DE4402334A1 - Verfahren zur Verringerung der optischen Dämpfung eines transparenten, teilkristallinen Formkörpers - Google Patents
Verfahren zur Verringerung der optischen Dämpfung eines transparenten, teilkristallinen FormkörpersInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Verringerung der optischen
Dämpfung eines transparenten, teilkristallinen Formkörpers durch Verstrecken
des Formkörpers entlang der Lichtausbreitungsrichtung. In einer besonderen
Ausführungsform ist der Formkörper ein Lichtwellenleiter.
Es ist bekannt, daß sich die mechanischen Eigenschaften von Formkörpern, wie
z. B. Fasern oder Folien, die aus Polymeren bestehen, durch Verstrecken ver
ändern lassen.
Trotz einiger Fortschritte in den letzten Jahren sind die optischen Eigenschaften,
insbesondere die optische Dämpfung, von transparenten, teilkristallinen Form
körpern, insbesondere von Lichtwellenleitern, immer noch verbesserungswürdig.
Lichtwellenleiter sind aus einem Kern und einem Mantel aufgebaut, die beide
aus unterschiedlichen transparenten Materialien bestehen, wobei das Kernmate
rial immer einen höheren Brechungsindex aufweist als das Mantelmaterial.
Die bisher für Lichtwellenleiter am häufigsten eingesetzten Materialien sind
Homo- und Copolymere von Methacrylsäureestern im Kern und Homo- und
Copolymere von Methacrylsäureestern fluorhaltiger Alkohole oder Copolymere
des Vinylidenfluorids mit anderen fluorhaltigen Monomeren im Mantel
(EP-A0-154 339, EP-A0-034 05 57, EP-A0-034 05 56, EP-A0-034 05 55,
DE-C-24 55 265). Auch die Verwendung von Vinylidenfluorid-Copolymeren als
Kernmaterial von Lichtwellenleitern ist bekannt (EP-A0-034 05 58).
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein Verfahren bereitzustellen, daß
es ermöglicht die optischen Eigenschaften eines transparenten, teilkristallinen
Formkörpers, insbesondere eines Lichtwellenleiters, zu verbessern.
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verringerung der optischen
Dämpfung eines transparenten, teilkristallinen Formkörpers durch Verstrecken
des Formkörpers entlang der Lichtausbreitungsrichtung. Hierbei kommt es so
wohl parallel als auch senkrecht zur Verstreckungsrichtung zu einer Abnahme
der optischen Dämpfung.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird ein transparenter, teilkristalliner
Formkörper bei einer Temperatur im Bereich von 40 bis 200°C entlang der
Lichtausbreitungsrichtung verstreckt. Insbesondere liegt die Temperatur im
Bereich von 60 bis 170°C, bevorzugt im Bereich von 80 bis 150°C.
Bei der Wahl des Temperaturbereiches sind die Schmelztemperatur des Materials
aus dem der Formkörper besteht, die Verstreckgeschwindigkeit und die Verweil
zeit in der Verstreckzone zu berücksichtigen.
Die Verstreckgeschwindigkeit liegt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren übli
cherweise im Bereich von 10-4 bis 20 m/min, bevorzugt im Bereich von 1 bis 16
m/min und besonders bevorzugt im Bereich von 3 bis 10 m/min.
Aufgrund des Zeit-Temperatur-Superpositionsprinzips besteht die Möglichkeit bei
einer höheren Temperatur mit größerer Verstreckgeschwindigkeit zu verstrec
ken, während der Fachmann bei einer niedrigeren Temperatur eine geringere
Verstreckgeschwindigkeit wählen würde. Bei der Wahl der Verstreckgeschwin
digkeit sind ferner die Zugdehnungseigenschaften des Formkörpers bei der Ver
strecktemperatur zu berücksichtigen. Die jeweilige Temperatur bzw. Verstreck
geschwindigkeit wird in Abhängigkeit vom Formkörpermaterial so gewählt, daß
das Auftreten von Fehlstellen im Formkörper oder ein Abreißen desselben wäh
rend des Verstreckvorganges vermieden wird.
Der Verstreckungsfaktor um den der transparente Formkörper verstreckt wird
liegt bei dem vorliegenden Verfahren im Bereich von 1 ,5 bis 30. In einer bevor
zugten Ausführungsform wird der Formkörper um einen Faktor 2 bis 20, ins
besondere um einen Faktor im Bereich von 3 bis 10, gegenüber seiner Aus
gangslänge verstreckt.
Die optische Dämpfung nimmt hierbei exponentiell mit steigendem Ver
streckungsfaktor ab (siehe Abb. 1), so daß sich die optische Dämpfung ab ei
nem gewissen Verstreckungsgrad (bzw. Verstreckungsfaktor) nicht mehr nen
nenswert verändert.
Voraussetzung für eine Erniedrigung der optischen Dämpfung ist, daß der teil
kristalline Formkörper eine sphärolithische Struktur aufweist, deren Ordnung und
Dimensionen durch den Verstreckprozeß beeinflußt werden, d. h. der Verstreck
prozeß muß zu einer Deformation der ursprünglich vorhandenen Sphärolithe
führen. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kommt es dabei sowohl parallel
als auch senkrecht zur Verstreckungsrichtung zu einer Abnahme der optischen
Dämpfung. Strukturuntersuchungen mittels Kleinwinkellichtstreuung sowie
Modellbetrachtungen zeigen, daß die physikalischen Ursachen in beiden Fällen
völlig verschieden sind.
Der transparente, teilkristalline Formkörper kann aus verschiedenen Homo- und/
oder Copolymeren bestehen, die aus mindestens einem Monomeren aufgebaut
sind, die aus der Stoffgruppe der Olefine und der (teil-)halogenierten Olefine
stammen. Bevorzugt sind die Stoffgruppen der 1-Olefine, der (teil-)fluorierten
und der (teil-)chlorierten Olefine. Besonders bevorzugte Monomere sind Tetra
fluorethylen, Hexafluorpropen, Perfluorpropylvinylether, Vinylidenfluorid, Vinyl
fluorid, Chlortrifluorethylen, Vinylchlorid, Ethylen, Propylen, Isobutylen und
Vinylacetat.
In einer bevorzugten Ausführungsform enthält der Formkörper zwei oder mehr
Einheiten aus der Gruppe von Vinylidenfluorid (VdF), Tetrafluorethylen (TFE),
Hexafluorpropylen (HFP) und Ethylen (ET). Bei Terpolymeren enthaltend Einhei
ten von VdF, TFE und HFP beträgt der Anteil an VdF vorzugsweise 20 bis 52
Gew.-%, der TFE-Anteil vorzugsweise 25 bis 65 Gew.-% und der HFP-Anteil
vorzugsweise 15 bis 25 Gew.-%. Bei Formkörpern aus solchen Polymeren kann
die optische Dämpfung bei einem Verstreckungsfaktor von 1,5 auf 90%, bezo
gen auf den Ausgangswert, bei einem Verstreckungsfaktor von 5 sogar bis auf
20%, bezogen auf den Ausgangswert, reduziert werden.
Besteht der Formkörper aus einem Copolymeren, das zu 50 bis 80 Gew.-%
Einheiten von Tetrafluorethylen, 10 bis 25 Gew.-% Ethylen und 5 bis 40 Gew.-%
Hexafluorpropen enthält, so verringert sich die optische Dämpfung bei einem
Verstreckungsfaktor von 1,5 auf ca. 80%, bei einem Verstreckungsfaktor von 5
auf ca. 10%, bezogen auf den ursprünglichen Dämpfungswert.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform enthält der zu verstreckende
Formkörper 30 bis 60 Gew.-% Einheiten von Tetrafluorethylen, 20 bis 40 Gew.-%
Vinylidenfluorid, 5 bis 20 Gew.-% Hexafluorpropylen und 5 bis 15 Gew.-% Ethy
len.
Bei Formkörpern die ein Necking-Verhalten zeigen, stellt sich beim Verstrecken
ein bestimmter materialabhängiger Verstreckungsfaktor ein. Dies ist beispiels
weise bei Polymeren mit einem hohen Anteil an Vinylidenfluorid der Fall.
So kann beispielsweise bei einem Copolymer enthaltend 65 bis 100 Gew.-%
Einheiten von Vinylidenfluorid, 35 bis 0 Gew.-% Tetrafluorethylen und 20 bis 0
Gew.-% Hexa-fluorpropylen bei einem Verstreckungsfaktor von ca. 5 die optische
Dämpfung um bis zu 5%, bezogen auf den ursprünglichen Dämpfungswert,
verringert werden.
Je nach Formkörpermaterial ist es möglich die optische Dämpfung um bis zu
95%, bezogen auf den Ausgangswert, zu erniedrigen.
Das Verstrecken ist auch als mehrstufiger Prozeß möglich, wobei die Tempera
tur der Probe und/oder die Verstreckgeschwindigkeit in den einzelnen Verstrec
kungsstufen verschieden sein können. Auf diese Weise ist es möglich die opti
sche Dämpfung bis auf einen Minimalwert zu reduzieren.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist der transparente, teilkristalline Form
körper ein Lichtwellenleiter mit oder ohne Mantel, welcher entlang der Lichtaus
breitungsrichtung verstreckt wird.
Der Lichtwellenleiter kann als planarer Lichtwellenleiter oder als Faser vorliegen.
Insbesondere ist der transparente, teilkristalline Formkörper der Mantel eines
Lichtwellenleiters, dessen Kern aus einem transparenten Material besteht, des
sen Brechungsindex höher ist als der Brechungsindex des Mantelmaterials.
Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele näher erläutert.
Ein Tercopolymer aus 52 Gew.-% Vinylidenfluorid, 36,5 Gew.-% Tetrafluorethy
len und 11,5 Gew.-% Hexafluorpropylen wurde aus der Schmelze kristallisiert
und auf Raumtemperatur abgekühlt.
Es wurden Proben mit einer Dicke von 4 mm und einer Breite von 5 mm herge
stellt. Diese wurden in eine ®Instron Zugprüfmaschine (Firma Instron) mit einer
Einspannlänge von 30 mm eingespannt und mit einer Verstreckgeschwindigkeit
von 1,7*10-2 mm/s verstreckt. Die Messungen wurden bei drei verschiedenen
Temperaturen durchgeführt.
Vor und nach der Verstreckung um sukzessiv zunehmende Verstreckungsfakto
ren wurde die optische Dämpfung des durch die Probe geführten Lichts gemes
sen (Transmissionsmessung bei der Wellenlänge 632 nm, dann Umrechnung in
die optische Dämpfung in dB/m). Der relative Fehler der Werte für die optische
Dämpfung in den Tabellen 1, 2 und 3 beträgt 8%.
Die Meßwerte für die optische Dämpfung in Abhängigkeit vom Verstreckungs
faktor, die bei 40, 60 und 80°C ermittelt wurden, sind in Abb. 1 aufgetragen.
Soweit nicht anders angegeben gelten alle Angaben zur optischen Dämpfung
parallel zur Verstreckungsrichtung.
Copolymere verschiedener Zusammensetzung wurden bei unterschiedlichen
Temperaturen verstreckt (Ts = Verstreckungstemperatur) und deren Dämpfung
in Abhängigkeit von den Verstreckungsfaktoren gemessen.
Claims (16)
1. Verfahren zur Verringerung der optischen Dämpfung eines transparenten,
teilkristallinen Formkörpers, dadurch gekennzeichnet, daß der transparen
te, teilkristalline Formkörper entlang der Lichtausbreitungsrichtung ver
streckt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der transpa
rente, teilkristalline Formkörper ein Lichtwellenleiter ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Lichtwel
lenleiter als planarer Lichtwellenleiter oder als Faser vorliegt.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der teilkristalli
ne, transparente Formkörper der Mantel eines Lichtwellenleiters ist, des
sen Kern aus einem transparenten Material besteht, dessen Brechungs
index höher ist als der Brechungsindex des Mantelmaterials.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Verstrecken bei einer Temperatur im Bereich von
40 bis 200°C durchgeführt wird.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Verstreckgeschwindigkeit im Bereich von 10-4 bis
20 m/min liegt.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Formkörper um einen Faktor im Bereich von 1,5 bis
30 gegenüber seiner Ausgangslänge verstreckt wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch ge
kennzeichnet, daß der teilkristalline Formkörper eine sphärolithische Struk
tur aufweist, deren Ordnung und Dimensionen durch den Verstreckprozeß
beeinflußt werden.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch ge
kennzeichnet, daß der transparente, teilkristalline Formkörper aus Homo-
und/oder Copolymeren besteht, die aus mindestens einem Monomeren
aufgebaut sind, das aus den Stoffgruppen der Olefine und der (teil)halo
genierten Olefine, insbesondere aus den Stoffgruppen der 1-Olefine, der
(teil)fluorierten und (teil)chlorierten Olefine stammt.
10. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Formkörper zwei oder mehr Einheiten aus der Grup
pe von Vinylidenfluorid, Tetrafluorethylen, Hexafluorpropylen und Ethylen
enthält.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkör
per aus einem Copolymer besteht, das zu 20 bis 52 Gew.-% Einheiten von
Vinylidenfluorid, 25 bis 65 Gew.-% Tetrafluorethylen und 15 bis 25 Gew.-%
Hexafluorpropylen enthält.
12. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkör
per aus einem Copolymer besteht, das zu 50 bis 80 Gew.-% Einheiten von
Tetrafluorethylen, 10 bis 25 Gew.-% Ethylen und 5 bis 40 Gew.-% Hexa
fluorpropylen enthält.
13. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkör
per aus einem Copolymer besteht, das zu 30 bis 60 Gew.-% Einheiten von
Tetrafluorethylen, 20 bis 40 Gew.-% Vinylidenfluorid, 5 bis 20 Gew.-%
Hexafluorpropylen und 5 bis 15 Gew.-% Ethylen enthält.
14. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkör
per aus einem Copolymer besteht, das zu 65 bis 100 Gew.-% Einheiten
von Vinylidenfluorid, 35 bis 0 Gew.-% Tetrafluorethylen und 20 bis 0
Gew.-% Hexafluorpropylen enthält.
15. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Verstrecken als mehrstufiger Prozeß erfolgt, wobei
die Temperatur der Probe und/oder die Verstreckgeschwindigkeit bei den
einzelnen Verstreckungsstufen verschieden sein können.
16. Formkörper hergestellt nach einem Verfahren gemäß mindestens einem
der Ansprüche 1 bis 15.
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