DE3812705A1 - Verfahren zur behandlung bzw. aufbereitung von ton oder tonigen massen, verfahren zum entsorgen von schadstoffen mittels ton oder tonigen massen, und deponieabdichtung bzw. -auskleidung mittels ton oder tonigen massen - Google Patents
Verfahren zur behandlung bzw. aufbereitung von ton oder tonigen massen, verfahren zum entsorgen von schadstoffen mittels ton oder tonigen massen, und deponieabdichtung bzw. -auskleidung mittels ton oder tonigen massenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln bzw.
Aufbereiten von Ton oder tonigen Massen für die Aufnahme von
zu entsorgenden Schadstoffen, ein Verfahren zum Entsorgen von
Schadstoffen mittels aufbereitetem Ton oder tonigen Massen
sowie eine Deponieabdichtung bzw. -auskleidung mit Hilfe von
nach den vorgenannten Verfahren hergestelltem Ton oder
tonigen Massen.
Tone oder tonige Massen sind Sammelbezeichnungen für wasser
haltige Aluminiumsilikate mit Schichtgitteraufbau, die durch
Verwitterung beispielsweise von Feldspat und Glimmer entstan
den sind. Die Korngröße der Tonteilchen ist kleiner als
0,002 mm; entsprechend beträgt die Gesamtoberfläche der
Tonteilchen von 1 m3 Ton mindestens etwa 1 500 000 m2. Die
Tonteilchen sind in der Regel negativ geladen. Das an den
Tonteilchen haftende Adhäsionswasser und Kapillarwasser
enthält positiv geladene Metallionen.
Werden das Kapillarwasser und das Adhäsionswasser ausgetrie
ben, kann die Oberfläche der Tonteilchen zur Aufnahme anderer
Stoffe verwendet werden. Während das Kapillarwasser und ein
Teil des Adhäsionswassers durch Wärme und/oder Druck, z.B. in
Trocknern oder Filterpressen, entfernt werden kann, wobei die
Temperatur bei einer entsprechenden Wärmebehandlung nicht zur
Umwandlung der Tonstruktur führen darf, muß für das verblie
bene Adhäsionswasser weitere Energie in der Größenordnung der
Adhäsionsenergie schonend aufgebracht und das Wasser abtrans
portiert werden. Je vollständiger das Adhäsionswasser aus dem
Ton entfernt wird, desto mehr Teilchenoberfläche wird
aktiviert.
Es ist bereits bekannt, Deponien u.a. mit Hilfe von Ton
schichten abzudichten. Wegen der hohen Kapillarität des Tones
(bis 300 m) besteht jedoch die Gefahr, daß je nach den
Umständen die Dichtungsschicht von Schadstoffen durchwandert
wird, die Deponieabdichtung somit nicht ausreichend ist und
dadurch u.U. unabsehbare Schäden im Grundwasser bzw. im
Erdreich unterhalb der Deponie auftreten können.
Aufgabe der Erfindung ist es, Ton und tonige Massen so zu
behandeln bzw. aufzubereiten, daß sie für die Abdichtung bzw.
Auskleidung erhöhter Sicherheit von Deponien geeignet sind
oder daß sie zur Bindung bzw. zum Einschluß von Schadstoffen
verwendet werden können, und daß dabei eine absolut dichte,
auslaugungsfreie Abdichtung bzw. Umkleidung entsteht.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des
Kennzeichens der Ansprüche 1 und 5 gelöst. Weitere Ausgestal
tungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
Mit nach der Erfindung aufbereitetem bzw. behandeltem
Aktivton können Schadstoffe in Gestein übergeführt und damit
für die Endlagerung in Deponien geringerer Sicherheitsstufe
aufbereitet und eingebracht werden bzw. Deponien mittels
Aktivton abgedichtet werden. Durch das möglichst weitgehende
Austreiben des Kapillarwassers und Adhäsionswassers ist die
Oberfläche der aktivierten Tonteilchen zur Aufnahme von
Schadstoffen und zur anschließenden Verfestigung zu Gestein,
zur Verfestigung von Ton als Dichtungsmittel sowie zur
Durchführung des künstlichen Diagenesevorganges, der später
in den natürlichen Diagenesevorgang übergeht, geeignet.
Nachstehend wird die Erfindung anhand von Beispielen zur
Herstellung von Aktivton und zur Einleitung der Diagenese von
Aktiv-Schadstoff-Gemengen und deren Endlagerung erläutert.
Mit dem Kapillarwasser müssen die im Ton enthaltenen Salze
und anderen löslichen Verunreinigungen entfernt werden, da
diese andernfalls einen Teil der zu aktivierenden Oberfläche
beanspruchen würden. Eine Austrocknung des Tones wäre bereits
aus diesem Grunde ungeeignet. In Filterpressen können bis zu
95% des Kapillarwassers entfernt werden. Die restlichen ca.
5% Kapillarwasser sowie das Adhäsionswasser verbleiben im
Tonmaterial.
Abhängig von dem mineralogischen Aufbau des Tones kann bei
Temperaturen von 100°-200°C das restliche (ca. 5%)
Kapillarwasser und ein Teil des Adhäsionswassers entfernt
werden. Die anteilig im Ton verbleibenden Salze und Verunrei
nigungen müssen entweder in Kauf genommen oder durch andere
Methoden beseitigt werden.
Um die Qualität des aufbereiteten Aktivtones weiter zu
verbessern - es sind je nach Tonqualität noch ca. 10-40%
Adhäsionswasser vorhanden, insbes. wenn Tonmengen großtech
nisch verarbeitet werden - muß diese Restmenge an Adhäsions
wasser durch elektrolytische Zersetzung, z.B. durch strom
führende, langsam laufende Walzwerke, weitgehend entfernt und
als Wasserstoff- und Sauerstoffgas ausgetrieben werden.
Nach dieser Behandlung liegt der aufbereitete Aktivton in
trockenen Bruchstücken vor. Diese Bruchstücke werden je nach
der Qualität des Aktivtons und der anzulagernden getrockneten
Stoffe im Verhältnis von 1:3 bis 3:1 in Mahlmischanlagen
zu Staub gemahlen und innig vermengt. Die dadurch erzielbare
Vermischung reicht für die Einleitung des Diagenesevorganges
aus.
Diagenese bzw. die Verfestigung oder Versteinerung lockerer
Sedimente zu festem Gestein tritt in der Natur durch Lang
zeiteinwirkung von Druck, Temperatur, chemischen Lösungs
mitteln und chemischen Abscheidungen usw. ein. Durch Zugabe
von Aktivton können Stäube technisch versteinert werden, da
Aktivton aufgrund der großen Oberfläche und der elektrischen
Ladung der Tonteilchen Ionen anlagern und soweit durch Druck
zu Gestein verfestigt werden kann, daß Wasser und andere
Lösungsmittel nicht mehr in die Masse eindringen können.
Das Staubgemenge kann mit Hochdruck-Brikettierpressen
verpreßt werden. Hierzu wird je nach der Konsistenz des
Staubes Anmach- und Reaktionswasser (bis zu einem Anteil von
einigen Prozent) beigemischt; diese Beimischung ist erforder
lich, um die unterschiedlichen Staubteilchen miteinander zu
verkleben, Adhäsionspunkte zwischen den Staubteilchen zu
erzeugen, die unterschiedlichen Ionen aneinander anzuordnen
und das Gemenge in einer Brikettierpresse verarbeiten zu
können. Dieses Anmachwasser muß jedoch anschließend wieder
entfernt oder gebunden werden.
Für den Versteinerungsvorgang ist das vorhandene Wasser
schädlich. Deshalb muß bei Zugabe von Wasser eine dem Wasser
entsprechende Menge Kristallbildner, z.B. Zement, beigegeben
werden, der nach der Hochdruckverpressung das Wasser bindet.
Dabei entsteht ein Stein mit hoher elektrostatischer,
Adhäsions- und Kristallgitterbindung. Zusätzlich kann hierbei
auch ein Temperungsvorgang vorgesehen werden.
Das Anmach- und Reaktionswasser kann auch durch Beigabe von
mit Wasser reagierenden Stoffen, z.B. Aluminiumstaub,
gebunden werden. Der durch Hochdruckverpressung entstandene
Stein hält durch elektrostatische und Adhäsionsbindung. Der
als Beispiel verwendete Aluminiumstaub reagiert mit dem
Wasser zu korrosionsbeständigem Aluminiumoxyd, das als
weiterer Schutzfaktor wirkt. Auch hierbei kann zusätzlich ein
Temperungsvorgang vorgenommen werden.
Durch Tempern der Aktivton-Schadstoffbriketts kann das
Anmach- und Reaktionswasser entfernt und der Ton teilweise
oder ganz zu Ziegel umgeformt werden. Die zulässigen Tempera
turen sind abhängig von den zu versteinernden Gemengen. Zum
Austreiben des Wassers genügt eine Temperatur von 100°C.
Diese Temperatur ist aufgrund des Ausgasungsverhaltens der zu
versteinernden Stäube nach oben begrenzt - z.B. begrenzt das
Vorhandensein von Quecksilber die Temperatur auf 250-300°C.
Ab etwa 200°C entsteht jedoch ein Gestein, das sich von
Wasser nicht mehr auflösen läßt.
Da Aktivton im Vergleich zu herkömmlichen Tonschichten hoher
Kapillarität eine wesentlich höhere Packungsdichte besitzt,
die durch das fehlende Adhäsionswasser bedingt ist, wird die
Kapillarität entscheidend verringert, die Restporen können
durch Beigabe von z.B. Zement und durch Kristallbildung
geschlossen werden.
Bei einer praktischen Ausführungsform der Erfindung werden 30
cm Aktivtonschicht und 30 cm Aktivton-Zementschicht als
Abdichtung bzw. Auskleidung einer Deponie verwendet, die sich
durch unterschiedliches Zeitverhalten ergänzen. Während die
Aktivtonschicht elastisch bleibt und erst durch den späteren
Druck des Deponiegutes erhärtet, wird dies bei einem Einsatz
einer Aktivton-Zementschicht bereits nach einigen Tagen
erreicht.
Die mit Hilfe von Aktivton hergestellten Schadstoffbriketts
können entweder mit Zement zu Beton (die Briketts können in
einer zur Betonherstellung geeigneten Korngrößenverteilung
hergestellt werden) verarbeitet und so in die Deponie gepumpt
werden, oder aber sie werden zusammen mit Aktivton in die
Deponie eingearbeitet. In beiden Fällen entsteht eine nicht
nur von der Deponieabdichtung her dichte, sondern eine in
sich dichte und auslaugungsfreie Deponiemasse.
Häufig treten Stäube mit hohem Anteil an wasserlöslichen
Salzen auf, insbes. bei der Kunststoffverarbeitung. Um zu
verhindern, daß die Oberfläche der Briketts von Wasser
angegriffen werden kann, wird vorgeschlagen, die Briketts mit
einem zusätzlichen wasserabweisenden Überzug zu versehen,
beispielsweise mit einem Erdölderivat, etwa Paraffin,
einzusprühen.
Claims (13)
1. Verfahren zur Behandlung bzw. Aufbereitung von Ton oder
tonigen Massen für die Aufnahme von zu entsorgenden
Schadstoffen, dadurch gekennzeichnet,
daß aus dem mit Wasser gemaugten Ton oder der tonigen
Masse Kapillarwasser und Adhäsionswasser entzogen und
dadurch die Oberfläche der Tonteilchen für die Aufnahme
von fein verteilten Schadstoffen aktiviert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Kapillarwasser und die Salze sowie andere lösliche
Verunreinigungen mit Hilfe von Filterpressen entfernt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das restliche Kapillarwasser und ein Teil des
Adhäsionswassers durch Erwärmen auf 100°-200°C
entfernt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
das restliche Adhäsionswasser durch elektrolytische
Zersetzung in Form von Wasserstoff- und Sauerstoffgas
entfernt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch
gekennzeichnet, daß der Aktivton und die Schadstoffe in
Mahlmischanlagen zu Staub gemahlen und innig vermengt
werden, und daß das Staubgemenge zu Gestein, vorzugsweise
in Brikettform, verpreßt bzw. verdichtet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch
gekennzeichnet, daß dem aufbereiteten Gemenge Anmach- und
Reaktionswasser beigemischt wird, daß ein dieses Wasser
bindender Kristallbildner beigemischt wird, und daß das
Gemenge anschließend verpreßt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch
gekennzeichnet, daß Anmach- und Reaktionswasser durch mit
Wasser reagierende Stoffe gebunden wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch
gekennzeichnet, daß das gepreßte Material getempert wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-8, dadurch
gekennzeichnet, daß bei Verwendung von Staub mit einem
hohen Anteil an durch Wasser löslichen Stoffen, insbes.
in Form von Salzen, das Aktivton-Staub-Gemenge mit einer
wasserabweisenden Schicht, insbes. einem Erdölderivat,
z.B. Paraffin, überzogen wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-9, dadurch
gekennzeichnet, daß die Briketts mit Zement zu Beton
verarbeitet und zur Auffüllung in Deponien eingebracht
werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Briketts mit reinem aufbereitetem
Aktivton in Deponien eingebracht werden.
12. Deponieabdichtung bzw. -auskleidung mittels Ton oder
tonigen Massen, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausklei
dungsmasse aus nach einem der vorausgehenden Ansprüche
hergestelltem Aktivton besteht.
13. Deponieabdichtung bzw. -auskleidung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß der Aktivton mit Zement und
Wasser zu Beton als Deponieauskleidung verarbeitet wird.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19883812705 DE3812705A1 (de) | 1988-04-02 | 1988-04-16 | Verfahren zur behandlung bzw. aufbereitung von ton oder tonigen massen, verfahren zum entsorgen von schadstoffen mittels ton oder tonigen massen, und deponieabdichtung bzw. -auskleidung mittels ton oder tonigen massen |
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Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE3811250 | 1988-04-02 | ||
DE19883812705 DE3812705A1 (de) | 1988-04-02 | 1988-04-16 | Verfahren zur behandlung bzw. aufbereitung von ton oder tonigen massen, verfahren zum entsorgen von schadstoffen mittels ton oder tonigen massen, und deponieabdichtung bzw. -auskleidung mittels ton oder tonigen massen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3812705A1 true DE3812705A1 (de) | 1989-10-26 |
Family
ID=25866658
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19883812705 Withdrawn DE3812705A1 (de) | 1988-04-02 | 1988-04-16 | Verfahren zur behandlung bzw. aufbereitung von ton oder tonigen massen, verfahren zum entsorgen von schadstoffen mittels ton oder tonigen massen, und deponieabdichtung bzw. -auskleidung mittels ton oder tonigen massen |
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