DE4021627A1 - Verfahren zur herstellung von poroesen, keramischen formkoerpern und zugehoeriger formkoerper-rohling - Google Patents
Verfahren zur herstellung von poroesen, keramischen formkoerpern und zugehoeriger formkoerper-rohlingInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Her
stellung von porösen, keramischen Formkörpern, insbe
sondere von Ziegelprodukten, gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1, sowie auf einen Formkörper-Formling
als Zwischenprodukt des erfindungsgemäßen Verfah
rens. Die Erfindung ist insbesondere auf ein Verfahren
zur Herstellung von Ziegelprodukten gerichtet, die im
Tunnelofen-Brennverfahren hergestellt werden.
Bei derartigen Verfahren wird aus einer plastischen
Formkörper-Rohmasse ein Formling gebildet, der zunächst
- im Falle der Herstellung von Ziegelprodukten - ge
trocknet bzw. - im Falle der Herstellung von anderen
keramischen Formkörpern - durch Austreiben von Binde-
und/oder Plastifizierungsmittel einem Brennprozeß un
terzogen wird. Bereits bei der Trocknung bzw. bei einer
Vorsinterung des Formlings sind eine Reihe von verfah
renstechnischen Maßnahmen zu ergreifen, um zunächst die
Formgebung des Formlings zu vereinfachen, wobei hier in
erster Linie auf eine ausreichende Plastifizierbarkeit
der Formmasse Wert gelegt wird. Zum anderen ist das
Schwindungsverhalten so zu kontrollieren, daß Risse im
Formkörper vor dem Brennprozeß wirksam ausgeschlossen
sind. Letzteres erreicht man insbesondere bei der Zie
gelproduktion durch Beimengung von sogenannten Mage
rungsmitteln, durch die das Ausmaß der Schwindung des
Tons steuerbar ist.
Bei der Herstellung von keramischen Bauteilen, insbe
sondere von Ziegelprodukten, die eine gezielte, ver
hältnismäßig hohe Rest-Porosität aufweisen sollen, ver
wendet man als derartige Magerungsmittel Füllstoffe
verschiedenster Konsistenz, die die Eigenschaft haben,
beim Brennprozeß mehr oder weniger große Poren im Form
körper zu hinterlassen. Dies ist insbesondere bei der
Herstellung von Ziegeln erwünscht, die sich durch eine
verbesserte Wärmedämmung auszeichnen.
So ist es beispielsweise bekannt, der Formmasse Kügel
chen aus geschäumtem Polystyrol beizumengen, um eine
magernde Wirkung zu erzielen. Im Brennprozeß wird das
Polystyrol zersetzt und hinterläßt im Formkörper Poren
in einer Größe, die im wesentlichen dem Durchmesser der
beigemengten Polystyrol-Kügelchen entspricht. Abgesehen
davon, daß hierdurch die Herstellung der Ziegel verteu
ert wird, da ein weiterer Primär-Ausgangsstoff erfor
derlich ist, hat sich gezeigt, daß die Menge des beige
mengten Füllstoffs je nach dem Brennprofil mehr oder
weniger stark verändert werden mußte, um die Emission
von Schwelgasen in den Griff zu bekommen.
Untersuchungen haben gezeigt, daß die Emission von der
artigen Schwelgasen, bei denen es sich vorwiegend um
organische Kohlenstoffverbindungen handelt, die durch
Pyrolyse aus den Porosierungsmitteln und auch aus na
türlichen Begleitstoffen des Ziegeltons entweichen, von
verschiedenen Faktoren, wie z. B. der örtlichen bzw.
momentanen Sauerstoffkonzentration, dem Temperaturge
fälle zwischen Umgebungsluft und Formling sowie der Mo
mentantemperatur im Entstehungszeitpunkt des Pyroly
segases, d. h. von der jeweiligen Prozeßführung des
Brennens abhängt. In diesem Zusammenhang ist es be
kannt, in der Aufheizzone eines Tunnelofens eine nach
beiden Seiten abgeschirmte sogenannte Schwelkammer an
zuorden, die ein eigenes Beheizungssystem aufweist.
Derartige Maßnahmen sind jedoch teuer und schränken die
Verwendung des Tunnelofens erheblich ein. Darüber hin
aus erfordert diese Maßnahme einen zusätzlichen Ener
gieaufwand, was der Wirtschaftlichkeit des Herstel
lungsverfahrens abträglich ist.
Als Ersatz für das verhältnismäßig teuere Porosierungs
mittel in Form von geschäumten Polystyrol-Kügelchen
wurde auch bereits vorgeschlagen, der Rohmasse Kunst
stoffabfälle in gehäckselter Form beizumengen. Hierbei
handelt es sich um unsortiertes Kunststoffmaterial ver
schiedenster Zusammensetzung, was dazu führt, daß die
Schadstoffemission sehr schwer zu kontrollieren ist.
Insbesondere bei Verwendung von chlorhaltigen Kunst
stoffen ergibt sich das Problem der Entstehung von so
genannten Dioxinen, so daß ein derartiges Verfahren aus
umweltspolitischen Gesichtspunkten nicht mehr vertret
bar ist.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zur Herstellung von porösen, keramischen
Formkörpern, insbesondere von Ziegelprodukten, der ein
gangs beschriebenen Art bereitzustellen, das sich bei
geringem Kostenaufwand durch ein erhöhtes Maß an Um
weltverträglichkeit auszeichnet. Eine weitere Aufgabe
der Erfindung besteht darin, einen Formling zu schaf
fen, mit dem dieses Verfahren bei einfachem Aufbau des
Tunnelofens durchführbar ist.
Diese Aufgabe wird hinsichtlich des Verfahrens durch
die Verfahrensschritte des Patentanspruchs 1 gelöst.
Der Formling ist durch die Merkmale des Patentanspruchs
7 gekennzeichnet.
Durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen wird in vorteil
hafter Weise die sich im Tunnelofen ergebende Heißluft-
Gegenströmung für ein kontrolliertes Abführen der
Schwelgase herangezogen. Die aus dem Bereich der Brenn
lanzen im Zentrum des Tunnelofens kommenden heißen Gase
nehmen selbst die in großen Mengen aus den Formkörpern
austretenden Pyrolysegase in Richtung auf den Abzug
mit. Diese Pyrolysegase verbrennen dementsprechend
nicht unkontrolliert, d. h. in verschiedenen Tempera
turzonen des Tunnelofens, sondern können als Energie
träger im heißesten Bereich des Tunnelofens genutzt
werden. Diese Maßnahme führt nicht nur zu einer gerin
gen Schadstoffemission, sondern sie hat zugleich den
besonderen Vorteil, daß im Ausmaß des freigesetzten Py
rolysegases wertvolle Primärenergie für die Brennlanzen
im Tunnelofen eingespart werden kann. Es hat sich ge
zeigt, daß es auf diese Weise nicht mehr erforderlich
ist, in dem Bereich, in dem die Pyrolysegasentwicklung
am stärksten ist, eine gesonderte Energiezufuhr bereit
zustellen. Das erfindungsgemäße Verfahren richtet sich
dementsprechend nicht in erster Linie auf die Beseiti
gung der Pyrolysegase, sondern auf deren sinnvollen
Einsatz zur Energieeinsparung.
Durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen ist es möglich,
die Menge des aus der erfindungsgemäßen Gruppe ausge
wählten Füllstoffs erheblich anzuheben, ohne dadurch
die Grenzwerte von Schadstoffen in der Abluft zu über
schreiten. Es hat sich gezeigt, daß die entstehenden
Pyrolysegase selbst dann, wenn sie in erheblich größe
ren Mengen als bislang bekannt anfallen, derart rück
standsfrei verbrannt werden können, daß sich in der Ab
luft beispielsweise die Kohlenstoffkonzentration in ei
nem Bereich unter 20 mg/nm3 bewegt.
Ein besonders vorteilhaftes und insbesondere hinsicht
lich der Entstehung von Schadstoffen unproblematisches
Material für den Füllstoff ist zerkleinerter Polysty
rol-Abfall, der durch Shreddern von Einweg-Eßgeschirr
und -Verpackungen samt enthaltener Lebensmittelreste
gewonnen wird. Einweg-Eßgeschirr besteht im wesentli
chen aus gespritztem Polystyrol, wohingegen die Lebens
mittel-Verpackungen regelmäßig aus geschäumter Polysty
rol-Folie hergestellt werden, die im Tiefziehverfahren
eine Formgebung erfährt. Derartige Abfälle fallen in
erheblichen Mengen im Gaststättengewerbe, aber auch im
Kantinenbereich der Unternehmen an und stellten bislang
eine erhebliche Umweltbelastung dar. Es hat sich ge
zeigt, daß sich diese an sich heterogene Abfallmischung
insbesondere in Verbindung mit den Lebensmittelresten
vorteilhaft auf das Verfahren zur Herstellung der Form
linge auswirkt, wobei nicht nur eine verminderte Bela
stung der Strangpreßmaschinen, sondern auch eine ver
besserte Plastifizierbarkeit der Rohmasse festgestellt
wurde.
Auch beim Trocknungsprozeß der mit derartigen Füllstof
fen versetzten Ziegelmassen wirkt sich die Füllstoff-
Mischung gemäß Patentanspruch 2 positiv aus, wobei sich
gezeigt hat, daß selbst dann, wenn der Füllstoff-Anteil
bis zu 25 Vol.-% des Formkörpers einnimmt, unkontrol
lierte Schwindungsrisse wirksam vermieden werden. Die
Lebensmittelreste in der Füllstoffmischung bilden einen
weiteren zusätzlichen Energieträger, was sich in Ver
bindung mit den freigesetzten Pyrolysegasen vorteilhaft
auf die Energiebilanz des Brennverfahrens auswirkt. Da
bei konnte ferner überraschenderweise festgestellt wer
den, daß die Lebensmittelreste insbesondere dann, wenn
der Füllstoff in zerkleinerter, d. h. gehäckselter oder
geshredderter Form in Bunkern zwischengelagert wird,
durch ihre Eigenkonsistenz stabilisiert bzw. konser
viert werden. Dies ist darauf zurückzuführen, daß sich
regelmäßig in derartigen Abfällen Essigbestandteile
finden, wie er beim Anrichten von Salat oder derglei
chen verwendet wird. Beim Shreddern der Abfälle ergibt
sich eine mehr oder weniger vollständige Benetzung der
Füllstoff-Bestandteile mit diesem, als Konservierungs
mittel dienenden Stoff, so daß selbst nach längerer
Zwischenlagerung Geruchsbelästigungen nicht zu befürch
ten sind.
Vorzugsweise wird der Füllstoff mit einer Teilchengröße
bzw. mit einem Teilchendurchmesser im Bereich zwischen
0.5 und 1.5 mm der keramischen Rohmasse beigemengt.
Selbst bei einem Anteil an Lebensmittelresten im Füll
stoff im Bereich bis zu 10 Vol.-% des Gesamt-Füllstoff
volumens ergeben sich keinerlei Probleme bei der Pro
zeßführung. Andererseits hat das erfindungsgemäße Ver
fahren den großen Vorteil, daß Umkonstruktionen im Tun
nelofen nicht erforderlich sind und daß ein verhältnis
mäßig großes Spektrum des Brennverlaufs realisierbar
ist. So hat sich gezeigt, daß die Verweildauer der
Formkörper im Hochtemperaturbereich nach wie vor stark
schwanken kann, weil erfindungsgemäß unter Ausnützung
der Gegenströmung der heißen Gase die ausgetriebenen
Pyrolysegase an der kalten Stelle des Ofens abgezogen
und in dieser Form einer kontrollierten Verbrennung un
ter Energiefreisetzung unterzogen werden.
Die Erfindung wird nachstehend anhand schematischer
Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen schematischen Längsschnitt
durch einen Tunnelofen zur Herstel
lung von keramischen Bauteilen, ins
besondere von Ziegeln;
Fig. 2 eine perspektivische Ansicht eines
Ziegelstein-Formlings; und
Fig. 3 in vergrößertem Maßstab einen Teil
schnitt durch den Ziegelsteinrohling
gemäß Fig. 2.
In Fig. 1 ist mit dem Bezugszeichen 2 schematisch ein
Tunnelofen bezeichnet, der von den zu brennenden Bau
teilen, wie z. B. Ziegel-Rohlingen von links nach
rechts durchfahren wird. Dies ist durch die Pfeile R
gekennzeichnet. Das Temperaturprofil ist im oberen Be
reich der Fig. 1 dargestellt und man erkennt, daß der
eigentliche Brennprozeß im Zentrum des Tunnelofens, bei
der Herstellung von Ziegeln beispielsweise im Tempera
turbereich von etwa 1100°C stattfindet. Zu diesem Zweck
befinden sich im Zentrum sogenannte Brennlanzen 4, die
in der Regel mit brennbarem Gas versorgt werden. Die
Verweildauer im eigentlichen Brennbereich des Tunnel
ofens variiert in Abhängigkeit von der Art der herzu
stellenden Ziegel im Bereich zwischen 2 und 8 Stunden.
Mit den Pfeilen L ist die Luftströmung angedeutet, die
zur Aufrechterhaltung des Brennprozesses sowie zur Wär
meübertragung auf die Ziegel-Rohlinge erforderlich ist.
Man erkennt aus der Darstellung, daß die Luftströmung L
der Bewegungsrichtung R des Tunnelofen-Besatzes entge
gengerichtet ist.
Dem in den Tunnelofen einfahrenden Besatz, d. h. den
Ziegel-Rohlingen kommt somit in der Aufwärmzone des
Ofens eine Heißluftströmung entgegen, wodurch durch
Konvektion ein Aufheizen der Rohlinge erfolgt. Mit
Schraffur ist in Fig. 1 ein Bereich angedeutet, in dem
überwiegend Pyrolysegase, d. h. Schwelgase durch Zer
setzung von Füllstoffen entstehen, die zur Erzeugung
einer gewünschten Restporosität und zur Bereitstellung
einer magernden Wirkung der Ziegel-Rohmasse beigemengt
werden.
Diese aus den Ziegeln in mehr oder weniger großen Men
gen entweichenden Pyrolysegase werden an einer kalten
Stelle des Tunnelofens 2, d. h. im Bereich des Ein
tritts 6 abgezogen. Die Pyrolysegase erwärmen sich
dementsprechend bedingt durch die Gegenströmung nach
dem Austritt aus den Formkörpern nicht mehr und können
somit zur kontrollierten Nachverbrennung unter bestmög
licher Energieausnutzung dem Hochtemperaturbereich BH
zugeführt und dort unter Freisetzung von Energie oxi
diert werden. Die Rückführung in den Hochtemperatur
bereich kann beispielsweise über eine Leitung 8 gesche
hen, die an einer Stelle 10 in die Primärenergie-
Versorgungsleitung 12 der Brennlanzen 4 mündet. Der Ka
min des Tunnelofens kann an verschiedenen Stellen ange
ordnet sein, so beispielsweise auch im Bereich der
Hochtemperaturzone, wobei in diesem Fall der Einsatz
eines Wärmetauschers von Vorteil ist.
Zur Herstellung von porösen Ziegeln, die sich durch
eine verbesserte Wärmedämmwirkung auszeichnen, wird der
Ziegel-Rohmasse ein Füllstoff beigemengt, der aus der
Gruppe der Materialien ausgewählt wird, die sich beim
Durchlaufen des Tunnelofens unter erheblicher Volumen
verringerung zersetzen. Zur Erzielung einer größtmögli
chen Substitution von Primär-Heizenergie durch kontrol
liert geführtes Pyrolysegas wird der Füllstoff aus der
Gruppe der Materialien ausgewählt, die in der Niedrig
temperaturzone BN des Tunnelofens Pyrolysegas freiset
zen. Hierunter fallen in erster Linie Kunststoffmate
rialien, d. h. Kohlenwasserstoffverbindungen, deren
Zersetzungstemperatur erheblich unter der Brenntempera
tur liegt. Für die Freisetzung des Pyrolysegases ver
bleibt dementsprechend ein verhältnismäßig langer Zeit
raum, in dem die Umgebungstemperatur im Ofen ausrei
chend niedrig ist, um die Oxidation der abgezogenen Py
rolysegase im Hochtemperaturbereich unter Energiefrei
setzung kontrolliert aufrechtzuerhalten. Es hat sich
gezeigt, daß es durch die erfindungsgemäße Auswahl der
Füllstoff-Materialien nicht erforderlich ist, besondere
Schleusen in den Tunnelofen einzugliedern bzw. am Ent
stehungsort der Pyrolysegase zusätzliche Brennelemente
vorzusehen. Anstelle der bisher praktizierten Beseiti
gung der Pyrolysegase am Ort ihrer Entstehung tritt er
findungsgemäß deren Verwertung an der Stelle des Tun
nelofens, an der unter gleichzeitiger Einsparung von
Energie die wirksamste Abgasreinigung erfolgen kann.
Eine besonders vorteilhafte Zusammensetzung des Füll
stoff-Materials wird nachstehend anhand der Fig. 2
und 3 näher erläutert. Fig. 2 stellt schematisch einen
Ziegel-Rohling bzw. -Formling dar, wie er beispiels
weise im Strangpreßverfahren hergestellt ist. Fig. 3
zeigt im vergrößerten Maßstab einen Teilschnitt durch
den Ziegelstein-Rohling 14, der zur Herstellung eines
Wärmedämm-Ziegels, d. h. eines Ziegels mit erhöhter Po
rosität, verwendet wird. Man erkennt, daß die eigentli
che Rohmasse 16, die überwiegend aus Ton bzw. Lehm mit
den Bestandteilen Kaolin, Bentonit und/oder Glimmer be
steht, mit Füllstoffen verschiedener Konsistenz ver
setzt ist. Die den Füllstoff bildenden Materialien ha
ben drei Haupt-Komponenten:
Mit 18 sind im wesentlichen kugelförmige Körper aus ge
schäumtem Polystyrol bzw. geschäumter Polystyrolfolie
bezeichnet. Das Bezugszeichen 20 kennzeichnet ebenfalls
im wesentlichen kugelförmig gestaltete Körper aus ge
spritztem Polystyrol, d. h. Polystyrol mit höherer
Dichte. Mit 22 schließlich sind Bestandteile bezeich
net, die von zerkleinerten Lebensmittel- bzw. Essensre
sten herrühren. Diese Komponenten 18 bis 22 werden da
durch gewonnen, daß der Gesamt-Polystyrol-Abfall im
Gaststätten- bzw. Kantinenbereich samt darin enthalte
ner Essensreste derart zerkleinert bzw. geshreddert
wird, daß Partikel mit Abmessungen D20 bzw. D18 im Be
reich zwischen 0.5 und 1.5 mm entstehen. Bezüglich der
aus den Essensresten herrührenden Bestandteile weicht
die Form der in der Rohmasse enthaltenen Partikel häu
fig auch von der Kugelform ab, so daß in diesem Bereich
plättchenförmige Füllkörper mit der Länge L22 und der
Breite B22 entstehen. Alle drei Komponenten dieser
Füllstoff-Mischung die an sich heterogen ist, haben
gemeinsam, daß sie in einem vergleichbaren
Temperaturbereich Pyrolysegas freisetzen, das aufgrund
fehlender Chlorverbindungen im Kunststoff ohne Gefahr
von Dioxin-Bildung im Hochtemperaturbereich des Tunnel
ofens oxidiert werden kann, zumal die höchsten Tempera
turen beim Brennprozeß von Ziegeln regelmäßig unterhalb
von 1100°C liegen. Die heterogene Abfallmischung, die
bislang mit erheblichen Kosten entsorgt werden mußte,
verhält sich demgemäß im Hinblick auf das erfindungsge
mäße Verfahren zur Verwertung der Pyrolysegase überra
schend homogen, wobei hinzu kommt, daß sich die Mi
schung positiv auf die Plastifizierbarkeit der Rohmasse
auswirkt. Die durch den Füllstoff hervorgerufene ma
gernde Wirkung führt gleichzeitig dazu, daß die
Extrusionseinrichtungen weniger beansprucht werden, was
der Wirtschaftlichkeit des Verfahrens weiter zugute
kommt.
Dabei hat sich herausgestellt, daß die in den Lebens
mittelresten regelmäßig vorhandenen flüssigen Komponen
ten einen positiven Einfluß auf die Plastifizierbarkeit
der Rohmasse haben. Weil darüber hinaus in den Essens
resten regelmäßig ein gewisser Prozentsatz von Essig
säure vorhanden ist, der beispielsweise von Salatresten
herrührt, ergibt sich insbesondere nach dem Zerkleinern
des Gesamt-Einwegabfalls eine automatische Kon
servierung bzw. Stabilisierung der Essensreste, so daß
Geruchsbelästigungen selbst bei längerer Zwischenlage
rung der zerkleinerten Abfälle ausgeschlossen werden
können.
Beim Brennprozeß zersetzen sich die in Fig. 3 darge
stellten Partikel, so daß im fertigen Ziegel Fehlstel
len bzw. Poren mit den Abmessungen D20, D18 bzw. L22
und B22 entstehen, d. h. Poren unterschiedlicher Geome
trie und unterschiedlicher Orientierung, was sich vor
teilhaft auf die Tragfähigkeit des Ziegels auswirkt.
Die Erfindung schafft somit ein Verfahren zur Herstel
lung von porösen, keramischen Formkörpern, insbesondere
von Ziegelprodukten, die im Tunnelofen einem Brennpro
zeß unterzogen werden, wobei die Transportrichtung des
Tunnelofen-Besatzes der Luftströmung im Tunnelofen ent
gegengesetzt ist und der Hochtemperaturbereich im we
sentlichen im Zentrum des Tunnelofens vorliegt. Zur Er
zielung einer vorbestimmten Restporosität des Formkör
pers wird der Rohmasse ein Füllstoff beigemengt, der
sich beim Brennen unter Ausbildung von Hohlräumen bzw.
Poren zersetzt. Der Füllstoff wird zumindest zu einem
wesentlichen Bestandteil aus der Gruppe der Materialien
ausgewählt, die beim Durchlaufen der Niedrigtemperatur
zone des Tunnelofens unter ausschließlicher Einwirkung
der dem Besatz entgegenströmenden Heißluft Pyrolysegas
freisetzen. Dieses Pyrolysegas wird durch die Heißluft
strömung mitgenommen und zur kontrollierten Oxidation
im Hochtemperaturbereich des Tunnelofens, d. h. zur
Substitution von Primär-Energie herangezogen. Es er
folgt auf diese Weise nicht nur eine kontrollierte Py
rolysegas-Führung im Brennprozeß, sondern darüber hin
aus eine spürbare Energieeinsparung. In besonders vor
teilhafter Weiterbildung wird der Füllstoff aus zer
kleinertem Polystyrol-Abfall von Einweg-Eßgeschirr und
-Verpackungen samt enthaltener Lebensmittelreste gewon
nen, wodurch die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens wei
ter angehoben wird.
Claims (11)
1. Verfahren zur Herstellung von porösen, kerami
schen Formkörpern, insbesondere von Ziegelprodukten, im
Tunnelofen-Brennverfahren, bei dem die Transportrich
tung des Besatzes der Luftströmung im Tunnelofen entge
gengesetzt und das Temperaturmaximum im Zentrum des
Tunnelofens herrscht, wobei einer keramischen Rohmasse
ein Füllstoff beigemengt wird, der aus einem sich beim
Brennprozeß zersetzenden Material besteht, dadurch ge
kennzeichnet, daß
der Füllstoff zumindest zu einem wesentlichen Be standteil aus der Gruppe der Materialien ausgewählt wird, die beim Durchlaufen der Niedrigtemperaturzone (BN) des Tunnelofens (2) Pyrolysegas freisetzen,
die Erwärmung des Besatzes ausschließlich durch die heiße Gegenluftströmung (LH) erfolgt, und
das von der Luftströmung mitgenommene Pyrolysegas überwiegend, vorzugsweise ausschließlich in der Hoch temperaturzone (BH) des Tunnelofens (2) unter Ener giefreisetzung oxidiert wird.
der Füllstoff zumindest zu einem wesentlichen Be standteil aus der Gruppe der Materialien ausgewählt wird, die beim Durchlaufen der Niedrigtemperaturzone (BN) des Tunnelofens (2) Pyrolysegas freisetzen,
die Erwärmung des Besatzes ausschließlich durch die heiße Gegenluftströmung (LH) erfolgt, und
das von der Luftströmung mitgenommene Pyrolysegas überwiegend, vorzugsweise ausschließlich in der Hoch temperaturzone (BH) des Tunnelofens (2) unter Ener giefreisetzung oxidiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß als Füllstoff zerkleinerter Polystyrol-Abfall
von Einweg-Eßgeschirr und -Verpackungen samt enthalte
ner Lebensmittelreste verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Füllstoffanteil bis zu 25 Vol.-%
des Formkörpers (14) einnimmt.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Füllstoff in gehäckselter Form
mit einem Teilchendurchmesser (D20, D18) im Bereich
zwischen 0.5 und 1.5 mm, vorzugsweise von 1 mm beige
mengt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, da
durch gekennzeichnet, daß der Füllstoff (18, 20, 22)
zur Zwischenlagerung mit einem Konservierungs- bzw.
Stabilisierungsmittel versetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß der Anteil an Lebensmittelre
sten im Füllstoff im Bereich zwischen 2 und 10 Vol.-%
des Gesamt-Füllstoffvolumens liegt.
7. Ziegelstein-Formling, insbesondere als Zwischen
produkt des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
6, gekennzeichnet durch einen Füllstoff, der zumindest
zu einem überwiegenden Bestandteil aus einem Material
besteht, das Temperaturen zwischen 200°C und 700°C un
ter Energiefreisetzung oxidierbares Pyrolysegas er
zeugt.
8. Ziegelstein-Formling nach Anspruch 7, dadurch
gekennzeichnet, daß der Füllstoff aus zerkleinertem Po
lystyrol-Abfall besteht, der durch Zerkleinerung von
Einweg-Eßgeschirr und -Verpackungen samt darin enthal
tener Lebensmittelreste gewonnen wird.
9. Ziegelstein-Formling nach Anspruch 7 oder 8, da
durch gekennzeichnet, daß der Füllstoffanteil bis zu
25 Vol.-% des Formkörpers (14) einnimmt.
10. Ziegelstein-Formling nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, daß der Füllstoff in gehäcksel
ter Form mit einem Teilchendurchmesser im Bereich zwi
schen 0.5 und 1.5 mm, vorzugsweise von etwa 1 mm vor
liegt.
11. Ziegelstein-Formling nach einem der Ansprüche 7
bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Füllstoff etwa
2 bis 10 Vol.-% Lebensmittelreste enthält.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4021627A DE4021627A1 (de) | 1990-07-06 | 1990-07-06 | Verfahren zur herstellung von poroesen, keramischen formkoerpern und zugehoeriger formkoerper-rohling |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4021627A DE4021627A1 (de) | 1990-07-06 | 1990-07-06 | Verfahren zur herstellung von poroesen, keramischen formkoerpern und zugehoeriger formkoerper-rohling |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4021627A1 true DE4021627A1 (de) | 1992-01-09 |
Family
ID=6409824
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4021627A Withdrawn DE4021627A1 (de) | 1990-07-06 | 1990-07-06 | Verfahren zur herstellung von poroesen, keramischen formkoerpern und zugehoeriger formkoerper-rohling |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4021627A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2007017912A1 (en) * | 2005-08-05 | 2007-02-15 | Cover Colofificio Ceramico S.R.L. | Microporous ceramic structural material |
-
1990
- 1990-07-06 DE DE4021627A patent/DE4021627A1/de not_active Withdrawn
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2007017912A1 (en) * | 2005-08-05 | 2007-02-15 | Cover Colofificio Ceramico S.R.L. | Microporous ceramic structural material |
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