DE4322085A1 - Verfahren zur Herstellung eines Formteils aus einem pulverförmigen Material - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines Formteils aus einem pulverförmigen MaterialInfo
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- B—PERFORMING OPERATIONS; TRANSPORTING
- B22—CASTING; POWDER METALLURGY
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- B22F3/10—Sintering only
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Description
Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Herstellung eines
Formteils aus einem pulverförmigen Material gemäß dem Ober
begriff des Patentanspruchs 1.
Derartige Verfahren zur Verfahren zur Herstellung eines Form
teils aus einem pulverförmigen Material sind bekannt. Sie werden
insbesondere bei der Herstellung von Formteilen aus metallischen
Grundstoffen eingesetzt. Es sind auch Verfahrensschritte
bekannt, die der Verbesserung der Oberflächenqualität nach der
üblichen mechanischen Bearbeitung dienen. Insbesondere bei der
Herstellung von Turbinenschaufeln muß eine glatte Oberfläche
angestrebt werden, um einen hohen Wirkungsgrad und eine gute
Korrosionsbeständigkeit zu erreichen. Es ist beispielsweise mög
lich, die Turbinenschaufeln abschließend mit Stahlkugeln zu
strahlen, auch ein Überschleifen derselben ist möglich, obwohl
es vergleichsweise teuer ist.
Die Erfindung, wie sie im unabhängigen Anspruch 1 gekennzeichnet
ist, löst die Aufgabe, ein Verfahren zur Herstellung eines Form
teils aus einem pulverförmigen Material anzugeben, bei welchem
der Energieaufwand für das Sinterverfahren bei gleicher Güte der
Oberflächenqualität des Formteils vorteilhaft klein gehalten
werden kann.
Das Verfahren zur Herstellung eines Formteils aus einem pulver
förmigen Material weist die folgenden Verfahrensschritte auf:
- a) Einfüllen des pulverförmigen Materials in eine Rohform,
- b) Verdichten des Materials durch ein mechanisches Klopfen,
- c) Vorsintern des Rohlings in der Rohform,
- d) Entnehmen des Rohlings aus der Rohform,
- e) Spanabhebendes Bearbeiten des Rohlings,
- f) Kugelstrahlen des Rohlings, und
- f) Fertigsintern des Rohlings zum definitiven Formteil.
Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen
darin zu sehen, daß nicht der ganze Rohling einheitlich dicht
gesintert zu werden braucht, so daß das Gefüge im Inneren des
Rohlings stets der zu erwartenden Beanspruchung optimal ange
paßt werden kann, während nur sein Oberflächenbereich eine ver
gleichsweise große Dichte aufweist, wodurch der Korrosions
schutz gewährleistet und das Eindringen von Gasen in das Innere
sicher verhindert wird.
Bei diesem Verfahren sind Vorsintertemperatur und Dauer des Vor
sinterns so aufeinander abgestimmt, daß ein Schrumpfen im
Bereich von 0,2% bis 1% auftritt, wodurch ein mechanisch ver
gleichsweise leicht zu bearbeitender Rohling entsteht.
Bei diesem Verfahren erfolgt die spanabhebende Bearbeitung des
Rohlings mittels eines Hochgeschwindigkeitsfräsvorganges, an
diesen schließt sich ein Kugelstrahlen des Rohlings an. Der
Rohling weist danach gegenüber dem definitiven Formteil ein
Übermaß auf, welches so ausgelegt ist, daß es gerade durch das
beim Fertigsintern auftretende schrumpfen des Rohlings vollstän
dig aufgehoben wird. Beim Kugelstrahlen werden Glaskugeln oder
Stahlkugeln eingesetzt.
Wenn eine besonders hohe Dichte im Bereich der Oberfläche
erreicht werden soll, so wird der Rohling nach dem Fertigsintern
heiß-isostatisch gepreßt.
Der Rohling wird dann vor dem Fertigsintern auf einen Setter
aufgelegt und zusammen mit diesem in den Sinterofen eingebracht.
Dabei nimmt der Setter den Rohling formschlüssig auf und
schrumpft beim Sintern gemeinsam und im gleichen Ausmaß wie der
Rohling, so daß der Rohling stets besonders gut gegen Deforma
tionen abgestützt ist.
Es wirkt sich besonders vorteilhaft aus, daß das spanabhebende
Bearbeiten des Rohlings und das anschließende Verdichten seines
Gefüges im Oberflächenbereich bereits dann erfolgt, wenn der
Rohling noch vergleichsweise einfach zu bearbeiten ist, da sein
Gefüge noch nicht durch das abschließende Fertigsintern verfe
stigt ist. Dadurch können vergleichsweise hohe Schnittgeschwin
digkeiten gewählt werden, was eine besonders gute Oberflächen
qualität am bearbeiteten Rohling zur Folge hat.
Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstände der
abhängigen Ansprüche.
Die Erfindung, ihre Weiterbildung und die damit erzielbaren Vor
teile werden nachstehend anhand der Zeichnung, welche lediglich
einen möglichen Ausführungsweg darstellt, näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 ein erstes Blockdiagramm eines erfindungsgemäßen
Verfahrens,
Fig. 1a ein zweites Blockdiagramm eines erfindungsgemäßen
Verfahrens,
Fig. 2 eine Draufsicht auf einen ersten, auf einem Setter liegen
den, spanabhebend bearbeiteten Rohling, und
Fig. 3 einen Schnitt durch die Anordnung gemäß Fig. 2.
Alle für das unmittelbare Verständnis der Erfindung nicht erfor
derlichen Elemente sind nicht dargestellt.
Die Fig. 1 zeigt ein schematisch dargestelltes Blockdiagramm des
Verfahrens zur Herstellung eines Formteils aus einem pulverför
migen Material. Das pulverförmige Material wird nach einem der
bekannten Verfahren hergestellt. Es wird drucklos in eine Roh
form aus Metall oder Keramik eingefüllt. Die inneren Abmessungen
dieser Rohform müssen denen des fertigen Formteils nur grob
angenähert sein. So reicht es beispielsweise aus, eine Turbinen
schaufel durch einen Quader anzunähern. Das in die Rohform ein
gefüllte pulverförmige Material wird durch ein mechanisches
Klopfen verdichtet. Es ist jedoch vorstellbar, daß für das Ver
dichten auch andere Verfahren, wie beispielsweise ein Vibrieren
oder ein Rütteln der Rohform mit verschiedenen Frequenzen, vor
gesehen werden. Es wird dabei in der Regel eine Klopfdichte im
Bereich von 60 bis 70% erreicht. Nach dem Verdichten folgt dann
ein Vorsintervorgang, bei dem das Material in der Rohform zu
einem Rohling zusammensintert. Beim Vorsintern wird das Material
langsam und gleichmäßig auf die Vorsintertemperatur gebracht,
dann kurze Zeit auf dieser Temperatur gehalten und anschließend
langsam abgekühlt. Wird das Vorsintern sorgfältig durchgeführt,
so wird dadurch ein Rohling geschaffen, der eine außerordent
lich homogene Dichteverteilung und ein homogenes Gefüge auf
weist. Ist der Rohling ein größerer Quader, so können aus ihm
mehrere kleinere Quader als im nächsten Verfahrensschritt weiter
zu verarbeitende Rohlinge herausgeschnitten werden.
Nach der Entnahme des Rohlings aus der Rohform wird er spanabhe
bend weiter bearbeitet, insbesonders eignet sich hierfür das
Hochgeschwindigkeitsfräsen. Es ist jedoch auch möglich, konven
tionelle spanabhebende Bearbeitungsverfahren einzusetzen oder
auch eine Kombination von konventionellen Bearbeitungsverfahren
mit dem Hochgeschwindigkeitsfräsen. Bei einer Kombination wird
das Hochgeschwindigkeitsfräsen vorteilhaft als letzter Bearbei
tungsschritt eingesetzt, da so eine besonders gute Oberflächen
qualität des Rohlings erreicht wird. Beim Hochgeschwindigkeits
fräsen von metallischen Rohlingen werden Schnittgeschwindigkei
ten im Bereich von 300 bis 900 m/min eingehalten. Derartig hohe
Schnittgeschwindigkeiten sind nur deshalb möglich, weil das
Gefüge des Rohlings durch das Vorsintern zwar sehr homogen, aber
in sich noch bedeutend weniger verfestigt ist als nach dem Fer
tigsintern. Die Bearbeitung kann so vorteilhaft rasch und preis
günstig erfolgen. Es ist davon auszugehen, daß dieser Rohling
in einem Fünftel der Zeit fertig bearbeitet ist, die für die
Bearbeitung eines entsprechenden massiven Stahlteiles aufgewen
det werden müßte.
Wird eine besonders glatte Oberfläche des Rohlings verlangt, wie
beispielsweise bei Rohlingen für Turbinenschaufeln, so kann der
Rohling nach der spanabhebenden Bearbeitung noch mit Glaskugeln
gestrahlt werden, wodurch seine Oberflächenrauhigkeit weiter
reduziert wird. Je nach Beschaffenheit des Rohlings kann auch
ein anderes der bekannten strahlverfahren angewendet werden. Auf
diese Art wird zudem die Oberfläche des Rohlings verdichtet, was
sich insbesondere bei Turbinenschaufeln vorteilhaft auswirkt.
Die mechanische Bearbeitung führt zu einem Rohling der sehr
genau gefertigt ist, der jedoch noch ein poröses Gefüge auf
weist. Die Dichteverteilung ist jedoch außerordentlich homogen,
so daß mit einem gleichförmigen sinterschrumpfen des Rohlings
beim Fertigsintern gerechnet werden kann. Der Rohling wird also
bei der mechanischen Bearbeitung mit Übermaß gefertigt, und
zwar wird das Übermaß so ausgelegt, daß es, bedingt durch das
sinterschrumpfen, beim Fertigsintern gerade verschwindet. Unter
schiedliche Materialdicken haben ein proportional zur Dicke
zunehmendes Schrumpfen zur Folge, diese Unterschiede werden
jedoch bei der Formgebung des Rohlings von Anfang an berücksich
tigt, so daß das definitive Formteil unabhängig von der
Materialdicke äußerst formgenau ist.
Der mechanisch fertig bearbeitete und im Oberflächenbereich ver
dichtete Rohling wird auf einen Setter gelegt, der so ausgebil
det ist, daß er während des Fertigsinterns den Rohling stützt
und ihn vor etwaigen Deformationen bewahrt. Als besonders gün
stig haben sich mitschrumpfende Setter erwiesen, die im gleichen
Masse schrumpfen wie das Material des Rohlings. Derartige mit
schrumpfende Setter sind besonders dort von Vorteil, wo Rohlinge
mit vergleichsweise komplizierten Formen formschlüssig zu
stützen sind.
Der Rohling wird dann gemeinsam mit dem Setter in einen Sinter
ofen eingebracht und dort dem Fertigsintervorgang unterworfen.
Auch dabei wird der Temperaturanstieg bis zur Sintertemperatur,
die Verweildauer bei dieser Temperatur und der nachfolgende
Abkühlvorgang dem jeweiligen Material optimal angepaßt. Bei
diesem Fertigsintervorgang kann das zu sinternde Material mit
Hilfe der Ofenatmosphäre gleichzeitig chemisch beeinflußt wer
den. Dank der porösen Struktur des Rohlings bei Beginn des Fer
tigsinterns kann die Ofenatmosphäre bis in dessen Inneres ein
wirken, so daß eine ganze Palette von Einflußnahmen möglich
ist. Wird eine stickstoffhaltige Ofenatmosphäre gewählt, so
erfolgt ein Nitrieren des Rohlings und damit eine vorteilhafte
Festigkeitserhöhung desselben. Eine kohlenstoffhaltige Ofenatmo
sphäre ermöglicht ein Aufkohlen. Es bestehen viele Möglichkeiten
des Gradierens. Mit Hilfe einer entsprechend dotierten Ofenatmo
sphäre kann auch bereits beim Vorsintern das zu sinternde Mate
rial chemisch beeinflußt werden. Es ist auch denkbar während
des Vorsinterns eine andere Dotierung der Ofenatmosphäre zu wäh
len als während des Fertigsinterns.
Bei diesem Ausführungsbeispiel wird das pulverförmige Material
in einen rechteckigen, nach oben offenen Behälter mit leicht
konisch verlaufenden Wänden eingefüllt. Der Behälter weist Wände
aus reinem Aluminiumoxid Al₂O₃ auf, die mit einer Trennschicht
aus Zirkonoxid beschichtet sind. Als pulverförmiges Material ist
ein X20CrMo V 12,1-Stahlpulver der Firma Anval, Anval 9156 - APM
9929, nach DIN 17 175, 17 225, 17 243 eingesetzt worden. Das Stahl
pulver wies folgende zusätzlichen Legierungsbestandteile auf:
C 0,22%
Si 0,32%
Mn 0,57%
P 0.012%
S 0,010%
Cr 12,1%
Ni 0,66%
Mo 1,13%
Ti 0,003%
Nb 0,10%
V 0,31%
W 0.01%.
C 0,22%
Si 0,32%
Mn 0,57%
P 0.012%
S 0,010%
Cr 12,1%
Ni 0,66%
Mo 1,13%
Ti 0,003%
Nb 0,10%
V 0,31%
W 0.01%.
Dieses Stahlpulver wurde mittels eines Gasverdüsungsverfahrens
hergestellt, seine Partikel weisen eine Größe bis 44 µm auf und
sie sind sphärisch ausgebildet. Anschließend wird der Behälter
200mal mit einem senkrechten Klopfen beaufschlagt. Durch das
Klopfen wird eine Klopfdichte des Stahlpulvers von etwa 65%
erreicht. Anschließend wird der Behälter mit dem verdichteten
Stahlpulver in einen Vakuumofen eingebracht und zum Vorsintern
induktiv aufgeheizt. Der Vakuumofen wurde vor dem Aufheizen mit
reinem Stickstoff gespült und danach kontinuierlich innerhalb
von zwei Stunden auf 10-3 mbar evakuiert. Die Aufheizung
erfolgte mit einer Rampe von 7°C/min auf 920°C. Diese Temperatur
wird 90 Minuten gehalten. Danach wird weiter aufgeheizt mit
einer Rampe von 2°C/min auf die eigentliche Vorsintertemperatur
von 1040°C. Sobald die Vorsintertemperatur von 1040°C erreicht
ist, wird sie während des 30 Minuten dauernden Vorsinterns bei
behalten. Daran anschließend erfolgt das gleichmäßige Abkühlen
des beim Vorsintern entstandenen Rohlings mit einer Rampe von
1°C/min auf Raumtemperatur hinunter. Der Rohling wird dann zur
weiteren Bearbeitung aus dem Behälter entnommen.
Beim Vorsintern wird die Ausbildung von Halsbindungen zwischen
den sphärischen Partikeln des Stahlpulvers ermöglicht, so daß
innerhalb der Rohform ein quaderförmiger Rohling entsteht. Auf
diese Art erhält man besonders gut spanabhebend bearbeitbare
Rohlinge. Der quaderförmige Rohling weist jetzt eine Dichte von
etwa 70% auf. Die Dichteverteilung über den gesamten Querschnitt
des Rohlings ist sehr gleichmäßig.
Der Rohling wird aus der Rohform entnommen und in eine Fräsma
schine eingespannt und in dieser spanabhebend weiter bearbeitet.
Diese als Hochgeschwindigkeitsfräsen bezeichnete Bearbeitung
erfolgt mit vergleichsweise hohen Schnittgeschwindigkeiten im
Bereich von 500 m/min. Die gute und schnelle Bearbeitung des
vorgesinterten Rohlings mit derartig hohen Schnittgeschwindig
keiten ist nur deshalb möglich, weil dabei lediglich die Hals
bindungen zwischen den Partikeln des Stahlpulvers abgeschlagen
werden, wodurch die aufzubringenden Zerspanungskräfte ver
gleichsweise gering gehalten werden können. Ein eigentliches
Schneiden erfolgt bei diesem Verfahrensschritt nicht. Mit diesem
Bearbeitungsverfahren kann eine Oberflächenrauhigkeit erreicht
werden, die im Bereich des halben maximalen Durchmessers der
Partikel des Stahlpulvers, also bei etwa 22 µm liegt.
Es können zusätzliche Bearbeitungsverfahren vorgesehen werden,
um die Oberflächenqualität zu verbessern. Hier wurden Glaskugeln
mit einem Durchmesser von 70 µm bis 110 µm bei einem Strahldruck
in der Strahlpistole von 2 bar verwendet. Dabei wurden bei einem
Luftverbrauch von 203 l/min Strahlmittelgeschwindigkeiten im
Bereich um 145 m/sec erreicht. Pro cm² wird mit einer Strahlzeit
von 10 sec gerechnet, wenn der Strahl senkrecht auf die zu
strahlende Oberfläche trifft. Dieses Vorverdichten der Randzonen
des spanabhebend bearbeiteten Rohlings zwecks Reduzierung der
Oberflächenrauhigkeit hat keinen Einfluß auf das nach dem Fer
tigsintern erreichbare Endmaß des definitiven Formlings, da das
im Oberflächenbereich vorverdichtete Volumen beim Fertigsintern
entsprechend weniger schrumpft.
Für das Fertigsintern wurde ein Vakuumsinterofen verwendet. Die
Ofenatmosphäre setzte sich zusammen aus Stickstoffgas N₂ mit
einer Dotierung von 10% CO₂, der Druck im Ofen betrug 10 mbar.
Die Sintertemperatur von 1350°C wurde bei diesem Ausführungs
beispiel kontinuierlich mit einer Rampe von 3°C/min erreicht.
Die Sintertemperatur wurde während sechs Stunden gehalten, das
nachfolgende Abkühlen erfolgte kontinuierlich mit einer Rampe
von 7°C/min bis herab auf die Raumtemperatur. Nach diesem Fer
tigsintern weist das Formteil eine Dichte von 96% auf, die für
viele Anwendungen genügt.
Der Rohling wird durch dieses sehr genaue Hochgeschwindigkeits
fräsen in Verbindung mit dem nachgeschalteten Strahlen mit Glas
kugeln in eine Form gebracht, die der des definitiven Formteils
sehr nahe kommt. Der Rohling weist jetzt gegenüber dem definiti
ven Formteil ein Übermaß auf, welches so ausgelegt ist, daß es
gerade durch das beim Fertigsintern auftretende Schrumpfen des
Rohlings vollständig aufgehoben wird.
Wird jedoch eine noch größere Dichte und Festigkeit gefordert,
so kann das Formteil anschließend an das Fertigsintern, wie im
Blockdiagramm gemäß Fig. 1a dargestellt, einer Behandlung mit
tels eines heiß-isostatischen Preßvorgangs unterworfen werden.
Allerdings muß die damit verbundene nochmalige Reduktion der
Abmessungen des Formteils bei der Festlegung des nach der
spanabhebenden Bearbeitung erforderlichen Übermasses berücksich
tigt werden. Das heiß-isostatische Pressen könnte hier vorteil
haft ohne eine zusätzliche Preßhaut erfolgen, da die beim Fer
tigsintern erreichte Dichte im Oberflächenbereich des Formteils
ein Eintreten von Gasen in das Innere des Formteils nicht
zuläßt.
Beim zweiten Ausführungsbeispiel wird das pulverförmige Material
in einen rechteckigen, nach oben offenen Behälter eingefüllt.
Der Behälter weist Wände aus Stahlblech UST 37.2 auf. Als pul
verförmiges Material ist ein X20CrMo V 12,1-Stahlpulver der
Firma Anval, Anval 9156 - APM 9929, nach DIN 17 175, 17 225, 17 243
eingesetzt worden. Das Stahlpulver wies folgende zusätzlichen
Legierungsbestandteile auf:
C 0,22%
Si 0,32%
Mn 0,57%
P 0.012%
S 0,010%
Cr 12,1%
Ni 0,66%
Mo 1,13%
Ti 0,003%
Nb 0,10%
V 0,31%
W 0.01%.
C 0,22%
Si 0,32%
Mn 0,57%
P 0.012%
S 0,010%
Cr 12,1%
Ni 0,66%
Mo 1,13%
Ti 0,003%
Nb 0,10%
V 0,31%
W 0.01%.
Dieses Stahlpulver wurde mittels eines Gasverdüsungsverfahrens
hergestellt, seine Partikel weisen eine Größe bis 105 µm auf
und sie sind sphärisch ausgebildet. Anschließend wird der
Behälter 200mal mit einem senkrechten Klopfen beaufschlagt.
Durch das Klopfen wurde eine Klopfdichte des Stahlpulvers von
68% erreicht. Anschließend wird der Behälter mit dem verdichte
ten Stahlpulver in einen Vakuumsinterofen eingebracht und mit
einer Stickstoffatmosphäre unter einem Druck von 10 mbar vorge
sintert. Die Aufheizung erfolgte mit einer Rampe von 10°C/min
auf 920°C. Diese Temperatur wird 120 Minuten gehalten, um eine
gleichmäßige Durchwärmung des Materials zu erreichen. Danach
wird weiter aufgeheizt mit einer Rampe von 3°C/min auf die
eigentliche Vorsintertemperatur von 1020°C. Sobald die Vorsin
tertemperatur von 1020°C erreicht ist, wird sie während des 20
Minuten dauernden Vorsinterns beibehalten. Daran anschließend
erfolgt das gleichmäßige Abkühlen des beim Vorsintern entstan
denen Rohlings mit einer Rampe von 0,8°C/min auf Raumtemperatur
hinunter. Der Rohling wird dann zur weiteren Bearbeitung aus dem
Behälter entnommen.
Die Vorsintertemperatur von 1020°C, die während 20 Minuten bei
behalten wird, ermöglicht die Ausbildung von Halsbindungen zwi
schen den sphärischen Partikeln des Stahlpulvers, so daß inner
halb der Rohform ein quaderförmiger Rohling entsteht. Dabei
tritt bereits ein erstes Schrumpfen auf, und zwar linear um etwa
1%. Ein Schrumpfen von 0,5% bis 1% führt zu besonders gut
spanabhebend bearbeitbaren Rohlingen. Würde ein stärkeres
Schrumpfen auftreten, so würde das Gefüge des Rohlings zu fest,
so daß eine spanabhebende Bearbeitung erschwert würde.
Der quaderförmige Rohling wird aus der Rohform entnommen und in
eine Fräsmaschine eingespannt und in dieser spanabhebend weiter
bearbeitet. Diese als Hochgeschwindigkeitsfräsen bezeichnete
Bearbeitung erfolgt, wie bereits beschrieben, mit vergleichs
weise sehr hohen Schnittgeschwindigkeiten. Die gute und schnelle
Bearbeitung des vorgesinterten Rohlings mit derartig hohen
Schnittgeschwindigkeiten ist nur deshalb möglich, weil dabei
lediglich die Halsbindungen zwischen den Partikeln des Stahlpul
vers abgeschlagen werden, wodurch die aufzubringenden Zerspa
nungskräfte vergleichsweise gering gehalten werden können. Ein
eigentliches Schneiden erfolgt bei diesem Verfahrensschritt
nicht. Mit diesem Bearbeitungsverfahren kann eine Oberflächen
rauhigkeit erreicht werden, die im Bereich des halben maximalen
Durchmessers der Partikel des Stahlpulvers, also bei etwa 53 µm
liegt. Für Turbinenschaufeln genügt diese Oberflächenqualität
zum Beispiel nicht, so daß zusätzliche Bearbeitungsverfahren
vorgesehen werden müssen, um die Oberflächenqualität zu verbes
sern, insbesondere bietet sich da ein Kugelstrahlverfahren an.
Hier wurde ein Strahlverfahren mit Stahlschrot SDKA 0,6B
gewählt. Dabei werden Stahlkugeln mit einem Durchmesser von bis
zu 600 µm bei einem Strahldruck in der Strahlpistole von 2,5 bar
verwendet. Dabei wurden bei einem Luftverbrauch von 233 l/min
Strahlmittelgeschwindigkeiten im Bereich um 161 m/sec erreicht.
Pro cm² wird mit einer Strahlzeit von 10 sec gerechnet, wenn der
Strahl um 30 geneigt zur Senkrechten auf die zu strahlende
Oberfläche trifft. Am Rohling hat das Strahlen eine Maßänderung
von 0,3 mm zur Folge. An der Oberfläche des Rohlings entsteht
dadurch eine vergleichsweise dünne vorverdichtete Zone, während
dessen weiter innen liegende Bereiche ihre Porösität unverändert
beibehalten. Dieses Vorverdichten der Randzonen des spanabhebend
bearbeiteten Rohlings zwecks Reduzierung der Oberflächenrauhig
keit hat keinen Einfluß auf das nach dem Fertigsintern erreich
bare Endmaß des definitiven Formlings, da das so vorverdichtete
Volumen beim Fertigsintern entsprechend weniger schrumpft. Der
Rohling weist jetzt gegenüber dem definitiven Formteil ein Über
maß auf, welches so ausgelegt ist, daß es gerade durch das
beim Fertigsintern auftretende Schrumpfen des Rohlings vollstän
dig aufgehoben wird.
Der spanabhebend fertig bearbeitete und im Oberflächenbereich
vorverdichtete Rohling wird nun auf einen Setter aufgelegt, wie
in den Fig. 2 und 3 dargestellt. Als Rohling wird hier eine sche
matisch dargestellte Turbinenschaufel 1 gezeigt. Der im wesent
lichen quaderförmig ausgebildete Setter 2 ist hier an seiner
Oberfläche so gestaltet, daß er die Unterseite der aufgelegten
Turbinenschaufel 1 formschlüssig abstützt. Der Setter 2 wird mit
der daraufliegenden Turbinenschaufel 1 in den Sinterofen einge
bracht und gemeinsam mit dieser dem Fertigsintern unterworfen.
In diesem Fall ist das Material des Setters 2 so auf das der
Turbinenschaufel 1 abgestimmt, daß es im gleichen Umfang
schrumpft wie dieses. Während des gesamten Fertigsintervorganges
stützt der Setter 2 die Turbinenschaufel 1 formschlüssig ab und
bewahrt sie vor Deformationen. Nach dem Fertigsintern wird der
Setter 2 mit der Turbinenschaufel 1 aus dem Sinterofen entnom
men. Die Turbinenschaufel 1 wird als fertiges, definitiv ausge
bildetes Formteil vom Setter 2 gelöst.
Für das Fertigsintern wurde ein Vakuumsinterofen verwendet. Die
Ofenatmosphäre setzte sich zusammen aus Stickstoffgas N₂ mit
einer Dotierung von 5% CO₂, der Druck im Ofen betrug 100 mbar.
Die Sintertemperatur von 1350°C wurde bei diesem Ausführungs
beispiel kontinuierlich mit einer Rampe von 5°C/min erreicht.
Die Sintertemperatur wurde während zwei Stunden gehalten, das
nachfolgende Abkühlen erfolgte kontinuierlich mit einer Rampe
von 7°C/min bis herab auf die Raumtemperatur. Nach diesem Fer
tigsintern weist das Formteil, hier die Turbinenschaufel 1, eine
Dichte des oberflächennahen Bereichs von 98% auf, während im
Innern des Formteils eine Dichte von 92,5% festgestellt wurde.
Wird jedoch eine noch größere Dichte und Festigkeit im Ober
flächenbereich gefordert, so wird das Formteil anschließend an
das Fertigsintern, wie im Blockdiagramm gemäß Fig. 1a darge
stellt, einer Behandlung mittels eines heiß-isostatischen
Preßvorgangs unterworfen. Allerdings muß die damit verbundene
nochmalige Reduktion der Abmessungen des Formteils bei der Fest
legung des nach der spanabhebenden Bearbeitung erforderlichen
Übermasses berücksichtigt werden. Das heiß-isostatische Pressen
kann hier vorteilhaft ohne eine zusätzliche Preßhaut erfolgen,
da die beim Fertigsintern erreichte Dichte im Oberflächenbereich
des Formlings ein Eintreten von Gasen in das Gefüge des Form
teils nicht zuläßt. Das heiß-isostatische Pressen erfolgte bei
einer Temperatur von 1150°C und einem Druck von 1200 bar. Nach
diesem heiß-isostatischen Preßvorgang wurde eine Dichte im
Oberflächenbereich der Turbinenschaufel 1 von 99,98% festge
stellt.
Eine genaue Vermessung einer Reihe von Turbinenschaufeln 1 nach
dem Fertigsintern zeigte im kritischen Bereich des konvex-konka
ven Blattes der Turbinenschaufeln 1 mittlere Abweichungen von
der Sollgeometrie von zwei Promille der maximalen Breite des
Blattes und das Streuband aller Abweichungen war kleiner als ein
Promille der maximalen Breite des Blattes.
Binderlos vorgesintertes Stahlpulver kann in Verbindung mit dem
Hochgeschwindigkeitsfräsen und dem sich an die mechanische Bear
beitung anschließenden Kugelstrahlen vorteilhaft eingesetzt
werden, um Formteile mit hohen Genauigkeitsansprüchen herzustel
len. Die erreichbaren Toleranzbandbreiten liegen im Promillebe
reich, während mit der konventionellen Sintertechnik lediglich
Toleranzbandbreiten im Bereich von 0,5% bis 1% zu erreichen
sind.
Außerdem wirkt es sich vorteilhaft aus, daß nicht der gesamte
Rohling dichtgesintert werden muß, da es in der Regel genügt,
lediglich einen hochdichten Oberflächenbereich zu erzeugen. Die
so erzeugte Oberfläche kann der zu erwartenden Korrosion stand
halten. Auch im Hinblick auf die Biegefestigkeit des fertigen
Formlings wirkt sich die äußere Zone mit großer Dichte positiv
aus. Durch dieses Verfahren wird die Sinterzeit und damit auch
der Energieaufwand für den Sintervorgang wesentlich reduziert.
Bezugszeichenliste
1 Turbinenschaufel
2 Setter
2 Setter
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung eines Formteils aus einem pulver
förmigen Material, welches die folgenden Verfahrensschritte
aufweist:
- a) Einfüllen des pulverförmigen Materials in eine Rohform,
- b) Verdichten des Materials durch ein mechanisches Klopfen,
- c) Vorsintern des Rohlings in der Rohform,
- d) Entnehmen des Rohlings aus der Rohform,
- e) Spanabhebendes Bearbeiten des Rohlings,
- f) Kugelstrahlen des Rohlings, und
- f) Fertigsintern des Rohlings zum definitiven Formteil.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
- - daß Vorsintertemperatur und Dauer des Vorsinterns so aufein ander abgestimmt sind, daß ein Schrumpfen im Bereich von 0,2% bis 1% auftritt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
- - daß die spanabhebende Bearbeitung des Rohlings mittels eines Hochgeschwindigkeitsfräsvorganges erfolgt,
- - daß anschließend an den Hochgeschwindigkeitsfräsvorgang ein Kugelstrahlen des Rohlings erfolgt, und
- - daß der Rohling danach gegenüber dem definitiven Formteil ein Übermaß aufweist, welches so ausgelegt ist, daß es gerade durch das beim Fertigsintern auftretende Schrumpfen des Rohlings vollständig aufgehoben wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
- - daß beim Kugelstrahlen Glaskugeln oder Stahlkugeln eingesetzt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
- - daß der Rohling nach dem Fertigsintern heiß-isostatisch gepreßt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934322085 DE4322085A1 (de) | 1993-07-02 | 1993-07-02 | Verfahren zur Herstellung eines Formteils aus einem pulverförmigen Material |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934322085 DE4322085A1 (de) | 1993-07-02 | 1993-07-02 | Verfahren zur Herstellung eines Formteils aus einem pulverförmigen Material |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
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- 1993-07-02 DE DE19934322085 patent/DE4322085A1/de not_active Withdrawn
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