DE4340767C2 - Verwendung von Ketamin als Parkinson-Therapeutikum - Google Patents
Verwendung von Ketamin als Parkinson-TherapeutikumInfo
- Publication number
- DE4340767C2 DE4340767C2 DE19934340767 DE4340767A DE4340767C2 DE 4340767 C2 DE4340767 C2 DE 4340767C2 DE 19934340767 DE19934340767 DE 19934340767 DE 4340767 A DE4340767 A DE 4340767A DE 4340767 C2 DE4340767 C2 DE 4340767C2
- Authority
- DE
- Germany
- Prior art keywords
- acid
- ketamine
- nmda
- concentration
- release
- Prior art date
- Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
- Expired - Fee Related
Links
Classifications
-
- A—HUMAN NECESSITIES
- A61—MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
- A61K—PREPARATIONS FOR MEDICAL, DENTAL OR TOILETRY PURPOSES
- A61K31/00—Medicinal preparations containing organic active ingredients
- A61K31/13—Amines
- A61K31/135—Amines having aromatic rings, e.g. ketamine, nortriptyline
Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von 2-(2-chlor
phenyl)-2-(methylamino)-cyclohexanon (Ketamin)
in subanaesthetischen Dosen von 20 bis 200 µg/kg als
Therapeutikum bei Parkinson-Erkrankungen.
Ketamin ist erstmals beschrieben in US 32 54 124 und
hat seither eine breite Anwendung als intravenös zu
verabreichendes Anaesthetikum gefunden. Die Auftrennung
des Racemats in die optischen Isomeren ist beschrieben
in DE 20 62 620. Es hat sich herausgestellt, daß (+)-
Ketamin die höhere Wirksamkeit aufweist und (-)-Ketamin
teilweise für unerwünschte Nebenwirkungen verantwort
lich ist.
Für die Behandlung von Parkinson-Erkrankungen ist die
Verwendung von Memantin und Amantadin bekannt. Die
therapeutische Wirksamkeit dieser Substanzen ist auf
ihren Antagonismus gegenüber N-Methyl-D-Aspartat-Effek
ten (NMDA) zurückzuführen (Lupp et al, J. Pharmacol.
Exp. Ther. 263, 717-724 (1992)).
Auch von Ketamin sind antagonistische Wirkungen am
NMDA-Kanal bekannt (Lodge und Johnson, Trends Neurosci.
11, 81 (1990)).
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß Ketamin in
Konzentrationen, die weit unter denjenigen seiner
anaesthetischen Wirksamkeit liegt, für die Behandlung
von Parkinson-Erkrankungen Verwendung finden kann. Zur
Erzielung einer anaesthetischen Wirkung ist eine
Ketamin-Injektion von 0.7 bis 2 mg/kg Körpergewicht
erforderlich. Die dabei erzielten Plasmaspiegel liegen
bei 5 bis 50 µM und die Konzentrationen im Gehirn
betragen 50 bis 500 µM. Für die erfindungsgemäße An
wendung ist jedoch bereits eine Dosierung im Bereich
von 20-200 µg/kg Körpergewicht ausreichend, die zu
einer Plasmakonzentration von 0.05-0.5 µM und einer
Hirnkonzentration von 0.5-5 µM führt.
Gegenstand der Erfindung ist daher die Verwendung von
Ketamin und seinen pharmakologisch verträglichen Salzen
in subanaesthetischen Dosen von 20 bis 200 µg/kg bei der
Behandlung von Parkinson-Erkrankungen.
Die Salze werden in üblicher Weise durch Neutralisation
der Base mit anorganischen oder organischen Säuren er
halten.
Als anorganische Säuren kommen zum Beispiel Salzsäure,
Schwefelsäure, Phosphorsäure oder Bromwasserstoffsäure,
als organische Säuren zum Beispiel Carbon-, Sulfo- oder
Sulfonsäuren wie Essigsäure, Weinsäure, Milchsäure,
Propionsäure, Glykolsäure, Malonsäure, Maleinsäure,
Fumarsäure, Gerbsäure, Succinsäure, Alginsäure, Benzoe
säure, 2-Phenoxybenzoesäure, 2-Acetoxybenzoesäure,
Zimtsäure, Mandelsäure, Zitronensäure, Apfelsäure,
Salicylsäure, 3-Aminosalicylsäure, Ascorbinsäure,
Embonsäure, Nicotinsäure, Isonicotinsäure, Oxalsäure,
Aminosäuren, Methansulfonsäure, Ethansulfonsäure, 2-
Hydroxyethansulfonsäure, Ethan-1,2-disulfonsäure,
Benzolsulfonsäure, 4-Methylbenzolsulfonsäure oder
Naphthalin-2-sulfonsäure in Frage.
Die erfindungsgemäß verwendeten Arzneimittel enthalten
neben den üblichen Hilfs-, Träger- und Zusatzstoffen
eine wirksame Dosis von Ketamin oder eines seiner Salze
von 20-200 µg/kg bezogen auf das Körpergewicht der
behandlungsbedürftigen Person.
Als Applikationsformen kommen sowohl parenterale als
auch topische Zubereitungen in Frage. Bei letzteren
kommen vor allem transdermale Systeme in Frage, die
eine konstante Aufrechterhaltung der erfindungsgemäßen
therapeutischen Konzentrationen erlauben.
Bevorzugt ist die parenterale Applikation, da sie die
sicherste Form ist, eine gezielte Wirkstoffmenge direkt
ohne weitere Verfälschung durch andere Faktoren gezielt
einzusetzen.
Zubereitungen zur parenteralen Applikation enthalten
0.1 bis 5 mg, bevorzugt 0.1 bis 2 mg Ketamin pro
Dosiseinheit und können in separaten Dosiseinheits
formen wie z. B. Ampullen oder Vials vorliegen. Vor
zugsweise werden Lösungen des Wirkstoffes verwendet,
bevorzugt wäßrige Lösungen und vor allem isotonische
Lösungen, aber auch Suspensionen. Diese Injektions
formen können als Fertigpräparat zur Verfügung gestellt
werden oder erst direkt vor der Anwendung durch Mischen
der wirksamen Verbindung, zum Beispiel des
Lyophilisats, gegebenenfalls mit weiteren festen
Trägerstoffen, mit dem gewünschten Lösungs- oder
Suspensionsmittel zubereitet werden. Für topische
Applikationsformen ist selbstverständlich eine höhere
Wirkstoffkonzentration als die für parenterale Zuberei
tungen genannte angezeigt.
Parenterale wie topische Formen können sterilisiert
sein und/oder gegebenenfalls Hilfsstoffe wie
Konservierungsmittel, Stabilisatoren, Netzmittel,
Penetrationsmittel, Emulgatoren, Spreitmittel, Lösungs
vermittler, Salze zur Regelung des osmotischen Drucks
oder zur Pufferung und/oder Viskositätsregulatoren ent
halten.
Derartige Zusätze sind zum Beispiel Tartrat- und
Citrat-Puffer, Ethanol, Komplexbildner (wie Äthylen
diamin-tetraessigsäure und deren nicht-toxische Salze).
Zur Regelung der Viskosität kommen hochmolekulare
Polymere in Frage wie beispielweise flüssiges Poly
ethylenoxid, Carboxymethylcellulosen, Polyvinyl
pyrrolidone, Dextrane oder Gelatine. Feste Trägerstoffe
sind zum Beispiel Stärke, Lactose, Mannit, Methyl
cellulose, Talkum, hochdisperse Kieselsäuren, höher
molekulare Fettsäuren (wie Stearinsäure), Gelatine,
Agar-Agar, Calciumphosphat, Magnesiumstearat, tierische
und pflanzliche Fette, feste hochmolekulare Polymere
(wie Polyethylenglykol).
Ölige Suspensionen für parenterale oder topische
Anwendungen können vegetabile synthetische oder
semisynthetische Öle, wie beispielsweise flüssige
Fettsäureester mit jeweils 8 bis 22 C-Atomen in den
Fettsäureketten, zum Beispiel Palmitin-, Laurin-,
Tridecyl-, Margarin-, Stearin-, Arachin-, Myristin-,
Behen-, Pentadecyl-, Linol-, Elaidin-, Brasidin-,
Eruca- oder Ölsäure, die mit ein- bis dreiwertigen
Alkoholen mit 1 bis 6 C-Atomen wie beispielsweise
Methanol, Ethanol, Propanol, Butanol, Pentanol oder
deren Isomere, Glycol oder Glycerol verestert sind,
sein. Derartige Fettsäureester sind beispielsweise
handelsübliche Miglyole, Isopropylmyristat, Isopropyl
palmitat, Isopropylstearat, PEG, 6-Caprinsäure,
Capryl/Caprinsäureester von gesättigten Fettalkoholen,
Polyoxyethylenglyceroltrioleate, Ethyloleat, wachs
artige Fettsäureester wie künstliches Entenbürzel
drüsenfett, Kokosfettsäure-isopropylester, Ölsäure
oleylester, Ölsäuredecylester, Milchsäureethylester,
Dibuthylphthalat, Adipinsäurediisopropylester, Polyol-
Fettsäureester u. a. Ebenso geeignet sind Silikonöle
verschiedener Viskosität oder Fettalkohole wie Iso
tridexylalkohol, 2-Octyldodecanol, Cetylstearyl-Alkohol
oder Oleylalkohol, Fettsäuren wie beispielsweise Öl
säure. Weiterhin können vegetabile Öle wie Rizinusöl,
Mandelöl, Olivenöl, Sesamöl, Baumwollsaatöl, Erdnußöl
oder Sojabohnenöl Verwendung finden. Die genannten
Stoffe haben zudem die Eigenschaften eines Spreit
mittels, das heißt es erfolgt eine besonders gute Ver
teilung auf der Haut.
Als Lösungsmittel, Gelbbildner und Lösungsvermittler
kommen in Frage Wasser oder mit Wasser mischbare
Lösungsmittel. Geeignet sind zum Beispiel Alkohole wie
beispielsweise Ethanol oder Isopropylalkohol, Benzyl
alkohol, 2-Octyldodecanol, Polyethylenglykole,
Phthalate, Adipate, Propylenglyklol, Glycerin, Di- oder
Tripropylenglykol, Wachse, Methylcellosolve, Cello
solve, Ester, Morpholine, Dioxan, Dimethylsulfoxid,
Dimethylformamid, Tetrahydrofuran, Cyclohexanon etc.
Als Filmbildner können Celluloseether verwendet werden,
die sich sowohl in Wasser als auch in organischen
Lösungsmitteln lösen bzw. anquellen können und nach dem
Trocknen eine Art Film bilden, wie beispielsweise
Hydroxypropylcellulose, Methylcellulose, Ethylcellulose
oder lösliche Stärken.
Mischformen zwischen Gel- und Filmbildnern sind
durchaus ebenfalls möglich. Hier kommen vor allem
ionische Makromoleküle zur Anwendung, wie beispiels
weise Natriumcarboxymethylcellulose, Polyacrylsäure,
Polymethacrylsäure und deren Salze, Natriumamylopek
tinsemiglykolat, Alginsäure oder Propylenglykol-Alginat
als Natriumsalz, Gummi arabicum, Xanthan-Gummi, Guar-
Gummi oder Carrageenan.
Als weitere Formulierungshilfsmittel können eingesetzt
werden: Glycerin, Paraffin unterschiedlicher Vis
kosität, Triethanolamin, Collagen, Allantoin, Novanti
solsäure, Parfümöle.
Auch die Verwendung von Tensiden, Emulgatoren oder
Netzmitteln kann zur Formulierung notwendig sein, wie
zum Beispiel von Na-Laurylsulfat, Fettalkoholether
sulfaten, Di-Na-N-lauryl-β-iminodipropionat, polyoxy
ethyliertes Rizinusöl oder Sorbitan-Monooleat, Sorbi
tan-Monostearat, Cetylalkohol, Lecithin, Glycerinmono
stearat, Polyoxyethylenstearat, Alkylphenolpoly
glykolether, Cetyltrimethylammoniumchlorid oder Mono-
/Dialkylpolyglykolether-orthophosphorsäure-mono
ethanolaminsalze.
Stabilisatoren wie Montmorillonite oder kolloidale
Kieselsäuren zur Stabilisierung von Emulsionen oder zur
Verhinderung des Abbaus der aktiven Substanzen wie
Antioxidantien, beispielsweise Tocopherole oder
Butylhydroxyanisol, oder Konservierungsmittel, wie p-
Hydroxybenzoesäureester, können ebenfalls zur Zuberei
tung der gewünschten Formulierungen gegebenenfalls
erforderlich sein.
Zur Förderung der Penetration enthalten transdermale
Formulierungen vorzugsweise organische, gut
hautverträgliche Lösungsmittel wie Ethanol, Methyl
pyrrolidon, Polyethylenglykol, Oleylalkohol, Octanol,
Linolsäure, Triacetin, Propylenglykol, Glycerin,
Solketal oder Dimethylsulfoxid.
Die Herstellung, Abfüllung und die Verschließung der
Präparate erfolgt unter den üblichen antimikrobiellen
und aseptischen Bedingungen. Auch für topischen
beziehungsweise transdermalen Einsatz erfolgt eine
Abpackung möglichst in separaten Dosiseinheiten zur
Erleichterung der Handhabung, auch hier wie bei
parenteralen Formen gegebenenfalls aus Stabilitäts
gründen durch separate Abpackung der Wirkstoffe
beziehungsweise deren Kombinationen als Lyophilisat,
gegebenenfalls mit festen Trägerstoffen, und den
erforderlichen Lösungsmitteln etc.
Die pharmakologische Wirksamkeit von Ketamin für die
erfindungsgemäße Lehre wird durch folgende Studie
belegt:
Kaninchen beiderlei Geschlechts mit einem Gewicht von 1.7-2.5 kg wurden mittels einer Guillotine dekapitiert. Das Gehirn wurde rasch entnommen, der N. caudatus der rechten und der linken Hirnhälfte aus seinem topographischen Gefüge gelöst und mit einem Gewebeschneider in 0.3 mm dicke Schnitte mit einem Feuchtgewicht von 2.5-4 mg zerteilt. Die Schnitte wurden 30 min lang mit 0.1 µM [³H]Cholin (spez. Aktivität 87.6 Ci/mmol) bei 37°C inkubiert, dann in Glas-Superfusionskammern überführt und mit physio logischer Pufferlösung ebenfalls bei 37°C super fundiert. Die sowohl für die Inkubation als auch für die Superfusion verwendete, mit 5% CO₂/95 O₂ gesättigte und auf pH = 7.4 eingestellte Pufferlösung setzte sich wie folgt zusammen (in mM): NaCl 122.2, KCl 1.8, CaCl₂ 1.3, NaHCO₃ 25, KH₂PO₄ 1.2, Glucose 11, Na₂EDTA 0.03. Das Superfusat wurde nach 50 min Vor perfusion in 5-min Fraktionen gesammelt. NMDA (10 µM, wenn nicht anders vermerkt) wurde dem Medium für je 2 min nach einer Superfusionszeit von 60 min (S₁) und 100 min (S₂) zugegeben. Die zu untersuchenden Substanzen (+)-, (-)- und (±)-Ketamin sowie die Vergleichssub stanzen Memantin, Amantadin, Dizolcipine ((+)-5-methyl- 10.11-dihydro-5H-dibenzo(a,d)cyclohepten-5,10-imine maleate) und AP-5 ((+)-2-amino-5-phosphopentanoic acid) wurden dem Superfusat 15 min vor S₂ zugesetzt. Am Ende der Superfusion wurde der Tritiumgehalt der Superfusat fraktionen und der Gewebeschnitte mittels Flüssig keitsszintillationszählung bestimmt. Die "fractional rate of [³H]outflow" pro 5-min Fraktion und die stimulationsbedingte Tritiumabgabe wurden als Prozent satz des Gewebetritiumgehaltes zu Beginn der entsprechenden 5-minütigen Sammelperiode des Super fusates angegeben. Die Effekte der vor S₂ zugesetzten Substanzen auf die NMDA-evozierte Tritium-Freisetzung wurden als Quotienten S₂/S₁ quantifiziert. Alle Ergeb nisse wurden als Mittelwerte + S.E.M. angegeben, wobei das Fehlerfortpflanzungsgesetz berücksichtigt wurde, wenn ein Mittelwert als Funktion eines anderen Mittel werts ausgedrückt wurde. Die Existenz von Mittelwerts unterschieden wurde mittels Einweg-Varianzanalyse, ge folgt von Scheff´s Test, geprüft. Die Auswertung der Konzentrations-Wirkungskurven von NMDA erfolgte durch nicht-lineare Regressionsanalyse, um den Maximaleffekt (S₂/S₁)max und die Dissoziationskonstante KD zwischen NMDA und Rezeptorbindungsstelle zu schätzen.
Kaninchen beiderlei Geschlechts mit einem Gewicht von 1.7-2.5 kg wurden mittels einer Guillotine dekapitiert. Das Gehirn wurde rasch entnommen, der N. caudatus der rechten und der linken Hirnhälfte aus seinem topographischen Gefüge gelöst und mit einem Gewebeschneider in 0.3 mm dicke Schnitte mit einem Feuchtgewicht von 2.5-4 mg zerteilt. Die Schnitte wurden 30 min lang mit 0.1 µM [³H]Cholin (spez. Aktivität 87.6 Ci/mmol) bei 37°C inkubiert, dann in Glas-Superfusionskammern überführt und mit physio logischer Pufferlösung ebenfalls bei 37°C super fundiert. Die sowohl für die Inkubation als auch für die Superfusion verwendete, mit 5% CO₂/95 O₂ gesättigte und auf pH = 7.4 eingestellte Pufferlösung setzte sich wie folgt zusammen (in mM): NaCl 122.2, KCl 1.8, CaCl₂ 1.3, NaHCO₃ 25, KH₂PO₄ 1.2, Glucose 11, Na₂EDTA 0.03. Das Superfusat wurde nach 50 min Vor perfusion in 5-min Fraktionen gesammelt. NMDA (10 µM, wenn nicht anders vermerkt) wurde dem Medium für je 2 min nach einer Superfusionszeit von 60 min (S₁) und 100 min (S₂) zugegeben. Die zu untersuchenden Substanzen (+)-, (-)- und (±)-Ketamin sowie die Vergleichssub stanzen Memantin, Amantadin, Dizolcipine ((+)-5-methyl- 10.11-dihydro-5H-dibenzo(a,d)cyclohepten-5,10-imine maleate) und AP-5 ((+)-2-amino-5-phosphopentanoic acid) wurden dem Superfusat 15 min vor S₂ zugesetzt. Am Ende der Superfusion wurde der Tritiumgehalt der Superfusat fraktionen und der Gewebeschnitte mittels Flüssig keitsszintillationszählung bestimmt. Die "fractional rate of [³H]outflow" pro 5-min Fraktion und die stimulationsbedingte Tritiumabgabe wurden als Prozent satz des Gewebetritiumgehaltes zu Beginn der entsprechenden 5-minütigen Sammelperiode des Super fusates angegeben. Die Effekte der vor S₂ zugesetzten Substanzen auf die NMDA-evozierte Tritium-Freisetzung wurden als Quotienten S₂/S₁ quantifiziert. Alle Ergeb nisse wurden als Mittelwerte + S.E.M. angegeben, wobei das Fehlerfortpflanzungsgesetz berücksichtigt wurde, wenn ein Mittelwert als Funktion eines anderen Mittel werts ausgedrückt wurde. Die Existenz von Mittelwerts unterschieden wurde mittels Einweg-Varianzanalyse, ge folgt von Scheff´s Test, geprüft. Die Auswertung der Konzentrations-Wirkungskurven von NMDA erfolgte durch nicht-lineare Regressionsanalyse, um den Maximaleffekt (S₂/S₁)max und die Dissoziationskonstante KD zwischen NMDA und Rezeptorbindungsstelle zu schätzen.
Die durch 10 µM NMDA bei der ersten Stimulation (S₁)
ausgeschüttete Tritiummenge betrug 2.24 ± 0.06% des
Gewebetritiums; der entsprechende Wert bei S₂ lag bei
1.66 ± 0.06%. Der Kontrollquotient S₂/S₁ betrug ent
sprechend 0.74 ± 0.02, n = 15.
Wie aus Abb. 1 zu ersehen ist hemmten (+)- und
(-)-Ketamin im niedrigen mikromolaren Bereich
konzentrationsabhängig die NMDA-evozierte ACh-
Freisetzung. (±)-Ketamin zeigte eine im Vergleich zu
(+)-Ketamin fast identische Konzentrations-Wirkungs
kurve, die aus Gründen der Übersichtlichkeit wegge
lassen wurde. Von den Vergleichssubstanzen war
Dizolcipine wesentlich potenter, die Adamantane
Memantin und Amantadin waren weniger potent als (+)-
Ketamin.
Um die Art des Antagonismus von (+)-Ketamin herauszu
finden, wurden Konzentrations-Wirkungskurven von NMDA
in Abwesenheit oder Gegenwart von (+)-Ketamin (1 µM),
bzw., zum Vergleich, von Dizolcipine (0.1 µM) und AP-5
(100 µM) erstellt, indem nach einer ersten Stimulation
mit 10 µM NMDA die zweite Stimulation mit variablen
Konzentration von NMDA erfolgte und der jeweilige
Antagonist gegebenenfalls 15 min vor S₂ zugefügt wurde
(Abb. 2). Das zur Auswertung dieser
Konzentrations-Wirkungskurven durch nicht-lineare
Regressionsanalyse verwendete mathematische Modell
beruhte auf der Annahme einer direkten Proportionalität
zwischen Rezeptorbesetzung durch NMDA und evozierter
Ach-Freisetzung (Feuerstein et al, Naunyn-
Schmiedeberg′s Arch. Pharmacol. 347, 171, 1993). In
Gegenwart von (+)-Ketamin und Dizolcipine zeigten sich
die Konzentrations-Wirkungskurven deutlich abgeflacht,
d. h. die Maximaleffekte waren wesentlich reduziert,
während in Gegenwart des kompetitiven Antagonisten AP-5
die Konzentrations-Wirkungskurve parallel nach rechts
wanderte (nicht gezeigt) und der Maximaleffekt 111±6.7%
des in Abwesenheit eines Antagonisten ermittelten
Vergleichswertes von 100 ± 4.0% betrug. Die
Dissoziationskonstante KD, die in Abwesenheit eines
Antagonisten bei 10-3.94 ± 0.06 M lag, vergrößerte sich
in Gegenwart von (+)-Ketamin oder Dizolcipine nicht,
nahm jedoch in Anwesenheit von AP-5 auf 10-3.09 ± 0.06 M
zu. Aus der Rechtsverschiebung der Konzentrations-
Wirkungskurve durch AP-5 ergab sich ein pA₂ Wert für
diese Substanz von 4.78 ± 0.13. Abgesehen von dem
nicht-kompetitiven Bild der durch die Antagonisten (+)-
Ketamin und Dizolcipine hervorgerufenen
Kurvenabflachung, ergab sich ein weiterer Aspekt der
antagonistischen Wirkung dieser Substanzen aus der
Darstellung ihrer prozentualen Hemmwirkung in
Abhängigkeit von der jeweils verwendeten NMDA-Konzen
tration. Wie in Abb. 3 gezeigt, nahm der durch die
gleichbleibende Antagonistenkonzentration hervorge
rufene prozentuale Hemmeffekt mit steigender Konzen
tration von NMDA zu.
Man kann davon ausgehen, daß es bei der Inkubation von
Hirngewebe mit [³H)Cholin in der relativ geringen
Konzentration von 0.1 µM zu einer selektiven Aufnahme
des radioaktiv markierten Acetylcholinvorläufers in
cholinerge Neurone kommt (Jope, Brain Res Rev 1, 313,
1979). Da die evozierte Tritium-Ausschüttung aus Hirn
schnitten, die mit [³H]Cholin inkubiert wurden, vor
allem die Freisetzung von ACh widerspiegelt (Richardson
und Szerb, Br. J. Pharmacol. 52, 499, 1974), wird im
folgenden von ACh-Freisetzung statt von Tritium-Frei
setzung gesprochen. Bei der NMDA-evozierten ACh-Aus
schüttung aus Schnitten des N. caudatus des Kaninchens
handelt es sich um eine exozytotische Freisetzung von
ACh aus cholinergen Terminalen nach Auslösung von Akti
onspotentialen durch die Aktivierung von somato
dendritischen NMDA-Rezeptoren (Lupp et al. J. Pharma
col. Exp. Ther. 263, 717, 1992). Die Vermittlung der
Freisetzung durch NMDA-Rezeptoren ergibt sich unter
anderem auch aus der Hemmwirkung des klassischen NMDA-
Kanalblockers Dizolcipine in nanomolaren Konzen
trationen, wobei sich diese Hemmwirkung typischerweise
als "use-dependent" zeigte. "Use-dependence" bedeutet,
daß die Antagonisten-bedingte, prozentuale Verminderung
des Effektes einer bestimmten NMDA-Konzentration mit
steigender Konzentration von NMDA zunimmt, was aus
Abb. 3 hervorgeht. Dieser Typ eines Antagonismus
gilt neben Memantin und Amantadin auch für Ketamin,
wobei in diesem Beispiel der nicht-kompetitive, "use
dependent" Charakter nur für das potentere Enantiomer,
also (+)-Ketamin, gezeigt wurde. Im Unterschied zu
diesem "use-dependent" Antagonismus steht die
klassische Rechtsverschiebung der Konzentrations-
Wirkungskurve durch einen kompetitiven Antagonisten wie
AP-5, dessen Potenz sich in dem gefundenen pA₂-Wert in
guter Übereinstimmung mit der Literatur widerspiegelt
(Greenwood et al, Br. J. Pharmacol. 103, 1385, 1991).
Abb. 1 zeigt Effekte von Dizolcipine, (+)-Ketamin, (-)-
Ketamin, Memantin und Amantadin auf die NMDA-evozierte
ACh-Freisetzung im N. caudatus des Kaninchens.
Die Schnitte wurden mit [³H)Cholin inkubiert und danach
mit Mg⁺⁺-freier Lösung superfundiert. NMDA (10 µM)
wurde für je 2 min nach einer Superfusionszeit von 60
min (S₁) und 100 min (S₂) zugegeben. Die getesteten
Substanzen wurden dem Superfusionsmedium in den auf der
Abszisse genannten Konzentrationen jeweils 15 min vor
S₂ bis zum Ende der Superfusionszeit zugesetzt. Ihre
Effekte auf die evozierte Tritium-Freisetzung wurden in
Prozent der entsprechenden Kontrollen ausgedrückt. Alle
Mittelwerte (aus je 6-12 Einzelwerten) unterhalb 80%
der Kontroll-Mittelwerte waren von diesen signifikant
verschieden (P zumindest < 0.01).
Abb. 2 zeigt Effekte von Dizolcipine und (+)-Ketamin
auf die Konzentrations-Wirkungskurve der NMDA-evozier
ten ACh-Freisetzung im N. caudatus des Kaninchens.
Die Schnitte wurden mit (³H)Cholin inkubiert und danach
mit Mg⁺⁺-freier Lösung superfundiert. NMDA wurde für 2
min nach einer Superfusionszeit von 60 min (S₁) in der
Konzentration von 10 µM und nach 100 min (S₂) in den
variablen, auf der Abszisse genannten Konzentrationen
zugegeben. Dizolcipine (0.1 µM) und (+)-Ketamin (1 µM)
waren gegebenenfalls bereits 15 min vor S₂ bis zum Ende
der Superfusionszeit zugegen. Die Effekte von NMDA auf
die evozierte Tritium-Freisetzung in Abwesenheit und
Gegenwart der Antagonisten wurden als Quotienten S₂/S₁
ausgedrückt. Die Symbole zeigen Mittelwerte aus je 6-12
Einzelwerten; die Sigmoiden wurden durch nicht-lineare
Regressionsanalyse unter Verwendung aller Einzelwerte
erstellt.
Abb. 3 zeigt die gefundenen Hemmwirkungen der
Antagonisten bei jeder NMDA-Konzentration als Prozent
der zugehörigen NMDA-Effekte in Abwesenheit der
Antagonisten.
Claims (3)
1. Verwendung von 2-(2-chlorphenyl)-2-(methylamino)
cyclohexanon (Ketamin) und seinen pharmakologisch
verträglichen Salzen in subanäesthetischen Dosen von 20
bis 200 µg/kg zur Therapie von Parkinson-Erkrankungen.
2. Verwendung von (+)-Ketamin gemäß Anspruch 1.
3. Verwendung von Ketamin gemäß Anspruch 1 oder 2 in Form eines
parenteralen Arzneimittels.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934340767 DE4340767C2 (de) | 1993-11-30 | 1993-11-30 | Verwendung von Ketamin als Parkinson-Therapeutikum |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934340767 DE4340767C2 (de) | 1993-11-30 | 1993-11-30 | Verwendung von Ketamin als Parkinson-Therapeutikum |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4340767A1 DE4340767A1 (de) | 1995-06-01 |
DE4340767C2 true DE4340767C2 (de) | 1995-11-09 |
Family
ID=6503793
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19934340767 Expired - Fee Related DE4340767C2 (de) | 1993-11-30 | 1993-11-30 | Verwendung von Ketamin als Parkinson-Therapeutikum |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4340767C2 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5817699A (en) * | 1997-05-30 | 1998-10-06 | Flores; John A. | Process for the preparation of ketamine ointment |
Families Citing this family (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US6197830B1 (en) * | 1995-09-22 | 2001-03-06 | Bruce M. Frome | Method for achieving relief from sympathetically mediated pain |
US6855735B2 (en) * | 2002-03-20 | 2005-02-15 | Temple University Of The Commonwealth System Of Higher Education | Ketamine treatment of restless legs syndrome |
Family Cites Families (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5232950A (en) * | 1986-07-24 | 1993-08-03 | Warner-Lambert Company | Method for using ketamine for prevention or reduction of the effects of stroke in a subject having increased risk for stroke |
US5187162A (en) * | 1989-09-15 | 1993-02-16 | Gensia Pharmaceuticals | Methods of treating neurodegenerative conditions |
-
1993
- 1993-11-30 DE DE19934340767 patent/DE4340767C2/de not_active Expired - Fee Related
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5817699A (en) * | 1997-05-30 | 1998-10-06 | Flores; John A. | Process for the preparation of ketamine ointment |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE4340767A1 (de) | 1995-06-01 |
Similar Documents
Publication | Publication Date | Title |
---|---|---|
EP0586621B1 (de) | Linsidomin zur behandlung erektiler dysfunktionen | |
DE69535570T2 (de) | Antimykotische Zusammensetzung zur äusserlichen Anwendung, die im Stratum Corneum retentiv ist | |
DE4215677B4 (de) | Pharmazeutisches Mittel | |
DE1792410B2 (de) | Arzneimittelzubereitung zur intravenösen Injektion | |
DE3913954C2 (de) | ||
DE202009019116U1 (de) | Wässrige pharmazeutische Zusammensetzungen, die Borat-Polyol-Komplexe enthalten | |
DE202009019087U1 (de) | Pharmazeutische Zusammensetzungen mit wünschenswerter Bioverfügbarkeit | |
DE102014007423A1 (de) | Zusammensetzung zur Behandlung des Auges | |
EP0214620A2 (de) | Transdermale Applikationsform von Diltiazem | |
DE4340767C2 (de) | Verwendung von Ketamin als Parkinson-Therapeutikum | |
EP0928192B1 (de) | Antimykotisches gel mit hoher wirkstofffreisetzung | |
DE4223800A1 (de) | Verwendung von 1.2.5-Oxadiazol-2-oxiden zur Behandlung erektiler Dysfunktionen | |
EP2142169B1 (de) | Wässrige pharmazeutische zubereitung | |
DE4230755A1 (de) | Verwendung von PDE-Inhibitoren bei der Behandlung von Nieren- und Ureter-Erkrankungen | |
WO2003053427A1 (de) | Verwendung von (+)-(1s,2s)-3-(3-dimethylamino-1-ethyl-2-methyl-propyl)phenol als antiemetikum | |
DE19529102A1 (de) | Verwendung von PDE-Inhibitoren bei der Behandlung von Harnblasenerkrankungen | |
DE4111305C2 (de) | Pharmazeutische Zubereitung zur rektalen Applikation, die ein 2-Oxindol-l-carboxamid-derivat enthält | |
DE1667898A1 (de) | Mittel und Verfahren zur Glaukombehandlung | |
DE4037658C2 (de) | Verwendung von derivaten des 2',4', 6'-trimethoxy-4-(1-pyrrolidinyl) butyrophenon | |
EP1802320A1 (de) | Pharmazeutische zusammensetzung enthaltend canscora diffusa | |
DE102021117562A1 (de) | Verwendung von Milchsäure bei postmenopausalen Frauen | |
DE3507026A1 (de) | Haarwachstumsstimulierende mittel und ihre verwendung | |
DE3102593A1 (de) | Arzneimittelzubereitung zur anwendung am auge | |
DE10142418A1 (de) | Arzneimittel | |
DE4209462A1 (de) | Verwendung von Sydnoniminen zur Behandlung erektiler Dysfunktionen |
Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
D2 | Grant after examination | ||
8364 | No opposition during term of opposition | ||
8339 | Ceased/non-payment of the annual fee |