DE4133189C2 - Antiinflammatorische Verbindungen, Verfahren zu ihrer Herstellung und sie enthaltende Arzneimittel - Google Patents
Antiinflammatorische Verbindungen, Verfahren zu ihrer Herstellung und sie enthaltende ArzneimittelInfo
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Description
Antiinflammatorische Verbindungen, Verfahren zu ihrer Herstellung und
sie enthaltende Arzneimittel.
Die Erfindung betrifft antiinflammatorische Verbindungen, die zur Un
terdrückung der verzögerten Reaktion geeignet ist. Die Erfindung be
trifft weiterhin Verfahren zur Herstellung dieser antiinflammatori
schen Verbindungen sowie diese enthaltende Arzneimittel.
Bei den allergischen Reaktionen kennt man die sogenannte Sofortreak
tion und die verzögerte Phase-Reaktion.
Injiziert man intrakutan in die Haut einer empfindlichen Person ein
Antigen, bewirkt dies zunächst eine Sofortreaktion. Diese Reaktion
führt zur raschen Bildung einer von der umgebenden Rötung abgegrenzten
Quaddel. Üblicherweise verschwindet diese Sofortreaktion innerhalb von
etwa 90 Minuten. Große Quaddeln breiten sich gleichzeitig immer mehr
aus und verschmelzen mit der umgebenden Rötung. Während der nächsten 2
bis 3 Stunden bleibt die Läsion mehr oder weniger unverändert. Danach
kündigt leichter Juckreiz die zweite Phase der Reaktion an. Je nach
Intensität erreicht die verzögerte Reaktion ihren Gipfel etwa zwischen
der 6. und der 12. Stunde. Die vollentwickelte verzögerte Hautreaktion
ist charakterisiert durch Ödeme, Erytheme, Juckreiz, Überwärmung,
Spannungsgefühl und Überempfindlichkeit. Ihre Ausdehnung ist oft we
sentlich größer als die der vorangegangenen Sofortreaktion. Anschlie
ßend klingt die verzögerte Hautreaktion allmählich ab, zuerst die sub
jektiven Beschwerden dann das Erythem und das Ödem.
Diese verzögerte Phase der allergischen Sofortreaktion ist als kli
nisches Modell von Entzündungsvorgängen anzusehen. Alle Pharmaka oder
Verfahren, die zur Abschwächung dieser Reaktion führen besitzen hohe
klinische Bedeutung dahingehend, daß eine Reihe von pathologischen
Zuständen beim Menschen wie z. B. chronisches Asthma bronchiale,
chronische Hautentzündungen, Gelenkentzündungen und allgemein chronisch
immunologisch entzündliche Prozesse durch derartige Substanzen oder
Verfahren wirkungsvoll behandelt werden können.
Bei entzündlichen Reaktionen, die durch vielfältige Stimuli endogener
oder exogener Natur ausgelöst werden können, ist ein sogenanntes Re
fraktärstadium zu beobachten. Dies bedeutet, daß dann wenn ein Stimu
lus wiederholt wird, in der Regel eine Abschwächung der Entzündungs
reaktion beobachtet werden kann.
Im Falle der allergisch induzierten Entzündungsreaktionen der Haut
ruft die wiederholte Gabe eines Allergens zwar immer gleichbleibende
Sofortreaktion hervor, die nachfolgende verzögerte Reaktion (Entzün
dungsreaktion) ist jedoch stark abgeschwächt.
Allergische Reaktionen allgemeiner Art sind dann zu beobachten, wenn
ein Individuum gegenüber fremden oder auch eigenen Stoffen abnorm
reagiert. Zum Beispiel kann ein Individuum gegen bestimmte Nahrungs
bestandteile, Hausstaub, Pollen, normalerweise unschädliche Umweltbe
standteile oder kosmetische Zusätze allergisch reagieren. Im Falle
eines Kontaktes mit diesem Stoff kann es zu akut lebensgefährlichen
Zuständen, z. B. Kreislaufkollaps, akuter Asthmaanfall, Heuschnupfen,
etc. kommen.
Ursache dieser Reaktion sind Entzündungsstoffe, die bei Kontakt mit
den vorstehend beispielhaft genannten Stoffen im Organismus freige
setzt oder gebildet werden. Kommt einer dieser Stoffe (Allergen) mit
dem Organismus in Kontakt, so wird durch körpereigene Abwehrstoffe der
Fremdkörper erkannt und eliminiert. Bei einer bestimmten Personengrup
pe ist dieser Vorgang jedoch gestört, was zu den eingangs genannten
pathologischen Zuständen führen kann. Eine derartige Störung kann
innerhalb von 2 Stunden wieder abklingen oder zu langanhaltenden Ent
zündungsprozessen überleiten. Beispielsweise kann ein akuter kurz
dauernder Asthmaanfall entweder innerhalb von 2 Stunden abklingen oder
aber in einen chronisch asthmatischen Zustand münden.
Derartige Entzündungsvorgänge werden nicht nur durch allergische Reak
tionen wie vorstehend beispielhaft dargestellt hervorgerufen, sondern
auch durch eine Vielzahl anderer pathologischer Vorgänge im Organis
mus. Zum Beispiel können derartige Entzündungsvorgänge durch Infek
tionserreger, Schadstoffe (z. B. Ozon) oder immunologischer Erkran
kungen (rheumatoide Arthritis) ausgelöst werden.
Aus den obigen Ausführungen ergibt sich, daß eine Entzündungsreaktion
wie vorstehend dargestellt nicht nur zu harmlosen Befindlichkeits
störungen führt, sondern in vielen Fällen die entscheidende Ursache
für schwerste chronische Erkrankungen darstellt.
Zur Behandlung derartiger Entzündungsvorgänge gibt es bislang außer
den Corticosteroiden nur schwach wirksame Pharmaka.
Die Nebenwirkungen bei einer Behandlung mit Corticosteroiden sind be
kannt. Als Beispiele dafür können Ulcera duodeni oder ventriculi, Myo
pathie, Osteoporosen, psychischen Störungen, erhöhte Infektionsanfäl
ligkeit, subkapsuläre Katarakte und dergleichen mehr genannt werden.
Zu den schwach wirksamen Pharmaka werden beispielsweise Aspirin,
Thromboxansynthethase-Inhibitoren oder, Lipoxygenasehemmer gezählt.
Die schwache Wirksamkeit dieser Substanzen ist dadurch bedingt, daß
sie nur einen Teil des komplexen Entzündungsvorganges zu beeinflussen
vermögen. Neben ihrer schwachen Wirksamkeit besitzen diese Substanzen
jedoch auch weitergehende schwerwiegende Nebenwirkungen, wie bei
spielsweise Magen und Darmulceration, hepatotoxische Effekte und
darüberhinaus können sie unter Umständen die pathologische Wirkung
verschiedener Entzündungsmediatoren verstärken.
Alle vorgenannten allergischen Reaktionen, insbesondere Asthma, be
dingen beim Menschen schwerste pathologische Zustände mit den damit
einhergehenden nachteiligen Folgen.
Bezüglich der Auslösemechanismen vermutet man, daß die bronchiale,
nasale und kutane verzögerte Reaktion durch ähnliche oder gleiche
Pathomechanismen verursacht wird.
Aus der Druckschrift J. Allergy Clin. Immunol. 67, 117-123 (1981) ist
bekannt, daß während einer allergischen Reaktion in der menschlichen Haut
proentzündliche Stoffe gebildet werden, die für das Geschehen der verzögerten
Hautreaktion verantwortlich sind.
Aufgabe der Erfindung ist es, entzündungshemmende Substanzen sowie Verfahren
zu ihrer Herstellung zur Verfügung zu stellen, die die vorstehend genannten
Nachteile nicht aufweisen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die in den Ansprüchen genannten
Substanzen und Verfahren in ihrer Gewinnung gelöst.
Die Anmelder haben gefunden, daß Stoffe, die im Laufe einer Entzün
dungsreaktion gebildet werden, eine entzündungshemmende Wirkung be
sitzen, indem sie die verzögerte Reaktion unterdrücken. Diese Stoffe
sind physikalisch-chemisch durch Trypsin-Verdaubarkeit, Desaktivier
barkeit durch Aceton-Behandlung, proteinhaltige Zusammensetzung,
Lyophilisierbarkeit und ein Molekulargewicht zwischen 50 000 D und
150 000 D charakterisierbar. Diese Stoffklasse kann jedoch auch
höhere molekulare Vorstufen sowie aktive Spaltprodukte mit einem Mole
kulargewicht von <50 000 D umfassen.
Biologisch lassen sich diese Stoffe dadurch charakterisieren, daß sie
entzündungshemmende Zellen (z. B. antiinflammatorisch wirkende Makro
phagen) aktivieren, die verzögerte Reaktion unterdrücken und daß ihre
Wirkung durch Aspirin hemmbar ist.
Die Herstellung dieser Stoffe sowie die Wirkung wird im folgenden Bei
spiel näher beschrieben und erläutert.
Nach der bekannten Saugblasenmethode (Dorsch W., J. Ring: Induction of
late cutaneous reactions by skin blister fluid from allergen tested
and normal skin, J. Allergy Clin. Immunol. 67, 117-123 (1981)) wurde 2
Stunden, 4 Stunden und 6 Stunden nach anti-IgE-Injektion (20 I.U./5 µl)
Lymphe aus der allergisch entzündeten Haut gewonnen. An einem mindes
tens 4 Wochen lang nicht getesteten Hautareal wurden jeweils 50 µl
Saugblasenflüssigkeit injiziert. Nach 1 Stunde wurden durch die Injek
tion von anti-IgE-Antikörpern (20 I.U./50 µl) eine sofortige und verzö
gerte Hautreaktion hervorgerufen.
Wie Fig. 1 zeigt, bewirkt die übertragene Saugblasenflüssigkeit (SBF)
aus der 4. Stunde nach IgE-Injektion eine stark abgeschwächte, verzö
gerte Reaktion. Die Hemmung der verzögerten Reaktion ist mehr als
50%.
Saugblasenflüssigkeit aus einer früheren Phase ist wesentlich
schwächer wirksam, Saugblasenflüssigkeit aus späteren Phasen ist eben
falls schwächer wirksam.
Dieses Ergebnis ist insofern überraschend, da es bisher nicht bekannt
war, daß im Laufe einer Entzündungsreaktion Stoffe gebildet werden,
die die verzögerte Reaktion zu hemmen vermögen.
Die aus der Haut wie vorstehend beschrieben isolierte Flüssigkeit kann
entweder als solche oder in Form einer aktiven Fraktion in Verbindung
mit üblichen und bekannten Träger und Verbindungsstoffen zu einem Arz
neimittel formuliert werden.
Neben dem im Beispiel beschriebenen in vivo-Verfahren können selbst
verständlich entsprechende in vitro-Verfahren, z. B. Zellkulturen, zur
Gewinnung der antiinflammatorischen Stoffe verwendet werden.
Weiterhin können die antiinflammatorischen Stoffe auf synthetischem
Wege hergestellt werden.
Die antiinflammatorischen Zusammensetzungen können zur Behandlung von
allen entzündlichen und immunologischen Erkrankungen, bei denen bis
lang Corticosteroide verwendet wurden, eingesetzt werden. Dazu sind
insbesondere das chronische Asthma bronchiale, rheumatoide Erkrankun
gen, immunologische Erkrankungen, Hautentzündungen, chronische Leber
entzündungen, Gelenkserkrankungen, Lungengerüsterkrankungen, chronisch
entzündliche immunologische Erkrankungen, Weichteilerkrankungen oder
Systemerkrankungen zu nennen. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß
diese Stoffe bei allen Erkrankungen eingesetzt werden können, bei
denen chronische Entzündungsvorgänge eine ursächliche oder verstärken
de Rolle spielen.
Claims (5)
1. Antiinflammatorische Verbindungen, dadurch erhältlich, daß man eine
kutane allergische Reaktion erzeugt, die im Verlauf der Sofortreaktion
gebildete Flüssigkeit mit an sich bekannten Methoden gewinnt und diese
Flüssigkeit anschließend bei tiefen Temperaturen lagert
oder lyophilisiert, und daß diese Stoffe durch Trypsin-Verdaubarkeit,
Desaktivierbarkeit durch Aceton-Behandlung, proteinhaltige
Zusammensetzung, Lyophilisierbarkeit Aktivierung
entzündungshemmender Zellen, Unterdrückung der verzögerten
Reaktion und Hemmbarkeit ihrer Wirkung
durch Aspirin charakterisiert sind.
2. Verfahren zur Herstellung von antiinflammatorischen Verbindungen nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man in der Haut von Säugern oder in Zellkulturen
durch geeignete Stimuli eine Entzündung hervorruft,
anschließend die antiinflammatorischen Verbindungen aus der Haut isoliert
und diese anschließend mit an sich bekannten Verfahren
weiter auftrennt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, bei dem als Stimulus allergische oder pseu
doallergische Reaktionen verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem als Stimulus anti-IgE verwendet
wird.
5. Pharmazeutische Zubereitung, enthaltend antiinflammatorische Verbin
dungen nach Anspruch 1 oder hergestellt nach einem der Ansprüche 2 bis 4.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE19914133189 DE4133189C2 (de) | 1991-10-07 | 1991-10-07 | Antiinflammatorische Verbindungen, Verfahren zu ihrer Herstellung und sie enthaltende Arzneimittel |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19914133189 DE4133189C2 (de) | 1991-10-07 | 1991-10-07 | Antiinflammatorische Verbindungen, Verfahren zu ihrer Herstellung und sie enthaltende Arzneimittel |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4133189A1 DE4133189A1 (de) | 1993-04-08 |
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DE19914133189 Expired - Fee Related DE4133189C2 (de) | 1991-10-07 | 1991-10-07 | Antiinflammatorische Verbindungen, Verfahren zu ihrer Herstellung und sie enthaltende Arzneimittel |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4133189C2 (de) |
-
1991
- 1991-10-07 DE DE19914133189 patent/DE4133189C2/de not_active Expired - Fee Related
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DE4133189A1 (de) | 1993-04-08 |
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