DE4225592C2 - Verfahren zur Unterdrückung von peripheren Stimulationen in einem Kernspintomographiegerät - Google Patents

Verfahren zur Unterdrückung von peripheren Stimulationen in einem Kernspintomographiegerät

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Description

Verfahren zur Unterdrückung von peripheren Stimulationen in einem Kernspintomographiegerät
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Unterdrückung von peripheren Stimulationen in einem Kernspintomographiegerät mit einem Grundmagnetfeld und schnell geschalteten Gradien­ tenfeldern, wobei Bilder innerhalb eines im Zentrum des Grundmagnetfeldes und der Gradientenfelder liegenden Untersu­ chungsvolumens erzeugt werden.
In der Kernspintomographie werden verschiedene magnetische und elektromagnetische Felder appliziert. Das Untersuchungs­ objekt liegt in einem starken Magnetfeld von etwa 0,2 bis 2 Tesla. Zur Anregung der Kernspins werden Hochfrequenz-Felder im Bereich von 10 bis 80 MHz verwendet.
Aus der DE 35 11 750 A1 ist eine Spulenanordnung für Kern­ spinuntersuchungen zum Erzeugen und/oder Empfangen hochfre­ quenter Magnetfelder mit einer Leiteranordnung bekannt. Dabei weist die Leiteranordnung zum Einführen eines zu untersuchen­ den Körpers Öffnungen auf und ist von einer zylinderförmigen, elektrisch leitenden und mit Masse verbundenen Abschirmung umschlossen. Zumindest eine der Öffnungen ist dabei ganz oder teilweise mit einer zusätzlichen Abschirmung versehen, die elektrisch leitend mit der zylinderförmigen Abschirmung ver­ bunden ist. Die zusätzliche Abschirmung kann dabei als fle­ xible Abschirmung aus textil- oder litzenartigen Kupferge­ flechten hergestellt werden.
Zur Ortsauflösung der empfangenen Signale werden dem Grund­ magnetfeld magnetische Gradientenfelder, d. h. ortsabhängige Magnetfelder, überlagert. Diese müssen im Untersuchungsbe­ reich eine lineare Ortsabhängigkeit aufweisen. Die Gradien­ tenfelder werden innerhalb einer Pulssequenz zum Anregen und Auslesen der Kernresonanzsignale mehrfach geschaltet. Damit sind also im Untersuchungsraum eines Kernspintomographen zeitabhängige Magnetfelder vorhanden, die in leitfähigen Tei­ len Ströme induzieren. Dies gilt nicht nur für metallische Einhauten im Untersuchungsraum des Kernspintomographen, son­ dern im Prinzip auch für das Untersuchungsobjekt. In der kon­ ventionellen MR-Bildgebung sind Gradientenfelder mit einer Pulsdauer von einigen Millisekunden und Anstiegszeiten von etwa einer Millisekunde üblich. Die verwendeten Gradienten­ amplituden liegen in der Regel unter 10 mT/m. Mit diesen Pa­ rametern liegen die in einer zu untersuchenden Person indu­ zierten Ströme in einem Bereich, der für die Person nicht wahr­ nehmbar ist.
Beim sogenannten Echoplanar (EPI)-Verfahren, wie es bei­ spielsweise in der EP-A1-0 076 054 beschrieben ist, werden dagegen wesentlich höhere Gradientenamplituden in kurzen Zeiten geschaltet. Dies rührt daher, daß bei diesem Ver­ fahren nach einer einzigen Anregung eine Vielzahl von Signalen, nämlich die zur vollständigen Abtastung einer Schicht erforderlichen Signale durch eine entsprechend häufige Gradientenumkehr gewonnen werden. In der konven­ tionellen Bildgebung wird dagegen nach jeder Anregung typischerweise nur ein einziges Signal gewonnen. Beim EPI-Verfahren werden typischerweise Gradientenamplituden bis zu über 30 mT/m mit Schaltfrequenzen von 1 kHz und mehr eingesetzt. Dabei werden zwei verschiedene Gradien­ tenpulsformen verwendet, nämlich bipolare, trapezförmige oder sinusförmige Gradientenpulszüge. Bei trapezförmigen Pulszügen wird mit Anstiegszeiten von etwa 100 µs gearbei­ tet. In beiden Fällen liegt die Grundfrequenz der Gradien­ tenpulse bei etwa 1 kHz.
Bei der Erprobung des EPI-Verfahrens hat sich gezeigt, daß bei diesen hohen Schaltfrequenzen und Amplituden bei den zu untersuchenden Personen periphere Nervenstimulationen auftreten, die sich vor allem in Muskelzuckungen äußern. Diese Stimulationen wurden von untersuchten Personen je nach dem untersuchten Körperteil als Zuckungen in der Ge­ säß- und Rückengegend sowie auch der Nasenwurzel beschrie­ ben.
Rufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, mit dem solche Stimulationen bei schnell geschalteten Gradien­ ten verhindert werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß stimulationsempfindliche Bereiche des Untersuchungsobjek­ tes außerhalb des Untersuchungsvolumens durch mindestens eine geschlossene Leiterschleife überdeckt werden.
Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend anhand der Fig. 1 bis 13 näher erläutert.
Nach dem Faradayschen Gesetz wird in einem leitfähigen Medium, also z. B. auch in einem menschlichen Körper, durch ein zeitlich veränderliches Magnetfeld nach folgender Gleichung ein elektrisches Feld induziert:
Dabei gilt:
E = elektrische Feldstärke
s = Weg
B = magnetische Feldstärke
a = Flächenelement
A = Gesamtfläche
K = Kreisring
. = Zeitableitung
Für eine einfache Leiterschleife mit dem Radius r erhält man:
Dies ergibt bei einer elektrischen Leitfähigkeit σ eine Stromdichte j:
< σ
Für den menschlichen Körper nimmt man eine mittlere Leit­ fähigkeit von etwa 0,25 S/m an, diese variiert allerdings je nach Gewebetyp um bis zu drei Größenordnungen.
Anhand der Fig. 2 bis 70 wird im folgenden untersucht, welche Feldkomponenten zu den Stimulationen bei schnell geschalteten Gradienten führen.
Anhand der Fig. 2 bis 4 erfolgt diese Betrachtung zunächst für den einfachsten Fall des Gradienten in Richtung des Grundmagnetfeldes, wobei diese Richtung entsprechend der üblichen Nomenklatur als z-Richtung bezeichnet wird. Bei herkömmlichen supraleitenden Magneten liegt das Grund­ magnetfeld B0, wie in Fig. 2 dargestellt, in Längsrichtung der zu untersuchenden Person. Ein z-Gradient wird dadurch erzeugt, daß zwei Gradientenspulenhälften Gz1, Gz2 in z-Richtung beabstandet angeordnet und entgegengesetzt mit Strom durchflossen sind. Die Gradientenspulenhälften Gz1, Gz2 liegen symmetrisch zur O-Ebene z = 0 des Kernspintomo­ graphen. Die Gradientenspulenhälften Gz1, Gz2 werden bei­ spielsweise mit einem Stromverlauf nach Fig. 4 beaufschlagt. Eine genauere Beschreibung einer typischen z-Gradienten­ spulenstruktur ist im US-Patent 4,468,622 zu finden. Bei der z-Gradientenspule kann nur die z-Komponente des er­ zeugten Magnetfeldes, also die Komponente parallel zur Körperachse zur Stimulation beitragen. Transversalkompo­ nenten (also Komponenten senkrecht zur z-Achse) treten nur sehr nahe an den Spulenwindungen und an den Enden der Spu­ len auf. Der Feldverlauf des zeitlich veränderlichen z- Gradienten BZ(z) ist in Fig. 3 dargestellt. Im Feldmaximum ist nur die z-Komponente des z-Gradienten von Bedeutung. Dieses Feldmaximum liegt bei der typischen Konfiguration eines Kernspintomographen etwa 35 cm von der Symmetrieebe­ ne z = 0 des Kernspintomographen entfernt. Die Stimulations­ schwelle ist bestimmt durch den Fluß Φ im Feldmaximum:

Φ = ∫∫d
Entscheidend für die Stimulationsschwelle ist daher die Querschnittsfläche des untersuchten Körpers im Feldmaximum und die maximale Bz-Komponente.
Üblicherweise umfaßt das Untersuchungsvolumen einer MR-An­ lage einen Bereich innerhalb einer Kugel mit 40 bis 50 cm Durchmesser im Symmetriezentrum des Gerätes. Innerhalb dieser Kugel ist die Homogenität des Grundmagnetfeldes und die Linearität der Gradientenfelder spezifiziert. Die zu untersuchenden Körperregionen werden üblicherweise in das Symmetriezentrum des Gerätes gelegt und durch elektroni­ sche Schichtverschiebung um diesen Ort herum untersucht.
Wie oben ausgeführt, liegt das Feldmaximum des von den z-Gradienten herrührenden Gradientenfeldes, das mit dem Maximum der Stimulationen korreliert, 35 cm vom Symmetrie­ zentrum des Kernspintomographiegerätes entfernt. Für das später zu erläuternde Verfahren zur Unterdrückung von Stimulationen ist die Feststellung von Bedeutung, daß der Ort der durch die z-Gradientenspule verursachten Stimu­ lationen außerhalb des eigentlichen Untersuchungsvolumens liegt.
Im folgenden werden die Verhältnisse für die transversalen Gradientenspulen, also für diejenigen Gradientenspulen, die Magnetfeldgradienten in x- bzw. y-Richtung erzeugen, untersucht. Dabei zeigt Fig. 5 schematisch einen Axial­ schnitt durch das Gradientenspulensystem, also einen Schnitt in z-Richtung und die Fig. 6 und 7 einen Transver­ salschnitt, also einen Schnitt in der x-y-Ebene. y- und x-Gradientenspulen Gx, Gx sind im allgemeinen als sattel­ förmige Windungen auf ein Gradientenrohr RG aufgebracht, wobei in Fig. 5 der Übersichtlichkeit wegen nur die y-Gra­ dientenspule Gy, in Fig. 6 ebenfalls die y-Gradientenspule Gy und in Fig. 7 nur die x-Gradientenspule Gx dargestellt ist. x- und y-Gradientenspulen Gy und Gx sind identisch aufgebaut und lediglich um 90° zueinander verdreht auf dem Gradientenrohr aufgebracht, was aus einem Vergleich der Fig. 6 und 7 erkennbar ist.
Jede Gradientenspule Gx, Gy besteht aus vier Einzelspulen, die sattelförmig auf einem Gradientenrohr symmetrisch zur Symmetrieebene z = O angebracht sind. Für die Ortsauflösung sind nur die z-Komponenten der von den Gradientenspulen Gx, Gy erzeugten Gradientenfelder wirksam. Diese werden ausschließlich durch die der Symmetrieebene z = 0 benachbar­ ten azimutalen Bögen der Gradientenspulen erzeugt. Die entsprechenden Feldlinien sind in Fig. 5 mit BZ bezeich­ net. Es ist offensichtlich, daß die größte Feldstärke in der Nähe dieser Leiterbögen und damit außerhalb der zu untersuchenden Person liegt.
Für eine genauere Beschreibung einer typischen transver­ salen Gradientenspulenstruktur wird auf das US-Patent 4,486,711 verwiesen.
Neben den Komponenten in Längs(z)-Richtung sind auch die Querkomponenten der von den x- und y-Gradientenspulen Gx und Gy erzeugten Magnetfelder zu betrachten. Diese sind für die y-Gradientenspule Gy in Fig. 7 und für die x-Gra­ dientenspule Gx in Fig. 8 dargestellt. Eine magnetische Flußbetrachtung zeigt, daß bei der y-Gradientenspule Gy neben der Magnetfeldkomponente in z-Richtung im wesentli­ chen nur noch eine Komponente in y-Richtung, bei der x- Gradientenspule eine Komponente in x-Richtung auftritt. Dabei ist die Magnetfeldkomponente in y-Richtung bezüglich Stimulationen kritischer, da die Feldlinien den Körper frontal durchdringen und damit ein größerer Fluß erzeugt wird.
Wesentlich ist, daß auch bei den x- und y-Gradienten das Feldmaximum der von den Gradientenspulen erzeugten Magnet­ felder außerhalb des Untersuchungsbereiches liegt. Auf­ bauend auf dieser Erkenntnis werden nach dem erfindungs­ gemäßen Verfahren stimulationsempfindliche Bereiche des Untersuchungsobjektes außerhalb des Untersuchungsvolumens durch mindestens eine geschlossene Leiterschleife über­ deckt, so daß der auf diese Bereiche einwirkende Fluß reduziert wird. Dies ist lediglich aufgrund der oben dar­ gestellten Erkenntnis möglich, daß die Flußänderung außer­ halb des Untersuchungsbereiches am größten sind, da eine Anbringung einer Leiterschleife innerhalb des Untersu­ chungsbereiches zu einer nicht tolerierbaren Verzerrung der Gradientenfelder führen würde.
In den Fig. 8 bis 11 sind induzierte Ströme am Beispiel eines Kopfes dargestellt. Dabei zeigt Fig. 8 eine coronale Ansicht, Fig. 9 eine axiale Ansicht und Fig. 10 eine sa­ gittale Ansicht. In der Praxis hat sich gezeigt, daß in coronalen Schichten keine spürbare Stimulation, in axialen Schichten eine geringfügig spürbare Stimulation und in sagittalen Schichten eine deutliche Stimulation im Bereich der Nasenwurzel auftritt. Aus den oben erläuterten Gründen tritt dieser Effekt bei den in der EPI-Bildgebung üblcherweise verwendeten Gradientenpulsen ausschließlich dann auf, wenn der Kopf nicht das Untersuchungsobjekt ist, sondern außerhalb, aber in der Nähe des Untersuchungsvo­ lumens liegt.
Um diese Stimulationen zu verhindern, kann man, wie in Fig. 11 dargestellt, um den Kopf eine geschlossene Leiter­ schleife legen, und zwar bevorzugt in einer sagittalen Ebene. In dieser Leiterschleife wird dann durch das ver­ änderliche Gradientenfeld ein Strom iL induziert, welcher wiederum ein Magnetfeld Bs erzeugt. Dieses Magnetfeld Bs ist nach der Lenz'schen Regel dem erzeugenden primären Magnetfeld entgegengesetzt. Daraus resultiert dann eine Verringerung der induzierten Ströme in einem Bereich, der von der Leiterschleife überdeckt wird.
Da die Leiterschleife außerhalb des Untersuchungsbereiches angeordnet ist, hat sie kaum einen störenden Einfluß auf die für die Bildqualität äußerst wichtige Linearität des magnetischen Gradientenfeldes im Untersuchungsbereich.
Selbstverständlich kann das beschriebene Verfahren ent­ sprechend auch auf andere Körperteile angewandt werden, um Stimulationen zu unterdrücken. Je nach Körperteil können dabei verschiedene Strukturen verwendet werden, um ge­ schlossene Stromschleifen zur Verringerung der im entspre­ chenden Körperteil induzierten Ströme zu erreichen. Bei­ spielsweise können - wie in Fig. 12 dargestellt - auf entsprechende Körperteile außerhalb des Untersuchungsvo­ lumens flexible Matten M aus elektrisch leitendem Mate­ rial aufgelegt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es somit, zeit­ lich veränderliche Gradientenfelder mit deutlich höherer Amplitude und/oder Änderungsgeschwindigkeit zu schalten, ohne Stimulationsschwellen im zu untersuchenden Körper zu überschreiten. Insbesondere bei EPI-Anwendungen können höhere Gradientenfrequenzen und -amplituden angewandt werden. Das beschriebene Verfahren ist bei guter Wirksam­ keit mit geringem Aufwand verbunden und erfordert insbe­ sondere keine Modifikation von Pulssequenzen oder der Hardware des Kernspintomographen.

Claims (4)

1. Verfahren zur Unterdrückung von peripheren Stimulationen in einem Kernspintomographiegerät mit einem Grundmagnetfeld und schnell geschalteten Gradientenfeldern, wobei Bilder in­ nerhalb eines im Zentrum des Grundmagnetfeldes und der Gra­ dientenfelder liegenden Untersuchungsvolumens erzeugt werden und wobei stimulationsempfindliche Bereiche des Untersu­ chungsobjektes außerhalb des Untersuchungsvolumens (V) durch mindestens eine geschlossene Leiterschleife (S) überdeckt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Leiterschleife (S) durch ein flexibles Leitermaterial realisiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch ge­ kennzeichnet, daß das Leitermaterial ein Drahtgeflecht (M) ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da­ durch gekennzeichnet, daß die Leiterschleife (S) aus Kupfer hergestellt wird.
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