DE4138288A1 - Dampfkraftwerk - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Dampfkraftwerk mit einem
Dampferzeuger, mindestens einer einen Generator antreibenden
Dampfturbine, einer an der Dampfturbine angeschlossenen
Abdampfleitung, einem an der Abdampfleitung angeschlossenen
Kondensator, einer an dem Kondensator angeschlossenen Konden
satleitung, einem an der Kondensatleitung angeschlossenen
Speisewasserbehälter, mindestens einer an dem Speisewasser
behälter ausgangsseitig angeschlossenen, zum Dampferzeuger
führenden Speisewasserleitung und einer vom Anzapfdampf der
Dampfturbine beheizten Anordnung zur Speisewasservorwärmung.
Dampfkraftwerke der eingangs genannten Art sind allgemein
üblicher Stand der Technik. Im UCPTE-Netz muß jedes Unter
nehmen 2,5 % der momentanen Netzlast als Sekundenreserve
leistung vorhalten. Im deutschen Bereich muß diese Leistung
zur Hälfte innerhalb von 5 Sekunden und der Rest in weiteren
25 Sekunden aktivierbar sein, um Lastspitzen im öffentlichen
Netz ausregeln zu können. Daher werden solche Dampfkraftwerke
häufig gedrosselt betrieben. Hierzu werden die Turbinenstell
ventile angedrosselt. Bei netzseitigen Lastspitzen, oder
anders ausgedrückt bei Defiziten der Kraftwerksleistung kann
diese Androsselung zurückgenommen werden, so daß die Leistung
des Dampfkraftwerkes dann entsprechend gesteigert werden kann.
Es ist eine Eigenart der Androsselung, daß die Betriebskosten
des Kraftwerkes wegen des etwas verringerten Wirkungsgrades
entsprechend größer sind. Darüber hinaus hat diese Art der
Ausregelung von netzseitigen Lastspitzen zur Folge, daß ein
etwas leistungsstärkeres Kraftwerk gebaut werden muß als dies
sonst der Fall sein würde. Dadurch erhöhen sich auch die
Investitionskosten.
Zur Ausregelung von kurzzeitigen Lastspitzen, d. h. von Last
spitzen von 30 Sekunden bis zu 5 und mehr Minuten Dauer ist es
auch schon bekannt, die Dampfversorgung der mit Anzapfdampf
beheizten Speisevorwärmer kurzfristig zu unterbinden. Durch
diese Maßnahme steht der Dampfturbine sofort eine vergrößerte
Dampfmenge zur Verfügung. Die dadurch gewonnene Zeit reicht
dann meist aus, um die Heizleistung im Dampferzeuger bis an
die zulässige Grenzleistung hochzufahren, wenn mit längeren
Lastspitzen gerechnet wird oder Pumpspeicherkraftwerke, oder
Gasturbinenkraftwerke zu aktivieren. Diese Ausregelung von
Lastspitzen durch kurzzeitiges Schließen des Ventils in der
Anzapfdampfleitung führt zu keiner Erhöhung der Betriebs
kosten. Es ist jedoch eine Eigenart dieser Art der Ausregelung
von Lastspitzen, daß sie mit einer Verzögerungszeit anspricht,
die je nach Art des Kraftwerks im Bereich von 20 bis 40 Sekun
den liegt. Sie eignet sich daher nicht dazu, Lastspitzen so
schnell auszugleichen, daß es nicht zu einem Leistungseinbruch
oder einem Frequenzabfall kommt. Unter Lastspitzen werden hier
plötzliche unvorhersehbare Leistungsdefizite verstanden, wie
sie zum Beispiel durch Kraftwerksausfälle entstehen.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Weg zu
weisen, wie Lastspitzen im Sekundenbereich ausgeregelt werden
können. Dabei soll die Ausregelung dieser Lastspitzen nach
Möglichkeit mit einer nur geringen Erhöhung der Betriebskosten
und mit möglichst geringen zusätzlichen Investitionskosten
erreicht werden.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der Patentansprüche 1
und 10 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfin
dung sind den Ansprüchen 2 bis 9 und 11 bis 13 zu entnehmen.
Dadurch, daß zur Ausregelung von schnell und unvermittelt auf
tretenden Leistungsdefiziten eine Anlage zur elektrochemischen
Energiespeicherung am Netz parallel zum Generator angeschlos
sen und in der Anzapfdampfleitung ein lastabhängig steuerbares
Ventil eingebaut ist, wird die Möglichkeit geschaffen, kurz
zeitige Lastspitzen im Sekundenbereich über den elektrochemi
schen Energiespeicher auszugleichen und darüber hinaus durch
gleichzeitiges Schließen des Ventils in der Anzapfdampfleitung
die Dampfturbinenleistung zu erhöhen, um bei länger andauern
den Lastspitzen eine etwas erhöhte Generatorleistung anbieten
zu können und den elektrochemischen Energiespeicher nach dem
Abklingen der Lastspitzen wieder aufzuladen. Durch diese Art
der Ausregelung von Lastspitzen kann der überwiegende Teil der
Lastspitzen im elektrischen Netz ohne nennenswerte Verringe
rung des Wirkungsgrades und mit nur geringer Erhöhung der Be
triebskosten ausgeglichen werden.
Dadurch, daß kurzzeitige Lastspitzen im Sekundenbereich mit
tels eines netzgesteuerten Reglers durch automatische Bereit
stellung von im elektrochemischen Energiespeicher gespeicherte
Energie ausgeregelt und zugleich das Ventil in der Anzapf
dampfleitung zur Verstärkung des Dampfangebotes an der Dampf
turbine geschlossen wird, wird eine automatische Ausregelung
von Lastspitzen im Sekundenbereich erreicht, die mit nur ge
ringer Erhöhung der Betriebskosten verbunden ist. Das hat auch
zur Folge, daß bei Inselnetzen auf eine Überdimensionierung
des Kraftwerkes zur Ausregelung von Lastspitzen weitgehend
verzichtet werden kann. Dadurch verringern sich die Investi
tionskosten beträchtlich. Darüber hinaus wird so auch die
Frequenzregelung und die Blindleistungskompensation erleich
tert. Auf diese Weise läßt sich auch eine Stabilisierung des
elektrischen Netzes sowie die Ausregelung von Stoßbelastungen
aller Art beim plötzlichen Einschalten von Großverbrauchern
erreichen.
In besonders zweckmäßiger Ausgestaltung der Erfindung kann die
Anlage zur elektrochemischen Energiespeicherung zur Bereit
stellung der Reservesekundenleistung einen Regler enthalten,
der den Umformer in Abhängigkeit von der Last im elektrischen
Netz im Sinne einer Ausregelung der Lastspitzen und Lasttäler
steuert. Hierdurch wird ein im Zehntelsekundenbereich liegen
der Ausgleich von Lastspitzen ermöglicht.
In besonders vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung kann
das Ventil in der Anzapfdampfleitung in Abhängigkeit von netz
seitigen Lastspitzen schließbar sein. Auf diese Weise wird
durch die Lastspitze selbst unmittelbar die Bereitstellung
einer Leistungsreserve auch in der Dampfturbine in Gang ge
setzt. Dies hat zur Folge, daß bei längerem Andauern der Last
spitze eine etwas erhöhte Generatorleistung zur Verfügung
steht.
Es hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn in Aus
gestaltung der Erfindung als elektrochemische Energiespeicher
Bleiakkumulatoren verwendet sind. Diese zeichnen sich durch
Preiswürdigkeit, vernünftigem Wirkungsgrad und guter Zyklen
festigkeit aus.
Alternativ können in einer weiteren vorteilhaften Ausgestal
tung der Erfindung als elektrochemischer Energiespeicher
Brennstoffzellen mit speicherbarem Brennstoff und Oxidator
verwendet werden. Durch die von der Zelle getrennten Speicher
für den Brennstoff und den Oxidator lassen sich relativ preis
wert große Energiemengen in chemischen Verbindungen speichern.
So z. B. von H2 und O2 bei der Knallgaszelle ( Hot Elly).
Weitere Einzelheiten der Erfindung werden anhand eines in der
Figur dargestellten Ausführungsbeispiels erläutert.
Es zeigt die Figur eine schematische Darstellung des erfin
dungsgemäßen Dampfkraftwerks 1 mit einer parallel zum Genera
tor 2 des Dampfkraftwerks geschalteten Anlage 4 zur elektro
chemischen Energiespeicherung. Das Dampfkraftwerk 1 umfaßt im
Ausführungsbeispiel einen fossilbeheizten Dampferzeuger 6 mit
einem im unteren Bereich des Dampferzeugers angeordneten Bren
ner 8, welcher über eine Brennstoffleitung 10 mit einer Brenn
stoffpumpe 12 verbunden ist und einer an dem Dampferzeuger
angeschlossenen Rauchgasleitung 14, die in einen Schornstein
16 führt. Im Dampferzeuger sind Economiser-Heizflächen 18,
Verdampferheizflächen 20 und Überhitzerheizflächen 22 ange
deutet. An der den Dampferzeuger verlassenden Hochdruckdampf
leitung 24 ist eine Hochdruckdampfturbine 26 und in Serie zu
dieser eine zweiflutige Niederdruckdampfturbine 28 angeschlos
sen. Die beiden Niederdruckstufen 30, 32 der Niederdruckdampf
turbine 28 sind über eine Abdampfleitung 34 an einen Konden
sator 36 angeschlossen. Der Kondensator 36 ist ausgangsseitig
mit einer Kondensatleitung 38 verbunden, in der in Serie eine
Kondensatpumpe 40, ein Kondensatvorwärmer 42 und ein Speise
wasserbehälter 44 geschaltet sind. Der Speisewasserbehälter 44
ist wiederum seinerseits ausgangsseitig an eine Speisewasser
leitung 46 angeschlossen, in der in Serie eine Speisewasser
pumpe 48, ein Speisewasservorwärmer 50, die Economiser-Heiz
flächen 18 und die Verdampferheizflächen 20 des Dampferzeugers
6 geschaltet sind. Die Verdampferheizflächen des Dampferzeugers
münden ausgangsseitig in die Überhitzerheizflächen 22 und
diese wiederum in die Hochdruckdampfleitung 24 des Dampf
erzeugers.
An der in der Figur rechten Niederdruckstufe 32 der Nieder
druckdampfturbine 28 ist eine Anzapfdampfleitung 52 ange
schlossen, die über ein schnelles Regelventil 54 in die
Heizflächen des Kondensatvorwärmers 42 und von dort an den
Eingang des Kondensators 36 führt. In der von der Hochdruck
dampfturbine 26 zur Niederdruckdampfturbine 28 führenden
Niederdruckdampfleitung 56 ist im Ausführungsbeispiel eine
weitere Anzapfdampfleitung 58 abgezweigt, die ihrerseits
wiederum über ein weiteres schnelles Regelventil 60 in die
Heizflächen des Speisewasservorwärmers 50 und in den Speise
wasserbehälter 44 führt.
Die Anlage 4 zur elektrochemischen Energiespeicherung ist
parallel zum Generator 2 des Dampfkraftwerkes 1 am elektri
schen Drehstromnetz 68 angeschlossen. Sie umfaßt im Ausfüh
rungsbeispiel einen Bleiakkumulator 62, einen am Bleiakkumu
lator 62 angeschlossenen Umformer 66, einen den Umformer mit
dem Drehstromnetz 68 verbindenden Transformator 70 und einen
Regler 72, der ausgangsseitig den Umformer 66 und die
schnellen Regelventile 60, 54 des Dampfkraftwerks 1 steuert.
Der Regler 72 ist im Ausführungsbeispiel mit zwei Meßleitungen
74, 76 ausgestattet, die den Stromfluß beidseits des Transfor
mators messen.
Beim Betrieb des Dampfkraftwerks 1 wird Brennstoff über die
Brennstoffpumpe 12 in den Brenner 8 des Dampferzeugers 6 ge
pumpt und dort verbrannt. Die heißen Brenngase verlassen den
Dampferzeuger 6 nachdem sie zuvor die Überhitzerheizflächen
22, die Verdampferheizflächen 20 und die Economizer-Heiz
flächen 18 aufgeheizt haben über die Rauchgasleitung 14 und
den Schornstein 16. Der aus den Überhitzerheizflächen 22 aus
tretende Hochdruckdampf treibt die Hochdruckdampfturbine 26
an und gelangt über die Niederdruckdampfleitung 56 in die
Niederdruckdampfturbine 28 und von dort über die Abdampflei
tung 34 in den Kondensator 36. Dort wird der Dampf kondensiert
und das Kondensat mittels der Kondensatpumpe 40 über die Kon
densatleitung 38 durch den Kondensatvorwärmer 42 in den Spei
sewasserbehälter 44 gepumpt. Das Wasser des Speisewasserbe
hälters wird über die Speisewasserpumpe 48 durch die Speise
wasserleitung 46 in den Speisewasservorwärmer 50 und von dort
in die Economiser-Heizfläche 18 und Verdampferheizflächen 20
gedrückt.
Zur Verbesserung des Wirkungsgrades wird Anzapfdampf von der
Niederdruckstufe 32 der Niederdruckdampfturbine 28 über das
schnelle Regelventil 54 in die Heizflächen des Kondensatvor
wärmers 42 und von dort in den Kondensator 36 geleitet. Hier
durch kann das in den Speisewasserbehälter 44 einströmende
Kondensat vorgewärmt werden. Eine weitere Vorwärmung erhält
das Speisewasser durch Niederdruckdampf, der hinter der
Hochdruckdampfturbine 26 von der Niederdruckdampfleitung 56
abgezweigt wird und über die Anzapfleitung 58 und das zweite
schnelle Regelventil 60 in die Heizflächen des Speisewasser
vorwärmers 50 und von dort in den Speisewasserbehälter 44
geleitet wird. Dort strömt der Anzapfdampf aus unter der
Wasseroberfläche des Speisewasserbehälters befindlichen Dampf
austrittsdüsen 78 aus. Hierdurch wird der gesamte Wärmeinhalt
des Anzapfdampfes aus der Niederdruckdampfleitung 56 zur
Aufheizung des Speisewassers vor dessen Einleitung in die
Economiser-Heizflächen 18 verwendet. Die weitere Aufheizung,
Verdampfung und Überhitzung übernehmen dann die Rauchgase im
Dampferzeuger 60.
Über den von der Hochdruck- und Niederdruckdampfturbine ange
triebenen Generator 2 wird elektrischer Strom in das Dreh
stromnetz 68 gespeist. Die Anlage 4 zur elektrochemischen
Energiespeicherung ist parallel zum Generator 2 des Dampf
kraftwerks am elektrischen Drehstromnetz angeschlossen. Über
die Meßleitung 74 kann der Regler 72 Lastüberschreitungen im
Netz feststellen. In diesem Fall kann der Regler 22 in an sich
vorbekannter Weise den Umformer 66 so steuern, daß die Last
spitzen sofort durch in dem elektrochemischen Energiespeicher
gespeicherte Energie ausgeregelt werden. Dabei kann diese
Regelung so schnell sein, daß selbst kurze Laständerungen
innerhalb von 0,1 Sekunden ausgeregelt werden können. Bei
nicht voll ausgelastetem Netz 68 kann der Regler 72 den
Umformer 66 so steuern, daß Energie aus dem Drehstromnetz
solange in den elektrochemischen Energiespeicher eingespeist
wird, bis der Energiespeicher 62 wieder vollaufgeladen ist.
Dabei wird die dem elektrischen Netz zu- oder vom elektrischen
Netz abgeführte Leistung über die Meßleitung 76 erfaßt.
Im Ausführungsbeispiel, bei dem die Anlage 4 zur elektrochemi
schen Energiespeicherung im Dampfkraftwerk aufgestellt ist,
steuert der Regler 72 bei Überlast zugleich auch die beiden
schnellen Regelventile 54, 60 in den beiden Anzapfleitungen
52, 58 des Dampfkraftwerks 1 zu und schaltet auch die Konden
satpumpe 40 ab. Dies hat zur Folge, daß an der Niederdruck
dampfturbine 28, je nach Bauart des Dampfkraftwerks, innerhalb
von 20 bis 40 Sekunden mehr Dampf zur Verfügung steht, so daß
der Generator 2 vermehrt Energie ins elektrische Drehstromnetz
68 abgeben kann. Bei nachlassender Leistungsnachfrage im elek
trischen Netz werden dann die beiden Ventile 54, 60 in den
beiden Anzapfdampfleitungen 52, 58 wieder aufgesteuert, die
Kondensatpumpe wieder eingeschaltet, und werden über den
Drehstromtransformator 70 und den Umformer 66 erneut elek
trische Energie in den elektrochemischen Energiespeicher 62
eingespeist.
Es hat sich dabei herausgestellt, daß durch eine Überdimen
sionierung des Bleiakkumulators Zykluswirkungsgrade bei
schneller Leistungsabgabe von etwa 90% und eine Lebensdauer
von 10 Jahren erreichbar sind. Hierzu empfiehlt sich eine
Überdimensionierung nach der Formel
EB = PB · 10h · 1/A,
wobei EB die Überdimensionierung, PB die Leistung des Blei
akkumulators, die benötigt wird, h die Zeit in Stunden, wäh
rend der diese Leistung maximal benötigt wird, und A ein
Faktor ist, der hier den Wert 11,5 einnimmt.
Es ist ein großer Vorteil einer solchen Kombination der Unter
brechung der Zufuhr von Anzapfdampf zur Beheizung der Speise
wasservorwärmer mit einer als Energiespeicher wirkenden Anlage
zur elektrochemischen Energiespeicherung, daß im Sekundenbe
reich fehlende elektrische Leistung nachgeschoben und dadurch
jene Zeit überbrückt werden kann bis zu der die beiden schnel
len Regelventile in den Anzapfdampfleitungen geschlossen und
die erforderliche zusätzliche elektrische Leistung über die
Niederdruckdampfturbine ins elektrische Netz eingespeist wer
den kann. Die Unterbrechung der Zufuhr von Anzapfdampf und
die Abschaltung der Kondensatpumpe 40 kann ohne nennenswerte
Nachteile etwa 5 Minuten lang durchgehalten werden. Sie
spricht jedoch mit einer Zeitverzögerung, die je nach Kraft
werk zwischen 20 und 40 Minuten liegt an, so daß sie für sich
allein einen kurzzeitigen Spannungseinbruch bei Lastspitzen
nicht vermeiden kann. Durch die erfindungsgemäße Kombination
der Unterbrechung der Zufuhr von Anzapfdampf für die Speise
wasseraufheizung mit einer Anlage zur elektrochemischen
Energiespeicherung können dagegen Lastspitzen im Bereich von
0,1 bis 5 Minuten Dauer ausgeregelt werden. Dieses Zeitinter
vall reicht dann aus, um bei länger andauernder Überlast ande
re zur Minutenreserve gehörenden Energieträger, wie Pumpspei
cherkraftwerke, Gasturbinenkraftwerke anlaufen, zulassen.
Es ist ein weiterer großer Vorteil der erfindungsgemäßen Kom
bination der Unterbrechung der Entnahme von Anzapfdampf mit
einer Anlage zur elektrochemischen Energiespeicherung, daß
auch Instabilitäten im Netz, wie sie durch Stoßbelastung, etwa
durch das Anfahren von großen Maschinen, wie z. B. Walzstraßen
entstehen, aufgefangen und ausgeglichen werden können.
Bisher wurde von einer Betriebsweise ausgegangen, bei der der
elektrochemische Energiespeicher - im vorliegenden Falle der
Bleiakkumulator - in Zeiten ausreichender Kraftwerksleistung
nach Möglichkeit maximal aufgeladen wird, um in Zeiten unzu
reichender Kraftwerksleistung über genügend Energie zu ver
fügen, um Leistungsdefizite ausgleichen zu können. Es ist aber
auch möglich, den Regler so einzustellen, daß der elektro
chemische Energiespeicher in Zeiten überschüssiger Kraftwerks
leistung Energie aus dem Netz herausnimmt und sich dabei etwa
zur Hälfte auflädt und in Zeiten unzureichender Kraftwerks
leistung elektrische Energie in das Netz einspeist. Dabei ist
sowohl die Energieaufnahme wie auch die Energieabgabe dem
Sekundenbereich zuzuordnen. Sie dient dazu, ohne Leistungs
einbruch oder Leistungsexkurs die Zeit zu überbrücken, bis die
anderen Regelmechanismen, wie etwa die Zu- oder Abschaltung
der Entnahme von Anzapfdampf des Kraftwerks, greifen. Diese
Betriebsweise erfordert - so vorteilhaft sie auch ist - eine
doppelt so große Speicherkapazität, weil der Energiespeicher
im Mittel nur halb geladen ist.
Es ist nicht unbedingt erforderlich, daß die Anlage zur elek
trochemischen Energiespeicherung unmittelbar in ein Dampf
kraftwerk integriert ist, so wie das im Ausführungsbeispiel
gezeigt wurde. Es ist auch denkbar, daß die Anlage zur
elektrochemischen Energiespeicherung in einiger Entfernung vom
Kraftwerk, z. B. in der Nähe eines Netzknotenpunktes oder in
der Nähe eines Verbrauchers der kurzzeitige Stoßbelastungen
erzeugt, aufgestellt wird. In diesem Fall müssen aber die Ven
tile für die Anzapfdampfleitungen des Dampfkraftwerkes ent
weder von einem separaten Regler oder von dem Regler der ent
fernt aufgestellten Anlage zur elektrochemischen Energiespei
cherung ferngesteuert werden. Die bevorzugte Speicherleistung
einer solchen Anlage zur elektrochemischen Energiespeicherung
hängt im wesentlichen von der Art des Netzes und von der Größe
der darin vorkommenden Lastspitzen ab. Beim europäischen Ver
bundsystem sind Leistungsbereiche von 7 bis 700 MW und Ener
gieinhalte der supraleitenden Energiespeicher von 60 kWh bis
10 MWh vorteilhaft.
Claims (13)
1. Dampfkraftwerk (1) mit einem Dampferzeuger (6), mindestens
einer einen Generator (2) antreibenden Dampfturbine (26, 28),
einer an der Dampfturbine angeschlossenen Abdampfleitung (34),
einem an der Abdampfleitung angeschlossenen Kondensator (36),
einer an dem Kondensator angeschlossenen Kondensatleitung
(38), einem an der Kondensatleitung (38) angeschlossenen Spei
sewasserbehälter (44), einer an dem Speisewasserbehälter aus
gangsseitig angeschlossenen und zum Dampferzeuger (6) führen
den Speisewasserleitung (46) und mindestens einer vom Anzapf
dampf der Dampfturbine (26, 28) beheizten Anordnung (42, 50, 78)
zur Speisewasservorwärmung, dadurch gekenn
zeichnet, daß zur Ausregelung von schnell auftreten
den Leistungsdefiziten eine Anlage (4) zur elektrochemischen
Energiespeicherung am Netz (68) parallel zum Generator (2) an
geschlossen und in der Anzapfdampfleitung (52, 58) ein lastab
hängig steuerbares Ventil (54, 60) eingebaut ist.
2. Dampfkraftwerk nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß der elektrochemische Energie
speicher (62) der Anlage (4) zur elektrochemischen Energie
speicherung über einen netzabhängig geregelten Umformer (66)
und einen Transformator (70) am elektrischen Netz (68) ange
schlossen ist.
3. Dampfkraftwerk nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Anlage (4) zur elektro
chemischen Energiespeicherung zur Bereitstellung der Reserve-
Sekunden-Leistung einen Regler (72) enthält, der den Umformer
(66) in Abhängigkeit von der Last im elektrischen Netz (68) im
Sinne einer Ausregelung der Lastspitzen und Lasttäler steuert.
4. Dampfkraftwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß das Ventil
(54, 60) in der Anzapfdampfleitung (52, 58) in Abhängigkeit von
netzseitigen Lastspitzen schließbar ist.
5. Dampfkraftwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 4, da
durch gekennzeichnet, daß das Ventil
(54, 60) in der Anzapfdampfleitung (52, 58) vom Regler (72)
steuerbar ist.
6. Dampfkraftwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß als elektro
chemischer Energiespeicher Bleiakkumulatoren verwendet sind.
7. Dampfkraftwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß als elektro
chemischer Energiespeicher Brennstoffzellen mit speicherbarem
Brennstoff und Oxidator verwendet sind (z. B. H2 und O2).
8. Dampfkraftwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 7, da
durch gekennzeichnet, daß die Anlage (4)
zur elektrochemischen Energiespeicherung unabhängig vom Kraft
werk (1) an einem Knotenpunkt des elektrischen Netzes aufge
stellt ist und das Ventil (54, 60) in der Anzapfdampfleitung
(52, 58) des Kraftwerks über einen eigenen Regler im Kraftwerk
gesteuert wird.
9. Dampfkraftwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 8, da
durch gekennzeichnet, daß der Bleiakku
mulator zur Verlängerung seiner Lebensdauer nach der Formel
EB = PB · 10h · 1/A,überdimensioniert ist, wobei mit EB die Überdimensionierung,
mit PB die Leistung des Bleiakkumulators, mit h die maximale
Zeit der Leistungsbereitstellung nach Stunden und mit A ein
Faktor von 11,5 bezeichnet werden.
10. Verfahren zum Betrieb eines Dampfkraftwerks nach einem der
Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeich
net, daß kurzzeitige Lastspitzen im Sekundenbereich mit
tels eines netzgesteuerten Reglers (72) durch automatische Be
reitstellung von im elektrochemischen Energiespeicher (62) ge
speicherter Energie ausgeregelt und zugleich das Ventil (54,
60) in der Anzapfdampfleitung (52, 58) zur Verstärkung des
Dampfangebotes an der Dampfturbine (26, 28) geschlossen wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10 dadurch gekenn
zeichnet, daß bei abnehmender netzseitiger Last das
Ventil (54, 60) in der Anzapfdampfleitung (52, 58) zur weiteren
Aufheizung des Speisewassers geöffnet und der elektrische
Energiespeicher (62) mittels des netzgesteuerten Reglers (72)
wieder aufgeladen wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 oder 11, da
durch gekennzeichnet, daß der elektro
chemische Energiespeicher (62) vom Regler (72) bei überschüs
siger Kraftwerksleistung maximal aufgeladen wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 oder 11, da
durch gekennzeichnet, daß der elektro
chemische Energiespeicher (62) vom Regler (72) bei über
schüssiger Kraftwerksleistung aufgeladen und bei unzureichen
der Kraftwerksleistung ins Netz entladen wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4138288A DE4138288A1 (de) | 1991-11-21 | 1991-11-21 | Dampfkraftwerk |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4138288A DE4138288A1 (de) | 1991-11-21 | 1991-11-21 | Dampfkraftwerk |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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