DE4235824A1 - Verfahren zur Messung der Strichdicke beim Streichen von Papier, Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens und Verwendung der Vorrichtung - Google Patents
Verfahren zur Messung der Strichdicke beim Streichen von Papier, Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens und Verwendung der VorrichtungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Messung der Strichdicke
beim Streichen von Papier mittels eines blattförmigen Rakelele
ments, das die Streichfarbe auf eine über eine Walze geführte
Papierbahn aufträgt. Weiterhin betrifft die Erfindung eine Vor
richtung zur Durchführung des Verfahrens und eine spezielle Ver
wendung dieser Vorrichtung.
Naturpapiere, wie sie die Papiermaschine verlassen, eignen sich
nicht für alle Druckzwecke. Gerade für anspruchsvolle Drucker
zeugnisse ist die Papieroberfläche nicht gleichmäßig genug. Dort
wo besondere Anforderungen an naturgetreue Bildwiedergabe und
Brillanz gestellt werden, ist eine glatte, geschlossene Ober
fläche des Druckträgers notwendig, der die Druckfarbe gleich
mäßig annimmt. Daher wird auf die Papieroberfläche eine Schicht
aus einem bzw. verschiedenen Pigmenten, hauptsächlich Kaolin und
Calciumcarbonat, die sogenannte Streichfarbe, aufgetragen. Die
ser Auftragsvorgang wird als "Streichen" bezeichnet.
Vorrichtungen zum Streichen von Papierbahnen oder auch Karton
bahnen umfassen als Grundelemente das Auftragwerk, die Trocken
einrichtung und Meßeinrichtungen. Das Auftragwerk, das auch als
Coater bezeichnet wird, dient dazu, die Streichfarbe in der ge
wünschten Menge auf die Papier- oder Kartonoberfläche aufzutra
gen und zu egalisieren. Die Trockeneinrichtung dient dazu, das
mit der Streichfarbe aufgetragene Wasser aufzuheizen und zu ver
dunsten bzw. verdampfen, so daß die Streichfarbe eine gleich
mäßig trockene und mit der Papieroberfläche verbundene Schicht
bildet und das Papier für den nächsten Verarbeitungsschritt den
notwendigen Feuchtigkeitsgehalt annimmt. Schließlich dienen Meß
einrichtungen vor dem Auftragwerk und hinter dem Trockner zur
kontinuierlichen Erfassung und Kontrolle der wesentlichen Para
meter, beispielsweise der Strichdicke der auf die Papier- oder
Kartonbahn aufgetragenen Streichfarbe. Dabei erweist es sich ins
besondere beim Anfahren der Maschine beispielsweise nach dem
Wechseln des regelmäßig auszuwechselnden blattförmigen Rakelele
mentes als nachteilig, daß zur Einstellung der Strichdicke je
weils die Papier- oder Kartonbahn die Streichanlage bis zur hin
ter der Trockeneinrichtung angeordneten Meßeinrichtung zum Mes
sen der Strichdicke geführt werden muß. Bis demnach die gewünsch
te Strichdicke jeweils eingestellt ist, muß ein verhältnismäßig
großer Papier- bzw. Kartonausschuß hingenommen werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, die Strichdicke
der aufgestrichenen Streichfarbe zu erfassen, ohne einen größe
ren Ausschuß zu produzieren.
Erfindungsgemäß wird bei einem gattungsgemäßen Verfahren diese
Aufgabe dadurch gelöst, daß kontinuierlich durch berührungsloses
Messen der Auslenkung der Bladespitze des blattförmigen Rakel
elements der Abstand von der Bladespitze des blattförmigen Ra
kelelements zu der Oberfläche der Papierbahn bestimmt wird. Der
Abstand zwischen der Bladespitze des blattförmigen Rakelelements
und der Oberfläche der Papierbahn steht mit der gemessenen
Auslenkung des blattförmigen Rakelelements in einer einfachen
trigonometrischen Beziehung, so daß aufgrund der kontinuierlich
gemessenen Auslenkung unmittelbar der Spalt zwischen der Streich
kante des blattförmigen Rakelelements zu der Oberfläche der Pa
pierbahn bestimmt werden kann. Die Strichdicke der Streichfarbe
unterscheidet sich von dem jeweils gemessenen Spalt wiederum nur
durch einen konstanten Faktor, der von den jeweiligen physikali
schen Gegebenheiten der aufgetragenen Streichfarbe, des bestri
chenen Papiers und den Betriebsbedingungen abhängt. Dieser kon
stante Faktor kann durch Vorversuche festgelegt werden, so daß
er für eine festgelegte Paarung eines bestimmten Papier- bzw.
Kartontyps mit einer entsprechenden Streichfarbe und den Be
triebsbedingungen feststeht.
Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß
die Auslenkung des blattförmigen Rakelelements berührungslos ge
messen wird. Somit kann das blattförmige Rakelelement nach sei
ner Abnutzung problemlos ausgewechselt werden, ohne entsprechen
de Sensoren, die gegebenenfalls auf dem Rakelelement angebracht
sein können, auswechseln bzw. anschließen zu müssen.
Beispielsweise aus der EP 426 980 A2 ist es bekannt, die Ände
rung des Winkels der Bladespitze eines Rakelelements durch einen
Signalgeber zu erfassen, der unmittelbar oder über eine
Halterung mittelbar auf der metallischen Streichklinge haftet.
Dieses Verfahren der Winkeländerung weist aber zunächst den Nach
teil auf, daß durch das unmittelbare Aufbringen des Sensors bzw.
das mittelbare Aufbringen des Sensors über ein Halteelement an
der entsprechenden Stelle die Biegeeigenschaft des Rakelelements
verändert werden. Zum anderen muß jeweils beim Auswechseln des
Rakelelements der Sensor neu positioniert und angeschlossen wer
den. Darüber hinaus wird die vorbekannte Winkelmessung nur zur
Regelung einer konstanten Strichqualität und zur Erfassung des
Klingenverschleißes verwendet.
Diese Nachteile ergeben sich beim berührungslosen Messen ent
sprechend dem erfindungsgemäßen Verfahren nicht mehr.
Zur berührungslosen Messung der Auslenkung der Rakelelements eig
nen sich vorteilhaft induktive oder kapazitive Sensoren oder
auch Sensoren auf Wirbelstrombasis. Schließlich läßt sich das
Verfahren der Lasertriangulation besonders vorteilhaft anwenden.
Auch das Laser-Dopplerverfahren kann zur berührungslosen Messung
der Rakelelementauslenkung eingesetzt werden.
Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung des vorge
nannten Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, daß der Abstands
meßsensor für die berührungslose kontinuierliche Abstandsmessung
in einer Halterung des blattförmigen Rakelelements derart ange
ordnet ist, daß die Auslenkung der Bladespitze des blattförmigen
Rakelelements genau erfaßt werden kann.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann vorteilhaft auch zur Be
stimmung der Viskosität der Streichfarbe unter Betriebsbedingun
gen verwendet werden, da diese abgesehen von feststehenden geo
metrischen Konstanten und Materialkonstanten von der Dicke des
Spaltes zwischen dem blattförmigen Rakelelement und der Oberflä
che der Papierbahn abhängt.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung läßt sich vorteilhaft auch zur
Früherkennung nachlassender Strichqualität und der Verschlechte
rung der Laufeigenschaften der Papierbahn verwenden, da bei
spielsweise Vibrationen des Blades oder das Aufschwimmen des
Blades sofort erkannt werden.
Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden im folgen
den anhand eines in der Zeichnung dargestellten bevorzugten Aus
führungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 ein Anlagenschema einer Streichvorrichtung gemäß
dem Stand der Technik,
Fig. 2 eine schematische Darstellung der Papierbahnober
fläche und des in der Haltevorrichtung angeordne
ten blattförmigen Rakelelements,
Fig. 3 eine Prinzipskizze zur Erläuterung der im erfin
dungsgemäßen Verfahren angewandten Lasertriangula
tion und
Fig. 4 eine Prinzipskizze zur Erläuterung des erfindungs
gemäßen Meßverfahrens.
In Fig. 1 ist ein Anlagenschema für eine doppelseitige
Blade-Streichanlage 10 dargestellt. Dort wird das Rohpapier oder
der Rohkarton 12 von einer Vorratsrolle 14 abgewickelt und durch
eine Meßstation 16 geführt, in der das Basisgewicht und die Ba
sisfeuchte des Rohpapiers bzw. des Rohkartons gemessen wird. An
schließend durchläuft die Papier- bzw. Kartonbahn ein erstes Auf
tragwerk 18, wo über ein blattförmiges Rakelelement 20 - das so
genannte Blade - die Streichfarbe aufgetragen wird. Anschließend
durchläuft die Papier- bzw. Kartonbahn eine Trockeneinrichtung
22, bevor sie einer Meßstation 24 zugeführt wird, wo beispiels
weise aufgrund der Messung des Fertiggewichts das Strichgewicht
der auf einer Seite aufgestrichenen Oberflächenschicht bestimmt
wird. Anschließend wiederholt sich der Streichvorgang für die
bislang noch nicht beschichtete Oberfläche der Rohpapier- bzw.
Rohkartonbahn 12 in einem Auftragwerk 26, bevor die Papier- bzw.
Kartonbahn einem Trockner 28 durchläuft. In einer Meßsta
tion 30 wird dann das Strichgewicht der zweiten beschichteten
Oberfläche gemessen. Schließlich wird die doppelseitig bestriche
ne Papier- bzw. Kartonbahn 12 auf eine Rolle 32 aufgerollt.
Gemäß der schematischen Fig. 4 dargestellten erfindungsgemäßen
Vorrichtung, die in einer konventionellen Anlage gemäß Fig. 1
unmittelbar in den Auftragwerken 18 bzw. 26 angeordnet sein
kann, wird die Auslenkung f des blattförmigen Rakelelements 20
mittels einer Lasertriangulationsvorrichtung 34 nahe der
Bladespitze 36 des blattförmigen Rakelelements kontinuierlich
gemessen. Unter Berücksichtigung des Anstellwinkels ϕ des
blattförmigen Rakelelements zu der Papier- bzw. Kartonbahn 12
ergibt sich der Abstand f aufgrund der Beziehung
s = f×cos ϕ.
Der Abstand s zwischen der Bladespitze 36 des blattförmigen Ra
kelelements 20 und der Oberfläche der Papier- bzw. Kartonbahn 12
entspricht der Schichtdicke der zwischen der Papieroberfläche 12
und der Bladespitze 36 hindurchtretenden Streichfarbe 38. Dieser
bestimmte Spaltabstand s steht zu der endgültigen Strichdicke d
in folgender Beziehung:
dnaß = Const.×s.
dtrocken = Const.′×dnaß.
dtrocken = Const.′×dnaß.
Die Konstanten Const. und Const.′ hängen von dem eingesetzten
Rohpapier- bzw. Rohkarton, der eingesetzten Streichfarbe und den
gewählten Maschinenparametern ab. Diese Konstante kann für eine
bestimmte Materialpaarung und bestimmte Maschinenparameter vorab
bestimmt werden, so daß sie für diese Parameter festliegt und
beispielsweise aus dem Speicher einer Zentraleinheit im Anwen
dungsfall abrufbar ist.
In Fig. 3 ist das Prinzip des Lasertriangulationssensors 34 dar
gestellt. Dort wird von einer Laserdiode 40 ein Laserstrahl 42
ausgesandt, der auf der Oberfläche des Meßobjektes einen Licht
fleck produziert. Dieser Lichtfleck wird mit einer Empfangsoptik
44 im Sensorkopf auf einer gestreckten positionsempflichen Foto
diode 46 abgebildet. Die laterale Verschiebung des Lichtfleckes
auf der Fotodiode 46 erzeugt elektrische Ströme, die ein Maß für
die lineare Distanz zwischen dem Sensor 34 und dem Meßobjekt
sind.
Dieser Lasertriangolationssensor 34 ist in einer Halterung 48
des blattförmigen Rakelelements 20 derart angeordnet, daß der
Laserstrahl 42 auf das blattförmige Rakelelement 20 nahe der
Bladespitze 36 gerichtet werden kann (vergleiche Fig. 2).
Durch Integration der erfindungsgemäßen Vorrichtung in eine
Streichanlage gemäß Fig. 1 kann zur Ermittlung einer Strich
dicke auf die Meßstationen 24 und 30 verzichtet werden. Vielmehr
kann die Strichdicke nach einmal erfolgter Kalibrierung des zu
verarbeitenden Systems bei gegebenen Betriebsparametern konti
nuierlich unmittelbar in den jeweiligen Auftragswerken 18 bzw.
26 ermittelt werden.
Über die hierzu kontinuierlich bestimmte Spaltdicke s läßt sich
gleichfalls die Viskosität der Streichfarbe 38 aufgrund folgen
der Beziehungen bestimmen:
In dieser Beziehung steht η für die zu bestimmende dynamische
Viskosität der Streichfarbe. Mit fv ist der Vorspannweg des ela
stischen blattförmigen Rakelelements 20 bezeichnet. E steht für
den Elastizitätsmodul des blattförmigen Rakelelements. L bezeich
net die Ausladung des blattförmigen Rakelelements 20 (vergleiche
Fig. 2). Mit w₀ ist die Walzengeschwindigkeit der Walze, über
die die Papier- bzw. Kartonbahn 12 läuft, bezeichnet. h ist die
Stärke des blattförmigen Rakelelements. ϕ bezeichnet die
Dichte der Streichfarbe. K1 und K2 sind Maschinenkonstanten.
Die kontinuierlich erfaßte Viskosität der verwendeten Streichfar
be ist einer der bestimmenden Parameter für die Laufeigenschaf
ten der Streichfarbe und somit der Strichqualität. Diese kann
nach der erfindungsgemäßen Verwendung gleichzeitig mit der
Strichdicke bestimmt werden.
Claims (9)
1. Verfahren zur Messung der Strichdicke beim Streichen von
Papier mittels eines blattförmigen Rakelelements, das die
Streichfarbe auf eine über eine Walze geführte Papierbahn
aufträgt,
dadurch gekennzeichnet,
daß kontinuierlich durch berührungsloses Messen der Auslen
kung des blattförmigen Rakelelements nahe seiner Streich
kante der Abstand von der Bladespitze des blattförmigen Ra
kelelements zu der Oberfläche der Papierbahn bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Messung der Auslenkung ein induktiver Sensor verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Messung der Auslenkung ein kapazitiver Sensor verwendet
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Messung der Auslenkung ein Sensor auf Wirbelstrombasis ver
wendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Messung der Auslenkung die Lasertriangulation verwendet
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Messung der Auslenkung das Laser-Dopplerverfahren verwendet
wird.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß an einer Hal
terung des blattförmigen Rakelelements ein Abstandsmeßsensor
derart angeordnet ist, daß die Auslenkung der Bladespitze
des blattförmigen Rakelelements berührungslos kontinuierlich
meßbar ist.
8. Verwendung einer Vorrichtung nach Anspruch 7 zur Bestimmung
der Viskosität der Streichfarbe.
9. Verwendung einer Vorrichtung nach Anspruch 7 zur Früherken
nung nachlassender Strichqualität und der Verschlechterung
der Laufeigenschaften.
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