DE4118880C2 - Verfahren zur selektiven Bestimmung der Konzentration gelöster Substanzen in enzymatischen Reaktionen - Google Patents
Verfahren zur selektiven Bestimmung der Konzentration gelöster Substanzen in enzymatischen ReaktionenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur
selektiven Bestimmung der Konzentration gelöster
Substanzen, die bei enzymatischen Reaktionen als
Substrate verwendet werden und keine dauerhaften
enzymatischen Hemmwirkungen aufweisen oder als Produkte
gebildet werden, durch Messung der bei der
enzymatischen Reaktion auftretenden Änderung des
optischen Absorptionsverhaltens des Enzyms oder des am
Enzym gebundenen Koenzyms oder des Enzym-Koenzym-
Komplexes oder des Enzym-Substrat-Komplexes oder des
Enzym-Produkt-Komplexes.
Eine nicht geringe Zahl von Stoffen, die in Lebewesen
als Ausgangsstoffe (Substrate) von enzymatischen Reak
tionen dienen, lassen sich grundsätzlich über diese
enzymatischen Reaktionen nachweisen. Bei Enzymelektro
den bzw. Enzymsensoren wird meist entweder das gebilde
te Produkt oder ein weiterer Ausgangsstoff der enzyma
tischen Reaktion mit Hilfe eines Wandlers (Transducers
bzw. chemischen Sonsors) nachgewiesen.
Bei einem bekannten Glukosesensor (L. C. Clark und C.
Lyons, Ann. New York Acad. Sci. 102 (1962) 29) wird mit
Hilfe eines amperometrischen Wandlers die Sauerstoff
konzentration in einer Lösung gemessen, die bei Anwe
senheit von Glukose (Substrat) und Glucoseoxidase (En
zym) abnimmt, da bei der enzymatischen Reaktion Sauer
stoff als Cosubstrat verbraucht wird. Als Wandler
(Transducer, Transduktoren) werden in erster Linie
elektrochemische, d. h. potentiometrische oder ampero
metrische Elektroden, ionenselektive Elektroden und
ionenselektive Feldeffekttransistoren (ISFETS) verwen
det.
Ferner sind Thermistorwandler vorgeschlagen worden, bei
denen eine durch die bei der enzymatischen Reaktion
freiwerdende oder verbrauchte Reaktionsenthalpie er
zeugte Temperaturänderung zur Anzeige verwendet wird.
Weiterhin sind optoelektronische Sensoren entwickelt
worden. Sie haben den Vorteil einer geringen Empfind
lichkeit gegen elektromagnetische Störfelder. Die be
kannten Sensoren messen entweder die Fluoreszenz oder
die optische Absorption von Substrat oder Reaktions
produkt oder von insbesondere pH- oder O2-empfindlichen
Indikatorstoffen:
Zum Beispiel wird zur Bestimmung der Konzentration von
Nitrophenylphosphat diese Substanz mit Hilfe einer
Phosphatase zu Nitrophenol umgesetzt. Dieses Reaktions
produkt ist gelb gefärbt und kann deshalb durch Absorp
tionsmessung gemessen werden.
Es gibt aber zahlreiche enzymatische Reaktionen, bei
denen sowohl die Ausgangssubstanz als auch die Reakti
onsprodukte im jeweils zugänglichen Spektralbereich und
insbesondere im sichtbaren Spektralbereich keine Absor
ption aufweisen. Eine optische Absorptionsmessung ist
dann allenfalls über Indikatoren möglich. Wenn sich bei
der enzymatischen Reaktion der pH-Wert ändert, kann man
dies mit Hilfe eines zugesetzten pH-Indikators messen.
Dies Vorgehensweise ist aber in stark gepufferten Lö
sungen mit Schwierigkeiten verbunden. Vor allem aber
erreichen die auf der Messung der optischen Absorption
von Substrat oder Reaktionsprodukt beruhenden Sensoren
im allgemeinen nicht Empfindlichkeiten bis unter 10
µmol/l. Andererseits ist bei Sensoren, die als Enzym
eine Oxidase verwenden und nach dem oben erwähnten
Prinzip (Glukoseoxidase-Sensor) als Wandler eine Sauer
stoffelektrode verwenden, der Meßbereich bei höheren
Konzentrationen begrenzt, da die Sauerstoffsättigung in
Lösungen bei ca. 300 µmol/l liegt.
Der ideale Meßbereich für einen Glukosesensor liegt
aber zwischen ca. 1 µmol/l und einigen 100 mmol/l (Glu
kosekonzentration in einigen Nährmedien in Bioreakto
ren).
Aus der US-Druckschrift US-4 411 989 ist ein Verfahren
und eine Vorrichtung zur Bestimmung der Konzentration
von Substanzen, nämlich sogenannten Enzym-Hemmstoffen,
zu entnehmen, die im Wege einer Vergleichsmessung hin
sichtlich der unterschiedlichen Absorptionsverhalten
des freien Enzyms und des mit dem Enzym-Hemmstoff ver
bundenen Enzyms, erhalten wird. Enzym-
Hemmstoffreaktionen führen jedoch zu einem
irreversiblen Enzym-Hemmstoffkomplex, der in einen
stabilen Zustand übergeht, so daß das Enzym nach der
Verbindung für weitere Reaktionen nicht mehr zur Ver
fügung steht. Andere Reaktionsverhalten zeigen jedoch
Enzyme, die als Katalysatoren dienen und am Ende einer
enzymatischen Reaktion wieder in der ursprünglichen
Form vorliegen.
Aus "Angew. Chem. 103 (1991) Heft 5, 519-541, insbes.
S. 536 Abschn. 3.1.3." geht hervor, daß zur
Substraterkennung die Untersuchung der Eigenfloureszenz
von Enzymen und deren Kofaktoren während der
Enzymreaktion herangezogen werden. Das gleiche ist
auch aus "GIT Fachz. Lab. 11/89, S. 1102, Abschn. 6.4"
zu entnehmen. Es wird ausgeführt, daß sich während
einer Enzymreaktion die Fluoreszenzeigenschaften der
beteiligten Cosubstrate ändern, so daß mittels ge
eigneter Absorptionsuntersuchungen Aussagen über das
Vorhandensein von Substraten möglich sind.
In einem Beitrag von H. Gutfreund et al., Biochem. J.
(1968) 106, Seiten 683 bis 687 wird der Einfluß der
Konzentration von Enzymen in wässrigen Lösungen auf ihr
Fluoreszenzverhalten beschrieben, das spektroskopisch
erfasst werden kann.
Ebenso geht aus Biological Abstracts, BA 66: 54 722;
von T. Kunikata et al.; J. Biochem. (Tokyo) 83 (1978),
Seiten 1435 bis 1442 ein Verfahren zur Untersu
chung der Bindungsplätze von Substraten anhand der Absor
ptionsänderungen hervor, das mit Hilfe spektroskopischer
Titration durchgeführt wird. Dieses bekannte Verfahren
wird zur Charakterisierung von Enzymen verwendet. So ist
es auf diese Weise möglich, Enzymeigenschaften zu be
stimmten, wie beispielsweise Zahl der Bindungsplätze oder
Bestimmung der Bindungskonstanten. Das genannte Ver
fahren ist jedoch nicht dazu geeignet, Konzentrationen
von Substraten oder Produkten zu bestimmen.
Aus Biological Abstracts, BA 75: 64083; von M. Arrio-
Dupont, D. Verge; Eur. J. Biochem. 125 (1982) Seiten
183 bis 188 ist eine theoretische Abhandlung über die
Bestimmung der Dissozationskonstanten
des Enzymsubstratkomplexes anhand von Differenzspektren
bei verschiedenen Substratkonzentrationen zu entnehmen. So
ist die Enzymsubstrat-Komplexbildung in vielfacher Weise
von den Randbedingungen einer Reaktion abhängig. Die
üblichen Nachweisreaktionen von Enzymen sind daher so
ausgelegt, daß möglichst definierte Bedingungen ein
gehalten werden können (Puffersubstanz zur Konstanthaltung
des pH-Wertes, Substratkonzentration weit oberhalb des
sogenannten Km-Wertes, um selbst bei geringfügig variie
renden Reaktionsbedingungen vollständige Substrat
sättigung, d. h. maximale Enzymsubstrat-Komplexbildung, zu
gewährleisten).
Ferner sind in folgenden Beiträgen,
Angew. Chem. 103 (1991) Heft 5, Seiten 519-541, insbes. S. 533 linke Spalte 2. Absatz, Seite 536 Abschnitt 3.1.3. sowie Seiten 538/539 Abschnitt 3.7,
GIT Fachz. Lab. 11/89, Seiten 1097-1103, insbes. Seite 1098, linke Spalte 2. Absatz sowie Seite 1102 Abschnitt 5.5, Seiten 1102/1103, Abschnitt 6.4 sowie
Chimia 42 (1988), Seiten 267-271, insbes. Seite 269 linke Spalte
Verfahren beschrieben, mit denen mittels optischer Spektroskopie die Konzentration von Ezymen ermittelt werden kann.
Angew. Chem. 103 (1991) Heft 5, Seiten 519-541, insbes. S. 533 linke Spalte 2. Absatz, Seite 536 Abschnitt 3.1.3. sowie Seiten 538/539 Abschnitt 3.7,
GIT Fachz. Lab. 11/89, Seiten 1097-1103, insbes. Seite 1098, linke Spalte 2. Absatz sowie Seite 1102 Abschnitt 5.5, Seiten 1102/1103, Abschnitt 6.4 sowie
Chimia 42 (1988), Seiten 267-271, insbes. Seite 269 linke Spalte
Verfahren beschrieben, mit denen mittels optischer Spektroskopie die Konzentration von Ezymen ermittelt werden kann.
Den vorstehend genannten enzymatischen Reaktionen
haftet jedoch der Nachteil an, daß sie sehr schnell
ablaufen, wodurch der Nachweis sehr kleiner
Konzentrationen von Substraten nicht möglich ist.
Auch die bekannten Verfahren erlauben nicht eine
Konzentrationsbestimmung von Enzymen, die bereits in
niedrigen Konzentrationen vorliegen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur selektiven Bestimmung der Konzentration von gelö
sten Substanzen anzugeben, die bei enzymatischen Reak
tionen als Substrate verwendet oder als Produkte gebil
det werden, bei dem sowohl geringste Konzentrationen
als auch vergleichsweise große Konzentrationen nachge
wiesen werden können, ohne daß das Verfahren gegen
äußere Einflüsse und insbesondere elektromagnetische
Störfelder empflindlich wäre.
Eine erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe ist im
Patentanspruch 1 gekennzeichnet. Weiterbildungen der
Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Die Erfindung geht von dem bekannten Grundgedanken aus,
daß sich bei einer Reihe von Enzymen die optische Ab
sorption des Enzyms bei der enzymatischen Reaktion
vorübergehend ändert. Es wird deshalb die Änderung des
optischen Absorptionsverhaltens zur Bestimmung der
Konzentration bestimmt, wobei weder die Änderung des
optischen Absorptionsverhaltens der Ausgangssubstanz
bzw. des Substrats noch des Produkts der enzymatischen
Reaktion oder eines Indikatorstoffes herangezogen,
sondern das Absorptionsverhalten des Enzyms selbst
gemessen wird, das durch einen im allgemeinen
kurzlebigen Zwischenzustand bestimmt wird.
Enzyme sind Biokatalysatoren, die gemäß der allgemeinen
Definition für Katalysatoren eine (bio-)chemische Reak
tion selektiv auslösen und steuern, ohne sich selbst
dabei zu verändern. Tatsächlich durchlaufen aber Enzyme
häufig kurzlebige Zwischenzustände, die im allgemeinen
meßtechnisch nur schwer zu erfassen sind oder nur aus
der Reaktionskinetik erschlossen werden können.
Trotz der bestehenden Schwierigkeiten wird der bei
einer Enzymreaktion auftretende Zwischenzustand eines
Enzyms optisch erfaßt. Dies gelingt erfindungsgemäß
dadurch, daß die zur Messung erforderliche
Meßempfindlichkeit durch Regelung der Konzentration
bzw. der Zufuhr eines Elektronen- oder Protonendonators
oder -akzeptors auf einen bestimmten Bereich eingeste
llt wird. Auf diese Weise kann der Zwischenzustand
bspw. künstlich verlängert werden, was zur Messung
niedriger Konzentrationen erforderlich ist oder aber
weiter verkürzt werden, was zur Messung von hohen
Konzentrationen vorteilhaft ist. Hierdurch gelingt es,
einen Enzymsensor zu schaffen, der Substratkon
zentrationen zwischen ca. 0,1 µmol/l und ca. 100 mmol/l
selektiv messen kann.
Insbesondere kann es sich bei den im Anspruch 2 angege
benen Zwischenzuständen nicht nur um einen energeti
schen Zwischenzustand, wie beispielsweise einen elek
tronisch angeregten Zustand ohne sonstige Änderungen,
sondern auch um einen chemisch veränderten Zustand oder
um einen anderen Konformationszustand bzw. um eine Kom
bination aus den vorgenannten Zwischenzuständen han
deln.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungs
beispielen unter Bezugnahme auf die Zeichnung exempla
risch beschrieben, in der zeigen:
Fig. 1 eine Vorrichtung zur Durchführung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens, und
Fig. 2 das Gesamtsystem.
Die Erfindung wird im folgenden am Beispiel der Messung
des Substrates Glucose mittels des Enzyms Glucoseoxida
se beschrieben:
Bei der Umwandlung von Glucose in Glucono-δ-Lacton, das
dann seinerseits zu Gluconsäure hydrolysiert, wird die
Glucoseoxidase reduziert und in einer sehr raschen
Folgereaktion durch den gelösten Sauerstoff wieder
oxidiert. Die Änderung der chemischen Konstitution des
Enzyms ist grundsätzlich mit Änderungen der optischen
Eigenschaften verbunden. Infolge der raschen
Rückoxidation, insbesondere bei kleinen Substrat
konzentrationen (z. B. unter 1 mmol/l), ist dieser Ef
fekt offensichtlich bislang nicht für den selektiven
Nachweis niedriger Glucosekonzentrationen angewendet
worden.
Bei dem im folgenden beschriebenen erfindungsgemäßen
Verfahren ist unter Ausnutzung der vorstehend be
schriebenen Vorgangs die Bestimmung selbst kleinster
Substratkonzentrationen bis herab zu weniger als
1 µmol/l möglich.
Dabei wird bei dem folgenden Ausführungsbeispiel ohne
Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens eine
Meßanordnung verwendet, die ein Fließinjektionssystem
(flow injection analysis, FIA) aufweist.
Fig. 1 zeigt eine Meßzelle 1, die einen Strömungskanal
2 für die zu messende Substratlösung aufweist. Der
Strömungskanal 2 ist durch eine selektive, d. h. für das
Substrat durchlässige, für das Enzym undurchlässige
Membran 3 von der Enzymkammer 4 getrennt, in der sich
die Enzymlösung befindet. Die Enzymkammer 4 kann über
zwei Fenster 5 mit Licht durchstrahlt werden, so daß
mit Hilfe einer in Fig. 1 nicht dargestellten Licht
quelle/Filter/Photoempfänger-Anordnung die optische
Absorption gemessen werden kann. Statt der kombinier
ten Lichtquelle/Filter kann auch ein Laser oder eine
Leuchtdiode verwendet werden. Selbstverständlich kann
die Zelle 1 auch an Lichtleiter, z. B. Faserlichtleiter,
angekoppelt werden.
In dem gewählten Beispiel wird Licht mit der Wellenlän
ge 450 nm eingestrahlt. Es kann aber auch eine Absorp
tionsänderung in einem anderen Spektralbereich herange
zogen werden, z. B. im infraroten Spektralbereich zwi
schen 1630 und 1670 cm-1.
Fig. 2 zeigt, daß in den Strömungskanal über ein Fließ
injektionssystem 8 wahlweise Pufferlösung 6 oder Sub
stratlösung 7 (d. h. die zu messende Lösung) eingespeist
werden kann. Das Fließinjektionssystem 8 besteht im
wesentlichen aus zwei Pumpen 9 und jeweils einem Vor
rats- oder Probenahmebehälter 10, sowie der photometri
schen Vorrichtung 12, die die in Fig. 1 gezeigte Meß
zelle 1 enthält.
Substrat- und Pufferlösung können durch einen Entgaser
11 (z. B. durch Durchleiten des Substratflusses durch
einen sauerstoffpermeablen Schlauch - z. B. aus einem
Polysiloxan oder Polyfluorkarbon - in einem Vakuumge
fäß) weitgehend von Sauerstoff befreit werden.
Der Strömungskanal der Durchflußküvette wird zunächst
von einer Pufferlösung durchflossen. Dabei wird für die
optische Absorption ein Referenzwert (Nullinie) gemes
sen. Bei Umschalten auf die Substratlösung diffundiert
Substrat in die Enzymkammer. Dadurch nimmt die optische
Absorption in der Enzymkammer ab, weil nun das Enzym
reduziert wird. Die Abnahmerate ist zur Substratkonzen
tration proportional. Auf diese Weise können sehr klei
ne Substratkonzentrationen gemessen werden bis herab zu
weniger als 1 µmol/l. Durch Integration der Abnahmekurve
kann die Meßempfindlichkeit erhöht werden. Nach einiger
Zeit (je nach Dimensionierung nach einigen Minuten oder
einigen 10 Minuten) wird wieder auf Pufferlösung umge
schaltet und der Rückgang des Signals auf die Nullinie
kontrolliert. Das Signal nimmt wieder seinen ursprüng
lichen Wert an, wenn das Substrat wieder aus der Enzym
kammer herausdiffundiert und Sauerstoff nachdiffundiert
ist.
Will man höhere Substratkonzentrationen messen, wird
ein niedrigerer Grad der Entgasung kontrolliert einge
stellt, so daß zusammen mit dem Substrat auch eine
kontrollierte Menge an Sauerstoff eindiffundieren kann.
Auf diese Weise können hohe Substratkonzentrationen
gemessen werden, die wesentlich größer als 1 mol/l
sind.
Durch geeignete Dimensionierung der Durchflußküvette
und der Enzymkammer, durch Kontrolle von Fließgeschwin
digkeit und Sauerstoffkonzentration können Meßempfind
lichkeit und Ansprechgeschwindigkeit in weiten Grenzen
variiert werden.
Die Messung eines durch Sauerstoffentzug künstlich
verlängerten Zwischenzustandes des Enzyms hat den gro
ßen Vorteil, daß man auf diese Weise wesentlich gerin
gere Konzentrationen messen kann als durch die direkte
Messung von Ausgangssubstanz oder Reaktionsprodukt,
falls diese überhaupt geeignete Absorptionsbanden ha
ben:
Wenn man das in einem genügend großen Volumen gelöste
Substrat mit einer bestimmten Enzymmenge reagieren
läßt, hängt die Nachweisgrenze nicht so sehr von der
Substratkonzentration sondern von der eingesetzten
Enzymmenge ab. Durch Verhinderung der Rückoxidation hat
man einen integrierenden Effekt. Bei geringeren Sub
stratkonzentrationen muß man nur entweder länger inte
grieren oder eine größere Austauschfläche (Membran,
Oberfläche des Immobilierungsgels) anbieten, um ein
genügend hohes Signal zu bekommen. Auf diese Weise ist
es möglich, auch Konzentration zu bestimmen, die klei
ner als 1 µmol/l sind. Für höchste Nachweisempfindlich
keiten ist es von besonderem Vorteil, wenn die Oxidase
katalasefrei ist. Das Enzym Katalase ist oft als Verun
reinigung in Präparaten der Oxidasen enthalten.
An einem Ausführungsbeispiel für Glucose (Enzym: Gluko
seoxidase) wurden folgende Daten verwendet bzw. folgen
de Werte gemessen;
Als Membran 3 diente eine 20 µm dicke Dialysemembran
mit einer Ausschlußgrenze von 20.000 Dalton. Die Enzym
kammer 4 hatte in Durchstrahlungsrichtung eine Dicke
von wenigen Millimetern und war mit einer gesättigten
Lösung von Glucoseoxidase gefüllt. Die Glucoseoxidase
stammt aus Aspergillus niger und enthält ungefähr 11
bis 16% Kohlenhydrat-Reste. Als Pumpen 9 wurden stufen
los regulierbare peristaltische Pumpen verwendet. Sie
wurden so betrieben, daß der Gesamtfluß (Puffer- und
Substratlösung) konstant war, der Anteil der Substrat
lösung am Gesamtstrom aber nach Bedarf definiert ein
gestellt werden konnte. Als Entgaser wurde ein übli
cherweise in der Hochdruckflüssigchromatographie einge
setztes Gerät verwendet.
Bei Umschaltung von Pufferlösung auf Substratlösung
sinkt die optische Absorption ab, und aus der Steigung
kann die Glucosekonzentration ermittelt werden. Die
Empfindlichkeit kann durch Wahl von Gesamtfluß, Sub
stratlösungsfluß und Entgasungsgrad in weiten Grenzen
variiert werden. In einem Beispiel wurde für einen
hohen Entgasungsgrad eine Empfindlichkeit von 4 . 106
lmol-1 min-1 für die optische Absorption gemessen, für
den Entgasungsgrad Null dagegen nur 4 . 103 lmol-1min-1.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist grundsätzlich für
alle Enzyme geeignet, die bei der Reaktion ihr opti
sches Absorptionsspektrum ändern und eine Empfindlichkeits
steigerung durch Regulierung der Zufuhr des Cosubstrats
(in diesem Fall Sauerstoff) ermöglichen.
Bei den Oxidasen kommt neben der Regulierung der Sauer
stoffkonzentration auch die Möglichkeit in Betracht,
anstelle von (oder zusätzlich zu) Sauerstoff andere
Elektronenakzeptoren bzw. Protonendonatoren zu verwen
den, wie z. B. Tetracyanochinondimethan, 7-Dimethylami
no-1,2-benzophenoxazin, 2,3-Dichlor-5,6-dicyan-benzo
chinon.
Grundsätzlich wird der Zwischenzustand des Enzyms durch
Kontrolle der Konzentration des Elektronen-Protonen/-
akzeptors/-donators bzw. des Wasserstoffdonators/-
akzeptors in seiner Lebensdauer verlängert, wodurch er
optisch sichtbar wird.
Für die Regelung der Lebensdauer des Zwischenzustandes
des Enzyms bzw. der Rückreaktion des Enzyms aus dem
Zwischenzustand kann anstelle von Überträgersubstanzen
die Elektronenübertragung (Elektronentransfer) vom
Enzym zu einer Elektrode oder umgekehrt verwendet wer
den. Die Elektronenübertragung kann entweder durch
direkten Kontakt zwischen Enzym und Elektrode ermög
licht oder durch eine leitfähige Matrix direkt oder
durch Mediatormoleküle vermittelt werden. Die leit
fähige Matrix kann zum Beispiel durch ein leitfähiges
Polymer gebildet werden. In einer besonderen Ausfüh
rungsform sind die Enzymmoleküle in ein leitfähiges Gel
eingebettet, das mit der Elektrode in Kontakt steht.
Besonders geeignet sind Flavoenzyme, die Flavinaden
indinucleotid oder Flavinmononucleotid als prosthe
tische Gruppe enthalten. Dazu gehören z. B. Oxidasen,
Dehydrogenasen, Hydroxylasen, Metalloflavoenzyme.
Anwendungen für solche Sensoren gibt es in der Biotech
nologie, Lebensmitteltechnik, im Umweltschutz und im
klinischen Bereich.
Das Prinzip der Ausnützung der optischen Absorptions
änderung des Enzyms bei der enzymatischen Reaktion kann
im Fall des gewählten Beispiels genauer definiert wer
den als eine Änderung des am Enzym gebundenen Koenzyms
oder Kofaktors. Hierbei kann man im gewählten Beispiel
als das eigentliche Enzym das Protein ansehen, das die
aktive Stelle für die katalytische Funktion besitzt,
und das als ans Enzym gebundene Koenzym (Kofaktor) das
Flavinadenindinukleotid, wobei die Absorptionsänderung
in der Flavingruppe, bzw. im Isolloxazin-Ringgerüst,
ihren Ursprung hat.
Wesentlich ist jedoch, daß zur Messung eine Absorptionsän
derung des Enzyms oder des Enzym-Koenzym(Kofaktor)-
Komplexes (z. B. durch eine Charge-Transfer-Bande zwi
schen Enzym und Koenzym) oder eine Absor
ptionsänderung des (bzw. bei der Bildung oder Auflösung
des) Enzym-Substrat-Komplexes oder des Enzym-Produkt-
Komplexes auftreten muß.
Claims (12)
1. Verfahren zur selektiven Bestimmung der Konzentration
gelöster Substanzen, die bei enzymatischen Reaktionen als
Substrate verwendet werden oder als Produkte
gebildet werden, durch Messung der bei der enzymatischen
Reaktion auftretenden Änderung des optischen Absorptions
verhaltens des Enzyms oder des am Enzym gebundenen
Koenzyms oder des Enzym-Koenzym-Komplexes oder des Enzym-
Substrat-Komplexes oder des Enzym-Produkt-Komplexes,
dadurch gekennzeichnet, daß die Meßempfindlichkeit durch
Regelung der Konzentraton bzw. der Zufuhr eines
Elektronen- oder Protonendonators oder -akzeptors auf
einen bestimmten Bereich eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Änderung des Absorp
tionsverhaltens gemessen wird, die sich durch einen
reduzierten oder oxidierten bzw. protonierten oder
deprotonierten Zwischenzustand des Enzyms oder des am
Enzym gebundenen Koenzyms (Kofaktors) ergibt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Meßempfindlichkeit durch
Elektronentransfer von einer Elektrode zum Enzym oder
umgekehrt auf einen bestimmten Wert eingestellt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß der Elektronentransfer zwi
schen Enzym und Elektrode durch ein leitfähiges Polymer
und insbesondere durch ein leitfähiges Gel vermittelt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die zu bestimmende Konzen
tration des Substrats und/oder des Produkts zwischen
0,1 µmol/l und 100 mmol/l liegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Enzym ein Flavo-Enzym ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß das Enzym eine Oxidase ist,
und daß die Konzentration des gelösten Sauerstoffs
gesteuert oder geregelt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Oxidase eine Glukose
oxidase ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Bestimmung der Änderung
des optischen Absorptionsverhaltens Absorptionsbanden
im sichtbaren Spektralbereich gemessen werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Bestimmung der Änderung
des optischen Absorptionsverhaltens Absorptionsbanden
im infraroten Spektralbereich gemessen werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Bestimmung der Änderung
des optischen Absorptionsverhaltens Absorptionsbanden
im ultravioletten Spektralbereich gemessen werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß eine je nach Bedarf ein
stellbare Mischung aus zu messender Lösung und defi
nierter Pufferlösung an einem enzymhaltigen, optisch
durchsichtigen Teil vorbeigeführt wird, in den die zu
messende Substanz eindiffundieren kann.
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Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE4118880A1 (de) | 1992-12-17 |
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