DE4330486A1 - Verfahren zur Auslösung eines Airbags in einem Kraftfahrzeug - Google Patents
Verfahren zur Auslösung eines Airbags in einem KraftfahrzeugInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gemäß dem Oberbe
griff des Patentanspruchs 1 und eine Vorrichtung zur Durchfüh
rung des Verfahrens.
Ein solches Verfahren ist aus der gattungsbildenden EP 458 796
B1 bekannt, bei dem Rückhaltemittel, insbesondere ein Airbag ak
tiviert werden, wenn das aufintegrierte Ausgangssignal eines Be
schleunigungssensors eine Schwelle, die sogenannte DV-Schwelle,
überschreitet. Die auf integrierte Beschleunigung stellt die
Geschwindigkeitsänderung DV gerechnet vom Beginn der Aufprallsi
tuation dar. Zur Anpassung an schnelle und langsamere Crash
verläufe werden verschiedene Verfahren zur Beeinflussung der
Auslösecharakteristik dargestellt, insbesondere wird die DV-
Schwelle als Funktion der Zeit und/oder der Beschleunigung vari
iert. So wird bei einem hohen Ausgangssignal des Beschleuni
gungssensors durch eine entsprechende Absenkung der DV-Schwelle
eine Verschärfung der Auslösebereitschaft erreicht, womit ein
notwendigerweise sehr schnelles Auslösen noch rechtzeitig erfol
gen kann. Zur Anpassung an Crashvorgänge mit mittleren Verzöge
rungen, ist eine mit der Zeit unempfindlicher werdende DV-
Schwelle vorgesehen, wodurch u. a. eine Auslösung verhindert
wird, wenn eine Auslösung der Rückhaltemittel für eine entspre
chende Rückhaltewirkung der Insassen zu spät käme. Die durch ein
Zeitglied gesteuerte Verhinderung oder Desensibilisierung für
eine Auslösung ist unbefriedigend, da kein direkter physikali
scher Zusammenhang zu dem Crashgeschehen besteht.
Insbesondere bei einem versetzten Pfahlcrash mit geringem Über
deckungsgrad, bei dem kein Längsträger des Fahrzeugs getroffen
wird, liegen bei vergleichbaren Ausgangsgeschwindigkeiten die
registrierten Beschleunigungswerte zwischen denen einer harten
Bremsung mit Bordsteinüberfahrung und einem Wand-Frontalcrash.
In diesem Bereich ist eine zuverlässige Erkennung eines
gefährlichen Aufpralls und die Unterscheidung von beispielsweise
einer harten Bremsung mit Bordsteinüberfahrung schwierig. Die
Auslöseentscheidung bedarf daher einer größeren Zeitspanne zur
Beschleunigungsauswertung. Während bei schnellen Crashverläufen
eine schnelle Auslösung im Vordergrund steht, muß die
Auslöseentscheidung bei langsameren Crashverläufen auch davon
geleitet sein, daß ein zu spätes Auslösen des Airbags verhindert
werden muß, um einen Insassen, dessen Kopf sich bereits stark
dem Lenkrad angenähert hat, nicht auch noch durch den sich
schlagartig aufblasenden (Airbag) Luftsack zu gefährden.
Aus der DE-OS 38 03 426 ist ein Verfahren zur Wirksamschaltung
eines Sicherheitssystems bekannt, bei dem aus dem Signal eines
Beschleunigungsaufnehmers die während eines Unfalls auftretende
Insassen-Vorverlagerung im fahrzeugfesten Koordinatensystem
berechnet wird. Wenn die berechnete Vorverlagerung einen vorgeb
baren Wert übersteigt, wird eine Sicherheitseinrichtung akti
viert, beispielsweise ein Airbag aufgeblasen. Theoretisch stellt
ein solches Verfahren sicher, daß der Airbag genau im richtigen
Augenblick zündet. Eine Zündung zu einem Zeitpunkt, bei dem der
Kopf des Insassen bereits auf das Lenkrad aufschlägt, würde gar
nicht auftreten. Ein großer Nachteil an diesem Verfahren ist
jedoch, daß aufgrund der vergleichsweisen großen Aufblaszeit des
Airbags von ungefähr 30 msec die Auslöseentscheidung bereits in
der Anfangsphase des Crashverlaufes getroffen werden muß, zu
dieser Zeit jedoch die als Auslösekriterium herangezogene Insas
sen-Vorverlagerung aus den bis dahin vorliegenden Beschleuni
gungswerten nur sehr ungenau berechenbar ist.
Aufgabe der Erfindung ist es, für ein gattungsgemäßes Verfahren
zur Airbagauslösung die Desensibilisierung einer durch einen
Aufprall in erhöhte Auslösebereitschaft versetzten Auslöse
einheit zu verbessern. Dadurch sollen Insassen besser vor einer
nicht nur zu späten sondern auch diese gefährdenden Auslösung
des Airbags geschützt werden.
Diese Aufgabe wird mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patent
anspruchs 1 gelöst. In vorteilhafter Weise wird die Desensibili
sierung der Auslöseeinheit an das reale Crashgeschehen gekop
pelt, indem die Insassen-Vorverlagerung ermittelt und zur Steue
rung der Desensibilisierung der Auslöseeinheit verwendet wird.
Eine Zündung des Airbags zu einem Zeitpunkt, bei dem der Kopf
des Insassen sich bereits sehr nah am Lenkrad befindet, kann
dadurch wirksam verhindert werden.
Zwar stellt, wie oben erläutert, die Vorverlagerung keine geeig
nete Zustandsgröße zur Bestimmung des Auslösezeitpunktes dar,
wohl kann sie aber zur Steuerung der Desensibilisierung herange
zogen werden, die erst in einer späteren Phase des Crashverlau
fes einzusetzen hat. Denn anders als in der oben genannten DE-OS
38 03 426 braucht die Vorverlagerung nicht um die Aufblaszeit
des Airbags vorausberechnet zu werden. Es genügt die aktuelle
Vorverlagerung zu berechnen, welche einfacher und genauer ermit
telbar ist, da die Desensibilisierung der geschärften Auslöse
schaltung an das einfache Kriterium geknüpft werden kann, ob die
aktuelle Vorverlagerung einen Maximalwert überschreitet, ab dem
eine Auslösung nicht erwünscht ist.
Eine Auslöseschaltung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist in der einzige Figur der Zeichnung dargestellt
und wird im folgenden auch zur Erläuterung des Verfahrens heran
gezogen.
Die in der Figur gezeigte Auslöseschaltung besteht aus einem
auch aus den oben genannten Schriften an sich bekannten Schal
tungsteil mit den Komponenten 1 bis 9 und einem erfindungsge
mäßen Schaltungsteil 10 innerhalb des gestrichelt umrandeten
Blocks. Ein Piezo-Aufnehmer 1 mißt die Beschleunigung des Fahr
zeugs in Längsrichtung. Ein entsprechendes Signal wird in einem
Verstärker 2 und einer Filterstufe 3 aufbereitet und gegebenen
falls bei digitalisierter Weiterverarbeitung einem Analog-Digi
tal-Wandler 4 zugeführt, der ein Beschleunigungssignal a aus
gibt. In einem ersten Pfad wird das Beschleunigungssignal a in
einem nichtlinearen Glied 6 gewichtet und das so bewertete Be
schleunigungssignal a′ mittels eines Integrators 7 in ein Ge
schwindigkeitssignal DV umgewandelt. Dieses DV-Signal wird auf
einen ersten Komparator 8 geführt, der bei Überschreitung einer
Auslöseschwelle durch das DV-Signal ein Auslösesignal an eine
Zündendstufe 9 des Airbags ausgibt. In einem zweiten Pfad wird
das Beschleunigungssignal a einem Schwellwertgenerator 5 zuge
führt, der eine von dem Beschleunigungssignal a beeinflußte
Auslöseschwelle AS dem ersten Komparator 8 vorgibt.
Gemäß der gattungsbildenden Schrift kann die Beeinflussung
derart erfolgen, daß die Auslöseschwelle AS vorübergehend von
einer relativ hohen Grundschwelle ausgehend mit zunehmender
Beschleunigung a auf eine untere Schwelle abgesenkt wird. Insge
samt bewirkt dies eine Verschärfung der Auslösebereitschaft bei
hohen Beschleunigungswerten a.
Erfindungsgemäß wird nun in einem dritten Pfad das Beschleuni
gungssignal a durch den gestrichelt umrandeten Schaltungsteil 10
ausgewertet, um die von dem Schwellwertgenerator 5 erzeugte Aus
löseschwelle AS zu modifizieren und eine resultierende Auslöse
schwelle AS′ dem ersten Komparator 8 vorzugeben.
Dazu wird aus dem Beschleunigungssignal a in einer Auswertestufe
11, im wesentlichen durch eine zweifache zeitliche Integration,
die seit Beginn des Aufpralls aufgrund der wirkenden Beschleuni
gungskräfte eingetretene Vorverlagerung VV des Insassen ermit
telt. Dieser Wert VV wird in einem zweiten Komparator 12 mit
einem Maximalwert VVmax verglichen. Wenn die Vorverlagerung VV
diesen Maximalwert VVmax überschreitet, gibt der Komparator 12
ein Steuersignal an einen Auswahlstufe 13 ab, welche daraufhin
von der Auslöseschwelle AS auf eine maximale Auslöseschwelle
ASmax umschaltet. Damit erhöht sich die resultierende Auslöse
schwelle AS′, so daß die Abgabe eines Auslösesignals durch den
nachfolgenden ersten Komparator 8 erschwert ist. Die Erhöhung
der Auslöseschwelle AS′ braucht nicht abrupt, sondern kann auch
kontinuierlich als Funktion von der Vorverlagerung VV erfolgen.
Die maximale Auslöseschwelle ASmax kann mit der Grundschwelle,
wie sie von dem Schwellwertgenerator 5 im Grundzustand vorgege
ben wird, übereinstimmen. In einer Weiterbildung wäre es auch
sinnvoll, ein ASmax weit oberhalb der Grundschwelle vorzugeben,
um eine Auslösung mit großer Sicherheit zu unterdrücken. Damit
die Auslöseschaltung auch noch auf eine Folgekollision reagiert,
kann weiterhin vorgesehen sein, daß die Sperrung der Auslösung
nur für eine vorbestimmte Ausblendzeit anhält, nach deren Ablauf
die Auswahlstufe 13 die resultierende Auslöseschwelle AS′ wieder
auf die Schwelle AS schaltet und die Auslöseschaltung wieder in
den Grundzustand zurückgesetzt wurde.
Für eine sinnvolle Betrachtung der Vorverlagerung ist eine Rück
stellung des berechneten Weges VV nötig, die die eigenständige
Rückbewegung des Oberkörpers bei Kräftefreiheit berücksichtigt.
Kräftefreiheit bedeutet hierbei, daß das Beschleunigungssignal a
einen vorgebenen Schwellwert von z. B. 2g, also der zweifachen
Erdbeschleunigung unterschreitet. Durch die Rückstellung wird
verhindert, daß z. B. nach einer harten Bremsung auf einer
Schlechtwegstrecke oder dem Überfahren einer Bordsteinkante eine
unerwünschte Desensibilisierung der Auslöseschaltung einsetzt,
weil die errechnete Vorverlagerung nach einiger Zeit die
Schwelle VVmax erreicht hätte. In der Auswertestufe 11 ist daher
eine lineare Rückführung der Vorverlagerung VV mit einer vorge
gebenen Geschwindigkeit der Größenordnung Im/sec vorgesehen.
Auch muß in der Auswertestufe 11 mittels einer Begrenzung des
VV-Signals ein Endanschlag für die Vorverlagerung berücksichtigt
werden, der dem Abstand zwischen Kopf und Lenkrad entspricht.
Darauf aufbauend ist es sinnvoll, daß wenn die Vorverlagerung VV
aufgrund der Rückstellung wieder kleiner als VVmax wird, das
nunmehr zurückgesetzte, von dem zweiten Komparator 12 an die
Auswahlstufe 13 abgegebene Steuersignal die resultierende Auslö
seschwelle AS′ auf den Wert AS zurückschaltet.
Selbstverständlich kann der erfindungsgemäße Schaltungsteil 10
vollkommen in den Schwellgenerator 5 integriert und als Teil von
diesem aufgefaßt werden.
Claims (9)
1. Verfahren zur Auslösung eines Airbags in einem Kraftfahrzeug,
bei dem ein Beschleunigungssignal gemessen und zur Bildung eines
Auslösekriteriums aufbereitet wird und bei dem ein Aufprall zu
nächst eine Erhöhung der Auslösebereitschaft bewirkt, die nach
kurzer Dauer wieder zurückgenommen wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zurücknahme der erhöhten Auslösebereitschaft durch eine
Zustandsgröße gesteuert wird, welche der Vorverlagerung eines
Insassen entspricht, wobei die Zurücknahme dann erfolgt, wenn
diese Vorlagerung einen kritischen Wert übersteigt.
2. Verfahren zur Auslösung eines Airbags in einem Kraftfahrzeug,
bei dem ein Beschleunigungssignal gemessen, dieses Beschleuni
gungssignal durch zeitliche Integration in ein Geschwindigkeits
signal umgewandelt wird, und bei dem zur Bildung eines Auslöse
kriteriums mindestens ein Schwellwert für die Geschwindigkeit
vorgebbar ist, wobei der Schwellwert
- - zunächst abgesenkt wird, wenn eine oder mehrere Zustandsgrößen des Fahrzeugs einen Aufprall anzeigen und
- - dann abhängig von Zustandsgrößen wieder erhöht wird, dadurch gekennzeichnet, daß eine Zustandsgröße ermittelt wird, welche der Vorverlagerung eines Insassen entspricht und diese Vorverla gerung die Erhöhung des Schwellwertes und damit die Desensibili sierung steuert, indem der Schwellwert erhöht wird, wenn die Vorverlagerung einen kritischen Wert überschreitet.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Bildung der Vorverlagerung ein Beschleunigungssignal zwei
fach zeitlich integriert wird und auf einen Wert begrenzt wird,
der dem Abstand zwischen Insassenkopf und Lenkrad entspricht.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Bildung der Vorverlagerung das begrenzte zweifache Integral
des Beschleunigungssignals gemäß einer vorgegebenen zeitlichen
Funktion jedesmal zurückgestellt wird, wenn das Beschleunigungs
signal ein Schwelle unterschreitet.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Desensibilisierung zurückgenommen wird, wenn die Vorverlage
rung eine untere Schwelle unterschreitet.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 2,
bei der eine Auslöseschwelle AS einem ersten Komparator vorge
geben wird, an dessen anderen Eingang ein aus dem Beschleuni
gungssignal abgeleitetes Geschwindigkeitssignal DV anliegt und
dessen Ausgang eine Zündendstufe ansteuert, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Auslöseschwelle AS zunächst an eine Schalt
stufe (13) gegeben wird, die abhängig von einem Steuersignal
einen Schwellwert AS′ dem ersten Komparator vorgibt, der zwi
schen der Auslöseschwelle AS und einem Maximalwert ASmax liegt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der
Schwellwert AS′ entweder den Wert der Auslöseschwelle AS oder
den Maximalwert ASmax annimmt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
das Steuersignal von einem zweiten Komparator (12) vorgeben
wird, der eine aus dem Beschleunigungssignal ermittelte Vorver
lagerung VV mit einem Maximalwert VVmax vergleicht und bei des
sen Überschreitung das Steuersignal ausgibt, welches die Schalt
stufe (13) zur Ausgabe des Maximalwertes ASmax veranlaßt.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die Vorverlagerung in einer Auswertestufe (11) mittels zweifa
cher zeitlicher Integration des Beschleunigungssignals ermittelt
wird.
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