DE4217302A1 - Magnetische abschirmkammer mit einer aktiven abschirmung - Google Patents
Magnetische abschirmkammer mit einer aktiven abschirmungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine magnetische Abschirmkammer mit
einer aktiven Abschirmung, umfassend eine Meßeinrichtung, mit
der ein magnetisches Störfeld gemessen wird, eine Feldspule,
die außen um die Kammer herum angeordnet ist, und einen Regler,
der aufgrund des gemessenen Störfeldes einen Kompensationsstrom
durch die Feldspule treibt, so daß das niederfrequente magne
tische Störfeld in der Abschirmkammer weitgehend kompensiert
ist.
Magnetische Abschirmkammern werden unter anderem in der medi
zinischen Diagnostik bei der Messung des von körperinternen
elektrischen Strömen erzeugten Magnetfeldes benötigt. Die vom
Körper erzeugten Magnetfelder werden auch als Biomagnetismus
bezeichnet. Die räumliche Verteilung des Magnetfeldes läßt
Rückschlüsse auf den Ort des körperinternen Stromes zu, der
dieses Magnetfeld erzeugt. Da diese Ströme und die von ihnen
erzeugten Magnetfelder sehr klein sind, wird beim Betrieb einer
Biomagnetismusanlage allgemein eine Unterdrückung magnetischer
Störer um fünf Zehnerpotenzen als notwendig erachtet. Dieser
Wert wird durch eine Kombination einer Raumschirmung mit zwei
Lagen einer weichmagnetischen Eisenlegierung (Mumetall) und
einer Aluminiumlage sowie durch die Verwendung von Gradiome
tern erster Ordnung als biomagnetisches Meßsystem erreicht.
Dabei schreibt man der Kammer drei, den Gradiometern zwei
Zehnerpotenzen Störunterdrückung zu.
Die geforderten hohen Störunterdrückungen werden jedoch bei
langsamen Feldvariationen unter 0,1 Hz weder von der Abschirm
kammer noch von den Gradiometern erreicht. Die Abschirmkammer
hat bei niedrigen Frequenzen wegen fehlender Wirbelstromdämp
fung der Aluminiumschale nur einen Schirmfaktor von etwa 50.
Die Gradiometer detektieren die von der Kammer erzeugten Gra
dienten der Störer, so daß sich mit der üblichen Geometrie der
Gradiometer nur Dämpfungen von etwa 20 erreichen lassen. Zu
sammen ergibt sich also eine Dämpfung mit einen Wert von unge
fähr drei Zehnerpotenzen, zwei weniger als angestrebt. Dies ist
besonders nachteilig, da zusätzlich zu der geringen Dämpfung
die Amplitude im Störspektrum zu niedrigen Frequenzen hin an
steigt.
Eine magnetische Abschirmkammer der eingangs genannten Art
mit einer aktiven Abschirmung ist aus dem Artikel von Kelhä,
Pukki, Peltonen, Penttinnen, Ilmoniemi und Heino: "Design,
Construction, and Performance of a Large-Volume Magnetic
Shield" in IEEE Transactions of Magnetics, Vol. MAG-18, No. 1
January 1982, Seiten 260 bis 270, bekannt. Bei der dort be
schriebenen Abschirmkammer sind verschiedene Abschirmmaß
nahmen kombiniert. Unter anderem ist dort für niederfrequen
te Störfelder eine aktive Abschirmung vorgesehen.
Die aktive Abschirmung besteht aus einer Feldspule und einer
Meßeinrichtung, die so angeordnet sind, daß die Meßeinrich
tung dem Feld der Spule ausgesetzt ist. Die Feldspule wird
von einem Regler so angesteuert, daß das Ausgangssignal der
Meßeinrichtung Null wird. Bei der aktiven Magnetfeldschirmung
wird somit prinzipiell nur das unterdrückt, was die Meßein
richtung oder der Magnetfeldsensor detektiert. Dabei ist zu
beachten, daß die erreichbare Feldunterdrückung am Ort der
Meßeinrichtung von der Leerlaufverstärkung der Regelschleife
abhängt. Sie sollte möglichst hoch sein. Andererseits müssen
die als Meßeinrichtung eingesetzten Magnetfeldsensoren oder
Magnetometer eine Empfindlichkeit besitzen, die besser ist als
das zu erreichende Restfeld, da der Regelkreis am Ort der Meß
einrichtung ein Feld erzeugt, das dem Sensorrauschen selbst
entspricht. Selbst wenn die Meßeinrichtung außerhalb der Ab
schirmkammer angeordnet wird, sind nur sehr empfindliche
Magnetfeldsensoren einsetzbar.
Bei der im obengenannten Artikel beschriebenen aktiven Schir
mung ist als Meßeinrichtung ein außerhalb der Abschirmkammer
angeordnetes Fluxgate verwendet. Wegen der geringen Meßfläche
des Fluxgates werden jedoch zusätzlich zu dem homogenen Stör
feld auch inhomogene Störfelder am Meßort erfaßt und über den
Regler wie ein homogenes Feld verstärkt auf die zu schirmende
Kammer übertragen. Der Meßort und der Kompensationsort - der
Kompensationsort ist in der Abschirmkammer der Ort des bio
magnetischen Meßsystems - sind jedoch verschieden, so daß am
Kompensationsort ein Reststörfeld besteht, obwohl am Meßort das
Störfeld kompensiert ist. Inhomogene Störfelder werden insbe
sondere von in der Nähe der Abschirmkammer anwesenden Stör
quellen erzeugt.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, eine magnetische
Abschirmkammer mit einer aktiven Schirmung anzugeben, bei der
die aktive Schirmung im wesentlichen nur homogene magnetische
Störfelder kompensiert.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Meßeinrichtung eine
Induktionsspule umfaßt, die parallel zur Feldspule außen um
die Abschirmkammer angeordnet ist. Diese Anordnung hat zwei
Vorteile: Zum einen wird die Meßeinrichtung durch die große
Meßfläche gegenüber homogenen Feldern sehr empfindlich, so daß
wenige Windung relativ dünnen Drahtes ausreichend sind, zum
anderen sinkt wegen der großen Meßfläche die Empfindlichkeit
gegenüber lokalen inhomogenen Störfeldern.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung zeichnet sich dadurch aus,
daß zur Kompensation einer Feldrichtung nur eine Feldspule
verwendet wird, die von den Wänden der Abschirmkammer be
abstandet ist. Der Einfluß des von der Feldspule erzeugten
Kompensationsfeldes auf das in der Abschirmkammer angeordnete
magnetische Meßsystem wird hauptsächlich durch den Feldverlauf
in den Wänden der Abschirmkammer bestimmt. Aufgrund der großen
Permeabilität der verwendeten Eisenlegierung ist dieser Einfluß
bei homogenen Störfeldern und bei dem Feld einer in nicht zu
kleinen Abstand um die Kammer gelegten Feldspule fast gleich.
Zusätzlich hat wegen des Abstandes der Spulen zur Abschirm
kammer die Abschirmkammer nur einen geringen Einfluß auf den
Induktionswert der Spulen.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung zeichnet sich dadurch
aus, daß nur die vertikale Feldrichtung kompensiert wird, also
die Achsen der Feldspule und der Induktionsspule vertikal ange
ordnet sind. Wie schon erwähnt, wirkt eine aktive Abschirmung
nur gegen homogene Störfelder, d. h. weit entfernte Störquellen.
Eine Störung über weite Distanzen ist aber nur möglich, wenn
das Störfeld lokal sehr stark ist, was sehr selten vorkommt,
oder wenn die zugrundeliegende Stromverteilung eine große räum
liche Ausdehnung besitzt. Es wurde erkannt, daß als Störquellen
im wesentlichen nur parallel zur Erdoberfläche angeordnete Ver
sorgungsleitungen zwischen Gebäuden in Betracht kommen. Die da
von hervorgerufenen niederfrequenten Störfelder besitzen in
großer Entfernung nur eine vertikale Feldkomponente.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung zeichnet sich dadurch
aus, daß der Regler einen Regelverstärker mit integralem Ver
stärkungsverlauf umfaßt. Der integrale Verstärkungsverlauf
garantiert eine stabile Regelung.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung zeichnet sich dadurch
aus, daß der Regler Entzerrer zum Entzerren des Frequenzgangs
der Induktions- und der Feldspule umfaßt.
Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung zeichnet sich da
durch aus, daß der Regler eine Gleichsignalgegenkopplung auf
weist, die mindestens einen Teil des Gleichanteils des Aus
gangssignals des Reglers auf seinen Eingang gegenkoppelt. Die
differenzielle Übertragungscharakteristik der Regelstrecke er
fordert im Regelverstärker bei niedrigen Frequenzen sehr hohe
Verstärkungen. Der Regelverstärker selbst ist jedoch bei Fre
quenzen, bei denen das Übertragungsmaß der Strecke kleiner wird
als die Verstärkung, nicht mehr gegengekoppelt. Dadurch gelan
gen Offsets und niederfrequente Fluktuationen der Verstärker
ungedämpft zum Ausgang, wo sie zur Übersteuerung Anlaß geben.
Gleichzeitig gelangen diese Störungen zur Feldspule und er
zeugen Störfelder. Bei einer Rückführung der Gleich- und
Niederfrequenzanteile parallel zur Regelstrecke bleibt der
Verstärker auch gleichsignalmäßig gegengekoppelt.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung zeichnet sich dadurch
aus, daß die Gleichsignalgegenkopplung integrale Charakteristik
aufweist. Die integrale Charakteristik der Rückführung unter
drückt Offsets und Fluktuationen wirkungsvoll.
Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung ist mindestens
ein Teil des Ausgangssignals des Reglers über eine Regelstrek
kennachbildung auf seinen Eingang gegengekoppelt. Ohne diese,
als Überkompensation bezeichnete Rückführung arbeitet die Re
gelung so, daß sie das Störfeld am Meßort, hier der Induktions
spule zu Null macht. Dies ist jedoch in manchen Fällen nicht
ausreichend, um das Feld in der Meßkammer am Ort des biomagne
tischen Meßsystems zu kompensieren. Zur vollständigen Kompen
sation muß dann der Strom in der Feldspule einen größeren Wert
haben. Dies läßt sich elektronisch erreichen, indem das Ver
halten der Regelstrecke nachgebildet wird und das so gewonnene
Signal mit invertiertem Vorzeichen zum Signal der Regelstrecke
hinzuaddiert wird. Dadurch ist der Ausgang des Regelverstärkers
gezwungen, einen größeren Strom als ursprünglich nötig an die
Feldspule zu liefern. Durch die Überkompensation wird die Ver
stärkung der Regelstrecke scheinbar erniedrigt. Dadurch ergibt
sich zusammen mit der Gleichsignalrückführung eine Erhöhung der
unteren Grenzfrequenz.
Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung zeigt die Regel
streckennachbildung ein Bandpaßverhalten, dessen Grenzfrequen
zen und dessen Amplitudengang einstellbar sind. Damit läßt sich
durch eine Justierung das Signalverhalten der Regelstrecken
nachbildung an das Signalverhalten der Regelstrecke anpassen.
Eine aktiv geschirmte Abschirmkammer läßt sich besonders vor
teilhaft zur Messung von biomagnetischen Signalen verwenden.
Die Störfelder bei niedrigen Frequenzen können damit ohne
großen Aufwand an passiven Abschirmmaßnahmen unter das Eigenrauschen
der biomagnetischen Meßeinrichtung gesenkt werden.
Mit der biomagnetischen Meßeinrichtung lassen sich dann auch
für eine Diagnose signifikante Signale in Niederfrequenzbe
reich von ca. 0,01 bis unter 10 Hz erfassen.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden an
hand von 10 Figuren erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 in perspektivischer Ansicht eine Außenansicht einer
Abschirmkammer mit einer aktiven Schirmung,
Fig. 2 ein Blockschaltbild einer aktiven Schirmung,
Fig. 3 eine elektrische Schaltung einer aktiven Schirmung,
Fig. 4 der Frequenzgang des Eingangsverstärkers des Reglers
in der aktiven Schirmung nach Fig. 3,
Fig. 5 der Frequenzgang des Ausgangsverstärkers des Reglers
in der aktiven Schirmung nach Fig. 3,
Fig. 6 der Frequenzgang des Reglers in der aktiven Schirmung
nach Fig. 3,
Fig. 7 der Frequenzgang der Regelstrecke der aktiven Schirmung,
Fig. 8 der Frequenzgang der offenen Regeschleife der aktiven
Schirmung nach Fig. 3,
Fig. 9 das magnetische Störfeld in der Abschirmkammer am Ort
des biomagnetischen Meßsystems, wenn die aktive Schirmung
nicht in Betrieb ist, und
Fig. 10 das magnetische Störfeld in der Abschirmkammer mit akti
ver Schirmung am Ort des biomagnetischen Meßsystems.
Fig. 1 zeigt eine magnetische Abschirmkammer 2, wie sie zur
Durchführung von biomagnetischen Messung in der Medizintech
nik verwendet wird. Zusätzlich zur passiven Schirmung mit
zwei weichmagnetischen Lagen einer Eisenlegierung (Mumetall)
und einer Aluminiumlage für elektromagnetische Störungen ist
dort eine aktive Abschirmung für magnetische Störfelder mit
Frequenzen von ca. 0,01 Hz bis 10 Hz vorgesehen. Zur aktiven
Schirmung gehört eine Induktionsspule 4 und eine Feldspule 6,
die waagerecht in einem Abstand um die Kammer herum angeordnet
sind. Die Flächen bzw. Achsen der beiden Spulen 4 und 6 sind
vertikal ausgerichtet. Somit werden im wesentlichen vertikale
Magnetfelder kompensiert. Der Abstand der Spulen 4 und 6 zu den
äußeren, etwa 4 m langen Wänden der Abschirmkammer 2 beträgt
ca. 1 m. Die beiden Spulen 2 und 6 befinden sich in einem ge
meinsamen Kabelkanal in einer Höhe von ca. 2,20 m über der
inneren Grundfläche der Abschirmkammer 2. Die ausschließliche
Kompensation der vertikalen Magnetfeldkomponente hat seinen
Grund zum einen in der bevorzugt senkrechten Meßposition des
biomagnetischen Meßsystems innerhalb der Kammer 2, in der
horizontale Feldkomponenten nur schwach detektiert werden und
zum anderen darin, daß weit entfernte Störer, nur ein im we
sentlichen vertikales homogenes Störfeld erzeugen. Wegen des
großen Spulenquerschnitts sind nur wenige Windungen, z. B. ca.
50 Windungen, relativ dünnen Drahtes für Induktions- und Feld
spule erforderlich, um eine ausreichende Empfindlichkeit zu
erreichen.
In Fig. 2 ist ein Blockschaltbild der aktiven Schirmung darge
stellt. Sie besteht aus einer Regelstrecke 8, einem Regelver
stärker 10, einer Gleichsignalrückführung 12 und einer Regel
streckennachbildung 14. Die Regelstrecke 8 umfaßt die Ab
schirmkammer 2 und die um die Abschirmkammer 2 herum angeord
nete Induktionsspule 4 und Feldspule 6. Der Regelverstärker
10 erzeugt aus der vom Störfeld in der Induktionsspule 4 in
duzierten Spannung einen Strom für die Feldspule 6, der die
induzierte Spannung und damit das Störfeld zu Null macht. Da
die Regelstrecke 8 keine Gleichsignale überträgt, ist aus Sta
bilitätsgründen die getrennte Gleichsignalrückführung 12 pa
rallel zur Regelstrecke 8 erforderlich. Ebenfalls parallel
zur Regelstrecke 8 aber mit invertiertem Vorzeichen liegt die
elektronische Regelstreckennachbildung 14, die zur Überkom
pensation des Störfeldes benötigt wird.
Im folgenden werden die Komponenten der aktiven Schirmung ge
nauer beschrieben. Das Gesamtschaltbild zeigt Fig. 3, die
schematischen Frequenzgänge der Komponenten des Regelkrei
ses sind in Fig. 4 bis 8 dargestellt. Jedoch sind im Gesamt
schaltbild in Fig. 3 aus Übersichtlichkeitsgründen die Strom
versorgung und die Offset-Einstellmittel der Operationsver
stärker nicht dargestellt.
Die elektrischen Daten der Regelstrecke 8, aufgebaut aus zwei
Spulen mit je 50 Windungen Kupferdraht mit 0,14 mm2 Quer
schnitt, sind:
- Induktivität der unbelasteten Spulen 4 und 6:|85 mH | |
- Gegeninduktivität zwischen den Spulen 4 und 6: | 64 mH |
- Induktivität einer Spule wenn die andere Spule kurzgeschlossen ist: | 41 mH |
- ohmscher Widerstand der Spulen 4 und 6: | 172 Ohm |
- Eigenresonanz der unbelasteten Spulen 4 und 6: | ca. 3 kHz |
- Feldstärke in der Mitte der Spule 4 oder 6 ohne Abschirmkammer 2: | ca. 10 µT/A |
- Feld/Spannungs-Umsetzung der Spule 4 ohne Abschirmkammer 2: | ca. 12 000 V/T/Hz |
Fig. 7 zeigt mit einer dick ausgezogenen Kurve 16 den Frequenz
gang der Regelstrecke 8. Aufgetragen ist das Verhältnis der
Spulenspannungen ULE/UA über der Frequenz. Da sowohl die In
duktionsspule 4 als auch die Feldspule 6 durch den Regelver
stärker belastet sind, wirkt die Induktionsspule 4 als Hochpaß
und die Feldspule 6 als Tiefpaß und es ergibt sich insgesamt
eine Bandpaßcharakteristik. Die Mittenfrequenz des Bandpasses
liegt bei 600 Hz, die 3 dB-Grenzfrequenzen bei 150 Hz bzw. 1,9
KHz. In der geschlossenen Regelschleife werden die Spulen eben
falls belastet betrieben, um die Eigenresonanz 4 und 6 bei ca.
3 KHz zu bedämpfen.
Der Regelverstärker 10 in Fig. 3 ist dreistufig aufgebaut. Eine
erste Stufe 18 bildet den Vorverstärker für die Induktionsspule
4 und entzerrt deren Frequenzgang. Eine zweite Stufe 20 ist als
linearer Verstärker ausgebildet und dient zur Einstellung der
Schleifenverstärkung. Eine dritte Stufe 22 treibt die Feldspule
6, entzerrt deren Frequenzgang und erzeugt eine integrale
Regelcharakteristik.
Der Vorverstärker 18 in der ersten Stufe wird gebildet aus
einem rauscharmen Offset-kompensierten Operationsverstärker 24,
der zwischen seinem invertierenden Eingang und seinem Ausgang
mit einer Parallelschaltung aus einem RC-Glied 26, einem Wider
stand 28 und einem Kondensator 30 beschaltet ist. Die Induk
tionsspule 4 ist über einen niederohmigen Widerstand 32 mit dem
invertierenden Eingang des Operationsverstärkers 24 verbunden.
Durch den niederohmigen Abschluß der Induktionsspule 4 mit dem
Widerstand 32 wird die Eigenresonanz der Spule 4 bei 3 KHz, die
zu Instabilitäten der Regelung führen würde, unterdrückt. Die
Induktionsspule 4 würde sich zusammen mit einem frequenzunab
hängigen Verstärker wie ein Hochpaß erster Ordnung verhalten,
dessen Grenzfrequenz durch den ohmschen Widerstand und die In
duktivität des Verstärker-Eingangskreises bestimmt ist. Im vor
liegenden Fall ergibt sich eine Grenzfrequenz von etwa 400 Hz
bei unbelasteter bzw. 800 Hz bei belasteter Feldspule 6. Durch
eine frequenzabhängige Gegenkopplung, bestehend aus dem RC-
Glied 26 und dem Kondensator 30, wird die Hochpaßcharakteristik
der Induktionsspule 4 zwischen 0,1 und 300 Hz linearisiert. Fig.
4 zeigt den Frequenzgang des Verstärkers. Eine exakte Entzer
rung ist nicht erforderlich, da durch die Gesamtgegenkopplung
über die Regelschleife kleinere Abweichungen eliminiert werden.
Da die in der Induktionsspule 4 induzierte Spannung mit fal
lender Frequenz kleiner wird, das Verstärkerrauschen aber an
steigt, ergibt sich bei tiefen Frequenzen, im vorliegenden Fall
unter 3 Hz, ein Anstieg des Gesamtrauschens von Induktionsspule
4 und Verstärker 18 mit 1/f2-Charakteristik. So ist bei der
vorliegenden aktiven Abschirmung die bei 0,1 Hz nachweisbare
Feldstärke auf etwa 100 pT/Hz angestiegen. Am Ort des biomag
netischen Meßsystems muß also mit einem durch die aktive Ab
schirmung verursachten Gradientenrauschen von 100 fT/Hz bei
0,1 Hz gerechnet werden. Dies entspricht dem spezifizierten
weißen Rauschen bei einer Bandbreite von 100 Hz und ist deshalb
nicht störend. Die niederfrequente Empfindlichkeit der Induk
tionsspule 4 wird hauptsächlich durch das Stromrauschen des
Vorverstärkers 18 und damit durch den ohmschen Widerstand der
Spule bestimmt. Durch eine Erhöhung der Windungszahl bei
gleichzeitiger Vergrößerung des Drahtdurchmessers oder durch
Verwendung eines chopperstabilisierten Eingangsverstärkers
ließe sich die Empfindlichkeit weiter verbessern.
Der auf die Eingangsstufe 18 in Fig. 3 folgende lineare Ver
stärker 20 dient zur Einstellung der Regelschleifenverstärkung.
Der lineare Verstärker 20 besteht aus einem mit einem ein
stellbaren Widerstand 34 rückgekoppelten Operationsverstärker
26. Das Ausgangssignal Ul des Vorverstärkers 18 wird der
zweiten Stufe über einen Widerstand 38 zugeführt. Mit einem
parallel zum einstellbaren Widerstand 34 angeordneten Schalter
37a und dem in der Gleichsignalrückführung 12 angeordneten
Schalter 37b kann die Regelschleife aufgetrennt werden. Ein
Testeingang 38 hinter der Verstärkerstufe 20 und ein Testaus
gang 40 am Eingang der Verstärkerstufe 20 kann zu Kontroll- und
Einstellarbeiten benutzt werden.
Die dritte Stufe 22 des Regelverstärkers in Fig. 3 speist die
Feldspule 6. Dazu ist der Ausgang des Ausgangsverstärkers 22
über einen niederohmigen Widerstand 42 mit der Feldspule ver
bunden. Die dritte Stufe 22 umfaßt einen Operationsverstärker
44 und einen nachgeschalteten Leistungsverstärker 46. Der Aus
gang des Leistungsverstärkers 46 ist über einen Kondensator 48
mit dem invertierenden Eingang des Operationsverstärkers 44
verbunden. Eine Parallelschaltung eines RC-Glieds 50 und eines
Widerstands 52 zwischen dem invertierenden Eingang des Operati
onsverstärkers 44 und dem Ausschlußpunkt der Feldspule 6 bil
det eine weitere frequenzabhängige Gegenkopplung. Bei maximaler
Ausgangsspannung UA des Regelverstärkers 10 erzeugt die Feld
spule 6 eine Feldstärke von etwa 0,6 µT. Die frequenzabhängige
Gegenkopplungsschaltung aus den Widerstand 52 und dem RC-Glied
50 liefert zusammen mit dem Frequenzgang der Feldspule 6 ab 2,2
Hz den für die Stabilität wichtigen integralen Verstärkungsver
lauf. Der Frequenzgang der dritten Stufe 22, also das Verhält
nis von der Ausgangsspannung UA zur Eingangsspannung U2 der
dritten Stufe über der Frequenz ist in Fig. 5 dargestellt. Den
Gesamtfrequenzgang des Regelverstärkers 10 zeigt Fig. 6. Die
maximale Verstärkung des Regelverstärkers unterhalb von 0,1 Hz
beträgt 6,6×107.
Die Gleichsignalrückführung 12 umfaßt einen nicht invertieren
den Integrator, der aus einem Operationsverstärker 54 mit einer
Kondensatorrückführung 56 von seinem Ausgang zu seinen inver
tierenden Eingang besteht. Das Ausgangssingal UA des Regelver
stärkers 10 wird über einen Spannungsteiler 58 dem nicht inver
tierenden Eingang des Operationsverstärkers 54 zugeführt. Das
Ausgangssignal der Gleichsignalrückführung 12 ist über einen
hochohmigen Widerstand 64 mit dem Eingang des Vorverstärkers 18
verbunden. Die Wirkung der Gleichsignalrückführung auf das Fre
quenzverhalten der Regelstrecke ist in Fig. 7 durch eine Gerade
66 dargestellt.
Die Regelstrecke 8 hat, in diesem Fall unterhalb etwa 500 Hz,
eine differenzielle Übertragungscharakteristik, wodurch im
Regelverstärker bei niedrigen Frequenzen sehr hohe Verstär
kungen erforderlich werden. Der Regelverstärker ist jedoch bei
Frequenzen, bei denen das Übertragungsmaß der Strecke kleiner
wird als die Verstärkung, nicht mehr gegengekoppelt. Dadurch
gelangen Offsets und niederfrequente Fluktuationen der Ver
stärker 24, 36, 44 und 46 ungedämpft zum Ausgang, wo sie zu
Übersteuerungen Anlaß geben, sowie zur Feldspule 6, wo sie
Störfeld erzeugen. Es ist nicht möglich, diese Effekte durch
eine kapazitive Kopplung im Regelverstärker 22 zu unterdrücken,
da ein weiterer differentieller Verstärkungsanteil zu Insta
bilitäten der Regelschleife führt. Bei der hier gewählten Rück
führung der Gleich- und Niederfrequenzanteile parallel zur
Regelstrecke 8 bleibt der Verstärker auch gleichsignalmä
ßig gegengekoppelt. Die Stabilität der Regelung wird nicht
beeinträchtig. Zusätzlich lassen sich durch eine integrale
Charakteristik der Rückführung 12 Offsets und Fluktuationen
wirkungsvoll unterdrücken.
Die untere Grenzfrequenz der Regelung ist durch diejenige Fre
quenz gegeben, bei der die Verstärkung der Strecke 8 und die
der Rückführung 12 gleich sind. Hier ist dies bei 1,4 mHz der
Fall. Der Integralteil der Rückführung 12 setzt bei 0,7 mHz
ein.
Die Regelung arbeitet so, daß sie das Störfeld am Meßort zu
Null macht. Es hat sich gezeigt, daß dies auch bei verschiede
nen Induktionsspulen-Anordnungen und Meßorten nicht immer aus
reicht, um das Feld in der Abschirmkammer am Ort des biomagne
tischen Meßsystems ausreichend zu kompensieren. Der Strom in
der Feldspule 6 muß dazu den etwa 2- bis 3fachen Wert haben.
Elektronisch läßt sich nun eine solche Überkompensation er
reichen, indem man das Verhalten der Regelstrecke 8 nachbil
det und das so gewonnene Signal mit invertiertem Vorzeichen
zum Signal der Strecke 8 hinzuaddiert. Dadurch ist der Aus
gang des Regelverstärkers 10 gezwungen, einen größeren Strom
als ursprünglich nötig an die Feldspule 6 zu liefern. Die
Regelstreckennachbildung 14 läßt sich einfach durch Serien
schaltung eines Tief- und eines Hochpasses entsprechend dem
Frequenzgang der Regelstrecke 8 realisieren. Dazu ist über
einen Widerstand 68 dem invertierenden Eingang eines Opera
tionsverstärkers 70 das Ausgangssignal UA des Regelverstärkers
10 zugeführt. Die Rückführung des Operationsverstärkers 70
besteht aus einer Parallelschaltung eines Kondensators 72 und
eines einstellbaren Widerstandes 74. Der Ausgang des Operati
onsverstärkers 70 ist über ein RC-Glied 76, das einen Konden
sator 78 und einen einstellbaren Widerstand 80 umfaßt und über
einen weiteren Widerstand 82 mit dem invertierenden Eingang des
Vorverstärkers 18 verbunden. Die beiden Grenzfrequenzen des
Hoch- und Tiefpasses lassen sich über die einstellbaren Wider
stände 74 und 80 vorgeben. Die Amplitude des rückgeführten
Signals läßt sich mittels eines Potentiometers 84 einstellen.
Durch die Überkompensation wird die Verstärkung der Regel
strecke scheinbar erniedrigt. Dadurch ergibt sich zusammen
mit der Gleichsignalrückführung 12 eine Erhöhung der unteren
Grenzfrequenz. Der Einfluß der Regelstreckennachbildung 14
auf das Frequenzverhalten der Regelstrecke ist durch die Kurve
86 in Fig. 7 dargestellt.
Das Frequenzverhalten der offenen Regelschleife ohne Regel
streckenbildung 14 ist in Fig. 8 gezeigt. Der fallende Fre
quenzgang der offenen Regelschleife oberhalb von 2,2 Hz
bewirkt, daß der geschlossene Regelkreis bis in den Kilo
hertz-Bereich stabil ist.
Die Auswirkung einer Störung ohne und mit aktiver Schirmung auf
das in der Abschirmkammer 2 angeordnete biomagnetisches Meß
system zeigen
Fig. 9 und 10. Die Fig. 9 zeigt die Störung am Ort
des biomagnetischen Meßsystems in der Abschirmkammer 2 bei ab
geschalteter aktiver Schirmung. Die Kurve 9.1 zeigt das magne
tische Störfeld in vertikaler Richtung in der Kammer 2. Die
Kurven 9.2 bis 9.10 zeigen den von verschiedenen Gradiometern
des biomagnetischen Meßsystems gemessen vertikalen Gradienten
des vertikalen Störfeldes. Die Störung wird von einem in der
Nähe der Abschirmkammer 2 arbeitenden Kopiergerät hervorge
rufen. Das Amplitudenspektrum dieser Störung hat einen hohen
Anteil niederfrequenter Schwingungen im Bereich unter 1 Hz.
Dagegen ist in Fig. 10 der Einfluß der aktiven Schirmung zur
Kompensation des Störfeldes gut zu erkennen. Die Kurve 10.1
zeigt analog zur Kurve 9.1 das kompensierte vertikale magne
tische Störfeld. In der Kurve 10.1 ist deutlich eine Überkom
pensation der in Kurve 9.1 gezeigten Störung zu erkennen. Die
Überkompensation ist hier notwendig, um den von den Gradio
metern gemessenen Gradienten der Feldstärke in vertikaler
Richtung zu kompensieren. Es ist weiterhin erkennbar, daß bei
dieser Störung - wie in den meisten Fällen - nicht gleich
zeitig das Feld und der Gradient kompensiert werden können.
Wird die Oberkompensation bei normaler senkrechter Meßposition
des biomagnetischen Meßsystems eingestellt, ist selbst bei
einer Kippung des biomagnetischen Meßsystems um 40° keine
Verschlechterung sichtbar.
Claims (11)
1. Magnetische Abschirmkammer (2) mit einer aktiven Abschir
mung, umfassend
- - eine Meßeinrichtung, mit der ein magnetisches Störfeld ge messen wird,
- - eine Feldspule (6), die außen um die Kammer (2) herum ange ordnet ist, und
- - einen Regler (10, 12, 14), der aufgrund des gemessenen Stör feldes einen Kompensationsstrom durch die Feldspule (6) treibt, so daß ein niederfrequentes magnetisches Störfeld in der Abschirmkammer (2) weitgehend kompensiert ist,
dadurch gekennzeichnet, daß
- - die Meßeinrichtung eine Induktionsspule (4) umfaßt, die parallel zur Feldspule (6) außen um die Abschirmkammer (2) angeordnet ist.
2. Magnetische Abschirmkammer nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Induktionsspule (4)
von den Wänden der Abschirmkammer (2) beabstandet ist.
3. Magnetische Abschirmkammer nach Anspruch 1 oder 2, da
durch gekennzeichnet, daß die Achse
der Feldspule (6) und der Induktionsspule (4) vertikal ange
ordnet ist.
4. Magnetische Abschirmkammer nach einem der Ansprüche 1 bis
3, dadurch gekennzeichnet, daß
der Regler (10, 12, 14) einen Regelverstärker (10) mit inte
gralem Verstärkungsverlauf umfaßt.
5. Magnetische Abschirmkammer nach einem der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß
der Regler (10, 12, 14) Entzerrer (18, 22) zum Entzerren des Fre
quenzgangs der Induktionsspule (4) und der Feldspule (6) umfaßt.
6. Magnetische Abschirmkammer nach einem der Ansprüche 1 bis
5, dadurch gekennzeichnet, daß
der Regler (10, 12, 14) eine Gleichsignalgegenkopplung (12)
aufweist, die mindestens einen Teil des Gleichanteils des
Ausgangssingals (UA) des Reglers (22) auf seinen Eingang (18)
gegenkoppelt.
7. Magnetische Abschirmkammer nach Anspruch 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Gleichsignalgegen
kopplung (12) eine integrale Charakteristik aufweist.
8. Magnetische Abschirmkammer nach einem der Ansprüche 1 bis
7, dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens ein Teil des Ausgangssignals (UA) des Reglers (10,
12, 14) über eine Regelstreckennachbildung (14) auf seinen
Eingang (18) mitgekoppelt ist.
9. Magnetische Abschirmkammer nach Anspruch 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die Regelstreckennachbil
dung (14) ein Bandpaßverhalten zeigt, dessen Grenzfrequenzen
und dessen Amplitudengang einstellbar sind.
10. Magnetische Abschirmkammer nach einem der Ansprüche 1 bis
9, dadurch gekennzeichnet, daß
sie zur Messung von biomagnetischen Signalen verwendet wird.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
EP91109182 | 1991-06-05 |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4217302A1 true DE4217302A1 (de) | 1992-12-10 |
Family
ID=8206797
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19924217302 Withdrawn DE4217302A1 (de) | 1991-06-05 | 1992-05-25 | Magnetische abschirmkammer mit einer aktiven abschirmung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4217302A1 (de) |
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-
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