DE4432952A1 - Verbundwerkstoff aus Fasern oder Halmen - Google Patents
Verbundwerkstoff aus Fasern oder HalmenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Verbundwerkstoff aus verpreß
ten Fasern oder Halmen und einem thermisch härtenden Binde
mittel.
Ein solcher Verbundwerkstoff ist beispielsweise aus DE-PS
25 53 968 bekannt, in der ein Verfahren zur Herstellung eines
solchen Verbundwerkstoffs beschrieben ist.
Der gemäß vorstehend genannten Stand der Technik herge
stellte plattenförmige Verbundwerkstoff umfaßt zu Partikeln
aufgearbeitetes Stroh, das mit einem wärmehärtenden Kunst
harz gemischt und unter einem Druck von 80 bis 650 kp/cm²
(ca. 7840 bis 63700 kPa) und unter Wärmeeinwirkung verpreßt
wurde.
Eine in der durch vorstehenden Stand der Technik bekannten
Weise hergestellter plattenförmiger Verbundwerkstoff be
sitzt keine Formbeständigkeit, die ihn zum Beispiel für die
Bauindustrie als Werkstoff in Frage kommen ließen. Die man
gelnde Formbeständigkeit liegt vor allem darin begründet,
daß die Strohhalme durch ihre Eigenspannung auch noch nach
dem Verpressen bestrebt sind, wieder in die von ihnen vor
dem Preßvorgang eingenommene Ausgangslage zurückzukehren.
Die auf der Oberfläche der einzelnen Halme befindliche na
türliche Wachsschicht unterstützt dieses Bestreben, da
durch sie ein inniger Kontakt zwischen dem einzelnen Halm
und dem diesen umgebenden Bindemittel erschwert oder gar
völlig unterbunden wird.
Zudem wurde ermittelt, daß der Restfeuchtigkeitsgehalt des
Standes der Technik von 8-10% bei Herstellung größerer
Platten negative Reaktionen auf die Festigkeit ausübt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist daher, einen Ver
bundwerkstoff der oben angegebenen Art zu schaffen, der
dauerhaft formbeständig ist und hohe mechanische und ther
mische Belastungen aushält.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Fasern oder Halme
zerspannt vorliegen.
Eine Faser bzw. ein Halm wird dadurch zerspannt, daß
diese(r) in Längsrichtung aufgerissen und deren Oberflä
chenspannung gemindert wird.
Mit dem erfindungsgemäßen Verbundwerkstoff steht der Bauin
dustrie ein Verbundwerkstoff zur Verfügung, der sich durch
eine hohe Druckfestigkeit von bis zu 73550 kPa (750
kp/cm²), eine gute Formbeständigkeit, Abriebsfestigkeit und
Schwimmfähigkeit und einer ausgezeichneten Resistenz gegen
über pflanzlichen und tierischen Schädlingen auszeichnet.
Der Verbundwerkstoff ist zudem feuchtigkeitsabweisend und
tropenfest, schwer entflammbar, selbstverlöschend, schlag
fest, je nach Rohdichte äußerst schall- und wärmedämmend,
beständig gegen aggressive Chemikalien und Säuren, schraub-
und dübelfest, elektrisch nicht leitend und gibt keine
toxischen Strahlungen ab, ist altersbeständig, nicht krebs
erregend, läßt sich gut entsorgen und hat einen sehr guten
Wärmedurchgangskoeffizienten.
Weitere vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteran
sprüchen 2 bis 8 aufgeführt.
Besonders vorteilhaft wirkt sich gemäß Anspruch 2 die Volu
menverteilung von 80-90 Vol.% Fasern oder Halme und 20-10
Vol.% Bindemittel aus. Durch die erfindungsgemäße Volumen
verteilung läßt sich das spezifische Gewicht des Verbund
werkstoffs in Abhängigkeit der bei der Verpressung ange
wandten Drücke sowie seine Dämmeigenschaften variieren,
ohne daß er seine dauerhafte Formbeständigkeit verliert.
Der Verbundwerkstoff wird somit vielseitig verwendbar.
Gemäß Anspruch 3 kann zusätzlich zu den Fasern oder Halmen
und dem Bindemittel bis zu 8 Vol.% Kalziumdarbonat (Kreide)
vor der Verpressung dem Gemisch beigemengt werden. Durch
Hinzufügung von Kalziumkarbonat wird Bindemittel einge
spart. Des weiteren dient es als Füllstoffzusatz für mögli
cherweise vorhandene Porenräume.
Vorteilhaft gemäß Anspruch 4 ist auch, daß das Bindemittel
Kunstharz, feuchtigkeitsreagierenden Härter und Beschleuni
ger umfaßt. Durch den Härter und den Beschleuniger reagiert
das Bindemittel auch bei hohen Feuchtigkeiten.
Entsprechend dem aus DE-PS 25 53 968 bekannten Herstellungs
verfahren werden bei der Herstellung Preßdrücke zwischen 80
und 650 kp/cm² (ca. 7840-63700 kPa) angewandt, um aus dem
oben genannten Volumengemisch aus Fasern oder Halmen den
erfindungsgemäßen Verbundwerkstoff herzustellen.
Schon bei einem spezifischen Gewicht von 0,8 g/cm³ hat der
so hergestellte Verbundwerkstoff eine Druckfestigkeit von
ca. 68600 kPa (700 kp/cm²). Für die meisten Verwendbarkei
ten des Verbundwerkstoffes ist somit ein spezifisches Ge
wicht von 0,8 g/cm³ völlig ausreichend.
Im Unterschied zu dem aus der genannten Druckschrift be
kannten Herstellungsverfahren, wird bei der Herstellung des
erfindungsgemäßen Verbundwerkstoffes erst nach der Verpres
sung eine Temperatur von bis zu 130°C angewendet und nicht
gleichzeitig mit der Verpressung. Dadurch wird sicherge
stellt, daß das sich an der Oberfläche der Halme oder Fa
sern befindliche Wachs auch tatsächlich mit dem vorzugs
weise als Bindemittel verwendeten Kunstharz verbindet und
sich nicht durch das frühzeitige Erhitzen während des Preß
vorganges verläuft und verflüchtigt.
Mit dem erfindungsgemäßen Verbundwerkstoff können somit
Dachpfannen und Dachwellplatten als Ersatz für herkömmliche
Dachziegel hergestellt werden. Auch Fußbodenplatten als
tragende Unterkonstruktion oder als Parkett mit versiegel
ter Oberfläche sowie Wandplatten für den Innen- und Außen
bereich und als Fassadenschutz sind mit dem erfindungsgemä
ßen Verbundwerkstoff herstellbar.
Der erfindungsgemäße Verbundwerkstoff weist nicht nur eine
ausgezeichnete Druckfestigkeit auf, sondern aufgrund seiner
hohen Volumenanteile an zerspannten Fasern oder Halmen auch
sehr gute akustische Dämmeigenschaften und kann somit aus
gezeichnet als Schallschutzplatte für Schallschutzwände an
Autobahnen oder dgl. verwendet werden. Weitere Anwendungs
möglichkeiten für den erfindungsgemäßen Verbundwerkstoff
liegen in der Herstellung von tragenden Deckenplatten mit
oder ohne Bewehrung, von Ablage- und Unterlageplatten für
die Bauindustrie, von Formprofilen und von Platten für die
Möbelindustrie, wie z. B. für Tische, Bänke und Innentüren.
Wichtig ist, daß der Verbundwerkstoff zerspannte Fasern
oder Halme enthält, deren Oberflächen eine Wachsschicht
aufweisen, die dann bei der Herstellung des Verbundwerk
stoffs mit dem Bindemittel, vorzugsweise ein Kunstharz wie
z. B. Polyester, eine Verbindung eingeht. Die Zerspannung
der Fasern oder Halme bewirkt, daß diese das Bestreben ver
lieren, in ihre vor der Verpressung eingenommene Ausgangs
lage zurückzukehren. Die zerspannten Halme oder Fasern
greifen in dem Verbundwerkstoff ineinander und werden über
deren oberflächige Wachsschicht durch das Bindemittel mit
einander vernetzt. Diese netzartige Struktur erhöht die
Formstabilität und Bruchfestigkeit wesentlich.
Der Begriff Fasern oder Halme im Zusammenhang mit dem er
findungsgemäßen Verbundwerkstoff ist weit auszulegen und
umfaßt faserförmige Gebilde mit gewisser Elastizität, die
an ihrer Oberfläche eine künstliche oder natürliche Wachs
schicht aufweisen. Fasern oder Halme pflanzlichen Ursprungs
(Naturfasern oder Strohhalme) weisen gegen äußere Einwir
kungen und zum Leiten und Führen der Pflanzen- und Zell
flüssigkeit eine natürliche Wachsschicht an ihrer Oberflä
che auf.
Der erfindungsgemäße Verbundwerkstoff soll vorzugsweise in
Form von Platten oder plattenähnlicher Gegenständen für un
terschiedlichste Anwendungsgebiete ausgebildet sein. Im
weiteren wird der Verbundwerkstoff daher zusammengefaßt als
Platte bezeichnet.
Versuche haben zu dem Ergebnis geführt, daß die Festigkeit
einer erfindungsgemäßen Platte unmittelbar von der Dichte,
dem Preßprofil im Plattenquer- und längsschnitt, dem wäh
rend der Herstellung gefahrenen Preßdruck, dem Bindemittel
und von Zusätzen abhängt.
Der Grundstoff, wie z. B. Stroh, Reisstroh, Bambus, Kokos,
Flachs, Bambusgras, Getreideschrot oder andere nachwach
sende faserförmige Rohstoffe, wird vorzugsweise bis auf un
ter 10%, vorzugsweise auf 2 bis 4% Feuchtigkeit getrock
net, entstaubt und auf eine Partikelgröße von ca. 1 bis 25
mm klein gehäckselt. Gleichzeitig mit der Zerhäckselung muß
das Material in Längsrichtung aufgerissen werden.
Dem zerhäckselten und aufgerissenen Grundstoff werden als
Bindemittel entweder Polyesterharze, verschiedene Leimharze
oder aber polyfunktionelle Isocyanate oder aber Kombinatio
nen aus Leimharzen und polyfunktionalen Isocyanaten zuge
fügt. Der Anteil Bindemittel kann bedarfsweise an die funk
tionale Beanspruchung einer Platte angepaßt werden und
schwankt zwischen 4 und 12 Vol.%.
Als Zusätze werden dem vorbearbeiteten Grundstoff wahlweise
einzeln oder in Kommbination Härter, Stearate, Füllstoffe,
Paraffinemulsionen und Polyolvernetzer zugesetzt. Der An
teil an Zusätzen ergibt sich aus der Anforderung an das
Endprodukt.
Ferner kann durch Zugabe von Katalysatoren die Vernetzung
beschleunigt werden. Als Katalysatoren kommen z. B.
Polyurethan(PUR)- und PIR-Katalysatoren in Frage. PIR-Kata
lysatoren sind beispielsweise 1-Methylimidazol, 1,4-Dime
thylpiperazin, Tris(dimethylaminopropyl)-s-Hexahydrotriazin
(HHT) oder auch Salze, wie Kaliumoctoat, Kaliumacetat und
Kaliumformiat. Die Zugabemenge ist ebenfalls endproduktab
hängig.
Das Gemisch aus vorbearbeitetem Grundstoff, Bindemittel und
den entsprechenden Zugaben und Katalysatoren wird einem
Preßdruck von bis zu 75 kp/cm² unter einer Temperatur von
75°C bis 250°C ausgesetzt. Der Preßdruck wird während des
Preßvorganges in einem vorbestimmten Preßprofil variiert.
Das Preßprofil wird in Abhängigkeit von einer gewünschten
Plattendichte vorbestimmt. Die Plattendichte wiederum hängt
von dem geforderten technischen Einsatz ab. So kann die
Dichte z. B. bei Dämmplatten etwa 0,20 bis 0,45 betragen.
Unter den oben angegebenen chemischen und physikalischen
Bedingungen lassen sich Dämmplatten herstellen, die nach
Herstellung je nach Einsatzart mit Papier und/oder Folie
beschichtet werden können. Bei der Herstellung der Dämm
platten wird der Preßdruck auf einen Druck von maximal 20
kp/cm² zurückgeführt während die Temperatur bei ca. bis
250°C konstant gehalten wird. Die Feuchtigkeit wird im Ma
terial bis auf 8% zurückgetrocknet, und der Bindemittelan
teil beträgt in diesem Fall bis zu maximal 4 Gew.%.
Unter den oben angegebenen chemischen und physikalischen
Bedingungen lassen sich, wie oben bereits erwähnt, auch
Verbundplatten herstellen. Solche Verbundplatten werden im
Herstellungsprozeß mehrschichtig hergestellt, wobei die
einzelnen Schichten, z. B. Deck- und Kernschichten, be
darfsweise unterschiedliche physikalische und chemische Ei
genschaften aufweisen.
Eine mehrschichtig ausgebildete Verbundplatte weist eine
höhere Festigkeit gegenüber einer solchen Einschichtplatte
auf. Dies beruht darauf, daß durch das gefahrene Preßprofil
die Dichte in den jeweiligen Deckschichten einer Platte im
Verhältnis zu der der Kernschicht(en) erhöht wird.
Zur Verbesserung der Biegefestigkeit und des Querzuges kön
nen im Deckschichtbereich der Platte Kunststoff- und/oder
Glasfasermatten, Rowinggewebe, Glasfilamentmatten und Mat
ten aus Metall eingearbeitet werden. Die verwendeten Ver
stärkungsmittel sollten eine Mindesttemperatur von 500°C
ohne Verlust ihrer vorbestimmten physikalischen Eigenschaf
ten aushalten.
Zur Verbesserung der Abriebsfestigkeit werden in den Deck
schichten Mineralstoffe, z. B. Bauxit, Quarzit o. dgl. ca.
4 bis 5 mm tief eingearbeitet.
Die erfindungsgemäßen Verbundplatten sind von Natur aus
schwer entflammbar, da der Grundstoff hochverdichtet ist
und die Verbrennungsrückstände die Sauerstoffzufuhr behin
dern. Weiterhin kann durch Zugabe weiterer feuerhemmender
Zusatzstoffe die Entflammbarkeit weiter gesenkt werden.
Ferner lassen sich Sandwich-Platten herstellen, die außen
aus den oben genannten Verbundplatten und innen aus einer
oben genannten Dämmplatte zusammengesetzt werden. Die ein
zelnen Platten werden mit einem vorgenannten Kleber ver
klebt. Zur weiteren Optimierung der durch eine solche Sand
wich-Platte erreichten Schalldämmung kann die Außenfläche
der Verbundplatten mit einer "schallschluckende" Struktur,
z. B. Pyramidenstumpf o. dgl., versehen sein.
Claims (9)
1. Verbundwerkstoff aus verpreßten Fasern oder Halmen und
einem thermisch härtenden Bindemittel,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern oder Halme zerspannt vorliegen.
2. Verbundwerkstoff nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß 80-90 Vol.% Fasern oder Halme und 20-10 Vol.% Bindemit
tel enthalten sind.
3. Verbundwerkstoff nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß bis zu 8 Vol.% Kalziumkarbonat als Kreide enthalten
sind.
4. Verbundwerkstoff nach Anspruch 1-3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Bindemittel ein Kunstharz, einen feuchtigkeitsrea
gierenden Härter und Beschleuniger umfaßt.
5. Verbundwerkstoff nach einem der Ansprüche 1-4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern oder Halme Naturfasern bzw. Strohhalme sind.
6. Verbundwerkstoff nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Naturfasern oder Strohhalme an Ihrer Oberfläche ei
ne natürliche Wachsschicht aufweisen.
7. Verbundwerkstoff nach Anspruch 1-5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern oder Halme an Ihrer Oberfläche eine künstli
che Wachsschicht aufweisen.
8. Verbundwerkstoff nach einem der vorstehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch ein spezifisches Gewicht von 0,8
g/cm³.
9. Verbundwerkstoff nach einem der vorstehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch eine plattenförmige Ausbildung.
Priority Applications (1)
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OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
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