DE4124048A1 - Josephsonkontakte in hochtemperatursupraleitern und verfahren zu deren herstellung - Google Patents
Josephsonkontakte in hochtemperatursupraleitern und verfahren zu deren herstellungInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf Josephsonkontakte in Hochtem
peratursupraleitern und auf ein Verfahren zu deren Herstellung.
Mehrere Verfahren in dieser Art sind aus der Literaturstelle
Superconductor Industry, Band 4, Heft 2, Sommer 1991, Seite 31
bis 32 bekannt.
Als Josephsonkontakt wird eine Schwachstelle zwischen zwei Su
praleitern bezeichnet, in welcher die beiden Josephsoneffekte
zu beobachten sind. Diese Schwachstelle kann ein supraleitendes
Gebietsein, dessen Sprungtemperatur niedriger ist als die Sprung
temperatur der benachbarten Supraleiter. Die Schwachstelle kann
auch ein Normalleiter sein. Schließlich kann die Schwachstelle
auch eine Isolatorschicht sein, die genügend dünn ist, um Elek
tronen "durchtunneln" zu lassen. Das "Sandwich" eines sogenann
ten Josephson-Tunnelkontakts besteht demnach aus zwei supralei
tenden Schichten, die durch eine dünne Isolatorschicht vonein
ander getrennt sind.
Die supraleitenden Schichten entstehen beispielsweise aus 1 mm
breiten und 2000 Å dicken, metallischen Streifen, die nachein
ander auf einer Glasplatte aufgedampft werden (vgl. Scientific
American, Band 214, 1966, Seite 30 bis 39). Als supraleitendes
Metall kommt beispielsweise Zinn in Frage. Zwischen den beiden
Zinnstreifen mit der Schichtdicke von etwa 2000 Å liegt eine
sehr dünne, etwa 10 Å dicke Isolationsschicht, die durch Oxi
dation des Zinns zu Zinnoxid entstanden ist. Wenn man die Zinn
streifen mit elektrischen Kontakten für Strom und Spannung ver
sieht und die gesamte Anordnung in einem Dewar-Gefäß unter die
Sprungtemperatur für Zinn abkühlt, so sind die physikalischen
Bedingungen gegeben, bei denen die Josephsoneffekte beobachtet
werden können. Wegen der niedrigen Sprungtemperatur für Zinn
(kleiner als 4 Kelvin) wird dieser Josephsonkontakt mit abge
pumptem flüssigem Helium gekühlt. Im Dewar-Gefäß wird der in
nere, mit flüssigem Helium gekühlte Mantel zusätzlich durch
einen äußeren mit flüssigem Stickstoff gefüllten Kühlmantel
umgeben.
Ein Josephsonkontakt kann nicht nur aus Supraleitern wie Zinn,
Blei oder Niob aufgebaut werden, sondern auch aus keramischen
Supraleitern, die seit 1986 bekannt sind. Während die Sprung
temperatur der klassischen, im Jahre 1911 entdeckten Supralei
ter in der Regel zwischen 5 und 20 Kelvin und damit nur knapp
über dem absoluten Nullpunkt liegt, können keramische Supra
leiter bereits bei wesentlich höheren Temperaturen ihren elek
trischen Widerstand verlieren. Im Jahre 1990 lag die höchste
bekannte Sprungtemperatur bei 125 Kelvin (vgl. Spektrum der
Wissenschaft, Oktober 1990, Seite 118 bis 126). Die keramischen
Supraleiter werden deshalb auch als Hochtemperatursupraleiter
bezeichnet. Bei denjenigen Hochtemperatursupraleitern, bei de
nen die Sprungtemperatur über 77 Kelvin liegt, genügt eine
Kühlung aus flüssigem Stickstoff, um den supraleitenden Zu
stand zu erreichen. Die Stickstoffkühlung ist einfach und bil
lig zu bewerkstelligen.
Bei den keramischen Supraleitern handelt es sich um Kristalle,
in denen unterschiedliche Metalloxide eine komplizierte Kri
stallstruktur aus unterschiedlichen Koordinationspolyedern bil
den. Als Koordinationspolyeder bezeichnet man eine energetisch
stabile Raumanordnung von großen Metallatomen, die von kleinen
Sauerstoffatomen umgeben sind. Entscheidend für das elektri
sche Verhalten fast aller Hochtemperatursupraleiter ist die
chemische Bindung zwischen Kupfer und Sauerstoff. Zusätzlich zum
Kupfer sind weitere Metallatome wie Lanthan, Barium, Calcium, Wis
mut, Strontium usw. in den Kristallverband eingelagert. Die Koor
dinationspolyeder des Kupferoxids sind in Ebenen oder Doppelebe
nen angeordnet.
Unter einem Kristall wird im Rahmen der vorliegenden Anmeldung
sowohl ein Einkristall verstanden, der aus einer Schmelze gezogen
wird, als auch eine Kristallschicht, die epitaktisch auf einem
Substrat aufgebracht wird.
Um Josephsonkontakte aus keramischen Supraleitern herzustellen,
nutzt man als Schwachstelle eine Korngrenze zwischen zwei anein
anderstoßenden Kristallen. Aus der eingangs genannten Literatur
stelle Superconductor Industry geht hervor, daß Korngrenzenkon
takte dieser Art nicht so leistungsfähig sind, wie Josephson
kontakte, die aus klassischen Niedertemperatursupraleitern auf
gebaut sind. Zur Erzeugung der dünnen Filme der Korngrenzenkon
takte werden Verfahren der Laserablagerung und der photolitho
graphie herangezogen. Bei der Laserablagerung beispielsweise
wachsen drei Schichten nacheinander epitaxial auf einem Substrat
auf. Zwei Hauptprobleme dieser Korngrenzenkontakte werden be
nannt. Der genaue Ort, an dem der Kontakt zwischen den supra
leitfähigen und den nicht-supraleitfähigen Schichten auftritt,
unterliegt dem Zufall und ist kaum steuerbar. Außerdem ist die
Erzeugung einer größeren Zahl von Kontakten noch nicht steuerbar.
Der prinzipielle Aufbau eines Josephsonkontakts ist in Fig. 1a
graphisch dargestellt. Das Kreuzsymbol zwischen den beiden su
praleitenden Schichten steht für die Schwachstelle, die aufgrund
des Gleichstrom-Josephsoneffekts von einem Suprastrom I durch
flossen wird. Der Spannungsabfall am Josephsonkontakt, der mit
U bezeichnet ist, ist gleich Null und der Suprastrom I fließt
ohne Leitungsverlust, wenn die Bedingungen für den Gleichstrom-
Josephsoneffekt vorliegen. Unter den Bedingungen des Wechsel
strom-Josephsoneffekts nimmt der Spannungsabfall U endliche
Werte an, so daß im Kontakt Leistung umgesetzt wird.
Die Josephsoneffekte werden als bekannt vorausgesetzt. Eine aus
führliche Darstellung ist beispielsweise in dem bereits erwähn
ten Artikel Scientific American Band 214, 1966, Seite 30 bis 39
enthalten, auf den Bezug genommen wird. Demnach können Elektro
nenpaare, sogenannte Cooperpaare, aufgrund ihrer Wellennatur
eine isolierende Barriere zwischen zwei supraleitenden Gebie
ten durchtunneln. In jedem Supraleiter liegen sehr viele Cooper
paare vor. Diese Cooperpaare besetzen einen makroskopischen
Quantenzustand mit der Wellenfunktion ψ= const·ei Φ.
Φ wird als Phase der Wellenfunktion bezeichnet.
Fig. 1b zeigt, wie sich diese Vorstellung an einem Josephson
kontakt auswirkt. Bei einem Schnitt durch die Schichtenfolge
sind die supraleitenden Ladungsträger nicht gleichmäßig ver
teilt. In den beiden supraleitenden Gebieten herrscht eine hohe
Dichte der Cooperpaare, während in der Schwachstelle nur wenige
oder keine Cooperpaare vorhanden sind. Die Cooperpaardichte in
den beiden Supraleitern SL1 und SL2 kann gleichgroß sein, muß es
aber nicht. In dem gegebenen Supraleiter SL1 hat die Wellenfunk
tion die Phasenlage Φ1, in dem Supraleiter SL2 hat die Wellen
funktion die Phase Φ2. Wenn der Supraleiter SL2 sehr weit ent
fernt wäre, so würden in den getrennten Supraleitern die Cooper
paare zwei bestimmte, aber voneinander unabhängige Phasenlagen Φ1
und Φ2 besitzen. Durch den Josephsonkontakt gemäß Fig. 1 sind
die Phasen der beiden Gebiete miteinander gekoppelt. Josephson hat
gezeigt, daß der Suprastrom I, der leistungslos als Gleichstrom
durch den Kontakt gemäß Fig. 1a fließt, nach der einfachen Be
ziehung
I = Ic sin γ (1)
γ = Φ₁ - Φ₂
von der Phasendifferenz γ und dem maximal möglichen Supragleich
strom Ic abhängt.
Während sich beim Gleichstrom-Josephsoneffekt die gesamte Struk
tur trotz der Schwachstelle wie ein einziges supraleitendes Ge
biet verhält, kann der Wechselstrom-Josephsoneffekt unter phy
sikalischen Bedingungen beobachtet werden, bei denen eine end
liche Potentialdifferenz U am Kontakt abfällt. Wenn der in Kon
takt erzwungene Transportstrom I den maximalen Suprastrom Ic über
schreitet, so führt die am Kontakt abfallende Spannung U zu einer
zeitlichen Änderung der Phasendifferenz γ Nach Josephson gilt
hierfür die Beziehung:
e = Elementarladung
ℏ = h/2π
h = Planck'sches Wirkungsquantum.
ℏ = h/2π
h = Planck'sches Wirkungsquantum.
Auch dieser Effekt wird als bekannt vorausgesetzt. Bei einem
bestimmten Spannungsabfall U nimmt die Phasendifferenz γ kon
tinuierlich zu. Wegen der sinusförmigen Beziehung (1) schwingt
der Josephsonstrom I mit einer Frequenz, die folgender Beziehung
gehorcht:
ν = (2e/h) · U (2a)
Diese Relation wird als Josephson-Spannungs-Frequenz-Beziehung
bezeichnet. Der hochfrequente Wechselstrom in Kontakt ist mit
der Abstrahlung eines elektromagnetischen Feldes verbunden. Die
Frequenz liegt im Mikrowellenbereich.
Das gängigste Modell zur Beschreibung eines Josephsonkontakts
ist das Ersatzschaltbild gemäß Fig. 2. Der Gleichstrom-Joseph
soneffekt tritt ein, wenn der extern angelegte Strom I klein
genug ist, um im Wege der Supraleitung die Lücke (Kreuzsymbol)
zu überwinden. Bei höherem Transportstrom I entsteht ein Span
nungsabfall U, der nicht nur die Aufladung einer Kapazität C
des Kontakts und einen zusätzlichen Gleichstrom durch einen
Wirkwiderstand R des Kontakts bewirkt, sondern auch den Supra
strom Ic·sinγ entsprechend Gleichung (2) zum Schwingen bringt.
Mit Blick auf den Wechselstrom entspricht der Stromzweig mit
Kreuzsymbol einer Induktivität, so daß das Wechselstromersatz
schaltbild einem gedämpften Schwingkreis ähnelt. Aus dem Ersatz
schaltbild läßt sich die folgende Differentialgleichung ablei
ten, die den externen Gleichstrom I mit dem zeitlich veränderli
chen Phasenunterschied γ verknüpft:
Außer der externen Stromquelle kann auch ein externes Mikrowel
lenfeld auf den Josephsonkontakt einwirken. In diesem Fall wird
das Ersatzschaltbild um eine Wechselstromquelle erweitert.
(Fig. 3). Entsprechend wird die Differentialgleichung um den
Term IAC sinωt erweitert. Die externe Mikrowellenfrequenz in
terferiert mit der internen Josephsonstromfrequenz, so daß in
der Stromspannungskennlinie des Kontakts Stromsprünge bei be
stimmten Spannungen auftreten (Shapiro-Effekt).
Klassische Supraleiter, die typischerweise aus den Metallen
Blei, Niob und Zinn einschließlich gewisser Legierungen dieser
Metalle bestehen, haben bereits vielfältige Anwendungen gefun
den. Hierzu gehört eine geschlossene supraleitende Schleife mit
zwei Josephsonkontakten, die unter dem Namen SQUID (Superconduc
ting Quantum Interference Device) bekannt geworden ist. Hierbei
handelt es sich um das derzeit empfindlichste Gerät zum Nach
weis von Magnetfeldern. Beispielsweise werden in der Medizin die
schwachen Magnetfelder der Gehirnströme gemessen.
Eine weitere Anwendung ergibt sich aus dem Übergang vom Gleich
strom-Josephsoneffekt zum Wechselstrom-Josephsoneffekt. Bei
Überschreiten der kritischen Stromstärke Ic tritt der endliche
Spannungsabfall schlagartig in Erscheinung. Das abrupte Auftre
ten der Spannung U ist der schnellste und dissipationsärmste
Schaltvorgang, welcher derzeit bekannt ist. Auf dieser Grundlage
sind ultraschnelle Schalter für die Digitaltechnik konstruiert
worden.
Beim Wechselstrom-Josephsoneffekt ist die Frequenz der abgestrahl
ten elektromagnetischen Welle proportional zum Spannungsabfall am
Kontakt. Damit lassen sich kontinuierlich durchstimmbare Hochfre
quenzsender bauen. Die höchsten erreichbaren Frequenzen reichen
bis in den THz-Bereich.
Eine besonders wichtige Anwendung ist das Josephson-Spannungsnor
mal. Diese Anwendung basiert auf der Einstrahlung von Hochfre
quenzfeldern, also auf dem Ersatzschaltbild gemäß Fig. 3. Beim
Betrieb eines solchen Kontakts treten in der Stromspannungskenn
linie bei bestimmten Josephsonspannungen Stromstufen auf (Shapiro-
Effekt). Die Genauigkeit dieser Josephsonspannungen hängt nach der
Spannungsfrequenzbeziehung (2a) nur von den Genauigkeiten ab, mit
denen die Mikrowellenfrequenz und die in der Gleichung enthalte
nen Naturkonstanten angegeben werden können. Diese Unsicherhei
ten sind sehr gering; beispielsweise ist der Josephsonquotient
2e/h=4,8359767 nur mit einer relativen Unsicherheit von 0,3 zu
1 Million behaftet. Der Kehrwert des Josephsonquotienten liegt
bei 2,068 µV/GHz. Seit 1990 wird auch in der Bundesrepublik
Deutschland die Einheit der elektrischen Spannung durch die Be
ziehung (2a) definiert. Um zur Kalibrierung sekundärer Span
nungsnormale Spannungen der Größenordnung 1 Volt zu erreichen,
werden zur Zeit bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
Serienschaltungen von mehreren tausend Josephsonkontakten bei
Frequenzen um 90 GHz eingesetzt.
Wichtig ist, daß bei allen erwähnten Anwendungen flüssiges He
lium zur Kühlung verwendet werden muß. Außerdem ist die Her
stellung der Josephsonkontakte auf der Basis der klassischen Su
praleiter aufwendig.
Bei Hochtemperatursupraleitern, die wegen des geringen Kühlungs
aufwands attraktiv sind, ist es noch erheblich schwieriger, Jo
sephsonkontakte herzustellen. Anwendungen von Hochtemperatursu
praleitern als Josephsonkontakte sind daher bisher nur in Form
von Einzelkontakten für SQUID′s realisiert worden.
Die Erfindung steht vor der Aufgabe, Josephsonkontakte einfacher
herzustellen als dies mit bekannten Strukturierungsverfahren mög
lich ist.
Diese Aufgabe wird durch das im Patentanspruch 1 angegebene Her
stellungsverfahren gelöst. Der Patentanspruch 15 definiert ei
nen Hochtemperatursupraleiter, dessen monokristalliner Aufbau als
Josephsonkontakt genutzt wird. Weitere Merkmale der Erfindung
sind in den Unteransprüchen angegeben.
Bei der Erfindung wird eine Besonderheit der Kristallstruktur
der Hochtemperatursupraleiter benutzt, um Josephsonkontakte zu
konstruieren. Die Hochtemperatursupraleiter sind kristalline
Schichtstrukturen, bei denen der elektrische Transport in den
Kupferoxidebenen stattfindet. Die elektrische Leitfähigkeit in
Richtungen parallel zu den Kupferoxidebenen kann um mehrere Grö
ßenordnungen oberhalb der Leitfähigkeit senkrecht dazu (Leitfä
higkeit in der c-Achse) liegen. Diese Anisotropie ist in Fig. 4
am Beispiel des Hochtemperatursupraleiters Bi2Sr2 CaCu2, O8 der
eine Sprungtemperatur von beispielsweise 80 bis 90 Kelvin be
sitzt, dargestellt. Man erkennt Doppelebenen aus Kupferoxid, in
denen die Koordinationspolyeder jeweils von Pyramiden gebildet
werden. Zwischen den Kupferoxidebenen liegen Schichten mit Wis
mut-, Strontium- und Calciumatomen.
Für die Erfindung kommen zwei Klassen von Hochtemperatursupra
leitern in Frage. Die erste Klasse weist Doppelebenen von Kupfer
oxid auf, wie sie in Fig. 4 dargestellt sind. Jede Doppelebene
ist ein supraleitendes Gebiet mit hoher Cooperpaardichte. Die
Josephsonkontakte befinden sich jeweils zwischen den Doppel
ebenen. Beispiele für Hochtemperatursupraleiter dieser Klasse
sind:
Ein Beispiel für eine zweite Klasse von Hochtemperatursupra
leitern, in denen das Kupferoxid in einfachen Ebenen statt in
Doppelebenen vorliegt, ist Tl Ba2 Cu O5. Die Koordination von
Kupfer und Sauerstoff in diesen Ebenen geschieht in Oktaedern.
Auch zwischen je zwei solcher Ebenen können mit der erfindungs
gemäßen Technik Josephsonkontakte gebildet werden.
Bisherige Realisierungen von Josephsonkontakten mit Hochtempera
tursupraleitern zielten darauf ab, sich natürliche oder künst
lich hergestellte Korngrenzen zu Nutze zu machen. Die Eigen
schaften der Korngrenzen waren im Stand der Technik für die
Schwachstelle zwischen zwei supraleitenden Gebieten verantwort
lich. Dieser Ansatz erforderte einen erheblichen Aufwand bei
der Herstellung des Kontakts. Trotz des hohen Aufwands sind Jo
sephsonkontakte dieser Art schlecht reproduzierbar.
Mit der Erfindung gelingt es durch gezielte Veränderung der Ginz
burg-Landau-Kohärenzlänge senkrecht zu den Kupferoxidebenen,
zwischen je zwei solcher Ebenen oder Doppelebenen Josephsonkon
takte entstehen zu lassen.
Eine Besonderheit der Hochtemperatursupraleiter ist es, daß die
Schichtanordnung der Kupferoxidebenen eine periodische Modula
tion der Cooperpaardichte längs der Richtung senkrecht zu den
Schichten (kristallographische c-Achse) bewirkt.
Die Erfindung hat erkannt, daß diese Modulation soweit beein
flußbar ist, daß technisch nutzbare Josephsonkontakte entste
hen. Steuerparameter für die Modulationstiefe, die sich in Er
weiterung der Fig. 1b periodisch nach rechts und links fortsetzt,
ist das Verhältnis zwischen der Ginzburg-Landau-Kohärenzlänge
und dem Abstand der Kupferoxidebenen oder -doppelebenen. Die
genannte Kohärenzlänge ist nach der Ginzburg-Landau-Theorie
der Supraleitung als Maß für das Abklingen der Cooperpaardichte
an einer Supraleiter-Isolator-Grenzfläche definiert.
Zur Beeinflussung der Kohärenzlänge werden die Kristalle in In
ertgasatmosphäre oder im Vakuum bei kontrolliertem Sauerstoff
partialdruck und bei Temperaturen bis zu 700°C getempert, bis
ein Verhältnis der elektrischen Leitfähigkeiten parallel zu den
Kupferoxidebenen zu der Leitfähigkeit senkrecht zu den Ebenen
zwischen 10 und ca. 106 erreicht ist. Die elektrischen Eigen
schaften der Kontakte wie Kapazität C und Nebenschlußwiderstand
R und kritische Suprastromdichte jc lassen sich so für den ge
wünschten Anwendungsfall genau einstellen.
Ein erfindungsgemäß hergestellter Einkristall bildet einen Stapel
von Josephsonkontakten in atomarer Größenordnung. Weil die Ei
genschaften des Stapels auf die Schichtung des Einkristalls
zurückzuführen sind, wird die Erfindung als Herstellung intrin
sischer Josephsonkontakte charakterisiert. Die Sauerstoffbehand
lung läuft im allgemeinen auf eine Verminderung der quantenme
chanischen Kopplung zwischen den supraleitenden Ebenen hinaus,
kann jedoch bei bestimmten Kristallen auch eine Erhöhung der
quantenmechanischen Kopplung bewirken. Daneben ist es zur Erzie
lung der intrinsischen Josephsoneffekte notwendig, daß die Aus
dehnung des Einkristalls in Richtung der supraleitfähigen Ebe
nen eine Grenze nicht überschreitet, die durch die Eindring
tiefe des Magnetfeldes parallel zu den Ebenen gesetzt wird. Wenn
die Ausdehnung der Kristalle diese Eindringtiefe überschreitet,
würde das Eigenfeld der Transportströme durch den Kontakt zur
Ausbildung von Flußwirbeln führen, die den gewünschten Josephson
effekt überdecken würden.
Ein Ausführungsbeispiel und drei mögliche Anwendungen der Erfin
dung werden anhand der Fig. 1 bis 8 näher erläutert. Es zeigt
Fig. 1 eine räumliche Anordnung der Supraleiter mit einem
Josephsonkontakt (Fig. 1a) und ein Beispiel für die
zugehörige Cooperpaardichte als Funktion des Orts
in der Umgebung des Kontakts (Fig. 1b);
Fig. 2 ein elektrisches Ersatzschaltbild eines Josephson
kontakts;
Fig. 3 ein elektrisches Ersatzschaltbild eines Josephson
kontakts bei Anwesenheit eines zusätzlichen externen
Mikrowellenfeldes;
Fig. 4 die Schichtstruktur eines für die Erfindung geeigne
ten keramischen Materials mit Koordinationspolyedern;
Fig. 5 ein schematischer Schnitt senkrecht zu den Ebenen
eines Hochtemperatursupraleiters nach der Erfindung;
Fig. 6 ein Modell eines stromgesteuerten Hochfrequenzsen
ders nach der Erfindung;
Fig. 7 das Prinzip eines Josephsonspannungsnormals nach der
Erfindung;
Fig. 8 das Prinzip einer SQUID-Schleife zur Messung schwacher
Magnetfelder mit intrinsischen Josephsonkontakten
nach der Erfindung.
Um einen Josephsonkontakt mit denjenigen Eigenschaften zu erzeu
gen, die anhand der Fig. 1 bis 3 aufgezeigt wurden, wird erfin
dungsgemäß die Schichtstruktur eines keramischen Materials heran
gezogen. In Fig. 4 ist beispielhaft die Kristallstruktur des
Hochtemperatursupraleiters Bi2 Sr2 Ca Cu3 O8 dargestellt. Die
Kristallstruktur dieses an sich bekannten Hochtemperatursupra
leiters zeichnet sich durch eine Kupferoxid-Doppelebene aus. In
der Doppelebene stehen sich die Basisflächen von pyramidenförmi
gen Koordinationspolyedern gegenüber. Zwischen den Kupferoxid
doppelebenen liegen verhältnismäßig dicke, wenig leitfähige
Schichten aus Wismut und Sauerstoff. In der Auswahl eines Supra
leiters mit einer Kristallstruktur, wie sie beispielhaft in
Fig. 4 dargestellt ist, liegt ein Aspekt der Erfindung.
Die gezielte Veränderung der Leitfähigkeit senkrecht zu den Ebe
nen wirkt sich so aus, daß weniger Sauerstoffatome als üblich in
den Zwischenschichten liegen und die supraleitfähigen Schichten
stärker voneinander isoliert werden.
Ein so behandelter Einkristall kann als Stapel von Josephsonkon
takten benutzt werden. Die Fig. 5 zeigt modellhaft, wie ein sol
cher Stapel aufgebaut und von einem Suprastrom durchflossen ist.
Die Kupferoxid-Doppelebenen bilden in diesem Ausführungsbeispiel
die supraleitenden Gebiete, zwischen denen die erzeugten Schwach
stellen liegen. Wenn der erfindungsgemäße Einkristall quer zu der
Schichtrichtung von einem Strom I durchflossen wird, dann zeigt
der Kristall als solcher diejenigen Eigenschaften, die auf die
Josephsoneffekte zurückgehen. Beispielsweise läßt sich an dem
Kristall eine kritische Stromstärke Ic feststellen, bei deren
Überschreitung eine Spannung am Kristall abfällt und Mikrowellen
energie abgestrahlt wird.
Für die Erfindung ist auch wichtig, daß die Breite b des Ein
kristalls in Richtung der Ebenen nicht zu groß wird. Bei dem
in Fig. 4 dargestellten Hochtemperatursupraleiter hat es sich
als zweckmäßig erwiesen, wenn der Einkristall eine Fläche von
30 µm·30 µm besitzt. Diese Abmessung in horizontaler Rich
tung ist kleiner als die Eindringtiefe des Magnetfelds in dieser
Richtung, die bei dem gewählten Ausführungsbeispiel ungefähr
bei 100 µm liegt.
Die Erfindung läßt sich überall dort anwenden, wo Josephsonkon
takte auf der Basis von klassischen Supraleitern bereits Anwen
dung gefunden haben. In allen Anwendungsfällen ist der Aufwand
für die Herstellung der Josephsonkontakte und der Aufwand für
die Integration mit anderen Schaltungselementen wesentlich ge
ringer als bisher. Zusätzlich erlaubt die Verwendung von Hoch
temperatursupraleitern flüssigen Stickstoff als Kühlmittel. Die
Packungsdichte einer Anordnung aus mehreren Josephsonkontakten
läßt sich auf atomare Größenordnungen reduzieren.
Die Fig. 6 zeigt - insoweit ähnlich wie die Fig. 5 - schematisch
den Schnitt durch die Kristallstruktur von Bi2 Sr2 Ca Cu2 O8 senk
recht zu den Kupferoxidebenen. Zusätzlich ist jedem Josephson
kontakt das Modell gemäß Fig. 2 überlagert. Stellt man durch
einen eingeprägten Strom I einen Spannungsabfall U über dieser
Anordnung ein, so gilt für die Frequenz der Mikrowellenstrah
lung
ν = (1/N) (2e/h) U (4)
N = Zahl der hintereinandergeschalteten
Josephsonkontakte.
Da die entsprechende Differentialgleichung (3) nichtlinear ist,
können die einzelnen Josephsonkontakte aufeinander einrasten,
d. h. elektromagnetische Strahlung konstanter Phasenlage
emittieren. Bei der Interaktion zwischen den einzelnen Josephson
kontakten spielt die Tatsache eine Rolle, daß die Induktivität
der hintereinandergeschalteten Parallel-Schwingkreise kein
lineares Element ist. Bei dem erfindungsgemäßen Einkristall lie
gen die Josephsonkontakte so dicht zusammen, daß die Interaktion
von Kontakt zu Kontakt über eine interne Rückkopplung stattfin
det. Beispielsweise können mehr als N=50 Josephsonkontakte ei
ne Gruppe bilden, die durch eine feste Phasenbeziehung aufeinander
abgestimmt sind. Diese Phasenübereinstimmung macht sich beim Sha
piro-Effekt dadurch bemerkbar, daß die Spannungsstufen N mal grö
ßer sind als sie es für einen einzelnen Josephsonkontakt wären.
Das Kristallplättchen ist im untersuchten Ausführungsbeispiel
3 µm dick. Die Anzahl der möglichen Kontakte beträgt z. B. 700
pro µm Kristalldicke. Diese hohe Anzahl von Kontakten erlaubt
relativ hohe Abstrahlleistungen, ein entscheidender Vorteil ge
genüber der Hintereinanderschaltung diskreter Kontakte. Bei der
Hintereinanderschaltung diskreter Kontakte ist die Abmessung
der Anordnung durch die Wellenlänge der emittierten Strahlung
nach oben begrenzt. Die Packungsdichte von Josephsonkontakten
ist bei den derzeit bekannten Strukturierungsverfahren gering.
Die Packungsdichte im erfindungsgemäßen Kristall wird dagegen
durch den Abstand der Ebenen gemäß Fig. 4 bestimmt und über
schreitet die bekannten Packungsdichten um mehrere Größenordnun
gen.
Der Kristall läßt sich als stromgesteuerter Hochfrequenzsender
verwenden. Die Rückkopplungsimpedanz Z symbolisiert die in
terne Rückkopplung. Bei Serienschaltung diskreter Josephson
kontakte im klassischen Sinne ist an dieser Stelle eine externe
Beschaltung zur Erzielung des Einrastvorgangs unvermeidlich.
Die erfindungsgemäße Kristalleigenschaft wurde durch eine Mikro
wellenabstrahlung im X-Band-Bereich bestätigt. Der X-Band-Bereich
umfaßt Frequenzen von 10 bis 12 GHz. Mit dem erfindungsgemäßen
Kristall sind jedoch noch wesentlich höhere Frequenzen zu erzeu
gen. Durch Variation des Stroms I läßt sich die Frequenz steuern.
Die Umkehrung der Anordnung gemäß Fig. 6 führt zu einem Joseph
son-Spannungs-Normal (Fig. 7). Der Kristall wird einer Mikrowel
leneinstrahlung von definierter Frequenz ausgesetzt. Die am
Kristall entstehende Spannung U gehorcht der Gleichung (4). Die
Spannungsabfälle der N beteiligten Josephsonkontakte addieren
sich. Bei einer Mikrowellenfrequenz von 10 GHz wurde eine Span
nung von U=2 mV erreicht. Bei entsprechend hohen Kapazitäten
C kann erreicht werden, daß die Spannung U am Kristall entsteht,
ohne daß Strom I aufgeprägt werden muß. Es genügt allein die
Mikrowelleneinstrahlung zur Erzeugung des Gleichstromanteils.
Auch der als SQUID bekannte Magnetfelddetektor kann mit den
intrinsischen Josephsonkontakten wesentlich einfacher reali
siert werden als bisher. Fig. 8 zeigt zwei erfindungsgemäße Ein
kristalle. Die beiden Kristalle sind in bekannter Weise durch
supraleitende Verbindungen zu einer Schleife verschaltet. Schon
sehr kleine Magnetfelder senkrecht zu dieser Schleife sind in
der Lage, meßbare Änderungen des kritischen Stroms in der
Supraleiteranordnung zu bewerkstelligen. Ein SQUID gemäß
Fig. 8 kann in integrierter planarer Schaltungstechnik her
gestellt werden. Hierzu müssen in dem supraleitenden Ring die
zwei Kristalle so integriert werden, daß der Strom im Ring die
Kristalle jeweils parallel zur kristallographischen c-Achse pas
siert.
Claims (22)
1. Verfahren zur Herstellung von Hochtemperatursupralei
tern, die nach folgenden Herstellungsschritten mindestens einen
intrinsischen Josephsonkontakt bilden:
- - ein kleiner Einkristall, dessen Abmessungen unterhalb der Eindringtiefe des Magnetfelds senkrecht zur kristal lographischen c-Achse liegen, wird aus der Schmelze ei nes Hochtemperatursupraleiters gezogen oder epitaktisch auf ein Substrat aufgebracht;
- - der Einkristall wird in inerter Atmosphäre oder im Vakuum bei kontrolliertem Sauerstoffpartieldruck herge stellt oder nachbehandelt;
- - an den Grenzflächen, die parallel zu den supraleit fähigen Schichten des Einkristalls liegen, werden gut leitfähige Kontakte aufgedampft;
- - der Einkristall wird unter seine supraleitende Sprung temperatur abgekühlt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
mehrere Josephsonkontakte im Einkristall einen dichtgepackten
Stapel bilden.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der keramische Supraleiter aus
Bi2 Sr2 Ca Cu2 O8 besteht.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der keramische Supraleiter aus der
Klasse
ausgewählt ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß der keramische Supraleiter aus Tl Ba2 Cu O5
oder aus einer anderen Keramik der Klasse mit einfachen
Kupferoxidebenen besteht.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch ein Einkristallplättchen oder eine mono
kristalline Schicht mit einer Dicke ungefähr zwischen 100 Å
und 10 µm.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch Abmessungen in Schichtrichtung, die kleiner
als 100 µm·100 µm sind.
8. Verfahren nach Anspruch 7, gekennzeichnet durch ein
Einkristallplättchen, das in Schichtrichtung etwa 30 µm·30 µm
mißt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch Argon, Helium oder Stickstoff als Inert
gas.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der kontrollierte Sauerstoffpar
tialdruck zwischen null und mehreren hundert bar liegt.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch Tempern in Argon-Atmosphäre als Nachbe
handlung.
12. Verfahren nach Anspruch 11, gekennzeichnet durch Tem
pern bei etwa 700°C oder geringeren Temperaturen.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch Goldkontakte an den Grenzflächen.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch Kontaktwiderstände von weniger als
10-4 Ohm cm2.
15. Monokristalliner Hochtemperatursupraleiter mit schicht
weise vorliegenden supraleitfähigen Ebenen, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Abstand benachbarter supra
leitfähiger Schichten oder Doppelschichten etwa 10x so groß
ist wie die supraleitende Ginzburg-Landau-Kohärenzlänge in Rich
tung dieses Abstands, und daß das monokristalline Plättchen oder
die Schicht in Richtung der supraleitfähigen Ebenen nicht größer
dimensioniert ist als die Eindringtiefe eines externen Magnet
felds parallel zu den Ebenen.
16. Monokristalliner Hochtemperatursupraleiter nach An
spruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die supraleitende Schicht
durch Kupferoxid gebildet wird.
17. Monokristalliner Hochtemperatursupraleiter nach An
spruch 15 oder 16, gekennzeichnet durch eine Schichtdicke unge
fähr zwischen 100 Å und 10 µm.
18. Monokristalliner Hochtemperatursupraleiter nach An
spruch 15 bis 17, gekennzeichnet durch Abmessungen in Schicht
richtung, die kleiner als 100 µm·100 µm sind.
19. Monokristalliner Hochtemperatursupraleiter nach An
spruch 15 bis 18, gekennzeichnet durch ein Einkristallplätt
chen, das in Schichtrichtung etwa 30 µm·30 µm mißt.
20. Monokristalliner Hochtemperatursupraleiter nach den
Ansprüchen 15 bis 19, gekennzeichnet durch Goldkontakte an den
Grenzflächen parallel zu den supraleitfähigen Schichten.
21. Monokristalliner Hochtemperatursupraleiter nach den
Ansprüchen 15 bis 20, gekennzeichnet durch Kontaktwiderstände
von weniger als 10-4 Ohm cm2.
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