DE3933613A1 - Verfahren und vorrichtung zur erzeugung von laserinduzierten stosswellen - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur erzeugung von laserinduzierten stosswellenInfo
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Description
Die Übertragung extrem hoher Lichtintensitä
ten über Lichtleitsysteme, speziell Lichtleitfa
sern, ist von besonderem Interesse, um am
Ende dieser Lichtleitsysteme einen optischen
Durchbruch zu erzeugen, der seinerseits als
Quelle für sekundäre Stoßwellen wirkt, die
z. B. zur Erosion und Zerstörung von Mate
rialoberflächen, Membranen oder Konkre
menten genutzt werden können. Im medizi
nischen Anwendungsbereich werden derartig
erzeugte Stoßwellen zur Zertrümmerung von
Körperkonkrementen der Nieren, Blasen,
Gallen, Pankreas und Speichelsteinen einge
setzt.
Nach dem Stand der Technik ist es bekannt,
kurz gepulste Lasersysteme zur Erzeugung von
Stoßwellen zu benutzen. Dabei werden, insbe
sondere zur Erzeugung von Stoßwellen im
flüssigen Milieu, nach der Übertragung der
Lichtpulse durch Lichtwellenleiter (3) fokus
sierende Optiken (1) in Abb. 1 vorgesehen,
bzw. Materialien in den optischen Strahlen
gang eingebracht, die eine möglichst niedrige
Durchbruchschwelle haben, sei es in Form von
festen Oberflächen, wie beim sogenannten opt
toakustischen Wandler (2) in Abb. 2, oder in
Form von kleinen suspendierten Teilchen (4)
in der Flüssigkeit (Abb. 3). Im Fall der Sen
kung der Durchbruchschwelle durch zusätz
liche Materialien wird die Stoßwelle immer an
den Oberflächen dieser Materialien bzw. Teil
chen erzeugt und kann dann erst sekundär auf
die Zielstruktur wirken. Im Falle fokussieren
der Hilfsmaßnahmen, wie distale Optiken (1)
oder (5) in Abb. 4, kann im Prinzip auch die
Strahlung auf die zu zerstörende Zielstruktur
fokussiert und der Durchbruch direkt an der
Oberfläche erreicht werden. Allerdings ist es
schwierig, im Ausgang eines Lichtwellenleiters
durch optische Fokussierhilfen Fokusdurch
messer zu erreichen, die deutlich kleiner als
die Ausgangsapertur des Lichtwellenleiters
sind. Insbesondere dann, wenn die zusätzliche
Forderung besteht, daß der Durchmesser der
Fokussieroptik nicht deutlich über dem
Durchmesser des Lichtwellenleiters liegen
sollte, um eine hohe Flexibilität des Systems
zu erreichen. Es ist weiterhin bekannt, Hoch
intensitätslichtpulse auch direkt am Ausgang
der Faser durch Aufsetzen auf die Zielstruktur
zur Erzeugung von Stoßwellen zu benutzen.
Allerdings kann dann der optische Durchbruch
nur erreicht werden, wenn die Energiedichte
(J/cm2) hoch genug ist, d. h. die Fasern hinrei
chend dünn sind. Auf der anderen Seite ist
dann einkoppelseitig die Schwierigkeit vor
handen, hochenergetische Pulse in die Faser
einzukoppeln, weil dann sehr oft die Lei
stungsdichte im Fasereingang die Zerstör
schwelle überschreitet. Nach dem Stand der
Technik wird dieses Problem dadurch gelöst,
daß Laser mit besonders langen Pulslängen
benutzt werden, was zu einer Reduktion der
Pulsspitzenleistung bei Erhalt der Gesamt
energie führt. Auf der anderen Seite bringt
dies das Problem mit sich, daß am Faseraus
gang die Druckamplituden der Stoßwellen
front dadurch geringer ausfallen, da die Ener
gie erst über einen größeren Zeitraum aufge
baut wird und insoweit der Wirkungsgrad der
Stoßwellenzertrümmerung zurückgeht. Ein
weiterer Nachteil aller bestehender Systeme,
die die Stoßwelle nicht an oder in der Oberflä
che des Zielmaterials erzeugen, liegt darin,
daß der Wandlungsgrad von Laserenergie in
Stoßwellenenergie deutlich kleiner als 10% ist.
Erst bei Erzeugung der Stoßwelle direkt in der
Zielstruktur können Wandlungswirkungsgrade
von größer 60% erreicht werden.
Es soll daher ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Er
zeugung von laserinduzierten Stoßwellen be
schrieben werden, die in besonderer Weise
den Wandlungswirkungsgrad erhöhen.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß die
Zerstörschwellen von optischen Lichtleitsy
stemen sowohl an der Oberfläche als auch im
Volumen nicht nur eine integrale obere
Grenzleistungsdichte haben, sondern daß die
Zerstörschwelle sowohl wellenlängen- als auch
zeitabhängig ist. Daher wird erfindungsgemäß
die Energie zur Erzeugung des optischen
Durchbruches in Form von zwei oder mehr
aufeinanderfolgenden Pulsen durch den
Lichtwellenleiter übertragen, wobei der zeitli
che Versatz der Einsatzpunkte der Einzelpulse
durch die gewünschte Steilheit der Stoßwellen
front bestimmt ist.
Eine zusätzliche Steigerung der übertragbaren
Gesamtenergie ist dann gegeben, wenn bei
spielsweise der zweite Puls in einem anderen
Wellenlängenbereich, z. B. der ersten Harmo
nischen des ersten Pulses liegt. In einem be
vorzugten Ausführungsbeispiel wird daher die
Strahlung eines gepulsten simultanfrequenz
verdoppelten Nd:YAG-Lasers mit Güteschal
tung verwendet. Neben der Tatsache, daß
durch die Mehrpulsübertragung die Limitie
rung der Übertragbarkeit von hochenergeti
schen Laserpulsen durch Lichtleitsysteme zum
Teil aufgehoben werden kann, hat sich zusätz
lich gezeigt, daß sich bei Benutzung eines
kurzwelligen Führungspulses unter Aus
nutzung nichtlinearer optischer Effekte der
Brechungsindex der Zielstruktur ändert. Die
dadurch bedingte Erhöhung der Absorption
verbessert die Ankopplung nachfolgender
Pulse, da die Schwelle für den optischen
Durchbruch des oder der nachfolgenden Pulse
deutlich gesenkt wurde. Der erste Puls mit der
höheren Photonenenergie zündet an der Ziel
struktur ein Plasma, das als guter Absorber
mit den nachfolgenden Pulsen "gepumpt" wird.
Der dadurch erreichte größere Energieinhalt
des Plasmas führt wiederum zu einer Verbes
serung des Wirkungsgrades der Wandlung von
Laserenergie in Stoßwellenenergie.
In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel
wird dazu ein gütegeschalteter Nd:YAG-Laser
oder ein gütegeschalteter Alexandritlaser ver
wendet. Dabei wird die Stahlung des Lasers
durch einen dem eigentlichen Lasergenerator
nachgeschalteten Verdopplerkristall frequenz
verdoppelt und in einem nachgeschalteten op
tischen Strahlengang die Grundwelle (6) -
siehe Abb. 5 - und die frequenzverdoppelte
Welle (7) spektral aufgeteilt, wobei die
Grundwelle über eine optische Verzöge
rungsleitung (8) zeitlich gegenüber der fre
quenzverdoppelten Welle verzögert wird und
dann beide über einen wellenlängenselektiven
Strahlteiler (10) gemeinsam auf die Eingangs
apertur (9) des optischen Lichtwellenleiters
(14) fokussiert werden. Dabei hat es sich als
besonders günstig erwiesen, sowohl die Strah
lung der Grundwelle als auch der frequenz
verdoppelten zunächst durch eine Blende (11)
hindurchtreten zu lassen, die ihrerseits über
eine Abbildungslinse (13) auf die Eintrittsaper
tur des Lichtwellenleiters abgebildet wird
(Abb. 5). Dabei ist für die beiden Wellenlän
gen darauf zu achten, daß die Blenden an op
tisch konjugierten Punkten stehen, was insge
samt dazu führt, daß die Strahltaille (12) der
Laserstrahlung kurz vor der eigentlichen
Oberfläche des Lichtwellenleiters liegt und
durch die Abbildung der Blende eine Über
strahlung des optischen Kerns des Lichtwel
lenleiters vermieden wird. Insbesondere ergibt
sich ein Vorteil des Doppel- oder Mehrpuls
verfahrens mit unterschiedlichen Frequenzen,
z. B. den harmonischen und den jeweiligen
Grundemissionen, dadurch, daß durch die
nichtlineare optische Brechungsindexänderung
und partielle Absorptionserhöhung der Ziel
struktur die Durchbruchschwelle für den nach
folgenden Hauptpuls der Grundemission so
weit gesenkt werden kann, daß bei Benutzung
sogenannter nackter Fasern bereits die
Durchbruchschwelle an der Zielstruktur er
reicht wird und somit aufwendige optische Fo
kussiereinheiten oder optomechanische End
wandler entfallen können.
In Weiterführung des Erfindungsgedankens
zur Steigerung der über eine Faser übertrag
bare Pulsenergie und zur Senkung der Durch
bruchschwelle an der Zielstruktur kann an
stelle oder zusätzlich zur Einzelfaser ein Fa
serbündel in Abb. 6 verwendet werden, das bei
vergrößertem Gesamtquerschnitt und damit
erhöhter Energieübertragung die Flexibilität
des Lichtleitsystems erhält. Einen Querschnitt
durch eine Ausführungsform mit 15 Fasern
zeigt Abb. 7.
In einem besonderen Ausführungsbeispiel
eines Multifaserkatheters, das ein solches
Faserbündel enthält, kann die Technik des
Mehrfachpulses auf zwei verschiedene Arten
realisiert werden.
- 1. Es wird durch einen Teil der Fasern der frequenzvervielfachte Puls als Füh rungspuls übertragen. Zeitverzögert werden durch die restlichen Fasern die fundamentale Wellenlänge übertragen und somit die auf der Zielstruktur ver besserte Ankopplung zur Stoßwellener zeugung genutzt.
- 2. Bei einer zweiten Ausführungsform wird über jede Faser ein Doppel- oder Mehrfachpuls übertragen, womit die wellenlängenabhängige Erhöhung der Zerstörschwelle der Faser und damit die erhöhte Energie-Übertragungsmög lichkeit zusätzlich ausgenutzt wird.
Eine weitere Ausführungsform des Multifaser
katheters weist einen Zentralkanal auf
(Abb. 7), der für folgende Möglichkeiten zur Steige
rung des Wirkungsgrades bei der Stoßwellen
erzeugung benutzt wird:
- 1. eine zusätzliche Faser mit großem Durchmesser, um additiv große Einzel pulsenergien zu übertragen zur Unter stützung bei der Zertrümmerung von Körperkonkrementen, insbesondere bei sogenannten "Problemsteinen".
- 2. eine zusätzliche Faser, die bei einer vereinfachten Ausführungsform der Doppelpulsanwendung den Führungs puls zur Herabsetzung der Durchbruch schwelle überträgt, während die Fasern des Faserbündels den Einfachpuls zum Pumpen des Plasmas liefern.
- 3. ein Dorminakörbchen zum Fixieren eines Körperkonkrementes.
- 4. ein flexibles Endoskop zur visuellen Kontrolle des Prozesses.
- 5. Zugabe einer Flüssigkeit zum Herab setzen der Durchbruchschwelle.
- 6. Spülung oder Absaugung.
Die einzelnen Möglichkeiten können auch
kombiniert oder im Wechsel benutzt werden.
Claims (17)
1. Vorrichtung zur Übertragung extrem
hoher Lichtintensitäten über Lichtleit
systeme für die Erzeugung von
Stoßwellen zur Zertrümmerung von
Körperkonkrementen,
dadurch gekennzeichnet, daß
zwei oder nehr aufeinanderfolgende
Pulse über einen Lichtwellenleiter
übertragen werden, wobei der zeitliche
Versatz der Einzelpulse die Steilheit
der Stoßwellenfront bestimmt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
der zweite Puls in einem anderen Wel
lenlängenbereich liegt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
ein gütegeschalteter Nd:YAG- oder
Alexandritlaser verwendet wird, dessen
Strahlung frequenzverdoppelt, spektral
aufgeteilt und die Grundwelle über eine
optische Verzögerungsleitung geführt
wird.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Grundwelle und die frequenzver
doppelte Welle gemeinsam durch eine
Blende hindurchtreten und auf die Ein
trittsapertur eines Lichtwellenleiters
fokussiert werden.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine dünne Faser ohne distale Fokus
sierhilfsmittel benutzt wird und der op
tische Durchbruch durch den höherfre
quenten Führungspuls gezündet wird.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
durch die nachfolgenden Pulse die
Laserenergie zur Auslösung der
Stoßwellen in das entstandene Plasma
gepumpt wird.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
anstelle der Einzelfaser ein Faserbün
del verwendet wird.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
über einen Teil der Fasern der höher
frequente Führungspuls und über die
restlichen Fasern zeitverzögert die fun
damentale Wellenlänge übertragen
wird.
9. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
über jede Faser ein Doppel- oder
Mehrfachpuls übertragen wird.
10. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
die einzelnen Fasern - im einfachsten
Fall drei Fasern - des Multifaserkathe
ters sequentiell angesteuert werden
können.
11. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Multifaserkatheter einen Zentralka
nal aufweist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7 und
11,
dadurch gekennzeichnet, daß
im Zentralkanal eine zusätzliche dicke
Faser zur Applikation von großen Ein
zelpulsenergien verwendet wird.
13. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7 und
11,
dadurch gekennzeichnet, daß
in einer vereinfachten Ausführungsform
der Mehrfachpulsanwendung im Zen
tralkanal eine Faser den Führungspuls
appliziert und die Fasern des Katheters
die längerwellige Pulse übertragen.
14. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7 und
11,
dadurch gekennzeichnet, daß
im Zentralkanal ein Dormakörbchen
zur Fixierung eines Körperkonkrements
vorgeschoben werden kann.
15. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7 und
11,
dadurch gekennzeichnet, daß
im Zentralkanal ein flexibles Endoskop
zur Beobachtung des Prozesses vorge
schoben werden kann.
16. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7 und
11,
dadurch gekennzeichnet, daß
durch den Zentralkanal eine Flüssigkeit
zur Herabsetzung der Durchbruch
schwelle appliziert werden kann.
17. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7 und
11,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Zentralkanal zur Spülung oder Ab
saugung benutzt werden kann.
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