide weitgehend ausschließt bzw. deren Aufwandmenge stark herabsetzt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Die wei
tere Ausgestaltung der Erfindung ist den weiteren Ansprüchen zu entnehmen.
Dadurch, daß auf die oberirdischen Pflanzenteile vor oder während ihrer Verletzung mit dem
Strahlmittel Pflanzenbehandlungsmittel derart aufgebracht werden, daß diese aufgrund der
oberflächlichen Verletzung von der Pflanze unmittelbar aufgenommen werden, wird er
reicht, daß geringe Wirkstoffmengen erforderlich sind, um an den Pflanzen den gewünschten
Behandlungseffekt zu erreichen. Die auf die Oberfläche der Pflanzen auftreffenden Wirk
stoffe werden sehr schnell fast vollständig von der Pflanze aufgenommen. Insbesondere
hierdurch ist als besonderer Vorteil auch der Einsatz solcher Substanzen möglich, bei denen
normalerweise von ihrer chemischen Konstruktion her keine herbizide Wirkung ausgeht.
Ferner wird die Aufgabe durch eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens gelöst,
die dadurch gekennzeichnet ist, daß Mittel, wie eine Strahldüse oder ein Schleuderrad, zum
Beschleunigen und zum Ausbringen und gegebenenfalls auch zum Zusammenführen des
Strahlmittels und des Pflanzenbehandlungsmittels vorgesehen sind.
Außerdem wird die Aufgabe durch ein feinteiliges Strahlmittel zur Durchführung dieses
Verfahrens gelöst, das dadurch gekennzeichnet ist, daß dessen kleine feste Teilchen eine
Korngröße von 50 bis 3.000 µm aufweisen und scharfkantig, oberflächlich zerklüftet
und/oder porös sind.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird mittels einer Strahldüse
gleichzeitig ein Pflanzenbehandlungsmittel und ein feinteiliges Strahlmittel unter Verlet
zung der oberirdischen Teile der Pflanzen derart aufgebracht, daß dort aufgrund der ober
flächlichen Beschädigung bzw. Offenlegung der schützenden Kutikula eine unmittelbare
Aufnahme und Einwirkung der Pflanzenbehandlungsmittel erfolgt. Dabei werden die Teilchen
des Strahlmittels derart gesteuert von der Strahldüse ausgestoßen, daß sie die Kutikula der
oberirdischen Pflanzenteile, insbesondere der Blätter, entweder durchdringen oder aufrei
ßen oder nur aufrauhen und/oder auch an den Blättern klebenbleiben, oder in der Pflanze
steckenbleiben.
Sofern ein an sich bekanntes Schleuderrad zur Anwendung kommt, sind an das Schleuderrad
vorzugsweise ein Behälter mit Strahlmittel und außerdem ein Wirkstoffbehälter mit
Pflanzenbehandlungsmittel derart angeschlossen, daß vor dem Ausbringen auf die Pflan
zenteile eine Vermischung des Strahlmittels und des Pflanzenbehandlungsmittels erfolgt.
Alternativ ist es möglich, an das Schleuderrad lediglich den Behälter für das Strahlmittel
anzuschließen und außerdem eine aus einem Wirkstoffbehälter mit Pflanzenbehandlungs
mittel gespeiste Sprühdüse derart anzuordnen, daß auf die oberirdischen Pflanzenteile vor
oder während ihrer Verletzung mit dem Strahlmittel das Pflanzenbehandlungsmittel auf
gebracht wird.
Vorzugsweise werden als Pflanzenbehandlungsmittel phytoeffektive Mittel, wie Herbizide,
Fungizide, Insektizide und/oder Blattdünger, Spurenelemente oder Wachstumsregulatoren,
aufgebracht. Als herbizides Mittel können dabei auch Düngemittel, wie z. B. Ammoniumsul
fat, Harnstoff, Kalkstickstoff oder Kainit, sowohl in gekörnter als auch in gelöster Form
eingesetzt werden, die bekanntlich in entsprechender Dosierung starke Verätzungen der
oberirdischen Pflanzenteile hervorrufen. Diese sterben dann, insbesondere auch im Ju
gendstadium, rasch ab.
Grundsätzlich können durch dieses neue Verfahren alle Pflanzenbehandlungsmittel unmit
telbar und schnell wirksam an und in die Pflanze gebracht werden. Das Verfahren eignet sich
aber insbesondere für die Ausbringung von herbizidwirksamen Stoffen. Hier kann nämlich
der durch Luftdruck und Düsenform bzw. durch das Schleuderrad, Korngröße und Kornbe
schaffenheit steuerbare Prozeß schon allein durch eine starke mechanische Verletzung der
Pflanzen eine erhebliche Beschädigung der Unkräuter bewirken; besonders hervorgerufen
durch einen plötzlichen hohen Wasserverlust und durch starke Verdunstung, was sich in
einer starken Welke äußert.
Eine Steuerung des jeweils günstigsten Verletzungsgrades ist möglich durch die Variierung
des Luftdrucks, mit dem die Granuli herausgeschleudert werden bzw. durch die Drehzahl des
Schleuderrades, durch die Menge der Granuli, durch ihre Korngröße, durch ihre innere und
äußere Beschaffenheit, sowie die Entfernung von der zu behandelnden Pflanze. So kann ins
besondere bei jungen Unkräutern eine entsprechend gesteuerte Behandlung allein schon
ausreichen, ohne den Einsatz eines herbizidwirkenden Mittels, die Pflanze zu eliminieren.
Andererseits ist bei dem neuen Verfahren aber durchaus auch der Einsatz solcher Substanzen
möglich, die nur aufgrund der gleichzeitigen Öffnung der Kutikula der Pflanze wirksam
werden können. Das erfindungsgemäße Verfahren bietet sich insbesondere an für die Un
krautbekämpfung von Kulturen in Reihensaat bzw. Reihenpflanzung, wie Zuckerrüben, Mais,
Sojabohnen, Baumwolle, Tee und Obstkulturen.
Vorzugsweise kann als Pflanzenbehandlungsmittel auch ein phytotoxisch wirkendes Dün
gemittel in fester oder flüssiger Form eingesetzt werden. So ist es ist möglich, als Pflan
zenbehandlungsmittel, d. h. als herbiziden Wirkstoff, Ammoniumsulfat, Harnstoff oder
Kalkstickstoff oder auch organische Säuren einzusetzen.
Die Pflanzenbehandlungsmittel sind erfindungsgemäß vorzugsweise in einer Flüssigkeit
gelöst und können so entsprechend der erforderlichen Wirkstoffmenge auch stark verdünnt
ausgebracht werden. Die Pflanzenbehandlungsmittel sind zudem vorzugsweise in einer
viskosen Flüssigkeit gelöst, die durch Zusätze von Verdickungsmitteln, wie Stärke, was
serlösliche Wachse, Polyuronide oder Polysaccharide, hergestellt wird. Hierdurch wird ein
sehr guter Klebeeffekt der Pflanzenbehandlungsmittel und insbesondere auch der Granuli auf
der Pflanzenoberfläche erreicht, wodurch zusätzlich eine Abgabe und Aufnahme der haf
tenden Wirkstoffe über einen längeren Zeitraum, d. h. ein "slow-release"-Effekt, erzielt
wird.
Durch die vorbeschriebenen Maßnahmen kann insbesondere auch die Flüssigkeitsmenge, die
für eine allseitige Benetzung der oberirdischen Teile, insbesondere der Blätter und damit
für eine gute Aufnahme der Wirkstoffe erforderlich ist, erheblich reduziert werden. Somit
werden z. B. nur 50 l Flüssigkeit pro Hektar oder weniger benötigt.
Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn die Teilchen des Strahlmittels scharfkantig,
oberflächlich zerklüftet und/oder porös sind. Es wird so eine sehr effektive Beschädigung
der Pflanzenoberfläche erreicht. Sofern die porösen Teilchen des Strahlmittels offenporig
sind, kommt es zu einer Einbettung von Wirkstoff und damit zu einem besonders effektiven
Eindringen des Wirkstoffs, zusammen mit den Teilchen in die Pflanzen. Im übrigen können
auch die Teilchen des Strahlmittels selbst ein phytoeffektives Mittel darstellen.
Im Rahmen der Erfindung ist es ferner vorgesehen, daß auf die oberirdischen Pflanzenteile
vor oder während ihrer Verletzung mit dem Strahlmittel ein Pflanzenbehandlungsmittel
derart aufgebracht wird, daß die Pflanzen aufgrund oberflächlicher Verletzung und aufgrund
der Einwirkung eines als phytotoxisches Mittel wirkenden Pflanzenbehandlungsmittels ab
sterben. Vorzugsweise wird dieses Verfahren zur Behandlung von Pflanzenbewuchs in
Gleisanlagen herangezogen. Hierbei wird das Sandstrahlgebläse bzw. das erfindungsgemäße
Verfahren vorzugsweise so ausgelegt, daß nicht nur der Pflanzenbewuchs unmittelbar im
Gleisbereich (im Innenbereich), sondern auch der sich über die Schienen hinaus erstrec
kende Außenbereich, und zwar randscharf, bekämpft wird. Demzufolge läßt sich auch dieser
Außenbereich erfindungsgemäß günstig behandeln, was für die bisher praktizierten Ver
fahren, die eine Flüssigkeit aussprühen, nicht gleichermaßen gilt.
Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens bei der Aufwuchsbekämpfung in
Gleisanlagen können die bisher zur Aufbringung von Gleisherbiziden herangezogenen
schienengebundenen Fahrzeuge mit der vergleichsweise hohen Betriebsgeschwindigkeit von
ca. 40 km/h herangezogen werden. Diese werden lediglich mit einem geeigneten Sand
strahlgebläse oder einem Schleuderrad ausgerüstet, das insbesondere die angesprochene
Forderung "randscharf", d. h. ohne Abdrift, erfüllt. Sofern ein Sandstrahlgebläse zum Ein
satz kommt, so werden vorzugsweise handelsübliche, möglicherweise geringfügig modifi
zierte Drucksandstrahlgebläse benutzt. Wird Sand als feinteiliges Strahlmittel herangezo
gen, dann empfiehlt es sich, im Hinblick auf die erstrebenswerte lange Lebensdauer der
Sandstrahldüsen, sogenannte "Norbid-Düsen" einzubauen.
Die Körnungsgröße des jeweils eingesetzten feinteiligen Strahlmittels richtet sich nach der
Art der zu behandelnden bzw. zu bekämpfenden Pflanzen. Sie liegt vorzugsweise bei den üb
licherweise zu bekämpfenden unerwünschten Pflanzen, insbesondere im Gleisbereich,
zwischen etwa 50 bis 3000 µm, insbesondere etwa 100 bis 1000 µm. Im Hinblick auf die
angestrebte Beschädigung der oberirdischen Pflanzenteile ist es vorteilhaft, daß die
Strahlmittelteilchen nicht oberflächlich abgerundet, sondern scharfkantig, oberflächlich
zerklüftet und/oder porös sind. Aus den nachfolgend noch geschilderten Gründen wird es
bevorzugt, daß die feinen porösen Teilchen des Strahlmittels offenporig sind. Für eine nicht
herbizide Pflanzenbehandlung ist es in der Regel vorteilhaft, die Oberfläche der Pflanzen
lediglich leicht aufzurauhen. Hier haben sich Teilchengrößen von 50 bis 500 µm als vor
teilhaft erwiesen.
Mit Vorteil läßt sich Sand im Rahmen der Erfindung einsetzen, so beispielsweise Seesand
und Dünensand oder Hochofenschlacke, z. B. Cu-Schlacke. Es können auch in der Natur vor
kommende bzw. synthetisch herstellbare Alumosilikate, insbesondere offenporige Alumo
silikate, verwendet werden, wobei sich Zeolithe sowie Perlite, insbesondere Puffperlit, als
besonders geeignet erwiesen haben. Als Strahlmittel kann ferner durchaus auch der be
treffende Ackerboden verwendet werden, der während des Arbeitsganges durch eine beson
dere Vorrichtung in der Zugmaschine aufgenommen, aufbereitet und dann dem Sandstrahl
gebläse zugeführt wird.
Im übrigen können als Strahlmittel auch Agrarstrahlmittel, wie Walnuß-Schalen, gemah
lene Obstkerne, gemahlene Spreu, gemahlene Reisschalen, etc., herangezogen werden. In
Einzelfällen sind sie zu weich, so daß sie die Oberfläche der oberirdischen Pflanzenteile
nicht hinlänglich verletzen. Weiche Strahlmittel bieten sich in der Regel jedoch dann an,
wenn keine Herbizide, sondern Fungizide, Wachstums-Regulatoren oder düngende Substanzen
aufgebracht werden sollen, weil in diesen Fällen nur eine geringfügige Aufrauhung der
Pflanzenoberfläche ohne nachhaltige Verletzung der Pflanze angestrebt werden muß.
Zur Optimierung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird vor oder während der Verletzung
der oberirdischen Pflanzenteile ein phytoeffektives Mittel aufgebracht. Dies kann dadurch
erfolgen, daß das phytoeffektive Mittel in die innere und/oder äußere Oberfläche der
scharfkantigen bzw. oberflächlich zerklüfteten feinen Strahlmittel oder, wenn diese offen
porig sind, auch in die innere Oberfläche eingebracht wird. Vorzugsweise werden die fein
teiligen Sandstrahlmittel zu Vorbereitung in die Lösung, insbesondere die wäßrige Lösung
eines Pflanzenbehandlungsmittels, z. B. eines phytotoxischen Mittels, eingebracht. An
schließend wird das Lösungsmittel nach Ausfüllen der inneren Poren bzw. dem Belegen der
Oberfläche der Strahlmittelteilchen verdampft.
Wenn im Rahmen der vorliegenden Erfindung von einem "phytotoxischen Mittel" gesprochen
wird, so ist dieses weitestgehend zu verstehen. Es kann sich dabei um klassische Herbizide,
insbesondere um solche, die über die oberirdischen Pflanzenteile aufgenommen werden,
sowie sogar um bestimmte Düngemittel handeln, die nach der oberflächlichen Beschädigung
der unerwünschten Pflanzen phytotoxisch wirken. Hier hat sich beispielsweise Ammoni
umsulfat als besonders geeignet erwiesen. Das bedeutet, daß das eingesetzte "phytotoxische
Mittel" keine eigenständige phytotoxisch-herbizide Wirkung im ursprünglichen Sinne
aufweist.
Im Falle des zusätzlichen Einsatzes eines phytotoxischen Düngemittels zeigt das erfindungs
gemäße Verfahren besondere Vorteile bei der selektiven Bekämpfung unerwünschter
Pflanzen in solchen Kulturen, die in Reihensaat bzw. Reihenpflanzung vorliegen, wie ins
besondere bei der selektiven Bekämpfung der Unkräuter in Zuckerrüben, Mais, Sojabohnen,
Baumwolle, Tee und Obstkulturen. Dabei hat es sich überraschenderweise gezeigt, daß das
phytotoxische Düngemittel, wenn es die erforderliche Teilchengröße, Härte sowie die innere
oder äußere Oberflächenstruktur, wie sie oben beschrieben wurde, hat, ohne die weiter oben
beschriebenen, üblicherweise eingesetzten feinteiligen Strahlmittel allein herangezogen
werden kann.
Bei der Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei dem die physikalische Ver
letzung der oberirdischen Pflanzenteile und der Einsatz eines Pflanzenbehandlungsmittels,
insbesondere eines phytotoxischen Mittels, kombiniert werden, beispielsweise eines gän
gigen Blattherbizids, führt diese Kombination dazu, daß die Penetration der Herbizide ver
bessert wird, die normalerweise durch die kutinisierte Blattoberfläche erheblich behindert
ist. Somit können herbizide Substanzen leichter und schneller in den Stoffwechselkreislauf
der Schadpflanze gelangen. Hierdurch wird deren Wirkung erheblich verbessert, so daß die
eingesetzte Menge an beispielsweise üblichem Blattherbizid um mehr als 75% verringert
werden kann, um den gleichen Effekt wie ohne Verletzung zu erreichen. Bei der Anwendung
von solchen Strahlmitteln, die erfindungsgemäß vorher mit phytotoxischen Mitteln beladen
wurden, tritt zudem ein sogenannter "slow-release"-Effekt ein, in dem diese Mittel über
einen längeren Zeitraum kontinuierlich in das Pflanzengewebe abgegeben werden.
Die jeweils zur Behandlung z. B. zur Bekämpfung der unerwünschten Pflanzen erfindungs
gemäß auf die Flächeneinheit aufzubringende Menge an feinteiligem Strahlmittel, läßt sich
nicht grundsätzlich angeben. Diese Menge hängt von dem jeweiligen Einzelfall der zu be
handelnden Kultur bzw. des auszubringenden Mittels ab. Bei der Unkrautbekämpfung ist
besonders die Art und das Alter der zu bekämpfenden Pflanzen zu berücksichtigen. Dem
Fachmann ist es im Rahmen der erfindungsgemäßen Lehre ohne weiteres möglich, hier die
erforderlichen Optimierungen im Rahmen rein handwerklicher Bemühungen zu ermitteln.
Das gleiche gilt auch für die Art der herangezogenen feinteiligen Strahlmittel, insbesondere
auch für die jeweilige Härte bzw. Teilchengröße. Auf sandigen Böden und bei entsprechenden
Siebeinrichtungen der eingesetzten Geräte läßt sich auch der zu behandelnde Ackerboden
verwenden.
Die Vorteile der Erfindung sind aufgrund folgender Schilderungen ohne weiteres erkennbar:
Es werden einerseits die Vorteile klassischer Herbizide genutzt, ohne deren Nachteile beim
Einsatz, wie Abdrift und Grundwasserbelastung; denn es ist sogar möglich, übliche Dünge
mittel, wie Ammoniumsulfat, Kalkstickstoff und Harnstoffe, zur Erzielung der wün
schenswerten Effekte heranzuziehen. Darüberhinaus kann beispielsweise im Gleisbereich
mit einer hohen Arbeitsgeschwindigkeit von ca. 40 km/h bei der Kombination der physika
lischen Verletzung und des Einsatzes phytotoxischer Mittel, die keine eigenständige phyto
toxisch-herbizide Wirksamkeit zeigen, vorgegangen werden. Das erfindungsgemäße Ver
fahren ist problemlos durchführbar und kostengünstig. Es ist sehr effizient. Dadurch, daß
auf die oberirdischen Pflanzenteile vor oder während ihrer Verletzung mit dem Strahlmittel
ein Pflanzenbehandlungsmittel derart aufgebracht wird, daß dieses aufgrund der oberfläch
lichen Verletzung von der Pflanze unmittelbar aufgenommen wird, kann erreicht werden,
daß geringe Wirkstoffmengen erforderlich sind, um an den Pflanzen den gewünschten Be
handlungseffekt zu erreichen. Die auf die Oberfläche der Pflanzen auftreffenden Wirkstoffe
werden unmittelbar und fast vollständig von der Pflanze aufgenommen.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand einiger Beispiele noch näher erläutert werden.
Ein auf den Gleisanlagen der Bundesbahn derzeit eingesetzter Spritzzug wurde mit einem
handelsüblichen Sandstrahlgebläse ausgestattet. Dieses ermöglichte das gezielte Aufbringen
von feinteiligem Sand in den zu behandelnden Gleisbereich. Das eingesetzte feinteilige
Strahlmittel bestand aus Sand einer Teilchengröße von 1,0 bis 2,0 mm. Der modifizierte
Spritzzug fuhr mit einer Arbeitsgeschwindigkeit von ca. 40 km/h und schleuderte das oben
bezeichnete Strahlmittel in einer Menge von 25 bis 45 g/m² auf die zu behandelnde Gleis
fläche. Diese war überwiegend mit folgenden Pflanzen bewachsen: Knöterich, Hundskamille,
Einjähriges Rispengras und Hirse. Die meisten Pflanzen befanden sich im 2 bis 6-Blatt
stadium. Unmittelbar nach Abschluß der Behandlung setzte ein erkennbares Absterben der
unerwünschten Pflanzen ein. Dieses war nach etwa 16 Tagen abgeschlossen und führte zu
einer fast vollständigen Aufwuchsfreiheit. Der unerwünschte Bewuchs mit Pflanzen wurde
etwa 3 bis 4 Monate unterdrückt.
Bei dieser Anwendung handelte es sich um den gleiche Unkrautbestand, der aber in seinem
Wachstum bereits weiter fortgeschritten war; die meisten Pflanzen hatten mehr als 6
Blätter ausgebildet.
Die Behandlung wurde, wie unter Beispiel 1, mit dem Unterschied durchgeführt, daß die
ausgebrachte Strahlmittelmenge auf 15 bis 30 g/m² reduziert und gleichzeitig 30% der
üblicherweise erforderlichen Aufwandmenge eines üblichen Gleisherbizides ausgebracht
wurde.
Das Absterben der Unkräuter war nach etwa 3 Wochen abgeschlossen; die Strecke blieb bis
Ende der Vegetationsperiode praktisch unkrautfrei.
In einem Maisfeld, in dem die jungen Maispflanzen eine Höhe von ca. 15 cm hatten, wurden
mittels eines Strahlgebläses ca. 50 g/m² eines zerklüfteten Strahlmittels (Cu-Schlacke) in
einer Korngröße von 0,5 bis 1,0 mm randscharf zwischen den Reihen ausgebracht, indem
die Maispflanzen an beiden Seiten durch Schutzbleche, die an dem verwendeten Aggregat
ausgebracht waren, geschützt wurden.
Die mit dem Mais aufgewachsene Mischverunkrautung wurde soweit dezimiert, daß sie nach
wenigen Wochen vom Mais überwachsen wurde und nicht mehr störte.
Für die Bekämpfung der in den Maisreihen stehenden, verbliebenen Unkräuter brauchten
nur 20% der sonst üblichen Herbizidmenge eingesetzt werden.
In einem Zuckerrübenfeld hatten die Pflanzen 6 bis 8 echte Laubblätter gebildet. Es war eine
sehr starke Mischverunkrautung vorhanden; Bedeckungsgrad etwa 60%.
Mit einem gleichen Aggregat, wie im Beispiel 3 angegeben, wurde eine Bekämpfung vorge
nommen. Als Strahlmittel wurde handelsübliches (gekörntes) Ammoniumsulfat in einer
Dosierung von 15 g/m² ausgebracht.
Nach 8 Tagen waren alle Unkräuter vollkommen abgestorben. Die Bekämpfung der unmit
telbar in den Rübenreihen stehenden Unkräuter erforderte noch 20% der üblicherweise
benötigten Herbizidmenge.
Zwei Ausführungsbeispiele einer erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in der Zeichnung
dargestellt und werden im folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1, eine schematische Darstellung einer Vorrichtung;
Fig. 2, einen Querschnitt durch die Strahldüse der Vorrichtung gemäß Fig. 1,
Fig. 3, ein Schleuderrad.
In der Fig. 1 der Zeichnung ist mit 1 eine Vorrichtung bezeichnet, die eine Strahldüse 2
aufweist, die über eine Zuleitung 3 mit einem Drucklufterzeuger 4 verbunden ist. Als
Drucklufterzeuger 4 wird ein industriell hergestellter Kompressor in Verbindung mit ei
nem Druckluftbehälter verwendet, die beide in der Zeichnung nicht gesondert dargestellt
sind. In der Zuleitung 3 zwischen der Strahldüse 2 und dem Drucklufterzeuger 4 ist im
übrigen ein Steuerventil 5 angeordnet.
An die Strahldüse 2 ist über eine seitliche Zuleitung 6 ein Behälter 7 für das Strahlmittel
angeschlossen. An einem Auslaß 8 des Behälters 7 ist in der seitlichen Zuleitung 6 ein ein
stellbares Belüftungsventil 9 angeordnet. Von der Strahldüse 2 führt eine weitere seitliche
Zuleitung 10 an einen Wirkstoffbehälter 11 für das Pflanzenbehandlungsmittel. An einem
Ausgang 12 des Wirkstoffbehälters 11 ist in der Zuleitung 10 zur Strahldüse 2 ein ein
stellbares Belüftungsventil 13 angeordnet.
Wie aus der Fig. 2 ersichtlich, weist die Strahldüse 2 einen rückseitigen zentralen An
schlußstutzen 14 auf, an dem die an den Drucklufterzeuger 4 führende Zuleitung 3 ange
schlossen ist. An den Anschlußstutzen 14 schließt sich in der Strahldüse 2 eine Druckluft
düse 15 an, in der die einströmende Druckluft beschleunigt wird. Die Druckluftdüse 15
mündet in eine Mischkammer 16 ein, in die ein seitlicher Anschlußstutzen 17 für die Zu
fuhr des Strahlmittels aus dem Behälter 7 gleichfalls einmündet. An den seitlichen An
schlußstutzen 17 ist die an den Behälter 7 führende Zuleitung 6 angeschlossen.
An die Mischkammer 16 der Strahldüse 2 schließt sich eine Beschleunigungsdüse 18 an, in
der das Luft-Strahlmittelgemisch beschleunigt wird. An die Beschleunigungsdüse 18
schließt sich eine weitere Mischkammer 19 an, in die ein seitlicher Anschlußstutzen 20
einmündet. An dem seitlichen Anschlußstutzen 20 ist die an den Wirkstoffbehälter 11 füh
rende seitliche Zuleitung 10 angeschlossen. An die Mischkammer 19 schließt sich eine
Austrittsöffnung 21 der Strahldüse 2 an.
Wie aus der Fig. 1 ersichtlich, tritt aus der Strahldüse 2 ein Gemisch 22 aus Luft,
Strahlmittel, Wasser und Pflanzenbehandlungsmittel aus und trifft auf die oberirdischen
Teile von Pflanzen 23. In dem beschriebenen Ausführungsbeispiel wird die Druckluft, über
das Steuerventil 5 gesteuert, über die Zuleitung 3 an den Anschlußstutzen 14 der Strahldüse
2 geführt. Wie aus der Fig. 2 ersichtlich, wird die Druckluft in der Druckluftdüse 15 der
Strahldüse 2 beschleunigt und gelangt dann in deren Mischkammer 16. In die Mischkammer
16 wird über den seitlichen Anschlußstutzen 17 Strahlmittel aus dem Behälter 7 zugeführt.
Ein vor dem Auslaß 8 des Behälters 7 angeordnetes Belüftungsventil ermöglicht die Steue
rung der Menge des zugeführten Strahlmittels über die Höhe eines einstellbaren Unter
druckes. Je höher der Unterdruck einreguliert wird, desto größer ist die Menge des abge
saugten Strahlmittels. Es ist also möglich, den Anteil des Strahlmittels in der Druckluft
entsprechend der vom Verfahren und der eingesetzten Wirkstoffkomponenten vorgegebenen
Erfordernisse einzustellen.
In der Mischkammer 16 erfolgt dann eine Vermischung von Druckluft und Strahlmittel, und
in der sich anschließenden Beschleunigungsdüse 18 der Strahldüse 2 erfolgt eine Be
schleunigung der Teilchen des Strahlmittels. In der sich anschließenden Mischkammer 19
der Strahldüse 2 wird über den seitlichen Anschlußstutzen 20 das Pflanzenbehandlungs
mittel zugeführt. Dieser seitliche Anschlußstutzen 20 steht über die seitliche Zuleitung 10
mit dem Wirkstoffbehälter 11 in Verbindung. Über das am Ausgang 12 des Wirkstoffbehäl
ters 11 angeordnete einstellbare Belüftungsventil 13 ist die der Strahldüse 2 zugeführte
Menge des Pflanzenbehandlungsmittels einregulierbar. Das Belüftungsventil 13 ermöglicht
es, den am Ausgang 12 des Wirkstoffbehälters 11 wirksamen Unterdruck einzuregulieren.
Je höher der Unterdruck einreguliert ist, desto größer ist die Menge des austretenden
Pflanzenbehandlungsmittels. Die zugeführte Menge ist somit den jeweiligen Erfordernissen
bei der Behandlung der Pflanzen 23 exakt anzupassen.
In der Mischkammer 19 der Strahldüse 2 erfolgt eine intensive Vermischung des zuge
führten Pflanzenbehandlungsmittels mit der Druckluft und dem Strahlmittel. Dabei lagert
sich das Pflanzenbehandlungsmittel z. B. auch an der Oberfläche der Teilchen des Strahl
mittels an. Der Grad der Anlagerung ist abhängig von der Struktur der Oberfläche der Teil
chen des Strahlmittels. Wie bereits beschrieben, ermöglicht eine zerklüftete Oberfläche der
Teilchen eine intensive Anlagerung des Pflanzenbehandlungsmittels. Über die Austrittsöff
nung 21 der Strahldüse 2 tritt das Gemisch 22 aus und gelangt an die zu behandelnden
Pflanzen 23.
In der Fig. 3 der Zeichnung ist ein Schleuderrad 24 dargestellt, mit dem gleichfalls das
Strahlmittel und gegebenenfalls auch das Pflanzenbehandlungsmittel beschleunigt und aus
gebracht werden können. Das Strahlmittel wird dabei aus einem in der Vorrichtung ange
ordneten, in der Zeichnung nicht dargestellten Behälter dem Schleuderrad 24 im Bereich
seiner Drehachse 25 zugeführt. Gegebenenfalls wird in diesem Bereich auch das Pflanzen
behandlungsmittel aus einem zugehörigen Behälter zugeführt. Im Schleuderrad 24 ange
ordnete Leitschaufeln 26 bewirken dann aufgrund der Rotationsbewegung des Schleuderrades
24, wie aus Fig. 3 ersichtlich, die Beschleunigung und das Austragen des Strahlmittels und
gegebenenfalls auch des Pflanzenbehandlungsmittels auf die zu behandelnden Pflanzen 23.
Die beschriebenen Vorrichtungen ermöglichen eine exakte Anpassung der Beschädigung der
Pflanzenoberfläche und der Zufuhr des Pflanzenbehandlungsmittels an die jeweiligen Er
fordernisse. Es können Pflanzenbehandlungsmittel unterschiedlichster Art auf Pflanzen 23
aufgebracht werden. Die Verdüsung in der Strahldüse 2 bzw. die Verwirbelung im Schleu
derrad 24 bewirken eine innige Vermischung der vier Komponenten, nämlich Luft,
Strahlmittel, Flüssigkeit und Pflanzenbehandlungsmittel bzw. von Strahlmittel, Flüssigkeit
und Pflanzenbehandlungsmittel. Stets wird erreicht, daß beim Auftreffen auf die Pflanzen
oberfläche die Kutikula durch das Strahlmittel aufgerissen und verletzt wird, so daß vor
zugsweise in einer Flüssigkeit gelöste Pflanzenbehandlungsmittel schnell und fast vollständig
eindringen kann und unmittelbar eine hohe Wirkung entfaltet. Das Pflanzenbehandlungs
mittel wird dabei bei einem gleichzeitigen Ausbringen zusammen mit dem Strahlmittel von
diesem tief in die Struktur der Pflanzen 23 eingebracht. Da die Oberfläche des Strahlmittels
mit dem Pflanzenbehandlungsmittel benetzt ist, wird der beschriebene Effekt zusätzlich
vorteilhaft verstärkt. Außerdem wird gleichzeitig die geöffnete Oberfläche durch die Trä
gerflüssigkeit des Pflanzenbehandlungsmittels benetzt. Sofern die Pflanzenbehandlungsmittel
in einer viskosen Flüssigkeit gelöst sind, der Verdickungsmittel zugesetzt sind, ist daher
eine zusätzlich gesteigerte Haftung des Strahlmittels und auch der Pflanzenbehandlungs
mittel auf der Pflanzenoberfläche erzielbar. Die Folge ist, daß u. a. auch aus diesem Grund
die Menge des zur Behandlung der Pflanzen 23 erforderlichen Pflanzenbehandlungsmittels
und der Flüssigkeit insgesamt gegenüber dem Stand der Technik erheblich verringert werden
kann. Es werden nur etwa 50 Liter Flüssigkeit oder weniger pro Hektar benötigt.
Besonders auch in der Herbizidforschung und Herbizidanwendung ist dabei die Penetration
von Herbiziden durch die Kutikula in das Leitungsgewebe der Pflanze stets ein schwierig zu
lösendes Problem gewesen. Je schneller diese Penetration erfolgt, desto wirksamer ist eine
herbizide Wirkung. Schlechte bzw. langsame Penetration hat folgende Nachteile: a) Abtropfen
bzw. Abregnen der Herbizidlösung, b) Verdunstung der Herbizidlösung und c) chemische
Veränderung der aufgebrachten Pflanzenwirkstoffe, durch z. B. photochemische oder oxida
tive Einflüsse.
Durch die Maßnahme des Aufbringens eines Pflanzenbehandlungsmittels vor oder während
der Oberflächenverletzung der Pflanze wird bewirkt, daß dieses Mittel in besonders wirk
samer Weise von dieser aufgenommen werden kann, indem nämlich durch die auftreffenden
scharfkantigen Strahlpartikel der Wirkstoff mit der Verletzung in die offene "Wunde" hin
einschlagen wird. Mit anderen Worten bedeutet das, daß die Penetration des phytotoxischen
Mittels mit der Folge verbessert wird, daß dessen eingesetzte Menge stark herabgesetzt
werden kann. Die mehrfach angesprochene Verletzung der Pflanzenoberfläche im Sinne der
Erfindung hat einen dreifachen Effekt: 1. Sie bewirkt im Falle der Unkrautbekämpfung eine
allgemeine Schwächung der Pflanzen durch eine nicht unerhebliche gesteuerte Gewebezer
störung. 2. Durch die Verletzung wird die Kutikula (äußeres Abschlußgewebe) wie eine
Perforierung vielfach durchbrochen. Diese äußerste Schicht dient vor allem als Verdun
stungsschutz, so daß die Pflanze durch Wegfall dieser Barriere im Falle einer gezielt
herbeigeführten erheblichen Beschädigung austrocknet. Dieses ist im Falle der Unkrautbe
kämpfung ein erwünschter Effekt. 3. Die Kutikula ist aber gleichfalls eine Barriere gegen
das Eindringen von Substanzen von außen her in die Pflanze, so daß ein vor oder während
ihrer Verletzung aufgebrachtes phytoeffektives Mittel schneller in die Transport- und
Stoffwechselvorgänge der Pflanze einbezogen werden kann.
Jeder der drei angesprochenen Effekte bewirkt für sich eine Bekämpfung unerwünschter
Pflanzen. Vor allem aber das Zusammenwirken aller drei Effekte bewirkt durch Syner
gismus das Absterben der Pflanze bis in den Wurzelbereich. Hierdurch werden selbst schwer
zu bekämpfende Unkräuter bei stark reduzierter Herbiziddosis vernichtet. Insgesamt wird
bewirkt, daß Pflanzenbehandlungsmittel, bei denen es sich durchaus z. B. auch um das
Wachstum anregende oder die Pflanzen sanierende Wirkstoffe handeln kann, in besonders
wirksamer Weise von der Pflanze aufgenommen werden.
Claims (34)
1. Verfahren zur Behandlung von Pflanzen in Kultur- und Nichtkulturland,unter Verletzung
der oberirdischen Pflanzenteile mittels eines feinteiligen Strahlmittels, dadurch gekenn
zeichnet, daß auf die oberirdischen Pflanzenteile vor oder während ihrer Verletzung mit
dem Strahlmittel Pflanzenbehandlungsmittel derart aufgebracht werden, daß diese aufgrund
der oberflächlichen Verletzung von den Pflanzen (23) unmittelbar aufgenommen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Strahlmittel mittels einer
druckluftbeaufschlagten Strahldüse (2) ausgebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Strahlmittel mittels eines
Schleuderrades (24) mechanisch beschleunigt ausgebracht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig ein Pflanzenbe
handlungsmittel ein ein feinteiliges Stahlmittel unter Verletzung der oberirdischen Teile
der Pflanzen (23) derart aufgebracht wird, daß dort aufgrund einer oberflächlichen Be
schädigung eine unmittelbare Aufnahme und Einwirkung der Pflanzenbehandlungsmittel
erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf die oberirdischen Pflan
zenteile vor oder während ihrer Verletzung mit dem Strahlmittel ein Pflanzenbehan
lungsmittel derart aufgebracht wird, daß die Pflanzen (23) aufgrund oberflächlicher Ver
letzung und/oder aufgrund der Einwirkung eines als phytotoxisches Mittel wirkenden
Pflanzenbehandlungsmittels absterben.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Teilchen des Strahlmittels
derart gesteuert ausgestoßen werden, daß sie die Kutikula der oberirdischen Pflanzenteile,
insbesondere der Blätter entweder durchdringen oder aufreißen, oder nur aufrauhen
und/oder auch an den Blättern klebenbleiben, oder in den Pflanzen (23) steckenbleiben.
7. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeich
net, daß als Pflanzenbehandlungsmittel phytoeffektive Mittel, wie Herbizide, Fungizide,
Insektizide und/oder Blattdünger, Spurenelemente oder Wachstumsregulatoren, aufgebracht
werden.
8. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeich
net, daß als Pflanzenbehandlungsmittel ein Düngmittel in phytotoxischer Konzentration, in
fester oder flüssiger Form oder eine verdünnte organische Säure eingesetzt werden.
9. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeich
net, daß als Pflanzenbehandlungsmittel, d. h. als herbizider Wirkstoff, Ammoniumsulfat,
Harnstoff, Kalkstickstoff Kainit oder Ammoniumhydroxid bzw. Essigsäure oder Peressig
säure eingesetzt werden.
10. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeich
net, daß die Pflanzenbehandlungsmittel in einer Flüssigkeit gelöst sind.
11. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeich
net, daß die Pflanzenbehandlungsmittel in einer viskosen Flüssigkeit gelöst sind, die durch
Zusatz von Verdickungsmittel, wie Stärke, wasserlösliche Wachse, Polyuronide oder Poly
saccharide, hergestellt wird.
12. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Teilchen des Strahlmittels scharfkantig, oberflächlich zerklüftet und/oder
porös sind.
13. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Teilchen des Strahlmittels porös und offenporig sind.
14. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die offenporigen Teilchen Alumosilikate, insbesondere Zeolithe, sowie Perlite,
insbesondere Puffperlite, sind.
15. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Teilchen des Strahlmittels Korngrößen von etwa 50 bis 3000 µm für den
herbiziden Anwendungsbereich und Korngrößen von 50 bis 500 µm für die nicht herbiziden
Bereiche aufweisen und scharfkantig, oberflächlich zerklüftet und/oder porös sind.
16. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Strahlmittel der betreffende Ackerboden verwendet wird, der während des
Arbeitsganges durch eine besondere Vorrichtung in der Zugmaschine aufgenommen und
aufbereitet wird.
17. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die innere und/oder äußere Oberfläche der Teilchen des Strahlmittels mit dem
Pflanzenbehandlungsmittel belegt ist.
18. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß auch die Teilchen des Strahlmittels ein phytoeffektives Mittel darstellen.
19. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß als verletzendes und phytotoxisches Mittel ein Düngemittel eingesetzt wird.
20. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die innere und/oder äußere Oberfläche der Teilchen des Strahlmittels mit dem
phytotoxischen Mittel belegt ist.
21. Vorrichtung (1) zur Durchführung des Verfahrens nach mindestens einem der vor
hergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel (Strahldüse 2, Schleuderrad
24) zum Beschleunigen und zum Ausbringen und gegebenenfalls auch zum Zusammenführen
des Strahlmittels und des Pflanzenbehandlungsmittels vorgesehen sind.
22. Vorrichtung (1) zur Durchführung des Verfahrens nach mindestens einem der vor
hergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß an die Strahldüse (2) ein Druck
lufterzeuger (4) und ein Behälter (7) für das Strahlmittel angeschlossen sind und daß
außerdem ein Wirkstoffbehälter (11) für ein Pflanzenbehandlungsmittel derart ange
schlossen ist, daß vor dem Ausbringen auf die Pflanzenteile eine Vermischung des Strahl
mittels und des Pflanzenbehandlungsmittels erfolgt.
23. Vorrichtung (1) nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß an die Strahldüse (2) über Zuleitungen (3, 6, 10) der Drucklufter
zeuger (4), der Behälter (7) für das Strahlmittel und der Wirkstoffbehälter (11) für das
Pflanzenbehandlungsmittel angeschlossen sind.
24. Vorrichtung (1) nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Strahldüse (2) eine zentrale Zuleitung (3) für die Druckluft des
Drucklufterzeugers (4) und in Strömungsrichtung dahinter eine seitliche Zuleitung (6) für
das Strahlmittel und eine weitere seitliche Zuleitung (10) für das Pflanzenbehandlungs
mittel aufweist.
25. Vorrichtung (1) nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Strahldüse (2) im Bereich der seitlichen Zuleitung (6) für das
Strahlmittel eine sich an eine Druckluftdüse (15) anschließende Mischkammer (16)
aufweist, hinter der die seitliche Zuleitung (10) für das Pflanzenbehandlungsmittel in eine
nachfolgende Mischkammer (19) der Strahldüse (2) einmündet.
26. Vorrichtung (1) nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß zwischen dem Behälter (7) für das Strahlmittel und der Strahldüse (2)
ein einstellbares Belüftungsventil (9) vorgesehen ist, über das die Zuleitung (6) derart
belüftbar ist, daß die Menge des an der Strahldüse (2) austretenden Strahlmittels einre
gulierbar ist.
27. Vorrichtung (1) nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß zwischen dem Behälter (11) für das Pflanzenbehandlungsmittel und der
Strahldüse (2) ein einstellbares Belüftungsventil (13) vorgesehen ist, über das die Zu
leitung (10) derart belüftbar ist, daß die Menge des an der Strahldüse (2) austretenden
Pflanzenbehandlungsmittels einregulierbar ist.
28. Vorrichtung (1) nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß an das Schleuderrad (24) ein Behälter mit Strahlmittel und außerdem ein
Wirkstoffbehälter mit Pflanzenbehandlungsmittel derart angeschlossen sind, daß vor dem
Ausbringen auf die Pflanzenteile eine Vermischung des Strahlmittels und des Pflanzenbe
handlungsmittels erfolgt.
29. Vorrichtung (1) nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß an das Schleuderrad (24) ein Behälter für das Strahlmittel angeschlossen
ist und außerdem eine aus einem Wirkstoffbehälter mit Pflanzenbehandlungsmittel ge
speiste Sprühdüse derart angeordnet ist, daß auf die oberirdischen Pflanzenteile vor oder
während ihrer Verletzung mit dem Strahlmittel Pflanzenbehandlungsmittel aufgebracht
wird.
30. Vorrichtung (1) nach Anspruch 21 und mindestens einem der weiteren Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß ein fahrbarer Untersatz angeordnet ist.
31. Feinteiliges Strahlmittel zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 und min
destens einem der weiteren Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß dessen kleine feste
Teilchen eine Korngröße von 50 bis 3000 µm aufweisen und scharfkantig, oberflächlich
zerklüftet und/oder porös sind.
32. Mittel nach Anspruch 30 und mindestens einem der weiteren Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß dessen innere oder äußere Oberfläche mit einem phytotoxischen Mittel
belegt ist.
33. Mittel nach Anspruch 30 und mindestens einem der weiteren Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß das phytotoxische Mittel kein übliches Herbizid ist.
34. Mittel nach Anspruch 30 und mindestens einem der weiteren Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß das phytotoxische Mittel ein Düngemittel oder eine organische Säure ist.
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RU96104375/13A RU2148911C1 (ru) | 1994-06-03 | 1995-06-01 | Способ обработки растений при повреждении их надземных частей с помощью средства для струйной обработки, устройство для его осуществления и мелкозернистое средство для струйной обработки данным способом |
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EP95921806A EP0712275B1 (de) | 1994-06-03 | 1995-06-01 | Verfahren zur behandlung von pflanzen unter verletzung der oberirdischen pflanzenteile mittels eines strahlmittels |
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- 1994-11-26 DE DE19944442220 patent/DE4442220C2/de not_active Expired - Fee Related
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