DE4331388C2 - Verfahren zur Stabilisierung und Langzeitkonservierung von roten Blutzellen - Google Patents
Verfahren zur Stabilisierung und Langzeitkonservierung von roten BlutzellenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Stabilisie
rung und hypothermen Langzeitkonservierung von Ery
throzyten bis zu 15 Wochen, zur Rejuvenation von ro
ten Blutzellen nach Erreichen der Verfallszeit ent
sprechender Konserven, das insbesondere auf dem Ge
biet der Medizin und Medizintechnik anwendbar ist.
Bisher eingesetzte Konservierungslösungen zur Lage
rung von roten Blutzellen (ACD, CPD, Additivlösungen
wie SAGM, PAGGS, Adsol, Nuticel etc.) gestatten eine
3- bis 7wöchige Konservierungsdauer, wobei der
2.3-DPG-Gehalt dieser Erythrozyten bereits nach 14 Tagen
auf unter 20% des Ausgangswertes zu Beginn der Kon
servierung abgesunken ist. Die durchschnittliche La
gerzeit des Blutes beträgt aber mehr als 14 Tage,
womit sich bei der Transfusion für den Empfänger Pro
bleme hinsichtlich der Sauerstofftransportfunktion
der konservierten 2.3-DPG-depletierten Erythrozyten
ergeben können.
Bei der Anwendung von konservierten Erythrozytenprä
paraten ist es in immer stärkerem Umfange notwendig,
die weißen Blutzellen möglichst weitgehend zu entfer
nen, um verschiedene Transfusionsreaktionen, wie z. B.
eine Alloimmunisierung der Patienten, Immunsuppres
sion, Virusübertragungen etc. zu vermindern bzw. aus
zuschließen. Zu diesem Zweck sind verschiedene Metho
den entwickelt worden, die entweder darauf basieren,
daß durch spezielle Filtermaterialien oder über me
chanische Trennverfahren die Leukozyten abgetrennt
werden.
Als Grundmaterial für die zumeist eingesetzten Filter
werden vorwiegend Cellulose- und Polyesterfasern ver
wendet. Die Effektivität solcher Leukozytenadhäsions
filter erreicht mittlerweile eine Abreicherungsrate
von über 99,9%. Die Rückhaltung der Leukozyten beruht
vor allem auf einem Zelltrapping im Faservlies sowie
einer mehr oder weniger starken Adsorption der Zellen
an der Faseroberfläche. Bei diesem Verfahren werden
die verschiedenen Blutzellen mechanisch sehr stark
belastet, was zu einer Zellaktivierung oder gar zur
Zerstörung der Blutzellen führen kann. Die Freiset
zung von Zellmediatoren, d. h. löslichen oder
korpuskulären Bestandteilen der zerstörten Zellen,
die durch Filtration nicht zurückgehalten werden,
vermindern die Qualität und die Lagerfähigkeit der
Blutpräparate.
Seit der klinischen Einführung der ACD- und
CPD-Stabilisatorenlösungen gab es eine Reihe von Verbesse
rungen der Erythrozytenkonservierung mit dem Ziel
einer Verlängerung der Konservierungszeit:
HÖGMAN et al. konnten mit einer SAGM-Additivlösung
zeigen, daß resuspendierte Erythrozytenim Gegensatz
zu CPD- oder ACD-stabilisierten roten Blutzellen bis
zu 6 Wochen lagerfähig sind, wobei der intrazelluläre
2.3-DPG-Gehalt bereits nach 14 Tagen nahezu vollstän
dig erschöpft ist und der ATP-Gehalt nach 6 Wochen
noch ca. 70-80% des Ausgangswertes beträgt (Vox Sang
49: 1985, 177-180).
WALKER et al. berichten über eine PAGGS-Additivlösung,
die eine 24-Std.-Überlebensrate der konser
vierten Erythrozyten im Empfängerorganismus von 78%
nach 7wöchiger Lagerung der Zellen bei 4°C zeigte
(Infusionsther. klin. Ernähr., Supplement 1 zu
13: 1986, 20).
Von HÖGMAN et al. wurde in jüngster Zeit über die
Verbesserung des SAGM-Konservierungsverfahrens
berichtet. Bei der Verwendung eines 0,5CPD-Stabilisators
für die Vollblutspende mit anschließender Re
suspension der Erythrozytenin leicht hypotone,
citrat-adenin-mannitol-guanosin- und phosphathaltige
Additivlösungen kann dabei die 2.3-DPG-Konzentration
über 3-4 Wochen und der Gesamtadeninnukleotidspiegel
bis zu 7 Wochen im Ausgangswert gehalten werden
(Transfusion Medicine 3: 1993, 43-50).
VALERI et al. inkubierten verfallene Erythrozytenkon
serven für 1-3 Stunden bei 37°C mit Hilfe von Rejuve
nierungslösungen (PIPGA) und konnten eine Verlänge
rung der Konservierung erreichen, die jedoch nur mit
einer vorübergehenden Qualitätsverbesserung (ATP- und
2.3DPG-Anstieg) der gelagerten roten Blutzellen ein
herging (CRC Crit.Rev.Clin.Lab.Sci. 17: 1982, 229-374).
DAWSON et al. nutzten Anionenaustauschermaterialien
(Amberlite IR-45) zur Verbesserung der Erythrozyten
konservierung. Diese phosphatgeladenen Amberlite sind
in der Lage, den pH-Wert in den Blutkonserven zu sta
bilisieren und durch die Phosphationenabgabe einen
günstigen Einfluß auf die Glykolyse auszuüben. Sie
erzielten damit Lagerzeiten von roten Blutzellen mit
adäquaten ATP- und 2.3-DPG-Werten bis zu 28 Tagen
(Transfusion 19: 1978, 675-681).
KLEINE et al. wiesen nach, daß eine Aufrechterhaltung
des pH-Wertes in der Blutkonserve obwohl durch Anwen
dung geeigneter Puffersysteme als auch durch ständige
Dialyse ermöglicht werden kann (Blut 8: 1962, 145153).
Das Verfahren ist aber praktisch kaum einsetzbar.
Matthes et al. konnten durch eine tägliche Einstel
lung des extrazellulären pH-Wertes mittels NaOH-Zugabe
zum Konservenblut bei der Zimmertemperaturkonser
vierung zeigen, daß dadurch der intrazelluläre
pH-Wert-Abfall verzögert werden kann mit dem Vorteil
einer verlängerten Erhaltung von intrazellulärem 2.3-DPG-
und ATP (Acta biol.med.germ. 36: 1976, 531-536).
Einen anderen Weg beschritten MERYMAN et al. (Vox
Sang. 60: 1991, 88-98), indem sie auf Erkenntnisse von
MINAKAMI et al. (in: Brewer, GJ. (ed.). Erythrcyte
Structure and Function. New York, Liss, 1975, 149-166)
aufbauten, die gezeigt hatten, daß mit einer
Entfernung von Chloridionen aus dem extrazellulären
Milieu eine selektive intrazelluläre pH-Erhöhung auf
Grund des Chloridionen-Shifts möglich ist. MERYMAN et
al. nutzten diesen Shift-Effekt für die Erythtrozy
tenkonservierung durch ein aufwendiges und mehrfaches
Waschen der Erythrozyten mit mindestens 3 Liter einer
chloridfreien, phosphatgepufferten Lösung oder durch
Lagerung der Erythrozyten in mindestens 2 Liter die
ser Konservierungslösung. Es zeigte sich, daß dabei
im Verlaufe der hypothermen Lagerung der DPG-Gehalt
auf über 100% des Normwertes ansteigen und im Norm
wert bis zu 4 Wochen erhalten bleiben kann. Die nor
male Überlebenszeit im Organismus von 6 Wochen der
nach diesen Verfahren konservierten Erythrozyten wur
de durch 51Cr-Studien belegt.
MATTHES et al. (in Vorbereitung für Vox Sang, 1993)
konnten nachweisen, daß die vertretbare Lagerzeit von
Erythrozyten bei 4°C mit Hilfe der von MERYMAN ver
wendeten Methodik auf 14 Wochen unter voller Erhal
tung der Sauerstofftransportfunktion der Erythrozyten
verlängert werden kann.
Absolut ungeeignet für eine Praxisüberprüfung des von
MERYMAN vorgeschlagenen Verfahrens ist jedoch die
notwendige Mehrfach-Waschung bzw. die Lagerung der
abgenommenen Erythrozytenin einem größeren Volumen
von chloridfreier Lösung (mehr als 3 Liter) und die
mit der Manipulation verbundene potentielle bakterio
logische Kontamination des Konservenblutes, die bei
der vorgesehenen Verlängerung der Konservierungszeit
eine besondere Bedeutung erlangt.
Aus "Industrial & Engineering Chemistry", Vol. 52,
No. 11 (1960), Seiten 935 bis 937, ist die Verwendung
von Cellulosederivate als Ionenaustauschermaterial in
der Chromatographie bekannt. Aus diesem Dokument ist
jedoch kein Hinweis dahingehend zu entnehmen, daß
Cellulosederivate als Adsorber für ein Verfahren zur
Stabilisierung und Langzeitkonservierung von Erythro
zyten eingesetzt werden kann. Schließlich ist aus der
DE 41 13 602 A1 ein Adsorber zur Entfernung von Endo
toxinen aus wäßrigen Lösungen, Blutplasma und Voll
blut beschrieben. Auch dieser Adsorber ist jedoch
nicht geeignet zur Stabilisierung und Langzeitkonser
vierung oder Regenerierung von Erythrozyten.
Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein verbessertes Verfahren zur Stabilisie
rung und Langzeitkonservierung von Erythrozyten zu
entwickeln, das sowohl die frühzeitige Leukozyteneli
minierung und Langzeitlagerung von Erythrozyten als
auch die Rejuvenation von roten Blutzellen nach Er
reichen der Verfallszeit ermöglicht.
Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale
des Anspruches 1 gelöst.
Die Unteransprüche zeigen vorteilhafte Weiterbildun
gen auf.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß durch die
Verwendung von kationisch modifizierten Polymermate
rialien eine gegenüber dem Stand der Technik deutlich
verbesserte Stabilisierung und Langzeitkonservierung
von roten Blutzellen erreichen läßt. Erfindungsgemäß
werden dabei unter kationisch modifizierten Polymer
materialien solche Polymermaterialien verstanden, die
mit funktionellen Gruppen versehen sind, die einen
kationischen Rest aufweisen. Als Polymermaterialien
sind alle aus dem Stand der Technik bekannten ein
setzbar, wie z. B. Cellulose, Agarose oder Dextran.
Spezielle Verbindungen dieser Polymermaterialien sind
die entsprechenden Diäthylaminoäthyl- Dimetylaminoät
hyl- oder Polyäthyliminverbindungen. Erfindungswe
sentlich ist die funktionelle Gruppe. Eine derartige
funktionelle Gruppe kann z. B. so aufgebaut sein:
Da aus dem Stand der Technik, wie vorstehend ausführ
lich beschrieben, schon verschiedene Leukozytenadhä
sionsfilter bekannt waren, ist es überraschend und
nicht zu erwarten, daß mit den nun erfindungsgemäß
vorgeschlagenen Adsorbern eine so deutlich gegenüber
dem Stand der Technik verbesserte Langzeitkonservie
rung erreicht wird. Das erfindungsgemäße Verfahren
eignet sich zudem für die Stabilisierung und Lang
zeitkonservierung von Erythrozytenkonzentraten wie
auch zur Rejuvenation von verfallenen Erythrozyten
konzentrationen.
Besonders bevorzugt bei dem erfindungsgemäßen Verfah
ren ist es, wenn die Erythrozyten über einen mit
Polymermaterial gefüllten In-line Filter (Adsorber)
geführt werden. Besonders gute Ergebnisse wurden dann
erzielt, wenn Cellulose als Polymermaterial einge
setzt wird. Aber auch eine Kombination von zwei oder
mehr Adsorbern ist möglich.
Das Verfahren wird nun so durchgeführt, daß die in
einem Primärstabilisator abgenommene Vollblutkonserve
zunächst in üblicher Weise zentrifugiert wird. Nach
Abtrennung des Plasmas erfolgt die Filtration des
Erythrozytenkonzentrats im geschlossenen System,
durch eine mit kationisch modifiziertem Polymermate
rial gefüllte Filtervorrichtung (Adsorber), die eine
beträchtliche Chloridionendepletierung und Leukozy
tenashäsion der Filtrierten Erythrozyten bewirkt.
Alternativ kann Vollblut auch sofort über Adsorber
geführt werden, woran sich dann die Auftrennung in
Erythrozytenkonzentrat und Plasma anschließt. Die
roten Blutzellen werden nach der Filterpassage in
einer chloridfreien Additivlösung resuspendiert.
Günstigerweise enthält der Adsorber perl-, granulat-
oder vliesförmige polymere Trägermatrix, die katio
nisch funktionelle Gruppen der allgemeinen Formel
-(CH₂-CH₂)m-N(R₁R₂)
enthält, wobei m=0, 1 oder 2, R₁=H, C₁-C₂-Alkylrest
oder -(CH₂-CH₂)-NHn-R₂ mit n=1 bis 1 000 000 und
R₂=H, C₁-C₂-Alkylrest bedeuten.
Als polymere Trägermatrix haben sich vor allem Cellu
losematerialien bewährt, die durch Einführung von
primären, sekundären oder tertiären Aminogruppen,
insbesondere Diethylaminoethylgruppen, kationisch
modifiziert wird. Die Austauschkapazität derartiger
Adsorber beträgt gegenüber Chloridionen 0,1 bis 5,
vorzugsweise 0,5 bis 2,5 mequ/g Trockensubstanz. Die
Anwendung kann in Form von gequollenen kugelförmigen
Teilchen in Granulat- oder Vliesform erfolgen, wobei
die Teilchengröße vorteilhafterweise 0,1 bis 3 mm be
trägt oder in Form von Faservlies oder ähnlichen Ge
bilden.
Zur Stabilisierung und Langzeitkonservierung von Ery
throzytenkonzentraten werden in üblicher Weise aufbe
reitete Erythrozytenkonzentrate entweder unmittelbar
nach der Separation oder bis zu 24 Stunden nach der
Abnahme bevorzugt mittels In-line-Filter im geschlos
senen System über eine günstigerweise zylinderförmige
Vorrichtung geführt, die OH-aktivierten cellulosehal
tigen Adsorber enthält, der mit einer geeigneten
chloridfreien Additivlösung auf eine pH-Wert von <7,0
(7,0-7,6) gebracht wird. Die Laufstrecke soll zwi
schen 1,5-5 cm betragen. Das Erythrozytenkonzentrat
passiert die Filtervorrichtung in Abhängigkeit von
den eingesetzten Cellulosematerialien mit Filtra
tionszeiten von 10-40 min und wird in einem für die
Blutkonservierung üblichen Platebeutel aufgefangen,
in dem auch die Lagerung bis zu 15 Wochen bei 4°C mit
einem Hämatorkrit von etwa 0,5 erfolgt. Schlauchseg
mente für die Durchführung von Verträglichkeitstests
werden geschweißt. Für die Erreichung eines hohen
Leukozyten- und Chloridionendepletionseffektes ist
ein Volumenverhältnis Trägermatrix : Erythrozytenkon
zentrat von 1 : 1 bis 1 : 50, vorzugsweise 1 : 5, zu wäh
len. In bestimmten Fällen kann es von Vorteil sein,
eine Kombination von bekannten hocheffizienten Leuko
zytendepletionsfiltern auf Polyesterbasis mit der
beschriebenen Cellulosevorrichtung im Sinne einer
Reihenschaltung vorzunehmen.
Bei der Rejuvenation von erythrozytenhaltigen Blut
konserven wird in ähnlicher Weise verfahren, wobei
das Blutpräparat unmittelbar nach Ablauf der Konser
vierungszeit (in der Regel nach 35-42 Tagen) zentri
fugiert, der zellfreie Überstand verworfen und mit
tels SCD-Gerät mit dem oben beschriebenen Adsorber
verbunden und über diesen geführt wird, wodurch die
Konservierung der Blutkonserve für weitere 3 Wochen
bei 4°C mit einem Hämatorkrit von ca. 0,5 möglich ist.
Beim Einsatz derartiger kationisch modifizierter Po
lymermaterialien, insbesondere Cellulose, zur Stabi
lisierung und Langzeitkonservierung resp. Rejuvena
tion von Erythrozyten in der oben beschriebenen Form
hat sich überraschenderweise gezeigt, daß ein über
additiver Effekt aus Leukozytenadhäsions- und Chlori
dionendepletion auftritt, der außerdem mit einer in
trazellulären Anreicherung von Hexose- und/oder Pntose-Mono-
und Diphosphat verbunden ist sowie mit einer
selektiven intrazellulären pH-Erhöhung als Basis für
die über mehr als 8 Wochen im Normbereich erhaltenen
Adeninnukleotid- und 2.3-Diphosphoglyceratspiegel in
den konservierten roten Blutzellen. Überraschender
weise ist der Oxygenierungsgrad des Hämoglobins nach
der Filtration im Vergleich zur herkömmlichen Lage
rung über Wochen erhalten und der p050 (Halbsätti
gungswert) des Konservenblutes im Normbereich. Die
Leukozytenabreicherung des Erythrozytenkonzentrates
begünstigt die Langzeitkonservierung und verringert
beträchtlich die Risiken einer allogenen Bluttrans
fusion ohne Leukozytendepletion.
Hervorzuheben ist dabei die klinische Verträglichkeit
des erfindungsgemäßen Depletierungsmaterials, wie aus
durchgeführten Biokompatibilitätsstudien mit den cel
lulosehaltigen Materialien und dem klinischen Einsatz
verwandter Cellulosematerialien bei der Hämofiltra
tion hervorgeht.
Der Einsatz der so hergestellten Erythrozytenkonzen
trate zur hypothermen Langzeitkonservierung kann die
Lebens- und Funktionsfähigkeit der roten Blutzellen
über den gesamten Konservierungszeitraum erhalten,
wodurch erstmals eine Quarantänelagerung von roten
Blutzellen sowie eine HIV-Zweittestung beim Blutspen
der potentiell möglich wird und das Risiko einer
transfusionsassoziierten Übertragung von AIDS-Viren
nahezu ausgeschlossen werden könnte.
Die Erfindung betrifft weiterhin einen Adsorber, mit
dem das erfindungsgemäße Verfahren bevorzugt durch
geführt werden kann. Vorteilhaft bei dem vorgeschla
genen Adsorber ist, daß bevorzugterweise der Hohlkör
per eingangsseitig mit einer Verteilerstruktur ver
sehen ist, so daß das zähflüssige Blut besser auf das
gesamte Filtermaterial verteilt werden kann. Bevor
zugterweise ist der Adsorber dabei so aufgebaut, daß
in Flußrichtung des Blutes bzw. der Erythrozyten be
vorzugterweise verschiedene Faservliese übereinander
angeordnet sind. Als besonders vorteilhaft hat es
sich herausgestellt, wenn eingangsseitig ein poröses
Faservlies und ausgangsseitig mehrere feste
Faservliese angeordnet sind. Eine ganz besonders vor
teilhafte Variante sieht dann noch vor, daß zwischen
diesen Faservliesen granuliertes Polymermaterial ein
gesetzt wird. Besonders geeignet ist diese Anordnung
für die vorstehend beschriebene Cellulose.
Das erfindungsgemäße Verfahren und der Adsorber wer
den nachfolgend an mehreren Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
Nach einer Abnahme von 450 ml Vollblut bei freiwil
ligen und gesunden Spendern CPD-A1-Stabilisator wurde
das Vollblut bei 4°C zentrifugiert (3000 U/min)
und das Plasma mittels
Plasmaquetsche abgetrennt. Das verbleibende
buffy-coat-haltige Erythrozytenkonzentrat wurde durch eine
Filtervorrichtung geführt, die mit perlförmiger Diet
hylaminoethyl (DEAE) cellulose (OH-Form, Austauschkapa
zität 1,5 mequ/g, Teilchengröße 0,15-0,25 mm) gefüllt
war, und in einer chloridfreien Citrat-Phosphat-Glucose-Adenin-haltigen
Additivlösung resuspendiert (Zu
sammensetzung: 139 mM Glucose, 33,3 mM Natriumzitrat,
2,9 mM Mononatriumphosphat, 12 mN Dinatriumphosphat,
2 mM Adenin, pH 7,4, Osmolalität 126 mosmol/l).
Zur Analytik wurde aus dem untersuchten Trägermateri
al eine Filtrationspackung mit einem Volumen von ca.
3,0 ml und eine Höhe von 1,2 cm hergestellt und mit
der chloridfreien Additivlösung angefeuchtet. Durch
diese Trägerschicht wurde 6 ml eines frisch abgenom
menen Heparinblutes oder 20 ml Erythrozytenkonzentrat
(hergestellt wie oben) über einen Zeitraum von 10 min
filtriert. Das resultierende Filtrat mit einem Volu
men von ca. 6 ml wurde anschließend auf den Restge
halt an Leukozyten (WBC), Thrombozyten (PLT), Chlori
dionen sowie auf die zurückgewonnenen Erythrozyten
(RBC) untersucht. Die Messung der zellulären Bestand
teile des Filtrats und des Kontrollblutes erfolgte am
Hämatologieautomat. Die Chloridionen-Messung der fil
trierten Blutes vor und nach der Filtration wurde mit
ionensensitiven Elektroden bestimmt. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 1 dargestellt.
Wird in CPD-Stabilisatorlösung oder mittels SAGM-Additivlösung
für maximal 1 Tag gelagerte Erythozyten
konserven leukozytendepletiert und auf einen extra
zellulären Chloridgehalt von ca. 20 mmol/l gebracht
und für weitere 15 Wochen bei 4°C in einer
Citrat-Phosphat-Glucose-Adenin-haltigen Stabilisator
lösung (Zusammensetzung s.a. Beispiel 1) mit einem
Hämatokrit von 0,5 konserviert, so zeigt sich die
erwartete Langzeitstabilisierung der roten Blutzel
len. In Abb. 1 sind die Parameter 2.3-DPG, p050,
Chloridionenkonzentration, pHe und Oxy-Hb in den ro
ten Blutzellen im Verlaufe der Langzeitkonservierung
dargestellt.
Zur Rejuvenation wurden über 35 Tage bei 4°C gelager
te SAGM-stabilisierte Erythrozytenkonzentrate oder
CPD-A1-Vollblute leukozytendepletiert und auf einen
extrazellulären Chloridgehalt von ca. 20 mmol/l ge
bracht und für weitere 6 Wochen bei 4°C in einer
Citrat-phoshat-Glucose-Adenin-haltigen Konservierungs
lösung (Zusammensetzung s.a. Beispiel 1) mit einem
Hämatokrit von 0,5 konserviert. Abb. 2 zeigt die
erwartete Rejuvenation und Langzeitstabilisierung
dieser Zellen anhand der Parameter 2.3-DPG, p050,
Chloridionenkonzentration, pHe und Oxy-Hb in den ro
ten Blutzellen nach erfolgter Rejuvenation.
Abb. 3 zeigt eine Ausführungsform des Adsorbers.
Der Adsorber 1, nach dem Ausführungsbeispiel in Ab
bildung 3, besteht dabei aus einem zylindrischen
Hohlkörper 4, der deckelseitig mit einem Einlaß 5 und
ausgangsseitig mit einem Auslaß 6 versehen ist. Be
sonders vorteilhaft bei dieser Ausgestaltungsform
ist, daß in Flußrichtung gesehen (durch Pfeile
gekennzeichnet) der Einlaß mit einer Verteilerstruk
tur 7 in Verbindung steht. Dadurch wird
gewährleistet, daß das an und für sich zähflüssige
Blut bzw. die Erythrozyten gleichmäßig auf den Hohl
raum des Hohlkörpers 4 verteilt wird.
Die Ausführungsform nach Abb. 3 ist dabei so
aufgebaut, daß eingangsseitig der Verteilerstruktur 7
ein poröses Faservlies 2 aus dem Polymermaterial nach
geordnet ist. Durch diese Anordnung wird gewährlei
stet, daß das durch die Verteilerstruktur 7 gleichmä
ßig verteilte Blut mit einer konstanten Durchflußge
schwindigkeit auf die nachfolgende Schicht zugeführt
wird. Im Ausführungsbeispiel nach Abb. 3 ist
diesem porösen Faservlies 2 ein Bereich aus
granuliertem Polymermaterial 9 nachgeordnet. Der
größte Teil der Chlorid- bzw. WBC-Depletion findet in
diesem Bereich statt. Die vorteilhafte
Ausgestaltungsform nach Abb. 3 sieht dann vor,
daß in Flußrichtung dem Bereich 4 aus granuliertem
Polymermaterial noch mehrere Faservliese 3 in fester
Ausführungsform nachgeordnet sind. Die Faservliese 3
sorgen dann noch für die restliche WBC-Depletion.
Vorteilhafterweise ist dann noch ausgangsseitig eine
Verteilerstruktur 8 angeordnet, die wiederum für ei
nen gleichmäßigen Abfluß des durch den Adsorber 1
hindurchtretenden Blutes zum Ausgang 6 hin sorgt.
Bevorzugt bei dem vorstehend beschriebenen Adsorber
ist es, wenn als Polymermaterial eine kationisch mo
difizierte Cellulose eingesetzt wird. Besonders die
Cellulose erlaubt es, aus ein und demselben Polymer
material sowohl poröse als auch feste Faservliese
herzustellen, als auch ein entsprechendes Granulat
zur Verfügung zu stellen. Erfindungsgemäß ist der
vorstehend beschriebene Adsorber aber auch für alle
anderen Polymermaterialen einsetzbar, aus denen ent
sprechende Faservliese und Granulate hergestellt wer
den können.
Claims (13)
1. Verfahren zur Stabilisierung und Langzeitkonser
vierung oder zur Regenerierung von Erythrozyten,
bei dem zuerst ein Erythrozytenkonzentrat nach
an und für sich bekannten Methoden gewonnen
wird,
gekennzeichnet durch
die Kombination folgender Verfahrensschritte:
- a) daß das Erythrozytenkonzentrat durch minde stens einen ein kationisch modifiziertes Polymermaterial enthaltenden Adsorber ge führt wird, und
- b) daß die den Adsorber verlassenden Erythro zyten in einer chloridfreien Additivlösung resuspendiert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß ein mit Polymermate
rial gefüllter In-line Filter (Adsorber) einge
setzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß als kationenmodifi
ziertes Polymermaterial Cellulose eingesetzt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die kationisch modi
fizierte Cellulose funktionelle Gruppen der all
gemeinen Formel
-(CH₂-CH₂)m-N(R₁R₂) enthält, wobei
m=0, 1 oder 2, R₁=H, C₁-C₂-Alkylrest oder
-[(CH₂-CH₂)-NH)]n-R₂ mit n=1 bis 1 000 000 und
R₂=H, C₁-C₂-Alkylrest bedeuten.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Chloridionenbin
dungskapazität der kationisch modifizierten Cel
lulose 0,1 bis 5, vorzugsweise 0,5 bis 2,5 mequ/g
Trockensubstanz, und daß die Leukozyten
bzw. Trombozytenbindungskapazität mindestens 90%
des Ausgangswertes beträgt.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 3
bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die kationisch mo
difizierte Cellulose in Kugel- oder Granulatform
eingesetzt wird, wobei die Größe der Teilchen im
gequollenen Zustand im Bereich von 0,1 bis 3 mm
gehalten wird.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 3
bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die kationisch modi
fizierte Cellulose als Faservlies eingesetzt
wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß beim Verfahrens
schritt a, ein Volumenverhältnis Trägermatrix im
Adsorber zu Erythrozytenkonzentrat von
1 zu 1 bis 1 zu 50, bevorzugt 1 zu 5, eingehal
ten wird.
9. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß der Adsorber (1) ein
mit aus dem Polymermaterial gebildetem Fa
servlies (2, 3) gefüllter Hohlkörper (4) ist,
der am Deckel mit einem Einlaß (5) und am Boden
mit einem Auslaß (6) versehen ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß eingangsseitig eine
mit dem Einlaß (5) in Kommunikation stehende
Verteilerstruktur (7) und/oder ausgangsseitig
eine Verteilerstruktur (8) vorgesehen ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet, daß vom Einlaß (5) aus,
in Flußrichtung, mindestens ein poröses Fa
servlies (2) und nachgeordnete feste Faservliese
(3) vorgesehen sind.
12. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche
9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem porösen
Faservlies (2) und den ausgangsseitigen Fa
servliesen (3) granuliertes Polymermaterial (9)
angeordnet ist.
13. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche
9 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß der Hohlkörper (4)
zylindrisch ist.
Priority Applications (3)
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---|---|---|---|
DE4331388A DE4331388C2 (de) | 1993-09-15 | 1993-09-15 | Verfahren zur Stabilisierung und Langzeitkonservierung von roten Blutzellen |
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