DE4239987A1 - Anordnung zur Lokomotion in Räumen, welche Flächen aufweisen - Google Patents
Anordnung zur Lokomotion in Räumen, welche Flächen aufweisenInfo
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Description
Zur Verrichtung unterschiedlichster Tätigkeiten setzt man heut
zutage Roboter ein. Solche Tätigkeiten können z. B. das Be
stücken elektronischer Baugruppen mit elektronischen Bauele
menten oder das Schweißen von Karosserieelementen bei Automo
bilen sein. Eine Eigenschaft, welche die meisten Roboter ge
meinsam haben, ist die, daß sie an einem Ort fest montiert
sind. Für manche Einsatzgebiete jedoch ist es wünschenswert,
Robotern eine gewisse Mobilität zu verleihen. Dies sind bei
spielsweise Aufgabengebiete, bei denen man vermeiden will, daß
sich ein Mensch unnötig in Gefahr begibt, wie z. B. bei dem An
streichen von Häuserfassaden, oder Aufgabengebiete, bei denen
Bereiche erschlossen werden sollen, die für den Menschen nicht
zugänglich sind. Solche Bereiche können z. B. sein, das Innere
von Rohrleitungen, Luftkanälen oder Pipelines.
Insbesondere für den Service (Inspektion und Reparatur) von
Rohren (Kraftwerke, Chemiewerke, Abwasser, Trinkwasser, Pipe
lines) und Schächten (Luftschächte, Abfallentsorgungssysteme)
werden oft Roboter mit Sensoren (z. B. Videokamera) und Werk
zeugen an Bord verwendet. Neben der Datenübertragung und der
Energieversorgung (Kabel oder AKU) stellt die Lokomotion des
Roboters ein Hauptproblem dar. Für die Lösung dieses Problems
gibt es unterschiedlichste Ansätze. Die meisten dieser Rohr
serviceroboter verwenden angetriebene Anpreßrollen oder Raupen,
die sich mit Federkraft an die Rohrwände stützen. Mit dieser
Methode können bisher Rohrbögen befahren werden, deren Radius
größer ist als das 1,5fache des Durchmessers des Rohres. "T"-
und "Y"-Verzweigungen, stark verunreinigte oder beschädigte
Rohre, starke Änderungen des Rohrquerschnittes sowie beliebig
geformte Hohlräume können mit diesen Geräten nicht überwunden
werden.
Ein weiterer Ansatz zur Lösung dieses Fortbewegungsproblemes
besteht darin, daß sich zwei Körper mit Hydraulikzylindern ab
wechselnd an den Wänden einspreizen und dabei eine raupenähnli
che Fortbewegung ausführen, was es ihnen jedoch auch nicht er
möglicht, die zuvor besprochenen Hindernisse zu überwinden. Zur
Lösung des Lokomotionsproblems in Luftschächten wird bisher ein
in dem Schacht passendes Gestell mit Hilfe eines Glas
faserstabes eingeschoben. Nach einigen Kurven und nach ca. 50
bis 60 m ist dabei ein Weiterkommen unmöglich. Bei allen diesen
Ansätzen wie sie beispielsweise auch in [1,2,3] geschildert
werden, ist eine gezielte Navigation zur Überwindung von Ab
zweigungen nicht möglich.
Das der Erfindung zugrundeliegende Problem besteht darin, eine
Anordnung anzugeben, die eine hohe Mobilität in unwegsamen Räu
men aufweist und die gezielt navigierbar ist.
Dieses Problem wird gemäß den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Anordnung liegt
darin, daß sie sich mit gelenkigen Beinen in einer Umgebungs
fläche verspannt. Dies gewährt ihr ein Höchstmaß an Flexibili
tät bei der Überwindung von Hindernissen, die sich auf dieser
Fläche befinden.
Der Vorteil eines Lagesensors bei der erfindungsgemäßen Anord
nung besteht darin, daß die Bewegung der Anordnung nicht im
voraus geplant werden muß.
Vorteilhaft können als Lagesensoren taktile Sensoren eingesetzt
werden. Durch sie ist es auf einfache Art möglich Kollisionen
der Anordnung festzustellen.
Vorteilhaft ist die Anwendung eines Sensors zur Kontrolle der
Sollage an der erfindungsgemäßen Anordnung, weil so gezielt auf
bestimmte Problemsituationen reagiert werden kann.
Die Kopplung eines Sensors an die Beinsteuerung der erfindungs
gemäßen Anordnung hat den Vorteil, daß einzelne Beine auf
Hindernisse unabhängig voneinander reagieren können.
Der Einsatz von Kraftsensoren an der erfindungsgemäßen Anord
nung hat den Vorteil, daß die Vorrichtung leistungssparend be
trieben werden kann.
Der Einsatz von Momentsensoren an den Beinen der erfindungsge
mäßen Anordnung hat den Vorteil, daß die Beinbewegung dadurch
wohldosiert erfolgen kann und daß rechtzeitig Hindernisse im
Beinbereich erkannt werden.
Der Einsatz von Winkelgebern an den Beinen der erfindungsgemä
ßen Anordnung hat den Vorteil, daß die Position der einzelnen
Beine der zentralen Steuerung exakt bekannt ist.
Besonders vorteilhaft ist die Verwendung der erfindungsgemäßen
Anordnung zur Lokomotion in Rohren oder Kanälen, da diese für
Menschen schwer zugänglich sind und da durch die Autarkie der
erfindungsgemäßen Anordnung und die Art der Bewegung eine be
sondere Flexibilität erzielt wird.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren weiter er
läutert.
Fig. 1 zeigt ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen
Anordnung in einer Umgebung die Flächen aufweist.
Fig. 2 zeigt das Beinbewegungsverhalten einer erfindungsgemä
ßen Anordnung im Zusammenhang mit auftretenden Hindernissen.
Fig. 3 zeigt eine erfindungsgemäße Anordnung, die in einer Umge
bung einem Hindernis ausweicht.
Fig. 4 zeigt eine erfindungsgemäße Anordnung, die in einer Um
gebung um die Ecke geht.
Fig. 5 zeigt als Ausführungsbeispiel eine Steuerung einer er
findungsgemäßen Anordnung.
Fig. 6 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Steuerung
einer erfindungsgemäßen Anordnung.
Fig. 7 zeigt ein Beispiel einer Schrittsteuerung einer erfin
dungsgemäßen Anordnung.
In Fig. 1 ist eine erfindungsgemäße Anordnung mit einem Grundkör
per G und Beinen B in einer Umgebung mit Wandflächen W1 bis W3
dargestellt. Gleichzeitig repräsentiert Fig. 1 ein typisches
Fallbeispiel, bei dem herkömmliche Lokomotionslösungen versa
gen. Die Wände W1 und W2 und W3 der Umgebung bilden hier ein T-
Stück. Es ist nun zu entscheiden, in welcher Richtung sich die
erfindungsgemäße Anordnung bewegen soll. Sie kann sich entwe
der zwischen W2 und W3 weiterbewegen, oder zwischen W1 und W2.
Die Richtungsauswahl geschieht dadurch, daß der zentralen
Steuerung der erfindungsgemäßen Anordnung die entsprechende
Richtung vorgegeben wird. Sie veranlaßt dann über die Bein
steuerungen die Bewegung der einzelnen Beine, die sich an den
entsprechenden Wänden abstützen. Durch die Koordination mit
Hilfe der zentralen Steuerung wird die erfindungsgemäße Anord
nung in die gewünschte Richtung gelenkt.
In Fig. 2 sind vier Kollisionssituationen von Beinen einer er
findungsgemäßen Vorrichtung mit Wänden dargestellt. Diese vier
Kollisionssituationen sind mit 1 bis 4 bezeichnet. Weiterhin
sind Wände W und das Bein einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit Grundkörper G, welches aus Schenkeln S1 und S2 besteht, dar
gestellt.
Im Falle von 1 stößt der Schenkel S1 eines Beines der erfin
dungsgemäßen Vorrichtung an eine Kante der Wand W. Eine kor
rekte Ausführung der Bewegung des Beines ist nun nicht möglich,
deshalb wird von der Beinsteuerung die Bewegung von S1 und S2
entlang der dargestellten gestrichelten Linie ausgelöst.
Im Falle von 2 stößt ein Kniegelenk, welches sich zwischen S1
und S2 befindet, an eine Kante einer Wand W. Eine Beinbewegung
ist nun nicht mehr möglich. Die Beinsteuerung veranlaßt des
halb die Schenkel S1 und S2 sich entlang der gestrichelten Li
nien zu bewegen.
Im Falle von 3 stößt ein Schenkel S1 der erfindungsgemäßen Vor
richtung an die Kante einer Wand W. Durch die Kante wird die
Bewegung des Schenkels S1 behindert, dies kann dann bei
spielsweise durch Momentsensoren von der Beinsteuerung der er
findungsgemäßen Anordnung festgestellt werden. Ein Signal des
Momentsensors veranlaßt dann die Beinsteuerung die Schenkel S1
und S2 entlang der gestrichelten Linien, wie in 3 dargestellt,
zu bewegen.
Im Falle von 4 stößt ein Kniegelenk, welches sich an einem Bein
zwischen S1 und S2 befindet, an eine Wand W. Die Bewegung des
Beines wird behindert, so daß dies zu einer momentanen Überla
stung der Antriebseinheit des Beines führen kann. Dies wird
dann beispielsweise durch einen Momentsensor, der an einem Ge
lenk dieses Beines vorgesehen ist, festgestellt. Dieser Mo
mentsensor sendet ein Signal an die Beinsteuerung der erfin
dungsgemäßen Anordnung. Diese veranlaßt dann, um die korrekte
Bewegung der Beinschenkel S1 und S2 einzuleiten, eine Bewegung
dieser beiden Schenkel entlang der gestrichelten Linien. Ohne
Beschränkung der Funktionsweise der erfindungsgemäßen Anordnung
können aber auch andere Sensoren zur Bewegungsaufnahme vorgese
hen sein. Solche Sensoren sind beispielsweise Kontaktschalter,
Ultraschallsensoren, oder Videokameras.
Nachdem die Kollisionen in den eben besprochenen Fallbeispielen
behoben sind, kann die Bewegung der erfindungsgemäßen Anordnung
entlang der vorgegebenen Richtung wieder über die Bein
steuerungen gesteuert und dabei durch die Zentralsteuerung ko
ordiniert, fortgesetzt werden.
In Fig. 3 ist die Bewegung der erfindungsgemäßen Anordnung in
einem Raum gezeigt, der ein Hindernis enthält. Dieser Raum kann
beispielsweise ein Luftschacht oder ein Wasserkanal sein. Es
sind sechs zeitliche aufeinanderfolgende Momentaufnahmen darge
stellt, die dem Zeitablauf nach in aufsteigender Reihenfolge
durchnumeriert sind. Die erfindungsgemäße Anordnung bewegt
sich in diesem Beispiel nach oben. Sie kann sich aber auch
waagrecht oder nach unten bewegen. Es ist dargestellt das Hin
dernis H und die erfindungsgemäße Anordnung mit dem Grundkörper
G und Beinen B, sowie die Wand des Raumes W. Man kann nun
sehen, wie sich die erfindungsgemäße Anordnung entlang des
Raumes bewegt. Dabei wird von der Zentralsteuerung der Anord
nung eine Bewegungsrichtung an die Beinsteuerungen vorgegeben
und diese Beinsteuerungen aktivieren dann die einzelnen Beine
nacheinander, in einer zuvor durch die Zentralsteuerung fest
gelegten Weise. Beispielsweise kann festgelegt sein, daß nur
zwei Beine sich an der Wand verspannen und die anderen vier
Beine sich weiterbewegen. Es kann aber auch festgelegt sein,
daß sich drei Beine verspannen und drei weitere Beine neuen
Halt suchen. Hier ist die erfindungsgemäße Vorrichtung mit
sechs Beinen dargestellt. Es sind jedoch auch andere Beinanzah
len möglich.
In der Momentaufnahme 2 nähert sich die Anordnung dem Hinder
nis. Die Sensoren in dem Bein erkennen beispielsweise das Hin
dernis und es wird eine Hindernisumgehungs-Sonderbehandlung bei
der Beinsteuerung eingeleitet. Dies führt zu einer Verlagerung
des Grundkörpers wie man im Fall 3 sehen kann und einer ent
sprechenden Beinbewegung der restlichen Beine. An den einzelnen
Momentaufnahmen kann man dann sehen, wie flexibel sich die er
findungsgemäße Anordnung durch solche Umgebungen bewegen kann.
Es treten keinerlei Schwierigkeiten bei der Umgehung des
Hindernisses auf.
In Fig. 4 ist die Bewegung einer erfindungsgemäßen Anordnung
in einem Raum, der einen Knick enthält, dargestellt. Wie zuvor
in Fig. 3 ist die Wand mit W und die erfindungsgemäße Vor
richtung und deren Grundkörper mit G und Beinen B bezeichnet.
Weiterhin sind dargestellt Momentaufnahmen, die ihrem zeitli
chen Ablauf nach aufsteigend numeriert sind. Der Raum ver
läuft in diesem Fall nach oben. Er kann wie hier dargestellt
symmetrisch sein oder auch unsymmetrisch. Man kann an den ein
zelnen Momentaufnahmen erkennen, wie sich die erfindungsgemäße
Anordnung fortbewegt, indem sie einige Beine verspannt und
andere Beine bewegt, um neuen Halt zu suchen. Hier z. B., in
Momentaufnahme 2, sind drei Beine verspannt und drei weitere
Beine befinden sich auf der Suche nach neuen Verspannungsmög
lichkeiten.
Sobald die erfindungsgemäße Anordnung, wie in Momentaufnahme 3
gezeigt, an den Knick gerät, bewegen sich die Beine wie dort dar
gestellt an entsprechende Wände und finden Halt. Aufnahme 4
zeigt, wie sich die erfindungsgemäße Anordnung an dem Knick
vorbeibewegt hat. Solche 90°-Knicke stellen also keinerlei Hin
dernisse für derartige Anordnungen dar. Ohne Beschränkung ihrer
Funktionsweise kann die erfindungsgemäße Anordnung auch einen
anderen Grundkörper oder eine andere Anzahl von Beinen auf
weisen.
Fig. 5 zeigt ein Ausführungsbeispiel der Steuerung einer er
findungsgemäßen Anordnung. Die zentrale Steuerung ist hier mit
KS und die Beinsteuerung mit BS bezeichnet. Zusätzlich ist eine
Handsteuerung vorgesehen. Über die Krabblersteuerung KS wird
eine Sollage und eine Gangart vorgegeben. Dies geschieht in
Abhängigkeit einer vorhandenen Problemstellung. Deutlich ist
hier die Hierarchie zu erkennen. Die Steuerung KS ist in diesem
Fall der Beinsteuerung BS übergeordnet. Die Beinsteuerung BS
erhält von der Steuerung KS beispielsweise den Befehl Schritt
einleiten und von außen über die Sensorik des Beines Kollisi
onsdaten. In der Beinsteuerung ist eine Kollisionsbehandlung
sowie eine Schrittphasensteuerung und eine Schrittbefehlaus
wertung vorgesehen. In diesem Fallbeispiel erfolgt die Kon
trolle der Bewegung über eine Abtastung der Wand mit den Beinen
durch Berührungsschalter oder ähnliches. Weiterhin ist eine
Beinkraftregelung vorgesehen, welche die Kraft an den jeweili
gen verspannenden Beinen so einstellt, daß eine Verspannung
bezüglich des Grundkörpers und der umgebenden Fläche bewirkt
wird. Das heißt die Kraft muß auf jeden Fall größer sein als
die Erdschwerkraft, die an der erfindungsgemäßen Anordnung
zieht. Weiterhin ist eine Beinbewegungssteuerung vorgesehen,
welche die Beinmotoren der unterschiedlichen Beinschenkel
ansteuert. Am Beispiel der hier dargestellten hierarchischen
Steuerung einer erfindungsgemäßen Anordnung ist deutlich zu er
kennen, wie fein abgestuft die erfindungsgemäße Anordnung auf
nicht vorhergesehene Probleme reagieren kann, wie es auch in
Fig. 3 und 4 anhand der Bewegung und der erfindungsgemäßen
Anordnung gezeigt wurde.
Ganz im Gegensatz zu den bisher üblichen Anordnungen zur Loko
motion in Räumen, wird hier sehr flexibel auf eine Umgebung
reagiert, d. h. die erfindungsgemäße Anordnung ist in einem
Höchstmaß autark.
Wie Fig. 6 zeigt ist die Steuerung der erfindungsgemäßen An
ordnung hierarchisch unterteilt; jede Hierarchieebene hat maxi
male Autonomie, um ein mehr reaktives oder sogar reflexartiges
Verhalten auf den niedrigeren Ebenen und ein mehr planendes
Verhalten auf den höheren Ebenen zu erhalten. Das bedeutet, daß
die Aufgaben oder auftretende Probleme in der tiefstmöglichen
Hierarchieebene gelöst werden. Reflexartiges Verhalten bringt
Robustheit, Fehlertoleranz und Schnelligkeit der Steuerung mit
sich. Die Steuerung ist so ausgelegt, daß sich unabhängig von
der Anzahl der Beine ein sinnvolles Verhalten der erfindungsge
mäßen Anordnung einstellt.
Die erste von drei Ebenen wird von einer zentralen Steuerung KS
gebildet, die für die gesamte erfindungsgemäße Anordnung zu
ständig ist. Sie koordiniert die Beinbewegungen und regelt die
Lage des Körpers. Jedes Bein B hat eine Beinsteuerung BS und
eine Kraft-/Geschwindigkeitssteuerung KG, die die zweite und
dritte Ebene bilden. Die Beinsteuerung steuert den Schrittab
lauf und die Sollkräfte eines Beines. Bei Kollisionen mit Hin
dernissen weichen die Beine bzw. der Körper reflexartig aus.
Die Kraft-/Geschwindigkeitssteuerung KG regelt die von der
Beinsteuerung vorgegebene Sollkraft bzw. Sollgeschwindigkeit
des Fußes.
Die Beinsteuerung BS besteht beispielsweise aus zwei Teilen,
der Standbeinsteuerung und der Schrittsteuerung. Sie werden
abwechselnd aktiv, je nachdem ob das Bein gerade Standbein ist
oder nicht.
Durch die vereinfachte Sensorik erhält das Bein beispielsweise
keine Information über den Winkel der Wand. Es wird deshalb nur
die Kraftkomponente senkrecht zur Längsachse der Anordnung ge
regelt. Solange das Bein den Körper halten soll, ergibt sich
die Sollkraft, mit der sich ein Bein senkrecht zur Längsachse
der Anordnung gegen die Wand stemmen soll, aus
wobei S die Anzahl der Standbeine auf der gleichen Seite ist.
Zu dieser Sollkraft wird noch die Lageregelung des Körpers ad
diert. Die Steuerbefehle für die Lageregelung liefert die über
geordnete zentrale Steuerung KS.
Die Kraftregelung senkrecht zur Längsachse der Anordnung ver
hindert jedoch wegen der fehlenden Information über den Winkel
der Wand nicht das Abrutschen einzelner Beine. Dabei kann die
erfindungsgemäße Anordnung ihren sicheren Stand verlieren. Es
wurde deshalb ein Mechanismus realisiert, der ohne Planung mit
rein reflexartigem Verhalten in den meisten Fällen das Abrut
schen verhindert.
Zum einen wird beim Absetzen eines Fußes der Abstand zu den be
nachbarten Füßen, die an der Rohrwand stehen, gemessen und
fortan durch Addition einer zusätzlichen Kraft konstant gehal
ten. Wenn also nicht alle Beine einer Seite gleichzeitig den
Halt verlieren, kann ein Abrutschen einzelner Beine verhindert
werden.
Zum anderen wird bei einem Bein, das abheben soll, zuerst die
Sollkraft Fn auf Null gesetzt. Die Kraftregelung versucht nun
das Bein vorsichtig zu entlasten. Kann das Bein seine Kraft in
nerhalb einer bestimmten Zeit Ta auf Null regeln, so geht es
davon aus, daß die anderen Beine die Anordnung gehalten haben.
Die Standbeinsteuerung und die Kraftregelung des Beines werden
inaktiv und die Schrittsteuerung und Geschwindigkeitsregelung
ziehen das Bein ein. Ist nach Überschreiten der Zeit Ta das
Bein noch nicht kraftlos, dann ist es zum stabilen Stehen der
Anordnung notwendig und bleibt als Standbein an der Wand. Die
ses vorsichtige Abheben des Beines erlaubt es, daß die Anord
nung ohne Planung und Koordination der Beine nie ein wichtiges
Standbein einzieht und dadurch den Halt verliert. Wenn ein Bein
auch nach mehrmaligen Versuchen nicht abheben kann und dabei
das Weiterkrabbeln verhindert, wird an die Steuerung der erfin
dungsgemäßen Anordnung eine Meldung abgesetzt, die ein benach
bartes Bein zu Hilfe holt.
Kollidiert ein Standbein mit der Rohrwand, so meldet die Bein
steuerung der Steuerung, daß eine Ausweichbewegung des Körpers
notwendig ist und in welche Richtung. Nachdem die zentrale
Steuerung die Lage der Anordnung soweit verändert hat, daß die
ses Bein kollisionsfrei ist, leitet die Beinsteuerung automa
tisch einen Ausweichschritt ein, um die schlechte Position des
Beines zu korrigieren. Zuerst wird jedoch die zentrale Steue
rung KS gefragt, ob nicht alle Beine auf dieser Seite gleich
zeitig abheben wollen.
In Fig. 7 ist ein Beispiel einer Schrittsteuerung einer erfin
dungsgemäßen Anordnung dargestellt.
Die Schrittsteuerung unterscheidet beispielsweise fünf ver
schiedene Bewegungsmodi.
- 1. Schrägeinziehen: Nach dem Loslösen des Beines von der Wand wird der Fußpunkt des Beines kurze Zeit in Richtung des äußeren Gliedes eingezogen. Dadurch werden Kollisionen beim Abheben des Beines vermieden.
- 2. Einziehen: Fußpunkt des Beines wird senkrecht zur Längsachse der Anordnung eingezogen.
- 3. Schwingen: Fußpunkt bewegt sich in der Längsachse.
- 4. Ausstrecken: Fußpunkt bewegt sich senkrecht zur Längs achse an die Wand.
- 5. Suchen: Wird die Wand mit ausgestrecktem Bein nicht ge funden, so bewegt sich das ausgestreckte Bein gegen die Lauf richtung. Am Ende des Arbeitsbereiches wird ein neuer, längerer Schritt eingeleitet.
Beim Einleiten eines Schrittes werden dem Bein die zwei Parame
ter Schritthöhe HS und Schrittweite WS übergeben (siehe Abbil
dung 4). Das Bein führt nun den Schritt unter Berücksichtigung
der Kinematikbegrenzungen des Beines aus.
Zwei Zusatzregeln sichern dabei das Erreichen der vorgegebenen
Ziele:
- - Berührt der Fuß die Wand, bevor die gewünschte Schritt weite erreicht ist, leitet das Bein sofort einen etwas höheren Schritt ein.
- - Berührt der Fuß im Modus Einziehen die Wand, wird in den Modus Schrägeinziehen gewechselt.
Tritt während des Schrittes eines Beines eine Kollision auf,
leitet die Beinsteuerung sofort einen Ausweichschritt ein.
Claims (8)
1. Anordnung zur Lokomotion in Räumen, welche Flächen aufwei
sen,
- a) bei der ein Grundkörper (G) vorgesehen ist, an dessen Umfang verteilt mindestens 3 Beine (B), die mindestens 2 Gelenke auf weisen, angebracht sind,
- b) bei der für jedes Bein mindestens eine Beinsteuerung (BS) zur Steuerung des Bein-Bewegungsablaufes vorgesehen ist,
- c) bei der eine zentrale Steuerung (KS) zur Steuerung der Loko motion und Koordination der Beinsteuerungen vorgesehen ist,
- d) und bei der die zentrale Steuerung (KS) Lokomotion steuert, indem sie wiederholt, jeweils abwechselnd über die Beinsteue rungen, mindestens zwei Beine (B) veranlaßt, sich zwischen mindestens einer Fläche (W) zu verspannen und mindestens ein weiteres Bein in Bewegung versetzt und indem sie für Verspannen und Bewegen im Rahmen der Lokomotion jeweils unterschiedliche Beinsteuerungen ansteuert.
2. Anordnung nach Anspruch 1, bei der mindestens 1 Sensor zur
Kontrolle der Lokomotion vorgesehen ist.
3. Anordnung nach Anspruch 2, bei der mindestens ein Sensor mit
der zentralen Steuerung (KS) verbunden ist und bei der die zen
trale Steuerung eine Sensorinformation benutzt, um eine Sollage
und/oder eine Gangart zu steuern.
4. Anordnung nach Anspruch 2 oder 3, bei der mindestens ein
Sensor mit der Beinsteuerung verbunden ist und bei der die
Beinsteuerung die Sensorinformation zur Auslösung einer Kol
lisionsbehandlung und/oder einer Schrittphasensteuerung ver
wendet.
5. Anordnung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, bei der die Sen
soren Kraftsensoren zur Kontrolle der Verspannung sind.
6. Anordnung nach einem der Ansprüche 2 bis 5, bei der die Sen
soren Momentsensoren zur Aufnahme der Bewegungsmomente minde
stens eines Beines sind.
7. Anordnung nach einem der Ansprüche 2 bis 6, bei der die Sen
soren Winkelgeber für die Position mindestens eines Beines in
Bezug auf den Grundkörper sind.
8. Verwendung der Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 7
zur Lokomotion in Rohren oder Kanälen.
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