DE4138066A1 - Verfahren und vorrichtung zur nachfuehrung eines von einem veraenderlichen betriebszustand abhaengigen prozessparameters - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur nachfuehrung eines von einem veraenderlichen betriebszustand abhaengigen prozessparametersInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und Vorrichtung
zur Nachführung eines von einem veränderlichen Betriebszustand
abhängigen Prozeßparameters.
In regelungstechnischen Anlagen sind die Einstellwerte einer
Signalverarbeitung, beispielsweise Reglerkoeffizienten, Vorsteuergrößen,
in der Regel von Parametern des Prozesses abhängig,
d. h., die Einstellwerte müssen an den Prozeß angepaßt
werden, um eine gute Regelgüte zu erzielen. Bei Prozessen, bei
denen sich ein oder mehrere Parameter im Betrieb ändern, ist
daher eine Nachführung der Parameter (Adaption) erforderlich,
damit sich die Regelgüte nicht verschlechtert.
Aus dem Lehrbuch "Regelungstechnik III" von Heinz Unbehauen,
1985, Kapitel 5, Seiten 133 bis 139 bzw. der VDI-VDE-Richtlinie
3685 sind adaptive Regelungssyteme bekannt. Adaptive
Regelungssysteme lassen sich entsprechend ihrer Wirkungsweise
und ihrem Ausführungsprinzip in drei Grundstrukturen unterteilen.
Ein adaptives Regelungssystem weist einen Identifikations-,
einen Entscheidungsprozeß- und einen Modifikationsblock auf.
Die Identifikation dient dazu, Eigenschaften eines Systems
bzw. Prozesses oder eines Teilsystems zu ermitteln. Im Entscheidungsprozeß
wird die über die Indentifikation des Systems
erhaltene Information nach vorgegebenen Kriterien mit gewünschten
Eigenschaften verglichen und entschieden, wie der
Regler anzupassen ist. Die Modifikation ist die Realisierung
der Resultate des Entscheidungsprozesses.
In vielen Fällen läßt die Ursache für die Änderung eines Prozeßparameters
von einem Betriebszustand ableiten bzw. von Größen,
die sich aus Stell- oder Meßgrößen oder anderen Signalen
einer Signalverarbeitung bestimmen lassen. Dies ermöglicht
eine gesteuerte Adaption, bei der der zu adaptierende Parameter
über den bekannten oder vermuteten Zusammenhang zwischen
der Änderungsursache und der Größe des Parameters ermittelt
wird. Eine derartige Regelung wird als gesteuerte Adaption
bezeichnet.
Kennzeichnend für die gesteuerte Adaption ist, daß eine anfängliche
Fehleinstellung des Parameters oder ein Fehler bei
der Bestimmung des Betriebszustandes oder bei der Modulierung
des Zusammenhangs zwischen Betriebszustand und Parameterwert
zu einem bleibenden Adaptionsfehler führt.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
und eine Vorrichtung zur Nachführung eines von einem sich ändernden
Betriebszustand abhängigen Parameters anzugeben, wodurch
der Adaptionsbereich erweitert und die Genauigkeit des
Ergebnisses verbessert wird.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die in den Anspruch 1
aufgeführten Verfahrensschritte gelöst.
Dieses erfindungsgemäße Verfahren kombiniert zwei verschiedene
Adaptionsmethoden, nämlich die gesteuerte Adaption und eine
vereinfachte Adaption durch Parametererfassung im Betrieb. Jedes
dieser beiden Adaptionsverfahren bestimmt einen Wert des
Parameters eines Prozesses. Der Kern dieses erfindungsgemäßen
Verfahrens besteht nun darin, anhand von ermittelten Fehlern,
die jeweils den bekannten Adaptionsverfahren anhaften, und anhand
eines ermittelten Adaptionsfehlers zu bestimmen, wie ein
Adaptionswert aus den bereitgestellten Adaptionswerten ermittelt
wird. Dazu dient ein Gewichtungsfaktor, der in Abhängigkeit
eines Differenzwertes des bestimmten Adaptionsfehlers und
eines Erfassungsfehlers bestimmt wird.
Durch die Verknüpfung von zwei bekannten Adaptionsverfahren
wird erreicht, daß die Anpassung eines Parameters, beispielsweise
eines Läuferwiderstandes einer Drehfeldmaschine, in
allen Betriebsbereichen, insbesondere auch bei sehr kleinen
Drehzahlen, ermöglicht wird. Gegenüber dem Betrieb ohne Adaption
erreicht man eine Verbesserung um den Faktor 3 bis 10.
Weitere Ausgestaltungen des Verfahrens sind den Unteransprüchen
zu entnehmen.
Zur weiteren Erläuterung der Erfindung wird auf die Zeichnung
Bezug genommen, in der ein Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens schematisch
veranschaulicht ist.
Fig. 1 zeigt ein Blockschaltbild einer Vorrichtung zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens,
Fig. 2 zeigt ein Blockschaltbild einer bekannten Signalverarbeitung
einer Vektorregelung, in
Fig. 3 ist das Motormoment im stationären Zustand in einem
Diagramm über dem Sollmoment m* bei falscher Einstellung
des Läuferwiderstandes RL dargestellt, die
Fig. 4 veranschaulicht die Verhältnisse der Signalverarbeitung
und des Prozesses der Fig. 1, wenn ein Parameter
nicht stimmt, die
Fig. 5 zeigt ein Blockschaltbild zur Adaption eines Läuferwiderstandes
einer Drehfeldmaschine während des Betriebes,
die
Fig. 6 stellt ein Ersatzschaltbild für das Erwärmungsverhalten
eines Läufers einer Drehfeldmaschine dar,
Fig. 7 zeigt ein Blockschaltbild eines vereinfachten Läufertemperaturmodells, in
Fig. 8 ist ein Verlauf der Übertemperatur bei Nennverlustleistung
als Funktion der Drehzahl dargestellt,
Fig. 9 zeigt ein Blockschaltbild eines verbesserten Läufertemperaturmodells und in
Fig. 10 ist ein Verlauf eines Gewichtungsfaktors über einer
Fehlerdifferenz dargestellt.
Die Fig. 1 zeigt ein Blockschaltbild einer Vorrichtung 2 zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens und eine Signalverarbeitung
4 eines Prozesses 6. In einer vorteilhaften Ausführungsform
ist als Vorrichtung 2 ein Mikrorechner vorgesehen.
In der Fig. 2 ist eine Ausführungsform der Signalverarbeitung
4 näher dargestellt. Als Prozeß 6 kann eine stromrichtergespeiste
Drehstrommaschine vorgesehen sein, da die Fig. 2 eine
Vektorregelung eines Spannungszwischenkreis-Umrichters für
einen Drehstromantrieb zeigt. Die Vorrichtung 2 besteht aus
Funktionsblöcken, die folgendermaßen bezeichnet sind: 8 ist
eine Zustandsbestimmung, 10 ist eine Parametererfassung, 12
ist eine erste Umrechnung, 14 ist eine Bewertungs- und Speichereinrichtung,
16 ist eine zweite Umrechnung und 18 ist eine
Einstellparameter-Berechnungseinrichtung. Der Zustandsbestimmung
8 der Parametererfassung 10 sind jeweils Stell- und/oder
Meßgrößen PSM des Prozesses 6 und/oder Signalgrößen SRS der
Signalverarbeitung 4 zugeführt. In bekannter Weise bestimmt
die Zustandsbestimmung 8 einen augenblicklichen Betriebszustand
z und die Parametererfassung 10 schätzt einen augenblicklichen
Wert eines vom Betriebszustand z abhängigen Parameters
(z). Außerdem werden ein dieser Zustandsbestimmung anhaftender
maximaler Fehler fz und ein diesem Schätzverfahren anhaftender
maximaler Fehler fx berechnet. Diese zusätzlichen
Fehler fx und fz werden der Bewertungs- und Speichereinrichtung
14 zugeführt. Der geschätzte augenblickliche Parameter (z)
wird mittels des ermittelten augenblicklichen Zustandes z mit
Hilfe der ersten Umrechnung 12 auf einen Bezugszustand z₀
umgerechnet. Der Bewertungs- und Speichereinrichtung 14 werden
ebenfalls dieser bezogene Parameterwert (z₀) und die Zustandsgröße
z zugeführt. Mit Hilfe dieser zugeführten Werte z, (z₀),
fx und fz wird ein bezogener Adaptionswert (z₀) bestimmt, der
mittels der zweiten Umrechnung 16 und des augenblicklichen Betriebszustands
z in einen augenblicklichen Adaptionswert (z)
umgerechnet wird. Aus diesem augenblicklichen Adaptionswert
(z) wird mittels des Funktionsblocks 18 ein für die Signalverarbeitung
4 verwendbarer Parameterwert p() erstellt.
Die Fig. 2 zeigt ein Blockschaltbild einer bekannten Signalverarbeitung
4 einer Vektorregelung eines Spannungszwischenkreis-
Umrichters für einen drehzahlveränderbaren Drehstromantrieb.
Eine derartige Signalverarbeitung 4 ist aus dem Siemens-
Katalog DA66.2, 1991/92, mit dem Titel "Spannungszwischenkreis-Umrichter
SIMOVERT P für drehzahlveränderbare Drehstromantriebe",
insbesondere Bild 17, bekannt. Mit der Vektorregelung
wird eine hohe, zum Gleichstromantrieb vergleichbare Regeldynamik
erzielt, da ein direkter Zugriff auf das Drehmoment
ermöglicht wird. Bei der Vektorregelung werden aus den zur
Verfügung stehenden Istwerten Motorstrom und Motorspannung,
die bei dieser Darstellung bereits als rechtwinklige Komponenten
uα, uβ, iα und iβ vorliegen, mittels eines Istwert-Rechners 20,
auch EMK-Modell (Elektromechanische Kraft) genannt, in die
Stromvektoren Wirkstrom i w ist und Magnetisierungsstrom iµ bestimmt.
Der Wirkstrom-Istwert iw ist wird mit einem Sollwert iw*
verglichen und mittels eines Wirkstrom-Reglers 22 ausgeregelt.
Der Wirkstrom-Sollwert iw* kann mittels einer überlagerten
Drehzahlregelung vorgegeben werden. Bei der Umrechnung von
Ständergrößen in feldorientierte Größen mittels des Istwert-
Rechners 20 und von feldorientierten Größen in Ständergrößen
mittels eines Entkopplungsnetzwerkes 24 mit nachgeschaltetem
Vektoroszillator 26 benötigt man die Ständerfrequenz ωs. Diese
Ständerfrequenz ωs wird mittels der gemessenen Drehzahl nmeß
und einer mittels des Wirkstrom-Reglers 22 und einer Schlupfvorsteuerung
28 bestimmten Schlupffrequenz ωL ermittelt.
Die Qualität des feldorientierten Regelverfahrens hängt im
starken Maße von der Genauigkeit der Anpassung an die Strecke
6 ab. Selbst bei optimaler Eisntellung während der Inbetriebnahme
sind dieser Genauigkeit jedoch Grenzen gesetzt, da sich
einige Streckenparameter während des Betriebs ändern. Die größten
und für das Verhalten der feldorientierten Regelung wichtigsten
Parameteränderungen betreffen die ohmschen Widerstände,
vor allem den Läuferwiderstand RL des Motors. Diese hängen von
der jeweiligen Temperatur ϑ der Wicklung ab. Der Zusammenhang
zwischen Wicklungswiderstand und -temperatur ist für Kupfer
und Aluminium nahezu gleich und durch folgende Gleichung beschrieben:
Ändert sich die Temperatur ϑ der Wicklung von 20° auf 140°C,
so ändert sich der Läuferwiderstand RL um 47%.
Die Auswirkung der Widerstandsänderung hängt entscheidend von
der Struktur der Regelung ab. Ständer- und Läuferwiderstand RS,
RL zeigen in jedem Fall ganz unterschiedliche Einflüsse.
Das bekannte Regelverfahren ist so angelegt, daß es möglichst
wenig empfindlich gegen Widerstandsänderungen ist. Dies wird
durch die Umschaltung zwischen zwei Regelstrukturen erreicht.
Bei höheren Drehzahlen (n<10%) wird aus den gemessenen Ständerströmen
mit Hilfe des EMK-Modells 20 der Wirkstrom iw ist
berechnet und durch den Wirkstromregler 22 geregelt. In diesem
Regelkreis wird keine Information über den Läuferwiderstand RL
benötigt. Er geht nur in die Schlupfvorsteuerung 28 ein, die
den Wirkstromregler 22 bei Führungsgrößenänderungen iw* entlastet.
Der Ständerwiderstand RS ist bei hohen Drehzahlen ohne Bedeutung.
Mit abnehmender Drehzahl nimmt sein Einfluß im EMK-Modell
20 zu. Aus diesem Grund wird bei kleinen Drehzahlen ein
anderes Verfahren benutzt.
Bei kleinen Drehzahlen wird die Schlupffrequenz ωL nur über
die Vorsteuerung 28 berechnet. Der Wirkstromregler 22 ist
nicht aktiv (Ausgangsspannung Null). Die Stromsollwerte iw*
und iµ* werden durch eine nicht näher dargestellte Stromregelung
eingeprägt. Ein Fehler im eingestellten Läuferwiderstand
RL führt zu einer Abweichung des Drehmoments mist vom
Sollwert m*.
Die Fig. 3 zeigt diesen Zusammenhang zwischen dem gewünschten
Drehmoment m* und dem tatsächlichen Wert mist im stationären
Zustand, wenn der Läuferwiderstand RL in der Signalverarbeitung
4 um 50% zu groß eingestellt ist.
Allen folgenden Überlegungen liegt ein Ersatzschaltbild des
Motors zugrunde, bei dem die Läuferstreuung auf die Ständerseite
umgerechnet wurde. Dieses Schaltbild, auf dem auch die
bekannte Regelung aufbaut, entspricht in der Struktur dem
eines Motors ohne Läuferstreuung, hat aber zum Teil andere
Parameterwerte. Bei Verschwinden der Läuferstreuung sind Läuferfluß
und Hauptfluß identisch. Aus diesem Grund hat sich allgemein
die Verwendung der Begriffe "Hauptfluß" und "Hauptinduktivität"
für die Bezeichnung von Läuferfluß und Läuferinduktivität
eingebürgert.
Aus den Gleichungen der Asynchronmaschine in feldorientierten
Koordinaten kann man folgende Beziehung ableiten:
RL · iw=Ψ · ωL (2)
Im einzelnen bedeuten:
RL: Läuferwiderstand
iw: Wirkstrom bzgl. EMK (=drehmomentbildende Komponente des Ständerstroms)
Ψ: Läufer- bzw. Hauptfluß
ωL: Kreisfrequenz der Läufergrößen (Schlupfkreisfrequenz).
iw: Wirkstrom bzgl. EMK (=drehmomentbildende Komponente des Ständerstroms)
Ψ: Läufer- bzw. Hauptfluß
ωL: Kreisfrequenz der Läufergrößen (Schlupfkreisfrequenz).
Aus dieser Gleichung (2) läßt sich der Läuferwiderstand RL
bestimmen, wenn die übrigen Größen bekannt sind. Der Wirkstrom
iw wird vom EMK-Modell 20 geliefert. Die Schlupffrequenz ωL
kann aus der Ständerfrequenz ωs und der gemessenen und auf
Polpaarzahl 1 umgerechneten Drehzahl nmeß berechnet werden.
Der Fluß Ψ wird durch die Vorgabe der Ständerspannung über das
Entkopplungsnetzwerk 24 dem Sollwert entsprechend eingeprägt.
Die Gleichung (2) erlaubt die Bestimmung des Läuferwiderstandes
RL in allen Betriebspunkten, in denen der Wirkstrom-Istwert
iw ist groß genug ist und ausreichend genau berechnet
wird. In welchen Bereichen dies der Fall ist, soll die nachfolgende
Fehlerrechnung zeigen:
Die Struktur der feldorientierten Regelung ist entscheidend
für die Genauigkeit des Wirkstrom-Istwertes iw ist und des
Flusses Ψ und somit auch für die Genauigkeit des Adaptionsverfahrens.
Die nachfolgend aufgeführten Gleichungen beschreiben das bekannte
Regelverfahren. Dabei sind Sollwerte durch einen Stern
gekennzeichnet. Das Dach weist bei einem Parameter darauf hin,
daß es sich um die in der Regelung eingestellte Größe handelt,
die von dem entsprechenden Motorparameter abweichen kann. Signale
in der Regelung, die von den wahren Motorsignalen abweichen
können, erhalten den Index "meß". Da die Fehlerrechnung
jeweils nur für den eingeschwungenen Zustand durchgeführt wird,
sind die Gleichungen so angegeben, wie sie sich im stationären
Betrieb darstellen. Alle Spannungen, Ströme und Flüsse sind
als Scheitelwerte zu interpretieren.
Das Entkopplungsnetzwerk 24 berechnet die Vorgabe für den Betrag
der Ständerspannung des Motors aus dem gewünschten Fluß
und den zu erwartenden Spannungsabfällen am Ständerwiderstand
S und an der Totalstreuinduktivität σ.
Unter Verwendung der Ständerfrequenz ωS bestimmt der Rechner
24 daraus die Spannung uα und uβ im rechtwinkligen ständerfesten
Koordinatensystem. Die Umwandlung in schiefwinklige Koordinaten
(3-2-Wandlung) liefert schließlich die Sollwerte für
die Strangspannungen, die vom Steuersatz in die entsprechenden
Zündimpulse umgesetzt werden.
Die Ständerfreqeunz ωs berechnet sich nach den Gleichungen
ωS=2 · π · nmeß+ωL vor+ωL Regler (7)
ωL vor=iw* · L/Ψ* (8)
Der Wirkstrom iw ist wird aus den gemessenen, in rechtwinklige
Koordinaten gewandelten Ständerströmen iα und iβ und den Spannungsvorgaben
uα und uβ mittels des EMK-Modells 20 errechnet.
Dazu wird zunächst die Läufer-EMK gebildet:
Der Wirkstrom iw ist ist die Projektion des Ständerstromes auf
die EMK.
iw meß=sign(ωS) · (ea meß · iα+eβ meß · iβ)/|e|meß (12)
Der Wirkstromregler 22 erzwingt, daß der so berechnete Istwert
des Wirkstroms iw ist bzw. iw meß im stationären Zustand mit dem
Sollwert übereinstimmt. In Anlehnung an Gleichung (2) berechnet
sich der adaptierte Läuferwiderstand RL meß nach der Gleichung
RL meß=(ωS-2 · π · nmeß) · Ψ*/iw meß (13)
Wenn der Ständerwiderstand S und die Streuinduktivität σ im
Entkopplungsnetzwerk 24 un dim EMK-Modell 20 von den Parametern
des Motors abweichen, entstehen zwei Fehler. Zum einen
erhält der Motor aufgrund von Gleichung (3) und (4) eine Spannung,
die nicht zu den gewünschten Stromkomponenten und dem
Flußsollwert paßt. Dies führt zu einer Differenz zwischen der
Flußvorgabe und dem tatsächlichen Motorfluß. Zum zweiten wird
der Wirkstrom iw ist falsch berechnet (Gleichung (9) bis (12)).
Der Einfluß auf den adaptierten Läuferwiderstand RL meß kann
für kleine Fehler aus dem totalen Differential von Gleichung
(13) ermittelt werden.
ΔRL≈(∂ RL meß/∂ Ψ*) · ΔΨ+(∂ RL meß/∂ iw meß) · Δiw (14)
ΔRL/RL≈ΔΨ/Ψ*-Δiw/iw meß (15)
Der Δ-Operator bezeichnet dabei die Abweichung einer Größe
vom wahren Wert.
Zur Berechnung der Abweichung des Motorflusses vom Sollwert
wird angenommen, daß sich der Motorstrom in seiner Höhe und
seinem Winkel bezüglich der Klemmenspannung nicht vom Sollwert
unterscheidet. Diese Voraussetzung ist sicher nur grob erfüllt.
Wenn die Parameter des Entkopplungsnetzwerks 24 nicht mit
denen des Motors übereinstimmen, weicht der Motorfluß in seiner
Amplitude Ψ vom Sollwert ab. Außerdem weist er einen Winkelfehler
ΔΦ auf.
Die Fig. 4 veranschaulicht die Verhältnisse. Die dicken Pfeile
stellen das Zeigerdiagramm dar, wie es sich im Entkopplungsnetzwerk
24 und im EMK-Modell 20 darstellt. Die Ständerspannung
ist für die Regelung und den Motor gleich. Die dünnen
Pfeile zeigen die Verhältnisse in der Maschine. Schreibt man
die Gleichungen (3) und (4) für die Motorgrößen an, so ergibt
sich (siehe auch Fig. 4):
uµ=RS · iµ-ωS · Lσ · iw+ωS · Ψ · sin ΔΦ (16)
uw=RS · iw+ωS · Lσ · iµ+ωS · Ψ · cos ΔΦ (17)
Für kleine Winkeländerungen ΔΦ ergibt sich die Amplitudenänderung
ΔΨ aus der Differenz der Gleichungen (4) und (17):
Ψ*-Ψ=ΔΨ=-ΔRS · iw*/ωs-ΔLσ · iµ* (18)
ΔΨ/Ψ*=-ΔRS · iw*/(ωs · Ψ*)-ΔLσ/Lh (19)
Der Wirkstrom iw meß ist die Projektion des Stromes auf die
EMK. Da die Ströme richtig gemessen werden, kann ein Unterschied
zwischen dem Meßwert iw meß und dem wahren Wert iw nur
durch die Winkelabweichung ΔΦ zwischen der vom EMK-Modell 20
gebildeten und der wahren EMK entstehen.
iw meß=|i| · cos Φ; iw=|i| · cos (Φ+ΔΦ) (20)
Δiw=iw meß-iw=-diw/dΦ · ΔΦ=|i| · sin Φ · ΔΦ=-iµ · ΔΦ (21)
Die Winkelabweichung ΔΦ ergibt sich aus dem Vergleich der
Gleichung (3) und (16).
ΔΦ≈(ΔRS · iµ-ωS · ΔLσ · iw)/(ωs · Ψ*) (22)
Δiw/iw=-(iµ/iw) · (ΔRS · iµ)/(ωs · Ψ*)+ΔLs/Lh (23)
Aus den Gleichungen (15), (19) und (23) ergibt sich der Fehler,
um den der Läuferwiderstand RL falsch erfaßt wird, wenn der
Ständerwiderstand S und die Streuinduktivität σ in der Regelung
nicht richtig eingestellt sind.
Die Größe rS bezeichnet das Verhältnis von Ständerwiderstand
zu Nennimpedanz des Motors. Der Einfluß eines falsch eingestellten
Läuferwiderstands RL hängt somit von der Größe des
Ständerwiderstands RS ab. Er wächst mit abnehmender Ständerfrequenz
ωS. Wenn Wirkstrom iw und Magnetisierungsstrom iµ
gleich sind, verschwindet er.
Wegen der Spannungsabfälle Dv an den Ventilen ist die Ausgangsspannung
des Umrichters kleiner als die vom Steuersatz erzeugte
Spannung. Dies wird im Entkopplungsnetzwerk 24 und im EMK-
Modell 20 nicht berücksichtigt. Als Folge hiervon ergibt sich
auch ein Fehler in der Adaption des Läuferwiderstandes RL meß.
Die Ventilspannungsabfälle Dv führen zu einem Spannungsabfall,
dessen Grundschwingung konstant ist und in der Richtung mit
der Stromrichtung übereinstimmt. Bei sinusförmig angenommenem
Strom läßt sich daher die Wirkung der Ventilspannungsabfälle
Dv auf das Betriebsverhalten durch einen ohmschen Widerstand
beschreiben, der in Reihe zum Ständerwiderstand liegt, dessen
Größe von der Grundschwingung der Ventilspannungsabfälle Dv
und dem Strombetrag |i| abhängt.
RDV=4/π · Dv/|i| (25)
Stellt man den Ständerwiderstand S im Entkopplungsnetzwerk 24
so ein, daß bei Nennstrom der Spannungsabfall kompensiert wird,
so entsteht bei kleinerem Strom ein Fehler.
ΔR=4/π · Dv · (1/inenn-1/|i|) (26)
Dieser Fehler hat gemäß Gleichung (24) auch einen Adaptionsfehler
zur Folge.
Falls der Ständerwiderstand im Entkopplungsnetzwerk und im
EMK-Modell um den durch Gleichung 25 gegebenen Wert stromabhängig
erhöht wird, verschwindet dieser Fehler.
Der Magnetisierungsstrom i und die Hauptinduktivität Lh werden
nur im Entkopplungsnetzwerk 24 benötigt. Letztere gibt den
Zusammenhang zwischen Magnetisierungsstrom iµ und Flußsollwert
wieder (Gleichung (5)).
Wenn die Hauptinduktivität Lh um den Wert ΔLh falsch eingestellt
ist, weicht der in der Maschine fließende Magnetisierungsstrom
iµ bei gleichbleibendem Flußsollwert in erster
Näherung um den Wert
Δiµ=-iµ · ΔLh/Lh (28)
vom Sollwert ab. Das Entkopplungsnetzwerk 24 berücksichtigt
die mit dem Magnetisierungsstrom zusammenhängenden Spannungsabfälle
am Ständerwiderstand und an der Streureaktanz nicht
richtig. Aus diesem Grund stimmen Betrag und Winkel des Motorflusses
nicht mit der Vorgabe überein.
Für die Fehlererrechnung ist gemäß Gleichung (15) nur die Betragsabweichung
von Bedeutung, da der Wirkstrom vom EMK-Modell
20 richtig berechnet wird. Der Fehler, um den der Läuferwiderstand
RL falsch erfaßt wird, ist durch folgende Gleichung
bestimmt.
Wenn das Drehzahlsignal nmeß nicht der Drehzahl n des Motors
entspricht, gleicht der Wirkstromregler 22 die Differenz aus,
damit der Wirkstrom iw ist mit dem Sollwert iω* übereinstimmt.
In diesem Fall weicht der in der Adaptionsgleichung eingesetzte
Schlupf ωL von dem wahren Motorschlupf ab.
ΔωL=(ωS-2 · π · nmeß)-(ωs-2 · π · n)=-2 · π · Δn (30)
Der relative Adaptionsfehler entspricht dem relativen Schlupffehler:
Der Adaptionsfehler ist umso größer, je kleiner der Nennschlupf
des Motors ist. Er steigt mit abnehmendem Drehmoment. Bei einem
Nennschlupf von 3% erzeugt ein Fehler im Drehzahlmeßsignal
nmeß von 1% bei Nennlast bereits einen Adaptionsfehler von
33%. Um auch bei großen Motoren (snenn ungefähr 1%) und
einer Belastung von 10% den Läuferwiderstand RL auf 10% genau
bestimmen zu können, muß das Drehzahlmeßsignal nmeß auf
0,01% genau sein.
Wenn die vom Entkopplungsnetzwerk 24 berechnete Spannung größer
ist als die Spannungsgrenze, wird der Motorfluß kleiner
als der Sollwert.
ΔΨ≈(|u|-umax)/ωs (33)
Dadurch entsteht ein Adaptionsfehler der Größe
ΔRL/RL=(|u|-umax)/(ωs · Ψ*) (34)
Der Fehler läßt sich vermeiden, wenn man die Adaption abschaltet,
sobald die Spannung begrenzt wird.
Die Einstellung des Ständerwiderstands S und die Genauigkeit
des Drehzahlistwertes nmeß haben den größten Einfluß auf die
Genauigkeit der Läuferwiderstandsadaption. Fehler bei der
Streu- und Hauptinduktivität σ, h sind demgegenüber vernachlässigbar.
Der durch eine falsche Einstellung des Ständerwiderstands verursachte
Adaptionsfehler kann bei kleinen Drehzahlen sehr große
Werte erreichen (ΔRL/RL=20% bei ΔRS/RS=50% und n=10%).
Die beschriebene Adaption des Läuferwiderstandes RL arbeitet
nur im aktiven Bereich des Wirkstromreglers 22. Der Einfluß
des Läuferwiderstands RL auf das Regelverhalten ist aber gerade
im gesteuerten Bereich besonders groß. Selbst wenn man davon
ausgeht, daß der Läuferwiderstand RL beim Eintritt in den
Steuerbereich aufgrund einer vorangegangenen Adaption richtig
eingestellt ist, kann sich eine Fehlanpassung ergeben, wenn
der Motor längere Zeit bei sehr kleinen Drehzahlen n betrieben
wird und dabei seine Temperatur ϑ ändert.
Da eine Erfassung des Läuferwiderstandes RL bei sehr kleinen
Drehzahlen unter den gegebenen Umständen nicht möglich erscheint,
soll dieses Problem auf einem anderen Weg angegangen
werden. Dazu wird die Änderung des Widerstands RL aus der Änderung
der Läufertemperatur ϑ errechnet (Fig. 8). Zu diesem
Zweck muß die Läufertemperatur ϑ mit Hilfe eines Modells aus
der Läuferverlustleistung bzw. aus dem Läuferstrom bestimmt
werden. Das Temperaturmodell 8 liefert ständig einen Schätzwert
für die Läufertemperatur ϑ. Bei jeder Widerstandserfassung
mittels der Parametererfassung 10 wird aus dem gemessenen Wert
RL meß und der Läufertemperatur ϑ mittels der ersten Umrechnung
12 ein auf eine Bezugstemperatur ϑBez umgerechneter RL Bez bestimmt
und abgespeichert. Mit Hilfe dieses Widerstandes RL Bez
wird dann der in der Regelung wirksame Widerstand RL adap ständig
an die aktuelle Läufertemperatur ϑ angepaßt. Diese Anpassung
ist auch bei sehr kleinen Drehzahlen n möglich, wenn der
Widerstand selbst nicht mehr erfaßt werden kann.
Zu einem einfachen Modell zur Bestimmung der Läufertemperatur
ϑ gelangt man, wenn man das Läufereisen als unendlich gut wärmeleitfähig
betrachtet und den Wärmeübergangswiderstand von
den Läuferstäben auf das Eisen vernachlässigt. Setzt man weiterhin
voraus, daß der Wärmeübergang vom Eisenkörper auf das
Kühlmedium proportional zum entsprechenden Temperaturgefälle ϑü
ist, erhält man das in Fig. 5 dargestellte Ersatzschaltbild.
In diesem Ersatzschaltbild ist für den Eisenkörper ein Integrator
30 vorgesehen. Die Läuferverlustleistung PVL ist proportional
zum Quadrat des Läuferstroms (=Wirkstrom iw) und zum
Läuferwiderstand RL. Sie erwärmt den Läufer solange, bis dessen
Temperatur ϑ gegenüber der Umgebungstemperatur ϑUm soweit
angestiegen ist, daß die Wärmeabfuhr Pkühl an das Kühlmedium
mit der Verlustwärme identisch ist. Die Wärmeabfuhr Pkühl im Ersatzschaltbild
mittels eines Konstantgliedes 32 aus dem Temperaturgefälle
ϑü gewonnen.
Aus diesem vereinfachten Temperaturmodell läßt sich ein
verbessertes Temperaturmodell, das in der Fig. 6 näher dargestellt
ist, ableiten. Die Eingangsgröße bei diesem verbesserten
Temperaturmodell ist das Quadrat des Wirkstromsollwertes
iw*. Der Sollwert iw* wird benutzt, weil der Istwert iw ist bei
sehr kleinen Drehzahlen nicht zur Verfügung steht. Die Multiplikationsstelle
34 am Eingang des Modells berücksichtigt die
Temperaturabhängigkeit der Läuferverlustleistung. Das Modell
enthält drei unbekannte Parameter, die stationäre Übertemperatur
ϑü nenn bei Nennverlustleistung, die Erwärmungszeitkonstante
Tϑ der beiden Verzögerungsglieder 36 und 38 und die Umgebungstemperatur
ϑUm.
Unter Nennbedingungen (ϑUm=40°C, Nennläuferverlustleistung)
liefert das Temperaturmodell 8 im stationären Zustand eine
Läufertemperatur ϑnenn von
ϑnenn=ϑü nenn+40°C (35)
Diese Temperatur ist die maximale Wicklungstemperatur. Sie
liegt bei Käfigläufermotoren zwischen 130° und 170°C. Die
Nennübertemperatur ϑÜ nenn variiert somit zwischen 90° und
130°C. Als Standardwert wird 110°C eingesetzt. Dabei ist
allerdings zu beachten, daß die Nennübertemperatur ϑÜ nenn
stark von den Kühlverhältnissen, also bei Eigenkühlung von der
Drehzahl abhängt. Beispielsweise ist das Verhältnis h von der
Wärmeabfuhr im Stillstand zu der bei Nenndrehzahl ein Wert von
0,25 angegeben. Außerdem ist die Übertemperatur bei konstanter
Verlustleistung eine lineare Funktion der Drehzahl n. Daraus
ergibt sich die in Fig. 7 in einem Diagramm dargestellte Kennlinie.
Diese Kennlinie gibt den Verlauf der Übertemperatur
ϑÜ nenn bei Nennverlustleistung als Funktion der Drehzahl n
wieder.
Die Erwärmungszeitkonstante Tϑ kann aus dem zeitlichen Verlauf
des Schlupfes bei einem Temperaturlauf ermittelt werden.
Zur Vereinfachung wird als Standardwert für die Erwärmungszeitkonstante
Tϑ 60 Minuten eingesetzt.
Bei eigengekühlten Motoren ändert sich die Erwärmungszeitkonstante
Tϑ in Abhängigkeit von der Drehzahl n. Die Änderung
verläuft proportional zur Nennübertemperatur ϑÜ nenn, da der
Quotient aus Zeitkonstante T und Nennübertemperatur ϑÜ nenn
ein Maß für die Wärmekapazität des Läufers ist und somit nicht
von der Drehzahl n abhängt.
Als Umgebungstemperatur ϑUm wird 40°C angenommen. Sie ist
relativ hoch angesetzt, um die von der Belastung unabhängigen
Stromoberschwingungsverluste zu berücksichtigen. Die Umgebungstemperatur
ϑUm ist demnach die Läufertemperatur ϑ, die sich
im stationären Zustand bei Leerlauf der Maschine einstellt. Sie
dürfte in den meisten Anwendungsfällen um weniger als 20°C
von dem Standardwert abweichen.
Im folgenden wird die Auswirkung einer Fehlanpassung des Temperaturmodells
8 auf die Genauigkeit des in der Regelung eingestellten
Läuferwiderstandes behandelt. Dabei wird vorausgesetzt,
daß die wahren Verhältnisse im Motor durch ein Temperaturmodell
gemäß Fig. 6 mit exakt eingestellten Parametern
beschrieben werden können. Es wird davon ausgegangen, daß der
Läuferwiderstand RL zunächst von der Widerstandserfassung 10
(Fig. 8) fehlerfrei bestimmt wird. Danach soll er ausschließlich
vom Temperaturmodell 8 nachgeführt werden. Eine weitere
Erfassung des Läuferwiderstandes RL meß sei nicht mehr möglich,
weil z. B. die Drehzahl n zu klein geworden ist.
Unmittelbar nach der Erfassung des Läuferwiderstandes RL meß
stimmt der nach Fig. 8 bestimmte Widerstand RL adap unabhängig
von der Genauigkeit des Temperaturmodells 8 mit dem wahren
Wert RL überein. Dies ist der Fall, weil sich die Umrechnung
von der erfaßten Größe RL meß auf die Bezugsgröße RL Bez und von
RL Bez auf RL adap im Augenblick der Erfassung exakt aufheben.
Der Index "temeß" kennzeichnet bei einer Größe den Wert, der
zum Zeitpunkt der Widerstandserfassung vorlag. Ausgehend von
diesem Zustand ergibt sich ein Adaptionsfehler, wenn sich die
Umgebungstemperatur ϑUm ändert oder wenn sich aufgrund der
Motorbelastung die Modelltemperatur δ und die Modellparameter
falsch eingestellt sind.
Als Maß für den Adaptionsfehler wird der Quotient aus adaptierten
Läuferwiderstand RL adap und dem wahren Wert RL herangezogen.
Letzterer läßt sich durch folgende Gleichung beschreiben:
Für den adaptierten Widerstand RL adap gilt analog:
Das Dach kennzeichnet dabei Größen des Temperaturmodells 8.
Aus den Gleichungen (36) und (37) ergibt sich der Adaptionsfehler
in allgemeiner Form:
Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, daß die Genauigkeit
des in der Regelung eingestellten Widerstandes RL von vielen
Faktoren beeinflußt wird. Zum einen spielt der Fehler bei der
Erfassung des Widerstandes RL meß eine Rolle. Er hängt von
Drehzahl, Drehmoment und Drehzahländerung während des Meßvorganges
ab. Zum anderen sind Fehler bei der Nachführung des
Widerstandes RL meß durch das Temperaturmodell 8 zu berücksichtigen.
Ein von der Parametererfassung 10 gelieferter neuer Meßwert
(z) bzw. RL meß ist möglicherweise viel ungenauer als der
augenblicklich eingestellte Meßwert, weil die Messung in einem
ungünstigen Betriebspunkt z erfolgte. In einem solchen Fall
wäre es unsinnig, den neuen Wert zu verwenden.
Nach dem erfindungsgemäßen Adaptionsverfahren wird nach jeder
Widerstandserfassung aus dem neuen Wert und dem augenblicklich
eingestellten Widerstand ein möglichst genauer Adaptionswert
gebildet. Der neue Adaptionswert kann dabei gleich dem alten
oder gleich dem Meßwert oder ein gewichteter Mittelwert aus
beiden Größen sein. Als Grundlage für die Beurteilung für die
Genauigkeit des Meßwerts und des Adaptionswerts dienen dabei
die bisherigen Fehlererrechnungen.
Der Läuferwiderstand RL kann nur im Adaptionsbereich bestimmt
werden, d. h., wenn Drehmoment und Ständerfrequenz innerhalb gewisser
Grenzen liegen. Die Erfassung 10 liefert einen neuen
Meßwert, sobald die Maschine über eine bestimmte Zeit im
Adaptionsbereich betrieben wurde. Zusätzlich zum Meßwert wird
auch ein Schätzwert für den maximal zu erwartenden Fehler fmeß
bzw. fx berechnet. Er berücksichtigt die Einflüsse eines um 50%
falsch eingestellten Ständerwiderstandes (Gleichung (24)),
eines Ventilspannungsabfalls der Größe DV (Gleichung (27)) und
des dynamischen Fehlers im Drehzahlmeßwert. Alle Fehler, die
nicht von Drehzahl und Drehmoment abhängen (Einfluß der Streu-
und Hauptinduktivität), brauchen nicht berücksichtigt zu werden,
weil sie bei jeder Messung gleich sind und daher kein Beurteilungskriterium
für die Güte der Messung bilden. Der Fehler fmeß bzw. fx der Parametererfassung 10 wird durch folgende
Gleichung
bestimmt.
Wenn der Widerstand RL meß zu einem Zeitpunkt erfaßt wird, zu
dem sich der Motor nicht im thermischen Gleichgewicht befindet,
entsteht ein zusätzlicher Fehler, falls sich die Erwärmungszeitkonstanten
von Modell und Motor unterscheiden. Geht
man davon aus, daß die Genauigkeit im stationären Zustand von
übergeordneter Bedeutung ist, muß daher der Einfluß eines möglichen
dynamischen Fehlers fRL dyn des Temperaturmodells 8 bei
der Beurteilung der Zuverlässigkeit eines neuen Meßwertes RL meß
berücksichtigt werden. Um die Größe des Fehlers abschätzen zu
können, rechnet man am einfachsten parallel zum Temperaturmodell
nach Fig. 6 zwei weitere Verzögerungsglieder 40 und 42
mit doppelter bzw. halber Zeitkonstante Tϑ. Die Ausgänge dieser
Verzögerungsglieder 40 und 42 geben dann die Grenzen an,
zwischen denen mit großer Wahrscheinlichkeit die wahre Übertemperatur
des Motors liegt. Aus der jeweiligen Abweichung zum
Modell läßt sich der Adaptionsfehler abschätzen. Maßgeblich
ist der größere Wert Δϑ. Der dynamische Fehler fRL dyn des Temperaturmodells
8 wird durch folgende Gleichung
bestimmt.
Der maximal zu erwartende Gesamtfehler fErfassung des Meßwerts
ist die Summe aus den Gleichungen (39) und (40).
Die Genauigkeit des augenblicklich in der Regelung eingestellten
Widerstands L hängt ab von der Genauigkeit des Wertes zum
Zeitpunkt der Erfassung und von den zusätzlichen Fehlern, die
das Temperaturmodell 8 aufgrund falsch eingestellter Parameter
erzeugt. Der maximal zu erwartende Fehler fz des Modells 8
setzt sich dabei zusammen aus der Wirkung einer um 50% falsch
eingestellten Nennübertemperatur
und dem Einfluß einer Umgebungstemperaturänderung um 20°C.
Dabei ist eine sprungförmige Änderung zum Zeitpunkt der letzten
Erfassung (tmeß) angenommen. Dieser zweite Fehleranteil
bewirkt, daß jeder Meßwert mit der Zeit die ihm bei der Erfassung
zugeordnete Genauigkeit verliert.
Der maximale Adaptionsfehler f(z) berücksichtigt einerseits
den der Parametererfassung 10 behafteten maximalen Fehler
fErfassung=fx+fRL dyn und andererseits den der Zustandsbestimmung
8 behafteten maximalen Fehler fz=fRL ϑ ü nenn+fRL j Um.
Wenn diese berechneten Fehler die einzigen Fehlerquellen wären,
wird die optimale Auswahlstrategie bei der Adaption einfach
darin bestehen, einen neuen Meßwert dann und nur dann zu übernehmen,
wenn der augenblickliche Adaptionswert dadurch genauer
wird, also wenn der maximale Fehler fErfassung der Parametererfassung
10 kleiner ist als der maximale Adaptionsfehler
f(z).
Dies ändert sich jedoch, wenn man zusätzlich statistische Meßfehler
berücksichtigt, die bei jeder Erfassung auftreten, aber
bei einer Mittelwertbildung über viele Meßwerte herausfallen
würden. Die einzelnen Meßwerte unterscheiden sich dann, selbst
wenn sie exakt im gleichen Arbeitspunkt erfaßt werden.
In diesem Fall ist es günstig, den neuen Adaptionswert (z₀)neu
bzw. RL Bez neu mit Hilfe einer gewichteten Mittelwertbildung
aus dem alten Adaptionswert (z₀) bzw. RL Bez und dem neuen Meßwert
(z₀) bzw. RL Bez meß zu berechnen. Die Gewichtung kann
nach folgender Gleichung
(z₀)=(z₀)+K · ((z₀)-(z₀) (43)
bzw.
RL Bez neu=RL Bez+K · (RL Bez meß-RL Bez) (44)
geschehen.
Der Gewichtungsfaktor K ist beispielsweise dabei eine Funktion
der Differenz zwischen dem Fehler des neuen Meßwerts fErfassung
bzw. fx und dem Fehler des alten Adaptionswerts f(z) bzw. fadap. In
Fig. 10 ist ein Verlauf eines Gewichtungsfaktors K über einen
derartigen Differenzfehler dargestellt. Wenn der Fehler des
neuen Meßwerts um mehr als 10% kleiner ist als der des Adaptionswerts,
ist der Meßwert vermutlich auch bei der Berücksichtigung
des Streubereichs genauer als der augenblickliche Adaptionswert.
Daher wird der neue Meßwert direkt als neuer Adaptionswert
übernommen (K=1). Ist er um mehr als 5% ungenauer,
wird er ignoriert (K=0). Falls die Fehler um weniger als 2,5%
auseinanderliegen (d. h. der statistische Fehler deutlich überwiegt),
geht der neue Meßwert zu 1/20 in den neuen Adaptionswert
ein. Die Schwankungen des Adaptionswerts sind dadurch um
den Faktor 20 kleiner als die des Meßwerts.
Die Ausgangsgrößen zur Bestimmung des dem neuen Adaptionswert
zugeordneten Fehlers (Gleichungen (41) und (42)) werden analog
zur Gleichung (43) bzw. (44) berechnet.
tmeß neu=tmeß+K (-tmeß) (45)
fErfassung tmeß neu=fErfassung tmeß+K · (fErfassung-fErfassung tmeß) (46)
tmeß neu=tmeß+K · (t-tmeß) (47)
Üblicherweise werden Antriebe zumindest zeitweise bei mittleren
bis hohen Drehzahlen und mittlerem und hohem Moment betrieben.
Unter diesen für die Adaption günstigen Betriebsbedingungen
kann der Läuferwiderstand RL auf wenige Prozent genau
erfaßt werden.
Das Temperaturmodell 8 ergänzt die Widerstandserfassung ganz
wesentlich. Es führt den Läuferwiderstand RL auch in den Betriebsbereichen
des Antriebs nach, in denen eine Erfassung
nicht möglich oder zu ungenau wäre. Diese Nachführung ist bei
eigengekühlten Motoren auf ca. 15% genau. Im Bedarfsfall läßt
sich die Genauigkeit durch Einstellung der Parameter des Modells
auf ca. 3 bis 5% steigern. Gegenüber dem Betrieb ohne
Adaption würde dies eine Verbesserung um den Faktor 10 bedeuten.
Das Temperaturmodell 8 wirkt sich außerdem auch günstig auf
die Widerstandserfassung 10 aus. Ohne das Modell müßte der
Widerstand so oft ermittelt werden, daß der Adaptionswert der
Erwärmung des Motors folgen kann. Dies würde einen möglichst
großen Adaptionsbereich erfordern, und die Meßwerte dürften
nicht zu stark geglättet werden. Das Temperaturmodell 8 erlaubt
demgegenüber eine stärkere Einschränkung des Adaptionsbereichs
und erhöht somit die Genauigkeit der Erfassung.
Claims (8)
1. Verfahren zur Nachführung eines von einem veränderlichen
Betriebszustand (z) abhängigen Wertes wenigstens eines Parameters
(x(z)) einer Signalverarbeitung (4) eines Prozesses (6)
mit folgenden Verfahrensschritten:
- a) Aus Stell- und/oder Meßgrößen (PSM) des Prozesses (6) und/ oder Signalgrößen (SRS) der Signalverarbeitung (4) wird ein Wert des sich ändernden Parameters ((z)) geschätzt und gleichzeitig ein diese Schätzung behaftender maximaler Fehler (fx) berechnet,
- b) aus Stell- und/oder Meßgrößen (PSM) des Prozesses (6) und/ oder Signalgrößen (SRS) der Signalverarbeitung (4) wird ein den Parameter ((z)) verändernder augenblicklicher Betriebszustand (z) und gleichzeitig ein dieser Zustandsbestimmung behafteter maximaler Fehler (fz) berechnet,
- c) der geschätzte Parameterwert ((z)) wird mittels dieses Betriebszustandes (z) auf einen Bezugszustand (z₀) umgerechnet,
- d) dieser bezogene Parameterwert ((z₀)), Stell- und/oder Meßgrößen (PSM) des Prozesses (6) und/oder Signalgrößen (SRS) der Signalverarbeitung (4) werden abgespeichert,
- e) mittels dieses bezogenen Parameterwertes ((z₀)) und der abgespeicherten Größen (PSM, SRS) wird ein bezogener Adaptionswert ((z₀)) und ein maximaler Adaptionsfehler (f(z)) bestimmt und
- f) dieser bezogene Adaptionswert ((z₀)) wird mittels des bestimmten augenblicklichen Betriebszustandes (z) in einen augenblicklichen Adaptionswert (x(z)) umgerechnet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der bezogene Adaptionswert ((z₀))
mittels einer gewichteten Mittelwertbildung aus einem abgespeicherten
Adaptionswert ((z₀)) und einem geschätzten bezogenen
Parameterwert ((z₀)) berechnet wird, wobei in Abhängigkeit
eines Adaptionsfehlers (f(z) und eines Fehlers (fx) der
Schätzung ein Gewichtungsfaktor (K) für die gewichtete Mittelwertbildung
bestimmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gewichtung gemäß folgender Gleichung:
(z₀)=(z₀)+K · ((z₀)-(z₀)erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Fehler (fx, fErfassung) des Schätzverfahrens
sich aus einem statischen Fehler (fmeß) und einem
dynamischen Fehler (fRL dyn) zusammensetzt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Fehler (fz) der Zustandsbestimmung
sich aus einem Fehler (fRL ϑ ü nenn) aufgrund einer falsch eingestellten
Nennübertemperatur (ϑü nenn) und aus einem Fehler
(fRL ϑ Um) aufgrund einer Umgebungstemperaturänderung (ϑUm) zusammengesetzt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Adaptionsfehler (f(z))
gleich der Summe aus dem Fehler (fx, fErfassung) des Schätzverfahrens
und dem Fehler (fz) der Zustandsbestimmung ist.
7. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der Gewichtungsfaktor (K) als Funktion
eines Vergleichs-Fehlerwertes (f(z)-fx) abgespeichert ist.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Mikrorechner vorgesehen ist.
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