DE4024549A1 - Verfahren zur herstellung von spritzgussteilen - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von Spritzgußteilen, bei dem sich im Inneren des aus
einer plastischen Kunststoffschmelze entstehenden
Spritzgußteils ein oder mehrere Hohlräume bilden.
Beim Spritzgießen muß die eingespritzte Kunststoff
schmelze abgekühlt werden, damit das Material erstarrt
bzw. in der erstarrten Form verbleibt und die beab
sichtigte Formkontur am Artikel wiedergibt.
Herkömmlich wird die Wärme durch die an der Schmelze
anliegende temperierte Werkzeugwand abgeführt. Ein
gut temperiertes Spritzgußwerkzeug ist für die quali
tät des Artikels und die Quantität des Ausstoßes von
entscheidender Bedeutung.
Als Sonderverfahren des Spritzgießens hat sich seit
einigen Jahren das sogenannte Gasinnendruckverfahren
sehr verbreitet. Die Herstellung von Spritzgußteilen
mit dem Gasinnendruckverfahren ist ein Prozeß, bei
dem im ersten Schritt zunächst nur Schmelze in eine
Kavität gespritzt wird. Nach dieser konventionellen
Spritzstufe wird in einem zweiten Schritt Druckgas
derart in die noch plastische Kunststoffschmelze einge
bracht, daß diese weiter in die Form strömt, die Kavität
restlos ausfüllt und unter dem Gasdruck erstarrt.
Dabei bilden sich im Inneren des entstehenden Spritz
gußteils ein oder mehrere Hohlräume. Zu den physika
lischen Hintergründen dieses Verfahrens sei beispiels
weise auf Helmut Kraft, Christoph Jaroschek, Druck
ohne Verlust, in: Kunststoff-Journal 11 (1989), Seiten
14-18 hingewiesen. Verschiedene Ausführungsformen
des Gasinnendruckverfahrens sind beispielsweise in
der DE 21 06 546 A1, der US-PS 41 01 617, der GB-PS
22 02 181 A oder der EP 01 27 961 A2 beschrieben.
Bei diesem Gasinnendruckverfahren entstehen nun im
Inneren des Spritzgußteiles Hohlräume, die nicht in
Kontakt mit irgendeiner Werkzeugwand stehen. Demzufolge
kann die Wärme der Kunststoffschmelze nur mangelhaft
abgeführt werden. Die Folge ist eine unwirtschaftlich
lange Kühlzeit sowie durch unterschiedliche Schwindungs
verhältnisse auftretende Spannungen und Maßungenauig
keiten, die die Teilequalität mindern.
Aufgabe der Erfindung ist es demgegenüber, ein gattungs
gemäßes Verfahren vorzuschlagen, bei dem eine kürzere
Kühlzeit möglich wird.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß in einem Ver
fahrensschritt im wesentlichen nach dem Abschluß des
Formbildungsprozesses die Hohlräume mit einem kühlen
Medium gespült werden.
Die Hohlräume in den Spritzgußteilen sind nach dem
Abschluß des eigentlichen Gasinnendruckverfahrens
mit dem noch heißen Druckgas gefüllt. Dieses wird
nun erfindungsgemäß durch ein kühles Medium ersetzt,
das durch den Hohlraum bewegt wird, so die Wärme von
den ihn umgebenden Teilen der Kunststoffschmelze auf
nimmt und abführt.
Als kühles Medium wird dabei bevorzugt ein Gas einge
setzt. Prinzipiell wäre auch an eine kühle Flüssigkeit
zu denken, Gas ist jedoch wesentlich wirtschaftlicher,
einfacher zuzuführen und leichter zu recyceln. Besonders
kostengünstig ist dabei Kohlendioxyd, das auch in
verhältnismäßig niedrigen Temperaturen zu wirtschaft
lich vertretbaren Preisen zur Verfügung steht.
Damit die Hohlräume während der Kühlzeit nicht ein
fallen, wird bevorzugt während des Spülvorganges ein
Druck im kühlen Medium aufgebaut. Dieser Druck ver
bessert zusätzlich die Anlage der Außenhaut des Spritz
gußteils an die Werkzeugwand und trägt somit zusätz
lich zur besseren Wärmeabfuhr auch auf der Außenseite
des Spritzgußteils bei.
Bevorzugt wird nach Abschluß des Formbildungsprozesses
des Spritzgußteils, also nach dem eigentlichen Gas
innendruckverfahren, der oder die Hohlräume geöffnet.
Das kühle Medium tritt dann an einer Einlaßöffnung
ein und durch eine Auslaßöffnung aus, so daß die Hohl
räume durchflutet werden und die Wärme der Kunststoff
schmelze abgeführt wird. Die Öffnung kann, wie auch
bevorzugt, an mindestens zwei Stellen erfolgen, um
die Ein- und Auslaßöffnung zu bilden. Denkbar wäre
es auch, die zur Zuführung der Kunststoffschmelze
eingesetzte Gasinnendrucknadel auch als eine dieser
beiden Öffnungen einzusetzen, wodurch jedoch ein Um
schaltmechanismus erforderlich wird, während bei zwei
zusätzlichen Öffnungen nur ein Schließen der Kunststoff
schmelzenzufuhr erforderlich ist.
Es wird bevorzugt ein Kreislauf gebildet, wobei das
kühle Medium mit Druck beaufschlagt durch die Einlaß
öffnungen eintritt.
Für die Öffnung der Hohlräume zur Bildung der Ein
und/oder der Auslaßöffnung wird bevorzugt ein mit
dem Medium beaufschlagbarer Zylinder mit paßgenau
eingesetztem Kern mit eingeschliffenen Nuten beim
Spritzvorgang mit umspritzt und anschließend nach
dem Abschluß des Formbildungsprozesses der Kern vorge
schoben, so daß er das Kunststoffmaterial durchbricht
und durch die Nuten das Medium ein- bzw. ausströmt.
Ein Druckaufbau kann dabei durch ein an der Auslaß
stelle nachgeschaltetes Ventil erfolgen. Mit den dar
gestellten Maßnahmen kann besonders einfach und mit
dem Mindestmaß an Beeinträchtigung des entstehenden
Spritzgußteils die beabsichtigte Spülung der Hohl
räume erfolgen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere im
Zusammenhang mit dem o. g. Gasinnendruckverfahren ein
setztbar. Vom Prinzip her würde es sich jedoch auch
für andere Verfahren zur Herstellung von Spritzguß
teilen, bei denen Hohlräume entstehen, eignen.
Im folgenden wird anhand der Zeichnungen ein Ausführungs
beispiel der Erfindung näher beschrieben. Die Figur
zeigt eine Prinzipdarstellung von mehreren Phasen
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Dargestellt sind vier Phasen des Verfahrens. Zu erkennen
ist jeweils ein aus zwei Teilen 11 und 12 bestehendes
Werkzeug 10, wobei sich das eine Teil oberhalb und
das andere unterhalb einer senkrecht zur Zeichenebene
stehenden Fläche befinden. Zwischen diesen beiden
Teilen 11 und 12 befindet sich ein Raum 13, der die
Form des herzustellenden Spritzgußteiles besitzt.
Der Raum 13 wird von einer Werkzeugwand 14 umgeben,
die zugleich die Oberfläche der beiden Teile 11 und
12 bildet. Im dargestellten Beispiel ist die Form
des Raumes 13 im Schnitt rechteckig; sie kann in der
Praxis eine beliebige Form besitzen, beispielsweise
die eines Kunststoffgriffes, eines Armaturenbrettes
für Kraftfahrzeuge usw.
In der Darstellung sind durch das Teil 11 des Werkzeuges
10 drei Kanäle geführt. Der erste dieser Kanäle betrifft
die eigentliche Gasinnendrucknadel 21, durch die Stick
stoff in den Raum 13 eingeblasen wird, in den zuvor
über eine andere nicht dargestellte Zufuhreinrichtung
die Kunststoffschmelze zugeführt wurde. Dabei kann
je nach bevorzugter Variante des Gasinnendruckver
fahrens diese andere Zufuhr unmittelbar neben der
Gasinnendrucknadel 21 oder auch beabstandet davon
erfolgen.
Die links und rechts dargestellten Zufuhrkanäle 22
und 23 sind zu diesem Zeitpunkt geschlossen und lassen
Material weder zu- noch abströmen. Beide enden in
einer zylinderförmigen Ausnehmung der Werkzeugwand
14, die durch einen paßgenau eingesetzten Kern abge
schlossen wird (nicht dargestellt).
Die Phase 1 zeigt den Moment, wo sich bereits die
Kunststoffschmelze im äußeren Bereich des für das
entstehende Spritzgußteil vorgesehenen Raumes 13 benach
bart zur Werkzeugwand 14 verteilt hat, so daß sich
im Inneren ein durch den vom Stickstoff aufgebauten
Gasinnendruck geformter Hohlraum 15 gebildet hat.
Die Kunststoffschmelze ist in diesem Moment noch sehr
heiß, hat aber bereits eine Form angenommen. Der Form
bildungsprozeß ist im wesentlichen abgeschlossen.
Die Kunststoffschmelze ist jedoch noch leicht ver
formbar, sie "steht in der Form". Würde man jetzt
das bereits entstandene Spritzgußteil entformen, würde
es sich voraussichtlich noch verziehen, schon auf
grund des nach wie vor in seinem Inneren vorhandenen
Temperaturgradienten. Während an der Wandung das Teil
bereits "steht", ist es im Inneren noch recht labil,
so daß sich auch Einfallstellen bilden können.
Die Gasinnendrucknadel 21 wird nun wieder freigegeben
zur Druckentlastung in dem Hohlraum 15 und läßt den
dort enthaltenen ebenfalls sehr heißen Stickstoff
entweichen.
Diese Phase, als zweites dargestellt, geht unmittelbar
über in die dritte Fhase, bei der die in den Zylindern
enthaltenen Kerne in den Zuführungskanälen 22 und
23 vorgeschoben werden und auf diese Weise die unmittel
bar vor ihnen angeordneten Wände durchbrechen, die
von der plastischen Kunststoffschmelze aufgebaut worden
sind. Dies ist eine verhältnismäßig kleinräumige Ver
letzung des hergestellten Spritzgußteiles, bei der
berücksichtigt werden muß, daß es sich um ein drei
dimensionales Objekt handelt und ohnehin eine Anstich
stelle zum Einspritzen der Kunststoffschmelze vorhanden
sein muß. Üblicherweise ist es kein Problem. diese
Stellen in einem Bereich des Spritzgußteiles anzu
ordnen, das nach der Herstellung nicht sichtbar oder
unwesentlich ist.
Durch den Zufuhrkanal 22 wird nun gasförmiges kühles
Medium zugeführt. In dem Kern (nicht dargestellt)
sind Nuten vorgesehen, durch die dieses Kühlmedium
nun zwischen der Zylinderwandung und dem Kern hindurch
in den angestochenen Hohlraum 15 eindringen kann.
Es bildet sich also eine Einlaßöffnung 24 für das
Medium zum Hohlraum 15.
Im Bereich des anderen Kanals 23 ist eine vergleichbare
Anordnung vorgesehen, die eine Auslaßöffnung 25 entstehen
läßt, durch welche ein in dem Hohlraum 15 enthaltenes
Medium ausströmen und abgeführt werden kann.
Das über den Zufuhrkanal 22 durch die Einlaßöffnung
24 einströmende gasförmige kühle Medium strömt also
gleichmäßig durch den Hohlraum 15 und durchflutet
ihn. Dabei nimmt es die Wärme von der Kunststoffschmelze
auf, die den Hohlraum 15 umgibt. Danach strömt es
durch die Auslaßöffnung 25 über den Kanal 23 wieder
ab. Es wird also eine Einlaßöffnung und eine Auslaß
öffnung von diesen beiden Kanälen gebildet. Durch
entsprechende Ventile in den Kanälen 22 bzw. 23 kann
dafür gesorgt werden, daß in dem Hohlraum 15 ein gewis
ser Druck aufrechterhalten wird, der verhindert, daß
die Spritzgußteile noch einfallen und zugleich dafür
sorgt, daß diese besonders gegen die umgebende Werk
zeugwand 14 gepreßt werden, so daß auch hier ein beson
ders guter Wärmeübergang stattfindet.
Nach einer vorgegebenen Zeit, die abhängig von der
Größe und der Form des Hohlraumes und des Spritzgußteiles
ist, ist eine genügende Wärmeabführung erfolgt, und
die Einlaß- und Auslaßöffnungen 24 und 25 können wieder
geschlossen werden. Zu diesem Zweck werden die Kerne
wieder in die Zylinder zurückgefahren. Anschließend
kann das Teil entformt und dem Werkzeug 10 entnommen
werden.
Claims (8)
1. Verfahren zur Herstellung von Spritzgußteilen,
bei dem sich im Inneren des aus einer plastischen
Kunststoffschmelze entstehenden Spritzgußteils
ein oder mehrere Hohlräume bilden, dadurch gekenn
zeichnet, daß in einem Verfahrensschritt im wesent
lichen nach dem Abschluß des Formbildungsprozesses
die Hohlräume (15) mit einem kühlen Medium gespült
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als kühles Medium ein Gas eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß während des Spülvorgangs ein Druck
im kühlen Medium aufgebaut wird.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Abschluß des
Formbildungsprozesses die Hohlräume (15) geöffnet
werden und das kühle Medium an einer Einlaßöffung
(24) ein- und durch eine Auslaßöffnung (25) austritt,
so daß die Hohlräume durchflutet werden und die
Wärme der Kunststoffschmelze abgeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Ein- und/oder die Auslaßöffnung (24, 25)
dadurch gebildet wird, daß ein mit dem kühlen Medium
beaufschlagbarer Zylinder mit einem paßgenau ein
gesetzten Kern mit eingeschliffenen Nuten beim
Spritzvorgang mit umspritzt wird und anschließend
nach dem Erstarren der Kunststoffschmelze der Kern
vorgeschoben wird und das Kunststoffmaterial durch
bricht, so daß durch die Nuten das Medium in die
Hohlräume (15) ein- bzw. ausströmt.
6. Vorrichtung zur Herstellung von Spritzgußteilen ins
besondere nach dem Gasinnendruckverfahren, dadurch
gekennzeichnet, daß in der Werkzeugwand (14) ein Zy
linder mit einem paßgenau eingesetzten Kern vorgesehen
ist, daß der Kern eingeschliffene Nuten aufweist und
relativ zu dem Zylinder beweglich ist derart, daß
er in den für das Spritzgußteil vorgesehenen Raum
(13) vorgeschoben werden kann, und daß eine Zufuhr
(22) für ein kühles Medium vorgesehen ist, das durch
die Nuten in das Innere von Hohlräumen (15) einströmen
kann, die sich in dem Spritzgußteil bilden.
7. Vorrichtung zur Herstellung von Spritzgußteilen ins
besondere nach dem Gasinnendruckverfahren, dadurch
gekennzeichnet, daß in der Werkzeugwand (14) ein Zylinder
mit einem paßgenau eingesetzten Kern vorgesehen ist,
daß der Kern eingeschliffene Nuten aufweist und relativ
zu dem Zylinder beweglich ist derart, daß er in den
für das Spritzgußteil vorgesehenen Raum (13) vorge
schoben werden kann, und daß eine Abführung (Kanal
23) für ein Medium vorgesehen ist, das durch die Nuten
aus dem Inneren von Hohlräumen (15) ausströmen kann,
die sich in dem Spritzgußteil bilden.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 und 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Zylinder sowohl für die Zufuhr als
auch für die Abführung des Mediums vorgesehen sind.
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