DE4141940A1 - Verfahren und entsorgen von explosivstoffen - Google Patents
Verfahren und entsorgen von explosivstoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entsorgen von Explosivstoffen,
wie z. B. Hexogen, insbesondere zum Entsorgen von TNT.
Derzeit muß das Entsorgen von Explosivstoffen, wobei hier unter Explo
sivstoffen alle in der Anlage 1 des deutschen Sprengstoffgesetzes aufge
führten Stoffe sowohl einzeln als auch in Kombination untereinander mit
oder ohne inerten Zusätzen gemeint sind, gemäß Richtlinie 5 der Unfall
verhütungsvorschrift durch Verbrennen erfolgen. Auch wenn dies in Zu
kunft nicht wie bisher durch offenes Verbrennen, bei dem alle entstehen
den Schadgase in die Atmosphäre abgegeben werden, geschieht, sondern in
geschlossenen Anlagen durchgeführt wird, in denen die entstehenden Abga
se einer Abgaswäsche zugeführt werden, so ist diese Abgaswäsche auch
nach dem derzeitigen Stand der Technik noch mit dem hohen Risiko einer
Schadstoffemission verbunden. Dazu kommt, daß der Verbrennungsvorgang an
sich ein gefährlicher Arbeitsschritt ist, der leicht in unkontrollierbar
heftige Reaktionen übergehen kann. Das Verbrennen von Explosivstoff ist
deshalb ein Vorgang, der nur unter entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen
(Sicherheitsabstände, Schutzwälle, Betrieb unter Fernbedienung etc.)
durchgeführt werden darf.
Demgegenüber besteht die Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren zum
Entsorgen von Explosivstoffen anzugeben, welches die Abgabe von Schad
stoffen an die Umwelt zumindest weitestgehend verhindert und welches ei
ne relativ sichere und unproblematische Handhabung der Explosivstoffe im
Verfahrensablauf ermöglicht.
Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 gekennzeichneten Merk
male gelöst.
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Entsorgen von Explosivstoffen umgeht
die oben beschriebenen Probleme in grundsätzlicher Weise, indem der Ex
plosivstoff in wäßrigem Medium mikrobiell eliminiert wird. Für ein der
artiges Verfahren genügt die, wenn auch geringe aber doch deutlich vor
handene Löslichkeit der organischen Explosivstoffe in Wasser. Z.B. be
trägt die Löslichkeit von TNT etwa 0,5 m mol/l in Wasser. Ein weiterer
großer Vorteil bei diesem Verfahren ist, daß Explosivstoffe, wenn sie in
Wasser suspensiert sind, ab einer Konzentration unter etwa 30-35%
nicht mehr initiiert werden können, bzw. eine Detonation nicht mehr wei
ter leiten. Sie haben dann praktisch ihrer Explosivstoffcharakter verlo
ren, wodurch die Sicherheitsvorkehrungen bei der Handhabung eines derar
tigen Sprengstoffwasserschlamms wesentlich vereinfacht werden.
Die Elimination der Explosivstoffe ist in zwei Stufen vorgesehen. In der
ersten, anaeroben Stufe werden die Explosivstoffe in Gegenwart von
leicht vergärbaren Substanzen reduziert, in der zweiten, aeroben Stufe
werden die dabei entstehenden Zwischenprodukte eliminiert.
Die Unteransprüche 2 bis 4 enthalten Verfahrensausgestaltungen, welche
speziell den Abbau von TNT betreffen.
Der mikrobielle Abbau eines Explosivstoffes sei im folgenden bei spiel
haft am Abbau des Trinitrotoluols (TNT) beschrieben.
In Abwesenheit von O2 und in Gegenwart von leicht vergärbaren Substra
ten, wie Glukose oder anderen C-Quellen, werden Nitroaromaten und insbe
sondere Polynitrokörper, wie das TNT, hydrierend angegriffen. Bei genü
gend niedrigem Potential < -100 mV werden alle drei Nitrogruppen redu
ziert, so daß Triaminotoluol (TAT) entsteht. Dieses ist aufgrund seiner
nukleophilen (reduzierenden) Eigenschaft leicht oxidativ angreifbar und
damit anschließend dem aeroben mikrobiellen Angriff zugänglich.
Eine TNT-Lösung von 0,3-0,5 m mol/l (dies entspricht der Löslichkeit
in H2O) in einem Mineralmedium wird in Gegenwart von Glukose oder an
derer leicht vergärbarer C-Quellen kontinuierlich in einem anaeroben
Festbett vollständig zu TAT reduziert.
Beispielhafte Zusammensetzung des Mineralmediums (g/l) | |
Na₂HPO₄ · 2 H₂O | |
7,1 | |
KH₂PO₄ | 1,4 |
MgSO₄ · 7 H₂O | 1,0 |
Eisen-III-Citrat | 0,02 |
CaCl₂ · 2 H₂O | 0,1 |
(NH₄)₂SO₄ | 0,13 |
1 ml Spurenelementlösung nach Pfennig |
Glukose, bei großtechnischer Anwendung entsprechend billige zucker- oder
kohlenhydrathaltige Abfallstoffe.
Eine Packung (z. B. Sinterglasfüllkörper der Fa. Schott Typ Sikug, Parti
keldurchmesser 3-5 mm, Porengroße 60-300 µm, Porosität ca. 60%,
Oberfläche 74 m2/l) wird mit Mineralmedium + Glukose (wie oben be
schrieben) von unten nach oben durchströmt (0,14 µl/(cm2·h)) und
mit einer aus Flußsediment oder Faulschlamm entwickelten anaeroben Kul
tur beimpft. Nach ca. vier Tagen setzt eine lebhafte Vergärung der Glu
kose und eine Besiedelung des inerten Trägers ein.
Beginnend mit niedriger Konzentration (0,2 m mol/l) werden steigende
Konzentrationen von TNT (bis 0,5 m mol/l entspricht gesättigter Lösung)
dem Nährmedium beigemischt und kontinuierlich durch das anaerobe Fest
bett geleitet. Die Verweilzeit (ca. 70-80 h) im Reaktor wird so einge
stellt, daß das gesamte im zufließenden Medium vorhandene TNT reduziert
wird.
Die aerobe Reaktionsstufe besteht aus einem intensiv belüfteten Reaktor.
Der Reaktor ist als Chemostat und Rührkessel ausgelegt und weist einen
z. B. von oben angetriebenen Blattrührer auf. Das aus dem anaeroben Fest
bett austretende, TAT und Gärprodukte enthaltende Reaktionsgemisch wird
direkt dem aeroben Reaktor zugeführt. Um der Biologie in dem aeroben Re
aktor ausreichend Kohlenstoff- und Energiequellen zur Verfügung zu stel
len, wird dem Reaktionsgemisch vor dem Eintritt in den aeroben Reaktor
Glukose (bzw. eine entsprechende Kohlenhydratquelle) in dem Maße zuge
fügt, daß eine Konzentration von ca. 5 m mol/l bezüglich Glukose er
reicht wird. Zur Etablierung einer aeroben Mikroflora wird mit belebtem
Schlamm (oder anaerob gezüchteten Populationen) beimpft. Da sich das Me
dium durch die im anaeroben Reaktor entstehenden Gärprodukte ansäuert
(auf pH-Werte um ca. 5), wird der Zulauf der Blasensäule durch Titration
mit NaOH auf ca. pH7 eingestellt.
Die Biologie im anaeroben Reaktor setzt das zugeführte TNT vollständig
um. Bei einer Konzentration von ca. 0,5 m mol/l TNT beträgt die Umsatz
rate unter den beschriebenen Bedingungen ca. 200 mg TNT/h·l. Hierbei
wird die gesamte im Medium vorhandene Glukose vergoren. Das Reaktions
produkt des TNT, das Triaminotoluol, wird in dem aeroben Reaktor nahezu
vollständig eliminiert (Restkonzentration < 0,014 m mol/l, im fort
schreitenden Betrieb weiter abnehmend).
An dieser Stelle sei nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sich
das erfindungsgemäße Verfahren nicht nur für TNT, sondern für alle Ex
plosivstoffe eignet, welche eine gewisse Löslichkeit in Wasser aufweisen
und durch kombiniert anaerob/reduktiven und aerob/oxidativen Angriff zu
mindest weitgehend abbaubar sind. Darunter fallen auch aliphatische Ni
tramine, wie z. B. Hexogen.
Claims (4)
1. Verfahren zum Entsorgen von Explosivstoffen, wie z. B. Hexogen,
insbesondere zum Entsorgen von TNT, dadurch gekennzeichnet, daß die
Explosivstoffe in wäßriger Lösung auf mikrobiologischem Weg mit Hilfe
von unter bestimmten Bedingungen selektionierten Bakterienpopulationen
abgebaut werden, und daß der Abbau zweistufig erfolgt, wobei die Explo
sivstoffe in einer ersten, anaeroben Stufe in Gegenwart von leicht ver
gärbaren Substanzen reduziert werden, und die dabei entstehenden Zwi
schenprodukte in einer zweiten, aeroben Stufe vollständig oder nahezu
vollständig eliminiert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, zum Entsorgen von TNT, dadurch ge
kennzeichnet, daß das TNT in der ersten, anaeroben Stufe in einer Lö
sung von ca. 0,3 0,5 m mol/l oder in Suspension (entspricht
2 m mol/l) in einem wäßrigen Mineralmedium in Gegenwart von Glukose
und/oder anderer leicht vergärbarer C-Quellen in einem Festbettreaktor
kontinuierlich zu TAT (Triaminotoluol) reduziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das zu
sammen mit Gärprodukten aus der anaeroben Stufe austretende TAT der
zweiten, aeroben Stufe zugeführt und dort in einem intensiv belüfteten
Reaktor vollständig oder nahezu vollständig eliminiert wird, wobei der
Reaktor der aeroben Stufe als Chemostat und Rührkessel, z. B. mit einem
von oben angetriebenen Blattrührer, ausgeführt ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß dem aus
der anaeroben Stufe austretenden, angesäuerten Reaktionsgemisch aus TAT
und Gärprodukten vor dem Eintritt in die aerobe Stufe Glukose und/oder
andere C-Quellen in solcher Menge zugegeben werden, daß eine Konzentra
tion von ca. 5 m mol/l bezüglich Glukose erreicht wird, und daß der
pH-Wert des Reaktionsgemisches durch Titration mit NaOH etwa auf 7 ein
gestellt wird.
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---|---|---|---|
DE19914141940 DE4141940C2 (de) | 1991-12-19 | 1991-12-19 | Verfahren zum Entsorgen von Explosivstoffen |
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- 1991-12-19 DE DE19914141940 patent/DE4141940C2/de not_active Expired - Fee Related
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