DE4203639A1 - Verfahren zur herstellung eines massiven keramischen bauteils und danach hergestelltes bauteil - Google Patents
Verfahren zur herstellung eines massiven keramischen bauteils und danach hergestelltes bauteilInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung massiver keramischer Bauteile, die
mindestens teilweise eine zylindrische Mantelfläche aufweisen.
Beim Schlickergießen zylindrischer oder teilweise zylindrischer keramischer
Vollgußteile, insbesondere solcher Vollgußteile mit einem großen Verhältnis von
Höhe/Durchmesser, stellt sich das Problem des Einschlusses von Luftblasen in
dem grünen Bauteil, die zu sogenannten Lunkern, das sind Hohlräume von rein
zufälliger Formgebung im Innern des keramischen Bauteils, führen. Diese Lunker
entstehen insbesondere im Bereich der Symmetrieachse, d. h. im Zentrum der
Zylinder oder der zylindrischen Teilbereiche der Bauteile, und sind äußerst
unerwünscht, weil sie außerordentlich negative Auswirkungen auf die physikalischen
Eigenschaften der fertigen Bauteile besitzen.
Aufgabe der Erfindung war es deshalb, ein verbessertes Schlickergießverfahren für
die Herstellung von zylindrischen oder teilweise zylindrischen Bauteilen aus
Keramikmaterial anzugeben, bei dem die Gefahr der Ausbildung von Lunkern in
dem fertigen Bauteil nicht mehr besteht.
Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren der eingangs genannten Gattung,
dessen Kennzeichenmerkmale darin zu sehen sind, daß ein gießfähiger
keramischer Schlicker in eine saugfähige Gießform mit nach unten konisch
verjüngtem Innenteil, die an einen Schlickervorratsbehälter angeschlossen ist,
eingebracht wird, daß das in dem konischen Innenteil der Gießform entstandene
grüne massive Bauteil mit konischer Oberfläche dem Innenteil entnommen wird und
daß in einem nachgeschalteten Fertigungsschritt die konische Oberfläche des
Bauteils mindestens teilweise durch mechanische Bearbeitung in eine zylindrische
Mantelfläche überführt wird.
Die Gießform mit dem konischen Innenteil wird nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren zusammen mit dem daran angeschlossenen Schlickervorratsbehälter
vollständig mit gießfähigem Schlicker gefüllt. Durch Diffusion der flüssigen Phase
des Schlickers in die saugfähige, poröse Wandung der Gießform werden Fest
stoffpartikel zu der Wandung der Gießform hin transportiert und lagern sich dort zu
einem grünen Bauteil an. Das Bauteil wächst, ausgehend von der Wandung der
Gießform, durch immer weiter zunehmende Feststoffanlagerung radial in Richtung
der Symmetrieachse der rotationssymmetrischen Gießform. Wird die Dicke der auf
der Wandung der Gießform abgesetzten Masseschicht mit x bezeichnet, so ist für
das Wachstum des Bauteils ab einer gewissen Dicke der Masseschicht der
Wassertransport durch das Bauteil der geschwindigkeitsbestimmende Schritt. Diese
Zusammenhänge lassen sich auch rechnerisch darstellen, denn es gilt dx/dt ∼ 1/x
und nach Intergration:
x = A·√
mit x = Bauteildicke, A = Bauteilbildungsfaktor und t = Zeit. Die Größe des
Bauteilbildungsfaktors A variiert und hängt von den Eigenschaften des Schlickers
beziehungsweise auch von denen des daraus gebildeten Bauteils ab.
Wenn das Bauteil vollständig ausgebildet ist, setzt ein Schrumpfungsprozeß ein,
die sogenannte Trockenschwindung, die auf die Abgabe des die Feststoffpartikel
umhüllenden Wassers (Hüllenwasser) zurückzuführen ist und bewirkt, daß das
Bauteil von der Wandung der Gießform abschwindet. Nach Beginn der Trocken
schwindung besteht zwischen dem Bauteil und der Wandung der Gießform kein
Flächenkontakt mehr und das Bauteil kann leicht aus der Gießform entnommen
werden.
Durch den der Gießform unmittelbar vorgeschalteten Schlickervorratsbehälter fließt
der für einen Guß benötigte Schlicker kontinuierlich in das konische Innenteil der
Gießform nach. Ein schrittweises Eingießen der Schlickergießmasse ist für die
Herstellung hochfester und mechanisch hochbelasteter Bauteile weniger geeignet,
weil dadurch die mechanischen Eigenschaften des fertigen Bauteils nachteilig
beeinflußt werden können.
Die Außenwand des erhaltenen Bauteils ist ein Abbild der Innenwand der Gießform.
Durch die konische Ausbildung des Innenteils der Gießform wird ein kontinuierlicher
Materialtransport des Schlickers aus dem Schlickervorratsbehälter in das konische
Innenteil ermöglicht. Die Konizität verhindert nämlich, daß sich Feststoffab
lagerungen an unerwünschten Stellen innerhalb der Gießform bilden, die den
Weitertransport der Schlickermasse in das Innere der Gießform behindern oder
meistens sogar ganz unterbinden.
Die notwendige Konizität der Form hängt dabei einerseits vom Verhältnis
Länge/Durchmesser des herzustellenden Bauteils ab, andererseits von der Qualität
des Schlickers. Je größer dieses Verhältnis und je größer die Bauteilbildungsrate A
des verwendeten Schlickers ist, umso größer ist auch die erforderliche Konizität.
Zahlenmäßig wird die Konizität in Form der Steigung der Mantellinien eines geraden
Kreiskegelstumpfes angegeben. Bei Bauteilbildungsraten A im Bereich von 0,05 bis
0,3 mm·s-1 und Länge/Durchmesser Verhältnissen des fertigen Bauteils im Bereich
von 5 bis 15 soll beispielsweise die Steigung der Mantellinien im Bereich von tan =
0,002 bis tan = 0,01 liegen, das entspricht einem Winkel α von 0,1 bis 0,6°.
Das erhaltene konische Bauteil muß in einem nachgeschalteten Fertigungsschritt
noch durch mechanisches Bearbeiten (Abtragen) mindestens teilweise in einen
Zylinder überführt werden. Nach einer möglichen Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Bauteil unmittelbar nach dem Trocknen
mechanisch bearbeitet und daran anschließend gebrannt. Nach einer anderen
möglichen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das
getrocknete keramische Bauteil zuerst gebrannt und die mechanische Bearbeitung
dann erst vorgenommen. Das Bearbeiten (z. B. Schleifen, Läppen oder Polieren) der
gebrannten Bauteile ist insbesondere bei mechanisch und gleichzeitig thermisch
hochbelasteten keramischen Motorbauteilen zweckmäßig, wie z. B. bei Ventilen oder
Vollkolbenbolzen. Für diese Teile, ist die durch Brennen erreichbare
Oberflächenqualität nicht in vollem Umfang ausreichend, so daß eine nachträgliche
Oberflächenvergütung erforderlich wird. Auch wenn an dem Bauteil zusätzliche
Funktionsflächen wie Gleit- und Dichtflächen vorgesehen sind, ist eine nachträgliche
Endbearbeitung der entsprechenden Bauteile notwendig.
Durch die beigefügten Zeichnungen soll die Erfindung nachfolgend beispielhaft für
den Fachmann noch deutlicher erläutert werden, ohne jedoch auf die konkret
dargestellte Ausführungsform beschränkt zu sein.
Fig. 1 zeigt einen senkrechten Schnitt durch eine Gießform mit zylindrischem
Innenteil in seitlicher Ansicht.
Fig. 2 zeigt einen senkrechten Schnitt durch eine Gießform mit konischem
Innenteil in seitlicher Ansicht.
Die Ausführungsform nach Fig. 1 ist die nach dem Stand der Technik
gebräuchliche. Mit Bezugszeichen sind im einzelnen der Schlickervorratsbehälter 1,
der dem zylindrischen Innenteil 3 unmittelbar vorgeschaltet ist, hervorgehoben. Bei
der in Fig. 1 dargestellten Ausführungsform kann nicht ausgeschlossen werden,
daß es gelegentlich im Bereich des zylindrischen Innenteils zu
Feststoffablagerungen kommt, die in der Zeichnung nicht dargestellt sind, die aber
gleichwohl ein Nachfließen von Schlicker aus dem Vorratsbehälter 1 in die von der
Eingußstelle 2 entfernter liegenden Bereiche des zylindrischen Innenteils 3
verhindern und so zur Bildung eines unerwünschten Lunkers im fertigen Bauteil
führen. Die Gießform 4 selbst besteht aus saugfähigem, porösem Material, meist
Gips. In Fig. 2 haben gleiche Bezugsziffern gleiche Bedeutung. Deutlich erkennbar
aber ist, daß das Innenteil 3 der Gießform 4 eine nach oben sich konisch öffnende
Form besitzt. Dadurch ist die Eingußstelle 2 verbreitert und es kann nicht mehr zu
den unerwünschten Feststoffablagerungen kommen.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich besonders zur Herstellung von
keramischen Bauteilen aus Siliziumnitrid. Dabei ist es möglich, Schlickergießmassen
wahlweise auf Basis von Siliziumnitrid oder von Silizium einzusetzen. Beim Sintern
in Stickstoffatmosphäre wandelt sich das Silizium in Siliziumnitrid um. Nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich (zylindrische) Vollkolbenbolzen oder
Ventilschäfte (mit zylindrischen Teilabschnitten) herstellen. Mittels der Meßmethode
der Röntgengrobstrukturanalyse läßt sich zeigen, daß Lunker im Bereich der
Zylinder-Symmetrieachse bei nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Bauteilen im Rahmen der Meßgenauigkeit nicht nachgewiesen werden können.
Claims (8)
1. Verfahren zur Herstellung eines massiven keramischen Bauteils, das mindestens
teilweise eine zylindrische Mantelfläche aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß ein
gießfähiger keramischer Schlicker in eine saugfähige Gießform mit nach unten
konisch verjüngtem Innenteil, die an einen Schlickervorratsbehälter angeschlossen
ist, eingebracht wird, daß das in dem konischen Innenteil der Gießform entstandene
grüne massive Bauteil mit konischer Oberfläche dem Innenteil entnommen wird und
daß in einem nachgeschalteten Fertigungsschritt die konische Oberfläche des
Bauteils mindestens teilweise durch mechanische Bearbeitung in eine zylindrische
Mantelfläche überführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gießform mit dem
konischen Innenteil zusammen mit dem daran angeschlossenen
Schlickervorratsbehälter vollständig mit gießfähigem Schlicker gefüllt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Bauteil in
einem zusätzlichen Fertigungsschritt gebrannt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Brennen vor der
mechanischen Bearbeitung des Bauteils vorgenommen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Brennen nach
der mechanischen Bearbeitung des Bauteils vorgenommen wird.
6. Massives keramisches Bauteil hergestellt nach einem Verfahren nach einem der
Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Bauteil als Hauptbestandteil
Siliziumnitrid enthält.
7. Verwendung eines Bauteils nach Anspruch 6 als Ventil in Verbrennungsmotoren.
8. Verwendung eines Bauteils nach Anspruch 6 als Kolbenbolzen in Kolbenpumpen
oder Verbrennungsmotoren.
Priority Applications (6)
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---|---|---|---|
DE4203639A DE4203639A1 (de) | 1992-02-08 | 1992-02-08 | Verfahren zur herstellung eines massiven keramischen bauteils und danach hergestelltes bauteil |
EP92112098A EP0523670A1 (de) | 1991-07-18 | 1992-07-15 | Verfahren zur Herstellung eines massiven keramischen Bauteils und danach hergestelltes Bauteil |
KR1019920012724A KR930002053A (ko) | 1991-07-18 | 1992-07-16 | 고형 세라믹 부품의 제조방법 및 이에 의해 제조된 고형 세라믹 부품 |
MX9204228A MX9204228A (es) | 1991-07-18 | 1992-07-17 | Procedimiento para producir una pieza ceramica maciza y pieza producida segun este procedimiento. |
JP4190888A JPH05185409A (ja) | 1991-07-18 | 1992-07-17 | セラミック製の中実部品の製造方法及びセラミック製の中実部品 |
BR929202721A BR9202721A (pt) | 1991-07-18 | 1992-07-17 | Processo para a fabricacao de uma peca ceramica macica e peca fabricacada de acordo com este |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE4203639A DE4203639A1 (de) | 1992-02-08 | 1992-02-08 | Verfahren zur herstellung eines massiven keramischen bauteils und danach hergestelltes bauteil |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE4203639A1 true DE4203639A1 (de) | 1993-08-12 |
Family
ID=6451222
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE4203639A Withdrawn DE4203639A1 (de) | 1991-07-18 | 1992-02-08 | Verfahren zur herstellung eines massiven keramischen bauteils und danach hergestelltes bauteil |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4203639A1 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4010092A1 (de) * | 1990-03-29 | 1991-10-02 | Bayer Ag | Schlickergegossenes keramisches bauteil sowie verfahren zu seiner herstellung |
-
1992
- 1992-02-08 DE DE4203639A patent/DE4203639A1/de not_active Withdrawn
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4010092A1 (de) * | 1990-03-29 | 1991-10-02 | Bayer Ag | Schlickergegossenes keramisches bauteil sowie verfahren zu seiner herstellung |
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