DE4438023C1 - Verfahren zur Substratversorgung bei der Kultivierung von Mikroorganismen - Google Patents
Verfahren zur Substratversorgung bei der Kultivierung von MikroorganismenInfo
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Description
Das Verfahren findet Anwendung bei der Kultivierung von Mikro
organismen in einem kontinuierlichen oder diskontinuierlichen
aeroben Fermentationsverfahren.
Für ihr Wachstum benötigen Mikroorganismen während des
Fermentationsprozesses als Wachstumsgrundlage neben Sauerstoff,
Nährsalzen und Stickstoff auch eine Kohlenstoffquelle. Diese
stellt bei technischen Prozessen meist organische Kohlenstoff
verbindungen dar, aus welchen die Mikroorganismen den zum Wachs
tum erforderlichen Kohlenstoff durch Abbau- und Umbauprozesse
gewinnen.
Die Zugabe des Substrates oder der Mischung aus verschiedenen
Substraten erfolgt überlicherweise durch einmalige Vorlage oder
eine dosierte Einspeisung in flüssiger Form über den Fermenter
deckel oder -kragen entsprechend dem Bedarf an Kohlenstoff durch
die Mikroorganismen. Die Zuführung des Sauerstoffes wird in der
Regel durch Einblasen von Luft gewährleistet. Bei solch einer
Verfahrensführung kann es, insbesondere bei großvolumigen Fer
mentoren, zu ungünstigen Verbrauchskoeffizienten kommen. In
Teilen des Kulturmediums sind dann die Bedingungen für die
Versorgung der Mikroorganismen mit Substraten ungenügend, so daß
in diesen Zonen Substratkonzentrationsgradienten vorliegen. Auf
solche Gradienten reagieren die Mikroorganismen mit einer ver
ringerten Wachstumsaktivität und einem erhöhten Substratver
brauch ohne Leistungssteigerung oder mit der Bildung unerwünsch
ter Stoffwechselprodukte. Diese Mangelzonen oder Überschußzonen
innerhalb des Fermentationssystems entstehen insbesondere an
den Eintrittsstellen des Substrates dann, wenn eine ausreichend
intensive Durchmischung mit dem Kulturmedium nicht gewährleistet
werden kann.
Es sind Verfahren beschrieben, bei welchem eine gasförmige
C-Quelle zur Mikroorganismenzucht verwendet wird. (H. J. Rehm:
Industrielle Mikrobiologie, Springer-Verlag 1980; S. 183 f).
So wird der Kulturlösung ein Gasgemisch zugesetzt, welches
als C-Quelle Methan und gleichzeitig Sauerstoff und Stickstoff
enthält. Über das Mischungsverhältnis der Gasbestandteile ist
eine optimale Fahrweise des Fermenters einstellbar.
Nach DD 2 32 927 wird zur Erhöhung der Raum-Zeit-Ausbeute bei
einem Fermentationsprozeß mit nach dem Umwälzprinzip arbeitender
Begasung einer sauerstoffhaltigen Phase eine äquivalente Menge
eines kohlenstoffhaltigen Substrates zugesetzt. Dabei erfolgt
jedoch die Zugabe des Substrates in einem durch einen zusätz
lichen Energieeintrag unter erhöhtem Systemdruck stehenden Teil
des Kulturmediums, in diesem Fall in einem extern geführten
Strom des Kulturmediums. Dieses Verfahren kann aber nur dort an
gewendet werden, wo die Mikroorganismen durch den erhöhten
Druck, die Scherkräfte und die örtliche Überdosierung von Sub
strat im externen Kreislauf nicht geschädigt werden.
Es ist auch ein Fermentationsverfahren beschrieben (DD 1 51 574),
bei welchem ein für das Wachstum der Mikroorganismen erforder
licher Stoff im gasförmigen Zustand der Luft direkt zugesetzt
wird. Durch eine angepaßte Strömungsgeschwindigkeit und Tempera
tur des Gasstromes (O₂-Strom) wird Ammoniak als N₂-Quelle so zu
gesetzt, daß es gasförmig als Mischung mit dem Sauerstoff in die
Fermentationsflüssigkeit eintritt. Nachteilig ist bei all diesen
Verfahren, daß die Zugabe des Substrates mit einer Veränderung
des Fermentationsregimes oder der apparativen Ausrüstung
verbunden ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, unter Vermeidung von
Gradienten des Substrates oder der Nährstoffe im Kulturmedium
eines aeroben Fermentationsprozesses bei einer gleichzeitigen
Verbesserung der Substrat- und Nährstoffverteilung im Kulturme
dium einen effizienteren Umsatz der Substrate zu erreichen.
Die Aufgabe wird durch das in Anspruch 1 dargestellte
Verfahren gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den Unteran
sprüchen 2-4 angegeben.
Für ein Fermentationsverfahren mit einer Sauerstoffzuführung in
Form eines sauerstoffhaltigen Gases ist es weiterhin erforder
lich, die Kohlenstoff- und Nährstoffquelle für den Wachstums-
oder Akkumulationsprozeß der Mikroorganismen in das Kulturmedium
einzubringen. Der in flüssiger Form vorliegende Kohlenstoffträ
ger kann eine Flüssigkeit niederer Zähigkeit oder auch höherer
Zähigkeit darstellen. Die Nährstoffe sind allgemein in gelöster
Form vorliegend, wobei als Lösungsmittel im Normalfall Wasser
verwendet wird.
Liegt das dem Fermentationsprozeß zuzusetzende Substrat mit
einer höheren Viskosität vor, so können diese nach bekannten
Methoden (z. B. durch Verdünnen) in Flüssigkeiten niederer Vis
kosität überführt werden, um so im Zustand für eine Aerosolbil
dung vorzuliegen.
Solche Substrate als Kohlenstoffquelle können Alkane mit Ketten
längen zwischen C₁₀ und C₂₀ oder insbesondere Alkohole, wie bei
spielsweise Methanol oder Ethanol sein. Letztgenannte Substrate
können allein oder als Cosubstrate verwendet werden.
Als Substrate für den erfindungsgemäßen Einsatz eignen sich aber
auch beispielsweise Melasse, Stärkehydrolysate oder Molke. Ins
besondere die viskose Lösung von Melasse bedarf einer entspre
chenden Aufbereitung, um eine Weiterverarbeitung als Aerosol zu
ermöglichen. Solche Substrate und Nährstofflösungen werden durch
bekannte Vorrichtungen und/oder Verfahren in ein Aerosol über
führt, wobei das dabei entstehende Tropfenspektrum der Flüssig
keitspartikel im erforderlichen Maße dem Substratverbrauch bzw.
dem Nährstoffverbrauch des Fermentationsprozesses anzupassen
ist.
Den Substraten und Nährstoffen für den Wachstums- oder Akkumula
tionsprozeß der Mikroorganismen sind auch solche chemischen Ver
bindungen gleichzusetzen, welche für die Einstellung des pH-Wer
tes erforderlich sind. Da die Proteinkonfiguration und -aktivi
tät vom eingestellten pH-Wert abhängen, sind auch die zellulären
Transportvorgänge und biochemischen Reaktionen innerhalb der
Zellen und damit gleichfalls die Wachstumsgeschwindigkeit pH- ab
hängig. Üblicherweise wird für Bakterien ein Maximum der Wachs
tumsgeschwindigkeit bei einem pH-Wert von 6,5 und 7,5 erreicht.
Solche chemischen Verbindungen können insbesondere sein: Natron
lauge, Ammoniak, Schwefelsäure und Phosphorsäure.
Die zum Zellaufbau erforderlichen Nährstoffe und Spurenelemente
wie Calcium, Stickstoff oder Phosphor werden in technischen
Fermentationen bekannterweise als Kaliumphosphate, Ammoniumsul
fate oder Calciumchloride zugesetzt.
Erfindungsgemäß wird das in feinst zerteilter Form vorliegende
flüssige Substrat oder die flüssigen Nährstoffe der dem Fermen
tationsprozeß zuzuführenden sauerstoffhaltigen Phase zugemischt.
Eine solche Mischung ist in seiner Wirkung dann besonders effek
tiv, wenn zum Zeitpunkt des Eintretens der sauerstoffhaltigen
Phase in das Fermentationsmedium diese Stoffe in feinst zerteil
ter Form zu dieser beigemischt werden. Ist die sauerstoffhaltige
Phase Luft, dann erfolgt in bekannter Weise eine Zerstäubung des
in flüssiger Form vorliegenden Substrates in die Luft und der
gemeinsame Eintrag in den Fermentationsprozeß. Dabei wird die
Effizienz des Gesamtverfahrens in bezug auf den Ertragskoeffizi
enten durch die Intensität der Mischung Substrat-sauerstoffhal
tige Phase bestimmt. Das Verfahren kann aber auch so durchge
führt werden, daß unter Nutzung der kinetischen Energie der
sauerstoffhaltigen Phase, z. B. der Luft, das Substrat oder die
Nährstoffe in feine Flüssigkeitströpfchen zerteilt werden und
diese als Mischung mit der Luft (Substratnebel) in die
Fermenterlösung fein verteilt eingebracht werden.
Die Geschwindigkeit der Substratversorgung (wie auch der Versor
gung mit Sauerstoff und Nährstoffen) der frei in der Fermenter
lösung vorhandenen Mikroorganismen ist auf die Übergangsge
schwindigkeit durch den Flüssigkeitsfilm an der Grenzfläche Gas
blase/Fermenterlösung zurückzuführen. Wird die Übergangsfläche
vom Gas zur Flüssigkeit vergrößert, z. B. durch das Einleiten
sehr kleiner, fein verteilter Gasblasen in die Fermenterlösung,
vergrößert sich auch die übergehende Substratmenge. Mit dem
gleichzeitigen örtlichen Vorhandensein von Sauerstoff und Sub
strat in der Fermenterlösung werden Gradienten der Sauerstoff-
und der Substratkonzentration vermieden und den Mikroorganismen
werden, bezogen auf einen Ort im Fermenter, die zum Wachstum
oder Speicherstoffbildung aufeinander abgestimmten Substrat- und
Sauerstoffmengen angeboten.
Vorteil dieses Verfahrens ist die Erhöhung des Ertragskoeffi
zienten des Fermentationsprozesses durch die unmittelbare
Regelbarkeit der Substratmenge in bezug auf den Sauerstoffver
brauch sowie auch die Erhöhung der Stoffaustauschkoeffizienten.
Die Erfindung wird an folgendem Beispiel näher erläutert:
In einem 15-l-Fermenter (7 l Fermentationsvolumen) wird eine Fed-batch-Fermentation mit dem Mikroorganismus Methylobacterium rhodesianum durchgeführt. Der mit der Standardnährlösung ver setzte Fermenterinhalt wird bei 32°C und einem pH-Wert = 6,9 mit 600 U/min gerührt. Während der Fermentation erfolgt der Eintrag von 2 l Luft pro min über einen Gasverteiler am Boden des Fermenters.
In einem 15-l-Fermenter (7 l Fermentationsvolumen) wird eine Fed-batch-Fermentation mit dem Mikroorganismus Methylobacterium rhodesianum durchgeführt. Der mit der Standardnährlösung ver setzte Fermenterinhalt wird bei 32°C und einem pH-Wert = 6,9 mit 600 U/min gerührt. Während der Fermentation erfolgt der Eintrag von 2 l Luft pro min über einen Gasverteiler am Boden des Fermenters.
Die Fermentation wird über 72 h geführt und als Substrat Metha
nol in flüssiger Form in einer durchschnittlichen Menge von 2,5
g/h pro Liter Fermentationsvolumen zugesetzt.
Bei der herkömmlichen Fermentation mit Zusatz des Methanols am
Kopf des Fermenters konnte zum Ende der Fermentation eine Bio
massetrockensubstanz von durchschnittlich 28,7 g/l erreicht
werden.
Mit Zugabe des Methanols, erfindungsgemäß durch Zerstäuben
dieses (Tropfengröße < 100 µm) und Einmischen in den Gasvertei
ler am Boden des Fermenters, wurde bei sonst gleichen Fermenta
tionsbedingungen eine Biomassetrockensubstanz von durchschnitt
lich 36,4 g/l erreicht.
Claims (4)
1. Verfahren zur Substratversorgung bei der Kultivierung von
Mikroorganismen in einem aeroben Fermentationsprozeß
unter Zuführung einer gasförmigen sauerstoffhaltigen
Phase und einer oder mehrerer Substrate oder Nährstoffe
in flüssiger Form in das Kulturmedium, dadurch
gekennzeichnet, daß das oder die Substrate oder
Nährstoffe in ein Aerosol überführt, dieses der
sauerstoffhaltigen Phase beigemischt und die Mischung aus
Sauerstoffhaltiger Phase und Substrat oder Nährstoffen in
das Kulturmedium eingebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß der sauerstoffhaltigen Phase das
Substrat oder die Nährstoffe unmittelbar vor Eintritt in
das Kulturmedium beigemischt werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Substrat oder die Nährstoffe
mittels der sauerstoffhaltigen Phase in ein Aerosol
überführt werden.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die sauerstoffhaltige Phase Luft
oder Sauerstoff ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944438023 DE4438023C1 (de) | 1994-10-25 | 1994-10-25 | Verfahren zur Substratversorgung bei der Kultivierung von Mikroorganismen |
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Publications (1)
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DE19944438023 Expired - Fee Related DE4438023C1 (de) | 1994-10-25 | 1994-10-25 | Verfahren zur Substratversorgung bei der Kultivierung von Mikroorganismen |
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DE (1) | DE4438023C1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2002081725A1 (de) * | 2001-04-03 | 2002-10-17 | Forschungszentrum für Medizintechnik und Biotechnologie e.V. | Anordung und verfahren zur optimierten nährstoff- und sauerstoffbereitstellung für mikrobielle oberflächenkulturen |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DD151574A3 (de) * | 1979-07-03 | 1981-10-28 | Petrolchemisches Kombinat | Verfahren zur fermentation |
DD232927A1 (de) * | 1984-12-27 | 1986-02-12 | Leipzig Chemieanlagen | Verfahren zur kultivierung von mikroorganismen mittels umwaelzbegasung |
DE4105726C1 (en) * | 1991-02-23 | 1992-09-17 | Reinhold Dipl.-Ing. 6315 Muecke De Altensen | Glass contg. bio-reactor with improved circulation - comprises mixing nozzle composed of first mixing section for mixing microorganism suspension with gas stream, and second section for further adding suspension for final mixing in third section |
WO1993013213A1 (en) * | 1986-03-14 | 1993-07-08 | Shinko Kitaura | Fermentation process |
-
1994
- 1994-10-25 DE DE19944438023 patent/DE4438023C1/de not_active Expired - Fee Related
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