DE4425956C2 - Verfahren und Vorrichtung zum Betreiben eines Dieselmotors - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben ei
nes Dieselmotors nach der im Oberbegriff des Anspruchs
1 näher definierten Art sowie eine Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens.
Aus der DE-OS 39 00 739 ist ein Verfahren zur Steige
rung der Motorbremsleistung bei Viertakt-Hubkolben-
Brennkraftmaschinen bekannt, wobei im Bremsbetrieb im
ersten und dritten Takt Luft über das Einlaßventil an
gesaugt und im zweiten und vierten Takt die Luft ver
dichtet und durch das teilweise geöffnete Auslaßventil
gegen eine in der Abgasleitung vorgesehene Drossel
klappe ausgeschoben wird.
Zur Erhöhung des Kompressionsenddruckes, d. h. um die
für die Verdichtung aufzubringende Arbeit zu vergrö
ßern, wird jeweils am Anfang und am Ende des Verdich
tungstaktes das Auslaßventil kurzzeitig geöffnet, so
daß bei einer Öffnung des Auslaßventiles kurz nach dem
unteren Totpunkt UT vorverdichtete Luft aus dem Aus
laßkrümmer des Zylinders in den Zylinder hineinströmt
und hierdurch eine bereits vorverdichtete Luftmenge
während der nachfolgenden Kompressionsphase weiter
verdichtet wird.
Die zweite Öffnung des Auslaßventiles erfolgt kurz vor
Erreichen des oberen Totpunktes, wobei die während der
Kompressionsphase verdichtete Luft aus dem Zylinder in
den Auslaßkrümmer strömen kann und somit für die näch
ste Kompressionsphase wieder ein ausreichend hoher
Druck bzw. eine vorverdichtete Luftmenge im Auslaß
krümmer zur Verfügung steht.
Nachteilig an dem aus der genannten Offenlegungs
schrift bekannten Verfahren zur Steigerung der Motor
bremsleistung ist jedoch, daß zur Durchführung dessel
ben eine verhältnismäßig aufwendige Ventilsteuerung
notwendig und außerdem die erzielbare Bremsleistung
verhältnismäßig gering ist.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zu
grunde, ein Verfahren vorzusehen, mit dem die Motor
bremsleistung eines Verbrennungsmotors weiter ver
stärkt werden kann.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die im kenn
zeichnenden Teil des Anspruchs 1 genannten Merkmale
gelöst.
Durch die Selbstzündung des eingespritzten Kraft
stoff-Luft-Gemisches im Bremsbetrieb in der Kompres
sionsphase in dem angegebenen Bereich vor dem oberen
Totpunkt OT bei geschlossenem Ventil baut sich im
Brennraum ein Druck auf, gegen den der sich nach oben
bewegende Kolben Arbeit verrichten muß, wodurch ein
gegenüber dem Stand der Technik erhöhter Bremseffekt
erzielt wird. Das Abgas wird kurz vor dem Erreichen
des oberen Totpunktes über ein Ventil ausgestoßen und
kann anschließend beispielsweise einem Abgasturbolader
zugeführt werden.
Die Motorbremsleistung wird durch das beschriebene
Verfahren wesentlich erhöht, da der Kolben gegen den
Druck, welcher sich nach dem Zünden des Gemisches auf
baut, Arbeit verrichten muß, wobei diese Arbeit der
kinetischen Energie des Kraftfahrzeuges entzogen wird
und somit ein wirksamer Bremseffekt auftritt.
Der Abgasturbolader kann zusätzlich noch zur Erhöhung
der Bremsleistung vorteilhaft eingesetzt werden. Vor
teilhafte Ausführungsformen von Abgasturboladern sind
in den Unteransprüchen 6 und 7 angegeben.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildun
gen der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Unter
ansprüchen und dem nachfolgend anhand der Zeichnung
prinzipmäßig beschriebenen Ausführungsbeispiel.
Die Figur zeigt den Druckverlauf p über dem Kurbelwin
kel KW für einen Zylinder eines als Dieselmotor ausge
bildeten Verbrennungsmotors. Die Kurve 1 stellt hier
bei den Druckverlauf im Bremsbetrieb des Verbrennungs
motors gemäß dem Stand der Technik dar. Abweichend
hierzu zeigt die Kurve 2 den Druckverlauf beim Einsatz
des Verfahrens zur Erhöhung
der Motorbremsleistung.
Bei dem Verfahren wird an einer Stelle 3, die sich we
nigstens 20° Kurbelwinkel vor dem Erreichen des oberen
Totpunktes OT, vorzugsweise bei 50° bis 60° Kurbelwin
kel vor dem Erreichen des oberen Totpunktes OT befin
det, Kraftstoff in den Zylinder der Brennkraftmaschine
eingespritzt, wodurch zwischen der Stelle 3 und einer
Stelle 4 der Druck gegenüber dem Normalbetrieb kurz
fristig etwas abnimmt.
Dieser kurzzeitige Druckabfall resultiert aus der
Energieaufnahme durch die Kraftstoffverdampfung.
Die Kurve 1 des Standes der Technik zeigt nur den Vor
gang des Komprimierens und Dekomprimierens von Luft,
die sich in dem Zylinder befindet, da im Bremsbetrieb
der Brennkraftmaschine, wie anhand des vorliegenden
Ausführungsbeispieles beschrieben werden soll, beim
Stand der Technik kein Kraftstoff in den Zylinder ein
gespritzt wird.
Da jedoch bei dem Verfahren zum Verstärken der Motor
bremsleistung eines Verbrennungsmotors zusätzlich, wie
bereits erwähnt, Kraftstoff eingespritzt wird, zündet
dieser im Bereich der Stelle 4, so daß der Druck im
Brennraum sehr rasch ansteigt, was in der Figur ver
deutlicht ist. Die Zündung erfolgt hierbei als Selbst
zündung.
Der Druck liegt hierbei wesentlich über dem Druck des
normalen Bremsbetriebes, so daß der Kolben des Zylin
ders gegen diesen hohen Druck Arbeit verrichten muß,
wodurch die Bremswirkung erzielt wird.
Kurz vor Erreichen des oberen Totpunktes, d. h. in der
Figur an der Stelle 5, wird ein Auslaßventil des
Brennraumes geöffnet. Bei diesem Auslaßventil kann es
sich um das normale Auslaßventil, also eines der Gas
wechselventile, des Brennraumes handeln, oder auch um
ein speziell zur Durchführung des beschriebenen Ver
fahrens vorgesehenes Auslaßventil.
Hierdurch fällt der Druck im Brennraum sehr schnell
ab, da der Öffnungsquerschnitt des Auslaßventiles so
vorgesehen ist, daß sich der hohe Druck in der Brenn
kammer möglichst schnell abbauen kann, der Öffnungs
querschnitt ist also sehr groß.
Der Kolben bewegt sich anschließend auf bekannte Art
und Weise weiter, wobei das beschriebene Auslaßventil
geöffnet bleibt und erst beim nächsten Kompressions
takt wieder geschlossen wird.
Wie bereits erwähnt, zündet das in den Brennraum ein
gespritzte Kraftstoff-Luftgemisch an der Stelle 4 von
selbst, d. h. es handelt sich bei dem eingespritzten
Kraftstoff um Dieselkraftstoff.
Das nach dem Öffnen des Auslaßventiles aus dem Brenn
raum sehr schnell entweichende Abgas wird vorteilhaf
terweise einem Abgasturbolader zugeführt.
Der Eingang zu dem Abgasturbolader bzw. zu der Turbine
des Abgasturboladers ist jedoch so ausgeführt, daß der
Druck vor dem Eingang zur Turbine höher ist als in der
Turbine, d. h. es wird künstlich ein Abgasstau vor der
Turbine erzeugt. Hierdurch wird das Abgas beim Ein
tritt in die Turbine beschleunigt, so daß die Turbi
nen- bzw. Verdichterdrehzahl entsprechend zunimmt und
auch der Zylinder des Verbrennungsmotors daher mit ei
nem relativ hohen Druck über den Verdichter aufgeladen
wird.
Dies hat zur Folge, daß der Kolben des Zylinders gegen
diesen hohen Druck zusätzlich Arbeit verrichten muß,
so daß der Bremseffekt zusätzlich noch erhöht wird.
Ein weiterer Vorteil des Aufladens des Zylinders durch
die bei dem beschriebenen Verfahren entstehenden Abga
se liegt darin, daß durch diesen höheren Druck die
Zündung des Kraftstoff-Luftgemisches früher erfolgen
kann, so daß sich sehr frühzeitig ein hoher Druck auf
baut, gegen den der Kolben vor dem Erreichen des obe
ren Totpunktes Arbeit verrichten muß. Auch dies trägt
zu einer deutlichen Erhöhung der Bremsleistung bei.
Hierbei ist es nicht notwendig, daß beim Öffnen des
Auslaßventiles das gesamte im Zylinder vorhandene Ab
gas aus diesem entweicht, vielmehr kann es vorteilhaft
sein, wenn ein Rest des Abgases im Zylinder verbleibt,
wodurch eine bessere Zündwilligkeit des Kraftstoff-
Luftgemisches für den nächsten Kompressionstakt er
reicht wird.
Wie bereits erwähnt, muß sich vor dem Einlaß zu der
Turbine des Abgasturboladers ein höherer Druck auf
bauen als in der Turbine selbst. Dieser höhere Druck
soll jedoch nur während des Bremsbetriebes vorhanden
sein, wohingegen im Normalbetrieb der angesprochene
hohe Druck am Eingang der Turbine unerwünscht ist.
Für die Praxis heißt dies, daß der engste Strömungs-
Querschnitt im Abgasturbolader während des Bremsbe
triebs im Vergleich zum Normalbetrieb verringert wer
den muß.
Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, daß der
verengte Querschnitt durch ein axial verschiebliches
Leitgitter erzeugt wird, durch welches das aus dem Zy
linder ausgestoßene Abgas strömt.
Durch die axiale Verschiebung können die Durchlässe im
Leitgitter vergrößert oder verkleinert werden, so daß
hierdurch auch der Druck am Eingang des Abgasturbola
ders gesteuert werden kann.
Bei einer weiteren Möglichkeit zur Steuerung des
Drucks kann vorgesehen sein, daß das Turbinenrad des
Turboladers im Bremsbetrieb von wenigstens einer Flut
angeströmt wird, deren Auslaßquerschnitt geringer ist
als der Auslaßquerschnitt wenigstens einer weiteren
Flut, von welcher das Turbinenrad im Normalbetrieb an
geströmt wird.
Aufgrund des geringeren Auslaßquerschnittes der weite
ren Flut baut sich in der weiteren Flut ein gegenüber
dem Normalbetrieb, bei dem die andere Flut durchströmt
wird, höherer Druck auf, so daß hierdurch die hohen
Beschleunigungen des Abgases beim Eintritt in die Tur
bine des Abgasturboladers erreicht werden.
Bei einem weiteren Ausführungsbeispiel kann die Tur
bine des Turboladers als sowohl axial als auch radial
angeströmte Turbine ausgeführt sein, wobei für den
Normalbetrieb des Verbrennungsmotors eine große Flut
über der radialen Düse des Turboladers angeordnet ist,
und für den Bremsbetrieb eine Hilfsflut vorgesehen
ist, die die Turbine halbaxial anströmt und im Ver
gleich zur großen Flut einen geringeren Auslaßquer
schnitt aufweist.
Auch hierbei wird, wie bereits im Zusammenhang mit der
Anströmung der Turbine durch zwei Fluten erwähnt, ein
höherer Druck des Abgases beim Eintritt in die Turbine
des Abgasturboladers erreicht, wobei aufgrund des
Druckgefälles das Abgas beim Anströmen der Turbine
stark beschleunigt wird.
Zusätzlich können in der genannten Turbine noch Spalte
vorgesehen sein, die als Lavaldüse wirken, so daß auch
hierdurch der Beschleunigungseffekt des Abgases auf
grund größerer Druckunterschiede erreichbar ist.
Bei bekannten Motorbremsen ist ein sogenannter "Brems
spalt" hinter der Turbine des Abgasturboladers ange
ordnet, d. h. das aus dem Abgasturbolader austretende
Abgas wird erst nach dem Austritt aus dem Abgasturbo
lader aufgestaut und entweicht kontinuierlich durch
den Bremsspalt.
Bei dem beschriebenen Verfahren kann der Bremsspalt
jedoch auch vor dem Eintritt des Turbinenrades des Ab
gasturboladers angeordnet sein.
Um den beschriebenen Effekt des Druckstaus vor dem
Eintritt in die Turbine des Abgasturboladers zu errei
chen und um gleichzeitig sicherzustellen, daß beim
Öffnen des Auslaßventils der Druck im Zylinder mög
lichst schlagartig absinkt, muß der Öffnungsquer
schnitt des Auslaßventiles größer als die Quer
schnittsfläche der Verengung vor dem Eintritt in das
Turbinenrad des Abgasturboladers sein. Diese Veren
gung, kann, wie bereits beschrieben, als Leitgitter
oder als Flut mit geringerem Querschnitt gegenüber dem
Flutquerschnitt für den Normalbetrieb ausgeführt sein.
Selbstverständlich sind jedoch auch andere Einrichtun
gen zur Verengung des Strömungsquerschnittes und/oder
zum Erzeugen eines Druckgefälles vor dem Eintritt in
die Turbine des Abgasturboladers möglich.
Claims (7)
1. Verfahren zum Betreiben eines Dieselmotors, wobei
in der Kompressionsphase vor dem oberen Totpunkt OT
eine Kraftstoffeinspritzung und eine anschließende
Zündung des Kraftstoff-Luft-Gemisches erfolgt,
wobei anschließend das entstandene Abgas über ein
nach überschreiten des oberen Totpunktes OT zu
öffnendes Ventil ausgestoßen wird, und wobei im
Bremsbetrieb das Ventil vor dem Erreichen des
oberen Totpunktes OT geöffnet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
zur Verstärkung der Motorbremsleistung im Bremsbe
trieb des Dieselmotors in der Kompressionsphase in
einem Bereich wenigstens 20° Kurbelwinkel vor dem
Erreichen des oberen Totpunktes OT bei geschlosse
nem Ventil eine Kraftstoffeinspritzung und eine
Selbstzündung des Kraftstoff-Luft-Gemischs erfolgt
und anschließend das entstandene Abgas über das zu
öffnende Ventil ausgestoßen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das ausgestoßene Abgas in einen Abgasturbolader
eingeleitet wird, der im Bremsbetrieb des Diesel
motors auf einen verengten Einlaßquerschnitt im
Vergleich zum Normalbetrieb steuerbar ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
der verengte Einlaßquerschnitt durch ein axial ver
schiebliches Leitgitter erzeugt wird, durch welches
das ausgestoßene Abgas strömt.
4. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
der verengte Einlaßquerschnitt dadurch erzeugt
wird, daß das Turbinenrad des Turboladers im Brems
betrieb von wenigstens einer Flut angeströmt wird,
deren Auslaßquerschnitt geringer ist als der Aus
laßquerschnitt wenigstens einer weiteren Flut, von
welcher das Turbinenrad im Normalbetrieb angeströmt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Kraftstoffeinspritzung bei 50° Kurbelwinkel bis
60° Kurbelwinkel vor dem Erreichen des oberen Tot
punktes OT erfolgt.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
Anspruch 2 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Turbine des Abgasturboladers sowohl radial als
auch axial anströmbar ist, wobei für den Normalbe
trieb des Verbrennungsmotors eine große Flut über
der radialen Düse des Turboladers angeordnet ist
und für den Bremsbetrieb eine Hilfsflut vorgesehen
ist, welche die Turbine halbaxial anströmt und im
Vergleich zur großen Flut einen geringeren Auslaß
querschnitt aufweist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
in der Beschaufelung der Turbine Spalten vorgesehen
sind, die als Lavaldüse wirken.
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