DE4230680A1 - Flammwidrige thermoplastische Formmassen mit hoher Kriechstromfestigkeit - Google Patents
Flammwidrige thermoplastische Formmassen mit hoher KriechstromfestigkeitInfo
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Description
Die Erfindung betrifft halogenfreie thermoplastische
Formmassen aus Polyarylensulfiden, bevorzugt Poly-p-
phenylensulfid, die sowohl flammwidrig sind als auch
hohe Kriechstromfestigkeiten aufweisen.
Thermoplastische Formmassen aus Polyarylensulfiden,
besonders solche aus Poly-p-phenylensulfid, zeichnen
sich durch hohe mechanische Festigkeiten der daraus
hergestellten Formteile, durch hohe Wärmeformbestän
digkeiten und hohe Dauergebrauchstemperaturen sowie
durch inhärente Flammwidrigkeit und gutes elektrisches
Isoliervermögen aus, insbesondere dann, wenn sie mit
Verstärkungs- und/oder Füllstoffen verstärkt sind.
Wie bei allen hocharomatischen Thermoplasten sind die
Kriechstromfestigkeiten derartiger Polyarylensulfid
formmassen jedoch sehr niedrig, so daß die für Träger
spannungsführender Teile in Feuchtraumgeräten, z. B.
Waschmaschinen oder Kühlmöbel gemäß VDE 0700 T 7
geforderte Kriechstromfestigkeit von mindestens 250 V,
gemessen an den jeweiligen Geräten von ihnen nicht er
reicht wird.
Dies bedeutet eine beträchtliche Einschränkung der An
wendungsmöglichkeiten von Polyarylensulfidformmassen.
Es besteht daher die Notwendigkeit, Polyarylensulfid
formmassen zu entwickeln, deren Kriechstromfestigkeit
angehoben worden ist, ohne daß diese Formmassen ihre
sonstigen vorteilhaften Eigenschaften, insbesondere ihre
hohe Flammwidrigkeit, einbüßen.
Diese Aufgabe konnte dadurch gelöst werden, daß Poly
arylensulfide a) im schmelzflüssigen Zustand mit 0,5 bis
40 Gew.-%., bevorzugt 2 bis 20 Gew.-%. eines oder mehrerer
thermoplastisch verarbeitbarer Polyamide b) sowie mit
5 bis 70 Gew.-%, bevorzugt 20 bis 40 Gew.-% Magnesium
hydroxid c) vermischt wurden, so daß die Summe der Kon
zentrationen der Komponenten a), b) und c) 100 Gew.-%
ergibt.
Gegenstand der Erfindung sind demnach flammwidrige und
kriechstromfeste thermoplastische Formmassen,
enthaltend
- a) 97,5 bis 18, bevorzugt 78,4 bis 48 Gew.-% Polyary lensulfide, vorzugsweise Poly-p-phenylensulfide,
- b) 0,5 bis 12, bevorzugt 1,6 bis 12 Gew.-% eines oder mehrerer thermoplastisch verarbeitbarer Polyamide
- c) 2,0 bis 70, bevorzugt 20 bis 40 Gew.-% Magnesium
hydroxid
wobei die Summe der Konzentrationen der Komponenten a), b) und c) 100 Gew.-% ergibt und gegebenenfalls bis 300 Gew.-% weitere Zusatzstoffe.
Polyarylensulfide, vorzugsweise Poly-p-phenylensulfid,
sind z. B. aus US-A 33 54 129 und EP-A 171 021 bekannt.
Als Polyamide eignen sich sowohl teilkristalline wie
auch amorphe Polyamide, die nach bekannten Polykonden
sationsverfahren ausgehend von Diaminen und Dicarbon
säuren und/oder Lactamen mit wenigstens 5 Ringgliedern
oder entsprechenden ω-Aminosäuren hergestellt werden
können. Als Ausgangsprodukte kommen aliphatische und
aromatische Dicarbonsäuren wie Adipinsäure, 2,2,4- und
2,4,4-Trimethyladipinsäure, Azelainsäure, Sebazinsäure,
Decandicarbonsäure, Dodecandicarbonsäure, Isophthal
säure, Terephthalsäure, aliphatische und aromatische
Diamine wie Hexamethylendiamin, 2,2,4- und 2,4,4-Tri
methylhexamethylendiamin, 2,2,4- und 2,4,4-Trimethyl
hexamethylendiamin, die isomeren Diamino-dicyclo
hexyl-methane, Diamino-dicyclohexylpropane, Isophoron
diamin, die isomeren Xylylendiamine, Bis-aminomethyl
cyclohexan, Aminocarbonsäuren wie ω-Aminocapronsäure,
ω-Aminoundecansäure, ω-Aminolaurinsäure bzw. die
entsprechenden Lactame in Betracht. Copolyamide aus
mehreren der genannten Monomere sind eingeschlossen.
Für die erfindungsgemäßen flammwidrigen und kriechstrom
festen Formmassen kommt jedes Magnesiumhydroxid in Be
tracht. Besonders geeignet sind jedoch Magnesium
hydroxide mit einer plättchenförmigen Gestalt der
Partikel. Weiterhin vorteilhaft sind geringe mittlere
Durchmesser der Teilchen, z. B. 0,9 µm entsprechend
einer spezifischen Oberfläche von 10 bis 12 m2/g, und
Durchmesser : Dicken-Verhältnisse der Teilchen von nicht
< 3. Schließlich kann eine Vorbehandlung der Magnesium
hydroxidteilchen zur Verbesserung der Haftung zur Poly
arylensulfid-Polyamid-Matrix zu verbesserten mechani
schen Eigenschaften der Formteile führen.
Geeignete Magnesiumhydroxid-Typen sind im Handel, z. B.
Magnifin H10 der Firma Martinswerk, Bergheim, Kisuma E 5
der Firma Kyowa, Tokyo, oder Ankermag H 999 der Firma
Veit′sche Magnesitwerke, Leoben.
Thermoplastische Formmassen aus Polyarylensulfiden und
Polyamiden sind bekannt, z. B. US-A 4 292 416 oder US-A
4 528 335. Die dort beschriebenen Formmassen erfüllen
aber in keinem Fall die Forderung nach Flammwidrigkeit
und hoher Kriechstromfestigkeit, auch dann nicht, wenn
sie durch Füll- oder Verstärkungsstoffe verstärkt sind.
Die Kombination von Flammwidrigkeit, Kriechstromfestig
keit und Halogenfreiheit, die für die erfindungsgemäßen
Formmassen charakteristisch ist, war daher nicht vorher
sehbar.
Weiterhin ist bekannt, daß Polyamide mit Magnesium
hydroxid flammwidrig ausgerüstet werden können, z. B. aus
EP-A 0 335 165.
Die erfindungsgemäßen Formmassen besitzen gegenüber
flammwidrigen Formmassen aus Polyamiden und Magnesium
hydroxid eine Reihe von Vorteilen. Es sind dies
niedrigere Magnesiumhydroxid-Konzentrationen, infolge
dessen bessere mechanische Eigenschaften der Formteile
und niedrigere spezifische Gewichte, geringere Wasser
aufnahmen, daher höhere Dimensionsstabilität der
Formteile und höhere Wärmeformbeständigkeiten.
Die erfindungsgemäßen Formmassen können zusätzliche
Füll- und Verstärkungsstoffe sowie Additive zur Ver
besserung ihrer technologischen Eigenschaften enthalten,
z. B. Pigmente, Hitze- und UV-Stabilisatoren, Entfor
mungsmittel und Fließhilfsmittel.
Als Füllstoffe seien beispielhaft genannt: Calciumcar
bonat, Dolomit, Calciumsulfat, Glimmer, Talkum und
Kaolin. Geeignete Verstärkungsstoffe sind vor allem
Glasfasern, Kohlefasern, Aramidfasern, Mineralfasern
oder Whisker. Zur Verbesserung der mechanischen Eigen
schaften können die verwendeten Füll- und Verstärkungs
stoffe oberflächenbehandelt sein. Die Konzentration
der Füll- und Verstärkungsstoffe ist so bemessen, daß
sie zusammen mit dem Magnesiumhydroxid nicht mehr als
80 Gew.-% ausmacht.
In den folgenden Beispielen wird gezeigt, daß Poly-p-
phenylensulfid-Formmassen nur dann flammwidrig und
kriechstromfest sind, wenn sie sowohl thermoplastische
Polyamide als auch Magnesiumhydroxid enthalten, und
daß die Substitution des Magnesiumhydroxids durch
andere Füllstoffe Formmassen mit niedrigeren Kriech
stromfestigkeiten und häufig auch geringerer Flammwid
rigkeit ergibt.
In einem Doppelwellenextruder (ZSK 32 der Firma Werner
↑ Pfleiderer) wurden Poly-p-phenylensulfid (Tedur
KU 1-9500-50 der Bayer AG), Polyamid 6 (Durethan
B 30 s der Bayer AG), Magnesiumhydroxid (Magnifin H 10
der Firma Martinswerk) und Glasfasern (FT 562 der
Firma Asahi) in den in Tabelle 1 angegebenen
Verhältnissen bei Schmelztemperaturen von 300 bis
320°C gemischt und die Schmelzen als Rundstränge ex
trudiert. Diese wurden nach dem Erstarren granuliert.
Aus den Granulaten wurden zur Bestimmung des Brandver
haltens gemäß US 94 1,6 mm dicke ASTM-Stäbe, zur
Messung der Kriechwegbildung CTI/A (ohne Benetzer)
gemäß VDE 0303 Teil 1 Flachstäbe mit den Abmessungen
120 × 15 × 4 mm gespritzt.
Aus den an diesen Prüfkörpern gemessenen Werten (siehe
Tabelle 1) folgt:
- - Formmassen aus Poly-p-phenylensulfid, Magnesium hydroxid und Glasfasern sind flammwidrig, besitzen jedoch nur niedrige Kriechstromfestigkeiten (Beispiele 1 bis 3).
- - Formmassen, die außer Poly-p-phenylensulfid, Magnesiumhydroxid und Glasfasern noch Polyamid 6 enthalten, sind flammwidrig und können, unabhängig von den Konzentrationen von Polyamid 6 und Magnesium hydroxid, hohe Kriechstromfestigkeiten besitzen (Beispiele 4 bis 10).
- - Formmassen aus Poly-p-phenylensulfid und Glasfasern sind flammwidrig, besitzen jedoch nur sehr niedrige Kriechstromfestigkeiten (Beispiel 11). Die Einarbei tung von Polyamid 6 führt zu Formmassen, die nicht mehr flammwidrig sind (Beispiel 12).
Es wurden, wie in den Beispielen 1 bis 12 beschrieben,
die in Tabelle 2 aufgeführten Formmassen hergestellt und
untersucht. Bei dem in den Beispielen 15 und 16 verwen
deten Dolomit handelt es sich um Microdol Super der
Firma Norwegian Talc.
Die Beispiele 13 bis 16 zeigen, daß die Substitution des
Magnesiumhydroxids in Formmassen aus Poly-p-phenylen
sulfid, Polyamid 6, Magnesiumhydroxid und Glasfasern
durch Dolomit Formmassen ergibt, die weder hohe Kriech
stromfestigkeiten besitzen noch flammwidrig sind.
Es wurden die in Tabelle 3 aufgeführten Formmassen aus
Poly-p-phenylensulfid, Polyamid 66 (Durethan A 30 S der
Bayer AG), Glasfasern und Magnesiumhydroxid oder Talkum
(Talc 10 M 00 S der Firma Talc de Luzenac) analog den
Beispielen 1 bis 12 hergestellt und untersucht.
Die Werte der Beispiele 17 bis 22 (Tabelle 3) zeigen:
- - Die nur mäßige Kriechstromfestigkeit von Formmassen aus Poly-p-phenylensulfid, Magnesiumhydroxid und Glas fasern wird bereits durch kleine Mengen Polyamid 66 stark erhöht (Beispiele 17 bis 20).
- - Die Substitution von Magnesiumhydroxid in diesen Form massen durch Talkum ergibt Formmassen, die weder hohe Kriechstromfestigkeiten besitzen noch in Gegenwart von Polyamid 66 flammwidrig sind.
Es wurden die in Tabelle 4 aufgeführten Formmassen
analog den Beispielen 1 bis 12 hergestellt und unter
sucht. Es wurde dabei ein Copolyamid, das aus ε-Capro
lactam, Hexamethylendiamin und Isophthalsäure herge
stellt worden war, eingesetzt. (Es handelt sich dabei
um Durethan KU 2-2160 der Bayer AG).
Die Beispiele 23 bis 26 zeigen, daß auch Formmassen aus
Poly-p-phenylensulfid, Magnesiumhydroxid, Glasfasern und
diesem Copolyamid flammwidrig sind und, im Gegensatz zu
den copolyamidfreien Formmassen, hohe Kriechstromfestig
keiten besitzen.
Claims (2)
1. Formmassen enthaltend
- a) 97,5 bis 18 Gew.-% Polyarylensulfide,
- b) 0,5 bis 12 Gew.-% thermoplastisch verarbeit bare Polyamide,
- c) 2,0 bis 70 Gew.-% Magnesiumhydroxid und gegebenenfalls weitere Zusatzstoffe.
2. Verwendung von Formmassen nach Anspruch 1 zur
Herstellung von Formkörpern.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924230680 DE4230680A1 (de) | 1992-09-14 | 1992-09-14 | Flammwidrige thermoplastische Formmassen mit hoher Kriechstromfestigkeit |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924230680 DE4230680A1 (de) | 1992-09-14 | 1992-09-14 | Flammwidrige thermoplastische Formmassen mit hoher Kriechstromfestigkeit |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4230680A1 true DE4230680A1 (de) | 1994-03-17 |
Family
ID=6467896
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19924230680 Withdrawn DE4230680A1 (de) | 1992-09-14 | 1992-09-14 | Flammwidrige thermoplastische Formmassen mit hoher Kriechstromfestigkeit |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4230680A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US20140256864A1 (en) * | 2011-09-30 | 2014-09-11 | Toray Industries, Inc. | Polyphenylene sulfide resin composition, production method therof and molded product therof (as amended) |
WO2016050482A1 (de) * | 2014-10-01 | 2016-04-07 | Albis Plastic Gmbh | Polyphenylensulfid mit einer hohen kriechstromfestigkeit |
-
1992
- 1992-09-14 DE DE19924230680 patent/DE4230680A1/de not_active Withdrawn
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US20140256864A1 (en) * | 2011-09-30 | 2014-09-11 | Toray Industries, Inc. | Polyphenylene sulfide resin composition, production method therof and molded product therof (as amended) |
US9068078B2 (en) * | 2011-09-30 | 2015-06-30 | Toray Industries, Inc. | Polyphenylene sulfide resin composition, production method thereof and molded product thereof |
WO2016050482A1 (de) * | 2014-10-01 | 2016-04-07 | Albis Plastic Gmbh | Polyphenylensulfid mit einer hohen kriechstromfestigkeit |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8130 | Withdrawal |