DE3934646A1 - Verfahren und vorrichtung zur leistungs- bzw. pulsenergiesteuerung bei der lasermaterialbearbeitung organischer materialien - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur leistungs- bzw. pulsenergiesteuerung bei der lasermaterialbearbeitung organischer materialienInfo
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Description
Bei der Anwendung von kontinuierlicher oder lang gepulster Laserstrahlung auf organische
Substanzen entstehen je nach Dauer der Einwirkzeit verschiedene thermische Effekte in
Form einer Reaktionskaskade, die mit der Temperaturerhöhung in einem bestimmten
Volumen beginnen. Die Temperaturerhöhung und die Größe des aufgeheizten Volumens
hängen ab von der Absorption der eingestrahlten Laserwellenlänge durch die bestrahlte
Substanz, von der Wärmeleitung in der Substanz und von der Reaktion der bestrahlten
Substanz selbst, wie Phasenübergänge, Schmelzen oder Verdampfen, Austrocknen oder
Verbrennen.
Bei Anwendung von Laserstrahlung im Bereich von 100 bis 20 000 nm und der Bestrahlung
von biologischem Gewebe folgen mit zunehmender Intensität oder Bestrahlungsdauer
folgende Reaktionen aufeinander:
Aufwärmen, Gewebeverschweißen, Koagulieren, Austrocknen, partielle Verbrennung
(Karbonisation, Pyrolyse) und Verdampfen. Die letzten beiden Reaktionen treten beim
Laserschneiden auf, wobei das Ziel in einer kontrollierten Verdampfung ohne partieller
Zersetzung oder Verbrennung liegt und die Bildung von Pyrolyseprodukten unerwünscht ist.
Laserbestrahlung zum Zwecke des Laserschneidens wird heute in der Materialbearbeitung
und der Medizin vielfältig bei unterschiedlichen Substanzen eingesetzt. Ziel ist die Steuerung
der Laserleistung oder Laserpulsenergie und Wiederholrate derart, daß auch kleinste
Strukturen ohne thermische Schädigung der anliegenden Bereiche mit sauberen
Schnitträndern ohne Anhaften von Pyrolyseprodukten geschnitten werden können.
Insbesondere beim Laserschneiden unterschiedlicher biologischer Gewebe fördert das
Vermeiden von thermischen Schädigungszonen und von Karbonisationsrändern längs des
Schnittkanals entscheidend den Heilungsprozeß. Die grundsätzliche Bestimmung der
Prozeßparameter und ihres Variationsbereichs für eine bestimmte Laserwellenlänge und
verschiedene Gewebearten erfolgt in umfangreichen experimentellen und tierexperimentellen
Untersuchungen.
In der praktischen Anwendung wird basierend auf diesen Ergebnissen die
Laserleistung oder Bestrahlungsstärke nach dem visuellen Eindruck beim Schneiden manuell
variiert und die entstandenen Karbonisationszonen notfalls anschließend entfernt.
Beim Prozeß des Koagulierens von biologischem Gewebe, d. h. der Bestrahlung ohne
Schneiden, ist ein Verfahren zur Steuerung der Bestrahlungsstärke bekannt, das auf der
Autofluoreszenz des biologischen Gewebes beruht. In der DE 38 13 918 A1, bzw. der
DE 33 19 203 C2, ist eine Vorrichtung zur Laserbehandlung von Gewebe beschrieben, bei der
ein Sensor die von dem bestrahlten Gewebe ausgehende Fluoreszenzstrahlung erfaßt und in
Verbindung mit einer Spektralanalyseeinheit eine Identifizierung des Gewebes und
Bestimmung der notwendigen Bestrahlungsstärke ermöglicht. Diese Fluoreszenzstrahlung
tritt bei Bestrahlungsstärken auf, die kleiner als die für das Laserschneiden notwendigen
Intensitäten sind.
Überraschenderweise hat es sich gezeigt, daß mit zunehmender Bestrahlungsstärke die
Fluoreszenzintensität zuerst abnimmt und beim Einsetzen der Karbonisation mit einer
pyrolysebedingten Leuchterscheinung stark ansteigt. Dieser Anstieg beginnt, wenn das
Wasser im Gewebe vollständig verdampft ist. Bei weiterer Bestrahlung kommt es zur Pyrolyse
oder Karbonisation, die sich durch eine schlagartige Schwarzfärbung der bestrahlten Stelle
und ein Aufleuchten des karbonisierten Gewebes in der Laserstrahlung bemerkbar macht.
Mit dem Auftreten der ersten verkohlten Partikel setzen einzelne weiße Lichtblitze ein, die
rasch in ein weißes Aufleuchten übergehen, daß bei Beobachtung der Intensität einen
dramatischen Signalanstieg hervorruft.
Bei einer Anordnung nach Abb. 1 wird Laserstrahlung (1) im Wellenlängenbereich von 100-
20 000 nm über ein Umlenkspiegel (2) im Freistrahl auf das zu schneidende Gewebe (3)
gerichtet. Üblicherweise, aber nicht notwendigerweise, wird die Laserstrahlung mit einer
Sammellinse (4) auf das Gewebe fokussiert. Der Umlenkspiegel (2) kann alternativ ebenfalls
zur Fokussierung benutzt werden. Abb. 1a zeigt eine Anordnung mit einem
Spiegelgelenkarm, die mit den Varianten Sammellinse (4) oder fokussierender Spiegel (2a)
kombiniert werden kann.
Die entstehende Fluoreszenzstrahlung und das Pyrolyseleuchten werden bei dieser
Anordnung rückwärts durch die Fokussierlinse erfaßt und an geeigneter Stelle aus dem
Primärstrahlengang ausgekoppelt. Alternativ erfolgt dies durch einen teildurchlässigen
Spiegel (2b) anstelle des Umlenkspiegels (2) - siehe Abb. 1b - oder durch einen zusätzlichen
teildurchlässigen Umlenkspiegel (5) in Abb. 1c. Die Strahlung wird einem Sensor (6)
zugeführt, der in einer einfachen Ausführung aus einer Sammellinse (7) und einem
Photodetektor (8) und wahlweise dazwischen angeordnet einem Spektralapparat (9) besteht.
Beim Spiegelgelenkarm oder der Anordnung von Abb. 2 mit einem Lichtwellenleiter wird die
Auskopplung vorzugsweise am proximalen Ende erfolgen.
Abb. 2 zeigt eine Anordnung mit einem Lichtwellenleiter (10), in den die Laserstrahlung mit
einer Linse (11) eingekoppelt wird. Die Laserstrahlung wird mit der Faser direkt (bare fiber)
oder mit einer Kontaktspitze (12) - siehe Abb. 2a- auf das Gewebe appliziert.
Für die Detektion des Pyrolyseleuchtens wird die entstehende Strahlung rückwärts durch die
Faser erfaßt und zwischen Laser und Einkoppellinse (11) mit einem teildurchlässigen Spiegel
(5) wieder ausgekoppelt und einem Sensor (6) entsprechend Abb. 1 zugeführt. Diese
Anordnung ist sowohl für das Freihand-Laserschneiden als auch für eine Benutzung in einer
endoskopischen Anwendung und in Weiterführung des Erfindungsgedankens auch zum
Kontaktschneiden mit Lichtleitfasern und Saphirspitzen geeignet.
Abb. 3 zeigt eine Modifikation der Anordnung nach Fig. 2 derart, daß am distalen
Faserende eine Fokussierlinse (13), beispielsweise in einem Fokussierhandstück (14)
angeordnet ist. Insoweit die Fasern zur Übertragung der Laserwellenlänge für die
Karbonisationsstrahlung nicht transparent sind, kann wie in Abb. 4 dargestellt, parallel zum
Primärstrahlengang eine Detektionsfaser (15) zur Erfassung der Karbonisationsstrahlung
angeordnet werden. Diese Strahlung wird wieder einem Sensor (6) zugeführt.
Bevorzugte Ausführungsbeispiele verwenden einen Argon-Ionen- oder Nd : YAG-Laser als
Bestrahlungslaser, bei dem die Lichtleitfaser sowohl zum Transport der Primärstrahlung als
auch zur Detektion des Karbonisationsleuchtens benutzt werden kann.
Die aus dem Primärstrahlengang ausgekoppelte Karbonisationsstrahlung enthält als
wesentlichen Anteil Licht im sichtbaren Spektralbereich. Der Spektralapparat (9) im
Detektor (6) ist als Bandpaß ausgebildet, um das eigentliche, von den Pyrolyseprozessen des
Gewebes herrührenden Nutzsignal von Störstrahlungen, wie der Umgebungsbeleuchtung und
eventuell sichtbaren Primärlaserstrahlung oder Strahlung des Pilotlasers, abzutrennen.
Das Signal des Detektors (8) wird einer Signalverarbeitungseinheit (16) in Abb. 5 zugeführt,
die daraus nach verschiedenen, nachfolgend beschriebenen Algorithmen ein Steuersignal
ableitet. Dieses Steuersignal wird dazu benutzt, die Bestrahlungsstärke zu beeinflussen, indem
entweder die Laserleistung, das Taktverhältnis oder die Pulsenergie verändert werden. Die
Regelung der Laserleistung erfolgt beispielsweise über die Steuerung der Stromversorgung
des Lasers bzw. der Pumplichtquelle.
Die Steuerung der Laserleistung erfolgt beispielsweise derart, daß ein vorgebbarer Anteil
(Algorithmus 1) des Intensitätssignals im Sensor nicht überschritten wird (obere Grenze).
Darüber hinaus ist auch der Aufbau eines selbstkalibrierenden Systems möglich, indem das
bei Laserbestrahlung von Gewebe im sichtbaren Spektralbereich entstehende
Fluoreszenzsignal (17) zur Kalibrierung eines floatenden Nullpunktes (Bezugswert für die
untere Grenze) herangezogen wird (Abb. 6). Bei Laserstrahlung außerhalb des sichtbaren
Bereichs, wie z. B. beim Nd : YAG- oder CO2-Laser, kann eine zusätzliche Lichtquelle zur
Fluoreszenzanregung benutzt werden.
Überraschenderweise hat es sich gezeigt, daß bei Verwendung hinreichend schneller
Detektoren und bei schnell regelbaren Lasern die Fluoreszenzanregungslichtquelle auch bei
Laserstrahlung außerhalb des sichtbaren Bereichs entfallen kann, indem der Intensitätspeak
(18) (siehe Abb. 7) beim ersten Auftreten des pyrolytischen Leuchtens (19) zur Kalibrierung
der unteren und der oberen Schwellen benutzt wird. Ein vorgehbarer Anteil, beispielsweise
von einem Zehntel dieser Lichtintensität dient zur Festlegung der unteren Schneidegrenze
und das dreifache als obere Grenze (Algorithmus 2). In Weiterführung des
Erfindungsgedankens sind diese Faktoren zur Anpassung an unterschiedliche Gewebearten
und Strahlführungssysteme vom Anwender veränderbar.
In einer weiteren Ausführungsform wird auf die Detektion des ersten Intensitätspeaks der
Pyrolysestrahlung verzichtet und mitlaufend die zeitliche Veränderung der Intensität im
beispielsweise 1 ms-Abstand daraufhin überprüft, ob das Meßwerttripel I, II und III im
Abstand von 1, 3 und 5 ms Werte aufweist, die beispielhaft nach der Beziehung (III-I) <
2*(II-I) einen Intensitätsanstieg detektieren. Beim Erkennen des Pyrolyseleuchtens wird
dieser Wert als untere Grenze festgehalten und die obere Grenze aus den Werten zu diesem
Zeitpunkt aus der Beziehung 3*F*(I + III)/2 abgeleitet, wobei der Faktor F nach
Erfahrungswerten des Anwenders gewebebezogen und faserabhängig vorgegeben werden
kann. Fall 1 kennzeichnet den Intensitätsverlauf vor und Fall 2 beim Einsetzen des
Pyrolyseleuchtens.
Claims (12)
1. Verfahren und Vorrichtung zur Leistung- bzw. Pulsenergiesteuerung bei
Lasermaterialbearbeitung, insbesondere Laserschneiden organischer Substanzen mit
Laserwellenlängen im Spektralbereich von 100-20 000 nm,
dadurch gekennzeichnet, daß
die beim Pyrolyseprozeß entstehende Leuchterscheinung als Regelsignal genutzt wird.
2. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Strahlführungssystem für die Bestrahlung gleichzeitig zur Rückführung der beim
Pyrolyseprozeß entstehenden Strahlung benutzt wird.
3. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Laserstrahlung über einen Spiegelgelenkarm appliziert wird und dieselbe Optik das
Pyrolyseleuchten erfaßt, das am proximalen Ende mit einem teildurchlässigen Spiegel
ausgekoppelt und einem Sensor zugeführt wird.
4. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Laserstrahlung über einen Spiegelgelenkarm appliziert wird und dieselbe Optik das
Pyrolyseleuchten erfaßt, das am
ersten Umlenkspiegel, der für die Pyrolysestrahlung teildurchlässig ausgebildet ist,
ausgekoppelt und einem Sensor zugeführt wird.
5. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Laserstrahlung über eine Faser appliziert wird und diese Faser über dieselbe Optik
das Pyrolyseleuchten erfaßt, das am proximalen Ende mit einem teildurchlässigen
Spiegel ausgekoppelt und einem Sensor zugeführt wird.
6. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Pyrolysestrahlung nicht über dasselbe Strahlführungssystem geleitet werden kann,
weil die zur Übertragung der Laserwellenlänge verwendeten Fasern oder die
Beschichtungen der Spiegel im Gelenkarm im sichtbaren Spektralbereich nicht
einsetzbar sind und der Sensor im Handstück angeordnet wird.
7. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Pyrolysestrahlung nicht über dasselbe Strahlführungssystem geleitet werden kann,
weil die zur Übertragung der Laserwellenlänge verwendeten Faser oder die
Beschichtungen der Spiegel im Gelenkarm im sichtbaren Spektralbereich nicht
einsetzbar sind und parallel zu dieser Faser eine zweite Faser zur Detektion des
Pyrolyseleuchtens verwendet wird.
8. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2 oder 1 und 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Pyrolysestrahlung durch einen Spektralapparat von Störstrahlung getrennt und
durch einen Fotodetektor in ein elektrisches Signal gewandelt wird.
9. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 und 8 oder 1, 7 und 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Signal des Fotodetektors durch eine Signalverarbeitungseinheit nach verschiedenen
Algorithmen in ein Steuersignal zur Regelung der Laserleistung oder der Pulsenergie
verwandelt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1 und 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
in einem selbstkalibrierenden System für die Festlegung der unteren Grenze für den
Regelbereich die beobachtete Autofluoreszenzstrahlung als Nullinie dient.
11. Verfahren nach Anspruch 1 und 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
als Algorithmus für die Bewertung des Fotodetektorsignals die Bestimmung des ersten
Anstiegspeaks zur Festlegung der unteren Schwelle und die dreifache Intensität für die
obere Schwelle dient.
12. Verfahren nach Anspruch 1 und 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
als Algorithmus für die Bewertung des Fotodetektorsignals die laufende
Intensitätsmessung mit einem zeitlichen Raster in äquidistanten Abständen dient,
derart, daß bei Verknüpfung der Meßwerte I, II und III in Abb. 7 der Beginn der
Pyrolyse aus der Beziehung (III-I) < 2*(II-I) als die untere Grenze und der Wert
3*F*(I + III)/2 zum gleichen Zeitpunkt als obere Grenze dient. Der Faktor F
ermöglicht eine vorgebbare Modifikation in Abhängigkeit von Gewebe- und Faserart.
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ID=6391653
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